Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 86: Zurück in die Zukunft --------------------------------- 86) Zurück in der Zukunft Lautes Hupen ließ Dean aufschrecken. Sein Bein war eingeschlafen und sein ganzer Körper kribbelte als hätte eine Kolonie Ameisen ihn in ihrem Haufen eingearbeitet. Sand knirschte zwischen seinen Zähnen. Blinzelnd schaute er sich um. Es war dunkel. Immer wieder huschten Scheinwerfer über sie hinweg und das Brummen von Autos erfüllte die Luft. Er lehnte an einem Baum. Um ihn herum standen noch mehr davon und unter seiner Hand fühlte er Gras. Das war definitiv nicht der Platz, auf dem er gerade noch gesessen hatte. Er wusste nicht wo geschweige denn wann er war. Der Engel wollte sie zurückschicken. Oder vor, wie immer man das sehen wollte. Hatte er das? War es überhaupt ein Engel gewesen? Waren sie in der Nähe des Motels? Sein Bein machte sich mit immer stärkerem Kribbeln bemerkbar. Der Winchester schaute nach unten. Sam! Mit leisem Stöhnen schlug der Jüngere die Augen auf und versuchte sich aufzusetzen. „Wie geht es dir?“, fragte der Blonde ruhig. „Mein Rücken tut weh!“ „Wir sollten hier weg“, sagte der Ältere und warf die Decken von den Schultern. Mühsam stand er auf. Sein Oberschenkel brannte, aber er ließ sich nichts anmerken, sondern sammelte die Decken auf und legte sie zusammen. Er warf sich die Satteltaschen über die Schulter, umfasste Sam, der unter Zuhilfenahme des Baumes aufgestanden war und klemmte sich auch noch das Bündel Decken unter den Arm. Dann zog er Sam mit sich nach Süden. Die meisten Autos schienen dahin zu fahren, also hatte er sich auch für diese Richtung entschieden. Nach wenigen Schritten mussten sie eine breite Straße überqueren. Und fanden sich an einem Friedhof wieder. ‚Wie passend‘, dachte Dean sarkastisch. Langsam humpelten sie durch die Nacht. Wieder und wieder schielte der Ältere zu seinem kleinen Bruder. War er das? Hatte er seinen Sammy wieder? Er traute sich nicht zu fragen. Der Jüngere setzte einfach nur ein Bein vor das anderen. Er war froh, dass Dean nichts fragte und zum vielleicht ersten Mal in seinem Leben wollte er auch nicht reden. Seine Gedanken zerfaserten, kaum dass er versuchte sich auf etwas zu konzentrieren. Immer wieder fuhren Autos an ihnen vorbei, die Dean als ziemlich modern einstufte, also schienen sie doch in der richtigen Zeit gelandet zu sein. Jetzt musste er nur noch eine Zeitung finden, um zu wissen wann und wo sie waren. Wie er Zeitreisen hasste. Immer öfter strauchelte Sam neben ihm. So langsam musste er einen Unterschlupf für sie finden. Sein kleiner Bruder würde sich nicht mehr lange auf den Beinen halten können. Links auf den Friedhof gab es ein Gebäude. Es stand nicht unbedingt weit abseits, aber seine Rückseite war von Bäumen gesäumt. Hier würden sie fürs Erste unterkommen können. „Bitte, ich kann nicht mehr!“, keuchte der Jüngere leise. „Noch ein bisschen, da vorn ist eine Halle. Da können wir ausruhen“, sagte Dean und hoffte nur, dass es die Wahrheit war. Der Kleine konnte wirklich kaum noch laufen. Er hing mehr an ihm, als dass er sich selbstständig aufrecht hielt. „Bleib hier, Sam, ich schau mal, ob ich einen Eingang finde.“ Es dauerte etwas, doch dann hatte Dean die Tür geknackt und sie konnten hinein. Er holte seinen Bruder und bereitete ihm aus den Decken ein halbwegs bequemes Lager. „Ich will noch mal los. Du bist hier sicher!“, erklärte er voller Zuversicht und hoffte, dass er Recht hatte. „Durst!“, krächzte der Jüngere. Sofort kramte er in den Satteltaschen und holte eine Flasche Weihwasser hervor, das würde es auch tun, und hielt die Flasche an Sams rissige Lippen. „Ich bring dir mehr mit“, sagte Dean leise und drückte noch einmal Sams Schulter. Dann ging er und hoffte, dass er schnell wieder hier sein würde. Sam fühlte sich heiß an. Er musste dringend ein Bett für ihn finden. Und er musste herausfinden, wo und wann sie waren. Als er wieder an der Straße stand schaute er sich um. Von rechts waren sie gekommen, also lief er nach links. Bald wies ein Schild auf einen Supermarkt hin und er ging hinein. Vielleicht konnte er hier für seinen kleinen Bruder etwas stehlen? Gleich am Eingang war ein Zeitungsstand, der Dean Winchester ziemlich aus dem Konzept brachte. Einerseits war er ja erleichtert, das Jahr stimmte und sie waren sogar wieder in Santa Fe, aber jetzt war Anfang Dezember! Sie hatten fast zwei Monate verloren! Die eh schon geringe Hoffnung auf das Motelzimmer zerplatzte wie eine Seifenblase. Wo sein Baby wohl war? Den Gedanken daran, dass sie verkauft worden sein könnte oder schlimmeres raubte ihm den Atem und er untersagte ihn sich kategorisch. Die Menschen starrten ihn an. Er schob seinen Hut in den Nacken und kratzte sich am Kopf. Warum nur? Hier würde er wohl nichts stehlen können. Also brauchte er Geld. Die Dollars die er in der Tasche hatte würden ihn wohl höchstens als Dieb ins Gefängnis bringen. Wie sollte er auch erklären, dass er die Münzen mit dem Prägejahr 1854 nicht gestohlen sondern redlich verdient hatte? Außerdem sah er überall Überwachungskameras. „Guck mal, Mom! Ein echter Cowboy! Wie im Film!“, krähte ein kleiner Junge und starrte den Winchester mit großen Augen an. Er schob sich den Hut wieder in die Stirn und schloss seinen Staubmantel, als könnte der ihn schützen. Die Chaps klatschten leise gegen seine Beine als er schon fast aus dem Laden flüchtete, doch er spürte es schon lange nicht mehr. Dean wanderte etwas ziellos durch die Straßen. Er war in einem Viertel mit kleineren Häuschen gelandet. Eines der Häuser lag etwas tiefer hinter Sträuchern versteckt und zog deshalb die Aufmerksamkeit des Cowboys auf sich. Zweimal schlich er um das Haus, dann versuchte er sich an der Hintertür. Die war nicht mal abgeschlossen und schwang einfach nach innen auf, als er leicht dagegen drückte. Leise huschte er ins Haus und durchsuchte das Erdgeschoss. Im Bad fand er Aspirin und Verbandsmaterial und in der Küche nahm er ein paar Flaschen Wasser mit und schaute in den Kühlschrank. Die Familie, die hier lebte schien nicht wirklich an Überfluss zu leiden. Es tat ihm fast leid, die Menschen bestehlen zu müssen, doch jetzt musste er erst einmal an Sam und sich denken. Er packte noch eine Tiefkühlpizza ein. Die würden sie zwar kalt essen müssen, aber essen musste sein! In einer Schublade fand er noch etwas Kleingeld. Damit würde er auf jeden Fall Bobby anrufen können. Seine Münzen wollte er noch sparen, die konnte er vielleicht in einer Pfandleihe versetzen. Schnell war er wieder aus dem Haus verschwunden. Auf dem Weg zu Sam fand er auch eine Telefonzelle. „Bobby, hier ist Dean!“, ließ er dem Älteren kaum Zeit sich zu melden, nachdem der nach dreimal Klingeln abgenommen hatte. Nur ein leises Japsen kündete davon, dass der Mann am anderen Ende der Leitung noch dran war. „Bobby, bitte! Kannst du uns abholen? Sam ist angeschossen worden.“ „Dean?“, fand Bobby endlich seine Sprache wieder. „Ja, Bobby. Wie sind wieder da!“ „DEAN?“, fragte er noch einmal vollkommen verwirrt. Jetzt wusste der Blonde nichts mehr zu sagen. Wo ward ihr?“ „Können wir das bitte später klären? Sam...“, drängelte der ältere Winchester. „Aber ja, wo seid ihr?“ „Santa Fe.“ „Ich kann in 24 Stunden da sein. Wo?“ „An der 84. ist ein Friedhof. Ich warte da an der Abfahrt auf den Alamo Drive“, antwortete der Blonde müde. „Wie geht es dir, Dean?“ „Ich bin okay.“ Bobby nickte. Dean war alles andere als okay, das konnte er hören. Er musste so schnell wie möglich zu den Jungs. Nicht nur Sam brauchte Hilfe. „Beeil dich bitte, Sam ...“ „Ich fahre gleich los.“ „Danke“, sagte der Winchester und legte auf. Er schaute auf die Uhr. Es war fast elf. Noch 24 Stunden, dann wäre Bobby da und würde ihnen helfen. Nur 24 Stunden mussten sie noch durchhalten. Bobby legte ebenfalls auf. Vollkommen erschlagen blieb er einfach nur sitzen und starrte ins Leere. Die Jungs, waren wieder da! Wo waren sie gewesen? Warum hatten sie sich nicht gemeldet? Egal! Seine Jungs waren wieder da und sie brauchten Hilfe. Alles andere musste warten! Warum Dean kein Auto geknackt hatte um direkt zu ihm zu kommen, fragte er sich kurz, aber dann fiel ihm wieder ein, wie der Junge geklungen hatte. Und Sam war verletzt. Endlich stand er auf und verfiel in Hektik. Er warf ein paar Kleidungsstücke der Jungs in eine Tasche, packte die, seinen und den Verbandskasten der Jungs in einen Van, derzeit das einzige fahrbereite Auto, und machte sich auf den Weg. Er wollte so schnell wie möglich nach Santa Fe. Mit dem Wagen würde er zwar doppelt soviel Zeit brauchen wie vor zwei Monaten, als er geflogen war, doch er wusste ja nicht, was mit den Jungs war. Sam war verletzt und Dean klang auch nicht gut. So konnte er sie ohne Probleme mitnehmen und er hatte seine Waffen dabei! Schließlich wusste er noch immer nicht was passiert war! Außerdem er wollte nicht noch Zeit damit vertun herauszufinden, ob und wann der nächste Flug nach Santa Fe ging. Die Jungs waren wieder da! Wo die wohl gewesen waren? Was hatten sie die ganze Zeit gemacht? Und wieso war Dean ohne sein Auto verschwunden? Das konnte unmöglich freiwillig gewesen sein! Bobby schnaufte und zwang sich, seine Aufmerksamkeit auf die Straße zu richten. Dean beeilte sich wieder zu Sam zu kommen. Sein Oberschenkel brannte und das Laufen fiel ihm immer schwerer. Auch wenn er es ungern zugab, auch er brauchte Ruhe. Er fand seinen Bruder noch immer schlafend. Die Pizza legte er auf den Boden, damit sie auftauen konnte. Es war zwar nicht das Beste, aber es würde auch so gehen müssen. „Sam? Hey, komm schon“, weckte er seinen kleinen Bruder vorsichtig. Kaum hatte der Jüngere die Augen aufgeschlagen, schob er ihm auch schon zwei Tabletten zwischen die Zähne und hielt ihm die Flasche Wasser an die Lippen. Der Jüngere schaffte es ein paar Schlucke zu trinken, als er auch schon wieder einschlief. Dean nahm ebenfalls zwei Tabletten und trank etwas. Er setzte sich an die Wand und zog seinen Bruder auf seinen Schoß, breitete die Decken über sie beide aus, legte sich seinen Quilt um die Schultern und war auch bald darauf eingeschlafen. „Ich verachte dich!“, dröhnte es in seinen Ohren. Sam stand ihm gegenüber. Er blinzelte kurz. Wo waren sie und wie waren sie hierher gekommen? „Aber warum...?“, stotterte er verwirrt. „Sammy?“ „Hast du schon wieder einen Blackout gehabt? Kannst du dich schon wieder an nichts erinnern? Dann zu allerletzten Mal: Ich bin nicht Sammy! Es heißt Sam! Wie oft muss ich dir das noch erklären Du bist so zurückgeblieben! Du behinderst mich wo du nur kannst. Ohne dich wäre ich schon viel weiter Du bist so nutzlos! Du bist wertlos! Ich verfluche dich, Dean, so wie dich Dad schon verflucht hat. Verschwinde ich will nie wieder etwas mit dir zu tun haben!“, brüllte der Jüngere. „Sam?“, fragte Dean hilflos. Vom Himmel stieß etwas herab, das wie ein riesiger Vogel aussah, und landete neben Sam. „Er ist dämonisch, Dean. Das ist nicht mehr dein Bruder! Ich werde dich von ihm befreien!“ „Aber er ist doch mein kleiner Bruder!“, protestierte der Blonde. „Und wer bist du?“ „Ich bin ein Engel, Dean. Das siehst du doch!“, erklärte das Wesen und deutete auf seine Flügel, die hinter seinem Rücken zu sehen waren. „Er darf nicht mehr auf der Erde sein“, sagte der Engel und verwandelte sich plötzlich in einen Greif. Er stieg in die Luft und bevor Sam sich versah, wurde er an den Schultern gepackt und in die Luft gehoben. Hilflos strampelte er mit den Beinen. Dean packte zu und hielt sich an Sams Füßen fest. Auch er wurde mit in die Höhe gerissen. „Lass los, du Trottel! Wegen dir wird er mich noch fallen lassen!“, fauchte Sam und begann mit den Beinen zu strampeln. Der Ältere konnte sich nicht mehr halten und stürzte. Sam hing noch immer in den Fängen des Greifs und lachte. Dean fiel ins Bodenlose. Immer weiter entfernte er sich von Sam. Erfiel und fiel immer weiter und Sam wurde immer kleiner, aber sein Lachen dröhnte weiter in seinen Ohren. Panisch riss der Blonde seine Augen wieder auf. Sein Atem kam stoßweise. Müde rieb er sich über sein Gesicht, dann schaute er sich mit brennenden Augen um. Tageslicht fiel durch die Ritzen an der Tür. Er schaute auf seine Uhr. Acht Uhr dreißig. Sanft schob er Sam die schweißnassen Haare aus der Stirn und legte seine Hand erneut auf dessen Schulter. Ein paar Minuten blieb er einfach nur sitzen, dann schob er seinen Bruder vorsichtig von sich. Sein Arm brannte, genau wie die Wunde an seinem Oberschenkel. Auch um Sams Wunde musste er sich kümmern. Routiniert versorgte er erst Sams, dann seine Verletzungen und überlegte kurz, ob er die Chaps wieder anlegen sollte. Aber er müsste sie so oder so tragen und um seine Hüften geschnallt waren sie leichter als über die Schulter gelegt, also schnallte er sie wieder um. Leise ächzend ließ er sich wieder an die Wand gestützt nieder und zog Sam erneut auf seinen Schoß. Er lehnte seinen Kopf wieder an die Wand in seinem Rücken und schloss die Augen. Bis jetzt hatte er es gut umgehen können, über seinen Traum nachdenken zu müssen, aber auch jetzt wollte er sich nicht damit befassen. Sams Gewicht auf seinen Beinen beruhigte ihn. Dean dachte an Impala und die Prärie, die unter dessen Hufen weg flog. Langsam driftete er wieder ins Traumland. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)