Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 100: Ermittlungsergebnisse ---------------------------------- 100) Ermittlungsergebnisse Sam war kurz davor aufzugeben, als er endlich Sand unter sich fühlte. Er rutschte noch ein paar Meter auf den Strand, und dann blieb er erschöpft liegen, Dean noch immer auf seinem Bauch haltend. Der jüngere Winchester schloss die Augen und versuchte seine Atmung wieder zu beruhigen. Er hatte Dean wieder! Er hatte es geschafft, er hatte es wirklich geschafft! Jetzt mussten sie nur noch ihre Unstimmigkeiten bereinigen, und dann konnten sie zusammen mit Bobby Weihnachten feiern. Langsam begann Sam zu frieren. Er schob Dean von sich und unterdrückte die sich verstärkende Sorge, als er sah wie Dean sich fast sofort zusammenrollte. Schnell stand er auf und sah sich suchend um. Wo waren sie gelandet? Wo hatte er seine Sachen gestern Abend gelassen. War es gestern Abend gewesen? Ein kurzer Blick zu Dean überzeugte ihn, dass sein Bruder zwar blass aber sonst unverletzt war, und atmete, und dann machte er sich auf die Suche nach seiner Kleidung. Der jüngere Winchester hatte schon wieder Glück. Sie waren nicht allzu weit weg von seinem Startplatz entfernt wieder ans Ufer gespült worden. Hastig wischte er sich soviel Sand wie möglich vom Körper, zog er sich an und ging dann zu seinem Bruder zurück. Dean lag noch immer zusammengekrümmt auf dem Boden, hatte aber sein Gesicht der Sonne zugewandt und schien jeden einzelnen Strahl zu genießen. Er fror. Seine Zähne klapperten laut vernehmlich, und er zitterte am ganzen Körper. Sam legte ihm eine Hand auf den Arm: „Komm, wir fahren ins Motel. Da kannst du dich aufwärmen.“ Träge öffneten sich Deans Lider und gaben einen Blick auf stumpfe Augen frei. Mehr passierte nicht. Sam seufzte. Was hatte dieses Fischweib mit seinem Bruder angestellt? Erneut fasste er zu und zwang seinen Bruder auf die Beine. Dean hing mehr auf ihm, als dass er selbst ging, als sie zum Auto stolperten. Sam drängte ihn auf den Beifahrersitz des Impala und fuhr zum Motel zurück. „Ich lass dir Wasser ein, dann kannst du dich aufwärmen“, sagte Sam, als sie im Zimmer angekommen waren und ging ins Bad. Er ließ lauwarmes Wasser in die Wanne laufen. So kalt wie Dean sich angefühlt hatte, würde sich selbst das für ihn heiß anfühlen. Als er zurückkam stand der Blonde noch immer mitten im Raum und hatte sich nicht gerührt. Sam seufzte. Irgendetwas stimmte mit seinem Bruder ganz und gar nicht, aber er war zu müde, um das jetzt zu ergründen. Er half ihm aus der nassen Kleidung und schob ihn in die Wanne. Das kalte Wasser drehte er zu und ließ langsam heißes zulaufen. So würde sein Bruder wohl langsam wieder auftauen, hoffte er. Schnell holte er in dem kleinen Laden gegenüber ein paar Flaschen Wasser und belegte Brote. Dann schrieb er eine SMS an Bobby, in der er ihm mitteilte, dass er Dean hatte, dass es ihnen soweit ganz gut ging und er sich melden würde, sobald sie wieder wach waren. Kurz überlegte er, ob er jetzt noch was essen sollte, doch der restliche Sand scheuerte so sehr auf seiner Haut, dass er ihn nicht noch länger ertragen wollte. Er schälte sich aus seiner Kleidung und ging unter die Dusche. Nicht, ohne vorher einen Blick auf seinen Bruder geworfen zu haben. Dean schien es soweit gut zu gehen. Seine Lippen waren nicht mehr so blau und er zitterte kaum noch, aber seine Augen waren noch immer geschlossen und irgendwie lag ein abwesender Ausdruck auf seinem Gesicht. Was hatte dieses Miststück nur mit ihm gemacht? Nachdem Sam sich wieder angezogen hatte, holte er seinen Fisch aus dem Wasser. Ein trauriges Lächeln huschte bei dem Gedanken über sein Gesicht. Er half Dean beim Abtrocknen und Anziehen und versuchte ihn dann dazu zu bringen, etwas zu essen. „Komm schon Dean, das Sandwich ist wirklich nicht schlecht“, versuchte er es immer und hielt dem Blonden das Sandwich direkt vor die Nase. Der Ältere dreht angewidert seinen Kopf zu Seite. Sam wusste nicht ob er jetzt lachen oder weinen sollte. Auf der einen Seite war das die erste Reaktion von Dean, seit er ihn da rausgeholt hatte, auf der anderen Seite war ein Dean, der nicht essen wollte, besorgniserregend. Sam beließ es bei einem leisen Seufzen und brachte den Blonden ins Bett. Irgendetwas hinderte ihn am Atmen. Immer weniger Sauerstoff füllte seine Lungen und immer größer wurde der Druck auf seiner Brust. Panisch schlug Dean um sich, bis er endlich erwachte und sich schwer atmend aufsetzte. Sein Hals brannte und der Druck auf seiner Brust blieb. Es dauerte eine Weile, bis er einen halbwegs klaren Gedanken fassen konnte. Durst! Schnell stürzte er ins Bad, drehte den Wasserhahn auf und trank hastig soviel er nur bekommen konnte. „Wenn nichts mehr kommt ist die Leitung leer.“ Der Blonde trank noch ein paar Schlucke und schaute sich dann um. Sam stand grinsend hinter ihm, doch beim Anblick seines Bruders musste er schon wieder schlucken. Wasser lief über sein Kinn und tropfte auf sein Shirt, und noch immer lag ein Schleier auf seinen Augen. Er schien zu überlegen, was Sam ihm jetzt hatte sagen wollen. „Wir haben Wasser im Kühlschrank. Leg dich wieder hin und ich hole dir eine Flasche.“ Dean nickte langsam und ging dann zurück ins Zimmer. Wieder seufzte Sam leise. Was immer diese kleine Schlampe mit Dean gemacht hatte, schien seinen Einfluss nur langsam zu verlieren. Er stellte eine Flasche Wasser neben Deans Bett und legte sich ebenfalls wieder hin. Am frühen Nachmittag erwachte Sam als erster. Ein Blick zu seinem Bruder beruhigte ihn in soweit, als dass er sah, dass der noch schlief, wenn auch unruhig. Er würde gleich mit Bobby telefonieren und ihn fragen, was sie gegen dieses schuppige Weib unternehmen konnten, und vielleicht wusste der Freund ja auch, wie lange Dean noch an den Nachwirkungen seines Aufenthalts da zu knabbern haben würde. Er zog sich an, stellte Kaffee an und ging zu dem Diner ein paar Straßen weiter, um ihnen etwas zu essen zu holen. Noch einmal vergewisserte er sich, dass Dean noch schlief und stellte dabei fest, dass der fast die ganze Flasche Wasser ausgetrunken hatte. Knapp 2 Liter! Ob das mit dem Salzwasser zusammenhing, in dem er gewesen war? Aber eigentlich hätte Dean doch auch in einem luftgefüllten Raum sein müssen, so wie er, oder? Kopfschüttelnd machte er sich auf den Weg. Der ältere Winchester erwachte, weil er schon wieder diesen Druck auf seiner Lunge fühlte. Seine Blase drückte und er hatte Durst. Nach kurzer Überlegung verschwand er zuerst im Bad. Als Sam wieder ins Zimmer kam, hatte er sich angezogen und saß auf seinem Bett. „Ich hab was zu essen mitgebracht“, erklärte der Jüngere ruhig. Dean stellte die halbleere Flasche neben sein Bett und kam zum Tisch. „Bobby lässt dich grüßen. Er ist froh, dass du wieder da bist“, sagte Sam. Der Blonde nickte nur. „Weiß er, was sie ist?“, fragte er nach einer ganzen Weile, und Sam musste erst überlegen, was Dean meinen konnte, bevor er antwortete. „Er denkt sie ist eine Sirene.“ „Sirene. Wie bei Sindbad?“ „So ähnlich, ja. Er meint sie würden ihre Opfer mit einer Art Gift soweit beeinflussen, dass die dann das tun, was die Sirene von ihnen will. Sie zwingen ihnen quasi ihren Willen auf.“ „Gift“ „Ja, Bobby sagt, das Gift könnte vielleicht durch Berührung übertragen werden, oder durch Körperflüssigkeiten“, forschend sah er seinen Bruder an, doch der reagierte nicht auf diese Spitze. „Und wie lange wirkt das Zeug?“ „Darüber gibt es keine Angaben. Aber Bobby sagt, man kann sie mit einem bronzenen Messer mit dem Blut eines Opfers töten. Er meinte, dass in dem Blut wohl ihr eigenes Gift wäre und dass das für sie tödlich wäre.“ Wieder nickte Dean nur. Er schob seinen Teller zur Seite. Und schon wieder hatte Sam einen Grund zur Sorge. Dean hatte nicht mal die Hälfte gegessen. „Was ist mit dir?“, wollte er also wissen. „Ich bin okay!“, kam es lahm zurück. Sam nickte nur, er wollte sich nicht mit Dean streiten. Nicht nach den letzten Tagen bei Bobby. Der Blonde erhob sich, brachte seinen Teller weg und holte sich die Flasche Wasser, aus der er wieder einen großen Schluck nahm. „Warum bist du hier?“, wollte er unvermittelt wissen. „Alter, ich hab dir den Arsch gerettet!“ Dean schwieg. Eigentlich müsste er sich jetzt bei seinem kleinen Bruder bedanken, das wusste er, aber er war sich nicht so sicher, ob er das auch wollte. Wollte er leben? Hier leben? Nicches Stimme war immer noch in seinem Kopf und flüsterte ihm zu, dass Sam ihn nicht brauchte und nicht wollte, und dass er mit ihr besser dran wäre und ein nicht wirklich kleiner Teil in ihm gab ihr Recht. Der andere Teil plädierte für Sam. Immerhin war der hier und hatte ihn da rausgeholt. Also schien er sich ja doch Sorgen um ihn gemacht zu haben. Hatte er? Fragend schaute er zu seinem kleinen Bruder. Der holte tief Luft. Eine Erklärung würde er hier wohl nicht bekommen. „Ich hab versucht dich anzurufen, und es ging immer nur die Mailbox dran. Wir haben uns Sorgen gemacht, also bin ich hergekommen“, sagte er dann. Nie würde er zugeben, dass er Dean regelrecht überwacht hatte. Der Blonde stellte die Flasche ab, stand auf und ging zu seiner, noch immer nassen, Hose und zog sein Handy aus der Tasche. Ein klägliches Lächeln huschte über sein Gesicht. Das Teil konnte wirklich nicht mehr benutzt werden. „Weswegen bist du eigentlich hergekommen?“, wollte der Jüngere jetzt wissen. Vielleicht half ihnen ein normaler Arbeitsalltag ja zu einem normalen Verhältnis zurück, denn er war sich sicher, dass Reden jetzt wohl nicht viel bringen würde. „Es gibt hier periodisch Selbstmordserien“, begann Dean langsam und suchte aus dem Berg, aus Laptops und Zetteln auf dem Tisch, seinen Block heraus, „die scheinbar keinen Zusammenhang bieten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nichts mit einem Monat oder dem Wetter zu tun, obwohl die Selbstmorde meistens im Dezember waren. Mondphasen und diese Quallenplage spielen auch keine Rolle.“ Dean stockte. Er schien überlegen zu müssen, was er als nächstes sagen wollte. „Ich hab rausgefunden, dass die Opfer dieser Serien alle in dem Bürogebäude gearbeitet haben. Immer wenn es eine Entlassungswelle gab, gab es diese Selbstmorde.“ Er blätterte unschlüssig in seinem Block und trank noch einen Schluck, bevor er weiter sprach. „Das komische ist, dass die wenigsten Selbstmorde von denen begangen wurden, die gefeuert worden waren.“ Er starrte auf seine Zahlen. „1992 wurden elf Personen entlassen, es gab neun Selbstmorde. Nur drei von diesen Selbstmördern hatten ihre Papieren bekommen. 1993 waren es bei sieben Entlassungen sieben Selbstmorde.“ Er legte den Block vor Sam und deutete auf die einzelnen Zahlenpaare. „1994, 1996, 1999, 2000.“ Dean fiel es immer schwerer sich zu konzentrieren. Hinter seinen Schläfen hatte sich ein stechender Schmerz eingenistet. „Es waren immer annähernd so viele Selbstmorde wie Entlassungen, nie mehr. Das Ganze fing 1992 an, und die erste Tote war Alicia Smith, eine Sekretärin, die im Sommer darauf heiraten wollte. Ihr Verlobter war vollkommen niedergeschlagen, als er von ihrem Selbstmord hörte und auch ihre Familie hatte keine Anzeichen bemerken können, dass sie sich umbringen wollte. Sie war ein lebenslustiger Mensch, der …“ Dean rieb sich die Schläfen. Sein Magen rebelliert und seine Hände zitterten leicht. „Sie war in der Kirche sehr engagiert, sang im Kirchenchor und half bei der Kinderbetreuung. Sie war übrigens nicht gekündigt worden.“ Mit zitternden Fingern griff er nach der Wasserflasche und trank sie leer. Dann atmete er ein paar Mal tief durch. „Geh ins Bett, Dean. Ich kann hier weiter machen“, sagte Sam mitfühlend und half seinem Bruder sich hinzulegen. Der schien wirklich unter Entzugserscheinungen zu leiden. Schon wieder wachte Dean schwer atmend auf, und schon wieder hatte er Durst, als wäre er einen Tag durch die Wüste gelaufen. Mit der Wasserflasche in der Hand schlurfte er zur Toilette. So langsam kam er sich vor wie ein Durchlauferhitzer. Kalt rein, warm raus. Als er sich wieder ins Bett legte, konnte er Sams Blick in seinem Rücken spüren. Er wollte seinen kleinen Bruder nicht beunruhigen, aber er war sich sicher, dass er so nicht lange durchhalten würde. Das war definitiv kein Leben! Aber wie konnte er es ändern? Und vor allem, wie wollte er es ändern? Sam schien sich wirklich Sorgen um ihn zu machen, und er selbst hatte einfach zuviel gewollt. Er war davon ausgegangen, dass Sam wieder normal war, wenn sie wieder in ihrer Zeit waren, aber scheinbar waren die Gefühle einfach stärker, als dass sie so einfach verschwanden, nur weil sich ihre Lebensumstände wieder geändert hatten. Sam war hierher gekommen, weil er ihn nicht erreichen konnte, und er hat ihn aus den Fängen der Sirene geholt, auch wenn er ihn damit nicht befreit hatte. Sie geisterte durch seine Träume und ihre Stimme in seinem Kopf rief und lockte ihn permanent. Er musste sie loswerden, wenn er wieder in sein Leben wollte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Soweit er sich erinnern konnte lag in den Tiefen des Impala ein bronzenes Messer. Zufrieden mit seiner Entscheidung schlief er wieder ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)