Babysitting?! von abgemeldet (I'm here for you) ================================================================================ Kapitel 5: Step 5 ----------------- „Kann ich meinen Kleinen denn mal sprechen?“, forschte Marluxia dann fast schon drängend. „Ähm, klar! Wenn du mir sagst, wie ich ihn wach bekomme.“, war mein Kommentar und ich musterte den nach wie vor schlafenden Demyx. Schon merkwürdig, dass ich ihn bis jetzt nicht geweckt hatte, aber naja, der Gute hatte eben schon immer einen tiefen Schlaf. „Er schläft so tief?“ Ich gab ein bestätigenden Laut von mir. „Zwick ihm ins linke Ohr. Dann ist er sofort wieder wach.“, riet mein Gesprächspartner mir und ich stutzte. Marluxia hatte echt eine Taktik herausgefunden, wie er den blonden Musiker wecken konnte, ohne den Wassereimer zu Rate zu ziehen? Cool, warum verriet er mir diesen Trick erst jetzt? Sogleich nutzte ich mein neues Wissen und traf sogar auf Resonanz. Mit einem leisen Quieken saß Demyx plötzlich kerzengerade auf dem Sofa und ich musste mir ein Lachen stark verkneifen. Hätte ich gewusst, dass es so einfach sein könnte, diesen Wirbelwind zu wecken, dann hätte ich schon so mancher Verspätung vorbeugen können. Aber das Demyx bei sowas banalem aufwachen würde, hätte ich niemals erwartet. In mir stieg unweigerlich die Frage auf, wie Marluxia das wohl herausgefunden hatte. Mir fiel sogar eine Möglichkeit ein, die ich ziemlich beunruhigend fand und sie deshalb sehr schnell aus meinem Kopf verbannte. Uwah, nein! Ich wollte gar nicht wissen, was Marlu alles bewerkstelligte, bis er die effektivste Methode fand, Demyx aus seinen Träumen zu holen. Kurz schüttelte ich den Kopf und hielt Demyx den Telefonhörer hin. „Für dich!“, grinste ich und sah zu, wie mein Freund sichtlich irritiert den Hörer an sich nahm und forschend das Gespräch aufnahm: „Ja?“ Es war durchaus interessant zu beobachten, wie der Gesichtsausdruck des Musikers von verwirrt und skeptisch zu überrascht, und dann zu freudig überging. Was hatte ich gesagt? Marluxia war und blieb immer die beste Medizin für unseren kleinen Dem. Auch, wen ich froh darüber war, dass sich die Welt für unseren Musikliebhaber langsam wieder aufbaute, zog ich es lieber vor, aus dem Raum zu flüchten. Die Gespräche zwischen unseren Turteltäubchen konnten schnell mal in eine etwas eigene Richtung gehen. Ich deutete Roxas, dass er lieber mit kommen sollte. Ich wollte den Jungen nicht alleine hier lassen, sonst würde er noch Sachen mitbekommen, die für ihn vielleicht nicht so ganz geeignet wären. Und ich bezweifelte stark, dass Roxy sowas unbedingt wissen wollte. Der Junge sträubte sich nicht, als ich ihn aus dem Wohnzimmer in die Küche dirigierte. Vielleicht waren meine Sorgen ja doch unbegründet gewesen? Oder aber, es lag wirklich an dem Spitznamen. Mist, das musste ich schnell in Erfahrung bringen. Nur wie? Direkt fragen hatte nichts gebracht, er meinte immerhin, es sei in Ordnung. Und unterschwellig? Wie fragt man jemanden indirekt, ob man ihm beim Spitznamen nennen darf? Meines Wissens nach, war das ein Ding der Unmöglichkeit. Vielleicht wüsste Zexion eine Antwort darauf, aber der lag bestimmt schon im Bett, oder beschäftigte sich mit seinem neusten Buch, von dem er in der Schule heute schon geschwärmt hatte. „Es ist schon elf...“, riss mich die leise Stimme Roxas‘ aus den Gedanken und ich folgte seinem Blick zur Küchenuhr. Er hatte Recht. Die kleine unscheinbare Uhr zeigte kurz nach Elf an. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie schnell die Zeit vergangen war. Wie viel Zeit wohl noch blieb, bis Roxas‘ Eltern wieder nach Hause kommen würden? Ich konnte es nicht sagen. Die Mutter des Jungen meinte immerhin nur, dass es nicht all zu spät werden würde. Was hieß bei dieser Frau wohl ‚nicht all zu spät‘? Bei mir war es klar. Meine Definition dieser Aussage hieß übersetzt: ‚Ich bin zwischen zwei und drei Uhr morgens wieder da!‘ Aber bei Erwachsenen? Keine Ahnung. „Wie gut, dass deine Eltern noch nicht wieder da sind.“, antwortete ich ihm schließlich und ließ mich auf einen der gepolsterten Stühle sinken. Der fragende Blick seiner blauen Augen trieb mir ein Grinsen ins Gesicht, während ich auf den Zettel mit den Anweisungen seiner Eltern deutete, der nach wie vor seine Stellung auf dem Küchentisch bezog. „Die würden mich regelrecht zusammenfalten, weil du noch nicht im Bett bist, Kleiner.“, klärte ich ihn dann auf und er setzte sich neben mich. Anscheinend traute er sich nicht so Recht, etwas zu sagen, denn immer wieder erschien es, als würde er zum Sprechen ansetzen, seine Worte dann aber wieder verwerfen. „Danke, Roxy!“, unterband ich seine doch recht unwirksamen Versuche, das Gespräch weiterzuführen. Erneut sah ich mich einem verwirrten und leicht erröteten Roxas gegenüber. Oh mein Gott, wie niedlich! Für diesen Ausdruck sollte der Junge einen Waffenschein beantragen, ganz dringend. Innerlich schüttelte ich den Kopf, um diesen Gedanken schnell wieder los zu werden. Sowas hatte da drin gerade nichts zu suchen. „Ohne dich hätten wir Marluxia wohl erst wieder erreicht, wenn er aus dem Krankenhaus raus ist, und Demyx wäre uns in der Zeit noch zu einem richtigen Trauerkloß geworden.“ Und damit vertiefte sich die rötliche Verfärbung auf den Wangen des Jungen um einige Nuancen. Gott, so schüchtern konnte der kleine Blondschopf doch gar nicht sein. „Ist doch selbstverständlich...“, murmelte Roxas leise und spielte mit dem Saum seines Shirts. Entschieden schüttelte ich den Kopf. „Nicht wirklich. Jeder Andere hätte gesagt, dass Demyx mit seinem Problem alleine fertig werden soll oder dass wir das später klären sollen, oder sowas. Das Theater hatten wir schon einmal. Ich bin dir echt was schuldig.“ Lächelnd wuschelte ich dem Kleineren über den Kopf, sodass er sich von seiner Frisur verabschieden konnte. „Wirklich?“, fragte Roxas schon fast aufgeregt und irgendetwas blitzte verräterisch in den tiefblauen Augen auf. Oder hatte ich mir das bloß eingebildet? „Natürlich. Würde ich es sonst sagen?“ Ein Kopfschütteln antwortete mir und ein kleines Lächeln schlich sich auf das Gesicht meines Schützlings. „Okay, dann sei morgen früh um halb sieben am Haupteingang unserer Schule!“, verkündete er dann freudig und ich musste mir ein Lachen verkneifen. „Okay, einverstanden. Erfahre ich denn wenigstens, warum?“ „Nein, das sag ich dir erst morgen!“ Wie spannend. Was der Kleine wohl wollte? Bestimmt hatte es was mit der Schule zutun, wenn er extra bis morgen damit warten wollte. Oder aber er wollte es einfach spannend machen. Beides war ziemlich leicht zu verkraften, wenn da nicht diese tierische Neugier wäre, die sich in mir bemerkbar machte. Es war ungefähr das selbe Gefühl, welches ich früher, als ich noch kleiner war, jedes Jahr an Heilig Abend hatte, wenn ich ins Bett ging. Leider brachte mich das Gefühl am Weihnachtsabend immer dazu, nicht schlafen zu können. Ich wartete immer ab, bis meine Eltern so gegen ein, zwei Uhr morgens ins Bett gingen und konnte mich dann ungestört über die Geschenke her machen. Oh ja, das war immer lustig und hatte mich so manchen Nerv gekostet. Aber ich bezweifelte stark, dass es mir dieses Mal auch den Schlaf rauben würde, dazu war es dann einfach noch nicht bedrängend genug. Wobei... eigentlich ja schon. Dennoch kam ich nicht mehr dazu, den Jungen weiter auszufragen, da er aus der Küche verschwand und die Treppen hoch flitzte. Sollte mir das jetzt zu bedenken geben? Wenn ja hatte es nicht funktioniert. Ich wartete einige Minuten in dem Glauben, dass Roxas wieder herunter kam, allerdings wurde ich dabei ziemlich enttäuscht. Nach einer halben Stunde wurde mir das alleine in der Küche hocken dann doch zu blöd und ich begab mich wieder ins Wohnzimmer. Dort musste ich unweigerlich schmunzeln. Demyx war wieder gut drauf. Das erkannte man daran, dass er nicht, wie jeder Durchschnittsbürger auf dem Sofa saß, sondern in seiner typischen ‚Telefoniermanier‘ –auf dem Bauch liegend, die Beine angewinkelt und den Kopf auf einer Hand abgestützt- die gesamte Couch in Beschlag nahm. Ich musste nicht mal auf mich Aufmerksam machen, denn kaum hatte ich den Raum betreten, drehte der blondhaarige Musikliebhaber das Gesicht in meine Richtung und grinste bis über beide Ohren. Spätestens jetzt wäre selbst jedem Außenstehenden klar geworden, dass Demyx‘ Welt wieder heile war. „Sorry, wenn ich stören muss, aber so langsam solltet ihr mal Schluss machen, Dem. Die Eltern von Roxy kommen bestimmt gleich nach Hause.“ „Och man, noch ein Bisschen! Bitte, Ax! Ich bin dann auch die ganze nächste Woche so lieb, wie noch nie.“, bat mein Freund mich und setzte seine Geheimwaffe ein, die bei fast jedem funktionierte, außer bei mir: Der Hundeblick. Ich seufzte resigniert und nahm dem Musiker das Telefon ab, ignorierte dabei gekonnte seinen Protest. „Marlu? Tu mir bitte den Gefallen und ruf Demyx zu Hause an.“, ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. „Er ist bestimmt in circa zehn Minuten da.“ Der Unglaube in Demyx‘ Augen war wirklich Gold wert. Mist, warum hatte man in solchen Situationen eigentlich nie eine Kamera zur Hand? „Okay, mach ich. Bis dann!“, und damit war das Gespräch beendet. „In zehn Minuten? Das kann doch nicht dein Ernst sein!“, jammerte Demyx betont übertrieben und ich stubste ihm gegen die Stirn. „Und ob das mein Ernst war, Kumpel. Also beeil dich, sonst werden doch mehr daraus.“ „A-aber Axel! Das sind sechshundert Sekunden! Ich...“ „Je länger du hier mit mir diskutierst, desto weniger Zeit bleibt dir, um nach Hause zu kommen und weiter mit Marlu zu telefonieren.“, unterbrach ich Demyx und grinste triumphierend. Ich hatte jetzt schon gewonnen. Alles, das Demyx jetzt noch erwidern könnte, würde untergehen. Und er wusste das ebenso gut wie ich. Mit dem Argument ‚Marluxia‘ war bei Demyx wirklich fast alles zu bewerkstelligen. Und so auch dieses Mal. Schneller als ich es erwartet hatte, sprang der blondhaarige Musiker auf und drückte mich kurz an sich. „Okay, dann bin ich schon weg. Grüß mir Roxy noch mal, okay? Bis morgen, ciao!“ und weg war Demyx. Ich hörte nur noch wie die Haustür ins Schloss fiel und dann war alles wieder still. Hoppla. Jetzt hatte der Gute es aber eilig. Hätte ich ihm vielleicht doch eine Viertelstunde geben sollen? Kurz überlegte ich. Nein, war schon gut so. Leicht grinsend ließ ich mich auf die Couch fallen und legte den Kopf in den Nacken. So. Alles, was ich jetzt noch zutun hatte war warten. Gut, das war das Einfachste der Welt. Langsam schloss ich die Augen. Hoffentlich würden Roxas‘ Eltern bald kommen. Ich wollte nur noch ins Bett und eine runde schlafen. Morgen würde die Schule wieder den halben Tag in Anspruch nehmen, von der Dauer der Hausaufgaben mal abgesehen. Diesen Gedanken so weit wie möglich von mir schiebend, driftete ich ab und ohne es wirklich mitzubekommen schlief ich ein. Eine leise Stimme zog mich aus den Tiefen des Schlafs und ließ mich an der Grenze zwischen Erwachen und Schlaf schwanken. Es war eine sanfte Frauenstimme. Sie schien gezielt leise zu sprechen, als wolle sie nicht, dass jeder sie hörte. Ich kannte diese Stimme flüchtig. Aber mir wollte noch nicht einfallen, woher. Mein Erinnerungsvermögen schien noch ziemlich von der Schläfrigkeit gesteuert zu werden. Naja, das legte sich hoffentlich bald wieder. Eine dunklere, rauere Stimme antwortete, sie achtete allerdings wenig auf eine leise Aussprache. Merkwürdig. Vielleicht scherte der Besitzer sich nicht viel um die Bemühungen seiner Begleitung, oder aber er hatte nicht viel für Geheimnistuerei übrig. Mir konnte er egal sein. Mit einem leisen Murren rollte ich mich auf die andere Seite und hoffte, dass die Personen einfach wieder gehen würden. Allerdings wurde mein Hoffen nicht erhört, denn keine Sekunde später spürte ich eine Hand an meiner Schulter und wurde endgültig meines Schlafes beraubt. „Axel? Komm, ich fahr dich nach Hause.“, erklärte die sanfte Frauenstimme –sie klang ein wenig nach meiner Mom, aber sie betonte die Worte ganz anders. Ich stutzte. Nach Hause? Moment. Was redete diese Frau da? War ich nicht schon zu Hause? Verschlafen schlug ich die Augen auf und blickte in die freundlich funkelnden blauen Augen einer jungen Frau. „Mh?“ Das war definitiv nicht meine Mom. Weder Augen- noch Haarfarbe stimmten, geschweige denn die Gesichtszügen. Orientierungslos ließ ich meinen Blick schweifen. Ich lag auf einer weißen Couch in einem ziemlich geräumigen Wohnzimmer, also definitiv nicht zu Hause. In diesem Moment schien mein Hirn gemerkt zu haben, dass ich bereits erwacht war, denn mit einem Mal konnte ich meine Umgebung wieder vollkommen klar zuordnen: Das Wohnzimmer der Heavens. Und die Frau, die mich geweckt hatte war Roxas‘ Mom. Da war es klar, weshalb sie meiner Mutter nicht so wirklich ähnelte. Ich war wohl eingeschlafen, nachdem Demyx sich verabschiedet hatte. Gott, wie peinlich. Dabei war ich doch gar nicht so geschafft gewesen. „War Roxas so anstrengend?“, fragte Roxas‘ Mom dann ein wenig amüsiert und ich schüttelte rasch den Kopf. „Nein, überhaupt nicht. Er war sogar überraschend lieb. Ich hatte es mir schwieriger vorgestellt.“, erzählte ich ihr noch ein wenig verschlafen und rieb mir über die Augen. „Ich hatte nur einen ziemlich anstrengenden Tag heute.“ Gut, das war nicht ganz die Wahrheit, aber ich brauchte jetzt irgendeine Ausrede dafür, dass ich hier einfach eingeschlafen war. Ich konnte ja schlecht sagen, dass es mich einfach so überkommen hatte. Auch wenn es den Tatsachen entsprach. Nein, auf keinen Fall. „Freut mich zu hören. Na komm, ich bring dich jetzt erstmal nach Hause. Deine Mom hat schon angerufen und gefragt, wo du bleibst.“, klärte Mrs. Heaven mich auf und ich stutzte. Ach, hatte sie das? Oh man, das hatte ich gar nicht mitbekommen. Dennoch nickte ich brav. Gegen ein Shuttle von hier nach Hause konnte ich schließlich nichts einwenden, wenn es mir schon so bereitwillig angeboten wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)