Invisible Wall von the_KYO (Fortsetzung zu "32 hours" ; MYV x Ruki) ================================================================================ Prolog: Intro ------------- Unschuldig fiel der schwache Lichtpegel, welcher durch die engen Maschen des dünnen Vorhangstoffes schlich, auf seine blasse Haut. Die Augen hielt er fest geschlossen und ein Lächeln trug seine Lippen. Der Wecker neben ihm spielte schon seit knapp 4 Stunden die deutsche Hitparade, doch unsere Story wäre wohl zu langweilig hätte er die „lieblichen“ Klänge der Schlagersänger wahrgenommen. 12 Januar, 13 Uhr „Ich liebe dich….“ Endlich. Ruki hatte es geschafft, Miyavi, dem Mann, den er liebte zu sagen, was er für ihn empfand. Doch anstelle des fast lautlosen Geräusches des fallenden Schnees um sie herum übertönte ein lärmendes Rauschen die Situation und plötzlich stand der Gitarrist in Schürze und mit Staubsauger vor ihm. „W.. Was tust du da?!“ „Ich sauge.“ Als er die Augen öffnete, hatte er das Gesicht einer alten Putzfrau vor sich. Der Vokalist ließ einen Schrei los, dann fand er sich halbnackt in einem Bett wieder. Neben ihm eine Putzfrau.. Der Wecker spielte unaufhörlich unerträgliche, deutsche Lieder und das rauschen des Staubsaugers bohrte sich wie das Geräusch eines Presslufthammers in seinen Kopf. „WAS ZUM TEUFEL?!“ „Excuse me please, I don’t speek japanese“ Sie schaltete den Staubsauger aus. “WHAT THE HECK?! WHERE AM I?!” “I think, you are in a hotelroom which I’m cleaning, Sir.” Panisch sah Ruki sich um, dann auf den Wecker. 13:06 Uhr? Hotel? Putzfrau? ……..Moment!! „WAR DAS ETWA ALLES NUR EIN TRAUM?!?!“ Mit einem Sprung stand Ruki aufrecht im Bett. Die Putzfrau musterte ihn verwirrt. Der Vokalist drückte sein Gesicht kurz in seine Hände. „What date is it?” “It’s January the 12th, Sir” Hatten sie nicht erst gestern ein Konzert gegeben? In Deutschland? In Frankfurt?! WAR IHR FLUGZEUG NICHT SCHON VOR 8 STUNDEN ABGEFLOGEN?! Frustriert ließ Ruki einen lauten Schrei los und schlug auf die Matratze ein, während sich die Putzfrau langsam aber sicher aus dem Hotelzimmer schlich… Und Ruki dann, nur in Boxershorts bekleidet, an ihr vorbei in Reitas Zimmer rannte. Ihre Schlüssel passten in die Hotelzimmer der Anderen. Ruki schlug die Tür auf, doch er fand nur Zach und Cody. Kais Zimmer: ein frisch verliebtes, übereinander herfallendes Ehepaar. Uruhas Zimmer: Ein Mann mit 4 wunderschönen Frauen. Aois Zimmer: Ein Pferd. Von der Verzweiflung getrieben rannte der Kleine zur Rezeption, doch dort wurde ihm nur erklärt das er schon vor 2 Stunden ausgecheckt haben sollte. Ruki war am Ende. Hatten sie ihn also tatsächlich in Frankfurt vergessen? Entnervt rutschte er an der Wand in seinem Zimmer herunter. Was sollte er tun? In seinem Traum wurde die ganze Szenerie hier übersprungen. Das Einzige, an was er sich erinnern konnte, war Miyavi.. Traurig sah er zu Boden. Was bildete er sich überhaupt ein? Jemand wie Miyavi hätte es niemals auf einen kleinen Zwerg wie Ruki abgesehen… Also schön. „Ich bin hier in Frankfurt gefangen… Ich führe nur 700 Euro mit mir. Ich muss irgendwie zurück nach Japan. Nur wie?“ Er dachte einen Augenblick nach.. Ihm fiel nichts ein.. Und nach 10 Minuten immer noch nichts.. „…Erst mal anziehen.“ Langsam taumelte Ruki zu seinem Koffer… Koffer?…?! WO ZUM GEIER WAR SEIN KOFFER?! Hatte sein Page den etwa zu den andern in den Bus gebracht als Ruki noch schlief? //Das… War doch im Service inbegriffen…// Ruki wurde kreidebleich. Warum nur… Warum passierte immer ihm so ein- „SCHEIßDRECK!!!!!“ Völlig neben sich begann er, auf das Bett einzuschlagen und konnte sich gerade noch so zusammenreißen, nicht die Nachttischlampe gegen die Wand zu werfen. Ein Glück war sein Handgepäck noch da. „Pass da.. Geld da… Handy da“ Er atmete tief ein und aus. Keine Kleidung. Wie sollte er so auf die Straße? Seufzend warf er sich seine Tasche um und sah aus dem Fenster. Frankfurt, Stadtzentrum. Genug Boutiquen. Aber wie sollte er da ungesehen, in seiner schwarzen Boxershorts mit Katzenpfötchen darauf, hinkommen? Missmutig ging er aus seinem Zimmer. Doch dann entdeckte er die Rutsche für die Dreckwäsche… Und sein Problem schien gelöst. Klein genug war Ruki, weshalb es ihm nun wirklich nicht schwer viel dort rein zu kommen. Und keine fünf Minuten später rauschte der Kleine geradeaus steil nach unten. Mit einem Ruck landete er in dem großen Wäschekorb, die Bettbezüge flogen durch die Luft, und der Kleine hielt sich jammernd den Hintern. Es war nicht sonderlich angenehm, immer wieder über diverse Rillen zu rutschen. Als er sich sicher war, das niemand hier sein würde, steckte er den Kopf aus dem Wäschekorb, dann krabbelte er ganz hinaus.. Nachdenklich sah er sich um.. Die Laken würden ihn.. irgendwie bedecken können.. Oder nicht? Sollte er es wagen.. einfach eins mitgehen zu lassen? Ohne weiteres Nachdenken nahm er sich ein Bettlaken, versuchte es sich wie eine Toga umzuwickeln und rannte dann auf die Straße raus, dann in den nächstbesten Laden. -- 80 Euro leichter lief Ruki angezogen durch die Straßen Frankfurts. Seine Orientierung hatte er schon nach den ersten 10 Minuten verloren, doch er hatte nicht das Geld, sich ein Taxi zu rufen. Also immer den Schildern hinterher. Die Sonne brannte zwischen den Wolkenkratzern herab und Ruki dachte er würde elendig in Deutschland verrecken, da fand er das riesige Gebäude. Der erste Teil seiner Reise war hinter sich gebracht. Missmutig blickte der Vokalist auf die Anzeigetafel. Der nächste Flug würde erst in 3 Stunden gehen. Aber ob es für diesen noch Plätze in seiner Preisklasse gab war fragwürdig. Japan Airlines stand über dem Schalter der wohl den Rest seines Lebens bestimmen würde. „Ano…. Hätten sie… zufällig irgendeinen Flieger mit… Tickets… für… knapp 600 Euro?“ die Dame hinter der Kasse sah ihn ungläubig an, dann lachte sie. „Unsere Preisklasse liegt bei 1000 Euro aufwärts. Wenn Sie einen Flieger für unter 1000 Euro erwischen wollen kann ich ihnen nur einen anbieten. Es ist ein 50 Personen Flieger der ungefähr… 5 mal hält. Die Flugdauer beträgt also ungefähr 26 Stunden. Er würde um 19 Uhr starten.“ Ruki sah die Frau an als würde er gleich an einem Anfall sterben und Amok laufen, dann schlug er seinen Kopf einmal kräftig gegen die Wand, lächelte sie an und bestätigte, dass er das Ticket mit Freuden annehmen würde. Der Flughafen war kein schöner Ort für ihn. Er musste sich den Weg über mehrere Terminals kämpfen und landete schließlich irgendwo im Keller wo es bestialisch stank, aber nur so kam er zu seinem Flugzeug. Das Ticket fest umklammert saß er also ein paar Meter unter der Erde und wartete darauf das Flugzeug betreten zu dürfen. Die Sicherheitskontrollen waren kein Problem. Er hatte keinerlei Schmuck oder Flaschen bei sich. Dann saß er also im Flugzeug. In einem Dreiersitz in der Mitte. Am Fenster saß ein kleines Mädchen, der Platz am Rand war noch frei. Das Flugzeug hatte noch Propeller, und Ruki Flugangst. Mit einem bitteren Lächeln sah er hinaus auf den Propeller und dachte sich das er ihn mit Sicherheit heute noch aufschlitzen würde. Doch dann wurde sein eigentlicher schlimmster Alptraum war. Ruki erinnerte sich wieder. Die Cosplayerin die in seinem Traum neben ihm saß.. Kam geradewegs den Gang herunter. Nur, dass es nicht er selbst war, den sie cosplayte. Es war ein Reita. Das Stoffband in ihrem Gesicht verriet sie. Heftig krallte sich der Sänger in die Armlehnen neben ihm, dann setzte sie sich auch schon neben ihn. Und kurz nachdem der Flieger gestartet war, erkannte sie ihn. „Hey… Aren’t you Ruki? The Vocalist from the band GazettE?! You were on a concert yesterday!! Oh my god, did you see me? I was in the first row!!” //Ruhig, Takanori. Du wirst sie nicht umbringen. Beruhige dich// Die ersten Stunden begnügte sie sich damit, ihm von sich zu erzählen, auszufragen und Fotos von ihm zu machen. Doch kurz nach dem ersten Halt während dem Aufstieg, fing sie an sich auf ihre Weise bei ihm einzuschmeicheln. „Do you know, I actually just like Uruhas.. But.. for you I could make a difference” Ruki spürte, wie sie den Arm um ihn legte, nahm eine Kotztüte und gab ihr demonstrativ seine Meinung darin wieder, doch sie war fürsorglicher als er dachte. „Oh… are you ill by flying?” Sie warf ihm freundlicherweise sogar die Tüte weg. „Are you afraid?” Ruki nickte nur noch, dann schloss er die Augen. Er wollte einfach nur noch nach Hause. Die Stunden vergangen langsam und schleichend. Das Mädchen am Fenster begann immer wieder zu schreien und das Fangirl durchlöcherte ihn mit Fragen und ließ immer wieder den Macho raushängen, doch nach einer Weile schliefen beide dank seiner Schlaflieder Kenntnissen und Ruki hatte seine Ruhe…….. Doch nach ein paar Stunden ging alles von vorne los. Der Flug war vorbei, Ruki knallte mit vollem Tempo die Treppe herunter und schlug sich die Lippe blutig ehe „Thank you for traveling with Japan Airlines“ ertönte und der Kleine anfing zu weinen. Er war daheim. Er war ENDLICH daheim! Und die Mädchen würde er nie wieder sehen!! 13 Januar, 20.34 Uhr Todmüde schlurfte Ruki durch die Hallen des Flughafens in Tokio und löschte die Handynummer des Cosplayers. Wirklich alles war so abgelaufen wie in seinem Traum… Ach? ……..Moment!! Wenn alles so abgelaufen war wie in seinem Traum.. Dann.. Müsste er doch in den nächsten Sekunden auf Miyavi treffen?! Ruki wurde nervös und sah sich immer wieder um. Ein kleines Lächeln schlich auf seine Lippen. Vielleicht würde er ihn ja tatsächlich treffen? Vielleicht entsprach der Traum ja der Zukunft? …Doch auch nach einer Stunde suchen.. Kein Miyavi. Enttäuscht und blind vor Wut trat er gegen einen Mülleimer, dann klingelte sein Handy. Und Ruki wusste wer es war. „Hallo Reita…“ flüsterte er in einem zischenden, tödlichen Ton. „Ruki… eto… Bist… Du… schon in Tokio?“ „WEIßT DU EIGENTLICH WAS ICH DIE LETZTEN STUNDEN LANG DURCHGEMACHT HAB DU VERFICKTER MELONENFICKER?! WENN DU DEINEN HÄSSLICHEN ARSCH NICHT SOFORT HIERHER BEWEGST MACH ICH DIR DEIN RESTLICHES LEBEN ZUR HÖLLE! ICH BRING DICH UM DU WIXXER!! ALSO FAHR MIT DEINER SCHEISS SCHROTTKARRE SOFORT ZUM FLUGHAFEN!!“ Dann legte er ohne weiteres auf, warf sein Handy an die Wand und ließ sich auf den Boden fallen, zog die Knie an, kniff die Augen zu und vergrub seinen Kopf in ihnen. Was für ein furchtbarer Tag. Alles erahnte war eingetroffen. Alles war passiert. Aber er hatte es wohl nicht verdient, Miyavi zu treffen. Was zum Teufel hatte er in seinem Leben falsch gemacht?! 13 Januar, 21.28 Uhr Kochend vor Wut saß Ruki auf dem Beifahrersitz in Reitas Wagen. Das Dufthäschen von Playboy baumelte vor seinen Augen. Hin… Und Her… Mit einem Ruck riss er es herunter und warf es aus dem Fenster. Er sah aus den Augenwinkeln wie Reita zusammenzuckte. Der sonst so starke Mann war eingeschüchtert. Er wusste wohl, dass Rukis Worte verdammt ernst waren. Auch wenn der Kleinere kaum eine Chance gegen ihn hätte. Sie hatten sich schon mal geprügelt und waren beide im Krankenhaus gelandet. Und die gebrochenen Rippen waren Reita wohl in Erinnerung geblieben. „Willst du was trinken gehen? Ich lade dich ein.“ „Halts Maul, Reita.“ Der Kleinere war nun wirklich nicht in Feierlaune. Genervt sah er aus dem Fenster und bemerkte, wie sie am Park entlang fuhren. „STOPP!“ Reita musste heftig auf die Bremse treten während Ruki die Tür öffnete und mit einem Ruck zuknallte. Der Bassist ließ das Fenster runter, Ruki lehnte sich kurz hinein. „Von hier aus lauf ich.“ Dann fuhr Reita weiter. Und Ruki stand vor dem dunklen Park. Es war kalt. Aber der Vokalist wollte den Ort finden an dem die Qualen etwas Wert gewesen wären und seine Hoffnungen in Erfüllung gegangen wären. Langsam lief er zwischen den Bäumen entlang, unter den Ästen die unheilvoll über dem Weg hingen. Über den knirschenden Schnee, an dem Kiosk vorbei, über den Weg den sie in seinem Traum eingeschlagen hatten. Der Wind schnitt scharf über seine Wangen und die Kälte ließ ihn zittern. Die Kälte die er schon seit Monaten in sich trug. Etwas verloren setzte der Kleine sich hin und zeichnete ein Herz in den Schnee. War es hier gewesen? Hatte er hier die Wärme bekommen, die er sich so ersehnt hatte? Er strich mit seiner Hand über das Herz, dann hörte er Stimmen und er richtete den Kopf auf. War er so dunkel angezogen das sie ihn nicht entdeckten? Es waren Männer die Sprachen. „Warum hast du mich hierher gebracht? Ich hab zwar versprochen den Tag mit dir zu verbringen, aber warum ausgerechnet an so einem kalten Ort? Lass uns lieber irgendwo feiern gehen!“ “Weil hier niemand sein wird der uns hört, Miyavi.. Und ich muss dir etwas sagen.. Das hab ich doch vorhin schon gesagt..“ Miyavi. Es war Miyavi der hier war. Unbemerkt schlich sich der Vokalist hinter einen Busch. Was tat er so spät an diesem Gottverlassenen Platz? “Warum willst du das uns niemand hört, Kai? Hätten wir das nicht im Club besprechen können, was auch immer du mir sagen willst? Es ist verdammt kalt. Ich meine, ich mag Schnee. Aber nicht im ärmellosen Trägertop.“ Kai. Kai war bei ihm. Er hörte ihre Schritte näher kommen.. Und dann stand Miyavi auch schon auf dem Herz das er gezeichnet hatte. Ruki wagte es nicht zu atmen. „Ich bin nicht extra hierher um dir nur irgendetwas zu sagen, Miyavi. Es gibt einen bestimmten Grund. Ich… Ich denke schon lange darüber nach“ Eine dichte Stille legte sich um sie. „Aber… Ich hatte immer Angst es dir zu sagen. Weil ich nicht weiß, was du tun wirst. Dennoch.. Jetzt stehe ich hier.. Und will nicht mehr darauf warten“ eine erneute, drückende Stille. „…Was ist es denn, was so wichtig-“ „Ich liebe dich, Miyavi.“ Rukis Kopf durchschoss der Satz wie eine Kugel. Er bohrte sich immer tiefer in sein Hirn. Das konnte doch nicht Kais Ernst sein! Er flehte zu Gott. Er flehte ihn an, dass Miyavi nichts falsches sagte. Dass er sagen würde das er Kai nicht liebte und nur ihn. Dass er einfach gehen würde. Dass er ihm verdammt noch mal nicht wehtun würde!! Doch es war still. Alles um ihn herum war still. Nur das leise Säuseln des Windes ging durch die Blätter. Und Ruki wagte zögerlich einen Blick. Es war zu dunkel um viel zu erkennen. Doch der Vokalist wusste was los war. Kai… hatte Miyavi geküsst. Und dieser stieß ihn nicht weg. In Ruki verkrampfte sich alles. Er wollte schreien doch er konnte es nicht. Fassungslos starrte er auf das Geschehen, dann erhob er sich und rannte. Es war ihm scheißegal ob sie ihn gesehen hätten. Ihm war alles egal. Heiße Tränen rannen über die bleichen, eiskalten Wangen. Die Verzweiflung trieb ihn weiter, immer weiter. Das Gefühl breitete sich aus, das Gefühl wenn jede Hoffnung aus dir gewichen ist. Dieses unbeschreibliche, grausame Gefühl. Es fühlte sich an als würde er von innen heraus verbluten, sein Herz gewaltsam herausgerissen, jegliche Gefühle aus ihm heraus gezerrt.. Außer der Schmerz der ihn auffraß. Zitternd sackte Ruki in einer Seitenstraße zusammen. Irgendeine winzige Seitenstraße die mit einer Sackgasse endete. Den Körper auf die Hände gestützt, das Gesicht zu Boden. Die Tränen fielen im Sekundentakt. Dann spürte er eine Hand an seiner Hüfte. Und er ließ das geschehen, was passieren würde. Ihm war es egal, was mit ihm geschehen würde. Es war ein Mann. Irgendein Mann. Irgendein betrunkener Mann in einer Seitenstraße. Er fasste ihn an. Überall fasste er ihn an. Immer wieder. Das Geräusch wenn man Stoff zerreißt. Der Schmerz in deiner Kehle wenn du schreist vor Schmerzen. Das Gefühl, wenn du zerreißt. Von innen heraus. Immer wieder. Rein und Raus. Doch Ruki ließ es zu. Er ließ es zu. Er ließ es einfach zu. Und das warme Blut floss über seine Beine.. Still. Wie die Tränen die unaufhaltsam über seine Wangen rannen. Und schließlich die Weiße Flüssigkeit, die über seine Beine lief. Es war kalt. So unglaublich kalt. Der Mann war fort. Und Ruki allein. Allein, in einer dunklen Welt die ihn immer tiefer in sich verschlang. Seine Augen fielen zu und dann.. war es vorbei. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - « Let’s rewind 13 Januar, 21:48 Uhr Was passierte hier? „Ich liebe dich, Miyavi….“ Kais Worte hallten in Miyavis Kopf herum, immer wieder, wie ein Echo. Alles drehte sich. War es die Wirklichkeit? Kais Lippen auf den seinen.. Voller Zärtlichkeit. Doch Miyavi war zu erschrocken um reagieren zu können. Küsste.. ihn der Drummer da gerade? Zitternd legte er die Hände an Kais Schultern, dann sah er einen Schatten aus dem Gebüsch huschen. Doch es schien Kai nicht zu stören. Er wurde fordernder, verlangender. Vorsichtig drehte Miyavi seinen Kopf zur Seite. Dann schob er Kai mit einem vorsichtigen Stoß an den Schultern zurück. Ängstlich sah der Andere ihn an. Ihm war klar, dass die Worte welche ihm jetzt über die Lippen kommen würden, Kai verletzen würden.. Und Kai wusste das auch. Miyavi lächelte schwach. Eine Stille legte sich zwischen sie, eine unendliche Stille. Als Miyavi Luft holte um zu sprechen, prasselten die Tränen bereits aus Kais Augen. Vorsichtig hob der Schwarzhaarige die Hand und wischte sie ihm sanft aus dem Gesicht. „Kai… Ich.. respektiere deine Gefühle, hai? Du.. Bist ein wundervoller Mensch.. Und ich hab dich echt verdammt gern.. aber… Mein Herz… gehört... einem Anderen..“ Er fühlte sich schlecht, denn der Drummer sah todtraurig zu Boden, sah ihn nicht mehr an. Und Miyavi hasste es, Anderen weh zu tun.. Besonders wenn sie so ein sanftes Gemüt hatten wie Kai. „Es ist Ruki, denn du liebst, nicht wahr?“ Erschrocken blickte Miyavi Kai an. „Kai ich…“ „…Ich weiß es, Miyavi. Du… Es ist.. die Art wie du ihn ansiehst.... Ich hab dich beobachtet, weißt du..?“ Kai zog die Nase hoch, wischte sich erneut forsch über die Augen. „Aber.. Ich wollte es wohl einfach nicht wahrhaben.“ Kais Stimme war nur noch ein Wispern, dann drehte er ihm den Rücken zu, ging langsam davon.. Schweigend sah der Gitarrist ihm hinterher, ehe ein Schluchzen die Stille Unterbrach. Kais Schluchzen. Miyavi biss sich auf die Unterlippe. Das.. war niemals seine Absicht gewesen. Eigentlich gab er nicht gern Abweisungen. Seit fast 2 Jahren ging das jetzt schon so.. Schon seit fast 2 Jahren tat er es mit dem Gedanken an den kleinen Vokalisten, dem er sein Herz geschenkt hatte. Dem Kleinen Vokalisten, der ihm wohl niemals gehören würde. Dem Vokalisten, dessen genervte Miene schon an ihrem ersten Treffen in Miyavis Kopf geblieben war. Seufzend sah er nach unten und bemerkte ein Herz auf welches er getreten war. Ein Herz? Wer würde schon ein Herz auf den Boden zeichnen, wo doch jeder drauf trat.. …Aber gleichzeitig bemerkte jeder tagsüber ein Herz im Boden. Ein Grinsen schlich auf seine Lippen als er sich herunter kniete und >Takanori< mitten hinein schrieb… Ein Seufzen wich über seine Lippen, dann erhob er sich fröstelnd und rieb über seine Arme. Es war leichtsinnig gewesen ohne Jacke aus dem Haus zu gehen. Nachdenklich sah er in die Dunkle Umgebung. Miyavi hatte einen merkwürdigen Traum gehabt.. Er hatte geträumt von Ruki irgendwo im Park gesagt zu bekommen das er ihn liebe. Er hatte den Kleinen am Flughafen getroffen und wäre mit ihm mitten im Winter Eis essen gegangen. Deshalb hatte er den vorigen Tag auch die ganze Zeit auf Ruki am besagten Ort gewartet. Aber nur Kai, Uruha, Aoi und Reita kamen. Kein Ruki. Und als er die Band darauf ansprach guckten die nur geschockt. Sie hatten ihn schlechthin einfach in Deutschland vergessen. Es wurde ihm zu kalt und er rannte beinah aus dem Park, dann in das nächstbeste Lokal an einen Tisch neben eine Heizung. Als die Kellnerin kam seufzte er. Erneut ein Abend allein… „Einfach einen warmen Kakao, bitte“ 13 Januar, 23:54 Uhr Das Lokal würde in 6 Minuten schließen.. So lang war er also darin geblieben? Miyavi zahlte, bekam netter Weise noch eine Decke mit und begab sich schließlich auf den Heimweg. Der Tag war eh gelaufen. Er hatte womöglich einen wirklich guten Freund verloren und Sorgen quälten ihn um den Kleinen. Ruki war schließlich nicht nach Hause gekommen. Langsam hob er den Blick in den Himmel, seufzte und streckte die Hand nach den Sternen aus die sich hinter den schweren, mit Schnee gefüllten Wolken verbargen. „Takanori.. Wo bist du?“ Ihm war bewusst, dass er ihn nicht hören würde. Langsam schloss Miyavi die Augen. „Komm nach Hause..“ Und so stand er da, irgendwo auf einem Gehweg vor dem Eingang der U-Bahn Station, und als er die Augen wieder öffnete war der Mond zu sehen. Ein kleines Lächeln schlich auf das Gesicht des gequälten Mannes, dann stieg er die Treppen hinab, wartete und fuhr schließlich mit der Bahn durch den pechschwarzen Tunnel. Die Stirn gegen die Scheibe gelehnt, nachdenklich. Ob er ihn wohl jemals wieder sehen würde? Ob er überhaupt noch die Chance bekommen würde, ihm zu gestehen, was er empfand? Tränen stiegen in seine Augen. Nein, daran wollte er nicht denken. „Natürlich kommt er wieder..“ flüsterte er, nahm seinen Kopf von der Scheibe und strich sich das Haar zurecht. Lächelte sein Spiegelbild an. „Sei nur Optimistisch Miyavi.. Er wird schon wieder kommen“ Es war die Vorletzte Station an der Miyavi aussteigen musste, auch wenn diese nur 15 Minuten von dem Park entfernt war. Miyavi mochte den Trubel in Tokio, aber nicht 24 Stunden lang.. Also hatte er sich eine Wohnung etwas außerhalb der Innenstadt gesucht. Er ging die alten Steintreppen hinauf, vorbei an den mit Graffiti bemalten Wänden. Die Gegend die ihn Umgab war voll mit Hochhäusern, aber recht friedlich an sich. Und sein Appartement in einer dieser Häuser war groß genug, also konnte er sich nicht beklagen. Leise singend lief er auf der Bordsteinkante, bemühte sich nicht herunter zu fallen, hüpfte aber immer wieder absichtlich hinunter um dann wieder hinauf zu hüpfen. Sein Heimweg führte eine Endlose Straße gerade aus, jedoch gab es Hunderte von Seitenstraßen links und rechts. Doch Miyavi empfand, dass seine Seitenstraße die winzigste von allen war. Er lebte in einem roten Hochhaus, in einer Seitenstraße die nach 20 Metern in einer Sackgasse endete. Eine der einzigen. Der Eingang zu seinem Haus war ganz hinten. Schließlich kam er an besagter Straße an und bog gähnend dort ein. Vielleicht wäre es angebracht sich mal ein Auto zu besorgen.. Das ewige Laufen in der Nacht war nicht das angenehmste, vor allem nicht im Winter. Müde schleppte er sich durch die Straße, nur noch ein paar Meter.. Doch dann entdeckte er etwas: Einen Schatten der sich an der großen Sackgassenwand befand und von einer Laterne geworfen wurde, welche sich 5 Meter vor seiner Haustür befand. Davor standen Mülleimer, aber irgendetwas war hinter ihnen.. Und lag dort. Man erkannte es ganz deutlich an den Schwarzen Umrissen. Miyavi runzelte die Stirn. Normalerweise waren die Nachbarn immer ordentlich und schmissen ihre Müllsäcke direkt in den Container.. Was war es also? Miyavi lief schneller, von der Neugierde besiegt, rutschte beinahe aus und trat schließlich hinter sie. Doch was er dort sah, verschlug ihm jeglichen Atem. Schockiert sah er auf den Boden, taumelte einen Schritt zurück, presste sich die Hand auf den Mund. //Das ist ein Mensch…// vorsichtig ging er doch einen Schritt auf ihn zu, um vielleicht mehr zu erkennen. Miyavi runzelte die Stirn. //Warum.. Hat er keine Hose an? Ist er etwa.. Mein Gott.. Ist das Blut an seinen Beinen?// Das Gesicht konnte er nicht erkennen, doch es war kein Zweifel das dies ein Mann war. Miyavi biss sich auf die Unterlippe. Anfassen wollte er ihn nicht, aber einfach hier herumliegen konnte er ihn auch nicht. Was also tun..? Sein Blick wanderte umher, da sah er eine Tasche neben dem Mann liegen. Zögerlich ging Miyavi auf die Knie.. tippte das Bein des Mannes mit dem Zeigefinger an. Keine Reaktion. War er ohnmächtig? Er nutzte die Gelegenheit. Langsam griff Miyavi zu der Tasche neben sich. Er wollte rausfinden, mit wem er es zu tun hatte und ob er womöglich Versichert war, was einiges erleichtern würde, wenn er einen Krankenwagen rufen müsste. Also kramte er darin und fand schließlich das Portemonnaie. Geld war keins drin, aber nach gewisser Suche fand er einen kleinen Reißverschluss und ein Ausweis purzelte auf den Boden. Vorsichtig hob er das Kleine Stück laminierten Papiers auf und sah es sich an. Sah es sich an.. Runzelte die Stirn.. Und ließ es dann vor Schock fallen. Ohne weiteres Zögern packte er den Mann an den Hüften, zog ihn nach vorn, sah in das bleiche, eiskalte Gesicht… Das ihm so bekannte Gesicht.. Und dann war ihm klar, welcher Mann vergewaltigt unter einer Laterne lag. „TAKANORI!!“ Der Schrei wich aus Miyavis Kehle, verzweifelt, fassungslos. Er zog Ruki nach oben, legte eine Hand an seine Wange.. Tränen stiegen in die Augen des Gitarristen. Er war so kalt… so verdammt kalt… Und es war Ruki… Es war tatsächlich Ruki.. Miyavi riss sich zusammen, er musste sich zusammenreißen. Hastig fasste er an den Hals des Kleinen, fühlte seinen Puls und- Keine Sekunde Später riss er sich die Decke vom Körper, wickelte sie um ihn. Vorsichtig beugte er sich über ihn, legte sein Ohr an dessen Nase.. Und atmete erleichtert aus. Er atmete… Verdammt, Ruki atmete..! Er hatte Puls und atmete! Er drückte ihn fest an sich, dann war der Schwarzhaarige aufgesprungen und zur Haustür gerannt. Die Tasche war ihm egal, ihm war alles egal. Er wollte Ruki einfach nur in Sicherheit bringen. Er schloss die Haustür auf, rannte 5 Etagen mit Ruki auf den Armen nach oben, öffnete die Wohnungstür und ließ sie einfach offen stehen. Rannte mit Schuhen durch die Wohnung, ins Schlafzimmer, legte Ruki dort ab.. Und wickelte schließlich die Decke auf. „Verdammt! VERDAMMT!!“ Miyavi wusste nicht was er tun sollte.. Doch er hielt es für das klügste, ihm erst mal die Schuhe, Socken und das klatschnasse Hemd auszuziehen. Er ging zum Schrank, zog einen Pulli heraus und zog ihm diesen an. Behutsam drehte er ihn in die stabile Seitenlage und sah, was die Ursache für die Blutspur war. Miyavi presste sich die Hand auf den Mund um nicht zu schreien, doch die Tränen konnte er nicht aufhalten. Wer war so grausam…? Er wusste nicht was er tun sollte.. Er kam sich so hilflos vor. Aber-? War der Nachbar aus dem zweiten Stockwerk nicht ehemaliger Notfallchirurg? Vorsichtig beugte er sich über Ruki, lächelte bitter und küsste ihn zärtlich auf die Schläfe. „Lauf nicht weg, okay..?“ wisperte er, „Ich.. bin in 5 Minuten wieder da..“ Und nur einen Augenblick später rannte Miyavi die Treppen hinab und hämmerte gegen die Tür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)