Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 32: Übermüdet --------------------- „Wollte ihr Verlobter das Kind?“ Sie nickte: „Eigentlich war er es, der das Thema Kind angesprochen hat. Wir haben es dann eine Weile versucht,ohne dass es klappte, da hat er mir, uns, zu unserem Jahrestag einen Urlaub auf Bora Bora gebucht und da hat es tatsächlich geklappt. Sonst hätte er uns in einer dieser Kliniken angemeldet. Er hatte schon jede Menge dieser Prospekte angeschleppt.“ 'Sammy wollte auch eine Familie gründen', überlegte er. 'Würde ich eine Familie wollen? Kinder?' Er dachte an Lisa und Ben. Was wäre wenn Ben sein Sohn wäre? Würde er öfter zu ihnen fahren wollen? Würde er die Jagd für sie aufgeben, bei ihnen leben wollen? Wieder rieb er sich die brennenden Augen. Er war zu müde für solche Gedanken, zu müde für solche Gespräche. Tory schaute ihn mitfühlend an. „Haben sie Familie?“, fragte sie dann auch noch. „Nein“, antwortete er heiser, „der Job lässt keine Familie zu. Ich bin mal hier mal da, das würde keine Frau mitmachen und das will ich keiner Frau zumuten.“ Sie nahm seine Hand und drückte sie kurz. Er lächelte ein wenig schief. „Gab es dubiose Anrufe oder Post in den vergangenen Wochen?“, lenkte er das Gespräch wieder in weniger aufwühlende Gefilde. „Nein, ein paar Rechnungen, sonst nichts und angerufen haben auch nur unsere Freunde und meine Eltern.“ „Hatte ihr Verlobter plötzlich neue Hobbys oder Interessen?“ „Nein, auch nicht, dafür hatte er gar keine Zeit. In der wenigen Freizeit, die ihm sein letztes Projekt gelassen hat, war er im Kinderzimmer“, sie lächelte, „hat es renoviert und dann, er konnte wundervoll zeichnen, hat er ein paar Bilder an die Wände gemalt. Das Kleine soll in sechs Wochen kommen und eigentlich wollten wir nächste Woche Möbel kaufen.“ Sie umkrampfte ihre Tasse und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Es gelang ihr nicht. Sie stand auf und drehte sich zur Spüle. Dean erhob sich ebenfalls und trat an sie heran. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und sie drehte sich zu ihm. Tränen liefen über ihre Wangen. Er zog sie an sich. Sie ließ es geschehen und klammerte sich an seinem Hemd fest. Er war seit dem Tod ihren Verlobten der erste Mensch, der ebenfalls Gefühle zu haben schien. Die Anderen fragten immer nur nach Streit und Versicherungspolicen! Als hätte sie ihn wegen des Geldes ermordet oder ermorden lassen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte. „Danke, es geht wieder“, schniefte sie und wich einen Schritt zurück. Der Agent nickte und setzte sich wieder auf die Bank. „Gab es irgendwelche ungewöhnlichen Vorkommnisse in letzter Zeit?“, wollte er dann wissen. „Ungewöhnliche Vorkommnisse?“ „Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber ist es plötzlich kälter geworden, bevor er das Zimmer betrat oder nach Hause kam? Hatten sie das Gefühl, dass ihr Mann vielleicht ferngesteuert wurde oder hatte er irgendwelche neuen Verhaltensweisen, trank er seinen Kaffee anders, mochte er sein Lieblingsessen nicht mehr? Gab es plötzlich Wutausbrüche?“ „Was sollen diese Fragen? Sind sie überhaupt ein FBI Agent?“, fragte sie aufgebracht. „Bitte antworten sie einfach, okay?“, er hatte keinen Nerv mehr für Erklärungen und sie schien zu spüren, dass ihm diese Fragen wichtig waren und er hatte ihr geholfen, hatte sie getröstet als sie Trost brauchte. Warum sollte sie diese Fragen nicht beantworten, es waren nur Fragen, komische, aber nur Fragen „Nein, nichts dergleichen“, sagte sie nachdem sie eine Weile überlegt hatte. Er nickte. „Hat irgendwann mal das Licht geflackert, oder war er plötzlich gegen Schmuck allergisch?“ Wieder schüttelte sie nach einer Weile den Kopf. „Eine letzte Frage. Können sie mir ihren Hausarzt nennen?“ Diesmal nickte sie und gab ihm die Adresse. „Danke Miss Clarkson. Ich denke nicht, dass ihr Verlobter durch einen Unfall gestorben ist aber ich verspreche ihnen, dass ich, was immer ihn getötet hat, finden werde.“ „Sie meinen, er wurde ermordet?“ „Ich glaube nicht, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist“, bestätigte Dean seine letzte Äußerung noch einmal. Dann schüttelte er ihr die Hand und ließ eine restlos verwirrte, schwangere, junge Frau zurück. Aber er hatte nicht mehr die Nerven dazu, ihr mehr zu erklären. Er wusste ja selbst nicht, womit er es zu tun hatte und er musste Sam finden. Dean fuhr zum nächsten Diner, so langsam musste er sich dazu zwingen etwas zu essen. Sein Magen knurrte, aber er hatte einfach keinen Appetit. Er ließ sich in der hintersten Ecke auf eine Bank fallen. Noch einmal ging er in Gedanken die möglichen Gegner durch. Was hatte er? Vampire? Die trockneten ja wohl nicht selbst aus und an den Leichen waren keine Bissspuren gewesen. Außerdem war das Blut ja noch in ihnen. Aber er konnte weder Geister noch Dämonen ausschließen. Genauso wenig wie Hexen. Gestaltwandler kamen wohl eher nicht in Frage, hoffte er zumindest. Er hatte keine Lust in der Kanalisation herum zu kriechen. Die Bedienung schaute ihn mütterlich an und er hoffte inständig, dass sie dem Drang, der ihr so deutlich ins Gesicht geschrieben stand nicht nachgab und ihn gegen ihre Brust drückte. Darin würde er mit Sicherheit ersticken und das, obwohl sie über ihrem T-Shirt noch ein Hemd trug. Sie als mollig zu bezeichnen wäre glatt untertrieben und doch strahlte sie eine Zufriedenheit aus, die Dean ein wenig von seiner Anspannung und Angst um Sam nahm. „Was darfs sein?“, fragte sie und lächelte ihn an, nicht weil sie lächeln musste, sondern weil sie es wollte. „Kaffee!“, antwortete Dean ohne zu überlegen, „Kaffee, viel und stark und schwarz, bitte.“ Sie nickte freundlich. Der junge Mann klang erschöpft und er sah müde aus. Gleich darauf kam sie wieder und stellte die Tasse neben ihn. Er schien sie gar nicht wahrzunehmen, so konzentriert starrte er auf dem Bildschirm des Laptops. „Was zu essen?“ Mühsam wandte er ihr den Kopf zu und nickte. Nach kurzem Überlegen antwortete er: „Chili?“ Sie brachte ihm das Gewünschte und füllte zum dritten Mal seine Tasse nach. Er starrte immer noch gebannt auf seinen Rechner, schob sich nur hin und wieder einen Löffel voll Chili in den Mund ohne wirklich zu merken, was er da tat. Sich frustriert und müde die Augen reibend klappte er den Laptop wieder zu. So komplett im Stich gelassen, wie seit gestern, hatte ihn der ach so allwissende Informationsspender noch nie. Er hatte nach Höllenhunden gesucht, oder besser nach deren Abbildungen und woher die jeweiligen Maler das wohl hatten wissen können. Schließlich sah ihn ja nur, wen er holte und einen Angriff dieser Kreaturen hatten wohl noch nicht viele überlebt, oder war der eine oder andere Dämon unter die Maler gegangen? Bei manchen Machwerken wollte er das nicht mal ausschließen. Trotzdem, wie hatte der Bildhauer, dieser Wetherworth, nur so ein genaues Abbild schaffen können? Dean konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. „Sie sollten auch was essen!“, sagte die Bedienung als sie ihm wieder Kaffee nachfüllte und er hörte den leichten Vorwurf in ihrer Stimme. Erneut rieb er sich müde die Augen, dann begann er aber folgsam sein Chili zu essen. Es warf fast kalt. Scheinbar entwickelte er ein Faible für kaltes Essen. Brr! Er schaffte es nicht. Immer wieder fielen ihm die Augen zu und sein Kopf sackte auf seine Brust, immer wieder riss er ihn nach oben und versuchte die Augen offen zu halten. Seufzend ergab er sich dann doch seiner Müdigkeit und legte den Löffel auf den Tisch, den Arm daneben und mit einem zufriedenen Schnaufen seinen Kopf auf den Arm. Sofort war er eingeschlafen. Esther, die nette Bedienung ließ ihn in Ruhe. Sie räumte den Tisch ab. Lange war dem blonden Winchester jedoch keine Ruhe vergönnt. Viel zu schnell träumte er von Sam und dann waren die Albträume wieder da, die ihm schon bei Bobby so viele schlaflose Nächte bereitet hatten. Erschrocken riss er den Kopf nach oben. Gequält schloss er die Augen, rieb sich mit der Hand über sein Gesicht und starrte dann blicklos nach draußen. Es half alles nichts. Er hatte alle gefragt, die ihm eingefallen waren, alle außer Bobby, und den wollte er noch nicht belästigen. Er würde helfen, keine Frage, aber was sollte er ihm bitteschön erzählen? ‚Hier sterben die Menschen wie die Fliegen?’ ‚Warum?’ ‚Keine Ahnung.’ ‚Toll, Dean, das hilft weiter!’ Er stemmte sich in die Höhe, zahlte und schlurfte zum Impala. Beim Tanken hatte er sich noch ein paar Bier mitgebracht. Jetzt ließ sich der blonde Winchester auf sein Bett fallen. Er schaltete den Fernseher ein und fuhr den Laptop hoch. Immer wieder gähnend durchsuchte er das Internet mit immer neuen Suchwort-Kombinationen, als hätte er das nicht beim letzten Mal schon gemacht, und wieder kam er zu demselben Ergebnis, nämlich zu keinem, zu dem er nicht schon vorher gekommen war. Dann konnte er seine Augen nicht mehr offen halten. Er ergab sich seiner Müdigkeit und kippte einfach zur Seite. Im Fallen schaffte er es noch den Laptop zu schließen. Stunden später wachte er frierend auf. Im Halbschlaf stellte er den Laptop zur Seite zog sich bis auf T-Shirt und Shorts aus und kroch unter die Decken. Penetrant klingelnd weckte ihn sein Handy. Er knurrte verschlafen, drehte sich auf die Seite und zerrte die Decke über seinen Kopf. Das Handy gab auf. Nur um gleich darauf mit derselben Penetranz wieder zu klingeln. Er griff danach und nahm ab. Sofort war er hellwach. Am anderen Ende der Leitung war Sam! „Sammy, wo bist du?“ „Telefonzelle, ich hab mein Handy verloren“, kam es undeutlich und zugleich traurig aus dem Hörer. „Kannst du ein Straßenschild lesen?“, drängelte Dean. „NE Grant Street“ antwortete Sam nach einer Weile. „Okay, bleib wo du bist, ich komme!“ Sofort war der Blonde in seinen Hosen, band sich hastig die Schuhe zu und zog sich, während er zum Wagen rannte, Hemd und Jacke über. Er jagte den Impala so schnell er konnte durch die Straßen und brauchte trotz allem noch fast eine Stunde bis er Sam endlich gefunden hatte. Der hockte auf der Bank einer Bushaltestelle an die Scheibe gelehnt und schien zu schlafen. Die Passanten, die hier auf ihren Bus warteten, musterten ihn immer wieder mit abfälligen Blicken. Unerhört sich so volllaufen zu lassen und dann auch noch in der Bushaltestelle an einer Schule seinen Rausch auszuschlafen! Ein schwarzer Wagen fuhr langsam an ihnen vorbei. Etwas weiter weg hielt er an und ein junger Mann stieg aus. Schnell kam er auf sie zu und hockte sich vor den vermeintlich Besoffenen. „Sam?“, fragte Dean sofort besorgt und nahm das Gesicht seines Bruders in die Hände. Sanft hob er es zu sich hoch. „Sammy, komm schon, schau mich an!“, forderte er leise und strich ihm einige Strähnen aus dem Gesicht. Sam glühte und doch war er unnatürlich blass. „Sammy? Wenn ich dich nicht schon mein ganzes Leben kennen würde, würde ich sagen, du hattest 'ne tolle Nacht“, grinste der Blonde. Jetzt öffnete Sam doch die Augen und versuchte seinen Bruder böse anzuschauen. Dean keuchte. Sams Augen glänzten fiebrig. „Kannst du aufstehen?“, fragte der Ältere und richtete sich auf. Sam kämpfte sich in die Höhe, schwankte aber so stark, dass Dean ihn besorgt wieder auf die Bank drückte. Sofort lehnte sich der Jüngere erschöpft gegen das kühle Glas an seiner Seite. „Warte hier, okay?“ Dean blieb stehen und schaute seinen Bruder aufmerksam an, erst als Sam nickte rannte er zum Impala, fuhr ihn zurück und parkte direkt an der Bushaltestelle. Er stieg wieder aus, öffnete die Beifahrertür und kam wieder zu Sam. „Sammy“, versuchte er Sams Aufmerksamkeit erneut auf sie zu lenken. „So möchte ich auch mal umsorgt werden, wenn ich mir die Haken zugeschüttet habe“, lästerte der Mittdreißiger, der neben Sam saß. Ein Blick von Dean ließ ich nicht nur erschrocken schweigen, sondern auch das Feld räumen. Dean schob einen Arm um Sams Rücken und den anderen unter dessen Kniekehlen durch. Dann hob er ihn hoch und drückte gegen seine Brust. Sofort ließ Sam seinen Kopf gegen die starke Schulter seines Bruders sinken und fühlte sich schon ein bisschen weniger elend. Dean trug ihn zum Wagen und setzte ihn auf den Beifahrersitz. „Bleib noch ein bisschen wach, ja?“, forderte der Blonde und holte eine Flasche Wasser aus dem Kofferraum. Er schraubte sie auf und drückte sie Sam in die Hand. Es ging fast über dessen Kräfte die Flasche zu heben. Der Blonde, der neben dem Impala hockte, legte seine Hand stützend unter die Flasche und der Jüngere schluckte gierig. „Langsam Sammy, langsam“, mahnte Dean. Endlich ließ Sam die Flasche sinken. Der Ältere schraubte sie zu, lief schnell um den Wagen. Kurz bevor der Bus in die Haltestelle einbiegen wollte schoss der Impala davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)