Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 16: Verschleppt ----------------------- „Elliott hätte uns fast erwischt! Und der erste offene Raum, in den wir uns flüchten konnten, war die Pathologie. Aber da kam er auf seiner Suche auch rein und ich musste Dean in einem der Kühlfächer verstecken. Und dann wollte der Typ ewig nicht gehen. Ich hätte ihn am liebsten zur Hölle befördert“, erklärte sie aufgebracht und öffnete den schwarzen Sack etwas weiter. „Wir sollten sehen, dass wir ihn ins Auto und wieder warm bekommen. Er friert jämmerlich.“ „Bin noch da“, klinkte sich der Blonde ein und versuchte ein Grinsen. Plötzlich schlug ganz in der Nähe eine Tür. Die Drei zucken zusammen und Sam und Ruby starrten sich kurz erschrocken an. Schnell öffnete Sam den Kofferraum und die Beiden fassten den Sack und beförderten ihn, ohne auf Deans fast lautlose Proteste zu hören, zwischen ihre Taschen. „Verschwinde hier! Ich räum’ die Liege weg und wir treffen uns außerhalb der Stadt“, erklärte Ruby und rumpelte mit der Liege davon. Sam fuhr gemächlich aus der Tiefgarage und Deans entrüstetes Keuchen verhallte ungehört in die Tiefen des Kofferraumes. Die Taschen stützten ihn einigermaßen und noch waren genügend Schmerzmittel in seinem Körper. Langsam dämmerte er weg. Je weiter sich der Impala vom Krankenhaus und von Indianapolis entfernte um so mehr entspannte sich Sam. Seine Gedanken drehten sich nun fast nur noch um seinen Bruder hinter sich im Kofferraum, doch er traute sich einfach nicht ihn schon nach vorn zu holen. Er wusste nicht, was er von Elliotts Aktionen halten sollte. Was wusste der Cop und was hatte er seinen Kollegen erzählt? Was hatte er für Maßnahmen eingeleitet, nachdem er festgestellt hatte, dass Dean verschwunden war? Und dann stand Ruby plötzlich am Straßenrand. Sam erschrak und stieg regelrecht auf die Bremsen. „Fahr da vorne rein, dann können wir Dean endlich rauslassen“, sie deutete auf einen kleinen Waldweg. Hinter einer kleinen Kurve hielt Sam an. Sofort sprang er aus dem Wagen und öffnete den Kofferraum. In Gedanken hörte er schon das Gemoser seines Bruders. Doch dann hielt er erschrocken die Luft an. Nichts! Außer dem Zwitschern der Vögel und dem Zirpen der Grillen drang kein Ton an sein Ohr. „Dean?“, fragte Sam leise und stupste den schwarzen Sack vorsichtig an. „DEAN!“ Immer noch keine Antwort. „Holen wir ihn erstmal raus“, schlug Ruby vor. So langsam machte auch sie sich Sorgen. War Dean zu lange in der Kältekammer gewesen? Hatten sie den Leichensack zu weit zugemacht, so dass er keine Luft mehr bekommen hatte und erstickt war? Sie hoben ihn samt des vermaledeiten Sackes aus dem Kofferraum. Kaum lag er auf dem Boden riss Sam das Teil auf. Deans Kopf war zur Seite gerutscht. „Dean?“, Sam zog seinen Bruder an sich und sah erleichtert, dass dessen Lider flatterten. Was er allerdings weniger begeistert aufnahm, war sein wieder einsetzendes Zittern. „Sammy?“ Es war nur ein Hauch der Sams Ohr streifte. Der Blonde klang so schwach. „Alles wird gut, Dean. Wir fahren zu Bobby“, erklärte der Jüngere lächelnd. „…so kalt…“, flüsterte Dean so leise, dass Sam ihn kaum verstand, und zitterte noch stärker. Sam begann an Deans Armen und Rücken immer wieder fest auf und ab zu streichen um ein wenig Wärme in den Körper zu zwingen. Der Blonde ließ es geschehen. Er hatte nicht die Kraft sich zu wehren. Dass er es genoss würde er für nichts in der Welt zugeben. Und so wartete er gegen Sam gelehnt, seinen Kopf in dessen Halsbeuge, darauf, dass Sam sein Tun beendete und als der das dann tat, entrang sich seiner Kehle ein unzufriedenes Murren, welches Sam zu einem Lächeln hinriss. „Ziehen wir dir erstmal diesen todschicken, hochmodischen Krankenhausfummel aus und wieder normale Sachen an. Was hältst du davon?“, fragte Sam eher rhetorisch und der Angesprochene schaute an sich herab und versuchte ein Nicken. Sam zog seinen Bruder das Oberteil über den Kopf und beeilte sich ihn gleich wieder in T-Shirt und Hemd zu stecken und zog ihm zusätzlich noch einen Pullover über. Dean versuchte sich zwar, nur seines Egos wegen, gegen diese Kleidungsstück zu wehren, es war Mitte Juli und dementsprechend warm und die Sonne schien. Doch Sam spürte ihn immer noch unter seinen Händen zittern. Außerdem war Dean in seinem geschwächten Zustand kein ernstzunehmender Gegner. Sam grinste. Das würde er ihm lieber nicht sagen. „Was?“, knurrte der Blonde als er Sams Lächeln sah, doch der schüttelte den Kopf. „Ich freu mich einfach dich hier zu haben.“ Dean brummelte etwas Unverständliches und schaute leicht vorwurfsvoll zu Ruby, als Sam ihm an die Hose wollte. „Bin mal schnell weg“, platzte sie hervor, als sie Deans Blick sah, wurde leicht rot und verschwand zwischen den Bäumen. Die Brüder wechselten einen überraschten Blick. Sie hätten nie gedacht, dass ein Dämon rot werden konnte. Schnell war Dean in Jeans verpackt und Sam sah ihm in die Augen. „Komm, legen wir dich ins Auto“, sagte er und hob den Blonden hoch. Dean ließ sich ins Auto setzten, doch als Sam ihn vorsichtig auf die Rückbank drücken wollte, protestierte er. „Du solltest dich besser hinlegen“, stellte Sam besorgt fest. „Lass mir doch wenigstens ein bisschen aufrechte Würde“, murrte er und Sam musterte ihn besorgt. „Du solltest dich wirklich hinlegen“, stellte Ruby fest, die gerade hinter Sam auftauchte. Deans herzerweichender Dackelblick ließ den Jüngeren dann doch zustimmen. Sein Bruder hatte ja Recht. Er hatte die ganze Zeit gelegten und seine Schulterblätter hatten wesentlich mehr als nur Druckstellen. Also nahm er die Decken, die Ruby ihm reichte und wickelte Dean gut darin ein, dann schloss er vorsichtig die Tür. Beim Zurücksetzen sah er Deans zufriedenes Lächeln und er unterdrückte das flaue Gefühl in seinem Magen, das ihn davon zu überzeugen versuchte, dass Deans Lächeln nur Fassade war und es ihm immer noch beschissen ging, denn er wusste, dass er Recht hatte. Aber selbst bei Bobby würde es noch Tage wenn nicht gar Wochen dauern, bis Dean wieder halbwegs auf den Beinen war. Also wollte er ihm schon alleine deshalb seinen Willen lassen. Es würde noch hart genug für sie alle werden. Immer wieder schaute Sam im Rückspiegel nach seinem Bruder und wenn der sich unbeobachtet fühlte verblasste sein Lächeln schnell. Auch das sah Sam. „Willst du dich nicht doch hinlegen?“, fragte er deshalb immer wieder. Und Dean, den nur noch seine Sturheit aufrecht hielt, schüttelte jedes Mal den Kopf. Von Deans Bauch strahlte der Schmerz in seinen Körper aus und jede Bodendelle machte ihn schlimmer. Doch der Blonde wollte sich nicht wieder hinlegen. Er wollte nicht schon wieder wie das hilflose Kind behandelt werden, wie das er sich fühlte. Er hatte endlich begriffen, dass er noch lebte und das wollte er mit all seinen Höhen und Tiefen genießen. Und dazu gehörte auch der Schmerz. Er konnte damit umgehen, er hatte schon Schlimmeres erlebt, und das war noch nicht mal lange her. Die nächste harte Bodenwelle ließ ihn stöhnen. Sam hatte es gehört und fragte besorgt nach: „Dean?“ „Mir geht’s gut“, knurrte der Blonde zwischen den Zähnen hindurch. Ihm war warm und kalt und er wollte aus den Decken raus, wollte in ein Bett und war sauer auf sich, dass er so schnell aufgab und kurz davor war wie ein kleines Kind nach seiner Schmusedecke zu brüllen. Er schloss die Augen, lehnte den Kopf an die kühle Seitenscheibe und versuchte tief durchzuatmen. Doch schon allein der Versuch wurde mit einem reißenden Schmerz bestraft. Sams Blick hing öfter im Rückspiegel als auf der Straße. Dean sah immer schlechter aus. Aber Sam wusste auch wie stur sein Bruder war und so ließ er ihm seinen Willen und hoffte, dass das keine schwerwiegenden Auswirkungen haben würde. Dean starrte blicklos nach draußen. Das vorbeihuschende Grün lullte ihn langsam ein, seine Sicht verschwamm immer mehr und der Schmerz war nur noch wie ein dumpfes Hintergrundgeräusch. Nichts was ihn wirklich störte. Er fühlte sich immer mehr als wäre er in Watte gepackt. Weit weg und ohne Sorgen. Sie hatten etwas mehr als die Hälfte der Strecke zwischen Indianapolis und Bobbys Schrottplatz hinter sich gebracht als Sam auf einen Motelparkplatz fuhr. Er war der festen Überzeugung, dass sein Bruder ein Bett brauchte, auch wenn der sich die letzten Stunden über nicht mehr geäußert hatte und Sam hoffte einfach, dass Dean schlief. Einfach nur schlief. Vorsichtig öffnete er die Autotür, schob seinen Arm durch den Spalt und drückte Dean in die Lehne als er merkte, dass der ihm entgegen zu fallen drohte. Sam war besorgt, sein Bruder strahlte eine unnatürliche Wärme aus. „Dean?“, fragte er leise. „Bin okay“, kam die leise aber prompte Antwort. „Klar, bist du“, bestätigte Sam sarkastisch und Ruby hob fragend die Augenbraue. Sie ging und orderte zwei Zimmer, um dann an einer Tür zu warten und sie für Sam geöffnet zu halten. Der legte seinen Bruder aufs Bett und schälte ihn sofort aus seiner Kleidung. Der Verband um Deans Bauch war nach oben gerutscht, genau wie sein Shirt und der Bund seiner Jeans musste die ganze Zeit über die noch nicht verheilten Wunde gerieben haben. Wieso hatte er nichts gesagt? Das musste doch wehgetan haben. „Verdammt Dean!“, knurrte Sam und zog ihm die Jeans aus. Die Dämonin hatte derweil eine Schüssel heißes Wasser und Lappen und Handtuch geholt. Jetzt machte sich Sam daran, die Wunde zu säubern. Deans Augen waren immer noch halb geöffnet und starr und trüb zur Zimmerdecke gerichtet. Seine Atmung ging abgehakt und er versuchte sich aus Sams Griff zu winden und der Jüngere war überrascht welche Kraft der Blonde in seine Bemühungen legte. „Dean, bitte, wir müssen die Wunde versorgen. Ich bin gleich fertig, dann kannst du schlafen“, versuchte Sam seinen Bruder zu beruhigen. „Gleich bekommst du noch was gegen die Schmerzen!“, versprach er. Endlich waren sie fertig. Sam breitete mehrere Decken über den Blonden. „Schlaf“, forderte er leise und wartete bis Dean sich endlich etwas entspannte und die Augen schloss, dann ging er duschen. Das heiße Wasser prasselte auf seinen Körper, doch die entspannende Wirkung, die es fast immer auf ihn hatte, blieb dieses Mal so konsequent aus, dass er sich fragte, ob er überhaupt den Wasserhahn aufgedreht hatte. Seine Gedanken wanderten wieder zu Dean und zu dessen Bauchverletzung. Wie konnten sie die nur dazu bringen endlich zu verheilen? Sam hatte heute, als er die Wunde gereinigt hatte, das Gefühl gehabt, dass irgendwas in der Wunde war. Das wollte er auf jeden Fall noch mal prüfen. Warum nur hatte er sich von seinem Bruder überzeugen lassen und ihn im Wagen nicht doch einfach hingelegt. Dean hätte nie die Kraft zum Hinsetzen gehabt. Aber wer weiß, ob im liegenden Zustand nicht genau dasselbe geschehen wäre. Außerdem sah Sam noch immer das glückliche Leuchten in Deans Augen vor sich, als er ihm seinen Wunsch erfüllt und ihn sitzend in Impala befördert hatte. Nein, so war es schon richtig gewesen. Dean würde es jetzt genauso schlecht gehen, wenn er gelegen hätte und er wäre obendrein noch deprimiert gewesen. Gab es das überhaupt? Dean und deprimiert? Sam hatte das noch nie bei seinem Bruder erlebt. Obwohl… vielleicht als ihr Dad gestorben und Dean sich erfolgreich eingeredet hatte, dass es seine Schuld war? Nein, da war er todtraurig und wütend gewesen, aber nicht deprimiert. Aber jetzt, jetzt war er deprimiert. Sam spülte sich den Schaum vom Körper und stieg aus der Dusche. Müde tapste er zu seinem Bett. Immer ein wachsames Auge auf Dean. Als Sam sich hinlegen wollte, sah er, dass sein Bruder wach war. Er setzte sich an Deans Bett. „Kannst du nicht schlafen?“, fragte er leise. „Geht schon“, sagte Dean, eher wie zu sich selbst. Er zuckte mit den Schultern und verzog das Gesicht vor Schmerzen. „Willst du“, Sam brach ab und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Entschuldige!“ Wie konnte er nur so unbedacht sein. Dean lag auf dem Rücken und seine Schultern und Hüfte waren wund gelegen. „Rechts oder links?“, wollte er also wissen. Eine Weile herrschte Schweigen und Sam konnte im diffusen Licht mit dem die Straßenlaterne, das Zimmer beleuchtete, sehen wie es in seinem Bruder arbeitete. „Dean, du hast dich immer um mich gekümmert. Jetzt bin ich mal dran.“ „Rechts“, sagte Dean endlich mit einem tiefen Seufzen. Es war ihm unendlich peinlich, dass er sich noch nicht mal drehen konnte. Er war doch der große Bruder. Er hatte sich um Sam zu kümmern und nicht umgekehrt. So funktionierte die Welt einfach nicht! Der Jüngere knüllte eine Decke neben seinem Bruder zusammen, fasste sein Handgelenk und dessen Schulter und wollte ihn auf die Seite ziehen. Er fühlte die unnormale Wärme, die von Deans Körper ausging und dessen leichtes Zittern. „Warte kurz“, sagte er und ging ins Bad. Mit Tabletten und einem Glas Wasser kam er zurück, half Dean sich aufzusetzen, seinen Protest: „Mir geht’s gut“, überhörte er einfach, und schob ihm die Tabletten in den Mund. „Du hast Fieber“, stellte er ruhig fest und hielt ihm das Glas an die Lippen. Als Dean die Tabletten geschluckt und das Wasser ausgetrunken hatte, legte er ihn auf die Seite, schob die zusammengerollte Decke so vor ihn, dass sie ihn hielt ohne die Wunde an seinem Bauch zu belasten und deckte ihn zu. „Versuch zu schlafen. Morgen wird noch mal anstrengend.“ Dean murrte etwas Unverständliches und schloss die Augen. Sam legte sich ebenfalls hin und blickte noch eine ganze Weile auf seinen Bruder. Endlich entspannte der sich etwas. Sam lächelte und schlief ebenfalls ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)