Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 26: Zurück im Leben --------------------------- Mit seiner Tasche über der Schulter kam Sam zum Impala und fand Dean damit beschäftigt, noch einmal ihr Waffenarsenal zu kontrollieren. Sein Blick fiel auf den unscheinbaren Seesack, in dem eine abgesicherte Zukunft versteckt war. Nichts ließ von Außen auf den Inhalt dieser Tasche schließen. Dean musste sie bei seiner Großinspektion aus den sicheren Tiefen der Rückbank gefördert haben. Er stellte seine Tasche neben Deans in den Kofferraum und deutete dann auf den Seesack. Wenn Dean wollte, dass er wieder zur Uni gehen sollte, dann musste der sich wohl oder übel selbst einen Job suchen. Er würde nie ruhig in einem Hörsaal sitzen können, wenn er Dean auf der Jagd nach irgendwelchen mehr oder weniger bösartigen Kreaturen wusste. „Was machen wir damit? Wir sollten es nicht unbedingt mitnehmen“, überlegte der Jüngere. Dean nickte nur, zuckte dann mit den Schultern und schüttelte den Kopf. „Soll ich Bobby mal fragen, ob er es für uns aufbewahrt oder anlegt?“ Dean nickte. Sam holte ein paar Bündel aus der Tasche und verteilte sie in den Tiefen ihrer Waffenkammer. Dann ging er mit der Tasche zu Bobby. „Kannst du das für uns aufbewahren?“, wollte er wissen. „Was ist das?“ „Dean wollte, dass ich wieder zur Uni gehe wenn er in der Hölle ist und na ja, wir hatten vier Wochen bevor … du weißt schon … einen Job in Reno. Da war zufällig ein Poker-Turnier. Dean hat es gewonnen.“ Wie viel ist das?“, fragte Bobby schon etwas atemlos. Der Seesack sah ziemlich gut gefüllt aus. „Ich hab was raus genommen. Aber es sind noch 495.000 Dollar.“ Der Ältere schnappte erschrocken nach Luft. „Das ist ...“ „Wenn wir uns mal zur Ruhe setzen wollen. Kannst Du es wegpacken? Sonst kommt Dean noch auf den dummen Gedanken mich doch zur Uni schicken zu wollen.“ Bobby, noch immer blass um die Nase, nickte nur. Etwas unsicher schob Dean den Schlüssel ins Zündschloss. Sam faltete sich gerade neben ihm auf dem Beifahrersitz zusammen und schloss die Tür. Der Ältere drehte den Schlüssel und sein Babe erwachte mit einem zufriedenen Grollen zum Leben. Der Blonde atmete tief durch. Irgendwie war das ein komisches Gefühl. Noch einmal holte Dean tief Luft. Dann schüttelte er das Gefühl ab. Mit durchdrehenden Reifen und schleuderndem Heck schoss der Impala vom Hof. Willkommen im Leben! Bobby schaute ihnen hinterher und ein Lächeln schlich sich in sein Gesicht. Die Jungs waren wieder da auch wenn Dean noch immer zu ruhig und in sich gekehrt war, aber das würde sich wieder geben. Er hatte bis jetzt alles überstanden und würde auch das überstehen, da war sich der Jäger sicher. Sicher steuerte der Blonde sein Babe über die einsamen Straßen. Er saß nach über vier Monaten zwar endlich wieder hinter dem Steuer eines, seines Autos und fühlte sich aber noch ein wenig unsicher. Doch das würde er Sammy natürlich nicht sagen, mal abgesehen davon, dass der ihm wahrscheinlich eh nicht zuhören würde. Der war schon wieder im Internet versunken. Irgendwann würde ihn das Ding einfach assimilieren und dann? Was sollte er dann tun? Gegen einen Computer konnte er ja wohl schlecht kämpfen und gegen so etwas Ungreifbares wie das Internet gleich gar nicht. Naja, aber er könnte die Kiste zerschlagen, und das würde er auch tun! Sam war jedoch alles andere als komplett in den Tiefen des „www“ versunken. Immer wieder schaute er zu Dean. Doch der starrte konzentriert auf die Straße, und Sam wusste nicht so recht wie er ein Gespräch anfangen sollte. Zumal Dean sich in den letzten Wochen und Tagen ja immer nur zu möglichst kurzen Antworten hingerissen fühlte, wenn er denn überhaupt etwas sagte. Irgendetwas fraß noch an ihm, in ihm. Und dass jetzt noch nicht mal das Radio lief war wohl das beste Indiz dafür, oder? Sie waren schon ein paar Stunden unterwegs, immer noch war außer dem Motor nichts weiter zu hören, als Sam die Stille einfach nicht mehr aushielt. Er griff zum Radio und schaltete es ein. Kansas sang gerade den Refrain von „Carry on my wayward son“. Dean holte tief Luft. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und dann streckte er die Hand aus und drehte etwas lauter. Sam hatte das Lächeln auf Deans Gesicht gesehen und sein eigenes Lächeln war eine genaue Kopie von Deans, als er sich wieder auf seine Recherche konzentrierte. Sie betraten ihr Motelzimmer und verdrehten gleichzeitig die Augen. Wie wenig hatten sie Beide dieses Ambiente doch vermisst. Blumenbilder an den Wänden und Blümchenbezüge auf den Betten, wenigstens waren die Wände nicht auch noch mit Blümchen überzogen. Dean hängte das „Bitte nicht stören“-Schild an die Tür, schloss diese und verriegelte sie gleich noch. Dann warf er seine Tasche vor das erste Bett und ließ sich gleich darauf fallen. Er blieb liegen wie er gelandet war: auf dem Bauch, die Schuhe noch an den Füßen und über den Rand des Bettes hängen lassend. Er war müde, müde und erschöpft. Die Fahrerei hatte Spaß gemacht, keine Frage, aber sie hatte ihn so sehr mitgenommen wie noch nie in seinem Leben. Zehn Stunden still sitzen und konzentriert auf die Straße schauen, daran musste er sich doch erst wieder gewöhnen. Natürlich hatten sie Pausen gemacht, aber es ließ sich trotzdem nicht leugnen, er war fertig. Sam hatte sofort seinen Rechner hochgefahren und sich in Internet eingeloggt. Gestern hatte es einen weiteren Toten gegeben, und Sam wollte sich noch nähere Einzelheiten zusammensuchen. Vielleicht konnte er auch herausfinden, wo die junge Frau hingebracht worden war, so dass sie sich ihre Leiche noch anschauen konnten. „Dean, ich hab ...“, begann er und schaute auf. Von seinem Bruder kam nur ein leises Schnarchen. Sam lächelte und stand auf. Er zog Dean die Schuhe aus und drehte ihn dann auf den Rücken. „Hm?“, grummelte der Blonde und öffnete kurz die Augen. „Ich will’s dir nur etwas bequemer machen. Schlaf weiter“, erklärte Sam ruhig und Dean entspannte sich wieder. Sam öffnete ihm die Hose und zog sie ihm herunter. Dann setzte er Dean auf, befreite ihn von seinem Hemd und schob seinen Bruder etwas weiter nach oben. Sanft ließ er ihn in die Kissen gleiten und deckte ihn zu. Der Blonde schnauft kurz und schlief dann ruhig weiter. Wärme breitete sich wieder einmal in Sam aus. Es war schön zu sehen, dass Dean, der Niemanden so dicht an sich heran ließ, ihm so sehr vertraute. Er zog noch einmal die Decke glatt und setzte sich dann wieder an seinen Laptop. Der Jüngere hatte noch eine ganze Weile versucht mehr über die Toten herauszufinden und war erst weit nach Mitternacht ins Bett gekrochen. So war es nicht weiter verwunderlich, dass Dean an diesem Morgen vor seine Bruder auf den Beinen war. Er ging duschen und machte sich dann auf die Suche nach Frühstück. Doch zuerst wollte er etwas anders erledigen. Zwei Stunden später kam er wieder ins Zimmer und wurde von Sam, der gerade aus dem Bad kam, skeptisch gemustert. „Wie lange hab ich geschlafen?“ wollte der Jüngere wissen. „Lange genug.“ „Du siehst so anders aus“, stellte Sam grinsend fest. „Sei froh, dass ich dich reingelassen hab.“ Der Blonde schnaubte nur und breitete das Frühstück auf dem Tisch aus. Sie setzten sich einander gegenüber und machten sich über die mitgebrachten Leckereien her. Unbewusst strich sich Dean seine Haare aus der Stirn und Sam prustete los. Der Blonde hielt inne. Als er sich bewusst wurde, was er getan hatte, lächelte er verlegen und griff nach seiner Kaffeetasse. Es gab nichts mehr, dass er sich aus der Stirn streichen konnte. Er war beim Friseur gewesen und sah wieder so aus, wie ein Dean Winchester seiner Meinung nach auszusehen hatte. Sam warf einen Blick in seinen Kaffee, wie üblich war viel Milch darin, und er lächelte. Irgendwann wäre Dean wieder ganz der Alte. Schweigend frühstückten sie, für den Jüngeren war es fast unerträglich. Er wollte seine Neuigkeiten loswerden, aber er wollte auch, dass Dean danach fragte. Doch darauf würde er wohl bist zum jüngsten Tag warten können. Dean war neugierig, aber er wusste auch, dass Sam irgendwann platzen würde, wenn er nicht von selbst loslegen würde. Also schwieg er, ihm war eh nicht nach reden. Und richtig. Sam hatte kaum seinen ersten Schluck Kaffee getrunken als er begann. „Vor zwei Tagen ist eine junge Frau, Stephanie Shaw, gestorben. Sie war mit ihrer Freundin Mittag essen und als sie wieder zurück ins Büro gingen lief sie an einer roten Ampel plötzlich los.“ Er schaute Dean fragend an, doch der schien ganz in die Betrachtung seines Kaffees versunken. „Ihre Freundin, Luise Vaunier, hat noch versucht sie aufzuhalten. Doch sie ging einfach weiter. Ein LKW bog um die Ecke und, naja er hat sie erfasst. Ihre Leiche wurde in die Pathologie gebracht. Sie war blind. Wir sollten nachher mal sehen, ob wir sie uns noch ansehen können. Danach sollten wir die Freundin besuchen. Vielleicht kann sie uns noch was Aufschlussreiches sagen“, beendete er seinen Bericht. „Blind?“, hakte Dean kauend nach. „Ja, genau wie der Architekt vor drei Wochen.“ „Kein Dämon“, sagte Dean. „Warum nicht? Das könnte ihnen ähnlich sehen. Erst ängstigen und dann töten.“ „Die Angst war zu kurz.“ „Zu kurz?“ „Dämonen wollen sich an der Angst ihrer Opfer weiden. Die Frau war kurz vorher mit ihrer Freundin essen. Da war sie noch nicht blind. Sie muss es erst an der Ampel geworden sein.“ „Wie kommst du da drauf?“ „Naja, jemand der sein ganzes Leben blind ist hört einen LKW kommen. Der rennt nicht einfach so auf die Straße.“ Sam überlegte kurz, stimmte dann mit einem Nicken zu. „Eine Hexe?“, fragte er. „Ich denke, wir sollten uns erstmal die Leiche ansehen und mit der Freundin reden“, damit versenkte sich Dean wieder in die Betrachtung seines Kaffees. Sam schaute seinen Bruder mit großen Augen an. So lange Sätze hatte der schon seit Ewigkeiten nicht mehr ausgesprochen. Er nickte. Der Impala parkte vor der städtischen Pathologie. Zwei junge Männer in schlichten, schwarzen Anzügen stiegen aus und rückten ihre Krawatten zurecht. „Agent Sam Tyler und Deacon Caine, FBI“, stellte Sam sie vor, „wir würden uns gerne die Leiche von Stephanie Shaw ansehen.“ Der Pathologe ließ sich die Ausweise nochmals zeigen: „Die Polizei war doch schon hier.“ „Wir sind vom FBI. Der Fall unterliegt jetzt uns“, erklärte Sam mit Nachdruck. Der Pathologe, K.C. Simmons stand auf dem Schildchen an seiner Brust, trottet ihnen mit missmutiger Miene voraus. Im Kühlraum öffnete er eins der Fächer und zog die Bahre heraus. Dean schauderte zusammen. Der Jüngere beobachtete seinen Bruder aufmerksam. Dean hatte vor nicht allzu langer Zeit in eben so einem Sack gelegen. Das war damals bestimmt kein schönes Gefühl und die Erinnerung daran musste auch nicht sein. „Haben sie einen Grund für diese plötzliche Erblindung gefunden?“, Sam hatte seinen Notizblock hervorgezogen und schaute jetzt gespannt auf den Pathologen. „Nein, es gab keinen Grund dafür. Zumindest konnte ich nichts finden. Weder war der Sehnerv beschädigt noch habe ich ein anderes Problem finden können. Das Ganze ist einfach nur rätselhaft. Genau wie die Tatsache, dass sie kein Blut mehr in Körper hatte. Kein flüssiges Blut zumindest, und auch so ziemlich ausgetrocknet war. Aber sehen sie selbst.“ Dr. Simmons öffnete den schwarzen Leichensack. Sie sahen eine sehr mitgenommen brünette, junge Frau vor sich. Okay, sie war in einen LKW gerannt. Dean wurde blass und schluckte hart als er das Geräusch des Reißverschlusses hörte. Er machte automatisch ein paar Schritte zurück. Sam schaute seinen Bruder besorgt an und schüttelte dann den Kopf als er einen fragenden Blick des Pathologen auffing. „Geht’s?“, fragte er den Blonden und Dean nickte nur, guckte aber immer noch verkniffen aus der Wäsche. Der Jüngere holte tief Luft musterte seinen Bruder noch einmal und wandte sich dann wieder Dr. Simmons zu, der den Leichensack inzwischen weit genug geöffnet hatte. „Sie sieht ganz normal aus, für einen Verkehrsunfall, meine ich“, stellte Sam fest und versuchte möglichst wenig und durch den Mund zu atmen. Dean, der sich inzwischen wieder gefangen hatte, betrachtete sich die Frau ebenfalls eingehend. „Keine Wunden, die den großen Blutverlust erklären würden“, pflichtete er seinem Bruder bei, nachdem er den Kopf der jungen Frau von links nach rechts gedreht hatte. Die Brüder wechselten einen ihrer vielsagenden Blicke. „Das ist der Punkt“, begann der dunkelhäutige Pathologe, „ich kann mir einfach nicht erklären, wie sie die ganze Flüssigkeit verloren haben könnte. Außerdem hat sie eigentlich kein Blut verloren. Es ist in ihren Adern, getrocknet. Sie sieht normal aus und doch ist sie fast ausgetrocknet.“ „Sie hatten schon andere, ähnliche Fälle?“, wollte Sam wissen, bevor der Mann noch völlig durchdrehte. „Ja vor drei Wochen einen Architekten, der genauso aussah. Und dann waren da noch drei Fälle, die zwar äußerlich betrachtet nichts mit denen hier zu tun hatten, aber die Körper waren genauso ausgetrocknet wie dieser hier.“ „Können sie mir von den Akten Kopien machen?“, fragte Sam. Der Pathologe nickte, beauftragte eine Schwester die gewünschten Akte fertig zu machen und war sichtlich froh diese beunruhigende Leiche wieder in ihr dunkles Kühlfach schieben zu können. Kaum hatte Sam die Akten in den Händen verabschiedeten sie sich. „Wohin?“, wollte der Blonde wissen. „Luise Vaunier.“ Dean rutschte hinters Lenkrad und startete den Motor. Kurz genoss er das beruhigende Grollen dann legte er den Gang ein und brachte sie auf dem schnellsten Weg zur Wohnung von Miss Vaunier. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)