Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 11: Meine eigene Hölle ------------------------------ Als Bobby den Raum betrat sah er einen blassen Dean, nicht dass der nicht vorher schon blass gewesen wäre, aber jetzt war er fast so weiß wie das Laken auf dem er lag, schlafend, und ein Häufchen Elend, das ihn doch noch leicht an Sam erinnerte, wie der neben dem Bett saß. Was war hier passiert? „Sam?“, fragte er vorsichtig. Er wollte ihn nicht erschrecken, schon alleine weil er Angst hatte, dass der Angesprochene dann vom Stuhl fiel. Doch es kam überhaupt keine Reaktion. Bobby wollte gerade noch mal nachfragen, als Sam den Kopf hob und ihn anschaute und die Befürchtungen des Älteren noch verstärkte. „Was ist passiert?“, wollte er wissen und überprüfte hastig die Monitore, die den Blonden überwachten. „Dean war wach“, sagte Sam schwach und bevor Bobby fragen konnte, was daran so schlimm wäre, fuhr er fort: „Er hat Albträume und ist jedes Mal total verwirrt, wenn er wach ist. Ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann. Ich fürchte ich dringe nicht zu ihm durch. Bevor ich ihm erklären kann, wo er ist, ist er schon wieder eingeschlafen und schlägt sich mit irgendwas rum.“ Sam war immer leiser geworden. „Aber er schläft doch ganz ruhig“, stellte Bobby jetzt die Tatsachen fest, die er sah. „Sie haben ihm Beruhigungsmittel gegeben. Ich weiß nicht wie die wirken, aber seitdem schläft er.“ „Das solltest du auch tun“, versuchte es Bobby so ruhig wie möglich und stellte sich schon mal auf die Diskussion ein, die unweigerlich kommen würde. „Ich geh hier nicht weg!“ Und da war sie schon! „Sam, du kannst ihm nicht helfen wenn du hier zusammenklappst“, erklärte Bobby mit seiner stoischen Ruhe, die begann, Sam in den Wahnsinn zu treiben. „Ich klappe hier nicht zusammen!“, knurrte er durch zusammengebissene Zähne. „Doch Sam. Meinst du ich weiß nicht, dass du im Motel alles Andere tust aber kaum schläfst? Verdammt Junge. Dean braucht all seine Kraft um wieder auf die Beine zu kommen und du weißt, was passiert wenn er dich hier so sieht.“ „Ich bin erwachsen! Dean muss sich um mich keine Sorgen machen!“ „Das tut er aber! Du bist sein kleiner Bruder. Er hat sein Leben lang auf dich aufgepasst und sich um dich gesorgt. Meinst du, das wird er je einstellen?“ Sam starrte Bobby nur böse an. Es missfiel ihm, dass Bobby Recht hatte. „Aber ich will hier bleiben“, sagte er resigniert und wusste, dass Bobby wusste, dass er wusste, dass er den Kampf verloren gab. „Geh Sam. Ich ruf dich an, wenn sich was ergibt.“ Sam nickte und strich seinem Bruder noch einmal sanft über die Wange: „Halt durch Dean! Ich brauch dich doch!“, flehte er dann leise und trottete mit hängenden Ohren aus dem Raum. Der Jäger setzte sich an Deans Bett und betrachtete den Schlafenden besorgt. 'Was war nur mit Dean. Es sollte ihm doch so langsam besser gehen, aber stattdessen wurde es eher schlimmer. Deans Schlüsselbeine zeichneten sich immer deutlicher unter seinem T-Shirt ab und wenn die Schwester ihn umbettete konnte er auch dessen hervorstehende Hüftknochen sehen. Wenn er nicht bald richtig zu sich kommen würde, konnten sie hier bald „Gerippchen Unsterblich“ besuchen.' Das Erste, das er spürte war sein Körper und der Nachhall der Schmerzen. Er war wieder ganz! Aber er wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte. Seine Schultergelenke schmerzten und er versuchte seine Arme an den Körper zu ziehen. Es ging nicht. Natürlich ging es nicht! Vor sich hörte er ein leises Kichern. Er hob den Kopf. Er wollte es nicht, aber irgendwann musste er sich ihr ja stellen. Warum sollte er warten? Sie würde ihn sowieso wieder quälen und je eher sie das tat umso schneller würde er wieder Ruhe haben, desto früher könnte er zurück zu Sam! „Hallo Dean!“, lächelte sie ihn mit einem boshaften Funkeln in ihren Augen. „Was hältst du von Sightseeing?“ „Nicht viel.“ „Ich will dir dein neues Zuhause zeigen“, erklärte sie ungerührt. Dean wollte es nicht sehen. Er wollte zu Sam, aber das konnte und durfte nie wieder Wirklichkeit werden. Nur noch in seinem Träumen würde er Sammy sehen können. Dann, wenn sie seine Seele so sehr malträtiert haben würde, dass sich sein Geist aus der Wirklichkeit flüchtete. Lilith machte eine Handbewegung und Dean fühlte wie sich eine Kette um seinen Hals legte. Bei der nächsten Handbewegung verschwanden seine Fesseln und er landete hart vor ihr auf den Knien. 'Warum musste es immer nur ein kurzer Wink sein? Konnte sich die kleine Mistkröte nicht mal mehr anstrengen müssen?' Er taumelte auf die Füße und hatte keine Zeit mehr sich über irgendetwas Gedanken zu machen, außer darüber hinter ihr her zu kommen und den Abstand zu ihr so zu halten, dass die Kette sich nicht spannen konnte. Frommer Wunsch! Er hatte beide Hände in sein Halsband gekrallt und versuchte verzweifelt das Teil daran zu hindern sich noch fester zuzuziehen. Sie wurde immer schneller, er stolperte immer häufiger und irgendwann gab er es auf, sich wieder erheben zu wollen. Er ließ sich mitschleifen. Er krampfte seine Hände um die Kette und schickte ein Stoßgebet gen Himmel, was für eine Ironie in der Hölle, dass seine Muskeln noch eine Weile standhalten würden, dass er sich noch eine Weile dagegen wehren konnte erwürgt zu werden. Sie schlug Haken, raste um Ecken und er fühlte wie sein Körper immer wieder gegen harten Kanten schlug, wie Knochen brachen und immer stärkere Schmerzen durch ihn hindurch rasten. Wieso hatte seine Seele eigentlich einen Körper, wieso hatte er Knochen, die brechen konnten? Und wieso spielte er ihr Spiel eigentlich mit? Er nahm seine Hände von der Kette und ließ sich ziehen, darauf hoffend, dass sie ihm möglichst schnell die Luftzufuhr abschnüren würde, dass er möglichst bald zu Sammy konnte. Seinem Sammy! Und dann verlor er sich in der Dunkelheit. Endlich … „Dean!“, Bobby versuchte seinen Jungen zu wecken, versuchte irgendwie zu ihm durchzudringen. Doch nichts. Deans Hände huschten ruhelos über Laken und Decke. Immer wieder zuckte er zusammen, winselte leise aber so schmerzerfüllt, dass es dem Jäger jedes Mal einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Dean warf sich von einer Seite auf die andere und jetzt fragte sich auch Bobby woher er die Kraft dafür nahm. Dann bäumte sich der Körper auf. Der Blonde schien keine Luft mehr zu bekommen. „Dean! Bitte Dean, komm zu dir. Bitte. Dean ATME!“, flehte Bobby, doch nichts. Deans Sauerstoffsättigung ging rapide in den Keller. Der Ältere drosch verzweifelt auf den Knopf um Hilfe zu holen. Keine Minute später kamen Dr. Bagley und eine Schwester ins Zimmer gestürmt. Ein kurzer Blick auf die Anzeigen genügte dem Arzt: „Mr. Fletcher? Bitte beruhigen sie sich! Mr. Fletcher?“ Nichts! Deans Körper kämpfte immer noch verzweifelt um Sauerstoff. „Wir müssen intubieren!“, erklärte der Arzt. „Bitte halten sie ihn ruhig“, wandte er sich gleich darauf an Bobby und dieser drückte Deans Schulter mit festem Griff in die Matratze. Doch der Blonde war nicht so einfach zu bändigen. Erst als die Schwester ihre Hände an seine Wangen legte und ihn festhielt konnte der Arzt den Tubus in Deans Rachen schieben. Aber auch das dauerte noch quälend lange und Dean winselte immer wieder so herzzerreißend, dass sich selbst der Arzt und die Schwester betroffen anschauten und schlucken mussten. Endlich saß der Tubus. Erleichtert atmete der Arzt auf. Und im selben Moment ließ Deans Widerstand nach. Kraftlos brach er zusammen. „Gott sein Dank“, atmete der Arzt durch, „ich hatte schon befürchtet, dass wir einen Luftröhrenschnitt machen müssten.“ Zufrieden beobachtete er wie der Sauerstoffsättigung wieder in die Höhe ging. „Wenn die Infusion durch ist klingeln sie bitte sofort“, bat die Schwester Bobby und stellte diese höher ein. „Doppelte Kalorienzufuhr“, forderte der Arzt nach einem letzten Blick auf Dean und die Schwester nickte. „Wann schlafen sie eigentlich?“, wollte Bobby von Dr. Bagley wissen. „Immer wenn sie mich nicht brauchen“, lachte der. „Den Verdacht hatte ich auch schon“, nickte der Jäger. „Danke!“ „Das ist meine Aufgabe.“ „Das mag sein, aber sie haben eben mindestens zwei Leben gerettet. Sein Bruder würde ohne ihn auch vor die Hunde gehen.“ „Gern geschehen“, lächelte der Arzt, „ich frage mich nur, warum er sich plötzlich so verkrampft hat.“ Bobby schüttelte den Kopf, obwohl er sich fast denken konnte, was Dean dazu getrieben hatte. Er wünschte sich und den Winchesters nichts sehnlicher, als dass Dean endlich richtig wach werden würde. „Ich seh’ nachher noch mal nach ihm“, sagte der Arzt leise und verließ das Zimmer. „Wie geht es ihm, Doktor?“, wurde er auf dem Gang von einem ehrlich interessierten Officer Gomez abgefangen. „Er wird ihnen nicht weglaufen, allerdings auch nichts sagen können. Wir mussten wieder intubieren“, antwortete der Arzt distanziert. „Das tut mir leid“, erwiderte der Officer leise. „Ich stehe nicht hier, weil ich Spaß daran habe, sondern weil mein Vorgesetzter es so will. Ich hab eigentlich keine Lust Menschen zu belästigen nur weil sich mein Boss einbildet er hätte gesuchte Verbrecher gefunden. Und dann gegenüber jedem vernünftigen Argument taub ist.“ Gomez zuckte bedauernd mit den Schultern. „Er will unbedingt höher aufsteigen und macht sich überall nur unbeliebt. Eigentlich warten wir darauf, dass er in Pension geht. Aber das dauert wohl noch.“ Wieder hob er die Schultern. „Es tut mir leid, wenn ich sie belästigen muss.“ Der Arzt nickte nur und schob sich an dem Officer vorbei. Bobby hatte das Gespräch ebenfalls gehört. Nachdenklich legte er den Kopf schief. So übel schien Gomez gar nicht zu sein. Trotzdem sollten sie Dean hier so schnell wie möglich rausholen. Obwohl diese Option jetzt wieder weiter in die Ferne gerückt war. Er würde das Ganze mit Ruby im Motel besprechen. Und wenn sie sich dann mit Sam kurzschloss, sollten sie einen vernünftigen Plan zustande kriegen. Hier war es jedenfalls nicht sicher darüber zu reden. Dean blinzelte vorsichtig in den hellen Raum. 'Sammy?' Er schaute sich um und wurde enttäuscht. 'Wieso sitzt Bobby an meinem Bett?' Er wollte tief Luft holen und ihn fragen. Doch er konnte nicht. Etwas Hartes steckte in seinem Hals. Etwas, das ihn nicht wirklich störte. Es war nur unangenehm. Dann hatte Bobby bemerkt, dass Dean wach war. „Hey, Junge“, lächelte er ihn an, „du hast uns vorhin ziemlich erschreckt. Du hast einfach aufgehört zu atmen. Ich habe mir verdammte Sorgen um dich gemacht. Wenn Sam das erfährt wird er keinen Schritt mehr von deiner Seite weichen.“ Dean schaute ihn mit großen Augen traurig an, er hatte sich auf Sam gefreut und war jetzt doch enttäuscht. Er freute sich ja, dass Bobby hier war, aber er hätte lieber Sammy gesehen. Konnte Lilith jetzt auch schon sein Unterbewusstsein manipulieren? Aber wenn, dann würde die ihm doch Sammy zeigen und ihn dann irgendwie brutal sterben lassen um ihn zu quälen, oder? Er schaute fragend zu dem Älteren und hoffte, dass Bobby ihn richtig interpretieren konnte, doch er konnte es nicht. „Sam kommt in knapp zwei Stunden und du solltest zusehen, dass du wieder gesund wirst. Sam dreht fast durch.“ Der Blonde blinzelte. Ihm fielen die Augen wieder zu und er driftete zurück in die Dunkelheit. Er versuchte noch wach zu bleiben, nur noch ein bisschen. Er wollte noch nicht wieder zurück. Doch die Dunkelheit zog ihn mit aller Macht an. Bobby lächelte als er sah, dass Dean wieder einschlief und hoffte dass er ruhig schlafen konnte. Dann informierte er die Schwester, dass die Infusion leer war und Dean bekam einen neuen Beutel angehängt. Gleich darauf kam Sam wieder. Geschockt starrte er auf seinen Bruder. „Was ist?“, fragte er panisch. „Er hat sich plötzlich so verkrampft, dass er keine Luft mehr bekam. Ich weiß nicht, was er hatte. Er hatte Albträume. Du hast Recht. Er war kurz wach und ziemlich enttäuscht, dass du nicht hier warst.“ Sam holte tief Luft. „Du wirst auch weiterhin jeden Tag ins Motel fahren und schlafen. Außerdem musst du nach Ruby sehen!“, unterbrach Bobby bevor Sam etwas sagen konnte. „Warum machst du das nicht!“, fauchte der Jüngere. „Ich werde es auch tun, aber ich denke wir sollten sie beide besuchen!“ Er schaute Sam tief in die Augen und so langsam schien der zu begreifen und nickte ernst. Dann ließ er sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett sinken, nahm Deans Hand in seine und grübelte vor sich hin. Was war nur geschehen? Was passierte mit Dean und wie konnte er ihm helfen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)