Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 46: Moorbad ------------------- 46) Moorbad Keuchend erwachte Dean und setzte sich auf. Müde und verwirrt wischte er sich mit der Hand über das Gesicht. Sein Shirt klebte an seinem Körper. Noch einmal rieb er sich die Augen und versuchte seine Atmung zu beruhigen. Er zog den Kopf zwischen seine Knie und konzentrierte sich weiter darauf gleichmäßig zu atmen. Was hatte er eigentlich geträumt? Dad hatte vor ihm gestanden. Er hatte den Höllenhund neben sich stehen gehabt und das Vieh schien auf ihn zu hören. Dad hatte ihm vorgeworfen, dass er an allem Schuld sein, dass er es bereute sein Leben für Deans getauscht zu haben und dann hatte er den Hund auf ihn gehetzt. 'Du hast kein Recht an mir zu zweifeln!', hatte Dad gebrüllt und dann schlugen die Reißzähne in seine Schulter. Dean kniff die Augen zusammen. Sein Herz raste, seine Atmung war flach. Noch immer. Er zwang sich weiter langsam und tief zu atmen. Dann schaute er zu Sam. Sein kleiner Bruder schlief fest. Leise stand er auf und ging nochmals duschen. Als er sich wieder hingelegt hatte, drehte er sich zu Sam. Sein kleiner Bruder war hier, hier und sicher. Lange lag er danach noch wach und grübelte über den Traum nach. Er wollte nicht an Dad zweifeln, aber es war zuviel passiert und das Podest, auf das er John Winchester gestellt hatte, bröckelte sichtbar. Unerbittlich zog Sam ihm am nächsten Morgen die Decke weg und noch bevor Dean wieder danach greifen und sich vielleicht noch ein paar Minuten Schlaf sichern konnte, hielt Sam ihm einen Becher Kaffee unter die Nase. „Trink und dann steh auf, wir müssen los!“ Dean blinzelte träge. Er hatte in dieser Nacht nicht wirklich viel Erholung bekommen. „Was ist los?“, fragte Sam nachdem er seinen Bruder eine Weile gemustert hatte. „Nichts!“ „Du siehst nicht aus wie nichts.“ „Nichts.“ Sam holte tief Luft. Er betrachtete den Älteren noch einmal besorgt und nahm sich vor, etwas mehr auf ihn zu achten. Irgendetwas stimmte nicht. Nur was? Deans Laune war immer noch auf dem Tiefpunkt als sie pünktlich sieben Uhr am vereinbarten Treffpunkt hielten und ausstiegen. „Guten Morgen, schön sie wieder zu sehen“, wurden sie von einem gut gelaunten Mann in brauner Uniform begrüßt. „Guten Morgen, Ranger.“ Der Blonde nuschelte etwas Unverständliches, das durchaus ein Gruß sein konnte. Er lehnte sich gegen den Kotflügel des Impalas. „Sind sie für einen längeren Spaziergang gerüstet?“ „Ich hoffe wir haben alles eingepackt.“ Sam setzte sich den Rucksack auf. „Was ist mit Ihrem Partner?“ Dean kickte uninteressiert einen Stein auf die Straße. „Ist er immer so?“, wollte der Ranger wissen. „Vorm Aufstehen, ja. Er ist der geborene Morgenmuffel“, lachte Sam. „Und dann will er hier durch den Sumpf marschieren? Das wird kein Zuckerschlecken.“ „Machen Sie sich wegen ihm keinen Kopf. Einfach ignorieren.“ Der Ranger schaute noch einmal zu Dean, zuckte kurz mit den Schultern und wandte sich dann dem Sumpf zu. „Na los Grumpy. Ich folge dir, damit du nicht noch im Matsch verloren gehst“, grinste Sam. Dean hatte die ganze Unterhaltung so gut es ging ignoriert aber jetzt warf er seinem Bruder einen wütenden Blick zu. Dann verdrehte er die Augen und trottete hinter Valdez hinterher. Er trauerte noch immer seinem Bett nach. Die Freude, dass er Recht gehabt hatte, dass es doch ein Fall war, war mit den Moskitos bei seinem ersten Besuch des Sumpfes gegen Null gesunken und dass er sich jetzt noch mal mit diesen Viechern rumschlagen sollte ließ sie sogar ins Minus rutschen. Dean wusste nicht, was jetzt schlimmer war. Dass er hier lang latschen musste, dass es zu nachtschlafender Zeit war oder dass er wohl wieder Moskitofutter werden würde. Außerdem war er immer noch viel zu müde und der Traum ließ sich auch nicht vertreiben. Er hatte die Hände in den Taschen seiner Jacke vergraben und achtete weniger auf die Umgebung, tolle Landschaften konnte er sich auch durch die Scheiben seines Babys anschauen, als viel mehr darauf, wo der Ranger seine Füße hinsetzte. Aber auch das lief bei ihm eher mechanisch, oder besser, von seinen Instinkten gesteuert ab. Und so konzentrierte er sich auf das fliegende, summende Killervolk, das unter den Bäumen lauerte. Die Sonne stieg höher und trotz der längeren Trockenheit war es im Sumpf noch ziemlich feucht. Es wurde schwül. Sam hatte sich seine Jacke ausgezogen und um die Hüften gebunden. Dean schlug den Kragen seiner Jacke hoch und grummelte etwas vor sich hin. Gleich darauf schlug er zu. „Au!“, brummelte er und begann kurze Zeit später zu kratzen. „Dean, hör auf. Die Salbe hilft doch!“ „Dir vielleicht!“ knurrte der Blonde missmutig und folgte weiter schweigend dem Ranger, der ein ziemliches Tempo vorlegte. „Wir sind da!“, erklärte der Ranger nach weiteren vier Stunden Fußmarsch über teils schwankenden Untergrund. Inzwischen war es Nachmittag. Sie hatten sich zuerst den Ort angeschaut, an dem sich Trevor Draper im Sumpf umgebracht hatte, jetzt standen sie an der Stelle, an der die Frau mit den Kindern von dem Hund in den Tod getrieben worden. „Und hier liegen sogar wieder ein paar Knochen rum“, er deutete auf einige bleiche Stäbchen. „Reh würde ich vermuten.“ „Können wir uns hier umsehen?“, wollte Sam wissen. „Klar, aber seien sie vorsichtig. Trotz der Trockenheit ist der Sumpf teils sehr tückisch.“ Langsam entfernten sich die Brüder von dem Ranger, der es sich auf einem Grashügel bequem machte und seine Brote auspackte. „Was ist los mit dir? Die Zeit, dass du vor dich hin muffeln musst, ist doch lange vorbei. Jetzt solltest selbst du wach sein“, bohrte Sam nach als sie außer Valdez’ Hörweite waren. „Nichts!“ Dean kratzte sich am Arm. „Dean, bitte!“ Sam hielt seine kratzende Hand fest. Der Ältere sagte nichts. Ein kurzer Blick streifte den Jüngeren und der ließ seine Hand wieder los. Was war mit Dean? Sein Blick drückte Trauer aus und Unsicherheit. Dean war nie unsicher! „Nichts!“ Sam holte tief Luft. So kam er nicht weiter. „Willst du was essen?“ Dean schüttelte den Kopf und wandte sich ab, weiter nach irgendwelchen Zeichen suchend. „Kommt es hier öfter vor, dass man Knochen findet?“, wollte Dean wissen, als er wieder zu Valdez zurück kam und schlug nach einem Flugsauger. „Ja, wie gesagt, hier im Sumpf sterben öfter Tiere.“ „Auch Menschen?“, fragte Sam. „Manchmal. Aber eigentlich weiß jeder, der hier wandern geht, dass er sich in einem Sumpf befindet. Den letzten Toten gab es vor fünf oder sechs Jahren drüben auf der anderen Seite. Eine Mutprobe unter jungen Männern. Besoffen durch den Sumpf“, erklärte der Wildhüter traurig. „Echt blöd“, meinte Dean nur und kratzte wieder an der juckenden Stelle, diesmal über seinem Schlüsselbein. „Hör auf zu kratzen!“ Sam schlug ihm auf die Hand. „Es juckt aber!“ „Du benimmst dich wie ein kleines Kind!“ „Dich fressen die Viecher ja auch nicht auf!“ „So schlimm kann das doch gar nicht sein. Zeig mal!“, Sam zog die Hand seines Bruders von dessen Hals, fingerte am Halsausschnitt seines T-Shirts herum und schaffte es endlich einen Blick auf das malträtierte Stück Haut zu werfen. „Mein Gott, Dean, hör auf zu kratzen, das entzündet sich sonst.“ „Es juckt aber!“, schaltete der Ältere auf stur. „Dean!“, Sam verdrehte die Augen und der Ranger schaute ganz unbeteiligt in eine andere Richtung. Sam wühlte in seiner Tasche, aber er hatte das Gel nicht mitgenommen. „Willst du jetzt was essen?“, versuchte der Jüngere seinen Bruder abzulenken. Dean schüttelte wieder nur den Kopf und erntete damit endgültig einen entsetzten Blick. Was war mit ihm? Mal abgesehen davon, dass er sich wie ein bockiges Kund benahm, wann wollte Dean denn bitte schön mal nichts essen? Sam starrte ihm hinterher als er sich unter die Bäume verzog. Er nahm sich vor, Dean zu fragen sobald sie wieder allein waren. Mit ihm stimmte etwas ganz und gar nicht. Die Winchester hatten genug gesehen und mit einem Blick waren sie sich einig, dass sie noch einmal herkommen und die Knochen verbrennen müssten, sollte der Hund erneut auftauchen. „Spucke drauf, das hilft“ erklärte jetzt der Ranger, als er Dean wieder kratzen sah. Der verdrehte die Augen. Aber als sie sich auf den Rückweg machten, schob er sich einen Finger in den Mund und schmierte Spucke auf den Stich. Viel half es nicht, aber er hatte genügend andere Moskitostiche um ihn von dem einen erstmal ablenken zu können. Immer wieder kratzte er sich. „Dean! Hör endlich auf!“ zischte Sam und boxte ihn in den Rücken. Sein Bruder tat ihm ja schon leid, schließlich hatte der sich heute Morgen noch akribisch mit dem Anti-Moskito-Zeug eingerieben und jetzt schien das die kleinen Quälgeister eher noch anzulocken als sie auf Abstand zu halten. Aber er musste doch auch wissen, das Kratzen sein Problem nur verschlimmern würde. Dean war heute Morgen wohl mit dem linken Bein zuerst aufgestanden. Wohl eher mit zwei linken Beinen. Ob es wirklich nur daran lag? Vielleicht sollte er dann nachher noch mal ins Bett gehen und dann wieder aufstehen? Konnte ja nur besser werden. „Was?“, fauchte der Ältere auch erwartungsgemäß zurück und drehte sich um. „Hör auf zu kratzen! Du machst mich fertig!“ Sam musterte seinen Bruder - da war was anders als sonst! - und unterdrückte heldenhaft ein Grinsen. Dean hatte einen hübschen Mückenstich mitten auf der Nase! „Leck mich, Sam!“, knurrte der Blonde so leise, dass nur Sam ihm hören konnte. Er wusste ja selbst nicht, warum ihn heute alles nervte, oder besser warum ihm der Traum so zu schaffen machte. Es war nur ein Traum, verdammt! Genauso verlogen wie die Dämonen, die ihnen immer wieder alles Mögliche erzählt hatten. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass er in der letzten Nacht kaum schlafen konnte? Immer wieder waren seine Gedanken zu Dad gewandert. Er hatte es einfach nicht verdrängen können. Trotzdem, je länger er über den Mann nachdachte umso weniger verstand er ihn. Er konnte regelrecht spüren, wie sich seine Gefühle änderten und das wollte er nicht. Dad war immer sein Vorbild gewesen. Er hatte nichts so sehr gewollt, als so zu sein wie Dad. Unverwundbar und ein Held im Kampf gegen das Übernatürliche. Aber war John das wirklich? Er drehte sich wieder zurück und trottet weiter hinter dem Ranger her. Seine Gedanken wanderten wieder zu dem Mann, der sein großes Vorbild war. Was war alles passiert seit John sein Leben für ihn gegeben hatte. Was hätten sie anders machen können, was hätten sie anders machen sollen? Er wusste es nicht. Oder besser, das einzige, das ihm einfiel, würde er wieder genau so machen, denn es hatte ihm Sammy zurückgebracht und dafür würde er wieder in die Hölle gehen wollen, auch wenn er mehr als nur froh war, dass er von dieser Erfahrung verschont geblieben war. Nein, er wollte nicht in die Hölle, doch für Sam würde er gehen. Und er wollte sein Leben so weiter leben. Menschen retten, und dann tat er doch was John gewollt hätte, oder? Also gab es nichts, weswegen der auf ihn hätte sauer sein können! „Dean!“, Sam riss ihn aus seinen Gedanken, „hör endlich auf!“ Dean hatte gar nicht gemerkt, dass er schon wieder auf den Stichen an seinem Schlüsselbein kratzte. Er drehte sich zu seinem Bruder um: „Es juckt aber, verdammt!“, knirschte er leise. „Was ist los mit dir?“ „Nichts!“ „Dieses „Nichts“ beschäftigt dich aber verdammt stark.“ „Ich hab schlecht geschlafen und … Ach man, ich hätte heute einfach im Bett bleiben sollen!“, grummelte der Blonde. Mit einem weiteren Blick auf Sam drehte sich Dean im Laufen wieder um. Sein Fuß verhedderte sich an einer Wurzel und er verlor das Gleichgewicht. Noch bevor Sam zugreifen konnte, rutschte er am Rand des Pfades ab und landete im Sumpf. Die Nase voran. Sofort versuchte er sich wieder in die Höhe zu stemmen. Seine Hände sackten unter ihm weg. Wieder landete sein Gesicht im Schlamm. Er begann wie wild zu rudern. Die Luft wurde ihm knapp. Bilder von Moorleichen spukten durch sein Bewusstsein. Er wollte nicht so sterben. Das war doch viel zu profan! Ein Geisterjäger versinkt im Moor. Sam versuchte seinen Bruder zu fassen zu bekommen, aber der rutschte ihm immer wieder aus der Hand. Der Blonde strampelte viel zu sehr. „Dean!“, versuchte Sam ihn zu erreichen. „DEAN!“ Nichts. Plötzlich hielt Dean still. „DEAN!“, brüllte Sam. Sein Bruder hatte keine Luft mehr! Hatte er Schlamm geschluckt? War er vielleicht schon ohnmächtig? ‚Oh mein Gott!’ „DEAN!“, brüllte er wieder. „Nehmen sie meine Hand“, nahm er endlich Valdez‘ Hand auf seiner Schulter wahr. Sekundenlang starrte er ihn, dann nickte Sam und fasste zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)