Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 102: Aufgewärmt ----------------------- 102) Aufgewärmt Sam starrte auf den kochenden Ozean vor sich. Was passierte hier? Ein Seebeben? „Dean!“, brüllte er immer wieder über das brodelnde Wasser. Tränen drängten sich in seine Augen. Hatte er seinen Bruder verloren? Sam schniefte und wischte sich die Nase am Ärmel ab. Und dann sah er etwas an der Wasseroberfläche treiben. Sofort lenkte er das Boot dahin. Das Etwas versank langsam wieder. Sam sprang hinterher. Er bekam ein Stück Stoff zu fassen und zerrte es mit sich an die Oberfläche. Mit einem Arm klammerte er sich am Bootsrand fest, mit der anderen Hand kämpfte er darum den bewusstlosen Körper aus dem Wasser und in das Boot zu bekommen. Es war Dean! Gott sei Dank! Mit letzter Kraft kletterte der jüngere Winchester hinterher. Sein Bruder atmete nicht und seine Haut war eiskalt. Doch ihn hier auf dem wackeligen Boden des Schlauchbootes wiederzubeleben würde nicht viel bringen. Sam ließ sich auf den Boden fallen und zog Dean an sich. Mit Höchstgeschwindigkeit jagte er zu dem Anleger zurück. „Ich habe hier einen Notfall! Ich brauche einen Arzt!“, brüllte er, kaum dass er in Hörweite war. Zwei Männer, die gerade ihr Boot klar machen wollten, sprangen auf den Landungssteg. Einer holte sein Handy hervor und wählte den Notruf, während der zweite Sam half, das Boot festzumachen. Dann zog er den noch immer leblosen Dean auf den Steg und half auch Sam aufs Trockene. Sofort kniete der sich neben seinen Bruder und versuchte dessen Atemwege frei zu bekommen. Dann begann er mit seinen Wiederbelebungsversuchen. Immer wieder zwang er Dean Luft in die Lungen und immer wieder presste er dessen Brustkorb zusammen. Es hätten Stunden vergangen sein können, oder Minuten, es war ihm egal. Er würde nicht aufgeben. Und dann ging ein Ruck durch Deans Körper. Der Blonde hustete und würgte und spukte Wasser. Sam half seinem Bruder sich auf die Seite zu drehen. Das Würgen wurde schlimmer. Halb über den Steg hängend spukte er wieder dieses grüne, schleimige Zeug aus, bis nur noch Magensäure kam. Vollkommen entkräftet und leicht zitternd sackte er in sich zusammen und wäre wohl wieder ins Wasser gefallen, wenn Sam ihn nicht gehalten hätte. In der Ferne hörten sie die Sirene eines Krankenwagens. Schnell kam sie näher und hielt schon bald vor dem Anleger. Sanitäter stürzten den Steg entlang und knieten sich neben die Brüder. „Was ist passiert?“, wollte einer der Helfer wissen. „Wir wollten Angeln. Meinem Bruder ist plötzlich schwindlig geworden. Er ist ins Wasser gestürzt und untergegangen. Ich musste nach ihm tauchen. Als ich ihn rausgeholt hatte, war er bewusstlos und musste wiederbelebt werden.“ Der Sanitäter nickte. „Der Patient ist bradykard und an der Grenze zu einer mittelgradigen Hypothermie“, sagte der zweite Sanitäter. Sam schaute etwas ratlos. „Stark unterkühlt und sein Herz schlägt sehr langsam“, erklärte der Sanitäter neben Sam. „Wie lange war er unter Wasser?“ „Ich ... Keine Ahnung. Es hat wohl eine Weile gedauert, bis ich ihn gefunden hatte“, schüttelte der Winchester bedauernd den Kopf. „Kein Problem. Dass er so ausgekühlt ist, hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet. Wir bringen ihn ins Krankenhaus.“ „Kann ich mitfahren?“ „Kommen sie“, sagte der Sanitäter. Sie hatten Dean in der Zwischenzeit auf die Trage gelegt und festgeschnallt und brachten ihn jetzt zum Krankenwagen. Der Mann, dem das Schlauchboot gehörte, hatte nichts von Sams „Diebstahl“ bemerkt. Er war hinter den Sanitätern zum Anleger gekommen und wunderte sich jetzt nur, dass soviel Wasser in seinem Boot war. Im Krankenhaus wurde der ältere Winchester noch einmal gründlich untersucht und dann in Wärmedecken gepackt und in ein Zimmer geschoben. „Darf ich zu ihm?“, fragte Sam Dr. Matthews, der ihn gerade über den Zustand seine Bruders aufgeklärt hatte. „Ja natürlich. Wir wärmen ihn jetzt mittels Infusion und erwärmter Atemluft wieder auf und wenn die Blutuntersuchung keine neuen Befunde ergibt, können sie ihn morgen wieder mit nach Hause nehmen.“ „Danke, Doktor“, verabschiedete sich Sam an der Tür zu Deans Zimmer und ging hinein. Er nahm sich einen Stuhl, stellte ihn neben das Bett, in dem sein Bruder lag, und setzte sich. Sofort griff er nach dessen Hand. Kalt und schlaff lag sie in seiner. „Ich hasse es, dich so zu sehen. Vor allem, weil ich immer irgendwie daran schuld bin. Wenn ich das Messer nicht weggeworfen hätte, dann hättest du den Deal nicht schließen müssen und wenn ich Dad damals erschossen hätte, dann wäre nichts von alldem passiert. Vielleicht könnten wir jetzt ein normales Leben führen“, sagte Sam leise. Eigentlich müsste sein Bruder jetzt etwas dagegen sagen, und irgendwie wartete er auch auf eine Reaktion, doch die konnte nicht kommen. Er selbst hatte dem Arzt gesagt, dass sein Bruder sich in Krankenhäusern mehr als nur unwohl fühlte und der hatte veranlasst, dass mit der erwärmten Kochsalzlösung auch ein Beruhigungsmittel in Deans Venen tropfte. Trotzdem schaffte es der Blonde kurz vor Mittag aufzuwachen. Sofort suchten seine Augen den Raum ab und fanden Sam. Dass er in einem Krankenhaus lag, hatte er zwar registriert, aber noch nicht wirklich verarbeitet. „So kalt“, nuschelte er in die Atemmaske. „Du warst ziemlich lange im Wasser und total unterkühlt, als ich dich rausgeholt habe. Was ist passiert?“ „Sie ist tot.“ In dem Moment ging die Tür auf und der Arzt kam, gefolgt von einer Schwester, in den Raum. „Oh schön, sie sind wach. Ihre Temperatur normalisiert sich auch langsam.“ Dean schaute den Mediziner nur fragend an. „Wie lange wird es noch dauern?“, wollte Sam wissen. „Zwei bis drei Stunden, dann dürfte ihnen wieder richtig warm sein“, erklärte er an Dean gewandt. „Allerdings hat unser Labor einige Ungereimtheiten in ihrem Blut gefunden.“ Er bedeutete der Schwester, erneut Blut abzunehmen. „Das heißt?“, wollte der jüngere Winchester wissen und machte ihr Platz. „Wir wissen es nicht. In seinem Blut sind ungewöhnliche Zellen festgestellt worden, die jedoch bei einer zweiten Untersuchung nicht mehr zu finden waren. Wir wollen das nochmals kontrollieren.“ Sam nickte überlegend. „Will raus!“, meldete sich Dean, trotz der Beruhigungsmittel in seinem Kreislauf recht bestimmt, kaum dass die Schwester einen Tupfer fest auf seine Armbeuge drückte. Der Arzt und Sam schauten sich überrascht an. Sie waren davon ausgegangen, dass der Patient wieder schlief. „Wenn wir in Ihrem Blut nichts mehr finden und Sie wieder eine normale Körpertemperatur haben, steht dem nichts im Weg. Allerdings sollten sie zur Überwachung noch bis morgen hier bleiben.“ „Ich will hier raus!“ „Gut. Der Tropf ist fast durchgelaufen, dann bekommt ihr Bruder auch keine Medikamente mehr. Wenn die Blutwerte okay sind, mache ich gleich seine Papiere fertig.“ „Danke, Doktor und tut mir leid. Ich dachte wirklich …“ „Schon okay. Ihr Bruder hat einen ziemlich starken Charakter.“ Sam nickte grinsend. Das war ziemlich freundlich ausgedrückt für ‚sturer Dickschädel‘. Er setzte sich wieder an Deans Seite und legte seine Hand auf Deans Arm. Der fühlte sich nicht mehr ganz so eisig an. Drei Stunden später ließ sich ein erschöpfter Dean auf den Beifahrersitz des Impala fallen. Sofort startete der Jüngere den Wagen und fuhr Richtung Motel. An einer Ampel musterte Sam seinen Bruder besorgt: „Du hättest doch noch über Nacht bleiben sollen.“ „Schlafen kann ich auch im Motel!“ „Versprichst du mir wenigstens, dass du wirklich schläfst und nicht wieder abhaust?“ „Wenn du mich so lieb bittest, Sammy!“ Sams Kopf ruckte zu seinem Bruder. Sammy hatte der ihn seit Monaten nicht mehr genannt. Und auch wenn ihm sein Spitzname noch immer nicht wirklich gefiel, so bedeutete er aus Deans Mund doch so etwas wie Normalität und Vertrauen. „Dean, du hast Sammy gesagt!“ „Ich weiß“, nuschelte der Blonde müde. „Ist jetzt wieder alles klar zwischen uns?“ „Deine Ablehnung tat weh und ich kann es auch heute noch nicht verstehen, aber ich versuche zu akzeptieren, dass du nicht gegen das, was der Trickster mit dir gemacht, hat ankommen konntest. Verdammt Sammy, du hast mir den Arsch gerettet, auch wenn ich das nicht gerne zugebe. Aber ohne dich wäre ich wohl mit ihr draufgegangen.“ „Gibst du also zu, dass du mich brauchst?“ „Werd bloß nicht übermütig!“, brummelte der Blonde und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. „Hast du Hunger?“, wollte Sam wissen. „Hmhm.“ „Und wie sieht es mit deinem Wasserverbrauch aus?“ „Ich glaube den Drang, die Wasserleitung leer trinken zu wollen, hab ich überwunden. Ich bin will nur noch eine heiße Dusche, was essen und dann schlafen.“ „Dann hol ich uns mal schnell was“, sagte der Jüngere und deutete auf das Diner gleich gegenüber. „Wir brauchen ein neues Bronzemesser“, sagte Dean unvermittelt beim Essen. „Nein, wir müssen es nur holen. Ich hab es neben der Notaufnahme in einen Busch geworfen. Du hattest es im Bund deiner Hose.“ Der Blonde fragte sich kurz, wie es dahin gekommen war, dann nickte er nur. „Sie hatte mich wieder“, fuhr er nach einer Weile fort. „Und wie konntest du sie trotzdem töten?“ „Sie hat etwas gesagt, das bei mir einen, sagen wir, wunden Punkt getroffen hat“, sagte der Ältere kryptisch und auf Sams fragenden Blick fügte er nicht weniger erklärend hinzu: „Es gibt da etwas, jemanden, den ich freiwillig nie alleine lassen würde.“ Dann erhob er sich und schlappte ins Bad.. „Gibt’s noch irgendetwas, das ich zu den Selbstmorden wissen müsste?“, rief Sam ihm hinterher. Er wollte sich noch weiter mit ihrem eigentlichen Fall beschäftigen. „Eddison Garcia war sowas wie das Gedächtnis des Hauses. Wir sollten uns mal bei ihm umschauen“, erklärte der Blonde und schlug die Tür hinter sich zu. Dean kam aus dem Bad, warf das Handtuch weg, mit dem er sich die Haare trocken gerubbelt hatte und ließ sich auf sein Bett fallen. „Was wird das?“, wollte Sam wissen, als er sah wie er schwerfällig nach seinem Hemd angelte. „Wir fahren zu Eds Haus?“ „Du gehst jetzt ins Bett und schläfst, und ich werde mal sehen, was ich aus den Personalakten der Mitarbeiter erfahren kann. Ich will mir besonders diese Alicia Smith mal anschauen.“ „Sie ist sauber!“ „Sie vielleicht, aber möglicherweise gab es jemanden in ihrer Umgebung, der sie gehasst hat und der es geschafft hat sie in den Selbstmord zu treiben und jetzt rächt sie sich. Oder jemand wollte sie für sich und hat sich aus unerwiderter Liebe getötet und …“ „Schon gut Sammy.“ „Du schläfst jetzt und danach schauen wir uns bei deinem Eddison um, wenn du das unbedingt willst.“ Dean schaffte es noch zu nicken, dann war er auch schon eingeschlafen. Sam deckte seinen Bruder zu und war froh, dass diese Episode ihres Lebens nur eine solche gewesen war und er seinen Bruder wieder hatte. Kurz nach Mitternacht wachte Dean auf. Er drehte sich auf die andere Seite und wollte Sam eigentlich nur ein bisschen zuschauen, bis er wieder einschlafen würde, aber sein Kleiner schien Zuspruch nötig zu haben. Frustriert rieb der sich die Augen. So ungern er es zugab, Alicia und ihr Umfeld waren sauber. „Welche Laus hat dir denn die Leber versalzen?“, wollte der Ältere wissen und setzte sich grinsend auf. „Das heißt Suppe, Dean, oder gelaufen.“ „Welche Laus ist denn in deiner Suppe rumgelaufen?“ Sam verdrehte die Augen: „So ungern ich es auch zugebe. Du hattest Recht!“ „Wie war das. Kannst du das noch mal wiederholen? Ich hab dich gerade so schlecht gehört!“ „Du hast mich ganz genau verstanden und ich werde dein Ego nicht noch mehr streicheln und es wiederholen.“ „Mistkerl!“ „Idiot! Ich hatte einfach nur gehofft, dass wir diesen Fall noch vor Weihnachten beenden und dann zu Bobby fahren könnten“, klagte der Jüngere. „Dann lass uns jetzt gleich Eddisons Wohnung unter die Lupe nehmen. Und Morgen könntest du an seinem Arbeitsplatz suchen. Da kann ich nicht mit. Die kennen mich.“ „Dann los“, nickte der Jüngere. Dean würde nur schwer Ruhe geben. Der Tatendrang stand ihm ins Gesicht geschrieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)