Keine Liebe ohne Freundschaft von Saki-hime ================================================================================ Kapitel 6: 6: Wenn man eigentlich nicht mehr weiter weiß -------------------------------------------------------- „Lass uns heute ins den Zoo gehen!“, warf Ko-ki plötzlich in den Raum. Wir saßen mit Takeru in der Cafeteria, kurz nachdem Yuji aufgegeben hatte, die beiden zu verfolgen. Takeru war damit beschäftigt einen Turm aus Marshmallows, von denen ich nicht wusste, dass es sie hier zu holen gab, zu bauen. Überrascht blinzelte ich den Drummer an. „Wieso gerade in den Zoo?“ Ich fragte mich wirklich, wie er gerade auf die Idee kam, in den Zoo zu wollen und das auch noch mit mir. „Weiß nicht ... Ich mag den Zoo!“, bemerkte er dazu nur, was mich belustigt den Kopf schütteln ließ. Gut, eine Unternehmung mehr, bei der ich dank seiner Gegenwart den Verstand fast verlor. „Und wann wolltest du los?“ Sein darauf folgendes Grinsen ließ mich nichts Gutes vermuten. „Wie wär’s mit: sofort?“ Im nächsten Moment sprang er schon auf, schnappte sich meine Hand und lief mit mir zum Ausgang, während er noch ein „Wir sehen uns, Takeru!“ zurückrief, der sich aber nur über seine umgefallenen Marshmallows ärgerte. Perplex ließ ich mich einfach mit ziehen und ehe ich mich versah, standen wir auch schon in der nächsten U-Bahn. „Du weißt schon, dass wir eigentlich noch Proben haben?“, erkundigte ich mich, holte aber schon mein Handy raus, um wenigstens Hiroto zu benachrichtigen. „Ach, das passt schon. Sieh es als … Halbtagsurlaub an … oder so.“ Hatte ich schon mal erwähnt, dass er hübsche große Augen hatte? Mit diesen funkelte er mich nämlich gerade spitzbübisch an. Aber wie hätte ich ihm je widersprechen können? „Schau, Tora! Baby-Erdmännchen!“ Es war zu putzig, wie Ko-ki aufgeweckt von einem Gehege zum nächsten lief. Genauso niedlich, aber um einiges riskanter für mich, war es, wenn ich in Ko-kis Augen zu langsam war und er mich deswegen an der Hand weiter zog. Jeden Falls auf die Erdmännchen konnte ich mich so nicht konzentrieren. Nicht solange er noch meine Hand hielt. Nicht solange er mit leuchtenden Augen zu den kleinen Tieren sah. Nicht solange ich mich von der verirrten Haarsträhne in seinem Gesicht ablenken ließ. Ich war nicht überrascht, dass er bemerkte, wie ich ihn anstarrte. Ich bekam nur am Rande mit, dass er nur kurz zu mir sah, bevor er seinen Blick wieder starr auf die Erdmännchen richtete. Das Einzige, was mich gerade wirklich beschäftigte, war diese Haarsträhne! Und während die Unmengen an Besuchern um uns herum einen ziemlichen Lärm machten, hörte ich nur mein Blut in den Ohren rauschen, als ich nicht mehr anders konnte und wie in Zeitlupe meine Hand hob, um ihm diese Strähne aus dem Gesicht zu streichen. Natürlich bemerkte er dies, das war mir im Nachhinein klar, aber er machte keine Anstalten mich aufzuhalten. Bevor ich sein Haar jedoch berühren konnte, plärrte irgendein Vogel plötzlich los und mit einem Freudenschrei wirbelte Ko-ki herum und lief dem Geplärre entgegen. Verwirrt sah ich auf die Stelle, an der er vorher noch stand. Des Rätsels Lösung war ein kleiner Schwarm Papageie, die aufgeregt in ihrer Voliere herumflogen. Ko-ki stand an die Gitterstäbe gepresst davor und hätte ich es nicht selbst gesehen, hätte ich es nicht geglaubt: Nach und nach flogen immer mehr der Tiere zu ihm hin. „Die lieben dich ja richtig“ Ich stellte mich neben ihn, aber doch etwas weiter von der Voliere weg. „Hm. Das sind Gelbwangenamazonen. Sie sind sehr schön, nicht?“ Ich nickte nur, obwohl er das gar nicht sehen konnte. „Ich hatte noch nicht erzählt, dass ich Papageien liebe, oder?“ Eher eine rhetorische Frage, antworten tat ich trotzdem. „Stimmt, hattest du nicht.“ Er löste seinen Blick von den Papageien, sah mich wieder an. Sah mich mit diesem wundervollen Lächeln an. „Ich weiß nicht, warum, aber ich mochte sie schon immer“, erklärte er und fing an einen von ihnen, der besonders nah an dem Gitter war, zu streicheln, „und irgendwie mögen sie mich auch. Und das macht mich immer wieder richtig glücklich!“ Ja, das sah man auf den ersten Blick. Wie gerne hätte ich ihn jetzt geküsst … In dem Souvenirshop des Zoos stöberten wir zum Ende hin noch etwas. Ich stand eine Weile vor den Schlüsselanhängern, während Ko-ki die unzähligen Figürchen betrachtete. Bevor er es merkte, hatte ich auch schon einen der Schlüsselanhänger gekauft. Gerade als wir den Zoo wieder verlassen hatten, hielt ich ihm diesen vor die Nase. Erstaunt blinzelte er einmal. „Du liebst sie doch so“, war mein einziger Kommentar. „…danke“, sagte er perplex, bevor er zögernd nach dem kleinen Papageienabbild griff. Kurz darauf umarmte er mich schon. Fast reflexartig erwiderte ich die Umarmung und mit stetig schneller schlagendem Herzen strich ich ihm über den Rücken und hauchte noch einen leichten Kuss auf seine Haare. Im nächsten Augenblick hatte er sich schon von mit gelöst. „A-ach, mir fällt grade ein, dass … also ich … hab was vergessen! Was Wichtiges! Also … ich hab was Wichtiges ver-vergessen und muss los. Jetzt los … wir sehen uns dann! Also bei der Arbeit! Bis Morgen!“, stammelte er drauf los und lief in Richtung U-Bahn. Ich stand noch ein paar Minuten wie ein begossener Pudel an derselben Stelle. Ich wollte mir eigentlich keine Hoffnungen machen, aber war das nicht schon fast eindeutig? Ich glaubte, er war sogar etwas rot auf den Wangen geworden, aber das kann ich mir auch einfach nur gut eingeredet haben. Tatsache war, dass ich vollkommen verwirrt war! Ich musste dringend mit Hiroto reden! Wo war der Kleine überhaupt, wenn man ihn mal brauchte? Das Handy war schnell hervorgeholt, die Nummer war als Kurzwahl auf der 1. Es tutete vier Mal, bevor Hiroto abnahm und das Erste, was ich hörte, war ein Trommelfell zerstörendes Quietschen. „Tora, Tora! Du glaubst es nicht!“, ein weiteres Quietschen. Nein, ich glaubte es wirklich nicht, denn wegen diesem penetranten Geräusch, konnte ich nicht mal ansatzweise überlegen, was denn los war. „Ich bin mit Nao zusammen! Kannst du das glauben? Er liebt mich auch!“, langsam wurde er wieder ruhiger und ließ meinem Gehirn so die Chance, diese Information aufzunehmen. Allerdings würde sich mein verwirrtes Gehirn erst später so richtig für ihn freuen können. „Hey, herzlichen Glückwunsch, das ist fantastisch! Hatte ich es dir nicht gesagt?“, beteuerte ich ihm. „Ja …“, eine Sekunde Stille, „was ist im Zoo passiert, Tora?“, fragte er daraufhin. Er konnte in meiner Stimme hören, dass mich etwas belastete und es tat mir direkt Leid, ihm jetzt in seiner Freude zu bremsen … „Ich weiß nicht so recht“, meinte ich, bevor ich ihm genau schilderte, was eben passiert war. „Also ich würde ja meinen, er ist auch in dich verliebt!“, vermutete Hiroto. „Und was wenn nicht? Was wird dann, wenn ich es ihm gestehe?“, fragte ich verzweifelt. „Dann ist er wohl hoffentlich ein so guter Freund, dass es ihn nicht von dir abschreckt.“ Eigentlich schafft er es immer, mir Mut zu machen … nur jetzt will es nicht ganz klappen. Ich schweige nur. „Soviel kannst du doch gar nicht verlieren, Tora! Schau mal, wenn er dich auch liebt, hast du gewonnen. Wenn er dein Freund bleibt, obwohl er dich nicht liebt, hast du doch auch irgendwie gewonnen. Und sogar, wenn er sich von dir abwendet hast du gewonnen, denn sag mir mal, was diese Freundschaft wert wäre, wenn sie wegen so was zerbricht?“ Ich muss schmunzeln. „Kleiner, du bist super!“ Er lachte. „Ich weiß! Du auch.“ Ich lachte. „Ich glaube, ich rede morgen mit ihm“, nahm ich mir vor. „Das will ich doch hoffen.“ Wieder hörte ich ihn grinsen. „Und du solltest Nao wieder um den Hals fallen, nicht dass du noch platzt. Ich hab dich lieb.“ Ich konnte mir denken, dass er bei ihm war und bestimmt nur darauf wartete wieder an seinen Lippen zu kleben, wie er es wahrscheinlich getan hatte, bevor ich angerufen hatte. „Ich weiß gar nicht, was du meinst!“ Und ob er es wusste. „Ich hab dich auch lieb. Bye.“ „Bye.“ Wir legten fast zeitgleich auf. Ich lächelte noch kurz meinem Handy entgegen, bis ich mich auf den Weg nach Hause machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)