Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 61: Wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen --------------------------------------------------- 61) Wo Fuchs und Hase sich „Gute Nacht“ „Das war wirklich ein tolles Rennen. Aber ganz ehrlich. Wie kann dein Vetter nur so blöd sein?“ „Das kann ich dir auch nicht sagen. Aber er hatte schon immer einen Anflug von Größenwahn. Vielleicht ist er ja jetzt geheilt.“ „Die Igel haben ihn wirklich ordentlich geleimt!“ „Ja! Gute Nacht!“ „Dir auch eine Gute Nacht!“ Dean starrte die beiden Gestalten, die sich da eben auf der kleinen Lichtung vor ihm verabschiedeten mit offenem Mund an. „Hier ist er also, der Ort, an dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen!“, ertönte es plötzlich neben ihm und ließ ihn herumfahren. Sofort fuhr seine Hand in die Höhe und verschwand in seiner Innentasche. „Du kannst mich nicht töten, Dean!“, sagte der Trickster. „Das werden wir ja sehen!“, erklärte der Blonde bissig und zog den Colt. „Du wirst nicht auf mich schießen!“ „Da wäre ich mir nicht so sicher! Was hast du mit Sam gemacht?“, bellte der Blonde und wartete ab, die Mündung der Waffe drohend auf den Mann vor sich gerichtet. „Oh, es geht ihm gut ... denke ich. Oder es ging ihn gut. Vielleicht!“ „Geht … ging … denkst du??? Wo ist er?“ „Das spielt keine Rolle, Dean, denn selbst wenn du wüsstest wo... du würdest nie zu ihm kommen.“ „Was hast du mit ihm gemacht!“, fauchte der Winchester und die Mündung des Colts ruckte drohend noch ein Stück höher. „Hm, eigentlich sollte er froh und stolz sein. Er hat etwas erlebt, das nie ein Mensch je erlebt hat. Na ja gut, es gibt ein paar Ausnahmen. Eigentlich schade, dass er es wahrscheinlich vergessen hat.“ „Ich will sofort zu meinem Bruder!“, knurrte der Blonde und drückte die Mündung gegen die Brust des Tricksters. „NEIN!“, bockte der. Deans Zeigefinger krümmte sich. „Das ist Erpressung!“ „Kannst du dir vorstellen, dass mir das egal ist?“ „Was willst du mit Sam? Er macht dich immer nieder. Er ist immer der Bessere, immer der Intelligentere von euch. Du bist immer unnötig klein neben ihm.“ „Ich will zu Sam!“ „NEIN! Aber ich will auch dich nie wieder sehen. Nie wieder sollst du mir in die Quere kommen. Ich wünsche dir viel Spaß da oben!“, lachte der Trickster und schnippte mit den Fingern. Dean drückte ab. Doch bevor er sehen konnte, ob der Trickster starb, oder ob er ihn überhaupt getroffen hatte, begann sich die Welt um ihn zu drehen. Er hatte das Gefühl zu fliegen. Fliegen! Sein Magen wollte unbedingt nach außen. Alles um ihn herum drehte sich. Kurz biss die grelle Helligkeit ihm in die Augen und dann wurde es wieder dunkel um ihn herum. Dumpf schlug er auf dem Boden auf. Eine Weile blieb er einfach nur liegen und versuchte sich klar zu werden, ob er noch lebte, dann wälzte er sich auf den Rücken und öffnete die Augen. Vollkommene Schwärze umfing ihn. Hatte der Trickster ihm das Augenlicht...? Panik kroch seine Speiseröhre hinauf. Doch dann sah er hin und wieder einen Stern am Himmel funkeln. Und jetzt hörte er auch die Geräusche des nächtlichen Waldes. Irgendwie hatte der Trickster ihn wohl ko geschlagen und einfach liegen gelassen. Vorsichtig drehte er sich wieder auf den Bauch und stemmte sich in die Höhe. Sein Magen nahm die vorhergehende Attacke wohl noch übel und rebellierte. Tief durchatmend blieb er auf den Fersen sitzen. ‚Der Colt!‘ Sofort begann er den Boden um sich herum abzutasten und fand ihn. Seine Finger schlossen sich um den Lauf der antiken Waffe. Dean atmete tief durch. Er hatte die Waffe fallen lassen! Wie konnte er nur! Wenn der Trickster jetzt damit verschwunden wäre? Schnell stopfte er sie in seine Innentasche. ‚Verflucht! Was ist da eigentlich alles drin? Ich sollte wohl doch mal meine Jacke ausmisten?’, überlegte Dean und grinste. Wieder beugte er sich nach vorn und tastete den Waldboden noch einmal ab. Irgendwie wollte er die Hoffnung, dass der Colt den Trickster doch getötet hatte noch nicht begraben. Leider fand er keinen Körper. ‚Na ja, vielleicht lösen sich tote Götter ja auch einfach auf?’ Er erhob sich und schaute sich um. Wieso war es eigentlich so dunkel und warum hörte er nur den Wald? Das Motel lag an einer Straße. Wenigstens hin und wieder sollte doch wohl mal ein Auto vorbei fahren! Er schüttelte den Kopf. Vielleicht hat es einen Stromausfall gegeben. Das würde zwar die fehlenden Autos noch nicht erklären, aber er wollte sich darüber jetzt keine Gedanken machen. Herzhaft gähnend lief er in Richtung Motel. Eine Nacht Ruhe würde seinen schmerzenden Kopf bestimmt auch wieder beruhigen. Und wenn er den Trickster doch getötet hatte, dann wäre Sammy ja auch wieder da! Wärme breitete sich in seinem Magen aus und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. Er beschleunigte seine Schritte. Plötzlich landete sein Fuß im Nichts. Dean strauchelte. Er versuchte sich haltsuchend nach hinten fallen zu lassen. Vergeblich. Immer schneller rutschte er nach unten. Und schon bald machte sein Rücken Bekanntschaft mit dem rauen Untergrund. Sein Fuß prallte auf ein Hindernis. Heiß explodierte der Schmerz in seinem Knöchel. Er knickte zur Seite und überschlug sich drei, vier Mal bevor seine Hände etwas Raues zu fassen bekamen. Doch der Halt war trügerisch und sein Schwung zu groß. Seine Handflächen schrammten über den Stein, einige Nägel splitterten, doch er konnte nicht verhindern, dass er langsam abglitt. Wieder überschlug er sich mehrfach. Äste und Steine bohrten immer wieder schmerzhaft in seine Rippen und pressten ihm die Luft aus den Lungen. Blind rudernd griff er in die Dunkelheit, doch die wenigen kleinen Bäumchen, die er zu fassen bekam, konnten ihm keinen Halt bieten. Im besten Fall verlangsamten sie seinen Sturz mit einem schmerzhaften Ruck, der durch seinen Körper ging und dann lösten sich ihre Wurzeln ebenfalls und sie polterten zusammen mit ihm ins Tal. Hart und kaum noch Herr seiner Sinne landete er plötzlich auf seinen Füßen. Wieder explodierte der Schmerz in seinem Knöchel. Er kippte auf Knie und Hände. Einige Bäumchen und kleinere Steine, die er aus ihrer Verankerung gerissen hatte trommelten auf seinen eh schon schmerzenden Rücken. Dean kippte zur Seite. Leise wimmernd rollte er sich zusammen und verlor jetzt endgültig das Bewusstsein. Noch immer rieselten Blätter auf ihn und decken ihn langsam zu. Ein lautes Krachen weckte ihn. Hart trommelte etwas auf seinen Körper. Er öffnete die Augen und versuchte zu erkennen wo er war. Gleißende Helligkeit brannte sich in seine Netzhäute. Mit einem Stöhnen schloss er seine Augen wieder. Der folgende Donner ließ ihn zusammenzucken. Er wollte sich mit einer Hand auf dem Boden abstützen und versuchen etwas weiter in den Schutz dessen zu rutschen, das er an seinem Rücken fühlte. Seine Hand patschte ins Wasser. Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen. Mühsam setzte er sich auf und lehnte sich an die Wand hinter sich. Im unsteten Licht der Blitze sah er, dass er in einer Kuhle gelandet war. In einer Kuhle, die sich jetzt mit Regenwasser füllte! Er musste hier raus! Sein linkes Bein fühlte sich an, als wäre es durch den Fleischwolf gedreht worden. Umständlich stemmte er sich, mit dem Felsen in seinem Rücken als Unterstützung, in die Höhe. Als er stand, zitterte sein rechtes Bein so stark, dass er Angst hatte wieder zu Boden zu gehen. Er wartete, den Kopf in den Nacken gelegt, bis sich sein Körper wieder beruhigt hatte und ließ sich das heiße Gesicht vom Regen kühlen. Sturzbäche rannen über seinen Hals und verschwanden unter dem T-Shirt, um dann unangenehm über Brust und Nacken laufend in die Shorts zu kriechen. Das Wasser lief in größer werdenden Rinnsalen vom Berg in seine Kuhle und stieg immer schneller. Deans Füße standen schon komplett in der trüben Brühe. Er hoppelte mit zusammengebissenen Zähnen zum etwas mehr als hüfthohen Rand. Seine Finger verkrallten sich in dem glitschigen Gras und er stemmte sich in die Höhe. Keuchend ließ er sich einfach nach vorn fallen. Das Gras war noch angenehmer an seiner heißen Wange, als die Regentropfen kurz vorher. Er wollte einfach nur noch liegen bleiben. Sein Überlebenswille ließ das jedoch nicht zu. Stöhnend stemmte er sich erneut in die Höhe und kroch, sein Bein hinter sich her ziehend, den Hang wieder ein Stück nach oben. Am Stamm eines hohen Baumes rollte er sich zusammen. Seine Kräfte waren aufgebraucht und der Schmerz in seinem Bein raubte ihm die Besinnung. Dankbar ließ er sich in die Dunkelheit fallen. Ein lautes Klappern weckte ihn. „Sammy! Kannst du nicht leiser auf den Tasten rumhacken?“, knurrte er und erschrak über das heisere Krächzen, das seine Kehle verließ. Brummelnd setzte er sich auf und keuchte, als er endlich an den Baum gelehnt saß. Seine Muskeln protestierten schmerzhaft gegen diese Bewegung. Er fror erbärmlich. Seine Kleidung war durchgeweicht. Verwirrt schaute er sich um. Heiß strich sein Atem durch seine trockene Kehle. Und jetzt endlich erkannte er, dass das Klappern von seinen Zähnen kam. ‚Wo bin ich hier? Was ist passiert und wie bin ich hierher gekommen?’ „Sammy?“, krächzte er und musste sofort husten. Sein Brustkorb zog sich krampfhaft zusammen. Nach einer Weile konnte er sich endlich beruhigen und er lehnte sich japsend an den Stamm. Langsam kamen die Erinnerungen zurück. Er hatte den Trickster erschossen. Hatte er? Aber wieso war er dann hier und wo zur Hölle war hier? Hatte der Trickster ihn sozusagen als letzte Rache hierher gebeamt? Dean grinste leicht. ‚Beam me up, Scotty!’ Egal! Er musste hier weg. Er musste in die Stadt. Mühsam erhob er sich und schaute sich um. Es gab nur einen Weg. Weiter den Berg hinunter. Doch zuerst brauchte er etwas zu trinken. Langsam hinkte er zu der Mulde, die mit Regenwasser gefüllt war und ließ sich am Rand nieder. Er wäre hier drin jämmerlich ertrunken, ging es ihm durch den Kopf. Hastig trank er soviel er nur konnte. Dann hinkte er los. Die Sonne stieg am Himmel empor und es wurde warm. Trotzdem erschien es ihm viel kälter als es in den letzten Tagen gewesen war. Nichtsdestotrotz trocknete seine Kleidung und schon bald begann er zu schwitzen. Sein Hals fühlte sich bei jedem Atemzug an, als ob jemand darin mit Sandpapier hantieren würde. Der Durst kam zurück. Langsam stolperte er weiter. Immer wieder musste er sich an Bäumen oder Steinen abstützen, immer wieder blieb er an die Stämme gelehnt stehen und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Sein Hals brannte, sein Rücken schmerzte. Der Schweiß rann ihm in kleinen Bächen über den Körper und er wünschte sich das Gewitter von letzter Nacht zurück. Zum wievielten Mal er jetzt umgeknickt war wusste er nicht. Aber noch nie hatte er den unebenen, weichen Waldboden so sehr verflucht wie jetzt. Dean robbte zum nächsten Baum und lehnte sich an den Stamm. Ohne Hilfe würde er nicht mehr sehr weit kommen, das wusste er. Doch da Sammy als lebende Krücke ja wohl mangels Anwesenheit ausfiel, würde er sich anders behelfen müssen. Jetzt brauchte er erst einmal Ruhe, um den Schmerz in seinem Bein soweit verdrängen zu können, dass er weiter laufen konnte. Er musste Sam finden und diesen verdammten Trickster. Er würde ihn rösten, grillen, filetieren, ausnehmen, den Trickster, nicht Sam! Dean ließ seinen Kopf gegen den Stamm in seinem Rücken fallen und wartete. Endlich fühlte er sich wieder in der Lage aufzustehen. Seine Hände zitternden nicht mehr und auch die Schmerzen waren auf ein erträgliches Maß gesunken. Mit Hilfe des Stammes stemmte er sich in die Höhe und hinkte weiter. Kurz bevor er auf eine staubige Ebene kam, brach er sich einen stärkeren Ast ab und nutzte ihn als Krücke. Es war inzwischen früher Abend und noch immer brannte die Sonne unbarmherzig vom blanken Himmel. Der leichte Wind trieb Staubhosen vor sich her. Als sich die Dunkelheit über die Ebene senkte, ließ Dean sich einfach fallen und schlief fast sofort ein. Frierend erwachte er. Der Morgen kündigte sich mit einem schmalen Streifen am Horizont an. Der Winchester wollte weiter schlafen. Sein Körper fühlte sich an, als wäre er unter die Räder geraten und er vermutete, dass es einfacher wäre aufzuzählen, was nicht schmerzte. Er rollte sich ein wenig mehr zusammen und schloss die Augen. Der Wind pfiff ihm durch die Kleidung und sein Zittern wurde stärker. Er musste sich bewegen! Dean setzte sich auf und schaute in den erwachenden Tag. Keine Wolke war am Himmel zu sehen. Es würde also doch wieder heiß werden. Sein Hals kratzte. Das würde eine ausgewachsene Erkältung geben, dabei hasste er es doch krank zu sein! Er hatte Durst. Aber hier gab es nur Wind und Staub. Seine einzige Hoffnung war, nach Santa Fe zurück zu finden. Sam wartete bestimmt schon auf ihn und machte sich Sorgen. Ächzend stemmte er sich in die Höhe, stellte die Krücke unter seine Achsel und hinkte los. ‚Immer der Nase nach!‘ Er grinste breit. Das klang doch viel besser als: ‚Weg vom Berg!‘ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)