Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 57: Das letzte Einhorn ------------------------------ 57) Das letzte Einhorn „Jetzt machen sie endlich Platz“, bellten die Rettungssanitäter und drängelten sich rüde durch die Massen. „Wir übernehmen jetzt!“, sagte der Sanitäter, der sich neben Dean kniete und ihn zur Seite schob. Der Blonde nickte und erhob sich schwerfällig. Sein Blick suchte seinen Bruder. Sam war von einem weiteren Helfer ersetzt worden und stand jetzt auf der anderen Seite. Er sah den feuchten Glanz in Deans Augen. Sofort setzte er sich in Bewegung und versuchte zu ihm zu kommen. Dean würde jetzt Unterstützung brauchen, auch wenn er nicht darüber reden würde. Der Jüngere atmete tief durch. Wahrscheinlich war es mal wieder Deans Schuld. Dean stand etwas verloren an der Seite. Er wollte auf etwas einschlagen, wollte schreien, wollte irgendwen erschießen. Der Tod der Kleinen war so sinnlos, so falsch! Er hatte versagt. Schon wieder hatte er einen Menschen sterben lassen. Es war nur seine Schuld. Er hatte zu spät erkannt, was mit ihr geschehen war. Er war zu langsam gewesen. Er hatte … ‚Du bist nicht schuld!’, sagte eine sanfte Stimme und jemand berührte ihn vorsichtig am Rücken. Der Blonde drehte sich um und starrte das Pferd an, das hinter ihm stand. „Warst du das?“, fragte er ungläubig. Das Tier nickte. „Aber ich …“ ‚Es ist nicht deine Schuld!’, wiederholte das Einhorn. Deans Augen strahlten. Vor ihm stand ein … ‚Bist du ein echtes Einhorn?’, führte er die Unterhaltung in Gedanken fort. ‚Jetzt ja, denke ich.’ ‚Kannst du sie wieder lebendig machen?’ Der Blonde legte seine Hand auf den Hals des Tieres und streichelte es leicht. ‚Ich weiß nicht, vielleicht’, überlegte das Einhorn und legte den Kopf leicht schief. ‚Kannst du sie auch wieder in einen Menschen verwandeln?’ ‚Ich glaube nicht, leider.’ Der Winchester nickte: ‚Dann sollte sie wohl besser tot bleiben.’ Wenn er daran dachte, was Menschen mit ihr machen würden, wenn sie eine Nixe bliebe … Ein kalter Schauer rann über seinen Rücken. ‚Du solltest auch von hier verschwinden!’, dachte er eindringlich. ‚Weißt du wohin?’ ‚Nein’, das Tier schüttelte den Kopf, ‚nicht wirklich.’ ‚Wie wäre es mit Disney-Land?’, grinste der Blonde. ‚Da könnten sie dich bestimmt brauchen.’ ‚Ich weiß nicht.’ „Kann mal einer das Pferd hier rausbringen?“, fragte der Winchester laut und der Schimmel warf den Kopf in die Luft und wieherte laut. „Entschuldige“, sagte Dean leise. „Leb wohl.“ Wieder wieherte das Einhorn und scharrte mit dem Vorderhuf. Dann fasste es ein Mann am Halfter und führte es davon. „Hast du grade mit dem Pferd gesprochen?“, fragte Sam, der endlich neben seinem Bruder angekommen war, leise. „Das ist ein Einhorn, Sammy!“, strahlte Dean ihn an. „Du glaubst an Märchen? Seit wann?“ Sofort wurde der Ältere wieder ernst: „Schon eine ganze Weile und sie sind brutal und grausam!“ Sam schluckte hart. Er hatte nun wirklich kein Recht Dean einen Vorwurf zu machen. Vielleicht, wenn er sich mehr beeilt hätte, dann könnte das Mädchen ja noch leben. „Ich hab einige Fragen an sie. Würden sie mir bitte folgen!“, wurden sie von einer Polizistin aufgefordert noch bevor sie sich weitere Gedanken machen konnten. Die Brüder nickten und folgten der Frau, die sie in ein Büro führte. „Wer sind sie?“, fragte die Polizisten. „Collin Denton und das ist mein Partner Jason Stone. Denton-Stone Security“, stellte Sam sie vor und hielt der Beamtin seinen Ausweis vor die Nase. „Und sie sind?“ „Patricia Mallory. Ich bin der Sheriff hier.“ „Sheriff!“, grüßte jetzt auch Dean. „Nach den Vorfällen der letzten Tage wurden wir vom Haus hier angeheuert und haben uns erstmal inkognito umgesehen.“ „Und sie waren zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort?“ Unglaube schwang in ihrer Stimme. „Wie’s aussieht?“, erwiderte der Blonde scharf. „Was haben sie gesehen?“ „Eine als Nixe verkleidete junge Frau auf einem Pferd, das wohl ein Einhorn sein sollte. Die Frau bekam plötzlich keine Luft mehr und fiel vom Pferd. Und da sonst keiner helfen wollte oder konnte…“, gab Sam ihr einen kurzen Bericht. Sheriff Mallory nickte. „Wenn sie noch Fragen haben…“, sagte Sam ruhig und hielt ihr seine Karte hin. „Sonst würden wir uns gerne die Bänder der Überwachungskameras der letzten Tage anschauen.“ Wieder nickte sie und nahm die Karte. „Sie sind noch länger hier?“ „Ein paar Tage?“, antwortete Dean diesmal. „Wer weiß wie lange es dauert, bis wir wissen, was hier gespielt wird.“ Dann wandte er sich von ihr ab und begann mit einem Sicherheitsmann des Centers zu sprechen. Die halbe Nacht saßen die Brüder vor den Monitoren. Juan Simmons war irgendwann schlechtgelaunt im Überwachungsraum aufgetaucht und hatte sich über seine Sekretärin aufgeregt, die ohne sein Wissen fremde Sicherheitsleute beauftragt hatte. Doch er ließ sich ziemlich schnell von Sams Ruhe beeindrucken und war noch schneller ebenfalls der Meinung, dass fremde Augen vielleicht noch mehr sehen konnten. Zufrieden darüber, dass er so eine tolle Idee gehabt und einen auswärtigen Sicherheitsdienst beauftragt hatte, verließ er das Büro. Die Brüder wechselten nur einen Blick, schüttelten beide ungläubig den Kopf und wandten sich dann wieder den Bändern zu. Schnell kämpften beide damit nicht einzuschlafen. „Dean?“, sagte Sam plötzlich ganz aufgeregt. „Ich glaube ich hab hier was.“ Der Blonde stoppte seinen Recorder und stieß sich mit beiden Händen vom Tisch ab. Unsanft prallte sein Stuhl gegen Sams. „Dean!“, knurrte der vorwurfsvoll und verdrehte die Augen. „Du bist kindisch!“ Der Blonde äffte seinen Bruder nach und schaute dann auf den Bildschirm. „Was hast du?“ „Achte mal auf die Meerhexe“, sagte der Jüngere und ließ den Film wieder laufen. Dean zog die Augen zusammen und legte den Kopf schief. Irgendetwas war da! Wieder und wieder ließ Sam den Film vor und zurück laufen. Das Bild wurde allerdings nicht besser. Schwarz-weiß und grieslig. Und doch. „Die berührt die Nixe mit ihren Zauberstab. Danach sind die Schatten an ihren Beinen verschwunden und sie beginnt nach Luft zu japsen“, sagte Dean nach dem fünften Durchlauf und rieb sich die Augen. „Sag mal, wo war sie eigentlich. Alles stand doch um mich herum und konnte nicht genug gaffen, nur sie nicht.“ „Ich habe sie auch nirgends sehen. Sie muss sofort verschwunden sein“, bestätigte Sam. „Hast du sonst noch was entdecken können?“ „Nein. Ich denke zwar, dass ich unseren Trickster zwei oder dreimal von hinten und einmal so halb im Profil gesehen hab, aber ich kann mich auch irren. Jedenfalls war er weder im Schuhladen noch im Restaurant zu sehen. Zumindest nicht in der Gestalt, die wir kennen.“ „Lass uns Schluss machen. Mir brennen die Augen. Morgen“, Sam schaute auf seine Uhr, „heute sollten wir mal mit den anderen Mädchen reden. Vielleicht ist denen was aufgefallen. Danach sehen wir uns hier wieder um. Vielleicht finden wir ihn ja.“ „Und wie sollen wir ihn töten?“ „Darüber habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen. Ich werd Bobby anrufen, wenn wir aufgestanden sind. Vielleicht hat er eine Ahnung. Allerdings befürchte ich, dass der Trickster nicht zu töten ist.“ „Du bist also auch der Meinung, dass es Loki ist“, fragte der Blonde und schaltete seinen Monitor aus. „Woher ...?“ „Ich bin nicht ganz so doof, Sam!“ „Das habe ich auch nie behauptet.“ „Egal. Ich hab mich nach dem Vogelscheuchenfall ein wenig mit der germanischen Mythologie beschäftigt. Loki ist der Sohn von Riesen, aber auch Blutsbruder Odins und er wird von diesem geachtet. Erst als er Hödur dazu bringt Balder oder Baldur zu töten und damit die Apokalypse der germanischen Götter einleitet wird er verbannt. Er ist der Gott des Feuers und des Betruges, ein Unruhestifter, Betrüger und Gestaltwechsler. Bei der Götterdämmerung, Ragnarök, dem Niedergang der germanischen Götter ist er der Anführer, und er und Heimdall töten sich gegenseitig.“ Langsam klappte der Jüngere seinen Mund wieder zu: „Wow“ „Was, ich kann mir auch merken, was ich lese!“ „So meinte ich das nicht, Dean und das weißt du. Es ist nur ungewohnt, dass du das so runterspulst. Das ist doch sonst eher mein Part.“ „Hm. Trotzdem hilft es uns nicht weiter. Außer, dass wir jetzt wissen, dass der Trickster wohl nicht zu töten ist.“ „Aber irgendwas müssen wir doch tun können!“ „Wir bleiben auf jeden Fall hier und versuchen so viele Menschen wie möglich vor ihm zu bewahren. Vielleicht verliert er ja die Lust.“ „Toller Plan, Dean.“ „Hast du einen besseren?“ „Nein. Aber vielleicht tötet der Colt ihn?“ „Wir können es versuchen. Lass uns für heute Schluss machen und schlafen gehen“, gähnte der Blonde. „Morgen sehen wir dann weiter.“ Wieder war der Morgen viel zu schnell da. Müde und lediglich mit zwei Tassen Kaffee im Magen lenkte Dean den Impala auf den Parkplatz vor der Highschool, in die Melinda West gegangen war. Sie ließen sich den Weg zum Direktor erklären. „Mein Name ist Jason Stone und das ist mein Partner Collin Denton, Denton-Stone Security. Wir waren dabei als Melinda West starb und wir hätten noch einige Fragen an ihre Freundinnen, die das gestern miterleben mussten. Sind sie hier?“, erklärte Dean. „Soweit ich weiß hat sich nur Felicia Santano für heute abgemeldet“, antwortete der Rektor. „Können sie uns die Adresse von Miss Santano geben?“ „Meine Sekretärin wird sie ihnen gleich heraussuchen.“ „Wenn wir dann mit den Mädchen reden könnten?“, bat Sam. „Natürlich. Gehen sie in das kleine Büro hier links nebenan.“ „Danke.“ „Mrs. Crichton, können sie den Herren die Adresse von Felicia Santano heraussuchen?“ Sie nickte und tippte auf ihrer Tastatur. Schnell reichte sie Sam einen kleinen Zettel. „Wenn ich sie dann in das Büro nebenan bitten dürfte“, wies der Rektor auf die Tür. Die Brüder verließen das Sekretariat. „Können sie bitte …“, hörten sie den Rektor noch sagen. In dem zugewiesenen Raum stand in der Mitte ein Tisch mit einigen Stühlen drumherum. Sam ließ sich auf einen fallen, sein Bruder frönte seinem Bewegungsdrang und tigerte unruhig hin und her. Als es zaghaft klopfte zuckten beide zusammen. „Ja!“, antwortete der Jüngere. Dean ließ sich auf den Stuhl neben seinen Bruder fallen. „Sie sind der Mann, der gestern versucht hat, Melly zu helfen!“, platzte eine kleine Dunkelhaarige mit Stupsnase los, als sie Dean erkannte. Der Blonde starrte auf seine auf dem Tisch gefalteten Hände. „Hat nur nichts genutzt!“, sagte er traurig. „Aber sie waren der Einzige, der überhaupt etwas versucht hat. Die Anderen standen ja nur da und haben gegafft.“ Dean seufzte. „Ist euch irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen? Vor der Parade vielleicht? Hat Melinda mehr getrunken? War sie nervös? Hatte sie einen merkwürdigen Anruf? Hatte vor etwas Angst?“, bombardierte Sam die Mädchen. „Nein, nichts. Sie hat sich total darauf gefreut. Sie liebte Delphine und kannte sämtliche Geschichten und Mythen über Nixen auswendig. Sie hat uns damit schon fast genervt“, erzählte eines der Mädchen. „Melly war vollkommen aus dem Häuschen als wir die Einladung bekamen, an der Parade teilzunehmen. Und dann war sie am Boden zerstört, weil ich die Nixe auf dem Pferd sein sollte“, fuhr die Kleine mit der Stupsnase fort. „Aber sie hätte mich nicht mal bitten müssen, ihr den Platz zu überlassen. Mir ist es nicht so wichtig und sie liebte es.“ Dean warf seinem Bruder einen langen Blick zu, dann nickte er. „Wer war die Meerhexe? Wisst ihr das?“ Die Mädchen sahen sich fragend an und schüttelten dann Eine nach der Anderen den Kopf. „Habt ihr sie, als mein Partner versucht hat Mellys Leben zu retten, gesehen?“ „Sie ist in Richtung der Sicherheitsräume gegangen“, meldete sich ein Mädchen, das bisher ruhig in der Ecke gestanden hatte. Wieder wechselten die Brüder einen Blick. „Gut, das war’s eigentlich schon. Wenn wir noch Fragen haben, melden wir uns noch mal. Könnt ihr eure Adressen hier aufschreiben?“ Sam drehte ihnen seinen Notizblock hin, und sie schrieben nacheinander ihre Adressen auf. „Das muss ich mir merken! Auf so plumpe Art hab ich noch nie versucht die Adressen meiner Bekanntschaften zu bekommen“, grinste der Blonde, als sie wieder im Auto saßen und zum Einkaufscenter fuhren. „Sag mal spinnst du? Das war für den Fall. Das hätte jeder Ermittler auch so gemacht“, bellte der Jüngere los. Deans Grinsen wurde noch breiter. Sein Magen knurrte. „Du leidest unter Unterzuckerung!“, erklärte Sam beleidigt und drehte sich zum Fenster. Dean steuerte auch sofort das Restaurant an. „Ich komme gleich nach, sagte Sam und verschwand in Richtung der Büros des Sicherheitsdienstes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)