Spiel mit dem grünen Feuer~ von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Völlig gelangweilt saß ich an meinem Platz in der hintersten Ecke des Klassenraumes. Stumm blickte ich aus dem Fenster. Beobachtete die Vögel, die im Baum ihr Nest bauten. Wie sie ihre Freiheit genossen und trotzdem das taten, was ihr Instinkt von ihnen verlangte. Wie gerne hätte ich doch bloß mit ihnen den Platz getauscht. Ich hörte, wie sich die Stimme des Lehrers erhob und sah gemächlich wieder auf meine Arbeitsblätter. Meine Hand erhob sich fast automatisch, als er seine Frage wohl zum dritten Mal wiederholte. Ein Seufzen entfuhr meiner Kehle nachdem ich die ersehnte Antwort nannte. Kurz sah ich zur Seite und erhaschte den Blick meines Tischnachbarn, der mir eins entgegen zu schreien schien: Streber! Dabei lernte ich so gut wie nie oder passte großartig im Unterricht auf. Lediglich schnappte ich einige Dinge auf und schrieb mir Notizen, wenn es etwas an der Tafel gab, das es meiner Meinung nach abzuschreiben wert war. Die meiste Zeit verbrachte ich mit Langeweile. Oder damit aus dem Fenster in die, für die Schulzeit, so unglaublich weit entfernte Freiheit zu blicken. Und genau dahin wanderte mein Blick auch nun wieder. Bis dann plötzlich die Stimme meines besten Freundes meinen Gedankengang stoppen lies.. „Shun! Hörst du mir zu?“ erklang seine flüsternde Stimme. Seufzend griff ich nach einem losen Stück Papier in meinem Block. Kritzelte „Was gibt’s?“ hinauf und hielt die beschriftete Seit unauffällig nach hinten. Da mir nicht gerade die Gabe des Flüsterns in die Wiege gelegt worden war, machten wir es schon seid der sechsten Klasse so. Ziemlich praktisch. Es sei denn ein Lehrer bemerkte dies. Da schließlich nur meine eigene Schrift immer wieder neue Fragen stellte oder Antworten gab, fiel dies in solch seltenen Momenten nicht unbedingt positiv für meinen geistigen Zustand auf. „Wir gehen nachher in dieses neue Cafe…Ich hab uns Dates besorgt.“ Erneut seufzte ich lautlos und lies den Stift wieder übers Papier gleiten. „Dates?“ Ich hoffte nur, das es nicht die waren an die ich dachte… „Die beiden Austausch-Schülerinnen! Ich hab sie endlich soweit.“ Bingo! Ich strich mir durch die Haare. Sah sogar kurz über die Schulter zu ihm. Sein breites Grinsen und das freudige Funkeln in seinen braunen Augen gefroren, als er meinen Blick sah. Wieder drehte ich mich nach vorn um meine Antwort zu notieren. „Du weißt das ich kein Interesse an den Mädels hab!“ Ich konnte Mädchen noch nie leiden. Sie waren zickig, launisch, eitel und meistens auch arrogant. Das Einzige, was mich am weiblichen Geschlecht faszinierte, war dass sie es schafften, einmal im Monat sogar noch unausstehlicher zu werden. Naokis Kichern drang in meine Ohren. Wieder sah ich leicht über die Schulter zu ihm zurück. Das Grinsen seiner schneeweißen Zähne stach mir fast in die Augen. „Umso mehr Spaß für mich~“ trällerte mir seine Antwort entgegen. Unweigerlich schlich sich ein Grinsen in meine Züge. Die nächsten Stunden schleppten sich im gewohnten Schneckentempo dahin. Die Tatsache, das ich dem Cafe- Besuch genervt entgegensah, machte es nicht gerade besser. Kaum als das Klingeln zum Schulschluss ertönte, sprang Naoki auch schon von seinem Platz auf. Mit seinem breiten Grinsen stand er neben mir und stach mir ungeduldig in die Seite, während ich gemächlich meine kurze schwarze Jacke überzog. Mit einem Blick der sagte: „Lass es oder ich beiß dir den Finger ab!“ sah ich ihn kurz an. Er kannte diesen Blick von mir. Und am Anfang unserer Freundschaft hat er seine Wirkung auch nicht verfehlt. Allerdings schaffte er es jedes Mal den Finger rechtzeitig zurückzuziehen und nun ignorierte er es. Fertig bekleidet musterte ich meinen Freund. „Es kann losgehen. Öffne das Tor zur Hölle…“ meinte ich leicht grinsend, während sein Schakalsgrinsen ebenfalls breiter wurde. „Und mir die Himmelspforte~“ Wir trafen die Mädchen vor dem Cafe. Sie saßen draußen, was die strahlende Sonne an diesem Juni-Nachmittag ermöglichte. Ich selbst war eher der Typ, der sich hinein und in die hinterste Ecke verzog. Klarer Minuspunkt… Obwohl ich ihnen mittlerweile sogar dankbar bin. Denn ansonsten wären mir wahrscheinlich niemals diese strahlenden Saphire so intensiv aufgefallen. Wir saßen uns zu den beiden brünetten Mädchen und Naoki fing sofort ungehalten an zu flirten. Mein Interesse galt eher der Getränkekarte als den Worten der beiden Kanadierinnen. Ich spürte nur immer wieder die Blicke von Sharon auf mir. Ein Wunder, dass ich mir ihren Namen überhaupt gemerkt hatte. Selbstverständlich war ich ein Hingucker… Ohne dabei eingebildet klingen zu wollen… aber mit blonden Haaren und blauen Augen fiel man in Japan nun mal auf. Dabei verdankte ich die Augen meiner amerikanischen Mutter und die Farbe meiner Haare einem günstigen Färbemittel… Dementsprechend genervt, war ich nach kaum fünf Minuten schon völlig lustlos und antwortete nur knapp auf ihre Fragen. Ungeduldig wartete ich auf den Kellner, um wenigstens ein paar Augenblicke mit einem geistig reiferen Menschen reden zu können. „Magst du dir mit mir einen Eisbecher teilen?“ ertönte die glockenhafte Stimme von Sharon, als ich gedankenverloren gegen die Eiskarte stierte. Ich schüttelte nur leicht den Kopf. DAS würde mir gerade noch fehlen. „Nein, danke. Ich mag kein Eis.“ Gab ich ihr die knappe Antwort und sah mich wieder ungeduldig um. Wie ich dann mit einem tonlosen Seufzen von dem enttäuschten Gesicht Sharons wegsah erblickte ich sie. Diese zwei Saphire, die in der Sonne funkelten wie frischer Morgentau. Die schwarzen Haare, die sein Gesicht umrahmten, verstärkten das grüne Leuchten noch zusätzlich. Ich verfolgte den schlanken, hochgewachsenen Mann mit meinen Blicken und mir klappte tatsächlich leicht die Kinnlade runter, als sie sich mit seinenm trafen. Es waren nur wenige Sekunden, doch sie kamen mir vor wie eine Ewigkeit. Ich hielt diesem Blick stand, der direkt in meine Seele zu dringen schien. Schaffte es jedoch nicht mich zu rühren oder gar einen klaren Gedanken zu fassen. Und dann, für den Bruchteil einer Sekunde, umspielte seine Züge dieses amüsierte, unglaublich unwiderstehliche Lächeln. Wie ein eingeschüchterter Hund, den man zuvor beim betteln erwischt hatte, riss ich meine Augen von ihm los. Mein Herz raste als hätte ich soeben einen Marathon hinter mir. Es schnürte mir die Kehle zu, raubte mir die Luft, so dass ich auf Naokis folgende Frage nur mit einem knappen Nicken antworten konnte. „Geht’s dir gut, Shun?“ seine Stimme klang leicht besorgt, doch ich vernahm auch diesen winzig kleinen „Vermasel mir bloß nicht dieses Date!“ –Unterton. Ich riss mich zusammen, schluckte einmal schwer und nickte erneut. Überzeugender. Sein darauf folgendes Lächeln wirkte sichtlich erleichtert. Auch wenn diese Erleichterung gewiss nicht meinem Gemütszustand galt. Gerade wollte ich noch etwas hinzufügen, als ich bereits einer Bewegung hinter mir gewahr wurde. Ich hielt den Atem an als ich an dem schwarzen Schatten hinaufsah, der bereits direkt neben mir stand. Als ich in das Gesicht des Schwarzhaarigen sah, funkelten mich seine Saphire amüsiert an. Mein Blick wanderte so schnell gen Tischplatte, dass ich mir unweigerlich dämlich vorkam. Gedanklich schallte ich mich einen Idioten, fasste meinen Mut zusammen, den ich irgendwo aus meinen Zehenspitzen hervorkramen musste, setzte mein charmant nekisches Lächeln auf und sah zu dem Kellner hinauf. Anscheinend hatte ich länger nach meinem Selbstvertrauen gesucht als ich gedacht hatte, denn als ich wieder aufsah, lag in seinem Blick nicht nur das amüsierte Funkeln sondern gleichzeitig eine Frage. Und auch die anderen sahen mich etwas verwundert an. Er hatte schon längst nach unseren Bestellungen gefragt… und mir war seine Stimme entgangen! Doch die sollte ich noch zu hören bekommen… „Wenn du noch nicht weißt was du möchtest, komme ich gern noch mal wieder.“ Sein süffisantes Lächeln, das dabei seine Züge umspielte, raubte mir erneut den Atem. Meinem Mut ging es da jedoch nicht anders. Seine dunkle, so wohlklingende Stimme hallte in meinen Ohren nach und trieb mir die Gänsehaut auf den Rücken. Eilig schüttelte ich den Kopf, wollte ihn nicht noch länger warten lassen. „Nein nein… ich nehme… einen Kaffee…“ völlig nervös stotternd sagte ich das erste was mir in den Sinn kam. Ich bin kein Kaffeetrinker. Bis heute nicht. Und irgendwas an dem Auffunkeln in seinen Augen sagte mir, dass er genau das auch vermutete. Jedoch nickte er und ging mit galanten Schritten hinein um unsere Bestellung auszuführen. Mein Lächeln hatte versagt. Innerlich schallte ich mich nun einen dämlichen Vollidioten und wäre am liebsten sofort verschwunden. Mein Selbstbewusstsein befand sich auf einem bisher nie erreichten Tiefpunkt und ich fühlte mich bis auf die Knochen blamiert. Als ich es endlich wieder wagte auf zu sehn, schüttelte Naoki nur ungläubig den Kopf. „Du trinkst Kaffee?“ Ich war froh das er nur nach meiner absurden Bestellung fragte und nicht nach meinem noch schlimmeren Verhalten. Er kannte mich mittlerweile zu gut. Wusste, dass ich weder der Typ war der zu stottern begann, noch sich in irgendeiner Form anderweitig blamierte. Sein Grinsen verriet mir dass er mich durchschaute. Und mir brachte es Klarheit in meinen wirren Gedankengang. Mir gefiel dieser Mann. Allein diese Gewissheit lies mein Herz wieder einen Marathon laufen. Ich senkte den Blick unauffällig und seufzte tonlos. „Ja…heute mal.“ Gab ich monoton von mir und war mit meinen Gedanken bereits in die Enttäuschung eingetaucht. Nicht nur, dass meine Homosexualität in meinem Land weder toleriert noch akzeptiert wurde…dieser Mann war einfach viel zu gutaussehend und elegant für einen kleinen Jungen wie mich…kurz gesagt…Ich war einfach nicht sein Niveau. Naoki sagte zum Glück nichts weiteres dazu, sondern vertiefte sich wieder in ein Gespräch mit den Mädchen. Ich war froh darüber, denn so konnte ich meine Gedanken erst mal wieder sammeln. Mich geistig auf das zweite Aufeinandertreffen vorbereiten. Sozusagen…einen Schlachtplan bereitlegen. Schritt eins: Mein charmant nekisches Lächeln bei seiner Ankunft. Schritt zwei: Ein mit sexy Stimme geschnurrtes „Danke“ beim Annehmen der Tasse. Schritt drei: Kurzer Blick in die Sonne, damit meine blauen Augen aufleuchteten. Eindeutig…Perfekt~ Ich lächelte leicht während ich meinen Plan immer wieder durchging. In mir machte sich die Hoffnung breit, zumindest eine Reaktion darauf zu bekommen, mit der ich auch etwas anfangen konnte. Vielleicht hatte ja sogar mal jemand wie ich Glück? Immer wieder blickte ich unauffällig zum Eingang des Cafes. Als ich ihn dann endlich erblickte, setzten meine so sorgfältig gelegten Gedanken erneut aus. Doch diesmal hatte ich mich besser im Griff und setzte mein Lächeln auf. Sein Blick traf mich. Und ich hätte Luftsprünge machen können, dass ich ihm standhielt. Schritt eins war mir schon mal gelungen. Seine Augen funkelten amüsiert und ein leichtes Lächeln stahl sich in seine Züge als er neben mir zum Stehen kam. Das Blitzen seiner Saphire wurde noch eine Spur süffisanter während er mir meine Tasse Kaffee vor die Nase stellte. Ich folgte seiner Geste und unweigerlich war der Rest meines Plans dahin. Dafür musste ich Grinsen. Dies war eindeutig kein normaler schwarzer Kaffee. Die helle Farbe verriet mir das es Milchkaffee war. Da mein Vater diesen immer trank erkannte ich es sofort. Um dem noch die Krone aufzusetzen lagen auf dem Unterteller, sage und schreibe, fünf Päckchen Zucker. Beim Blick in sein amüsiertes Gesicht geriet mein Lächeln etwas schief. Er hatte mich durchschaut. Etwas das weder oft geschah, noch jedermann konnte. Nervös stotterte ich ein „Danke.“, woraufhin sein Blick eine Spur wärmer wurde. „Gern geschehen~“ raunte er leicht und bei dem darauf folgendem Zwinkern blieb mir erneut der Atem weg. Dieser Mann hatte etwas derart hypnotisierendes und zugleich anziehendes an sich, dass ich ihn einfach nur mit den Augen verfolgen musste. Nur nebensächlich bemerkte ich, wie er den anderen ihre Getränke servierte. Ich war viel mehr von seiner anmutigen Gestalt und den eleganten Bewegungen gefesselt. Nachdem er den Tisch fertig umrundet hatte ging er hinter mir entlang. Als ich spürte, wie seine Hand leicht meinen Nacken streifte, lief mir ein wohliges Kribbeln durch den ganzen Körper. Ich saß wie versteinert da. Nur mein Kopf arbeitete auf Hochtouren. Hat er mich wirklich nur ganz ausversehen gestreift? War es eine absichtliche Berührung? Die ganze Zeit kämpfte ich mit mir selbst. Wollte nicht, dass sich ein zu großes Gefühl der Hoffnung in mir breit machte. Nur mit großer Anstrengung schaffte ich es, mich wieder zu bewegen und gegen die sich immer wiederholenden Schauer zu wehren, die meinen Körper fesselten. Naokis Blicke blieben mir keineswegs unbemerkt, als ich mich endlich meinem Milchkaffee widmete. Ich begann damit, ein Zuckertütchen nach dem anderen zu öffnen und damit meinen milden Kaffee noch zusätzlich zu süßen. Bei dem letzten Tütchen stutzte ich, wie ich eine Handgeschriebene Botschaft darauf entdeckte. Die kleinen, viereckigen Päckchen waren weiß und nur auf der Vorderseite prangte das Logo irgendeiner Firma. Die Rückseite bietete also viel Platz. Neugierig hielt ich mir das Papiertütchen vor die Nase. „Etwas Süßes für den kleinen Träumer~“ las ich die wunderschön geschriebenen Worte. Ein Grinsen stahl sich auf meine Lippen und mein Herz machte Luftsprünge. Ganz sicher hatte mein Herz heute mehr Sport getrieben wie ich im vergangenen Jahr. Unauffällig blickte ich mich um. Versuchte den Verfasser der kleinen Nachricht zu erblicken. Doch ich stellte enttäuscht fest, das er schon wieder nach drinnen verschwunden war. Ich lies die kleine Zuckerpackung noch ein paar Mal durch meine Finger gleiten, las mir die wenigen Worte immer wieder durch, bevor ich sie in der Innentasche meiner Jacke verschwinden lies. Albernerweise stellte ich mir vor, das es ein kleines Andenken an meine erste Begegnung mit diesem unglaublich attraktiven Mann werden würde und lächelte bei dem Gedanken. Für die beiden Mädchen hatte ich mittlerweile keine Blicke mehr übrig. Wahrscheinlich war ich aber eh schon als arroganter Dreckskerl abgestempelt. Was mir allerdings nur recht war. Und genauso, wie ich sie, so missachteten sie nun auch mich. Naokis Geschichten schienen für die zwei das wohl interessanteste zu sein, was sie je gehört haben. Kein Wunder… Wenn man ihm glauben schenkte gab es wandernde Berge und Hunde die rückwärts das „König der Löwen“- Musical aufführen konnten. Einige von seinen wilden Geschichten hatte ich schon tausende Male gehört. Deswegen versuchte ich seine Worte so gut wie möglich zu ignorieren und widmete mich ganz und gar meinem milchigen Zuckerkaffee. Die ganze Zeit über hallte seine unglaublich erotische Stimme in meinem Kopf wieder und ich stellte mir vor, wie schön es wäre, wenn er meinen Namen sagen würde. Kaum merklich zuckte ich in diesem Moment zusammen, als mir schlagartig bewusst wurde, das ich rein gar nichts über den Schwarzhaarigen Kellner wusste. Nur das er mich durch seine pure Anwesenheit verwirrte und seine Augen mich in einen Abgrund stürzen ließen, von dem ich mir sicher war…das nur er mich aus selbigen befreien könnte. Plötzlich fingen meine Hände an zu zittern und mir wurde schlagartig und mit absoluter Gewissheit etwas klar. Etwas, das mir in diesem Moment wichtiger erschien als alles andere. Ich musste ihn wieder sehen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)