Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 60: Verloren -------------------- 60) Verloren Der Blonde warf sich unruhig in seinem Bett von einer Seite auf die andere. Er blinzelte und versuchte zu ergründen, was ihn geweckt hatte. Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, fiel er schon wieder in einen bleiernen Schlaf. „Das Schauspiel will ich mir in Ruhe anschauen“, lachte der Trickster und ließ seine Hand sinken. „Auch ein Gott braucht mal Schlaf.“ Dann verschwand er. Dean erwachte langsam. Er fühlte sich erschlagen, wie gerädert. Was war nur los? Stöhnend drehte er sich auf den Rücken. Seine Schulter machte sich mit leichtem Pochen bemerkbar. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis er die wieder schmerzfrei bewegen konnte. Aber es war ja auch erst eine knappe Woche her, dass er, mal wieder, angeschossen worden war. Müde rieb er sich über die Augen und überlegte, ob er heute überhaupt aufstehen sollte. Er hatte wirklich keine Lust wieder wie Don Quichotte gegen Windmühlen zu kämpfen. Etwas anderes war der Fall nicht. Immerhin hatten sie die Kleine gestern gerettet. Ein kleines Lächeln huschte über das Gesicht des Blonden. Aber wenn das so weiter ging, dann lagen noch zehn Tage vor ihnen. Er wollte Urlaub! Dean warf einen Blick auf das andere Bett. Sammy war schon aufgestanden und da die Dusche nicht ging, hieß das wohl, dass sein kleiner Bruder bald mit Frühstück durch die Tür käme. Er quälte sich aus seiner Schlafstatt. Wieso hatte Sam keinen Kaffee angestellt? In letzter Zeit hatten seine Mischungen doch geschmeckt. Der Blonde stellte die Kaffeemaschine an und schlurfte ins Bad. Sam war noch immer nicht zurück, als er aus dem Bad wiederkam. Er holte sich einen Kaffee und den Laptop aus Sams Rucksack und schaute im Internet nach, ob es im Einkaufscenter etwas Neues gegeben hatte, doch da war alles ruhig. Er suchte nach Möglichkeiten, wie ein Trickster zu besiegen wäre, denn der mit Blut getränkte Pfahl schien nicht zu wirken. Oder aber er hatte ihnen immer Hologramme von sich vorgegaukelt. Doch wie sollten sie ihn dann überhaupt kriegen, wenn der nicht doch ein Gott ist, wovon er immer stärker ausging. Die zweite Tasse Kaffee war inzwischen leer und sein Magen knurrte besorgniserregend. Wo blieb nur Sammy? So lange konnte der doch kein Frühstück besorgen, oder? In seinem Magen bildete sich ein Klumpen. Unruhig begann Dean durch das Zimmer zu tigern. Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte Sams Nummer. Es klingelte auf dem Nachttisch. „Verdammt!“, fluchte er. Der Klumpen in seinem Magen wurde größer. Dean kontrollierte Sams Zahnbürste. Sie war trocken. Außerdem gab es nur sein nasses Handtuch im Bad. Geduscht hatte der Kleine also auch nicht. Panik stieg in Dean auf. Hektisch durchwühlte er den Schrank und die Taschen. Außer Sams Taurus war alles noch da. ‚Wenn Sammy abgehaun wäre, dann hätte er zumindest seinen Laptop mitgenommen!’, versuchte Dean sich zu beruhigen. Es half nichts. Das ungute Gefühl in seinem Magen wurde immer schlimmer. Er presste Daumen und Zeigefinger so fest gegen die geschlossenen Lider, dass er bunte Farben sah und atmete ruhig ein und aus. Ganze zwei Mal schaffte er es, dann ließ die Panik seine Atmung immer flacher werden. Warum musste er Sammy denn in letzter Zeit dauernd verlieren? Reichte es nicht, dass er ihn vor über einem Jahr hatte sterben sehen? Aber jetzt? Erst versucht so ein bekloppter Bildhauer seinen Sammy zu trocknen und jetzt verschwand er mitten in der Nacht. Nein! Soweit bin ich noch lange nicht!’ Dean wartete, bis seine Hände nicht mehr so stark zitterten, dann kramte er sein Handy wieder aus der Tasche und wählte Bobbys Nummer. „Hallo Dean, was gibt’s?“ Schon alleine Bobbys Stimme zu hören hatte etwas Beruhigendes. Der Blonde lauschte dem Klang nach und holte tief Luft. „Dean?“, bohrte der Ältere ungeduldig nach. „Sam ist weg!“, ließ der die Bombe platzen. „Wie weg?“ „Ich bin heute Morgen wach geworden und Sam war weg und bis jetzt ist er noch nicht wieder aufgetaucht. Er hat nur seine Waffe mit. Ich dachte er ist Frühstück holen …“, brach es jetzt aus dem Blonden heraus. „Und du hast nichts gemerkt?“ Das hatte Dean sich auch schon gefragt. Warum hatte er nichts gemerkt?!? Seine Instinkte schlugen doch sonst immer sofort Alarm, wenn mit seinem kleinen Bruder etwas war! „Nein“, antwortete er kaum hörbar. Bobby hörte die Selbstvorwürfe trotzdem. „Hör auf dich zu zerfleischen, Dean“, begann er deshalb. „Es ist meine Aufgabe auf Sam aufzupassen! Ich bin für ihn verantwortlich!“, bellte Dean in sein Telefon. „Dean! Sam ist erwachsen!“ „Trotzdem ist er mein kleiner Bruder! Ich hab geschworen ihn mit meinem Leben zu schützen!“ „Brauchst du Hilfe? Soll ich kommen?“, lenkte der Ältere ein. Dass das Verhältnis der Brüder nicht wie bei normalen Brüdern war, das wusste er ja, aber er hatte gehofft, dass es sich langsam normalisierte. Was hatte John seinen Kindern, was hatte John seinem Großen da nur angetan? „Ich weiß nicht. Will ihn erstmal so suchen. Wenn er sich meldet, rufst du mich dann an?“ „Mach ich. Aber warum sollte er sich zuerst bei mir melden?“ „Ich …“ „Ich hör mich um und Ellen sag ich auch Bescheid. Wir finden Sam!“, gab Bobby seiner Stimme soviel Zuversicht wie er nur konnte. Denn eigentlich wollte Dean nur jemanden, der ihm zuhörte und ihm ein wenig Halt gab. „Danke!“, nuschelte der fast sofort und legte auf. ‚Und was jetzt?’, überlegte er. Hunger hatte er keinen mehr. Also griff er sich seine Jacke und verließ das Zimmer. Er musste Sam finden! Dean startete den Impala, doch das beruhigende Gefühl, dass ihn jedes Mal überkam, wenn er das satte Brummen hörte, blieb aus. Er fuhr jede Straße im Umkreis von zehn Kilometern ab. Kein Sam. Dean ging über den Friedhof. Er wusste nicht warum, aber dass es kein frisches Grab gab beruhigte ihn. Wieso hatte es ihn überhaupt hierher getrieben? Die trauernde Witwe, die gleich am Eingang vor einem 150 Jahre alten Grab stand, übersah er. Der Trickster weidete sich an Dean Gefühlen der Angst und des Verlustes. Es war fast noch schöner als Sam dabei zuzusehen, wie der versuchte sein Leben zu leben. Der Winchester stattete der Bibliothek einen Besuch ab. Auch hier war Sam nicht. Am frühen Abend fuhr er zum Einkaufscenter und ließ sich die Überwachungsbänder der letzten zwei Tage geben. Jeden Schritt seines Bruders sah er sich wieder und wieder an, aber außer mit Simmons, den Menschen am Geldautomaten und der Kleinen, die den Apfel verschluckt hatte, hatte sein kleiner Bruder keinen Kontakt zu irgendwem gehabt und den Trickster konnte er auch nicht in Sams Nähe finden. Müde und vollkommen erschlagen suchte er in der Dunkelheit noch einmal die Straßen ab. Es war hoffnungslos. Wie sollte er seinen kleinen Bruder nur finden? Sammy konnte schon überall sein. ‚Das hätte er schon heute Morgen’, wisperte eine Stimme in seinem Kopf. Wütend knurrend schon er sie beiseite. Warum musste der ihm nur immer wieder abhanden kommen? Dean nahm sich einen Burger mit auf’s Zimmer. Doch schon nach zwei Bissen warf er den Rest in den Müll. Er bekam keinen Bissen runter. Schon im Halbschlaf ließ er sich auf sein Bett fallen. Unruhige Träume verfolgten ihn. Immer wieder sah er Sam, doch jedes Mal wenn er ihn erreichte, verwandelte er sich in den Trickster, oder in Bobby, oder er zerfloss einfach zwischen seinen Finger, wenn er ihn berührte. Als er erwachte fühlte er sich kein bisschen ausgeruhter. Fahrig fuhr er sich mit den Händen durch die kurzen Haare und begann dann den Wald hinter ihrem Zimmer abzusuchen. Warum war er da nicht schon gestern drauf gekommen? Wenn Sammy jetzt hier lag und auf Hilfe wartete? Wenn er verletzt war und vielleicht verblutete, während er schlief? Die Selbstzweifel fraßen sich immer tiefer. Am Mittag brach er einfach neben einem hohlen Baum zusammen. In diesem Wald hätte alles und nichts passiert sein können. Das Laub sah aus als hätte es jemand heute Nacht geharkt und von überall her schienen Stimmen auf ihn einzureden. Er wusste nicht mehr weiter. Er wollte sich einfach nur noch irgendwo verkriechen, oder aus diesem Albtraum erwachen. Auf dem Nachbarbaum saß ein Eichhörnchen in einer Astgabel und schaute auf das Häufchen Elend herab. Es schien sich köstlich zu amüsieren. Reiß dich zusammen Dean!, hört er plötzlich die Stimme seines Vaters in seinem Kopf. Du bist ein Winchester und kein Waschweib. Du hast einen Job zu erledigen! Es dauerte noch eine Weile bis die Worte in Deans Bewusstsein gesickert waren. Dann straffte sich der Blonde. Es war egal, ob die Worte jetzt wirklich von seinem Dad gekommen waren, wahrscheinlicher war sein Unterbewusstsein, die Worte waren wahr. Er hatte noch einen Job zu erledigen. Trotzdem! Sam war und blieb verschwunden! Wie in Trance lief er in ihr Zimmer zurück, duschte und fuhr dann zum Einkaufcenter. Die meiste Zeit schlich er wie ein Schatten durch die Gänge. Kurz vor Feierabend fing ihn Alice, die Sekretärin, ab und brachte ihn mit sanfter Gewalt dazu ihr in ihr Büro zu folgen. Dort setzte sie ihm einen Kaffee und eine Schale Donuts vor die Nase und brachte ihn dazu, wenigstens einen dieser klebrigen Dinger zu essen. Abwesend kaute der Blonde auf dem Gebäck herum. Er hatte den Eindruck, dass es in seinem Mund immer mehr wurde. Außerdem schmeckte es nach Pappe! „Wo ist ihr Partner heute?“, riss sie ihn aus seinen trüben Gedanken. „Er musste in die Zentrale.“ „Aber morgen ist er wieder hier?“ „Das kann ich ihnen nicht sagen.“ Es fiel ihm schwer sich auf ihr Geplapper zu konzentrieren und doch war er ihr schon fast dankbar dafür, dass sie ihn für eine Weile ablenkte. Viel zu schnell war der Kaffee leer. Eine weitere Tasse lehnte er ab und vertrieb sich den Rest des Tages mit den Überwachungsbändern. Er fand nichts. Hatte der Trickster aufgegeben? Das bezweifelte Dean dann doch. Oder hatte der Sam entführt und weidete sich jetzt an Deans Qualen? Egal was es war, er musste sie finden. Sam und den Trickster! Nur wie? Nervlich vollkommen am Ende kippte er auf sein Bett. Kurz hatte er erwogen sich mit Alkohol auszuschalten, doch dann hatte die Hoffnung, Sam könnte ja anrufen, die Oberhand gewonnen und er hatte diesen Gedanken verworfen. Los lauf! Komm schon, du schaffst es! Immer wieder drangen dieser und andere Anfeuerungsrufe an seine Ohren. Aber draußen war es dunkel! Wieso sollten Kinder jetzt Haschen spielen? Du bist ja langsamer als eine Schnecke. Jetzt mach schon! Der Winchester schüttelte den Kopf und versuchte wach zu werden. Er hatte bestimmt nur geträumt. Die Kinderstimmen blieben. Schnell stand er auf und zog sich an. Noch während er sich die Schuhe zuband, überlegte er, dass es vielleicht der Trickster war, der sich den nächsten Scherz erlaubte. Er schob sich seinen Colt in den Bund seiner Hose. Einige Ersatzmagazine und DER Colt verschwanden in seiner Innentasche. Irgendetwas steckte noch da drin, doch er hatte keinen Nerv, das jetzt herauszufischen. Er griff sich noch den Pflock, der in seinem Schrank lag und ging los. Sorgfältig verschloss er die Tür. Die Taschenlampe ließ er in seiner Jacke. Langsam schlich er durch die Bäume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)