Geteiltes Leid von Belldandy01 ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- (Georgs POV) Heute geben wir zum ersten Mal seit Ewigkeiten mal wieder ein Konzert in Deutschland. Wir sind schon seit dem frühen Morgen auf den Beinen, weil wir da bereits die ersten Interviewtermine hatten. Wir warten schon seit Wochen darauf, endlich mal nicht in Amerika oder Asien zu sein. Und nicht nur in diesem Sinne wird der Abend für uns und unsere Fans etwas Besonderes. Wir haben mit den Ton- und Lichttechnikern bereits abgesprochen, dass wir nicht unsere momentane Setlist spielen werden, zumindest nicht im Bereich der Zugaben. Auch die Konstellation von uns auf der Bühne wird minimal anders sein. Ihr könnt euch sicher schon denken, weshalb. Und was auch immer nach der ersten Zugabe geschieht, wir bringen auch noch die zweite über die Bühne. Aber bis dahin: Abwarten und Tee-, bzw. in unserem Fall eher Kaffee, trinken... *** Ich muss sagen, etwas aufgeregt bin ich schon, obwohl ich mich tierisch auf das freue, was wir gleich abziehen werden. Noch zwei Songs, dann gehen wir erstmal von der Bühne ab. Die Stimmung in der Halle ist super. Außerdem ist das Konzert im Gegensatz zu vielen anderen unserer aktuellen Tour nahezu ausverkauft. Das wiederum mag daran liegen, dass unser Management beschlossen hat, die Setlist, wie sie in Deutschland und einigen anderen Ländern gespielt wurde doch noch aufzunehmen und als DVD in den Verkauf zu bringen. Ob sie sich das wohl nochmal anders überlegen werden? Uns ist das gleich. Aber ich will auf jeden Fall einen Mitschnitt vom Konzert für uns persönlich. Wie gewohnt tost die Menge bei unserem Abgang und die Zugabe-Rufe ertönen, noch bevor wir unsere Instrumente auch nur ansatzweise aus der Hand gelegt haben. Hinter der Bühne angekommen eilt Bill direkt zu den, von ihm bereitgelegten Klamotten. Zwar steht er wirklich auf die völlig abgedrehten Outfits, die er zurzeit auf Tour trägt, aber für das, was jetzt kommt, wären sie einfach völlig unpassend. Er schält sich aus seinem Ganzkörperdress und schlüpft stattdessen in schwarze Jeans, Shirt und Turnschuhe. Tom zieht seine Weste und die Mütze aus, während ich mich meines Shirts entledige und mir kurz mit einer Bürste durch die Haare fahre. Selbst Gustav wechselt sein Outfit. Er sähe gleich in Tanktop und kurzen Hosen absolut lächerlich aus. Die dunklen Jeans und das kurzärmlige Hemd werden sich definitiv besser machen Bill lacht und fixiert vor allem mich. „Alleine dafür bekämen wir im Normalfall eins auf den Deckel.“ Ich grinse ihn an. „Na, wenn schon, dann richtig, oder?“ Ich ernte allgemeine Zustimmung und wir machen uns auf den Weg, wieder zurück auf die Bühne. Dort ernten wir erstauntes Raunen uns fast unmittelbar danach tosenden Applaus, sowie diverse Jubelrufe und Pfiffe. Das freut mich und spornt mich gleichzeitig dazu an unseren Plan durchzuziehen. Nach langem Hin und Her haben wir im Vorfeld beschlossen, dass Tom und ich den Anfang machen werden. Wieder in unserer Ausgangsposition angekommen, stimmen wir das Intro von 'Reden' an. Nach dem ersten Refrain bewegt sich Tom auf meine Seite der Bühne zu. Wir sind beide am Mitsingen, auch wenn wir heute auf unsere Headsets verzichtet haben. Dafür steht bei mir hier drüben ein Mikrofon, so wie auf der Vorgängertour. Tom spielt mich mit einem schelmischen Funkeln in den Augen an. Ich gehe leicht in die Knie und tue es ihm gleich. Nachdem ich ihn eingehend gemustert habe, lege ich den Kopf in den Nacken. Mein Gegenüber hört kurzzeitig auf sein Instrument zu spielen und streicht mit seinen Fingerkuppen über meinen Oberkörper. Ich hör dir zu, seh dein Gesicht Deine Lippen, öffnen sich Ein erneutes Raunen geht durchs Publikum und ich drücke mich Toms Fingern entgegen. Er greift mit diesen wieder in die Saiten und ich ziehe den Kopf schwungvoll wieder nach vorne. Tom und ich stehen so nahe beieinander, dass meine Haare seine Schultern streifen. Der geht um mich herum und bleibt hinter mir stehen, nähert sein Gesicht meiner Wange und dreht den Kopf zur Seite. Red langsam, bitte nicht zu schnell Willkommen im Hotel Einige der Mädels scheinen jetzt schon fast durchzudrehen. Sie halten das hier wahrscheinlich für ein bisschen Theater, wie es viele Bands für ihre Fans abziehen. Wir haben da ja bis jetzt gänzlich drauf verzichtet. Das höchste der Gefühle waren zu Beginn unserer Karriere fehlende Shirts, was uns ja sehr schnell verboten wurde, wegen der erhöhten Erkältungsgefahr. Während des Refrains drehe ich mich langsam zu Tom um. Wir spielen uns erneut an und... Vor der Tür Alarm, die ganze Welt ruft an Alle zerr'n an mir, Ich will mit keinem außer dir! ...bei unserem Stichwort 'keinem' küssen wir uns, so lange, bis das letzte 'reden' verklingt. Nur gedämpft dringen die Schreie, die durch die Reihen gehen, an meine Ohren. Nachdem Bill geendet hat, kommt er auf uns zu und tippt mir leicht gehen die Schulter. Wir verlassen die Bühne erneut. In der Halle wird währenddessen anscheinend heiß diskutiert. Die Lautstärke will gar nicht mehr abnehmen. Zudem kommen direkt mehrere aufgeregte Crew-Mitglieder auf uns zugerannt. Ich grinse Bill und Gustav an. „Ihr solltet langsam.“ Dann gebe ich einem eingeweihten Bühnentechniker ein Zeichen. Gustav geht zum bereitstehenden Flügel und setzt sich. Dieser fährt nach oben. Die Scheinwerfer sind noch aus. Tom und ich postieren uns neben Bill und drücken ihm jeweils eine Schulter. „Viel Spaß. Hau sie ordentlich vom Hocker.“ Als die ersten Noten ertönen, setzt sich Bill langsam in Bewegung und beginnt kurz darauf zu singen. Bist du irgendwo da draußen Alleine mit dir Tom und ich nähern uns dem Rand der Bühne, um das Geschehen mitverfolgen zu können. Ein einzelner Scheinwerfer beleuchtet die Szene. Bill setzt sich auf eine Stufe in der Nähe des Flügels und sieht während des Singens in dessen Richtung. Hast dich irgendwo verlaufen Und weißt nicht wofür Ein Herzschlag Den keiner fühlt Bist du irgendwo da draußen Zu schwach um zu wein' Vor allen Menschen Wegglelaufen Um einer zu sein Eine Gänsehaut zieht sich über meine Arme. Ich linse hinüber zu Tom. Dieser starrt gebannt auf die Bühne und flüstert: „Es ist so still... meinst du sie ahnen schon etwas?“ Ich zucke mit den Schultern. Dann lege ich einen Arm leicht um Toms Taille. Bill steht auf. Ich seh dich Schau durch die Nacht Er geht auf den Flügel zu und fährt sich mit der freien Hand kurz durch die Haare. Kunstnebel wabert kniehoch über die Bühne. Tom lehnt sich sanft gegen mich und lehnt eine Wange gegen meine Schulter. Zoom dich zu mir Ich zoom mich zu dir Bill setzt sich neben Gustav an den Flügel. Er streichelt langsam über den Oberarm seines Freundes. Wir werden schein' Weit weg von hier Durch Raum und Zeit Zoom dich zu mir Jetzt neigt er seinen Kopf zur Seite und legt seinen ihn, genau wie Tom zuvor bei mir, gegen Gustavs Schulter. Er schließt die Augen und singt weiter. Lachst du irgendwo da draußen Mit Trän'n im Gesicht Schreist du irgendwo da draußen Bis die Stille zerbricht Die Stille in der Halle zerbricht nicht. Sie scheint sich eher noch zu verdichten. Unser Sänger hebt seine Lider langsam wieder. Ich seh dich Gib jetzt nicht auf Auch den Kopf hebt er wieder an. Seine Finger gleiten sanft durch Gustavs Haare. Dieser senkt das Gesicht und schließt nun seinerseits die Augen. Bills Finger wandern abwärts, bis in den Nacken unseres Schlagzeugers, der mit geschlossenen Augen weiterspielt. Zoom dich zu mir Ich zoom mich zu dir Wir werden schein' Weit weg von hier Durch Raum und Zeit Zoom dich zu mir Bill zieht seine Finger über Gustavs Hals wieder nach vorne, legt sie unter dessen Kinn und drückt sein Gesicht sanft nach oben und dreht es etwas zu sich. Die beiden schauen sich an. Ich seh dich siehst du mich Weit weg von hier Durch Raum und Zeit Zoom dich zu mir Ich halte den Atem an, genau wie anscheinend Teile des Publikums. Keiner kommt auf die Idee zu tuscheln oder gar lauter seine Meinung zu dem, was hier geschieht, kund zu tun. Tom dreht den Oberkörper leicht zur Seite und umfasst mit beiden Händen meine freie. Ich ziehe ihn etwas näher zu mir. Bill lächelt seinen Freund an, ehe er weiter singt. Seine Finger zeichnen dabei zärtlich die Konturen von Gustavs Kieferknochen nach. Zoom dich zu mir Ich zoom mich zu dir Durch den Sturm Durch die Kälte der Nacht Und die Ängste in dir Weit weg von hier Durch Raum und Zeit Zoom dich zu mir... Gustav lässt die letzten Töne ausklingen und nimmt seine Finger von den Tasten. In die sich ausbreitende Stille hinein sagt Bill leise, sodass man trotz Mikrofon eindeutig das Gefühl hat, dass die Worte nur für den Menschen neben ihm bestimmt sind und für keinen anderen hörbar: „Ich liebe dich, Gustav...“ Gustav lächelt strahlend. Dann beugt er sich nach vorne und küsst Bill. „Ich dich auch.“ Tom nimmt eine Hand von meiner und lässt die andere fest zugreifen. Danach setzt er sich in Bewegung und zieht mich auf die Bühne. Also bewegen wir uns Hand in auf die Anderen zu. Bill und Gustav stehen auf. Bei ihnen angekommen klopfe ich Gustav freundschaftlich auf die Schulter und drücke sie. Anschließend drehen wir uns alle zusammen in Richtung Publikum. Nur Momente später bricht das Schweigen in der Halle. Eine Welle von tosendem Applaus schwappt zu uns herauf. Darunter mischen sich verschiedenste Rufe, von denen ich nicht einen einzigen verstehe. Jedoch sind entweder keine wütenden auszumachen, oder sie werden von den anderen übertönt. Gemeinsam nähern wir uns dem Bühnenrand und verbeugen uns. Wir bedanken uns und grinsen glücklich in die Menge, aus der sich uns hunderte von Händen entgegenstrecken. Ob Universal uns wohl trotzdem postwendend wegen Vertragsbruch rauswirft? Im Moment bin ich mir sehr sicher, dass wir damit klarkämen, wenn es so wäre. So oder so dürfen wir wohl erst einmal gespannt auf das Presseecho unseres Auftritts sein. Und das wird laut sein, so viel ist schonmal sicher... Wir verneigen uns erneut und verlassen dann winkend die Bühne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)