Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 17: Bei Bobby --------------------- Als Sam erwachte schlief Dean noch unruhig. Sein Fieber war weiter gestiegen, stellte der Jüngere nach einer kurzen Kontrolle besorgt fest. Er packte das Wenige, das sie am Abend gebraucht hatten, zusammen und wollte gerade ihre Taschen zum Auto bringen als es klopfte. „Hallo Ruby“, begrüßte er die Blonde, die vor der Tür stand. „Wie geht es ihm?“ „Nicht gut. Er hat Fieber.“ „Schafft er es bis zu Bobby? Wir sollten nicht länger hier bleiben als nötig.“ „Ich weiß. Ich will nur unsere Taschen in den Impala packen. Dann weck ich ihn“, nickte Sam. Gemeinsam zogen sie Dean dann an und diesmal legten sie ihn auf den Rücksitz. Sam hatte spätestens hier mit Widerspruch gerechnet aber der kam nicht und die trüben, glasigen Augen machten ihm genauso viel Angst wie die Teilnahmslosigkeit mit der Dean alles über sich ergehen ließ. Sie breiteten noch einige Decken über ihn, dann startete Sam den Wagen. Mit dem gewohnten Grollen erwachte er zum Leben und gleich darauf waren sie auf der Straße, unterwegs zu Bobby. Sie jagten so schnell wie sie nur konnten, ohne Aufsehen zu erregen, die Straßen entlang. Ruby drehte sich immer wieder um und ließ ihren Blick besorgt über den Kranken gleiten. Dean hielt die Augen geschlossen aber selbst Ruby sah, dass er nicht schlief. Ein paar Mal hielten sie an und Sam flößte seinem Bruder Wasser ein. Dem Jüngeren fiel es zusehends schwerer, Dean zum Trinken zu bewegen, er war kaum noch ansprechbar und Sam seufzte erleichtert als sie endlich auf den Schrottplatz rollten. Nachdem Sam vor dem Haus gehalten und den Motor ausgestellt hatte ließ er die Hände auf dem Lenkrad liegen und seine Stirn darauf fallen. Er konnte nicht mehr. Er war müde und vollkommen am Ende. Dann hörte er das Stöhnen hinter sich, Deans Stöhnen, leise und erstickt, und er hievte sich aus seinem Sitz. „Ich hab euch eure Zimmer fertig gemacht.“ Bobby wies ins Haus. Der jüngere Winchester nickte und hob Dean aus dem Wagen auf seine Arme. Deans Kopf kippte gegen seine Brust. Sam biss die Zähne zusammen und schluckte die Tränen herunter, die sich in seine Augen drängten. Er trug den Blonden ins Haus und legte Dean zuerst auf den Küchentisch, Bobbys Schreibtisch war wie immer brechend voll: „Wir müssen noch nach seinen Wunden sehen.“ Der Tisch knarrte leise, protestierend. Bobby zuckte kurz mit den Schultern und ging dann heißes Wasser, Handtücher und Verbandszeug zu holen. Ruby und Sam entkleideten den Blonden bis auf die Shorts. Dann entfernten sie die Verbände. Dean gab ein leisen Japsen von sich, als sie die letzte Schicht aus den Verletzungen lösten, einigen bluteten wieder. Ruby reinigte sie mit flinken Fingern und bestrich die Wundränder mit Salbe, dann verband sie sie, bis auf die sich hartnäckig nicht schließen wollenden Kratzer auf seinem Bauch, erneut. „Kannst du mal nachschauen, ich glaube in der Wunde ist was“, bat Sam sie als sie sich Deans Bauch widmete. Sie nickte, tastete vorsichtig alles ab, dann zuckte sie mit den Schultern und schüttelte den Kopf: „Ich weiß nicht. Ich fühle nichts.“ Sam nickte hilflos. Und während er den Blonden von hinten hielt, verband Ruby auch diese Wunde, dann trug er ihn nach oben in sein Zimmer. „Warte“, rief Ruby als Sam seinen Bruder hinlegen wollte. Sie war inzwischen zum Auto gelaufen und hatte die Decken geholt. Sam nickte und fasste seinen Bruder etwas fester, da er ihm aus dem Griff zu rutschen drohte. Sie rollte die Decken zusammen und legte sie in Schlangenlinien auf die Matratze. Dann packten sie Dean so darauf, dass seine offenen Rückenwunden rundherum gut gepolstert waren. Und da der sich eh nicht drehen konnte bestand auch keine Gefahr, dass er die offenen Stellen noch weiter reizen könnte. Sam holte sich einen Stuhl ans Bett und ließ sich darauf fallen. Drei Tage später hockte er noch fast genauso am Bett seines Bruders. Er hörte die Tür klappern, aber als er dann ein Räuspern vernahm zuckte er trotzdem zusammen. „Du solltest mal 'ne Pause machen“, schlug der Ältere leise vor, „du sitzt hier fast seit ihr angekommen seid. Geh schlafen, Sam!“, versuchte er es wieder. Bis jetzt hatte er es nur einmal geschafft den Dunkelhaarigen für ein paar Stunden aufs Sofa zu kriegen. 'Der war ja im Krankenhaus einsichtiger!', überlegte Bobby und furchte die Stirn. Müde rieb sich der Angesprochene über die Augen. Dann riss er seinen Blick von Dean los und starrte den Sprecher an. Langsam fokussierten sich seine Augen auf Bobby. Stur schüttelte er den Kopf. „Sein Fieber ist weiter gestiegen“, sagte er leise, nahm das Tuch von Deans Stirn um es in eine Schüssel mit Wasser fallen zu lassen. Mit einer Hand tastete er neben seinem Stuhl herum, stieß einige leere Flaschen um bis er endlich eine noch halb volle fand. Er schraubte sie auf, schob Dean eine Hand unter seinen Rücken und richtete ihn vorsichtig auf. Dann hielt er die Flasche an die aufgesprungenen Lippen seines Bruders und redete beruhigend auf ihn ein. Dean schluckte. Gott sein Dank war er nicht bewusstlos, so dass Sam ihm immer wieder Flüssigkeit, abwechselnd Brühe oder mit Vitaminen angereichertes Mineralwasser, geben konnte, sonst hätten sie ihn schon lange wieder in ein Krankenhaus bringen müssen. Dean schluckte ein paar Mal, dann drehte er den Kopf zur Seite und begann zu husten. So stark, dass er die Hälfte des eben Getrunkenen wieder mit auswürgte. Erschöpft stellte Sam die Flasche ab. Er rieb seinen Bruder so gut es ging trocken, wischte ihm das Gesicht ab und ließ ihn wieder in die Kissen gleiten. Bobby legte Sam eine Hand auf die Schulter und drückte beruhigend zu. „Ich mach uns Kaffee und dann sehen wir weiter“, sagte er leise. Dann tastete er kurz nach Deans Stirn und musste sich direkt zwingen, seine Hand nicht sofort erschrocken wieder zurückzuziehen. Dean verbrannte förmlich. Bobby drückte Sam das Fieberthermometer in die Hand. Dann sortierte er die leeren Energydrink-Flaschen aus und nahm die mit in die Küche. Die halb vollen, Sam schien die letzte Zeit nur noch tastend vorgegangen zu sein, stellte er wieder neben Sam. Sie mussten sich dringend überlegen, wie sie Dean helfen konnten sonst würden sie hier bald zwei Pflegefälle haben. Hoffentlich kam Ruby bald wieder. Sie war gleich nachdem sie Dean ins Bett gelegt hatten mit einer vagen Äußerung bezüglich ihrer Pläne, aber der Zusage wieder zu kommen, gegangen. Bobby kochte Kaffee und ging dann mit zwei vollen Tassen, in der für Sam nur halb soviel Milch wie üblich, wieder nach oben. Sam hatte das Thermometer noch immer in der Hand. „Sam?“, der Jäger hielt dem Jüngeren den Kaffee vor die Nase, Sam griff zu. Dann nahm er dem Winchester das Thermometer ab: 41,2! Sie mussten unbedingt etwas tun. Dean phantasierte schon wieder. Unruhig warf er den Kopf hin und her. Seine Nägel kratzten über das Laken. Er rannte durch einen Gang. Hinter ihm wütete ein Feuer. Es war heiß. Heiß wie in der Hölle. Und er musste Sam finden. Er rannte weiter. Hinter jeder Tür die er öffnete wartete Feuer auf ihn. Ihm war heiß. Schweiß rann in Strömen über seinen Körper. Die letzte Tür. Er riss sie auf. Eine Explosion in seinem Rücken trieb ihn weiter in den Raum hinein und ließ ihn stolpern. Er stürzte. Er fiel. Alles drehte sich um ihn herum. Dann landete er auf weichem Sand. Die Sonne brannte heiß vom Himmel. Verwirrt schaute er sich um. Er war in der Wüste gelandet. Heiß, es war so heiß. Die Sonne brannte das letzte bisschen Flüssigkeit aus ihm heraus. Vor sich sah er Fußspuren. Sammy! Müde und kaum noch Herr seiner Sinne begann er ihnen zu folgen. Er musste zu Sam. Immer wieder stolperte er über seine eigenen Füße und stürzte. Sie hatten Dean aufgerichtet und ihm Shorts und T-Shirt ausgezogen. Jetzt entfernte Sam die Verbände und Bobby ließ lauwarmes Wasser in die Wanne. Sie mussten seine Temperatur so schnell wie möglich runter kriegen. In der Ferne hörte er das Rauschen des Meeres. Dort musste er hin. Da würde er Sammy finden. Da musste Sam sein. Die letzte Düne. Vor sich sah er das Meer. Kalt, verführerisch, Wasser. Er versuchte sich aufzurichten und wollte die Düne hinab laufen. Er stolperte und mit einem lauten Poltern fiel er den Hang hinab, immer wieder überschlug er sich. Ruby war zurück. Laut klopfend hatte sie ihr Kommen angekündigt. „Komm rein!“, hatte Bobby gebrüllt und sie war sofort die Treppe hinauf gelaufen und stand jetzt vor Sam und Dean. Ein Blick huschte über den Körper des Blonden und sie sah sofort, wie schlecht es ihm ging. „Seine Wunde eitert. Wir müssen etwas übersehen haben!“, erklärte Sam leise. „Und er verbrennt innerlich.“ Sie nickte nur und begann ihre Tasche auszupacken. Flaschen und Dosen kamen zum Vorschein. „Was ist das?“, Sam war skeptisch. „Ich war eine Heilerin, zu meiner Zeit. Ich kenne mich mit Kräutern aus. Das sind Öle und Salben, hauptsächlich Kamille, Thymian, Johanniskraut, Ringelblume etwas Wermut und noch einige andere. Kannst Du das in das Wasser schütten?“, sie hielt Bobby eine Flasche hin, „das hilft bei offenen Wunden.“ Der Jäger tat wie ihm geheißen. “Leg ihn auf den Tisch, ich werde ihn mir noch mal anschauen“, sagte sie zu dem Jüngeren. „Ich mach es selbst, aber du kannst ihn halten. Wir werden jede Hilfe brauchen können, auch wenn er so schwach ist“, wehrte Sam ab, „und du könntest mir Salzwasser holen. Ganz schwach zum desinfizieren.“ Ruby nickte und ging in die Küche. Sie hatten einige Handtücher auf dem Tisch ausgebreitet und den Blonden darauf gelegt. Jetzt drückte Bobby Deans Hüften nach unten. Er lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihn, genau wie Ruby, die seine Schultern hielt. Sam holte tief Luft, dann begann er Deans Bauch genauestens zu untersuchen. Irgendetwas musste da sein! Und er fand etwas. Zu seinem Entsetzen und zu seiner Erleichterung fand er tatsächlich etwas. Sie hatten wohl bei der OP ein Stückchen OP-Tuch vergessen. Wie auch immer so ein kleines Stück zustande kam und wie auch immer es in der Wunde geblieben sein konnte. Vorsichtig arbeitete Sam sich vorwärts. Immer weiter schnitt er die Wunde auf. Deans Puls raste und seine Atmung war hektisch und abgehakt. Immer wieder stöhnte er vor Schmerzen. Dann entspannte er sich. Sein Kopf fiel zur Seite. Ruby und Bobby schauten sich erschrocken über den Deans Körper an. Er war bei seinem Sturz auf einen Ast gefallen und der hatte sich in seinen Bauch gebohrt. Er musste so schnell wie möglich die Splitter wieder heraus bekommen. Sonst würde sich alles nur entzünden. Wieso hatte das eigentlich so gepoltert als er gefallen war?' Egal.' Er biss die Zähne zusammen und versuchte den Ast wieder los zu werden. Langsam löste sich das Stück Stoff und er atmete erleichtert auf als er das Teil endlich ganz in seinen Händen hielt. Das Stück war vielleicht so breit wie ein Stift und halb so lang. Wie konnte so was solche Probleme bereiten? Sam spülte die Wunde mit der Salzlösung gründlich aus und der Blonde hatte nicht mal mehr die Kraft sich zu wehren. Er hatte die Holzstückchen aus der Wunde gepult. Jetzt kroch er zum Meer. Sollte das Salzwasser die Wunde säubern. Immer wieder schöpfte er Wasser auf seinen Bauch und es raubte ihm jedes Mal die Luft, trieb ihm die Tränen in die Augen und sein Körper verkrampfte sich. Es brannte wie Teufel. Dann kroch er weiter. Weiter hinein in die Erfrischung verheißenden Fluten. Er ließ sich von der Kühle umspülen. Ihm war noch immer so furchtbar heiß. Dean schloss die Augen und gab sich ganz dem Gefühl hin getragen zu werden. Sam war mit seiner Arbeit endlich zufrieden und richtete sich auf. Er schwankte und zitterte. Tränen drängten in seine Augen. Sofort stand Bobby hinter ihm und hielt ihn fest. Sam war kreidebleich und ihm war schlecht. Mehr als schlecht. Er stützte sich auf seinen Knien ab und atmete ein paar Mal tief durch. Endlich hörte die Welt auf sich um ihn zu drehen. „Geht schon“, wehrte er die helfende Hände ab, die ihn stützen und zum Sofa geleiten wollten. Stattdessen hob er Dean in seine Arme und brachte ihn ins Bad. Dort ließ er ihn sanft in das lauwarme Wasser gleiten, das leicht bräunlich aussah und mit einem dünnen Ölfilm überzogen war. Es roch nach Wermut und Hustensaft. Dean versuchte kurz und erfolglos um sich zu schlagen, dann ließ er sich fallen. Sam hatte seinen Arm um ihn gelegt und hielt ihn sicher. „Versuch nicht zu ertrinken“, scherzte Sam und ging schnell in Deans Zimmer. Ruby war gerade fertig damit Deans Bett neu zu beziehen, und er holte frische Sachen für seinen Bruder. „Ich hoffe, das war's jetzt“, sagte Ruby leise und Sam nickte. Plötzlich ließ ein leises Gurgeln ihn herumfahren. Hatte er jetzt schon Halluzinationen? Dean! Schoss es ihm durch den Kopf. Und er stürzte wieder ins Bad. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)