Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 66: Feenkreise ---------------------- 66) Feenkreise Irgendwann formte sich in Deans Kopf ein Wort, ein Name. Und zu diesem Namen gab es ein Gesicht! S A M Er musste einen Weg finden zu Sam zu kommen. Er hatte einen Deal geschlossen um Sam wieder zu bekommen und er war der Hölle gerade so von der Schippe gesprungen, er würde mit Sicherheit nicht hier sitzen und warten, dass etwas passierte. Das hatte er noch nie getan und auch jetzt würde er nicht damit anfangen. Aber wo sollte er mit seiner Suche beginnen? Dads Tagebuch? Eigentlich kannte er es auswendig und er wusste, dass darin nichts zu dem Thema „Zeitreisen“ stand. Aber trotzdem musste er es versuchen. Vielleicht hatte er ja etwas übersehen, oder etwas falsch gedeutet, jetzt wo er wusste wonach er suchen musste? Aber wo war das Buch, wo waren seine Sachen überhaupt? Mühsam stemmte er sich in die Höhe. ‚Wie lange hab ich hier eigentlich gesessen?‘, überlegte er und streckte seine steifen Muskeln. „Wo sind meine anderen ...“, begann er und musste sich erst einmal räuspern. Sein Stimme klang rau. Margaret stand am Herd und bereitete das Abendessen zu. Sie hatte jemanden kommen hören, doch auf keinen Fall mit Dean gerechnet. Sie erschrak sich heftig. „Entschuldigung“, sagte Dean sofort und versuchte ein Lächeln. „Ihr sucht Euer restliches Eigentum?“ „Ja.“ Sie kramte in ihrer Tasche und holte einen Schlüssel hervor: „William hat alles in dem Sekretär eingeschlossen. Jacob wollte unbedingt dieses Buch lesen um zu erfahren wer Ihr seid, aber William meinte, dass Ihr uns das selbst erzählen solltet. Er hat es weggeschlossen.“ „Danke“, sagte Dean, nahm den Schlüssel und verschwand in dem Zimmer. Kurz warf er einen Blick auf das Bett und überlegte, ob er sich einfach darauf fallen lassen sollte, doch irgendwie hatte er hier das Gefühl nicht atmen zu können. Er wollte wieder nach draußen. Schnell nahm er das Buch, steckte sich seinen Colt in den Bund und griff nach dem Handy. Dann schloss er das Fach wieder ab und ging nach draußen. „Darf ich den Schlüssel noch behalten?“, fragte er und Margaret sah kurz auf und nickte. „Danke“, erwiderte er noch einmal und ging wieder nach draußen. Er stellte sich an das Geländer und schaltete sein Handy ein. Es leuchtete auf. Ein Lächeln huschte über Deans Gesicht. Er tippte den Code ein, Sams Geburtstag, und wartete. Der Akku war noch fast voll, registrierte er erfreut, aber er hatte kein Netz. ‚Schon klar. Wenn sie hier noch nicht mal Telefon kennen, werden sie auch kein Handy-Netz haben. Aber einen Versuch war es wert.’ Er würde es also nur als Player verwenden können. Für eine Weile. Dean holte tief Luft und ließ sich auf die Bank fallen. Seite für Seite ging er das Tagebuch durch, blätterte vor und zurück … und fand nichts. Doch er gab nicht auf. William war mit seinem Vater zu befreundeten Ranchern unterwegs. Sie würden in etwa drei Wochen wiederkommen und dann sollte es endlich zur Herde gehen. Eigentlich wäre Jacob schon lange bei den anderen Cowboys. Doch sein Bruder wollte mit, also musste er warten. Die Zeit verbrachte er meistens in der Nähe des Hauses. Das Buch in Deans Händen zog den Jüngeren magisch an. Doch egal wie vertieft der Winchester in dessen Seiten war, bevor Jacob einen Blick hineinwerfen konnte klappte der es zu. Er wollte nicht, dass irgendwer erfuhr, was er da las und was es alles auf der Welt gab. Die Jäger, die er kannte, hatten schwer genug an dieser Last zu tragen. Nach eineinhalb Tagen gab Dean auf. Hatte er Dads Tagebuch bisher nur auswendig gekannt, würde man ihm jetzt zwei Worte sagen, könnte er den richtigen Satz mit Seite und Absatz im Schlaf aufsagen. Gebracht hatte es ihm allerdings nichts. Was sollte er nur machen? Er schob das Buch in seinen Bund und ging in Gedanken versunken zur Koppel, auf der einige Pferde grasten. Die Arme auf den obersten Balken gelegt blieb er stehen und starrte vor sich hin. Die zurückgebliebenen Ranchbewohner ließen ihn in Ruhe, obwohl Margaret ihn mehr als einmal zur Arbeit heranziehen wollte. Jacob hielt sie immer wieder zurück. „Er wird kommen, wenn er soweit ist“, sagte er jedes Mal. „Er muss erst einmal herausfinden, wer er ist und woher er kommt.“ „Ich denke er weiß genau wer er ist!“, hatte sie aufgebracht erwidert. „Ja, aber selbst du musst zugeben, dass einige Dinge, die er bei sich hat, merkwürdig sind!“ Darauf hatte Margaret auch keine Erklärung. Dean grübelte über seine momentan letzte Idee nach. Würde es etwas bringen, danach zu fragen? Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Gerade wollte er zum Haus gehen, als er sah, dass der schwarze Hengst kurz außerhalb seiner Reichweite vor ihm stand und einen langen Hals machte. Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Winchesters. Er streckte die Hand aus und fühlte schon bald die weichen Nüstern auf seiner Handfläche. „Ich hab leider nichts für dich“, sagte er leise und das Tier stellte seine Ohren auf. „Aber vielleicht kann ich dir ja irgendwo eine Möhre stibitzen? Magst du Möhren?“ Der Hengst schnaubte, schnupperte noch einmal an Deans Hand und wandte sich dann wieder ab. In dem Moment rief Jacob zum Essen. „Sag mal, findest du nicht, dass das Frauenarbeit ist?“, wollte der Jüngere nach dem Essen wissen, als Dean sich das Handtuch nahm und begann das Geschirr abzutrocknen. Irgendwann waren die beiden wohl unbewusst zum „du“ übergegangen. „Mal abgesehen davon, dass ich nicht der Meinung bin, dass ein Mann zu schade für Hausarbeit ist, hast du denn Männerarbeit für mich?“ „Mal sehen. Kannst du reiten?“ Dean überlegte. Er war vielleicht vierzehn gewesen als sein Vater befunden hatte, dass sie, nachdem sie im Jahr zuvor zuviel Schulstoff verpasst hatten, mal länger an einem Ort bleiben sollten. Es hatte John jedoch nicht davon abgehalten durch die Gegend zu ziehen und seine Söhne allein zu lassen. Dean hatte schnell ein Mädchen gefunden, das ihn interessierte und Sammy war auf einem „Ich will ein Haustier – Trip“. Gleich neben ihrem Motel war ein größerer Reiterhof. Die Kleine, Jenny, kam jeden Tag und Dean hockte, auf den Koppelstangen und sah ihr zu. Sammy wollte auch reiten und so hatten sie neben ihren sonstigen Pflichten und dem Training auch noch Ställe ausgemistet, damit sie kostenlos ein paar Reitstunden bekamen. „Ich hab’s vor Jahren mal angefangen, aber ob ich es kann?“, der Blonde zuckte mit den Schultern. „Dann sattle ich dir mal eine lammfromme Stute und dann schaun wir mal.“ Dean nickte und sah dem Jüngeren mit gemischten Gefühlen hinterher. Sein Baby wäre ihm lieber. Aber da sie hier ja noch nicht mal Autos kannten, wo sollte er denn dann Benzin herbekommen? Hoffentlich hatte Bobby inzwischen mitbekommen, dass er weg war und kümmerte sich um seine schwarze Schönheit, wenn Sam nicht doch wieder aufgetaucht war. Ihm wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, dass sein Auto vielleicht verkauft und von Jemandem gefahren wurde, der ihre Reize nicht zu schätzen wusste. Oder noch schlimmer, sie würde auf dem Schrottplatz landen! Ein eisiger Schauer rann über seinen Rücken. Er legte das Handtuch beiseite und ging nach draußen. Jacob wartete mit einem Pferd auf ihm. ‚Also auf in’s Vergnügen!’, machte Dean sich Mut. Er nickte etwas unsicher. „Dann kletter mal rauf“, sagte Jacob und hielt das Pferd fest. Ein paar Mal musste Jacob seinen Schüler auf dessen Sitz aufmerksam machen, aber sonst gefiel ihm das, was Dean da machte, ganz gut. Langsam ritten sie über den Hof. „Da wo du herkommst, wie kommt ihr von einem Ort zum anderen?“, wollte er wissen. „Das …“, Dean brach ab und schüttelte traurig den Kopf. Er war sich nicht sicher, was er erzählen konnte. Würde er die Zukunft verändern? Bis zum ersten Automobil würden noch vierzig Jahre vergehen. „Ich weiß nicht, was ich dir erzählen darf. Ich weiß es einfach nicht.“ Jacob wurde dadurch noch neugieriger, aber er sah auch, dass Dean wohl so nicht erzählen würde. Vielleicht fasste er ja doch noch Vertrauen zu ihm? Er wünschte es sich. Der Mann an seiner Seite interessierte ihn wirklich. Er hatte etwas Geheimnisvolles um sich. „Okay, das reicht für heute. Morgen drehen wir mal eine Runde um die Ranch.“ „Bist du dir sicher?“, fragte Dean erstaunt. Er war nicht der Meinung, dass er schon soweit wäre. Aber wenn der Fachmann an seiner Seite, der das Pferd die ganze Zeit geführt hatte, meinte er könnte das auch alleine?!? Dean half die Stute abzuzäumen und folgte Jacob dann recht steifbeinig ins Haus. „Gibt es hier in der Gegend einen Feenkreis?“, fragte er noch in der Tür. „Einen Feenkreis?“, fragte Sarah interessiert. „Was ist das?“ „Eine Art mystischer Steinkreis, der angeblich von Feen angelegt wurde“, erklärte der Blonde ruhig. „Und was machen die da?“ Margaret drehte sich zu dem jungen Mann um und schaute ihn unter zusammengezogenen Augenbrauen an. „Angeblich sollen darin Menschen verschwinden können und 200 Jahre schlafen. Ich mag einfach die Ruhe solcher Orte“, versuchte der Blonde dem Ganzen einen harmlosen Anschein zu geben. „Feen, Kobolde und was weiß ich für Gestalten gehören in Märchen für Kinder und nicht in die Köpfe erwachsener Menschen!“, versuchte die Frau jegliche Unterhaltung abzuschneiden. „Märchen und Legenden haben auch einen realen Hintergrund“, gab Dean das Wissen seines Bruders weiter. „Realen Hintergrund? Das ist gottloses Zeug! So etwas will ich in diesem Haus nicht hören! Es reicht schon, dass ich mir tagtäglich dieses gottlose Ding da auf Eurer Brust ansehen muss. Ich will, dass Ihr das entfernt!“ „Nein!“ Kaum hatte Margaret den Anhänger angesprochen, hatte sich Deans Hand schon darum geschlossen. Nie würde er ihn ablegen. Nie! „Wir sind ein gottesfürchtiger Haushalt. Ich werde hier kein heidnischen Zeug dulden!“ Der Winchester drehte sich um. Er würde hier verschwinden müssen. Eigentlich hatte er sich hier wohl gefühlt und gehofft bleiben zu können, bis er einen Weg zurück in seine Zeit gefunden hätte, aber unter diesen Umständen sollte er wohl besser verschwinden. „Mama“, protestierte Jacob, der die Absichten des Blonden wohl erraten hatte, „du kannst Dean nicht einfach vor die Tür setzen, nur weil er andere Ansichten hat als du. Außerdem ist er noch nicht wieder richtig fit.“ Die Frau überlegte eine Weile und Dean stand zwischen Tür und Angel, von Jacobs Hand an seinem Arm daran gehindert weiter zu gehen. „Gut, er darf bleiben, aber das Ding will ich nicht mehr sehen!“ Der Blick des jungen Mannes wanderte zu Dean, der kurz nickte und den Anhänger unter seinem T-Shirt verschwinden ließ. „Morgen ist Sonntag. Solange Ihr hier seid werdet Ihr jeden Sonntag mit uns zur Kirche fahren! Ich dulde kein gottloses Verhalten.“ Wieder wandte sich der Blonde zum Gehen. „Bitte Dean!“, versuchte jetzt auch Sarah den Winchester zu überreden. Grüne Augen versanken fast in grünen Augen, und Dean fühlte sich bei diesem Blick unheimlich. Er hatte das Gefühl vor einem Spiegel zu stehen und sich in die Seele schauen können. Doch anders als bei seiner Seele sah er vor sich nur blütenreines Weiß. Erneut nickte er. Auch das würde er überleben. Hatte er da doch vielleicht die Ruhe sich über einiges klar zu werden. Auch Margaret nickte zufrieden, ging doch in ihrem Haus wieder alles seinen rechten Gang. Bis zum Essen. „Jacob, bitte sprich das Tischgebet“, forderte Margaret und ihr Sohn folgte ihrer Bitte. Für ihn war es normal. Viel zu selten saßen sie gemeinsam am Tisch und auch jetzt fehlten, wenn man es genau nahm, mindestens drei Personen. Dean musste an Sammy denken. Für ihn wäre das hier bestimmt kein Problem. Er glaubte ja an Gott und Dean hatte sich immer bemüht Sam in seinem Glauben zu unterstützen, obwohl er ihn nicht teilte, nicht teilen konnte. Aber er hatte in seinem Leben schon gegen zu viele Geschöpfe gekämpft, die es auf einer von Gott gewollten Welt nicht geben dürfte. Außerdem hatte er mit einem Befehlshaber in seinem Leben schon genug und selbst an dem zweifelte er ja schon. „Gott prüft die, die er liebt, Dean!“, sagte Margaret nach dem Essen. Ihre Stimme klang versöhnlich. Der Winchester erstarrte für einen Augenblick. „Klar“, entgegnete er und seine Stimme troff nur so von Zynismus, „Deswegen musste ein Vierjähriger ja auch dabei zusehen, wie seine Mutter vor seinen Augen lebendig verbrannte. Deswegen hat er einem fast Fünfjährigen die Verantwortung für seinen sechs Monate alten Bruder aufgedrückt, weil er seinen Vater auf einen Rachefeldzug gegen die Mörder geschickt hat!“ Er wandte sich ab. Er musste hier raus. Dieses Haus war nicht groß genug für Gott und ihn. Schnell war Dean in dem Zimmer verschwunden, in dem er bis jetzt geschlafen hatte, holte seine wenigen Sachen und machte sich auf den Weg in die Scheune. Dort zwischen Strohballen und Werkzeug konnte er endlich wieder atmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)