Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 67: Impala ------------------ 67) Impala Margaret stand noch immer da und starrte zur Tür. Sie schluckte. Doch ihre Aussage würde sie nicht revidieren! Jacob ging in die Scheune. „Es tut mir leid.“ „Ist ewig her!“, sagte Dean und winkte ab. „Du kannst doch nicht hier bleiben! Komm zurück ins Haus.“ „Ich hab schon schlechter geschlafen.“ „Sie meint es nicht so“, versuchte er seine Mutter in Schutz zu nehmen. „Hast du was für mich zu tun? Ich …“, Dean stockte. Er konnte jetzt nicht untätig hier sitzen. Dann würde er nur noch tiefer in seinen Grübeleien versinken. „Mama, möchte noch zwei Beete haben. Die müssten umgegraben werden.“ „Wo?“ Der jungen Harrison zeigte Dean die Stelle und schon machte der sich ans Buddeln. Am nächsten Morgen bekam er auf der Fahrt nach El Paso von Jacob gezeigt, wie man eine Kutsche lenkte und er musste zugeben, dass ihm das wirklich Spaß machte. Okay, sein Baby war wendiger und schneller. Außerdem hatte er ja Damen im Fond. Da sollte er wohl besser vernünftig fahren. Nicht dass Mrs. Margaret noch behauptete, er wäre vom Teufel besessen. Einen Exorzismus wollte er bestimmt nicht am eigenen Leib erfahren. In der Kirche verzog sich der Blonde in eine Ecke und betrachtete sich den ganzen, seiner Meinung nach, verlogenen Haufen. Doch schon bald glitten seine Gedanken ab. Was Sammy jetzt wohl machte? Und Bobby? Ob sein Baby jetzt auf Bobbys Schrottplatz verstaubte? Regelrechte Bauchschmerzen bereitete ihm jedoch, dass er nicht wusste, ob der Trickster tot war und wenn nicht, wie viele Tote es wohl noch in dem Einkaufscenter gegeben hatte? Er überlegte, ob er den Harrisons nicht doch einfach den Rücken kehren sollte. Sie hatten ihn aufgelesen und wieder aufgepäppelt. Aber sie würden es nie tolerieren, wenn er jagen gehen würde. Wollte er das hier überhaupt? Musste er es? Gab es hier Dämonen? Aber warum sollte es keine geben? Er kam mit seiner Grübelei zu keinem Ende. Und Sammy, der bestimmt eine Antwort gewusst hätte, war nicht da. Nach der Kirche wurden sie noch zu den Langdons eingeladen. Dr. Langdon war der Arzt des Ortes. Ein älterer, brummiger Herr, der aber mit einer sehr netten, jungen Frau und einer kleinen, blond gelockten Tochter gesegnet war, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte ihn und Jacob mit Kaffee und Keksen solange zu mästen, bis sie platzten. Und doch wünschte sich Dean nichts sehnlicher, als dass das hier endlich zu Ende ging und er trotz seines Muskelkaters noch eine Runde reiten durfte. Er brauchte frische Luft und Bewegung. Auf dem Rückweg durfte er die Kutsche ganz alleine lenken. Die Tage vergingen und so sehr sich Dean auch den Kopf zerbrach, er fand keine Möglichkeit nach Hause zurückzukehren. Er blieb in der Scheune wohnen. Nur zum Essen kam er ins Haus. Er wollte oder konnte einfach nicht länger mit Margaret in einem Raum sein. Jacob freundete sich recht schnell mit Dean an, auch wenn der Blonde zwar über Alltäglichkeiten mit ihm redete und auch hin und wieder seine Späße mit ihm trieb, versank er jedoch immer sofort in Traurigkeit, sobald die Sprache auf Familie oder Vergangenheit kam. Auch Sarah versuchte ihn in ihr Familienleben zu integrieren. Sie mochte ihn, genau wie ihr Bruder. Ihr gegenüber blieb Dean jedoch immer bei einem reservierten „Miss Sarah“. Außerdem waren ihm ihre Augen schon fast unheimlich. Ein Freund hatte sich allerdings wirklich in Deans Herz geschlichen, und diese Freundschaft erwiderte er auch. Wann immer er Zeit hatte stand er an der Koppel und unterhielt sich mit dem schwarzen Hengst. Oft genug hatte er auch eine Möhre für ihn dabei. Jeden Tag übte Jacob mit Dean Lasso werfen. Sie fingen mit einem einzelnen Pfosten an und so wie Jake es dem Winchester zeigte sah es auch wirklich einfach aus. John hatte mit seinen Kindern so ziemlich mit allem geübt was mal als Waffen gebrauchen konnte, doch ein Lasso war nie dabei gewesen. Wohl einfach weil Gewehr oder Revolver viel schneller zur Hand waren und auch wesentlich weiter reichten. An seine ersten Versuche dachte Dean überhaupt nicht gerne zurück. Auch nicht an Jacobs verzerrtes Gesicht, als der versuchte sich sein Lachen nicht anmerken zu lassen. Die ersten Male hatte er sich lediglich damit verheddert, doch dann, angestachelt von seinem Ehrgeiz und seiner Wut über sein Unvermögen hatte er sich selbst gefangen und zu Fall gebracht. Jetzt konnte auch Jacob nicht mehr an sich halten. Laut prustete er los: „Jetzt kö... können wir dich ... als ... als sturen Ochsen ... ver ... verkaufen“, schaffte er endlich einen Satz. Seine Beine trugen ihn nicht mehr und er knickte neben Dean auf die Knie. So sehr er auch wollte, er schaffte es nicht den Winchester von seinen Fesseln zu befreien. Letztendlich war Jakes Lachen so ansteckend, das Deans Wut verrauchte und er auch über sich lachen konnte. „Wenn schon, dann Stier!“, knurrte er und löste bei dem Jüngeren einen weiteren Lachanfall aus. Immerhin ließ sich der Winchester nicht unterkriegen und übte weiter. Doch sehr zu Deans Missfallen konnte er das Lasso nach der ersten Woche noch immer nicht perfekt handhaben. Noch nicht mal im Stehen! ‚Himmel!’, fluchte er immer wieder in Gedanken. ‚Ich kann doch sonst mit jeder Waffe umgehen, die es hier gibt. Warum dann nicht mit so einem blöden Strick?’ Aber auch hier wurde Dean besser und schon bald übten sie vom Pferd, Kühe einfangen. Hinter der Scheune gab es eine Koppel, auf der ein paar Kühe grasten, die sie für ihre Milch brauchten. „Geht doch!“, lachte Jacob eines Abends, als Dean nun wirklich jedes Rind bekommen hatte. Auch ihm war die schlechte Laune des Winchester aufgefallen, wenn er mal wieder daneben geworfen hatte. Ein breites Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht seines Gegenübers. Wie jeden Abend drehten die beiden jungen Männer ihre Runde um die Ranch. „Du hast wirklich einen guten Sitz. So langsam sollte ich dir ein paar Manöver zeigen, die du beim Rindertreiben brauchen wirst. Komm mit.“ Wieder ging es zu der schon bekannten Rinderkoppel. Jacob öffnete das Tor vom Pferd aus und Deans Augen hingen bewundernd an ihm. Das würde er auch gerne können. Es dauerte nicht lange bis der junge Harrison die Kühe aus der Koppel getrieben hatte. „Wir treiben sie jetzt einfach mal bis da vorne zum Bach. Da bleiben sie von alleine stehen“, erklärte er und der Winchester nickte. Er ließ seinem Lehrer den Vortritt und beobachtete ihn genau. Schnell hatte eines der Rinder die Nase von der Rennerei voll und brach aus. Ohne wirklich erkennbare Hilfe sprang Jakes Pferd herum und trieb die Kuh wieder zur Herde. Dean schüttelte den Kopf. Für ihn hatte das Pferd selbstständig gehandelt. Keine Ahnung ob seine Stute das auch machte. „Sag mal, hast du keine Angst, dass da morgen nur Sahne rauskommt?“, fragte er mit einen Grinsen im Gesicht. Jacob schaute ihn fragend an. „Bei der Rennerei? Die schüttelt’s mächtig durch“, erklärte er und deutete ernst auf die Euter der Kühe. Jetzt erst verstand Jacob und prustete los. „Mal sehen ob du nachher auch noch die große Klappe hast“, neckte er und erklärte kurz die Hilfestellungen, die Dean seinem Pferd geben sollte. Und schon ging die Hatz los. Natürlich dauerte es nicht lange, bis diesmal zwei Rinder ausbrachen. Dean gab seiner Stute die erklärten Hilfen indem er sein Gewicht verlagerte und versuchte sie mit seinem Schenkel herum zu drücken, doch das lammfromme, ruhige Tier trabte gemütlich in einem größeren Bogen hinter den Ausbrechern hinterher. Jacob musste eingreifen. Gemeinsam trieben sie die kleine Herde in die Koppel zurück. Als das Gatter hinter den Rindern geschlossen war, konnte Jacob seinen Gefühlen endlich freien Lauf lassen. Vor Lachen schaukelte er auf seinem Pferd hin und her wie ein Schiff auf hoher See. „Das wird wohl nichts. Du brauchst ein richtiges Pferd“, prustete er. „Na toll, jetzt lach mich auch noch aus!“, schmollte der Blonde. „Entschuldige Dean“, grinste Jacob und versuchte sich zu beruhigen „es ist wirklich Zeit, dass du ein richtiges Pferd bekommst. Lass uns zurückreiten.“ Immer noch glucksend vor Lachen wendete er sein Pferd zum Hof zurück. Der Blonde nickte nur. Während Dean sich um ihre Pferde kümmerte war Jacob im Haus verschwunden. „Du willst ihm wirklich den Schwarzen geben?“ Margaret war nicht sonderlich begeistert. Der Hengst war ihr suspekt. „Wir haben drei zusätzliche Pferde hier, die ausgebildet sind und von denen er eines nehmen könnte. Und ich werde dir gleich zeigen, warum ich entschieden habe, dass er den schwarzen Hengst bekommen soll.“ Die Frauen folgten Jacob, blieben aber auf der Veranda stehen. „Dean? Geh mal irgendwo an das Gatter der kleinen Koppel oder auch zur Scheune, egal“, rief Jacob dem Blonden zu. Der Winchester zog fragend die Augenbrauen zusammen. „Mach einfach!“ Dean zuckte mit dem Schultern und ging los während Jacob die drei in Frage kommenden Pferde aufhalfterte und zur Veranda brachte. Dann ließ er sie frei laufen und stieg die wenigen Stufen zu seiner Familie hinauf. Fast sofort trabte der schwarze Hengst zu Dean und ließ sich mit einigen Streicheleinheiten verwöhnen. Die Stute blieb vor Sarah stehen und das dritte Pferd, ein Schecke lief zum nächsten saftig aussehenden Grasbüschel und begann zu fressen. „Deshalb“, sagte Jacob nur und lächelte. „Die Stute ist ja eigentlich Sarahs Pferd, der Schecke mag Dean nicht und wie du siehst, Mama, hat sich der Schwarze seinen Reiter selbst ausgesucht.“ „Dann solltet ihr morgen nach El Paso reiten und kaufen, was er an Kleidung noch braucht. Außerdem könntet ihr die Bestellungen mitbringen.“ „Ja. Machen wir.“ Jacob ging zu Dean hinüber. „Jetzt hast du ein Pferd.“ Ein Leuchten huschte über Deans Gesicht und er streichelte den Kopf des Tieres. „Aber…?“ „Er gehört uns und hat keinen festen Reiter. Dich mag er, also werdet ihr auch miteinander zurecht kommen. Morgen reiten wir nach El Paso. Dann könnt ihr euch aneinander gewöhnen. Außerdem brauchst du noch Übung. Mama hat noch einige Bestellungen bei Mr. Duncan also nehmen wir noch ein Packpferd mit. „Morgen?“, fragte der Blonde und klang nicht wirklich glücklich. „Warum?“, wollte Jacob wissen. Doch der Blonde schüttelte nur den Kopf. „Hast du denn schon einen Namen für ihn?“, riss Sarah die Männer aus ihrem Gespräch. „Nein.“ „Aber er braucht einen Namen“, sagte sie, „du hast doch auch einen.“ Dean grinste: „Impala!“ „Impala? Das ist …“ „Er ist genauso schwarz.“ Die Geschwister schauten fragend zu Dean, doch der gab keine weitere Erklärung. So richtig konnte sich Dean an diesem Abend jedoch nicht über den Hengst freuen. Und über den anstehenden Ritt nach El Paso auch nicht. Heute war der 1. Mai. Vor einem Jahr… Nein, eigentlich in 153 Jahren würde er an der Schwelle zur Hölle stehen und in der letzten Sekunde gerettet werden. Von einem Dämon! Aber das Schlimmste für ihn war, dass Sammy morgen Geburtstag haben würde und er noch nicht mal wenn er wollte, zu ihm fahren könnte. Er kramte die m&m’s aus seiner Tasche. Bis jetzt hatte er sich seinen Vorrat an Süßem eingeteilt. Aber diesen Abend würde die Tüte wohl nicht überleben. Er würde sich jetzt in einen Zuckerschock fressen! Der Winchester schnaufte. Das hatte er noch nie geschafft egal wie viel Süßkram er schon in sich gestopft hatte. Sollte er Sammy überhaupt gratulieren? Wenn er in seiner Zeit geblieben wäre, dann wäre jetzt - er rechnete zurück – fast Weihnachten. Ein Fest, das er gerne mit Sammy und Bobby verbracht hätte. Ein Fest, das er eigentlich gar nicht hätte erleben sollen. Sein Leben war schon verrückt. Und das hier war wohl das Verrückteste. Dean holte sein Handy aus der Tasche und schaltete es ein. Es hatte noch immer drei Balken. Aber wie lange noch? Langsam ging er die Liste durch und blieb dann doch bei Ramblin’ on hängen. Dean rutschte auf seinem Strohlager ein wenig hin und her, betätigte die Play-Taste und schob sich sein Telefon ganz dicht ans Ohr. Er wollte es so lange wie möglich in Betrieb halten, also machte er die Musik nur ganz leise. Nach dem Lied schaltete er das Telefon wieder aus und ließ es in seiner Hosentasche verschwinden. Er grübelte noch eine Weile, doch dann forderte der anstrengende Tag seinen Tribut und Dean schlief ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)