Release me von Demonic-Cookie ================================================================================ Kapitel 3: Burst of flame ------------------------- Langsam öffnete ich meine Augen. Durch einen Spalt fiel das morgendliche Sonnenlicht in den Raum. Lucien schlief weiterhin friedlich. Vorsichtig kuschelte ich mich an ihn. Ein Lächeln zeichnete sich in seinem Gesicht ab. "Guten Morgen, meine Schöne. Na, hast du gut geschlafen?" Ich nickte vergnügt und gab ihm einen Kuss. Heute fühlte ich mich schon viel besser. Die ganze Anspannung vom Vortag war vergangen. Geschickt kletterte ich über Lucien und schnappte mir mein Handy. WAS?! Schon so spät? Ich muss doch zu meinem Kurs! Hektisch griff ich in meinen Kleiderschrank, zog mich an, band meine Haare zu einem hohen Zopf und rannte ins Bad. Mit der Zahnbürste im Mund, suchte ich in der Küche verzweifelt nach Kaffee, doch es ließ sich einfach keiner auftreiben. So ein Mist, dann muss ich mir unterwegs einen Kaffee holen... Langsam schlurfte auch Lucien in die Küche. "Ich bestell dir ein Taxi. Keine Widerrede, du kommst sonst noch zu spät." Ich nickte nur kurz und lief zurück ins Badezimmer. Blitzschnell machte ich mich frisch, schmiss ein paar Pinsel, Stifte und Farbtuben in meine Tasche, rief noch ein kurzes "Bis später" in Richtung Küche und verschwand. Die Taxifahrt ersparte mir nicht nur das Zuspätkommen, sondern riss noch gute 10 Minuten Bonus heraus. Zufrieden ging ich in meinen Lieblingscoffeeshop ganz in der Nähe der NYU. Der Laden 'Joe Coffee' war wie immer sehr gut besucht. Ich stellte mich an das Ende der Warteschlange und riskierte einen zögernden Blick in meine Tasche. Naja, die Hälfte hab ich leider Zuhause vergessen, aber ich werde einfach improvisieren. Plötzlich durchströmte mich wieder diese unaufhaltbare Hitze vom Vortag. Erschrocken sah ich mich um und konnte tatsächlich Aidan hinter der Theke finden. Ein Mitarbeiter schien ihn gerade einzuweisen. Na herrlich... Ich muss mir wohl leider in Zukunft woanders meinen Kaffee holen. Unsere Blicke trafen sich. Nein, darauf hatte ich nun wirklich keine Lust und verließ schleunigst 'Joe Coffee'. Auf der Straße sah ich mich um, konnte mich jedoch nicht direkt entscheiden, wo ich nun hingehen würde. "Lilith, warte..." Ich drehte mich genervt um und sah Aidan direkt in seine geheimnisvollen, braunen Augen. "Sind euch die Kunden jetzt schon so wichtig, dass ihr ihnen hinterherlauft?", konterte ich schnippisch. Er grinste, was mir gar nicht gefiel. "Gib mir eine Chance und lass mich den gestrigen Abend wiedergutmachen, ich wollte mich wirklich nirgendwo einmischen." Skeptisch sah ich ihn an. Er drückte mir einen Kaffeebecher in die Hand. "Heute Abend, 9 Uhr. Du weißt, wo du mich findest." Mit diesen Worten ließ er mich und den Kaffee stehen. Mein Tag in der Uni zog sich wie Kaugummi. Vor allem der sehr theorielastige Vormittag machte mir sehr zu schaffen. Meine Konzentration war einfach auf dem Tiefpunkt. Umso dankbarer war ich, als ich am Nachmittag meinen Malerei-Kurs hatte. Endlich konnte ich meinen Gedanken freien Lauf lassen und mich nur auf mich konzentrieren. Ein spezielles Thema bekamen wir heute nicht, da die Dozentin krank war und so konnten wir einfach an etwas arbeiten, auf das wir Lust hatten. In meine Gedanken vertieft bearbeitete ich meine Leinwand. So richtig ging mir Aidan einfach nicht aus dem Kopf. Was auch immer er mit mir gemacht hatte, ich musste ihn dazu bringen damit aufzuhören und sich am besten einfach von mir fern zu halten. Was ist das ständig für ein Gefühl, wenn er in der Nähe ist? Diese unaufhörliche Hitze... Und dann auch noch gestern Abend dieser Schmerz, als er mich berührte... Erst jetzt bemerkte ich die rote Stelle an meinem Handgelenk. Es sah aus, als hätte ich mich verbrannt. "Mensch, Lilith. Das sieht ja wahnsinnig toll aus." Erschrocken sah ich auf und betrachtete meine Leinwand. Ohne darauf zu achten, hatte ich eine kleine lodernde Flamme, umgeben von Dunkelheit gemalt. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem Aidan... Und ich würde schon noch herausfinden, was es war. Frustriert saß ich an der Bartheke und bestellte mir noch einen Whiskey-Cola. Es musste mittlerweile der 5. sein, doch irgendwie musste ich mich ablenken. Es war nun fünf vor neun und ich wusste immer noch nicht, ob ich mich mit diesem unheimlichen Typ treffen sollte, oder nicht. Du weißt, wo du mich findest... Nichts wusste ich. Und eigentlich wollte ich auch nichts von ihm wissen. Oder doch? Ava war immer noch nicht aufgetaucht, ich hatte jedoch eine kurze Nachricht von ihr erhalten, dass ich mir keine Sorgen zu machen bräuchte. Lucien hatte natürlich auch keine Zeit für sie. Gerade heute traf er sich mit seiner Lerngruppe und das Treffen konnte er so kurz vor der Klausur auch nicht schwänzen. Also saß ich seit einer Stunde in dieser Bar und wünschte mir zum ersten Mal, dass ich ein paar mehr Freunde hätte, die mir einreden würden, dass ich den Typ bloß nicht sehen sollte. Aber es half ja doch nichts... Mit einem schnellen Blick auf die Uhr kippte ich den letzten Rest Alkohol herunter und legte mein Geld auf den Tresen. Dann verließ ich die Bar und steuerte geradewegs unsere Bank vom Vortag an. Tatsächlich saß Aidan lässig auf der Bank und rauchte. Bereits von weitem konnte ich erkennen, dass er mich ansah. Ich kam eine halbe Stunde zu spät, doch es schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Wortlos hielt er mir seine Zigarettenschachtel hin. Zögernd nahm ich eine. Meine eigene Schachtel hatte ich gestern noch auf dem Heimweg in die nächste Mülltonne geschmissen, was ich nach meinem Barbesuch eben jedoch bitter bereute. Er hielt mir sein Feuerzeug hin, was ich dankend annahm und mich neben ihn setzte. "Ich wusste du würdest kommen." "Bilde dir bloß nichts drauf ein." "Na na, nicht so gereizt." Wieder dieses Grinsen, das mein Herz leicht klopfen ließ. "Ich bin nicht gereizt..." "Natürlich nicht. Du musstest dir übrigens keinen Mut antrinken, für gewöhnlich bin ich ganz harmlos." Entsetzt sah ich ihn an. Merkte man mir den Alkohol so sehr an? Ich zuckte nur mit den Schultern. "Es liegt nicht an dir, es geht mir momentan einfach nicht so besonders..." "Achso. Erzähl ruhig, ich hör dir gerne zu." Das freche Grinsen verwandelte sich in ein liebevolles Lächeln, was mein Herz nur noch schneller schlagen ließ. "Ach, ni-nichts wahnsinnig aufregendes. Nur eine kleine Blockade, dank der ich keine Inspiration für meine Bilder finde." Ich konnte noch nie besonders gut lügen. "Oh, eine Künstlerin?" Bewundernd sah er mich an und holte eine Flasche Jack Daniel's aus seinem schwarzen Rucksack. Er trank einen Schluck und hielt mir dann die Flasche hin. "Hier, vielleicht brauchst du noch ein wenig mehr Inspiration." Ich setzte die Flasche an den Mund und ließ die brennende Flüssigkeit meinen Hals runter laufen. Eigentlich war ich nicht die Kandidatin, die gerne puren Whiskey trank. Doch eigentlich traf ich mich auch nicht mit fremden Männern im Park. Und eigentlich hatte ich auch aufgehört zu rauchen. Ich schüttelte mich leicht und gab Aidan die Flasche zurück. Dabei fiel sein Blick auf die Verbrennung an meinem Arm. "Was hast du denn da gemacht?", wollte er wissen. "Die Frage sollte eher lauten: Was hast du denn da gemacht?" Durchdringend sah ich ihn an. Scheinbar hatte er nicht damit gerechnet, dass ich wusste, dass es die Stelle war, an der er mich gestern festhielt. Zum ersten Mal an diesem Abend wich er meinem Blick bewusst aus und sah betrübt in die Ferne. "Ich werde es dir erklären. Aber nicht jetzt. Dafür ist es noch zu früh." "Wie zu früh? Was soll den passieren, damit du es mir erklären kannst?", fragte ich verwundert. Doch er antwortete nicht und trank seinen Whiskey. Irritiert wusste ich nicht, was ich nun machen sollte und sah in den Himmel. Es war Vollmond. Lange saßen wir so da, schwiegen, tranken und rauchten. Plötzlich sah er mich wieder an. "Danke, dass du gekommen bist." "Ach, ich hatte eh nichts besseres zu tun", sagte ich gleichgültig. "So so." Jetzt grinste er wieder. "Weiß denn dein Freund, dass du hier bist?" "Du wolltest dich doch nirgendwo mehr einmischen." Mein Unterton war fast schon ein wenig zu frech. "Und du wolltest mich eigentlich nie wieder sehen." Stille. Fordernd sah er mir in die Augen. Der Alkohol hatte dafür gesorgt, dass ich jede Scheu und jede Unsicherheit verlor, sodass ich seinem Blick standhielt. Ohne seinen Blick abzuwenden, nahm er meine halbabgebrannte Zigarette aus meiner Hand, zog noch einmal daran und schmiss sie weg. Dann küsste er mich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)