Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 72: Fleckenzwerge und Dornen ------------------------------------ 72) Fleckenzwerge und Dornen Im Morgengrauen kamen die Vier zurück. Sie hatten drei Kojoten erlegt. Dean ließ sich schwerfällig von seinem Hengst gleiten. Zweimal hatte er daneben geschossen. Nicht weil seine Waffen nicht funktioniert hätten, sondern weil er sein Pferd nur mit den Beinen noch nicht wirklich zum ruhigen Stand zwingen konnte. Impala hatte die Kojoten gewittert und unruhig mit den Hufen gescharrt. Eigentlich wäre ja auch das für Dean kein Problem, aber er konnte sein Gewehr nur mit der Rechten halten. Sein linkes Handgelenk schmerzte und sobald er es belastete begann seine Hand zu zittern. Der Winchester war wütend, auf sich und auf Benjamin. „Was haben dir deine ach so toll geputzten Waffen denn in dieser Nacht geholfen, huh?“, lästerte Benjamin auch sofort weiter nachdem sie abgestiegen waren. Der Winchester hinkte zu dem Baum, an dem er die Nacht hatte verbringen wollen, warf seinen Sattel wütend auf den Boden und ließ sich daran nieder. Thomas beobachtete ihn genau. „Was ist mit ihm?“, wollte er von Robert wissen. „Keine Ahnung, er schont seine Linke. Ich hab ihn gefragt, aber er sagt, dass es ihm gut geht.“ Thomas ging zu dem Winchester und packte dessen linke Hand. Dean zuckte zusammen. „Was ist mit deiner Hand?“, wollte er wissen. „Nichts, ich bin okay, okay?“ „Du bist nicht okay, und das beeinträchtigt deine Arbeit!“ Er tastete Deans Handgelenk ab und zog den Winchester in das aufkommende Tageslicht, als der wieder zusammenzuckte. „Verstaucht oder gebrochen?“, wollte er wissen. „Da knirscht nichts. Sie ist nicht gebrochen,“ knurrte der Blonde. „Das will ich selbst sehen!“, antwortete Thomas barsch und tastete Deans Hand, nicht gerade vorsichtig, noch einmal ab. Dann verteilte er eine Kräuterpaste auf dem leicht geschwollenen Handgelenk und verband es so stramm wie möglich. „Und warum hinkst du?“ Dean verdrehte die Augen und hinkte zu seinem Schlafplatz zurück. Er wünschte sich jetzt wenigstens ein paar Stunden Ruhe, aber er wusste, dass sie wohl gleich weiterziehen würden, also wollte er wenigstens einen Kaffee. „Du wirst dich die nächsten Tage schonen, klar?“ Der Winchester zuckte brummend mit den Schultern und schüttelte dann den Kopf. Er brauchte nur ein paar Stunden Schlaf! „Wir bleiben heute hier. Robert, Esra und Dean brauchen Ruhe und du Benjamin wirst mit mir die Herde noch einmal sichernd umrunden, dann kannst du dich ebenfalls ausruhen”, bestimmt William. „Wieso soll ich nochmal mit? Die Anderen dürfen sich sofort ausruhen!“ „Die haben durch ihre Unachtsamkeit Dean auch nicht außer Gefecht gesetzt. Du wirst, solange er so gehandikapt ist, seine Arbeit mitmachen!“ Widerwillig nickte der Jüngere und schwor Dean Rache. Wenige Tage später, sie hatten die neue Weide erreicht, beschloss Jacob, dass sie mal wieder jagen gehen könnten und natürlich fragte er zuerst Thomas und Dean. Beide nickten begeistert. Das hieß zwar weiter im Sattel zu bleiben, aber den Spaß war es wert, auch wenn sich der Winchester auf ein paar ruhige Stunden gefreut hatte. Das Kälbchen die ganze Zeit vor sich auf dem Sattel zu halten war Schwerstarbeit. Aber das Kleine war noch zu schwach um wieder mit der Herde laufen zu können. Er hatte es gefunden, als er, seinen Instinkten folgend, noch einmal den Rastplatz der Herde abgeritten war. Schnell hatte er den Fleckenzwerg, wie er ihn nannte, der kleine Bulle hatte ein weißes Gesicht, dunkle Augen, ein dunkles Maul und einen dunklen Fleck auf der Stirn, auf sein Pferd gehoben und war der Herde gefolgt. Immer wieder hatte er Ausschau nach einer Kuh gehalten, die ihr Junges suchte. Er hatte sie nicht gefunden. Also blieb der Kleine vorerst bei ihm. Benjamin hatte natürlich sofort einen weiteren Grund für seine Lästereien gefunden auf die Dean, wie üblich, nicht einging. Einerseits hatte er sich überlegt, dass sie das Kleine immer noch schlachten konnten, wenn es ihm nicht gelang es wieder aufzupäppeln und wenn er es schaffte, dann brachte das Tier Geld. Es war auf jeden Fall sinnvoll es zu probieren. Dass seine Instinkte jetzt allerdings schon bei Tieren anschlugen, war ihm dann doch ein wenig suspekt. Dean ließ seinen Blick über die Herde und die anderen Cowboys schweifen. Er fühlte sich hier wohl und die anderen hatten auch sofort bekundet, dass sie genauso gehandelt hätten. Nur Benjamin nervte ihn langsam mehr, als er ertragen konnte. Er wollte sich nicht mit ihm anlegen. Denn wenn er das machen würde, dann könnte er nicht garantieren, dass er rechtzeitig aufhören würde, Und wenn er das nicht tun würde, gäbe es ein unschönes, weil tödliches Ende und das wohl nicht für ihn selbst. Aber er wollte auch nicht noch länger einstecken müssen. Da Ben jedoch zur Familie Harrison gehörte, würde er sich wohl mindestens einen neuen Job suchen müssen. Er wusste, dass ein Teil der Herde im Herbst in Tucson verkauft werden sollte. Dann konnte er sich von da aus auf den Weg machen. Vielleicht hatte er ja Glück und er fand irgendwo eine Bibliothek, in der er etwas zu seinem Problem finden konnte. Um Impala tat es ihm leid, aber vielleicht konnte er den Hengst kaufen? Doch was würde dann mit ihm passieren, wenn er durch die Zeit zurückging? Sollte Impala bei Bobby auf dem Schrottplatz versauern? Oder sollte er ihn verkaufen? Nein! Sein Hengst war hier besser aufgehoben! Er würde sich von ihm trennen müssen. Vorsichtig stieg er vom Pferd und hob das Kälbchen herunter. „Kannst du auf ihn aufpassen?“, fragte er Bob, denn inzwischen lief der Kleine ihm nach. „Willst ihn wohl nicht dabei haben?“, lachte der. „Nee, so hin und wieder brauch ich auch mal eine kinderfreie Pause“, grinste der Blonde zurück. „Aber sieh zu, dass er was zu trinken bekommt.“ „Mach ich, Papa!“ Der Winchester schüttelte lachend den Kopf und ging wieder zu seinem Pferd. Misstrauisch sah er, wie Benjamin neben seinem Hengst stand. Deans Hand verschwand in seiner Innentasche. Er zog sie schnell wieder heraus und schob sich den Klumpen Karamell in den Mund. Sofort zermahlten seine Zähne das süße Zeug. So langsam sollte er es sich einteilen. Viel war von seinem Vorrat nicht mehr übrig. Er ging zu seinem Pferd zurück. Fasste den Knauf, schob einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich hinauf. Der Hengst zuckte zusammen, und als der Winchester seine Beine an den Pferdeleib drückte, stieg er. Dean hatte Mühe sich zu halten. Kaum landeten Impalas Vorderhufe auf dem Boden, schlug er hinten aus. Der Winchester versuchte ihm beruhigend den Hals zu klopfen. Doch das Tier bockte. Es buckelte und sprang mit allen Vieren in die Luft. Wieder stieg er und wieder schlug er nach hinten aus. Dean versuchte ihn wenigstens soweit zu beruhigen, damit er absteigen und das Tier untersuchen konnte. Aber der Hengst schien wie von Sinnen. Als er erneut buckelte verlor Der Blonde endgültig den Halt und landete hart auf dem Boden. Bunte Farben explodierten vor seinen Augen. Ein heißer Schmerz jagte seinen Rücken hinunter und durch seinen linken Arm und ein kurzes Keuchen entrang sich seiner Kehle. Benjamin grinste breit. „Willst du damit zum Zirkus? Dann solltest du aber noch dran arbeiten. Perfekt war das nicht!“ Wütend starrten Robert und Jacob ihn an, während Thomas zu Dean ging. Der Winchester schüttelte sich, rollte sich auf den Bauch und kämpfte sich schwerfällig auf die Beine. Unbeholfen stakste er zu Impala und griff nach nach den Zügeln. Thomas Hand versuchte er wie ein lästiges Insekt abzustreifen. Sanft redete er auf das Tier ein, doch jedes Mal, wenn sich seine Hand dem Sattel näherte scheute Impala zurück. ‚Na toll, jetzt hat er auch noch Angst vor mir‘, dachte er traurig und wickelte sich die Zügel um seine linke Hand, die er vor den Bauch gepresst hielt. Deans Beine schienen auch Pudding zu sein und sein Sichtfeld engte sich immer weiter ein. Was würde er jetzt für ein Aspirin geben! Schwer hing er an den Zügeln. Endlich blieb der Hengst stehen, schaute aber misstrauisch auf die Hand des Menschen. Schnell fasste der Winchester den Sattelgurt und löste ihn. Das Tier hatte erst gebuckelt, als er aufgestiegen war, überlegte er. Der Sattel polterte zu Boden. Impala sprang zur Seite und der Winchester keuchte schwer, als der Zügel an seinem Arm riss. Vorsichtig streckte er seine Hand aus und der Hengst ließ ihn an sich heran. Deans Finger glitten über die Haut des Tieres. Harte, schmale Kanten kratzten unter seinen Fingerkuppen. „Verdammt!“, fluchte er und versuchte zu erkunden, was das war. Sein Sichtfeld zerfaserte immer wieder und sein Kopf schien platzen zu wollen. Und doch sah er die kleinen spitzen Dornen, die sich in die Haut seines Pferdes gebohrt hatten. Vorsichtig puhlte er die heraus. „Ist gleich gut. Ich habs gleich raus“, redete er immer wieder auf Impala ein. Der Hengst schien ihm zu glauben. Er wandte seinen Kopf zu Dean und verfolgte mit großen Augen, was der da trieb. „Dean, bitte, wir kümmern uns um Impala, aber zuerst sollten wir dich genauer untersuchen. Du blutest“, erklärte Thomas eindringlich. Der Winchester schüttelte stur den Kopf. Erst musste er sich im sein Tier kümmern. Mit einer fahrigen Bewegung wischte er sich über sein Ohr. Ungläubig schaute er auf seine Hand. Er blutete! Jetzt erst wurde ihm die Bedeutung von Thomas‘ Worten klar. Aber er durfte sich noch keine Ruhe gönnen. Er wusste noch nicht, ob Impala wieder okay war. Mit eckigen Bewegungen löste er sich von seinem Tier und wollte auf die andere Seite gehen. Er stolperte über den Sattel. Seine Hand griff in etwas Spitzes, als er sich auf der Decke abstützen wollte. Die Schmerzen, die erneut durch seinen Körper rasten nahmen ihm den Atem. Es dauerte eine Weile, bis er wieder klarer sehen konnte. Verwundert schaute er in seine Hand. Ein Zweig mit spitzen Dornen steckte darin. ‚Benjamin!‘ Mit einem wütenden Knurren kam Dean wieder auf die Beine und stapfte auf den Widersacher zu. Er rammte ihm die Linke in den Bauch und seine Rechte knallte er gegen Bens Kinn. Der kippte nach hinten um. Doch das sah Dean schon nicht mehr. Er hatte sich umgedreht und wollte zurück zu seinem Pferd. Er musste wissen, dass der wieder in Ordnung war! Das Adrenalin, das ihn bis jetzt noch aufrecht gehalten hatte, war aufgebraucht. Deans Knie gaben nach. Er knickte ein und landete mit den Gesicht im Gras. Schnell war Thomas bei ihm, drehte ihn auf den Rücken und begann ihn mit flinken Fingern zu untersuchen. „Hol heißes Wasser!“, rief er Esra zu. Dean ließ sich jedoch nicht zur Ruhe zwingen. Kaum schlug er die Augen auf, als er sich schon wieder auf die Beine kämpfte. „Du solltest liegen bleiben. Deine Schulter ist ausgerenkt und dein Handgelenk hast du dir auch wieder verstaucht.“ „Renk sie wieder ein!“, blaffte er Thomas an und drehte sich auf alle Viere. Okay, eher Dreie, denn die Linke hielt er weiter an seinen Bauch gepresst. „Bei drei!“ „Mach schon!“ „Eins, zwei ...“ Ein starker Schmerz explodierte in seiner Schulter und er kippte nach vorn. Nur noch im Unterbewusstsein bekam er mit, wie er auf den Rücken gedreht wurde. Angenehme Kälte legte sich um seinen Kopf und die Platzwunde gesäubert. Er fühlte, wie ihm jemand einen Verband um den Kopf wickelte. Konnten die ihn nicht endlich in Ruhe lassen? Sein Schädel brummte auch schon so genug, ohne dass sie ihn immer wieder bewegten. Dean wollte sich gegen die Behandlung wehren. Sie hatten ihn jetzt wirklich genug malträtiert. Jemand packte sein Handgelenk. „Dean, deine Hand blutet!“, informierte ihn Thomas‘ Stimme und schon wurden seine Finger auseinander gebogen. „William!“, rief Thomas kaum dass er sah, was in Deans Rechter war. Der Winchester knurrte ungehalten. Warum konnten die nicht endlich mal die Klappe halten und warum war er noch nicht in der alles verschlingenden Dunkelheit abgetaucht? Jemand zog ihm den dornigen Zweig aus der Hand. „Dean?“ „Hey, Winchester!“, wurde er wachgerüttelt. Schwerfällig öffnete er die Augen. „Woher hast du das?“, fragte Robert und hielt ihm den Zweig vor‘s Gesicht. „Impala, Satteldecke“, nuschelte er. „Das war unter dem Sattel?“, wollte jetzt auch William wissen. „Hm!“, brummte der Winchester und kämpfte sich in eine sitzende Position. Er machte Anstalten aufstehen zu wollen, doch Thomas hinderte ihn daran. „Benjamin!“, brüllte William und nicht nur Dean zuckte zusammen. „Hast du diesen Zweig unter Impalas Satteldecke geschoben?“ Ben nickte trotzig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)