Better off Dead von Gaomee ================================================================================ Kapitel 5: Gott den Mittelfinger zeigen --------------------------------------- Es regnete. Es plätscherte. Es stürmte. Und sie saß am Fenster, beobachtete wie die Regentropfen auf dem Boden aufschlugen und kleine, vergängliche Krater auf dem nassen Asphalt hinterließen. Ihre Füße steckten in Hausschuhen, die innen mit Vlies versehen waren. Der Rest ihres Körpers war in einen Bademantel gehüllt; Frottee, dunkelgrün. Das Haar war noch nass von ihrer Dusche und der Kaffee in ihrer Hand kalt. Es war sieben Uhr morgens und Tenten saß dort schon seit einer Stunde, unfähig ihren Blick vom Wasserspektakel abzuwenden oder den Kaffee aufzuwärmen. Die Nacht durch hatte sie nicht schlafen können. Nicht richtig. Jetzt saß sie dort auf ihrem billigen, harten Holzstuhl und dachte nach. Über Tod, über Familienehre, über Männer, über Beziehungen und ihr Kopf schwirrte von all den verschiedenen Gedankengängen, die sich vordrängelten, um möglichst vor den anderen gedacht zu werden. Lohnte es sich einen toten Mann zu lieben? Man konnte nicht lange mit ihm ... Oder Kinder, ein gemeinsames Leben überhaupt. Man konnte noch nichtmal über Morgen oder Übermorgen reden ohne dass diese verhängnisschwangere Wolke über seinem Kopf auftauchte. Sowas war falsch. Sowas funktionierte einfach nicht. Und doch stemmte sich Tenten mit aller Macht gegen diese Gründe. Vielleicht hatte sie es geahnt. Quatsch, sie hatte es gewusst. Sie war eine erwachsene Frau. Sie hatte es gewusst, dass da mehr war. Aber sie waren Partner gewesen und die Arbeit hatten sie auch gemeinsam verrichten müssen. Außerdem hätte Lee sich in dieser Lage gar nicht zurecht gefunden. Man fängt nichts mit seinem Kumpel an, mit dem man reist und mordet, kotzt und trinkt, sich bei Gelegenheit auch prügelt, wenn man nicht einer Meinung ist und sich verbal nicht einigen kann. Kerlangelegenheiten eben. Wenn man sich in dergleichen Welt zurechtfinden wollte, tat man besser so als wär man nie ein Mädchen gewesen. Das alles wäre jedoch egal gewesen, denn sie hatte immer diese wage Vorstellung gehabt, dass sie nicht ewig so eine Scheiße machen würde und dass sie und Neji dann vielleicht Zeit hätten, um zu erforschen, ob sie beide zusammen nicht etwas ... erschaffen konnten. Pustekuchen. Aber was konnte Tenten eigentlich dafür, dass das Schicksal ungerecht war? Wenn es so etwas wie einen Gott gab und der wirklich alles wusste ... wie sie pinkelte oder sich wildem Sex hingab, sich prügelte, meuchelte oder einen alten Freund liebte ... Wie konnte er sie zu einer Entscheidung so schnell zwingen? Zu einer Entscheidung, die noch nicht einmal mehr ihr ganzes Leben betraf, sondern nur noch ein paar wenige, kurze Monate. Warum hatte er ihr dann nicht vorher klar gemacht, dass man nie alle Zeit der Welt hatte? Auf einmal wusste sie die Antwort: Gott war ein Arschloch. Ein scheußlicher, masochistischer Sadist und weil's im Himmel nur unbefleckten Sex gab, stellte er sich auf der Erde seinen ganz eigenen Porno zusammen. Zynisch schmunzelte sie dem Fenster entgegen, blickte ins Nichts. "So. Das macht dich also an ... " Pech. Da stand sie auf, zeigte der Straße den Mittelfinger und ging sich anziehen. Sie würde sich nicht einfach von irgend so einem überirdischen Wesen in ihren abgeschundenen Arsch ficken lassen. Und lieber Dreck fressen als sich etwas entgehen zu lassen, auf das sie wirklich Lust hatte oder zu heulen, wenn es vorbei war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)