Better off Dead von Gaomee ================================================================================ Kapitel 7: Das Nichts --------------------- Neji wickelte sich einen neuen Verband um die Stirn. Der alte war mit Blut besudelt und stank. Sein Kopf schmerzte so höllisch. Er pulsierte geradezu. Dann ließ er sich langsam unter die Bettdecke gleiten und drehte sich zur Wand. Es war eine Holzwand. Die Maserung war fein. Er folgte den Linien bis sie zu einem Wirbel kamen. Jene waren von dunklerem braun und sie erinnerten ihn an Tentens Augen. Er konnte sich gar nicht dagegen wehren, schon seit ein paar Monaten ging es so. Mittlerweile war es tiefer Winter. Aber ihre augen sah er immer noch überall. Sie glommen einfach in seinen Gedanken auf und alsbald folgte dann immer ihr Gesicht. Es war nicht so weich oder schön wie das von Ino und ihre Haar nicht so gepflegt wie das von Sakura und trotzdem haftete ihr etwas Natürliches, etwas, dass man ihr weder wegnehmen noch künstlich erzeugen konnte durch Haarkuren oder Make-up, dass ihn komplett verzauberte. Komplett. Jetzt, wo er es zuließ, mochte er die verrücktesten Dinge an ihr. Es war nicht mehr nur ihr Verstand oder ihr Humor, die Tatsache, dass mit ihr alles unbeschwert war, es nie Streit im Team gab oder dass sie beinahe so besonnen im Kampf handelte wie er, sondern mehr, anderes. Er mochte wie ihre Hüfte wie ein Hügel unter der Bettdecke emergierte oder wie sie die Augen zukniff, wenn sie an etwas Unschönes dachte. Er mochte wie sie ging, sie roch, sprach oder schrie. Er mochte es, wenn sie krächzte oder wisperte, wie sie zupackte und streichelte. Er mochte wie sie im Schlaf Geräusche von sich gab. Das war ihm vorher nie aufgefallen, weil er sonst nicht so nah bei ihr lag und ihre Geräusche waren ganz leise und sanft. Er mochte, dass sie nie Angst vor ihm hatte, wenn er im Schlaf schrie. Wenn er mit ihr schlief, erschien ihm alles, was ihm bei Huren dämlich vorgekommen war, ekstatisch wundervoll. Und ihm wurde schlecht bei dem Gedanken, dass er sie gehen lassen müsste. Zurücklassen musste. Man gab ihm keine Wahl. Daran erinnerte ihn dieser präsente Schmerz hinter der Stirn immer wieder rapide und brutal. Trotzdem rief der Gedanke an ihre unabwendbare Trennung mehr Pein hervor als diese Dreckstättowierung es je bewältigen konnte. Hastig schlug er die Bettdecke fort und schlüpfte in seine Kleider. Er musste raus aus diesem Ort. "Hey." "Hey." Sie stand in ihrem Flur. Er war dunkel und so erschien ihr Gesicht düster. Wie ein unsichtbarer Strang, der sie zusammenkettete, und sich jetzt magisch verkürzte wurde er zu ihr hingezogen. Er packte ihre Hand und schob die andere in ihren Nacken. Weich war ihr Haar. Er krallte sich dort hinein. So fest presste er seine Lippen auf ihre, dass ihre Zähne schmerzhaft aufeinander trafen. Aber das war nicht wichtig. Ihr körpereigener Geruch stieg ihm in die Nase. Erde. Sie roch immer ein bisschen nach frisch umgedrehter Erde. Fruchtbar, denn sie schenkte ihm das Leben und er presste dieses Leben fest an sich. Er spürte ihre Hände, wie sie seinen Hals liebkosten, seinen Nacken und dann zu seinen Schultern herabstrichen, wo sie seinen Mantel zu Boden warfen. Ihre, seine und Tentens, ruhige Leidenschaft war in ein ganz anderes Stadium hinübergetrieben. Zwar waren sie noch unter der Wasseroberfläche, schnappten aber mit ihren Händen nach der Sonne. Bei Tenten trafen sie sich, denn mit ihrem moderatem Budget konnte sie sich eine winzige Wohnung in einem Hochhaus gönnen, dass weitab vom Stadtzentrum Konoha-Gakures lag. Schön und dunkel zugleich war es dort. Mit einem farblosen Finger strich er über ihre Schulter, vor und zurück. Immer wieder. Seine Haut erschien ihm beinahe transparent und es hatte sich diese Idee in seinem Kopf festgesetzt, dass er immer bleicher werden würde, dann durchsichtig, dann gasförmig und dass er dann irgendwann einfach nicht mehr da wäre, sich aufgelöst hätte. Leise murrte seine Liebste. Ihr Kopf schlug um. Nun war ihr Antlitz ihm zugewandt. "Woran denkst du?", fragte sie schlaftrunken. "An Nichts." Und das war noch nichtmal so gelogen. Was sich auflöst, ist am Ende nichts mehr. "Weißt du, Neji ... Ich hab' nachgedacht." "Ach, das kannst du?", machte er sich über sie lustig. Wütend zwickte sie seine Nase. "Was wäre ... wenn du einfach nicht mehr zurückgehst? Ich kauf dir-" "Tenten .... ", würgte er sie samtweich ab. Noch vorsichtiger schüttelte er den Kopf und befühlte nun ihr Schlüsselbein. "Siehst du ... ", begann sie energisch und richtet sich auf einem Ellbogen auf. "Das ist genau dein Problem. Du bist abhängig von ihnen! Du kannst sie einfach nicht verlassen, aber das könntest du! Du willst nur nicht! Weil deine vernarbte Persönlichkeit total verdreht ist und sowieso- ... !" Weiter kam sie nicht, denn mit einer wütenden Bewegung hatte Nejis Hand ihren Mund umfangen und hielt ihn geschlossen. "Tenten .... ", brachte er fasssungslos hervor. "Wie kannst du so etwas sagen? Ich würde sie jederzeit verlassen, wenn ich wüsste, dass sie mich nicht niederjagen würden wie ein wildes Tier, nur damit ihr dunkles, hässliches Familiengeheimnis nicht ans Tageslicht kommt!" Und sie würde gleich mit sterben müssen. Niemand wollte den Familienfluch an den Pranger stellen. Darunter hatte er schon als Kind gelitten. Betreten schwiegen sie beide. Schließlich raffte Tenten sich auf und stieg aus ihrem Bett, entschwand ihrem Geliebten kurz, kehrte aber sofort aus dem Flur zurück. "Schau 'mal!" Während sie wieder zu ihm unter die Decke kroch, besah er sich das Titelblatt der Boulevardzeitschrift, die sie ihm gerade auf den Schoß geworfen hatte. Darauf zu sehen war er. Eine sehr viel jüngere Version, ohne Bart und mit längeren Haaren, aber er selbst mit vielleicht achtzehn Jahren. Er sah nicht in die Kamera und es war offensichtlich, dass es ein Foto einer Menschenmasse war und sie ihn nur daraus vergrößert hatten. Direkt über seinem Kopf schebten die Worte "Legendärer Kämpfer Neji Hyuga an Syphilis erkrankt?". Tenten tippte seinem jüngeren Ebenbild auf die Wange. "Darin steht es alles. Deine Laufbahn, die deiner mutmaßlichen Freunde, angebliche Zitate von und über dich, plus alles, was du niemals über Syphilis wissen wolltest – Mit anschaulichen Bildern!" Sie gab ihm ein schwaches Lächeln und er erwiderte es. "Ich hab's doch nur gesagt, weil du keine Kopfschmerzen hattest .. Draußen am See. Ich dachte, wenn du 'mal von ihnen allen wegkommst, dann ... " "Geht es weg?" Er lachte, dann zog er sie näher zu sich. "Liebling, ich bin tot, so oder so." Sein Daumen karessierte ihre Schulter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)