Mein einzigartiger Engel von xXSasukeUchihaXx (Kratos x Raine x ?) ================================================================================ Kapitel 16: Ein waghalsiger Kompromiss -------------------------------------- "Lloyd, ich mache mir langsam wirklich gewaltige Sorgen" murmelte der Jüngste und blickte seinen besten Freund neben sich hilfesuchend an. Colette, Lloyd und Zelos leisteten ihm auf der Wiese neben der Schule ein wenig Gesellschaft, wie eigentlich die vergangenen Tage auch. Seit drei Tagen hatte der junge Halbelf seine Schwester nicht mehr zu Gesicht bekommen und demnach war auch der Unterricht ausgefallen. Unter normalen Umständen hätte sich vermutlich der Braunhaarige auch sehr gefreut, hasste er doch die Schule, aber die momentane Situation war einfach zu ernst und die Sorge um die Professorin zu groß. "Im Moment können Yuan und ich nichts tun, Genis. Ich habe dir doch Sonntag Abend gesagt, dass wir keine Verbindung zu Kratos aufbauen konnten. Yuan meinte, entweder, Kratos befindet sich in einem Magnetfeld, oder er hat bereits die Grenze unseres Sonnensystems überschritten" erwiderte Lloyd leise, denn er konnte und wollte seinen besten Freund nicht belügen. Es war nun mal eine Tatsache und sie müssten auf Neuigkeiten von Yuan warten, welcher jede Stunde einen Versuch unternahm, um eine Verbindung zu Kratos herstellen zu können. "Die Macht von Origin müsste doch eigentlich stark genug sein, oder? Warum verwenden wir nicht das ewige Schwert und ziehen Kratos bei den Haaren zurück?" wollte Zelos in Erfahrung bringen, blieb weiterhin rücklings auf der Wiese liegen und behielt seine Arme hinter seinen Kopf verschränkt. Er nächtigte nun schon seit drei Tagen bei Lloyd, denn schließlich wollte auch er helfen, aber im Moment schienen ihm und seinen Freunden die Hände gebunden zu sein. "Die Macht von Origin kann ich nicht verwenden, ebenso wenig das ewige Schwert. Wäre Derris Kharlan genau über uns, wäre ein Transport möglich, aber Yuan meinte, die Macht reicht nicht aus und das er keine Verbindung herstellen kann sei Beweis genug". Natürlich war Lloyd selbst auf diese Idee gekommen, um mit seinen Vater von Angesicht zu Angesicht zu reden, aber Yuan wollte nicht, dass er sich durch einen Versuch in Gefahr brachte. Zelos murrte etwas Unverständliches in sich hinein, während Genis seinen Kopf senkte. Konnten sie denn überhaupt nichts für seine Schwester tun? "Vielleicht sollten wir Richter um Hilfe bitten" murmelte Colette und bekam somit die Aufmerksamkeit ihrer Freunde, wobei der Jüngste in ihrem Kreis eine missmutige Miene auflegte. "Aber Colette...". "Ich weiß, dass er Professor Raine nicht sehen soll, aber... Vielleicht schafft er es, dass Professor Raine aus ihrem Zimmer kommt" unterbrach Colette den Braunhaarigen und auch wenn er dieser Idee nicht wirklich zustimmen wollte, so musste er unweigerlich zugeben, dass ihnen im Moment keine andere Wahl blieb. Natürlich war ein neuer Kontakt gefährlich, aber die Professorin hatte seit Tagen nichts mehr gegessen und er sah auch keine Möglichkeit, wie sie ihre Meinung ändern könnten. "Genis... Vielleicht hat Colette recht und wir brauchen seine Hilfe. Ich weiß, dass du ihn hasst, aber wir müssen in erster Linie an das Wohl deiner Schwester denken. Außerdem würde mein Vater bestimmt nicht wollen, dass Professor Raine in ihrem Zimmer verkümmert". Nun ruhten alle Augen auf den jungen Halbelfen, welcher seinen Kopf erneut senkte und sich diesen Vorschlag durch den Kopf gehen ließ. Natürlich hasste er den Langhaarigen, aber er musste wirklich an seine Schwester und ihr Wohl denken. "Verdammt sei dein Vater, Lloyd. Wenn er mir wieder unter die Augen treten sollte, dann kann er sich auf eine Predigt gefasst machen" fluchte Genis und erhob sich von der Wiese. Lloyd lächelte leicht und konnte natürlich den Unmut des Jüngsten verstehen, doch nun sollten sie erstmal zusammen Richter in Sybak aufsuchen. "Zelos, Colette... Ihr haltet hier die Stellung. Sollte Professor Raine doch das Haus verlassen, dann folgt ihr. In ihrem Zustand sollte sie nicht alleine vor die Tür gehen" erklärte Lloyd und holte seinen Rheaird aus der Flügeltasche. "Klar, verlass dich auf uns, Amigo" erwiderte Zelos und setzte sich nun auf. Colette nickte lächelnd und sah ihren Freunden dabei zu, wie sie sich in die Lüfte erhoben und im nächsten Moment nur noch ein kleiner Punkt am Horizont waren. Der ehemalige Auserwählte seufzte leise aus und ließ sich wieder rücklings ins Gras fallen. Yuan wäre absolut nicht mit dieser Lösung einverstanden, aber auch er musste einsehen, dass im Moment das Wohl der Professorin erste Priorität hatte. Während Lloyd mit Genis auf dem Weg nach Sybak war, um Richter um Hilfe zu bitten, saß Yuan vor dem großen Bildschirm und richtete endlich eine minimale Verbindung her. Er konnte Kratos zwar nicht sehen und nur dessen Stimme hören, aber diese Kontaktaufnahme sollte ausreichen, um ihm zu erzählen, was in den letzten Tagen vorgefallen war. "Kratos, ich zwinge dich zur sofortiger Umkehr" begann er und im diesen Moment verfluchte er es, Kratos' Reaktion nicht sehen zu können. "Das Kontrollsystem muss neu eingerichtet werden. Ich benötige noch ein wenig Zeit, aber erkläre mir lieber, weshalb du mich unter Zwang zur Umkehr bewegen willst?". Yuan seufzte und begann allmählich von dem Vorhaben der Kinder zu berichten. Auch das Samiel Selia auf Raine getroffen war und das dessen neuer Name Richter Abend lautete. "Verstehe... Deswegen standen Raine und ich auch unter ständiger Beobachtung, aber du hast mich nicht kontaktiert, um meinen Sohn und dessen Freunde zu verraten, oder?". Yuan hörte deutlich aus der Stimmlage heraus, dass Kratos schmunzelte, aber die nächsten Worte sollten ihn endlich zur Umkehr bewegen. "Wie ich schon sagte, dieser Richter ist auf Raine getroffen und er... Sie haben sich geküsst. Ich kenne seine Absichten nicht und bevor diese Angelegenheit noch aus dem Ruder hätte laufen können, habe ich Maßnahmen getroffen, um einen weiteren Kontakt zu unterbinden". Geduldig wartete der Halbelf auf eine Erwiderung und erneut verfluchte er die Tatsache, dass er Kratos nicht sehen konnte. "Yuan... Ich habe dich um einen Gefallen gebeten und nicht darum, dass du ihre Kontakte zu anderen Personen unterbindest" erwiderte Kratos und Yuan hatte nun das Gefühl, als wäre dem Braunhaarigen die Information mit dem Kuss nicht aufgefallen. Warum? Wieso erschien es ihm so, obwohl er zumindest gehofft hatte, Raine wäre dem Braunhaarigen sehr wichtig. "Entweder, du bist ein Idiot, oder dir bedeutet Raine tatsächlich nichts. Eure gemeinsame Zeit war also nur eine Laune der Natur, obwohl Raine offensichtlich in dich verliebt ist". Yuan hörte deutlich das wütende Atmen von Kratos und er würde nicht aufhören, ihn zu provozieren, bis er eine vernünftige und vor allem ehrliche Antwort erhielt. "Raine hat seit Tagen nichts mehr gegessen und kommt nicht aus ihrem Zimmer. Mir sind die Hände gebunden, also was gedenkst du zu tun?". Ein leiser Seufzer erklang und Yuan hoffte nun inständig, dass sein bester Freund endlich zur Besinnung kam. "Yuan..." murmelte der Braunhaarige leise und der Halbelf glaubte, eine Spur von Traurigkeit aus der Stimme hören zu können. "Ich liebe Raine und...". "Warum bist du dann gegangen? Ich könnte... Nein, ich würde Martel niemals im Stich lassen" erwiderte Yuan und Kratos hörte deutlich, dass sein Freund die Wut, welche er momentan verspürte, zu unterdrücken versuchte. Nochmals entwich dem Braunhaarigen ein leiser Seufzer, ehe er von den letzten Tagen erzählte. "Ich bin ein Narr und musste über meine Gefühle nachdenken. Ich liebe Raine nicht erst seit einigen Tagen, sondern schon weitaus länger. Es ist mir nur nicht aufgefallen, weil ich auch keine Gefühle mehr empfinden wollte, Yuan. Ich habe Angst, dass ich erneut eine geliebte Person verlieren muss, wie es damals bei Anna nun mal der Fall gewesen war". Yuan blickte auf das Schaltpult, denn nun konnte er die Situation verstehen. Diese Sache würde sich allerdings nicht wiederholen, da es kaum noch Exspheres gab. "Kratos... Ich gebe dir einige Tage, um eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Raine wird endgültig zerbrechen, oder dieser Richter wird... Wie auch immer... Ich rechne mit deiner Rückkehr. Ergreife wenigstens du dein Glück". Der Halbelf schloss seine Augen und brach nun die Verbindung ab. Kratos konnte wenigstens glücklich werden, im Gegensatz zu ihm. Er würde wohl für immer Martel lieben und ihr ewig treu sein. Seufzend erhob er sich, um seinen Leuten den Befehl zu erteilen, die neuen Nachrichten an Lloyd und dessen Freunde zu überbringen. Nun konnten sie nur warten und hoffen, dass Kratos seine Entscheidung traf und zu Raine zurückkehren würde. Zur gleichen Zeit landete Lloyd mit Genis vor Sybak und verstaute seinen Rheaird in der Flügeltasche. "Lloyd, ich mag ihn nicht und ich will nicht, dass er Raine noch mal zu nahe kommt" murrte der junge Halbelf und betrat mit seinem besten Freund die Stadt. "Ich weiß, aber er könnte unsere einzige Hilfe sein. Willst du etwa, dass deine Schwester vor Kummer noch krank wird?". Genis schüttelte seinen Kopf, denn er wollte keineswegs, dass Raine auch noch krank wurde. Nein, er musste der Tatsache wohl ins Auge sehen, dass er Richter um Hilfe bitten musste, auch wenn er ihn nicht leiden konnte. Bevor die beiden Freunde die königliche Forschungsakademie hätten betreten können, erschien Sheena vor ihren Augen und versperrte ihnen den Weg. "Lloyd... Es ist alles in bester Ordnung. Ihr müsst nicht auch noch meine Ninjakünste in Frage stellen" murrte die Schwarzhaarige verstimmt, denn die hatte die Situation hier in Sybak im Griff. Bisher hatte Richter auch nicht die Stadt verlassen, also mussten sich ihre Freunde keine Sorgen machen. Außerdem erhielt Yuan täglich einen ausführlichen Bericht von ihr. "Sheena, die Situation ist so...". Lloyd erklärte in wenigen Worten, warum er mit Genis nach Sybak gekommen war, um die Schwarzhaarige auch wieder zu beruhigen. Schließlich hatte weder Lloyd, noch irgendeine Person aus ihrem Freundeskreis jemals an Sheena's Fähigkeiten gezweifelt. "Ich verstehe... Ihr solltet erstmal Aster aufsuchen und ihn fragen, wo Richter im Augenblick ist. Das Gebäude ist zu groß und ihr könnt nicht einfach in jedes Labor gehen. Aster müsste im Moment in der Kantine sein. Blondes Haar und hellgrüne Augen. Ihr könnt ihn eigentlich nicht übersehen und... Yuan wird nichts von dieser Angelegenheit erfahren, versprochen" erwiderte Sheena und verschwand wieder, um mit der Beschattung fortsetzen zu können. Nur das Gebäude hielten sie im Auge, denn auch noch einige Leute aus ihrem Dorf in die Labore zu schleusen, wäre vermutlich zu riskant, da die Rezeptionistin jeden der Mitarbeiter auf einer Liste eintrug. "Ich frage mich, auf welcher Seite Sheena eigentlich steht? Sie scheint Richter zu mögen, obwohl er meine Schwester geküsst hat" murmelte Genis fragend und betrat mit Lloyd die Akademie. Der Braunhaarige zuckte mit seinen Schultern, denn er selbst hatte auch nichts gegen Richter. Sicher, er hatte die Professorin geküsst, aber konnte er ihm deswegen Vorwürfe machen? Er wusste nicht mal die Gründe, obwohl Regal vor zwei Tagen sein Glück vor Raine's Zimmertür versucht hatte. Professor Raine schien jedoch nicht reden zu wollen, also mussten sie die Hilfe des Halbelfen in Anspruch nehmen. Lloyd sah sich in der Kantine um und sofort fiel ihm ein blonder Junge ins Auge, welcher gerade sein Mittagessen zu sich nahm. "Lloyd... Der Typ sieht aber noch sehr jung aus, oder?" murmelte Genis und Lloyd nickte dieser Behauptung zu. Mit langsamen Schritten näherten sie sich dem Tisch, saß der Blonde allein und schien nebenher einige Notizen zu ordnen. "Entschuldigung... Bist du Aster?" wollte Genis wissen und blickte nun in die hellgrünen Augen des Jungen. "Ähm... Ja, bin ich und wer seid ihr?" entgegnete Aster und musterte den Jungen mit dem silberfarbenen Haar, ehe er den Braunhaarigen seine Aufmerksamkeit schenkte und überhastet vom Stuhl sprang. "Lloyd Irving... Du bist doch Lloyd Irving, nicht wahr?" rief Aster erfreut und hielt dem Braunhaarigen seine Hand hin. Lloyd errötete, denn mit solch einer Begrüßung hätte er nun nicht gerechnet. Natürlich war sein Name in fast jeder Stadt bekannt, aber diese Reaktion überraschte ihn doch sehr. Verlegen lächelnd, da nun alle Augen auf ihm gerichtet waren, reichte er dem Blonden seine Hand. Wie peinlich, aber er freute sich auch ein bisschen über diese Anerkennung. "Wow, Lloyd... Du solltest dich wirklich geschmeichelt fühlen" grinste Genis und stieß seinem besten Freund in die Seite. "Halt die Klappe" murrte der Braunhaarige und blickte nun wieder zu Aster, welcher sich nun Genis zuwendete. "Lass mich raten. Du bist Genis Sage, oder? Du siehst deiner Schwester sehr ähnlich" grinste der Blonde und richtete sich wieder auf. Er freute sich wirklich sehr und versuchte auch nicht seine Freude zu verbergen, während Genis nun errötete und das leise Lachen von Lloyd erdulden musste. "Entschuldigt... Bei all der Aufregung vergaß ich zu fragen, was euer Anliegen ist?". Aster kratzte sich verlegen am Kopf und blickte nun wieder zu Lloyd. Der Braunhaarige überlegte auch nicht lange und sah nochmals zu Genis hinab, welcher jedoch nur leicht nickte. "Wir sind auf der Suche nach Richter, weil wir ihn um einen Gefallen bitten müssen". "Auch wenn ich ihn nicht ausstehen kann" knurrte Genis hinzufügend und verschränkte seine Arme vor der Brust. Lloyd seufzte ergeben und erhoffte sich nun Aster's Hilfe, da er scheinbar zu wissen schien, wo der Langhaarige war. "Oh je... Er war schon wieder so unfreundlich, oder? Wie auch immer... Er ist im Moment bei Direktor Schneider, aber er wird bestimmt bald eine Pause machen" erklärte Aster und bot seinen Gästen einen Platz an seinem Tisch an. Lloyd und Genis kamen der Einladung nach und setzten sich zu dem Blonden an den Tisch. "Ihr könnt so lange warten und... Würdet ihr mir vielleicht in der Wartezeit erzählen, wie eure Reise zur Welterneuerung war?". Lloyd und Genis sahen sich für einen kurzen Moment an, ehe sie sich wieder Aster zuwendeten. Er war ein netter Kerl, also konnten sie ihm einen kleinen Einblick von ihrer damaligen Reise gewähren. "Ach so ist das... Die Göttin Martel war also eigentlich die ältere Schwester von dem Helden Mithos. Das heißt, wir beten eine Halbelfe an. Welch Ironie, wenn ich bedenke, mit welcher Abscheu die meisten Menschen den Halbelfen begegnen" murmelte Aster und machte sich einige Notizen. Ein leiser Seufzer entfuhr seinen Lippen, ehe er wieder zu Lloyd aufblickte. "Weißt du... Du siehst Sir Kratos sehr ähnlich. Seid ihr vielleicht miteinander verwandt?" lächelte der Blonde und blickte nun neben sich, da er einen Windhauch gespürt hatte. "Richter... Du siehst genervt aus". Es war lediglich eine Tatsache, die Aster äußerte und dennoch wurde er mit einem bösen Blick gestraft. "Kratos ist mein Vater" erwiderte Lloyd schmunzelnd und stieß seinem besten Freund in die Seite, da er Richter nicht mit giftigen Blicken strafen sollte. Schließlich brauchten sie die Hilfe des Langhaarigen, auch wenn er im Moment wahrlich genervt wirkte und schweigend sein Mittagessen verspeiste. "Oh... Ja, wie dumm von mir. Du siehst ihm wirklich sehr ähnlich. Hast du auch Flügel? Bitte erzähl mir alles und...". "Aster... Deine Fragerei verdirbt mir meinen Appetit" unterbrach Richter nun den Blonden und wendete sich nun den Besuchern zu. "Was wollt ihr hier?" fragte er nicht gerade freundlich und fixierte den jungen Halbelfen, dessen Blick mit jeder weiteren Sekunde wütender wurde. "Genis, beherrsche dich..." murmelte Lloyd und legte seine Hand auf die Schulter seines besten Freundes. Warum wirkte Richter nur so unfreundlich? Er schien selbst zu seinem Kollegen unfreundlich zu sein. Aster schüttelte lediglich seinen Kopf und hielt nun den Mund. Er schien diese Launen bereits zu kennen, obwohl Lloyd in dessen Fall natürlich nicht den Mund gehalten hätte. Er seufzte leise aus, sah nochmals zu Genis hinab und wendete sich wieder Richter zu. "Wir müssen dich um einen Gefallen bitten, Richter. Es geht um Professor Raine". Die grünen Augen funkelten für einen kurzen Moment, ehe Richter seinen noch relativ vollen Teller zur Seite schob und seine Arme auf die Tischplatte stützte. Gut, er schien wenigstens hören zu wollen, worum es genau ging, weswegen Lloyd die letzten drei Tage beschrieb und erklärte, dass sie einfach keine andere Möglichkeit gesehen hatten und seine Hilfe in Anspruch nehmen mussten. "Miss Sage hat seit drei Tagen nicht mehr ihr Zimmer verlassen? Wie schrecklich... Richter, du wirst ihr doch helfen, oder?" murmelte nun Aster und sah seinen Nebenan fragend an. Der Langhaarige machte sich bereits seine eigenen Gedanken, denn vor drei Tagen hatte er die junge Halbelfe allein mit ihren Gedanken gelassen. Er fühlte sich schuldig, weil er einfach aus ihrem Leben verschwunden war, ohne nach ihrem Befinden zu fragen. Wohlmöglich war er zu weit gegangen und nun saß Raine vermutlich in ihrem Zimmer und wusste nicht, wie sie sich eigentlich fühlen sollte. "Ich werde euch begleiten" murmelte er schließlich entschlossen und erhob sich. Lloyd war nun zunehmend erleichtert, denn für einen Augenblick hatte er gedacht, Richter würde der Professorin nicht helfen, weil er keine einzige Gefühlsregung gezeigt hatte. Genis war zwar weniger begeistert, aber er wollte endlich seine Schwester zu Gesicht bekommen, wollte sich einfach nur vergewissern, dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging. Gemeinsam mit Lloyd verabschiedete er sich von Aster und folgte schließlich dem Langhaarigen, welcher bereits bei der Tür wartete. "Lloyd... Richter wird bei dir auf dem Rheaird mitfliegen" erklärte Genis, während sie die Stadt verließen. Der Braunhaarige seufzte, nickte seinem besten Freund jedoch zu und holte seinen Rheaird aus der Flügeltasche. Er wollte nun auch keinen Streit, auch wenn er Genis' Verhalten schon ein wenig übertrieben nennen konnte, denn es ging im Moment nicht um den jungen Halbelfen und dessen Wut auf Richter, sondern um die Professorin, welche sogar den Unterricht hatte ausfallen lassen. Auf dem Rückweg wurde überwiegend geschwiegen, denn Lloyd wollte einfach keine Worte mit Richter wechseln, welcher hinter ihm saß und die Umgebung aus der Luft her betrachtete. "Kratos ist also dein Vater?" durchbrach er die Stille, denn er meinte, so etwas von dem braunhaarigen Jungen gehört zu haben. Lloyd nickte leicht und wusste nun nicht, wie er mit dieser Frage umgehen sollte. Warum fragte Richter? "Dein Vater hat Raine verlassen. Hat er nur mit ihren Gefühlen gespielt?". "Kratos würde niemals mit Professor Raine spielen. Dir steht kein Urteil zu, also lasse deine vagen Behauptungen" zischte Lloyd gefährlich über seine Schulter, denn er musste seinen Vater einfach verteidigen. Natürlich war er einfach gegangen, aber Kratos hatte sicherlich seine Gründe, oder etwa nicht? Richter erwiderte nichts, denn was sollte er denn von einem Mann denken, welcher nur einen jämmerlichen Abschiedsbrief kritzelte und eine junge Frau, die sehr viel für ihn empfand, einfach ihrem Schicksal überließ? Wenn er das Liebe nennen sollte, dann schien er die Bedeutung dieses Wortes wohl noch mal überdenken zu müssen. Weitere Gedanken konnte er sich jedoch nicht machen, da der Junge vor ihm zur Landung ansetzte und anschließend vom Rheaird stieg. "Amigo... Es gibt Neuigkeiten und...". Zelos blieb mit Colette vor Lloyd stehen, betrachtete den langhaarigen Mann eingehend und blinzelte schließlich einige Male. "Hey... Dich kenne ich doch. Du bist immer mit einen blondhaarigen Jungen in Meltokio unterwegs, oder?" fragte er und deutete mit seinen Zeigefinger auf Richter. "Zelos Wilder, der ehemalige Auserwählte und das Mädchen neben dir ist Colette Brunnel, die ehemalige Auserwählte" stellte Richter lediglich fest und blieb unbeeindruckt, während er den Rothaarigen studierte und schließlich die Blonde in Augenschein nahm. "Egal... Genis, du gehst mit Richter ins Haus und ich höre mir an, um was es sich für Neuigkeiten handelt" erklärte Lloyd und nur widerwillig ließ Genis den Langhaarigen ins Haus, welcher sofort in den Flur lief und vor dem Zimmer der jungen Halbelfe stehen blieb. Zaghaft klopfte er an die Tür, lauschte den Geräuschen im Zimmer, aber nichts Verdächtiges ertönte auf der anderen Seite. "Raine... Mach mir die Tür auf" murrte er und nun klang sein Klopfen auch nicht mehr so zaghaft. Nach einigen Minuten stöhnte er genervt, entfernte sich von der Tür und nahm genügend Anlauf. Bevor Genis hätte etwas sagen können, brach das Holz geräuschvoll und die Tür krachte mit einem gewaltigen Laut gegen das Regal im Zimmer. "Spinnst du?" wollte Genis ernsthaft wissen und trat nun ebenfalls ins Zimmer seiner Schwester ein, erschrak im nächsten Moment und hastete zum Bett. "Raine... Dein Gesicht ist ganz heiß... Bitte, sag doch etwas...". Der verzweifelte Junge wurde zur Seite gezogen, ehe sich Richter an den Bettrand setzte und sich seiner Handschuhe entledigte. Prüfend legte er seine Hand auf ihre Stirn, betrachtete die geröteten Wangen der jungen Frau und wendete sich nun wieder Genis zu. "Bringe mir bitte eine Schüssel mit kaltem Wasser und einen Waschlappen. Mach dir keine Sorgen, Genis, deine Schwester wird wieder gesund" sprach er ruhig auf den immer noch nervös wirkenden Jungen ein und zum ersten Mal bemerkte Genis, dass Richter auch freundlich sein konnte. Er nickte ihm leicht zu, ehe er das Zimmer verließ, um dem Langhaarigen das Gewünschte zu bringen. Richter strich ihr einige Haarsträhnen aus der Stirn, glitt mit seinen Fingerkuppen über ihre linke Wange und spürte plötzlich eine zierliche Hand um sein Handgelenk. "Richter..." murmelte Raine und sah den Langhaarigen aus müden Augen an. Ein kaum merkliches Lächeln erschien auf seinen Lippen, während er ihr nochmals liebevoll über ihre Wange strich. "Entschuldige... Ich hätte wohl nicht ohne ein klärendes Gespräch verschwinden dürfen. Zudem habe ich dich geküsst und...". "Bist du nur hier, um dich bei mir zu entschuldigen?" hauchte Raine fragend und ließ ihre Augenlider erneut sinken. Ihr gesamter Körper, einfach ihre Glieder schmerzten und ihr war so unsagbar kalt, obwohl ihr Gesicht beinahe vor Hitze kochte. "Dein Bruder und Lloyd haben mich um Hilfe gebeten, weil du dich in deinem Zimmer eingeschlossen hast. Warum hast du dir nicht helfen lassen? Du hättest doch wenigstens zu mir kommen können". Leise Schritte ertönten und nur einen Augenblick später stellte Genis eine Schüssel mit dem kalten Wasser auf den Nachtschrank ab, während er Richter den Waschlappen reichte. "Genis... Ich wollte dir keine Sorgen bereiten" murmelte Raine leise an ihren Bruder gerichtet. Der junge Halbelf schüttelte seinen Kopf und sah Richter dabei zu, wie er den Waschlappen ins kühle Nass tunkte und den kühlen Lappen schließlich auf die Stirn seiner Schwester legte. Wie konnte dieser ungehobelte Klotz nur so fürsorglich sein? Hatte Richter mit seinem jetzigen Verhalten etwa erreicht, dass Raine ihn mochte? Der Kuss, dachte sich Genis insgeheim. Welche Bedeutung hatte ihr ausgetauschter Kuss denn nur? "Ich weiß, du magst Richter nicht, aber... Ich möchte, dass er für einige Tage bei uns bleibt. Ich will...". Raine brach ihren Satz ab, wollte sie nicht noch einmal die Einsamkeit verspüren, wie in den letzten Tagen. Der Langhaarige konnte ihr wenigstens ein bisschen Halt geben, konnte sie mit Worten ein wenig beruhigen und hatte sich für sein Fehlverhalten entschuldigt. "Raine, ich...". Der Jüngste schloss für einige Sekunden seine Augen, ehe er sich wieder Richter zuwendete, dessen grüne Augen ihn nun nicht mehr wütend musterten. Nein, er schien auf sein Einverständnis zu warten, da Genis bisher der beschützende Bruder gewesen war. "Okay... Ich will nicht, dass du unglücklich bist, Raine. Wenn Richter dir irgendwie helfen kann, also... Er darf die nächsten Tage bei uns bleiben". Richter erhob seine freie Hand und fuhr dem Jungen durchs Haar. Eine Geste, die seine Dankbarkeit ausdrücken sollte, weil er Raine so ungern in ihrem jetzigen Zustand alleine gelassen hätte. "Genis..." hörte der junge Halbelf seinen Namen und blickte zur offen stehenden Zimmertür. Er nickte seinem besten Freund zu und wendete sich noch mal an Richter, dessen Hand nun aus seinem Haar verschwand. "Ich habe mich geirrt, Richter. In meinen Augen warst du einfach nur ein Störfaktor, aber du bist meiner Schwester wahrscheinlich wichtig. Bleib bei ihr und sei ihr ein guter Freund, aber... Ich kann dich trotzdem nicht ausstehen" erklärte Genis und verließ das Zimmer von Raine, lehnte die Tür an, da das Schloss aus dem Holz gebrochen war und lief Lloyd hinterher. In seinem Zimmer würde er nun erfahren, was es für Neuigkeiten gab, denn Zelos hatte irgendwie erleichtert geklungen. Richter besah sich die Tür und den Schaden, den er angerichtet hatte, ehe er sein Augenmerk wieder auf Raine richtete. Ein kleines Lächeln war auf ihren Lippen erschienen, während sie die behutsamen Berührungen seiner Hand auf ihrer Wange zu genießen schien. "Du hast mich verunsichert, Richter. Ich habe über meine Gefühle nachgedacht und... Ich liebe Kratos, aber... Ich will ihn vergessen. Durch unseren Kuss konnte ich ihn vergessen und... Ich will mich einfach nicht mehr so fühlen. Ich muss der Wahrheit ins Auge sehen, dass er vielleicht nur an seine eigenen Interessen gedacht hat und...". "Du redest schon wieder wie ein Wasserfall" unterbrach er die junge Halbelfe lächelnd und entledigte sich seiner Stiefel, ehe er seine Waffen ebenso ablegte. "In anderen Worten... Ich soll dein Kompromiss sein?" wollte Richter in Erfahrung bringen und zog sich seinen Mantel aus. Abwartend sah er in ihre blauen Augen, erneuerte nun den Waschlappen und stützte sich schließlich mit seinen Armen neben ihren Kopf ab. "Ein Kompromiss wird dich nicht glücklich machen, Raine. Du wirst auch weiterhin an Kratos denken, weil nur er dein Herz besitzt und beherrscht. Ich wäre nur eine Notlösung, die auf Dauer keineswegs befriedigend ist". Er wollte ihr lediglich die Wahrheit vor Augen führen, da sich Raine nur selbst belügen würde. Nun, wenigstens war die junge Frau unter ihm offen und beging nicht den Fehler, indem sie ihm ihre derzeitige Denkweise verschwieg. Raine lächelte traurig, nickte ihm zu und dennoch legte sie ihre Hände um sein Gesicht, weil sie nicht für den Rest ihres Lebens unglücklich sein wollte. "Richter, ich...". "Du wirst einen großen Fehler machen und trotzdem kann ich mir vorstellen, dass du im Moment keinen anderen Ausweg in deiner Lage siehst" lächelte der Langhaarige ebenso traurig und nahm für einen kurzen Augenblick ihre Lippen in Besitz. "Du wirst es bereuen, Raine. So sehr bereuen, wenn dein Liebster irgendwann vor dir stehen sollte" fügte er leise hinzu und bemerkte, wie Raine erneut seinen Worten zunickte. Dennoch wollte sie im Moment nur vergessen, diesen Mann aus ihrem Gedächtnis verdrängen, nur um für einige Tage, Wochen, gar Monate ein falsches Glück zu genießen. "Ich weiß, aber... Du konntest meinen Schmerz und meine Einsamkeit verbannen. Ich verlange vermutlich zuviel von dir, weil du mich überhaupt nicht kennst und ich...". "Dann lernen wir uns kennen" murmelte er gegen ihre Lippen, legte nun seine Arme um ihren zitternden Körper und vereinte ihre Münder erneut zu einen Kuss. Er musste verrückt sein, weil er auf ihre Bitte einging und nun bereit war, die zweite Geige zu spielen. Hoffentlich artete diese Entscheidung nicht aus, denn er würde vermutlich selbst unsagbare Schmerzen erfahren, aber im Moment wollte er einfach nur ihren Wunsch erfüllen, auch wenn er nun einen weiteren möglichen Fehler beging. Nur ein Zimmer weiter saß Genis auf seinem Bett und atmete erleichtert aus. "Also bleibt uns momentan nur die Hoffnung, dass Kratos auf sein Herz hört? Ich frage mich, wieso er eigentlich gegangen ist, wenn er doch meine Schwester schon so lange liebt?" erwähnte Genis seine Gedanken, denn diese damalige Entscheidung erschien ihm unlogisch. Welche Person kehrte denn freiwillig in die Einsamkeit zurück, wenn doch die Chance vorhanden war, mit einer geliebten Person glücklich zu werden? "Mein Vater schien Angst empfunden zu haben. Wahrscheinlich hat er sich an meine Mutter erinnert und... Wir können nur hoffen, dass er die richtige Entscheidung trifft" erwiderte Lloyd nachdenklich und nur aus diesem Grund schien sein Vater die Pflicht in den Vordergrund geschoben zu haben. Ja, warten und hoffen. Mehr konnte die kleine Gruppe nun auch nicht mehr tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)