Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 59: Die Panzerknacker ----------------------------- 59) Die Panzerknacker Dean starrte noch immer auf die bewegten Bilder des Monitors vor sich. Aus den Augenwinkeln nahm er auf einem anderen Bildschirm den Funkenregen bei dem Geldautomaten wahr. Leises Bedauern schlich sich in seine Gedanken. Zu gerne würde er jetzt da unten stehen und den Trennschleifer führen. Wann würde sich je wieder die Gelegenheit ergeben offiziell einen Bankautomaten zu knacken? Mit einem leisen, bedauernden Schnaufen wandte er sich wieder seinem Bildschirm zu. Irgendwo musste dieser verdammte Trickster doch sein! Sam schaute dem Funkenregen ebenfalls gebannt zu. Er musste an Dean denken. Sein Bruder hatte schon immer einen Hang zum Zerstören. Bestimmt würde er das hier gerne selbst sehen wollen, wahrscheinlicher noch selbst machen. Und er stellte sich, wie schon oft in diesen Tagen, die Frage, wie sie den Trickster, wenn schon nicht vernichten, so doch vertreiben konnten. Er musste Dean Recht geben, dass der Trickster und Loki wahrscheinlich ein und dieselbe Person waren. Das würde er Dean aber auf keinen Fall sagen. Wie aber tötete man einen Gott? Heimdall stand ja wohl nicht zur Verfügung. Die eintretende Stille tat in Sams Ohren schon fast weh. Er wandte seine volle Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen am Automaten zu und sah, wie die Frau ihre Hand mit einem erleichterten Stöhnen an ihre Brust zog. Der Geldausgabeschlitz, an dem sie bis eben noch hing, fiel klappernd auf die Tastatur des Automaten, rutschte darüber und landete letztendlich scheppernd auf dem Boden. Simmons riss seine Hand erschrocken zurück, als er mit dem Busen der Dame in Berührung kam und auch die aneinander klebenden Kleidungsstücke lösten sich wieder. Während die Feuerwehrmänner ihr Arbeitsgerät wieder einpackten, weil sie zum nächsten Einsatz mussten und die erleichterten, aber noch immer verwirrten Kunden von der Sekretärin in Empfang genommen und in einen abgeschiedenen Raum gebracht wurden, wandte sich Juan Simmons wütend schnaubend an Sam: „Was war das?“ „Ich weiß es nicht“, antwortete Sam. „Verkauf mich nicht für blöd! Du und dein sauberer Partner. Ihr wisst etwas! Warum hat er sich verzogen? War er es? Hat er den Geldautomaten präpariert?“ „Mein Partner ist bei ihren Sicherheitsleuten und geht die Bänder durch, ob er jemanden findet, der für das hier verantwortlich ist!“ „Warum hast du mir gesagt, ich soll diese Frau nicht anfassen? Warum hast du dich von den Menschen in der Schlange fern gehalten? WAS WEISST DU?“ „Ich weiß überhaupt nichts und ich kann logisch denken! Alle die in dieser Schlange standen klebten fest. Meinen sie ich wollte auch hier hängen?“ „Du kommst jetzt mit! Ich will Antworten!“ Bevor Sam antworten konnte klingelte sein Handy. Ein kurzer Blick genügte ihm, um zu wissen, dass Dean anrief. „Ja?“, meldete er sich. „Sam, Untergeschoss, Obstabteilung. Bin auf dem Weg!“ Der Jünger Winchester ließ den wütenden Centerleiter einfach stehen und sprintete los. Dean klang als ob er laufen würde. Entweder hatte er den Trickster gefunden oder irgendetwas war da passiert. Er sah die Menschentraube schon, als er versuchte die Rolltreppen herunter zu laufen. Und schon wieder drängte er sich durch die Massen. Auf dem Boden lag ein Mädchen. „Was ist passiert?“, fragte er die Umstehenden. Er erhielt nur Kopfschütteln als Antwort. „Moyra, Moyra, wach doch auf. Bitte, Moyra“, schluchzte eine Frau, die neben dem Mädchen hockte. „Was ist passiert?“, fragte der jüngere Winchester die Frau, nachdem er sich ihr gegenüber, neben das Mädchen gehockt hatte. „Ich weiß es nicht“, schluchzte die Frau. „Sie hat plötzlich nach Luft gerungen und ist dann umgekippt.“ Sam nickte nur und suchte nach einem Puls. Seine Gedanken hetzten von einem Märchen zum nächsten. Wo kam Obst vor? Hatte es überhaupt etwas mit dem Obst zu tun? „Hat sie irgendwas gegessen?“, wollte er schon fast verzweifelt wissen. Einen Puls hatte er noch immer nicht gefunden. „Einen Apfel. Warum?“ ‚Apfel! Frau Holle? Schneewittchen!“ Schnell zog er das Mädchen an sich. Seine Arme schlossen sich um ihren Körper und er versuchte ihren Brustkorb zusammen zu drücken. Ihr Kopf fiel auf ihre Brust. Dean hatte aufgelegt und wählte sofort neu. Noch während er sprach hetzte er durch die Gänge und ins Untergeschoss. Schon auf der Treppe sah er, dass Sam vor ihm da war und atmete erleichtert auf. Die Kleine war in guten Händen! Langsam schob er sich durch die Menge und stellte sich neben die Frau. Mehr als moralische Unterstützung musste er Sam nicht geben. Der jüngere Winchester hatte mit seinen Bemühungen noch keinen Erfolg gehabt. Jetzt zog er die Kleine ein wenig vom Boden hoch und ließ sie wieder auf ihren Hinter plumpsen. Die Mutter begann zu zetern. „Er weiß was er tut, vertrauen sie ihm!“, sagte Dean leise zu ihr und nahm sie in den Arm. Das ‚Hoffentlich!’, fügte er nur in Gedanken hinzu und versuchte der Frau weiterhin Zuversicht zu vermitteln. Noch einmal zog Sam die Kleine ein wenig in die Höhe und noch einmal ließ er sie auf ihren Hintern fallen. Das Apfelstück löste sich und sie begann zu husten. Sofort ließ der Winchester sie auf den Boden gleiten. Er stützte sie und strich ihr beruhigend über den Rücken, während sie noch immer von Hustenattacken geschüttelt wurde. Dean ließ die Frau los, sie stürzte sofort zu ihrer Tochter, und schenkte Sam ein warmes Lächeln. „Warten sie bitte noch auf den Rettungsdienst. Sie werden gleich hier sein. Ihre Tochter sollte untersucht werden“, bat der Ältere die Frau, als diese sich wieder erhoben hatte, und schob Mutter und Tochter zu einer Bank. Mit einem erleichterten Seufzen ließ sich Dean auf sein Bett fallen. Der Rest des Tages war von den Streichen des Tricksters verschont geblieben. „Los hoch mit dir. Ich will mir noch deine Schulter ansehen“, forderte der Jüngere. „Kannst du das nicht Morgen machen. Ich will einfach nur noch schlafen!“ Dean war frustriert. Sie hatten heute zwar keinen Toten zu beklagen, aber der Lösung des Problems waren sie auch noch keinen Schritt näher gekommen. Dieser verdammte Trickster spielte mit ihnen. Sie hatten unterwegs gegessen und der Blonde hatte überlegt, ob er noch in eine Bar gehen und sich die Kante geben oder eine Frau abschleppen sollte, oder beides. Aber er stand auch heute noch nicht anders zu seinen Narben, als vor ein paar Tagen und irgendwie war er einfach nur müde. „Ich hab es mir gestern auch nicht angesehen.“ „Es zieht wenn ich den Arm bewege, aber das ist normal bei so einer Wunde.“ „Dean! Ich schau es mir an und dann kannst du schlafen!“ „Nervensäge!“ „Alles was du sagst!“, grinste der Jüngere und sah seinem Bruder dabei zu, wie der sich wieder in die Senkrechte quälte. „Stell dich nicht so an, alter Mann!“ Dean schnaubte entrüstet, sagte aber kein Wort mehr. Er schälte sich aus Hemd und T-Shirt und wartete darauf, dass Sam beginnen würde. Der löste auch sofort den Verband und tastete die Wunde ab. Die Ränder waren noch immer leicht gerötet. Er schüttelte den Kopf. Deans Kiefer waren fest aufeinander gepresst. „Tut das weh?“, wollte er wissen und drückte leicht zu. „Wieso sollte es wehtun, wenn du mit deinen unegalen Riesengriffeln darin rumprokelst?“ „Ich prokel nicht….“, der Jünger brach ab, drückte aber noch einmal fest zu. Dean zog die Luft geräuschvoll durch die Nase. Sam verteilte reichlich von Rubys Salbe auf und um die Wunde und deckte sie dann wieder ab. „Jetzt darfst du schlafen!“, sagte er gönnerhaft und schaute dem Blonden dabei zu, wie der sich seiner Hosen entledigte und unter die Decken kroch. Keine Minute später schlief er. Der Jüngere zog sein Handy aus der Tasche. Er wählte Bobbys Nummer. „Hey Bobby“, grüßte er, kaum das der Ältere abgenommen hatte. „Hallo Junge, wie geht’s euch?“ „Dean schläft. Er gibt sich die Schuld am Tod der Kleinen gestern. Dabei war ich zu langsam. Er hätte nichts anderes tun können. Und heute hat er den halben Tag vor den Überwachungsmonitoren gesessen, aber wir können diesen Trickster nicht finden. Er spielt mit uns!“ Sam zuckte mit den Schultern, auch wenn Bobby das nicht sah. Aber er wusste einfach nicht weiter. „Dean wollte noch nicht mal einen Trinken gehen. Verdammt! Wenigstens gab es heute keinen Toten. Hast Du eine Idee wie wir ihn unschädlich machen können?“ „Nein, ich habe hier auch nichts Neues gefunden. In Blut getränkte Pflöcke scheinen ja nicht zu helfen.“ „Wenn Dean Recht hat und er wirklich Loki ist, da haben wir eh schlechte Karten. Wie tötet man einen Gott?“ „Gar nicht. Die einzige Möglichkeit, die ich sehe: Beendet diese Märchenshow. In einem normalen Einkaufscenter gibt es wahrscheinlich wenig Angriffsfläche für den Trickster. Möglicherweise zieht er dann ab.“ „Ja, ich denke wir sollten morgen versuchen den Leiter von der Idee zu überzeugen. Obwohl ich nicht glaube, dass er auf uns hört.“ „Okay, grüß Dean. Ich werd mal weiter sehen, ob ich hier doch was finden kann.“ „Danke Bobby.“ „Machs gut, Junge!“ Sam legte auf und ging zurück in ihr Zimmer. Er wollte noch eine Weile im Internet suchen und dann ebenfalls schlafen gehen. Kinderstimmen weckten ihn. Ihr Motelzimmer lag am Rand eines kleinen Waldes und aus irgendeinem Grund schienen mitten in der Nacht Kinder im Wald zu spielen. Spielten sie? Los lauf! Schneller! Drangen die Rufe immer wieder an seine Ohren, doch er konnte nicht heraushören, ob die Kinder Angst hatten. Aber warum sollten sie hier spielen? Und um diese Zeit? Leise stand er auf und zog sich an. Er wollte Dean nicht wecken, obwohl er sich schon wunderte, warum der nicht auch wach war. Schnell steckte er sich noch seine Pistole ein, und dann verließ er so leise er konnte das Zimmer. Seine Augen hatten sich schnell an die Dunkelheit gewöhnt und so lief er ohne Probleme durch den Wald. Immer wieder rief er nach den Kindern und schaute sich suchend um. Nichts! Hier war niemand. So langsam zweifelte der jüngere Winchester an sich. Hatte er doch nur geträumt? Er wollte zurück. Obwohl es hier eigentlich recht warm war, fröstelte ihn plötzlich. Sam beschleunigte seine Schritte. Die wenigen Lichter des Motels strahlten ihm schon fast freundlich entgegen, als plötzlich eine Gestalt aus der Dunkelheit trat und sich ihm in den Weg stellte. Sofort griff Sam nach seiner Waffe. „Die brauchst du nicht!“ Der Winchester lauschte dem Klang der Stimme nach. Er hatte sie schon mehr als einmal gehört. „Wer ...“ begann der Jüngere unsicher und hielt die Pistole weiter auf den Fremden gerichtet. „Hoppelt Dean hier auch rum, oder hast du dich alleine rausgeschlichen? Darfst du denn schon ohne deinen Bruder rausgehen?“, lästerte der Fremde und drehte sich so, dass sein Profil im Schein der Motellampen zu sehen war. „Du bist der Trickster! Du hast mir Dean genommen! Wieder und wieder hast du ihn sterben lassen und ich ...“ „Und du hättest dabei eigentlich was lernen sollen! Aber du hängst noch immer an seinem Rockzipfel!“ Die Waffe in Sams Hand ruckte wieder nach oben. Doch bevor er abdrücken konnte, hatte der Trickster mit den Fingern geschnippt und Sam hielt eine Wasserpistole in der Hand. Er drückte ab und der Mann vor ihm zog ein beleidigtes Gesicht, als das Wasser über sein Gesicht lief. Der Winchester konnte sich trotz allem das Grinsen nicht verkneifen. „Dein Bruder hat seinen Höllentrip verschoben, hab ich gehört?“ „Dean wird nie in die Hölle kommen!“ „Was macht dich da so sicher?“ „Er ist nicht so dumm einen Fehler zweimal zu machen!“ „Och, sobald es um dich geht, hört er auf zu denken.“ „Ich kann auf mich aufpassen und er wird keinen Dämon finden, der noch einen Deal mit ihm macht!“ „Das könnte sogar möglich sein. Aber was hält mich davon ab, ihn ein wenig zu ärgern?“ Lass deine dreckigen Finger von ihm!“, fauchte Sam. „Warum sollte ich? Ihr habt mir meinen Spaß hier schon genug verdorben! Immer wieder müsst ihr mir in die Quere kommen. Immer wieder vermasselt ihr meine schönen Ideen. Ich hab es satt mit euch! Nie wieder werdet ihr mich stören. Mal sehen was ich mit euch anstellen könnte?“, überlegte er und schaute zum Motel. „Du kannst es mir morgen sagen. Ich bin müde und geh ins Bett! Man sieht sich“, sagte Sam und wollte zu ihrem Zimmer gehen. „Nein, du wirst deinem Bruder doch seinen Schönheitsschlaf nicht rauben wollen?“, sagte der Trickster und mit einem weiteren Fingerschnippen war Sam wie am Boden festgewachsen. „Es hat Spaß gemacht, zuzusehen, wie du versucht hast dein Leben ohne deinen Bruder zu führen. Was wird er wohl ohne dich machen?“ „Lass Dean in Ruhe!“ „Soviel Liebe unter Männern?“, er lachte. „Das ist ja widerlich!“ „Wir ...“ „Was hältst du davon: Du wirst dich vor ihm ekeln, ihn hassen, sobald du ihn nur siehst!“, sinnierte der Trickster, „Wenn du ihn überhaupt je wieder siehst.“ Wie könnte ich Dean hassen oder mich vor ihm ekeln? Er ist mein Bruder! Meine Familie!“ „Du wirst vergessen, Sam! Diese Gnade gewähre ich dir. Du wirst vergessen wer und was du bist.“ „Ich werde nie ...“ „Geh nach Westen, Sam!“, und schon schnippte der Trickster mit den Fingern. Der Winchester fühlte wie er fortgerissen wurde. Er sah noch wie der Trickster ihm grinsend hinterher winkte und dann verschwamm die Welt vor seinen Augen. Er wurde herumgewirbelt. Ihm wurde übel. Er wollte sich übergeben, doch sein Magen war leer. Und dann wurde es plötzlich hell. Hart schlug er auf dem Boden auf. Roter Staub wirbelte auf. Sam versuchte sich aufzurichten, doch seine Arme gaben unter ihm nach. Mit einem erstickten „Dean“ brach er zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)