Release me von Demonic-Cookie ================================================================================ Kapitel 2: Whiskey and cigarettes --------------------------------- Als ich endlich in Brooklyn ankam wurde es langsam dunkel und die ersten Straßenlaternen begannen zu leuchten. Mittlerweile war es halb neun und eigentlich hatte ich keine Lust mehr, weiter an meinem Projekt zu arbeiten. Aus unerklärlichen Gründen war ich heute nicht besonders kreativ, sondern hing nur in schlechten Gedanken. Ich betrat den nächstbesten Kiosk, kaufte mir eine Schachtel Zigaretten, ein Feuerzeug und zwei Dosen Jack Daniel's mit Cola und schlenderte in Richtung McCarren Park. Ungeschickt wie ich war, ließ ich auf halbem Weg mein Feuerzeug fallen. Als ich danach greifen wollte, kam mir jemand zuvor. Ich sah auf... Den kenn ich doch. "Hier, bitte sehr. Das hast du fast verloren." Mein Gegenüber hielt mir das rote Feuerzeug hin und musterte mich und meinen 'Einkauf'. "Oh, da hattest du wohl einen schlechten Tag heute, was?" Ich starrte entsetzt in das schiefe Grinsen in seinem Gesicht. Die tiefschwarzen Haare hingen ein wenig zerzaust in seinem Gesicht und sein Blick war fast schon ein wenig zu forsch. Plötzlich wurde es furchtbar heiß um mich herum. "Danke. Ach, nein. Eigentlich ein ganz gewöhnlicher Montag", stammelte ich und steckte mein Feuerzeug schnell in meine Tasche. "Ich glaube, ich habe dich heute schon einmal gesehen. Im River Side Park, kann das sein?" Ich nickte nur. Was will der Typ von mir? Schon hatte ich Luciens tadelnde Stimme im Kopf, dass ein junges Mädchen wie ich nichts alleine in den Straßen Brooklyns zu suchen hatte. "Es tut mir leid, du musst mich für einen Stalker halten", entschuldigend lächelte er und fuhr dann fort: "Ich bin neu hier in New York und habe mich heute in der Stadt umgesehen, da bist du mir vorhin einfach aufgefallen. Ich hätte nie gedacht, dass ich dich überhaupt einmal wiedersehe, vor allem nicht in diesem Teil der Stadt." Er musste mich für eins der versnobten Mädels halten, die hinter meinem Freund her waren und irgendwo in Manhattan wohnten... "Ich wohne hier in der Nähe...", entgegnete ich kühl und schaute wohl ein wenig zu verletzt. Überrascht zog er beide Augenbrauen hoch. "Ich wollte dich nicht kränken, keineswegs. Dein Begleiter vorhin sah nur so 'edel' aus, da dachte ich du gehörst in ein anderes Viertel." Wieder dieses schiefe Grinsen... und wieder wurde mir ganz warm. "Dieser 'Begleiter' war mein Freund..." Mit diesen Worten drehte ich mich um und wollte weiter meines Weges gehen, doch er folgte mir und nahm mir eine meiner Dosen aus der Hand. Ich blieb stehen und wollte mich gerade aufregen... Verwirrt sah ich, wie er mir eine Zigarette hin hielt. "Hier, nimm. Mit nur einer Dose raucht es sich einfacher." Etwas verlegen lächelte er und zwinkerte mir zu. Ich seufzte, wollte eigentlich ablehnen, aber heute und gerade jetzt konnte ich die Zigarette wirklich gut gebrauchen. Ich nahm sie also an, steckte sie mir in den Mund und wollte gerade mein Feuerzeug heraus kramen, als mir der neue Bekannte schon eine kleine Flamme vors Gesicht hielt. Nun grinste ich etwas verlegen. Langsam zog ich den warmen Rauch ein und atmete zufrieden aus. Lucien brachte mich am Anfang unserer Beziehung vom Rauchen ab, jedoch genehmigte ich mir in sehr stressigen Situationen eine neue Schachtel. Sicherlich wusste er von diesem kleinen Geheimnis, jedoch sprach er es nie an, um keinen unnötigen Streit zu provozieren. Schweigend liefen wir zum Park und setzten uns auf eine Parkbank. Der Park war ungewöhnlich leer für diese Jahreszeit. Unsicher sah ich zu meinem Banknachbar und musterte ihn. Er sah Lucien nicht im Geringsten ähnlich, doch irgendetwas beeindruckte mich an ihm. Die dunkle Aura, die ihn umgab, ließ mich furchtbar nervös werden. Mit einem durchdringenden Blick sah er mich plötzlich an. Mehrere Minuten vergingen, während wir uns schweigend in die Augen blickten. Gänsehaut überfuhr mich. "Ich hatte mich gar nicht vorgestellt... Mein Name ist Aidan. Aidan Black." Lässig steckte er sich eine weitere Zigarette in den Mundwinkel. Welch passender Name... Ich öffnete meine Jack Daniel's Dose. "Ich heiße Lilith..." "Der Name gefällt mir. Sitzt du öfter in Parks und versuchst vor deinem Freund zu flüchten, Lilith?" Erstaunlicherweise fühlte ich mich ertappt... "Ich flüchte nicht vor meinem Freund..." "Ach nein? Dann erzähl mal... Was machst du hier sonst so ganz allein?" Ja, das ist tatsächlich eine gute Frage. Was mache ich hier eigentlich? "Ich wüsste nicht, was dich das angehen sollte." Ich stand auf. Er hielt mein Handgelenk fest. Es fühlte sich an, als würde meine Haut verbrennen. Erschrocken sah ich ihn an. Sofort ließ er mich los. "Es tut mir leid... Ich wollte dir nicht weh tun." Ich schnaubte und ließ ihn alleine sitzen. Was sollte das? Was erlaubt sich dieser Kerl? Und was in Gottes Namen war das? Zuhause angekommen schmiss ich mich auf mein Bett. Meine Mitbewohnerin Ava war erstaunlicherweise nicht da, obwohl sie für Gewöhnlich zu dieser Uhrzeit immer Zuhause war. Immer noch schwirrte mir dieser Aidan im Kopf herum. Auf einmal klingelte mein Handy. "Hallo?" "Hallo, schöne Frau. Warst du schön fleißig?" Lucien... was sage ich ihm bloß? "Ach, leider kam ich zu nichts... künstlerische Schaffenskrise oder so etwas in der Art..." "Oh, da hättest du ja auch noch bei mir bleiben können." "Vielleicht tut uns etwas Abstand auch ganz gut." Schweigen... In dem Moment, in dem ich die Worte aussprach, bereute ich sie auch schon. "Lilith, was ist los? Du bist schon den ganzen Tag so komisch..." Ich seufzte nur. "Liebst du mich?" Ich erstarrte und bekam keinen Ton heraus. "Du weißt, wie sehr ich dich liebe. Damals, als ich dich auf dieser Bank sitzen sah, so vertieft in deine Zeichnungen, da wusste ich schon, dass du jemand ganz besonderes bist. In dem Moment wusste ich einfach, dass ich dich ansprechen muss. Und das habe ich ja dann auch getan. Ich bin sehr glücklich mit dir, aber wenn du meine Gefühle nicht erwidern kannst... Sag mir, warum sind wir dann zwei Jahre schon ein Paar?" Ich fühlte mich so furchtbar schuldig, aber ich wusste einfach nicht, was ich antworten sollte. Dieser Tag machte mich fertig. Der unheimliche Fremde erledigte schließlich den Rest... "Lucien... es tut mir leid. Ich fühle mich heute einfach nicht besonders gut. Ich weiß, es ist schon spät, aber kannst du vielleicht vorbei kommen?" Wieder schweigen. Dann ertönte ein langes Tuten die Leitung. Er hat einfach aufgelegt. Traurig legte ich das Handy zur Seite und vergrub meinen Kopf in mein Kissen. Schließlich stand ich auf und ging ins Bad. Ich stellte die Dusche an, zog mich aus und stellte mich unter den warmen Strahl. Das warme Wasser tat gut, konnte jedoch meine Gedanken nicht ruhig stellen. Bin ich jetzt wieder allein? Das Klingeln der Tür ließ mich aufschrecken. Schnell stellte ich die Dusche aus, warf mir ein Handtuch über und öffnete die Tür. Vor mir stand Lucien, sichtlich abgehetzt. "Lucien... wie..." Weiter kam ich nicht. Der sonst so sanfte Lucien knallte die Tür zu, drückte mich an sie und küsste mich stürmisch. Nach einer Weile ließ er von mir ab. Er sah mir tief in die Augen. "Lilith, ich liebe dich." Tränen liefen über mein Gesicht. Warum fällt es mir nur so schwer, ihm zu sagen, dass ich ihn auch liebe? "Mein Schatz, ich weiß, dass es dir schwer fällt Gefühle auszudrücken, auch wenn ich nicht weiß, warum..." Erstaunt sah ich ihn an. "Ich werde warten, auch wenn es noch Jahre dauern wird. Ich spüre, dass du etwas für mich empfindest und das bedeutet mir mehr, als tausend Worte." Vorsichtig nahm er mich in den Arm. "Lucien? Möchtest du heute Nacht bei mir bleiben?" Nun war er derjenige, der erstaunt aussah. "Bist du dir sicher?" Ich nickte lächelnd. Ein wohliges Gefühl machte sich in mir breit. So wie damals, als er mich das erste Mal küsste. "So, das reicht für heute mit Drama. Du ziehst dir jetzt erst mal was an und föhnst dir die Haare. Ich mache uns einen Tee und dann..." Ich schluckte kurz. "...dann nehm ich dir den ganzen Platz in deinem Bett weg." Lucien lachte und sah mich an. Sein Blick stimmte mich wieder fröhlich. Irgendwie gab er mir immer Hoffnung. Eine kurze Zeit später kuschelten wir uns in meinem Bett aneinander. Ein wenig nervös war ich schon. Wie soll ich denn so jemals einschlafen? Angespannt drückte ich mich näher an meinen Freund. Er war so herrlich warm. Sein Duft war so angenehm. So schlimm fühlte es sich gar nicht an, ihn bei mir zu haben... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)