Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 2: Emergency Room ------------------------- Bobby trieb den Impala mit halsbrecherischer Geschwindigkeit über die nächtlichen Straßen. ‚Gut, dass Dean nicht mitbekommt wie der Alte sein Baby behandelt’, überlegte Sam und schaute auf seinen Bruder. Der hatte immer noch kein Lebenszeichen von sich gegeben. Sein Kopf hing zur Seite und Blut tropfte aus seinem Mund. Eigentlich begrüßte Sam diese Tatsache. So konnte Dean daran wenigstens nicht daran ersticken. Aber bekam er so auch Luft? Sam schob seine Schulter etwas vor und lehnte Deans Kopf dagegen. Der Jüngere starrte in das Gesicht seines Bruders, so als könnte er nur mit seinem Blick Dean dazu zwingen die Augen aufzuschlagen damit er ihm sagen könnte, dass alles wieder gut werden würde, so wie er es immer getan hatte. Nur war er sich hier gar nicht sicher, dass es auch diesmal so kommen würde. Sam versuchte die Tränen wegzublinzeln, die sich in seinen Augen sammelten. Mit einem letzten abenteuerlichen Schlenker, bei dem Bobby den Wagen nur mit viel Glück davon abhalten konnte, über den Bordstein ins Grünzeug zu rumpeln, bog er auf den Parkplatz der Klinik ein. Anhalten, die Tür aufreißen und aussteigen war bei dem Älteren eins. Auch Sam hatte seine Tür schon geöffnet und ließ sich jetzt von Bobby helfen, Deans Körper aus dem Impala zu hieven. Er hielt ihn vorsichtig auf den Armen, Bobby breitete die Decke wieder über den geschundenen Körper und schon eilten sie so schnell wie nur möglich in das Gebäude. Schwester Angelina saß hinter der Anmeldung und blätterte in einem Boulevardblatt. Sie informierte sich gerade über das neueste Liebesleben von Britney Spears als die Tür, mehr als nur energisch, aufgetreten wurde. „Wir haben hier einen Notfall!", polterte Bobby. Die so rüde in ihrem Wissensdrang unterbrochene Schwester schaute indigniert auf und musterte die ziemlich abgerissenen, dreckigen Gestalten von denen der Jüngere etwas Schweres unter der Decke trug. ‚Brachten die etwa einen angefahrenen Köter hier rein?’, Sie rümpfte die Nase. Das Vieh tropfte auf den Fußboden!!! „Wird das jetzt was?", fauchte Bobby mit all seiner Autorität und Schwester Angelina starrte ihn erschrocken an, um dann endlich zur Sprechanlage zu greifen und ein empörtes: „Herr Professor, hier ist jemand, der meint einen Notfall zu haben", ins Mikrophon zu säuseln. Bobby war mehr als stinksauer ob dieser Behandlung, starrte sie nieder und versuchte erst gar nicht seine sonst so stoische Ruhe zur Schau zu stellen. Die hatte er nicht! In seinem Bauch grummelte jede Menge Wut und er wusste nicht wie er dieses Gefühl im Zaum halten sollte. Er wollte nur seine Jungs wohlbehalten zurück. Beide! Und Beide so, wie er sie kannte. Denn wenn Dean starb würde Sam sich das nie verzeihen, genauso wenig wie er selbst und Sam würde auch nicht mehr Derselbe sein, wenn er seinen Bruder wirklich verlieren sollte. Nicht nur Dean wäre dann gestorben sondern auch ein Teil von Sam und ein Teil von ihm selbst. Bobby mochte die Jungs viel zu sehr, um darüber auch nur nachdenken zu wollen. Die Schwester rümpfte verstimmt ihr schön operiertes Näschen als sie den Blick des Älteren sah und setzte sich wieder. Der Professor, ein netter dunkelhaariger Mann Mitte vierzig, kam durch die Schwingtüren am anderen Ende der Empfangshalle, gefolgt von einer Liege, die von einem jungen Pfleger geschoben wurde. „Was haben wir denn hier?", fragte der Professor ruhig und musterte nun seinerseits die Jäger. Sam legte seinen Bruder mit einem leisen und doch deutlich erleichterten Seufzen auf die Liege. „Er ist von irgendwas angefallen worden", informierte er dabei. „Wir wissen nicht was, wir haben ihn so gefunden." „Dann wollen wir mal", lächelte der Professor, lüftete die Decke, die auch Deans Gesicht bedeckte, holte tief Luft und wurde blass. Vor sich sah er einen jungen Mann, dessen Bauch und Brust aufgerissen und blutgetränkt waren. Außerdem hatte er tiefe Wunden an Beinen und Schultern. 'Dieser Mensch konnte nicht mehr leben!', dachte er. Energisch streckte der Professor die Hand nach Deans Hals aus und machte sich darauf gefasst, den Männern, die ihn so hoffnungsvoll anschauten, die traurige, aber unausweichliche Nachricht vom Tod ihres Freundes zu machen. Er tastete nach dem Puls und keuchte noch einmal und fast noch entsetzter als zuvor, als er einen unregelmäßigen und sehr schwachen, aber doch vorhandenen Puls fand. „Sofort in den OP!", wies er den Pfleger an. „Schwester Angelina, trommeln Sie auf der Stelle das Team zusammen. Dann kümmern Sie sich um alles Weitere und geben Sie den Herren einen Kaffee!" Im Hinausgehen streifte sein Blick die Uhr. Es war kurz nach halb eins. Er seufzte noch einmal und ging sich umziehen. Nicht ohne jedoch Sam und Bobby einen aufmunternden Blick zuzuwerfen. Schwester Angelina hatte das Team in Windeseile alarmiert und besann sich dann ihrer schwesterlichen Pflichten. Sie brachte den beiden erschöpften Männern frisch gekochten Kaffee und komplimentierte sie auf die nicht wirklich bequemen Sitzbänke im Wartezimmer. Prof. Dr. Smith bereitete, zusammen mit einer Schwester, Dean zur OP vor, als das Team grün maskiert und mit hoch erhobenen Händen den Raum betrat. Synchron bekamen die Vier zuerst große Augen und wurden dann recht blass hinter ihren Schutzbrillen. „Ich eß’ nie wieder Hackbraten!", keuchte die Anästhesistin, Kim Chang. „Das ist doch vergebliche Liebesmüh. Der macht keine fünf Minuten mehr", empörte sich Jason Nolan, „und dafür musste ich aus'm Bett?" „Da stimme ich dir zu", ließ sich jetzt auch Bonny Kulman hören, „der hat sich ja mal richtig hübsch zurichten lassen!", grinste sie. Professor Smith schaute streng in die Runde, sagte jedoch noch nichts. „Wieso lebt der eigentlich noch?", fragte Jason. „Gute Frage", antwortete Bonnie sarkastisch. „Also ich bitte um etwas mehr Respekt meine Damen und Herren. Sie haben hier einen Menschen vor sich und er hat es bis hierher geschafft. Wie auch immer. Damit zeichnet er sich durch wesentlich mehr Lebenswille aus als die meisten von ihnen!", beendete der Chefarzt Dr. Smith diesen unschönen Disput. Er wusste, dass sich seine Ärzte so abreagierten und er wusste, dass sie das brauchten, aber er wollte das heute nicht hören. „Der hat doch eh keine Chance", erklärte der grün maskierte Jason trocken, „Ich wette, der schafft keine 48 Stunden mehr." „Eine Woche", schaltete sich jetzt auch Marschall Stern ein. „Ich schließe mich Jason an", ließ Bonnie verlauten. „Es reicht, wir haben hier zu arbeiten!", fuhr Dr. Smith erneut dazwischen. Er war frustriert. ‚Warum hatten sie ihm ausgerechnet heute einen so... hoffnungslosen Fall auf den Tisch gelegt?’ Er wusste nicht ob er dieses zerfetzte Etwas wirklich noch als Menschen bezeichnen sollte. Er hatte die Form eines Menschen und er war jung und sah sogar gut aus, aber... Verdammt! Wieso lebte der überhaupt noch? Jason hatte ja Recht! Da durfte doch kaum noch Blut drin sein und auch sonst, diese Verletzungen überlebte man nicht. Keine 5 Minuten! Aber der hier lebte noch!?! Klar, jetzt hielten die Maschinen ihn am Leben aber er hätte es gar nicht bis hierher schaffen dürfen. Nicht hierher und nicht auf seinen Tisch. Nicht heute!' Der Chefarzt atmete tief durch. Zwang sich, diese Gedanken zu verdrängen. Er war Arzt. Er hatte einen Eid geschworen Menschen zu helfen. Egal wie sie aussahen und was sie hatten. Also! „Und ich denke er schafft es!", meldete sich Kim plötzlich leise zu Wort. Der Professor war überrascht. Und dankbar. Das waren genau die Worte, die er jetzt brauchte. „Danke, Miss Chang, ich stimme Ihnen zu", er atmete tief durch, "Okay, fangen wir an. Auf meinem Tisch stirbt niemand. Nicht heute! Nicht am 1. Geburtstag meiner Tochter. Also los meine Herren. Erfüllen sie diese Vorgabe!" „Jeder einen Hunderter?", fragte Jason in die Stille im OP. Alle, selbst Dr. Smith, nickten. „Absaugen!", konzentriert machte sich der Chefarzt daran die immer wieder an neuen Stellen sprudelnden Blutungen zu stoppen. Ein Gedanke drängte aus seinem Unterbewusstsein an die Oberfläche und wurde von einer plötzlich wie ein Springbrunnen sprudelnden Arterie wieder verdrängt. Sonst hätte sich der Arzt wahrscheinlich ernstlich gefragt, warum die Adern so schön nacheinander aufplatzten. Unterdessen hatte Schwester Angelina die Krankenkarte, die Sam ihr gereicht hatte, geprüft und für gut befunden und reichte den beiden Männern die inzwischen 4. Tasse Kaffee. Sam gratulierte sich in Gedanken dazu, nach dem Tod ihres Vaters darauf bestanden zu haben, eine Krankenversicherung für sich und Dean abzuschließen und pünktlich jeden Monat darauf gedrängt zu haben, dass diese auch bezahlt wurde. Und Dean hatte ihm jeden Monat den Betrag gegeben auch wenn Sam oft nicht wusste, woher der stammte. Die Sonne war schon komplett über den Horizont gestiegen. Sie strahlte über einen wolkenlos blauen Himmel und versprach einen herrlichen, warmen Maitag. Bobby beendete seine Wanderungen von einer Tür des Empfangsraumes zur anderen und setzte sich neben Sam. Der junge Winchester hatte den Kaffeebecher zwischen seinen Beinen platziert und versuchte wach zu bleiben. Ein Unterfangen, das ihm nicht annähernd gelang. Mit gleichmäßiger Regelmäßigkeit fiel ihm sein Kopf auf die Brust und wurde jedes Mal wieder nach oben gerissen. „Leg dich hin, Sam!", sagte Bobby leise und wischte sich mit der Hand über das müde, stoppelige Gesicht. Der Angesprochene schüttelte stur den Kopf. Keine viertel Stunde später rollte er sich auf drei unbequemen Stühlen zusammen und war eingeschlafen noch bevor er richtig lag. Schwester Joanna hatte Schwester Angelina an der Anmeldung abgelöst und bedachte, wesentlich pflichtbewusster als ihre Kollegin, Sam augenblicklich mit einer Decke und fragte im selben Atemzug den Älteren, ob er noch einen Kaffee wünschte. Wünschte er nicht. In seinem Bauch gluckerte es schon verdächtig. Bobby hatte seinen Kopf an die Wand hinter sich gelehnt und sein Baseball-Cap weit ins Gesicht gezogen. Auch er döste vor sich hin. Die Empfangshalle füllte sich langsam und die Jäger wurden immer wieder skeptisch gemustert, doch das bekamen Beide nicht mit, oder wollten es nicht mitbekommen. „Mr. Flechter?", Prof. Dr. Smith kam durch die Tür und schaute sich suchend um. Sam sprang so schnell auf, dass sein Kreislauf keine Zeit hatte sich auf die so abrupt veränderte Stellung einzustellen. Er torkelte auf den Chefarzt zu. Vor ihm angekommen rieb er sich über das müde Gesicht, blinzelte ein paar Mal und sah den Arzt dann fragend an. Fragend und hoffnungsvoll und immer noch leicht schwankend. Bobby war ebenfalls auf den Beinen und fasste Sam am Arm, bis dieser wieder sicher stand. „Bitte folgen sie mir in mein Büro", sagte der Arzt kryptisch. Die Männer gaben sich geschlagen und trotteten mit hängenden Schultern hinter dem Arzt her. In seinem Büro komplimentierte er die Jäger in die Sessel und setzte sich dann hinter seinen Schreibtisch. Sam hockte auf der Kante und war kurz davor dem Arzt an die Gurgel zu gehen, oder ihn zumindest zu exorzieren. „Wir haben ihren Bruder operiert. Er lebt", fügte er schnell hinzu als er Sams Unruhe bemerkte und lächelte, als er sah wie schnell der Jüngere sich wenigstens etwas entspannte. „Wir haben für ihn getan, was wir konnten. Wir haben hoffentlich alle Blutungen stoppen und seine inneren Verletzungen behandeln können. Aber für diese großflächigen Hautverletzungen haben wir hier nicht die Möglichkeiten, die andere Kliniken haben. Wir werden ihn noch für 24 Stunden überwachen und wenn sein Zustand stabil bleibt, werden wir ihn an die Uni-Klinik nach Indianapolis überstellen." „Kann ich zu ihm?", fragte Sam leise aber drängend. „Sie dürfen kurz zu ihm. Ein paar Minuten", bremste er Sams Aufsprung, „Er steht noch unter den Nachwirkungen der Narkose. Und danach fahren sie nach Hause oder in ein Motel oder wo auch immer Sie ein Bett finden, und schlafen sich aus!", fuhr er fort und setzte nachdrücklicher hinzu: „Ich werd Sie nicht eher wieder zu ihm lassen bis Sie nicht etwas ausgeschlafener sind!" Auch Bobby brummelte zustimmend. Tief in seinem Inneren wusste Sam, dass der Arzt Recht hatte, aber eigentlich wollte er hier nicht weg. Er wollte Dean nicht alleine lassen. „Kommen sie. Ich bringe sie zu ihm", forderte der Professor leise und erhob sich. Sam taumelte hinter ihm her und wäre vermutlich gestürzt, wenn Bobby ihn nicht gestützt hatte. „Der Arzt hat Recht, Sam. Du kannst ihm so nicht helfen. Er würde sich nur um dich sorgen." „Aber..." Der Winchester wusste nur zu gut, wie Recht Bobby hatte. Er war ja kaum noch in der Lage aufrecht zu stehen. Der Arzt blieb vor einer Tür stehen und sah die beiden Männer eindringlich an: „Nur ein paar Minuten! Er braucht die Ruhe." Beide nickten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)