Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 42: Dean ermittelt -------------------------- Erst als sich Deans Magen so lautstark zu Wort meldete, dass es nicht nur Sam hörte, sondern er selbst auch davon wach wurde, hielten sie an einer Trucker-Raststätte an. Trotz Deans offensichtlichem Hunger wollte der Blonde zuerst duschen. Nachdem sie sich gestärkt hatten setzte sich Sam erneut hinter das Steuer und Dean machte es sich wieder auf dem Beifahrersitz gemütlich. „Dean?“, begann Sam. „Was?“ “Du hast im Motel was über Dad gesagt.“ „Dass er behauptet hat, es gäbe keine Vampire mehr? Du warst doch dabei, als er das gesagt hat.“ „Das meine ich nicht, Dean. Du hast gesagt, du hättest ihm viel zu viel geglaubt!“ Dean sah seinen kleinen Bruder mit großen Augen an. „Was hast du ihm geglaubt, das nicht stimmte?“ „Ich…“ begann der Blonde. Wie sollte er Sam erklären, dass sich seine Gefühle für Dad vor allem mit dem unsäglichen Befehl Sam zu töten, geändert hatten? Wie hätte er diesen Befehl überhaupt ausführen sollen? Er sollte Sam mit seinem Leben schützen und dann sollte er ihn töten? Das war doch schon ein Widerspruch in sich! Vielleicht hatte ihn aber auch das letzte Jahr, das Wissen in der Hölle zu landen, erwachsener gemacht? Weiser? Klar! Der weise alte Dean Winchester! „Dean?“, hakte Sam nach als nichts mehr zu kommen schien. Sein großer Bruder sah zu ihm hinüber. Dann schüttelte er nur betrübt den Kopf und griff zum Lautstärkeregler. Er drehte die Musik so laut, dass kein Gespräch mehr möglich war. Sam schluckte. Dean wollte nicht darüber reden. Dean wollte nie über seine Gefühle reden. Da musste erst so ein blöder Gestaltwandler kommen und ihm sagen, dass er, dass Dean auch Pläne für sein Leben gehabt hatte. Was für Pläne? Wollte Dean bei Cassie bleiben? Aber die hatte ihn rausgeschmissen. Was wusste er überhaupt von seinem Bruder? Er wusste, dass Dean wesentlich gefühlvoller war als er sich gab. Er vermutete, dass Dean intelligenter war als er sich anstellte. Zu viel Wissen hatte sein Bruder schon unverhofft aus dem Hut gezaubert. Aber warum stellte er sich dann immer so doof? War es leichter für ihn? War es leichter dieses Leben zu ertragen, diese Last zu tragen, die Dean mit sich herumschleppte? Doch was war das für eine Last und warum redete sein Bruder nicht mit ihm? Er war doch schließlich schon lange erwachsen und konnte ihm helfen! Er schaute zu seinem Bruder, der aus dem Fenster starrte. Plötzlich machte der sich gerade, atmete tief durch und rutschte dann in seinem Sitz tiefer. Dean schob sich die Sonnenbrille auf die Nase und gab sich zumindest den Anschein schlafen zu wollen. Wie konnte der bei dem Krach, okay, bei der Lautstärke der Musik, schlafen? Dean hatte die Augen hinter der schwarzen Brille geschlossen und versuchte sich auf die Musik zu konzentrieren. Doch seine Gedanken trieben immer wieder zu ihrem Vater. Er hatte ihm vertraut, hatte ihm bedingungslos gehorcht, ohne je nachzufragen. Dad wusste was richtig war. Aber warum zweifelte er dann immer stärker? Warum fühlten sich einige seiner Entscheidungen, seiner Befehle plötzlich so falsch an? Wusste Dad was richtig war? Und warum sehnte er sich dann nach einem Leben, wie er es nie gehabt hatte? Einem Leben, das er nur als Zuschauer aus dem Fernsehen kannte, wenn Sammy schlief oder nicht da war und er mal bei irgendeiner Serie hängen blieb, die das wahre Leben zeigen sollte, oder von den wenigen Einblicken, die er bei Cassie bekommen hatte, oder bei den Familien, denen sie geholfen hatten. Obwohl deren Leben ja auch schon zerstört war. Dean wusste es nicht. Und er versuchte sich - wieder einmal - vorzustellen, wie es wohl wäre … sein normales Leben. Aber erneut scheiterte er kläglich. Er hatte keine Ahnung davon. Sam, Sam wusste wie das ging, Sam hatte es versucht, bis er ihn da wieder rausgerissen hatte. Der Inhalt seines Magens verklumpte und er hatte plötzlich das Gefühl sich übergeben zu müssen. Die Musik wurde leiser und eine Hand legte sich warm auf seinen Arm. „Dean?“ Er zuckte zusammen und holte tief Luft. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er angefangen hatte, hektisch nach Luft zu schnappen. „Dean, es ist nur ein Traum!“, beruhigte Sam ihn leise. ‚Nein Sammy, das ist kein Traum, das ist unser Leben’, dachte er traurig und versuchte ein paar Tränen wegzublinzeln. Dann drehte er seinen Kopf zur Seite und jetzt schlief er tatsächlich ein. Dean hielt auf dem Parkplatz eines Motels in Bangor. Er warf einen kurzen Blick auf seinen schlafenden Bruder. Sie hatten sich beim Fahren immer wieder abgewechselt. Zum Schluss war Sam bis zum Morgengrauen gefahren und nachdem sie gemeinsam gefrühstückt hatten, war Dean wieder hinter das Steuer seines Babes geklettert und der Jüngere hatte sich auf dem Beifahrersitz zusammengefaltet und war eingeschlafen. Dean schüttelte den Kopf, sein Bruder hatte sich standhaft geweigert, weitere Informationen über den Geisterhund zu suchen. Das sah ihm so gar nicht ähnlich! Er buchte ihnen ein Zimmer, dann weckte er Sam und sie schafften ihre Taschen hinein. Müde schlappte der Jüngere hinter seinem Bruder her und ließ sich sofort auf ein Bett fallen. „Hey, Alter, raus aus den Federn“, Dean klopfte seinen kleinen Bruder gegen das Schienbein während er sich in Schale schmiss. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“, wollte Sam mit gefurchter Stirn wissen. „Ich will mir die Leiche noch anschauen“, erklärte Dean kurz. „Das kannst du morgen auch noch!“ „Morgen wird sie vielleicht schon zur Beerdigung freigegeben.“ „Das war sie gestern vielleicht schon.“ „Eben! Los beweg deinen Arsch!“ Sam verdrehte nur die Augen und stemmte sich aus dem Bett wieder hoch. Vielleicht hätte er die Recherchen doch nicht so komplett verweigern sollen. Dean war ja regelrecht heiß auf diesen Fall, von dem er immer noch überzeugt war, dass es keiner war. Geisterhunde! Was denn dann als Nächstes? Geisterkatzen? Geistermäuse? Ha! Geisterratten. Für Dean bestimmt der Horror. Da hätte er sich nicht so in den Fall verbissen. Er zog sich um und folgte seinem Bruder auf den Parkplatz. „Was ist los Sammy?“, der Blonde grinste ihn breit an. „Leck mich Dean!“, fauchte der zurück. Dean grinste immer noch, als er den Impala startete und mit einem eleganten Schlenker vom Hof fuhr. Sam schmollte noch immer. „Agent Ford und das ist mein Partner Agent Hamill, wir sind von US Wildlife Service“, stellte der Blonde sie der jungen Frau an der Anmeldung vor und hielt ihr seinen Ausweis hin. Dean strahlte sie regelrecht an. Sam verdrehte innerlich die Augen bei dieser Vorstellung. Wo hatte Dean denn die alten Ausweise ausgegraben und was war überhaupt los mit ihm? Da musste er mal alleine ermitteln und schon hatte er Spaß daran? Das hatte doch früher nie geklappt! „Vor vier Tagen wurde die Leiche von Jasper Lehman hierher gebracht. Wir würden gerne mit dem Pathologen reden.“ „Augenblick bitte, ich schau nach, ob Dr. Miller Zeit für sie hat.“ Sie schenkte Sam ein freundliches Lächeln und der verstand die Welt nun überhaupt nicht mehr. Kurze Zeit später kam das Wesen wieder angeschwebt. Dean zog die Augenbrauen zusammen, aber ja, sie schwebte regelrecht in den Raum und wieder ruhte ihr Blick auf Sam. Ob sie auf Brummbären stand? Sein kleiner Bruder sah nämlich immer noch aus wie drei Tage Gewittersturm. „Dr. Miller hätte Zeit für sie. Bitte warten sie vor seinem Büro.“ „Danke“, sagte Dean und folgte der Richtung, die sie ihnen wies. „Alter, die steht auf dich!“, grinste er seinen kleinen Bruder an, kaum dass sie außer Hörweite war. „Deine Laune ist widerlich!“, knurrte Sam. „Nur weil ich Recht hatte und es doch ein Fall ist?“ „Wir wissen noch nicht, ob du Recht hast.“ „Ich bin der große Bruder und große Brüder haben immer Recht! Außerdem war oder ist die Leiche hier.“ „Dass die Leiche hier ist besagt gar nichts.“ „Was bist du heute wieder oberschlau!“, stöhnte der Blonde und ließ sich auf einem Stuhl nieder. „Sie sind vom Wildlife Service?“, fragte eine angenehme Stimme und die Brüder schauten auf. Vor ihnen stand ein Schrank mit Schultern wie ein Preisboxer und verdunkelte das spärlich in den Gang fallende Licht noch mehr. Sie erhoben sich. Der Mann war immer noch riesig. Selbst Sam musste zu ihm aufschauen. Und Dean versuchte standhaft einen, wie Sam fand, unangebrachten Heiterkeitsausbruch zu unterdrücken. Dr. Miller lächelte, Sam blickte noch finsterer und Dean schaffte es irgendwie zu nicken. „Das passiert selten, dass sie zu jemandem aufschauen müssen, oder?“ Der Arzt machte eine einladende Geste in sein Büro. Sam nickte brummelnd und blieb an der Tür stehen. „Weswegen beehren sie mich?“, wandte sich Dr. Miller an Dean. „Es geht um Jasper Lehman.“ „Oh, ja, das war furchtbar. Aber wieso interessiert sich der Wildlife Service für den Fall? Das FBI war auch schon hier.“ „Das FBI? Hm“, Dean drehte sich zu Sam um und sie wechselten einen ihrer Blicke. Der jüngere Winchester nickte kurz. „Wenn hier ein Wildtier Menschen reißt, fällt das wohl eher in unseren Bereich“, fuhr der Blonde gespielt entrüstet fort. „Ich kümmere mich nachher mal drum“, nuschelte Sam. „Inwiefern furchtbar?“, wollte der Blonde dann von Dr. Miller wissen. „Vor etwa vier Monaten hatte ich einen Mann auf dem Tisch, Peter Black. Er war der Erste. Er sah furchtbar aus, so als hätte ihn ein Bär zerfetzt. Aber es gibt hier in der Gegend keine Bären und Wölfe haben wir auch nicht. Sheriff Jackson sagte, einen Hund hätten die Blacks auch nicht gehabt. Aber ich kenne auch keinen Hund, der zu so etwas fähig wäre.“ Dean nickte nur. Er kannte sehr wohl einen Hund, der so etwas machen konnte. Er kannte ihn zu gut. Der Blonde versteifte sich immer mehr. Sein Lächeln war gefroren. Sam löste sich von seinem Platz an der Tür und trat hinter seinen Bruder. Ganz leicht berührte sein Arm Deans. „Und keine drei Monate später habe ich Mrs. Black auf dem Tisch, mit fast denselben Verletzungen“, er schüttelte betrübt den Kopf, „die Frau war schwanger! Wer tut denn so was?“ „Haben sie die Akten noch hier?“, fragte Sam, da Dean sich nicht rührte. „Ich kann Miss Roquefort bitten ihnen Kopien der Akten zu machen.“ „Das wäre sehr nett.“ „Und das letzte Opfer? Jasper Lehman?“ wollte Sam wissen. „Der hat ähnlich Verletzungen, aber sie können auch gerne noch einen Blick auf die Leiche werfen. Er ist noch hier. Der Bestatter kommt erst heute Abend.“ Die Brüder nickten und Dr. Miller bat sie in den angrenzenden Raum. Dean warf seinem Burder einen bedeutsamen Blick zu. Morgen wäre die Leiche weg gewesen. Sam nickte erbegen. Dr. Miller öffnete unterdessen ein Kühlfach und zog die Bahre heraus. Kaum hatte der das weiße Tuch entfernt, das den misshandelten Körper bedeckte, machte Dean einen Schritt zurück. Er meinte wieder den heißen, stinkenden Atem auf seinem Gesicht und die Krallen und Reißzähne in seiner Haut zu spüren. Sam ließ ein entsetztes Keuchen hören. Verdammt! Die Wunden sahen denen von Dean doch sehr ähnlich. Der versteifte sich schon wieder. Er schluckte immer wieder krampfhaft. Dann trat ein harter Glanz in seine Augen und er stellte wieder neben den Toten. Er musste sich förmlich zwingen, seinen Blick mit unbeteiligter Miene über den geschundenen Körper wandern zu lassen und sich dann wieder dem Pathologen zuzuwenden. Zu genau diesem Bild eines zerfetzten Körpers verschwamm jedes Mal sein Spiegelbild, wenn er unbekleidet im Bad vor dem Spiegel stand. Seine Wunden waren verheilt und er lebte noch. Aber es raubte ihm jedes Mal wieder den Atem. Das in seinen letzten Minuten zu fühlen und zu wissen, dass es jetzt in die Hölle ging, das wünschte Dean niemandem. Er schluckte hart und trat von der Liege zurück. „Danke, Doktor“, sagte er und seine Stimme klang heiser. „Ich sage Miss Roquefort noch schnell Bescheid. Bitte warten sie einen Augenblick draußen.“ Die Brüder nickten und setzten sich wieder auf die Stühle. Immer wieder schaute Sam zu seinem Bruder. Auch er hatte ihn mit den Verletzungen da liegen sehen. Er wusste, genau wie Dean, wie knapp es gewesen war, wie schwer für ihn zurück zu kommen. Dean starrte mit leeren Augen vor sich hin. Dann kam die junge Frau mit einem Berg Papier angeschwebt und hielt ihn lächelnd Sam vor die Nase. Er nahm sie und dankte ihr mit einem knappen Nicken. Noch bevor er aber auch nur einen Blick auf die Kopien werfen konnte, hatte ihm Dean den Stoß förmlich aus der Hand gerissen und blätterte darin herum. Doch kaum stand er vor dem Impala als er die Mappe ohne weitere Beachtung auf den Rücksitz warf und den Wagen wieder verschloss. „Der Sheriff sitzt gleich hier nebenan, den können wir auch noch befragen, wenn wir schon mal hier sind, oder?“ Der Jüngere starrte nur ungläubig. „Christo!“ murmelte er und wurde von seinem Bruder breit angestrahlt. „Diesmal darfst du auch die Fragen stellen!“, lachte der Sam an. Er schüttelte wieder nur mit dem Kopf und war versucht seinen Bruder trotz des missglückten „Christo“ zu exorzieren. „Hör auf Sam, das ist lächerlich!“ „Du bist nicht mein Bruder!“ „Wer soll ich denn sonst sein?“, grinste er zurück. „Irgendein Dämon, der mich in den Wahnsinn treiben will?!?“ Dean legte nur den Kopf schief. Die Idee war ihm fast sympathisch. „Das ist nicht normal, so wie du jetzt bist, das ist einfach nicht richtig!“ „Nur weil ich mich freue, dass ich noch lebe? Wäre es dir lieber, wenn ich in der Hölle wäre?“ „Dean, um Gottes Willen! NEIN! Aber es ist einfach ungewohnt, dich so zu erleben.“ „Ich kann's auch lassen“, grummelte der Blonde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)