Amphibious von RedRidingHoodie (The Frog Prince´s Tale) ================================================================================ Kapitel 7: There´s A Thunder In My Heart, Baby ---------------------------------------------- „Sehr gut, Sasuke.“ Der Angesprochene nickte, ohne sich große Mühe zu geben, seine Langeweile zu verbergen. Iruka musterte ihn, wusste offensichtlich nicht, was er tun sollte, denn egal, was er an diesem Vormittag an Themen versucht hatte, nichts war seinem neuen Schüler scheinbar interessant genug, obwohl er die meisten Fragen richtig beantwortete. Wir, das heißt, ich, Iruka und Sasuke befanden uns in einem mittelgroßen Raum, in dem sich mehrere Tische, sowie ein Pult, außerdem einige Schränke mit Lehrbüchern und Anschauungsmaterial, außerdem gab es eine Karte, die der Gast immer wieder erstaunt musterte. Der Subkontinent, auf dem wir uns befanden, war dort eingezeichnet; Er hatte eine Art Keilform, die sich vom Festland ins Meer erstreckte, als habe der Gott, der das Land erschuf, die See erstechen wollen. Dazu gab es eine schöne Legende, ich mochte die Geschichte wirklich... Aber das an einer anderen Stelle, jetzt gibt es wesentlich schöneres zu berichten. Ich beobachtete Sasuke; Wie die Sonnenstrahlen Lichtreflexe in sein schwarzes Haar malten und es blau schimmern ließen; Wie seine Augen aufblitzten, jedes Mal, wenn er den Kopf bewegte; Wie anmutig seine fein geschwungenen Lippen sich bewegten, wenn er sprach... Hatte er mit diesem Mund wirklich meinen berührt? Ich wusste noch immer nicht, was das bedeutet hatte, aber bei der Erinnerung wurde mir jedes Mal schlagartig so heiß, dass mir der Atem knapp wurde, weshalb ich den Gedanken nach Möglichkeit vermied. „Kannst du vielleicht nicht ganz so gelangweilt schauen?“ fragte ich leicht genervt. Ein Muskel seines Nackens zuckte, ehe er sein schönes Gesicht zu mir drehte. Wie von selbst wanderten meine Mundwinkel nach oben, als ich seine spöttisch hochgezogenen Brauen sah. Wie konnte man mein Anblick dieses Gesichts nicht lächeln, selbst, wenn es einem arroganten Idioten gehörte? „Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: ich bin zwei Jahre älter als du und habe das alles entsprechend schon des Öfteren gehört.“ „Das musst du aber nicht so raushängen lassen.“ beschwerte ich mich. „Und überhaupt, willst du damit sagen, ich sei ein Kind?“ Unseren scheinbar verunsicherten Lehrer ignorierend ließ er den Blick an mir runter wandern. „Und wenn? Du bist doch eins.“ Ich unterdrückte den nicht sehr erwachsenen Impuls, ihm die Zunge rauszustrecken und faltete stattdessen höchst würdevoll die Hände im Schoß. „Ich bin sechzehn, diesen Herbst noch siebzehn. Das heißt, nach eurem Gesetz bin ich fast erwachsen.“ „Und nach eurem Gesetzt fehlen dir noch fünf Jahre.“ gab er amüsiert zurück. Ich wollte antworten, aber da mischte Iruka sich ein. „Königliche Hoheiten, bitte, können wir mit dem Unterricht fortfahren...?“ „Wegen mir schon.“ sagte ich schnippisch, kaum, dass er fertig geredet hatte. „Aber unser hochwohlgeborener Gast langweilt sich ja so sehr. Wollen wir nicht etwas tun, was mehr seinen Ansprüchen genügt?“ Verunsichert sah der Professor zu Sasuke. „Was möchtest du denn hören, Sasuke?“ „Ach, wegen mir braucht Ihr den Stundenplan nicht zu ändern.“ entgegnete der junge Mann plötzlich höflich, doch ich schnaubte nur abfällig. „Jetzt tu nicht so bescheiden, das passt nicht zu dir. Los, sag ihm, was du wissen willst.“ Er erwiderte meinen herausfordernden Blick mit gemischten Gefühlen; Scheinbar wusste er nicht, ob er beleidigt oder amüsiert sein sollte, eine Mischung, die sich in einem ziemlich witzigen Ausdruck auf seinem hübschen Gesicht abzeichnete. Ich wusste selbst nicht so genau, wieso ich ihn ständig reizte; Vielleicht, weil es die einzige Art von Konversation war, auf die Mr. Eisblock einging. Jedenfalls machte es Spaß, sich mit ihm zu zanken, noch viel mehr, seit ich die sarkastischen, oftmals sehr bösartigen Aussagen des anderen nicht mehr ganz so ernst nahm. „Zu gütig, Königliche Hoheit.“ gab er ebenso galant wie spöttisch zurück. „Ich würde gerne mehr über die Länder und Rassen erfahren – Das Buch, das ich mir zu diesem Zweck geliehen hatte, ist ja leider verschwunden.“ Meinem Hauslehrer huschte bei der Erwähnung dieses Vorfalls ein Schatten über das Gesicht, doch das war noch die Light-Variante seiner gestrigen Reaktion. Als wir, alle vier verdreckt und stinkend, aus dem Wald gestolpert waren, hatte uns, wie zu erwarten gewesen war, ein ganzer Haufen aufgeregter Schlossbewohner begrüßt, immerhin waren wir mehrere Stunden in diesem Tunnel verschwunden gewesen. Sasuke hatte sich die Vorwürfe meines Leibwächters anhören müssen, der sich trotzt meiner Bemühungen nicht hatte beruhigen lassen wollen, doch der Uchiha hatte das Geschimpfe mit stoischer Gelassenheit hingenommen. Es wäre fast zu einer Schlägerei gekommen, als Kakashi endgültig die Fassung verloren hatte, aber das hatte ich glücklicher Weise doch noch verhindern können. Der restliche Abend war friedlich verlaufen; ich hatte in meinem Zimmer gelesen, bis es an der Tür geklopft hatte und Iruka eingetreten war. Er hatte eine Verbeugung angedeutet, mich dann aber aus Augen, in denen nur schlecht verhohlener Zorn blitzte, direkt angesehen. „Verzeiht die Störung, Königliche Hoheit.“ „Schon in Ordnung.“ Ich klappte das Exemplar von ´Robinson Crusoe` zu, das auf meinem Schreibtisch vor mir lag, und sah ihn unbekümmert an. „Was gibt es denn, Sensei?“ „Nun, mein Prinz, ich war vorhin in der Bibliothek, um mit dem Architekt, der mit der Versiegelung des Tunnels beauftragt ist, zu besprechen, wie vorzugehen ist.“ Ich schluckte leicht, da ich bereits ahnte, worauf das hier hinaus lief, doch deshalb hörte mein Lehrer natürlich nicht auf zu sprechen: „Dabei ist mir das Fehlen eines Sammelwerkes über die Arten aufgefallen und im Ausleihverzeichnis ist niemand eingetragen, der es genommen hat. Habt Ihr dafür eine Erklärung, Naruto?“ Natürlich hatte er mir das Schuldbewusstsein längst an der Nase abgelesen, er kannte mich zu gut, und ich sah es als eine versteckte Art von Sadismus, dass er mich dennoch dazu zwang, es auszusprechen: „Es könnte sein... Also, unter Umständen wäre es vielleicht so... Ich könnte mir vorstellen...“ „Ja, Hoheit?“ unterbrach Iruka mein Herumgedruchse mit zuckersüßer Stimme, die mir alle Nackenhaare aufstellte; Diese Stimmlage deutete bei ihm auf einen sich anbahnenden Wutausbruch hin. „Ich hab Sasuke das Buch gegeben und wegen Pandoras Spiel sind wir nicht mehr zum Eintragen gekommen.“ nuschelte ich kleinlaut in meinen nicht vorhandenen Bart. „Dieses System ist sehr wichtig, wie ich Euch oft genug erklärt habe; Es dient der Sicherung des Schatzes, den diese Bibliothek beherbergt und nicht dazu, Euch zu ärgern. Ich lege großen Wert auf die Einhaltung meines Verzeichnisses – Auch bei Mitgliedern der königlichen Familie.“ beendete er mit strenger Stimme seine übliche Rede, wenn etwas ähnliches passierte, dann seufzte er versöhnlich und lächelte wieder. Wenn er nur wüsste, was mich seinem Schatz passiert ist, dachte ich unbehaglich und dann noch viel unbehaglicher, dass er es gleich sowieso herausfinden würde. „Also hat Sasuke das Buch noch.“ Ich verstand selbst nicht, was ich da als Antwort nuschelte. „Wie bitte?“ „Ich weiß es nicht.“ gab ich trotzig zurück und blitzte ihn an. „Was heißt, Ihr wisst es nicht?“ Iruka stand das Entsetzten deutlich in die Augen geschrieben. „Ihr habt ihm das Buch doch gegeben, oder nicht?“ Unschlüssig zuckte ich die Schultern. „Schon, aber dann sind wir in den Tunnel gefallen und es war dunkel und...“ ich stockte. Dann hatte ich seine Angst gespürt und seine Hand genommen – Was er sehr zu meiner Überraschung auch noch zugelassen hatte. Es war das zweite Mal gewesen, dass er sich nicht aus der Berührung, die dich ganz instinktiv gesucht hatte, zurückgezogen hatte und dabei nicht, wie damals, als er auf dem Marktplatz meine Hand gehalten hatte, das Gefühl hatte, er wolle auf mich aufpassen, sähe mich als Kind. Gestern... Das war anders. Nachdenklich strich ich mir über die Handfläche, auf der ich immer noch die Wärme seiner Haut zu spüren glaubte. „Und ich weiß nicht, was er mit dem Buch gemacht hat.“ schloss ich ruhig, ohne mir meine aufgewühlten Gedanken und Gefühle anmerken zu lassen. Danach hatte Iruka mich sprichwörtlich zur Sau gemacht und darauf bestanden, mit mir in die Bibliothek zu gehen und zu sehen, ob wir den Wälzer irgendwo fanden – Was aber nicht der Fall gewesen war, wie ich bereits erwartet hatte. Sasuke hatte es in der Hand gehalten, als Pandora ihn in den Schacht geworfen hatte und er musste es irgendwo dort unten verloren haben. Wir suchten auch den Uchiha auf, der auf dem Balkon saß und etwas in ein Buch schrieb, welches er jedoch gleich wegsteckte, als wir uns ihm näherten. Ich linste neugierig auf den ledergebundenen Einband, doch der Deckel blieb genauso verschlossen wie das Gesicht des Besitzers. „Ja?“ hatte er ungeduldig gefragt und die Schultern gezuckt, als wir ihm die Situation erklärt hatten. „Ich weiß es nicht. Es muss mir wohl irgendwo runtergefallen sein, schätze ich.“ Ich war beeindruckt von der Gelassenheit, mit der er die Wut des Lehrers hinnahm; Er hatte sich erhoben und lässig die Arme vor der Brust verschränkt während Iruka ihm einen wütenden, leidenschaftlichen Vortrag über die immense Wichtigkeit von Büchern gehalten hatte und ihn letztendlich richtig anschrie, als der Gast nicht die gewünschte Reue und Einsicht zeigte; Wenn es um seine Bücher ging wurde der Bibliothekar richtig patzig. „Wenn das so ein wichtiges Buch war.“ hatte Sasuke schließlich gelangweilt die Belehrung unterbrochen. „Gehe ich eben noch mal da runter und hole ihn, ist doch nicht so schlimm.“ Wie gut er seine Angst vor der Enge und Dunkelheit dieses Ganges verbergen konnte hatte schon fast einen Preis verdient. Ich nahm den Duft seiner Panik, der am letzten Tag fast erstickend gewesen war, nur ganz vage wahr – Iruka, der ihn nicht kannte, würde er sicher nicht auffallen – Und das einzige andere Zeichen waren die Schultern, die er ein wenig mehr angespannt hatte als sonst, auch das würde sonst sicher niemand bemerken. Man mochte es jetzt seiner emotionalen Kälte, seinem übertriebenen Stolz oder seiner Sturheit zuschreiben, aber er hatte seinen Körper zu jeder Zeit perfekt unter Kontrolle, das musste man ihm lassen. Der Lehrer hatte abgelehnt, weil es schon zu spät gewesen war und Kakashi, mit dem er gut befreundet war, darum gebeten hatte, nach dem Buch zu sehen. Als wir heute Morgen gemeinsam den Lehrsaal betreten hatten, hatte man von der gestrigen Wut Irukas kaum mehr etwas bemerkt. In der Hinsicht waren wir uns recht ähnlich, mir fiel es genauso schwer, längere Zeit wütend auf jemanden zu sein. „Nun gut.“ räusperte Iruka sich gerade und trat zu der Karte, an der der Blick meines Gastes schon zuvor hängen geblieben war. Der Kontinent war mit verschiedenen Farben bemalt, um die Länder zu verdeutlichen Iruka zeigte auf das grün gefärbte Feld, das Kleinste. „Wir befinden uns hier, im Reich der Frösche, wie du siehst.“ Also nächstes deutete er auf das zweitgrößte Land, welches die gesamte Spitze des Subkontinents einnahm und eine braune Färbung aufwies. „Das ist das Reich der Schnecken. Sie betreiben Seehandel und sind ein sehr reiches Volk. Im Moment herrscht dort Königin Tsunade, mit der wir Verträge und Packte haben und in einem guten Verhältnis stehen. Die Grenzen sind seit ein paar Jahren offen und der Handel floriert...“ „Mit was für Gütern handelt ihr denn?“ Iruka runzelte die Stirn und wusste offenbar nicht recht, ob er sich über die Unterbrechung ärgern oder über den wissensbegierigen Schüler freuen sollte. Schließlich antwortete er nur: „Mit Wissen.“ Als er den irritierten Blick des anderen Prinzen bemerkte, fühlte er sich wohl zu einer genaueren Erklärung bewogen: „Wir drucken und schreiben viele Bücher, jede Art davon: Romane, Abhandlungen, Studien... Einfach alles. Unsere Bildung ist unser Kapital, denn auch Fachkräfte von hier werden in alle Teile des Landes beordert, um dort an bedeutenden Bauten mitzuwirken. Unsere Schulen sind die besten des ganzen Landes. Außerdem...“ Er räusperte sich, als sei ihm unangenehm, was er jetzt sagen würde: „Außerdem haben wir große Blumenfelder, deren Erträge wir gewinnbringend verkaufen.“ Er sah Sasuke an, um zu überprüfen, ob das seine Frage beantwortete und als dieser nickte, zeigte er auf ein dunkelblaues Feld, dessen Größenordnung etwa zwischen den ersten beiden lag. „Das ist das Reich der Katzen. Bei ihnen weiß man nie genau, was sie sich vorstellen und wie sie zu etwas stehen, aber momentan scheinen sie uns freundlich gesonnen.“ „Ist Pandora eine Art Botschafterin?“ Iruka und ich warfen uns leicht unschlüssige Blicke zu, doch dann zuckte ich die Schultern und der Lehrer antwortete, wenn auch widerstrebend: „Pandora ist die Prinzessin der Katzen; Der König hat sie vor etwa einem Jahr geschickt. Eigentlich aus Studiengründen, wie er erklärte, aber die Prinzessin zieht es vor, zu tun, was ihr gefällt.“ „Kann ich mir bei ihr kaum vorstellen.“ warf Sasuke sarkastisch ein und ich lachte leise. „Oh, die Prinzessin ist sehr intelligent. Bloß langweilt sie sich schnell, weshalb sie dem Unterricht oft fern bleibt.“ Sasuke schnaubte, als könne er dieses kindische Verhalten keinesfalls nachvollziehen. Konnte ich auch nicht – Wenn auch aus anderen Gründen. „Können wir fortfahren? Gut. Im reich der Katzen herrscht derzeit Großherzog Dimitri, Pandoras kinderloser Onkel. Sie ist die einzige Anwärterin auf den Thron. Er baut seine Wirtschaft hauptsächlich auf der Verarbeitung von Edelsteinen- und Metallen auf, womit wir auch gleich beim letzten Land, dem Lieferant dieser Rohstoffe, angekommen wären.“ Er deutete auf den lilanen Teil der Karte, derjenige, der ans Festland anschloss und am meisten Platz einnahm. „Das hier ist das Land der Schlangen. Sie handeln, wie erwähnt, mit teuren Rohstoffen, da sie als einzige Nation Anschluss an die Berge haben, in denen diese vorkommen.“ „Also treiben sie absichtlich die Preise in die Höhe, um die anderen Länder auszubeuten – Und wegen ihrer Monopolstellung kann niemand sie daran hindern.“ warf Sasuke ein, der sich auf unser Gespräch von letztens bezog, in welchem ich die hohen Rohstoffpreise erwähnt hatte. Es wunderte mich, dass er sich an solche Details erinnerte und auch Irukas zustimmendes Nicken wirkte erstaunt, was den Uchiha jedoch nicht weiter zu stören schien, denn er hob gestikulierend die Hand und furchte die Stirn, während er weiter sprach: „Aber du sagtest doch, die... Die Schnecken würden Seehandel treiben. Wieso importieren sie nicht preiswertere Ware?“ Der Lehrer schien recht angetan von der wachen Beobachtungsgabe seines neuen Schülers und ich verspürte etwas, das Eifersucht recht nah kam, als er ihm ein anerkennendes Lächeln schenkte. „Gut beobachtet, Sasuke, aber so einfach ist das leider nicht. Die Preise sind nicht nur durch Manipulation so hoch; Die Rohstoffe aus diesem Gebirge sind auch von höchster Qualität und die Schlangen verstehen sich meisterhaft darauf, sie weiter zu veredeln. Die von den Schnecken importierten Güter mögen Qualität haben, aber das Beste bekommt man immer noch von den Schlangen. Leider sind die Frösche auch sehr traditionsbezogen, weshalb sie dem Seehandel nach wie vor misstrauen. Selbst die Waren aus unseren eigenen Häfen – Wie du siehst, schließt auch unser Land direkt an das Meer an, wenn auch nur an einem recht schmalen Küstenstreichen – Akzeptieren sie auf den Märkten nur zögerlich.“ Ich sah Sasuke den Kommentar ´Dann sind sie aber ziemlich dumm. ` an der Nasenspitze an und trat ihm präventiv auf den Fuß. Er warf mir einen sehr finsteren Blick zu, verkniff sich daraufhin aber die Bemerkung, stattdessen starrte er die Stelle, an der das Reich der Frösche sich der See öffnete, an, als wäre sie etwas Besonderes. Unser Lehrer referierte noch weiter über die Geschichte der einzelnen Länder und schien gar nicht zu bemerken, dass ihm die Aufmerksamkeit seiner Schüler schon wieder entglitten war. „Magst du das Meer?“ fragte ich nach einer Weile und er sah mich erstaunt an, als habe er gar nicht gemerkt, wie sehnsüchtig sein Blick geworden war. Ich lächelte, bemerkte aber erst, dass ich mich etwas zu ihm gelehnt hatte, als Sasuke Abstand nahm und mir einen schrägen Blick zuwarf. Er zuckte die Schultern, strich sich einige Strähnen, die ihm vor die Augen gefallen waren, beiseite. „Genau genommen war ich noch nie dort; Konoha hat keine Küste.“ Ich starrte ihn ungläubig an. „Deine Welt hat keinen Ozean?“ „Doch, natürlich, aber...“ „Königliche Hoheit, Sasuke! Wäre es zu viel der Ehre, wenn ich verlange, dass Ihr mir wenigstens zuhört, wenn Ihr schon das Thema der Stunde aussuchen dürft?“ unterbrach unserer Lehrer ihn gereizt. „Hm... Ich denke, das wäre möglich.“ antwortete der Uchiha würdevoll, nachdem er einen Moment ernsthaft darüber nachgedacht zu haben schien. Iruka starrte ihn an und auch ich musterte ihn erst, bevor ich nicht anders konnte und laut lachte. „Was denn?“ fragte Sasuke irritiert, doch ich schüttelte nur, noch immer lachend, den Kopf. „Nichts. Du bist einfach genial, das ist alles.“ Unser Lehrer fand die Situation aber offensichtlich nicht halb so witzig wie ich, denn er verdonnerte uns dazu, einen Aufsatz über die Länger zu schreiben – Wobei meiner deutlich länger sein musste als Sasukes, immerhin war ich bereits vertraut mit der Materie. Allerdings beendete er, nachdem ich mich eine Weile beklagt hatte, den unterricht und wir durften mit der Auflage, die Aufsätze bis zum nächsten Tag fertig zu stellen, den Nachmittag über tun, worauf wir Lust hatten. Sasuke bestand, kaum dass wir auf dem Flur waren, darauf, Mad und Pandora zu suchen und ich stimmte schulterzuckend zu, wobei ich mich fragte, was sein plötzliches Bedürfnis nach der Nähe der Mädchen ausgelöst haben konnte. Während wir durch die Korridore stromerten fiel mir unser voriges Gespräch wieder ein und ich sah neugierig zu ihm auf. „Was ist jetzt mit dem Meer in deinem Land?“ „Na ja, Konoha liegt im Landesinneren, hat also keinen Küstenanschluss, deshalb war ich noch nie am Meer. Aber was man davon hört, muss es sehr schön sein.“ „Wir können ja gemeinsam hinfahren.“ schlug ich ohne nachzudenken vor und wurde mit einem skeptischen Blick und einer hochgezogenen Braue gestraft. „Ähm, du... Du wirst ja wohl noch etwas länger bleiben...“ „Wenn es nach mir ginge sicher nicht.“ gab er kühl zurück, dann schwieg er. Seine Worte lösten etwas in mir aus, das ich nicht erklären konnte, aber was auch immer es war, es gab mir das Gefühl, dass es furchtbar falsch wäre, Sasuke einfach so gehen zu lassen. Schwer schluckend sah ich zu Boden, doch auch das löste den Kloß in meinem Hals nicht. Wir durchsuchten das halbe Schloss, fanden aber nur die junge Hutmacherin, die in ihrem Arbeitszimmer zu Gange war und uns bedauernd mit einer Absage wegschickte, sie sei beschäftigt und wüsste leider nicht, wo Pandora sei. Diese schien unauffindbar; Weder in ihrem Zimmer, noch in der Bibliothek, in der wir Kakashi, der sich auf die Suche nach einem gewissen Buch gemacht hatte, trafen, fanden wir sie, genauso wenig wie im Speisesaal, den Baracken oder den Ställen. Letztendlich gaben wir auf und setzten uns auf die Burgmauer, um der sich langsam dem Horizont nähernden Sonne auf ihrem Weg zuzusehen. Hinter vereinzelten Wolken leuchtete die Sonne golden hervor und verbreitete eine nicht zu ignorierende Aufbruchstimmung. Mein Herz schlug schneller als sonst und ich wollte mich bewegen, aber die Duftmischung, die in der Luft lag, ließ mich bleiben; Es roch nach den Pferden in den Stallungen unter uns, den Wachfeuern hier überall – Und ganz leicht nach Sasuke, der aussah, als hätte er ein schlechtes Gewissen, wieso auch immer. Inzwischen wusste ich, dass meine Mutter mit dem Gestank, den sie am Tag von Sasukes Anreise an mir wahrgenommen hatte, seinen Duft gemeint hatte. Ihre Ablehnung konnte ich nicht nachvollziehen; Sicher, er roch nicht wie die anderen Leute hier und man witterte ihn zehn Meilen gegen den Wind, aber das fand ich nicht unangenehm. Sogar, wenn er in seinem Zimmer war, das sich direkt neben meinem befand, konnte ich ihn teilweise wahrnehmen, wenn er das Balkonfenster offen hatte und gestern Abend hatte ich nur deswegen neben meiner eigenen Balkontür gelesen, was mir aber erst klar geworden war, als Iruka und ich den Uchiha geholt hatten. Sogar seine Lieblingslektüre hatte ich mir angesehen... Gut, dass er das nicht wusste, das war nämlich echt peinlich. „Glaubst du, deine Eltern suchen dich?“ fragte ich in die Stille hinein und offenbarte so, dass meine Gedanken – Mal wieder – Von ihm handelten. Von seinen Haaren und seinen Lippen und seinen Händen... Er zuckte die Schultern. „Kann sein, aber eher nicht. Wie gesagt, offiziell bin ich auf Wallfahrt.“ „Stimmt, da war ja was...“ murmelte ich nachdenklich, dann lehnte ich mich zurück, um unbeobachtet seinen blassen Nacken, der unter den dunklen, im Licht des Sonnenuntergangs bläulich schimmernden Haaren gut zu sehen war, und seine breiten Schultern mustern zu können. Ich fragte mich, was an ihm so faszinierend war, dass ich die Augen einfach nicht von ihm lassen konnte. Sicher, er war hübsch, aber das waren andere Freunde von mir auch, genauso wie Kakashi oder mein Vater, aber bei keinen von diesen Leuten ging es mir so wie bei Sasuke. Seine Nähe beruhigte und verunsicherte mich gleichzeitig, machte mich süchtig und krank und obwohl ich bei ihm so unbeholfen wie sonst nie wurde, genoss ich es trotzdem, Zeit mit ihm zu verbringen. Er war etwas besonderes, ein Widerspruch in sich, vertraut und fremd zugleich, aber ich verstand trotzdem nicht, was an ihm es war, das mein Herz dazu brachte, wie wild zu klopfen. „Deine Eltern würden dich wahrscheinlich nicht mal weg lassen.“ griff Sasuke unerwartet den Gesprächsfaden wieder auf, nachdem ich mich in seiner Betrachtung verloren hatte; Es kam nicht oft vor, dass er sich unterhalten wollte und es brachte mich zum Lächeln. „Sie scheinen beide regelrecht vernarrt in dich zu sein.“ „Ich bin ja auch ziemlich toll.“ sagte ich grinsend, womit ich ihm sogar ein schmales Lächeln entlockte, zuckte dann aber nur unschlüssig die Schultern. „Aber mal im Ernst; Ich kenne es nicht anders. Sollte es denn nicht so sein?“ „Ich schätze.“ antwortete er nachdenklich und sah wieder auf das Wasser unter uns. Da ich seinen Stimmungswechsel spürte, schwieg ich eine Weile verunsichert, dann rutschte ich wieder neben ihn und sah zu ihm. „Hab ich was Falsches gesagt?“ „Was? Oh... Nein. Nein, schon in Ordnung.“ Zerstreut schüttelte er den Kopf und strich sich die Haare weg, die der Wind ihm in die Augen geblasen hatte. Er hat sogar schöne Hände, dachte ich beeindruckt. „Du bist ziemlich kompliziert. Bei dir weiß man nie, was man sagen darf und wann man eine Grenze überschreitet.“ Er verdrehte die Augen. „Als wüsstest du das bei irgendjemand anderem.“ „Hee...! Ich bin ein sehr guter Freund, ja?“ meckerte ich und knuffte ihn gegen die Schulter. „Wie auch immer.“ gab er gelangweilt zurück und ich dachte schon, er würde tatsächlich die Unterhaltung abbrechen, als er doch noch etwas sagte: „Aber dass du mich nicht einschätzen kannst liegt einfach daran, dass du mich nicht kennst.“ Jetzt war ich es, der einen Moment den Mund hielt, ehe ich ihn aufrichtig ansah. „Ich würde dich gerne kennenlernen.“ Er erwiderte meinen Blick nicht und starrte nur weiter auf den See. „Kannst es ja versuchen.“ Ich weiß nicht, wieso, aber ich hatte in dem Moment das Gefühl, er hätte mich als Freund akzeptiert. Das Sharingan tauchte auch am nächsten und übernächsten Tag nicht auf und schon war Sasuke eine Woche bei uns. Es war verrückt, wie schnell plötzlich die Zeit verging und wie vertraut ich mit diesem arroganten Futzi umgehen konnte, obwohl wir uns nach wie vor oft zankten. Es war auch zu spüren, wie Sasuke sich langsam entspannte und sein Schicksal hinzunehmen begann. er redete auch ab und zu mit anderen Fröschen, die ich ihm vorstellte, aber hauptsächlich orientierte er sich nach wie vor nach mir, ein Umstand, den ich mehr und mehr genoss, je mehr meiner Freunde er kennenlernte. Ab und zu schickte mein Vater nach ihm und dann unterhielten sie sich lange miteinander, aber keiner der beiden schien geneigt, mir zu sagen, worum es in diesen Gesprächen ging, sodass ich es irgendwann aufgab, sie danach zu fragen. In Begleitung des anderen Prinzen durfte ich immer öfter ohne Wachen in die Stadt, auch, wenn dieser Umstand Kakashi nach wie vor nicht gefiel. Aber er konnte sich wirklich nicht beschweren; Sasuke passte auf mich auf wie ein Wachhund und schien immer ein Auge auf mich zu haben. So hatte ich es mir immer vorgestellt, wenn man einen großen Bruder hatte. Was Sasuke, so sehr ich ihn auch bettelte, nicht zuließ, waren zweisame Reitausflüge. Er bestand darauf, dass mindestens ein Wachmann oder irgendein Freund mitkam. Meistens schloss Pandora sich uns sowieso an, die inzwischen Gefallen am „Nörgelprinzen“, wie sie ihn sehr zu seinem Leidwesen noch immer mit Vorliebe nannte, gefunden zu haben schien, obwohl nach wie vor nicht mit ihrer Art zu Recht kam. Sie reizte ihn auch oft mit Absicht so lange, bis er sie anbrüllte und grinste dann so frech, als habe sie gerade einen ganzen Topf Sahne geschenkt bekommen. Die Panikattacken, die ich gehabt hatte, waren verschwunden; Manchmal wurde mir noch etwas flau, aber nie mehr so stark, dass ich mich vor Schreck verwandelt hätte, zumindest nicht bis zu dem Abend, als ich einige Freunde zu mir eingeladen hatte. Der junge Fürst Gaara Sabakuno war mit seinen Geschwistern zu Besuch auf dem Schloss, außerdem hatte ich die Tochter des Vorstehers der Gärtner, Ino Yamanaka, den Sohn des Küchenchefs, Choji Achimiki, sowie den Sohn der Innungsvorsitzenden der Ingenieure, Shikamaru Nara, von dem ich Sasuke bereits erzählt hatte, eingeladen. Pandora und Mad trieben sich irgendwo zu zweit herum. Sehr zu meinem Ärger schien Sasuke sich ausgezeichnet mit Gaara zu verstehen, der sich interessiert an der Geschichte, die den Prinzen hierher gebracht hatte, zeigte. Normalerweise beide recht schweigsam, schienen sie ineinander perfekte Gesprächspartner zu sehen und ich konnte nicht anders als sie verstimmt anzustarren, wie sie da auf der Couch saßen und sich unterhielten. Ich wusste selbst nicht, was mich so sehr daran störte, aber etwas in der Art, auf die der Fürst MEINEN Gast ansah, gefiel mir überhaupt nicht. Er war mein Mensch und ich hatte keine Lust zu teilen. Als die beiden sich auch noch auf den Balkon zurückzogen reichte es mir endgültig und ich verließ das Zimmer, in welchem es sich inzwischen auch noch Tenten, die uns eigentlich hätte bedienen sollen, bequem gemacht hatte. Ich hatte beschlossen, dringend mehr Wein zu brauchen und machte mich auf den Weg zur Küche, wo ich dann allerdings alleine sitzen blieb, anstatt zu meinen Gästen zurück zu kehren. Wer brauchte auch blöde Freunde? Die Weinkaraffe, die auf meinem Schoß stand, war eh viel zuverlässiger und würde mich nicht ignorieren, sobald ihm der Salzstreuer etwas Aufmerksamkeit schenkte... Ich musste selbst lachen, als mir auffiel, dass ich Gaara mit einem Salzstreuer verglich, aber über meine Niedergeschlagenheit hinweg half mir das auch nicht, vor allem, da ich selbst nicht verstand, wieso mich das so belastete. Ich weiß nicht, wie lange ich da gesessen hatte, musste aber eingenickt sein, denn ich schreckte hoch, als die Küchentür klackend ins Schloss fiel. „Wer is da?“ fragte ich und verfluchte mich dafür, dass ich noch immer leicht lallte. „Ah, hier bist du.“ Die vertraute Stimme ließ mich lächeln, während Schritte sich mir näherten. „Weißt du, dass wir uns Sorgen gemacht haben?“ fragte Sasuke und zog vorwurfsvoll eine Braue hoch. „Ah, jets erinnersd du dich an mich!“ Ich wollte vorwurfsvoll klingen, bemerkte aber selbst, wie der Alkohol diesen Versuch ertränkte und musste kichern. „Ich glaub, ich bin... N bissle betrunken.“ Sasuke starrte mich an und schüttelte schließlich ungläubig den Kopf. „Das glaub ich allerdings auch... Komm, ich bring dich ins Bett.“ Er wollte mich am Arm fassen, doch ich entzog mich der Berührung und sprang hinter die Anrichte, auf der ich gesessen hatte. „Naain, ich mag nicht...“ „Sei nicht albern und komm jetzt... So kann ich dich nicht zu den anderen lassen... Ob Pandora schon wieder da ist?“ Er sprach wohl laut mit sich selbst, denn von mir erwartete er gerade sicher keine Antwort. ich war nämlich damit beschäftigt, ihn leicht anzufauchen und dann durch die halbe Küche zu flüchten, während er mir nach kam. Während der Großteil meines Verstandes im Moment betäubt war, war ein anderer Teil in mir hellwach und nahm Sasukes beunruhigende Gegenwart überdeutlich wahr. So sehr ich mich zu ihm hingezogen fühlte, so sehr hatte ich Angst davor, mich selbst zu verlieren, wenn ich meinem Sehnen nachgab und dieser Widerspruch trieb mich jetzt von ihm und seinem verhängnisvollen Duft weg. Ich hatte Angst, ohne es zu bemerken. Scheinbar war er zu besorgt, um darauf zu achten, denn er gab nicht nach, bevor er mich am Arm erwischt hatte. Etwas, das sich anfühlte wie ein Stromstoß, durchzuckte meinen benommenen Körper und ich riss mich los, um torkelnd zurück zu stolpern. Jetzt erst bemerkte er den gelben Glanz in meinen Augen, denn auch er machte einen Schritt zurück. „Naruto...“ sagte er mit fast flehender Stimme, wohl in dem Gedanken, mich zu beruhigen, doch er steigerte dadurch nur die Hitze – Und somit die Panik – In meinem sowieso schon warmen Körper und ich gab endgültig dem Fluchtinstinkt in mir nach, der mich schneller wegrennen ließ, als er reagieren konnte. Ich wusste gar nicht so genau, wo ich eigentlich hin wollte, Hauptsache weg von ihm. Am besten irgendwo hin, wo es kühl war. See, schoss es mir durch den Kopf und schon steuerte ich auf die nächste Balkontür zu, riss diese auf und wurde von der stürmischen, kühlen Nachtluft begrüßt, die nach Regen schmeckte. ich wünschte, es würde gleich ein paar Tropfen geben, aber wenn ich mir die Konstellation der Wolken und die Luftfeuchtigkeit ansah würde es noch ein bisschen dauern, bis der erste Schauer herunter kam. Wenigstens hatte der Wind mich so weit ausgenüchtert und abgekühlt, dass ich nicht sofort ins Wasser sprang. Stattdessen trat ich betont langsam an die Brüstung und sah die zehn Meter, die es von hier aus zum See waren, runter. Der Wind peitschte die Oberfläche so sehr auf, dass die Gischt mir hier oben noch ins Gesicht spritzte, aber das fand ich gerade recht angenehm, denn es machte meinen Kopf frei zum Nachdenken. Was ist nur los mit mir?, dachte ich erschöpft und schloss die Augen, nur, um Sasukes Gesicht in meinen Gedanken zu sehen, das sofort wieder diese seltsame Wärme in jeden Teil meines Körpers pumpte. Ich brauchte ihn, wusste aber nicht, wieso. Er war der Schlüssel zu meinen seltsamen Empfindungen und ich hatte das Gefühl, verrückt zu werden, wenn ich nicht bald herausfand, was sie bedeuteten. Er konnte mir sagen, was mit mir nicht stimmte, ich wusste es, hatte es in seinen schuldbewussten Augen selbst gesehen. Wieso wollte er nur nicht mit mir darüber reden? War er etwa doch nicht mein Freund? War er in seinem Land ein berüchtigter Zauberer, der den Leuten heimlich den Verstand raubte und hatte Kakashi recht, ihm zu misstrauen? Denn das alles hatte ja erst mit seinem Auftauchen hier angefangen... Ich hörte rasche Schritte und roch sofort, dass es sich um Sasuke handeln musste. In dem knappen Monat, den er jetzt schon hier war, hatte er gelernt, seine Sinne besser zu nutzen und obwohl sie nach wie vor stumpf und wenig ausgeprägt waren im Vergleich zu denen der Frösche, konnte er zumindest die Präsenz von Leuten in seiner Nähe wahrnehmen, was bei Personen, die er kannte, besser funktionierte als bei Fremden. Mich bemerkte er schon aus zehn Kilometern Entfernung, wie er spöttisch zu sagen pflegte, aber dieser Umstand hatte ihn jetzt immerhin innehalten lassen, um auf dem Balkon nach mir zu suchen. Sofort nahm er die ganze Umgebung ein: Der Mond schien nur noch, um seine Haut zum Leuchten zu bringen, der Wind heulte ausschließlich, damit er seine Haare mit ungeduldigen Fingern zerwühlen durfte, das Tosen des Wasser schien ihn zu begrüßen – Und ich wollte auch etwas tun, wusste aber nicht, was ihm angemessen wäre und starrte ihn so nur an. Auch Sasuke schien unschlüssig und etwas ängstlich, als er das Geländer hinter mir sah. „Komm. Komm her.“ befahl er leise und streckte mir die Hand hin wie einem kleinen Kind, das sich selbst in Gefahr brachte. Ich bin kein Kind mehr!, schrie etwas in mir auf, der Teil von mir, der nur wach wurde, wenn er in der Nähe war. Ich wollte von ihm nicht als jemand gesehen werden, auf den man aufpassen musste, das konnte ich sehr gut selbst. Er sollte... Ach, ich wusste doch selbst nicht, was ich von ihm wollte, aber das bestimmt nicht! Verstimmt wich ich zurück, bis ich den Stein der Brüstung an meinem Rücken spürte. Angst flackerte in Sasukes Augen auf und zu meiner Verwunderung befriedigte mich diese enorm, sodass ich lächelnd auf die Balustrade kletterte und mich mit ihm zugewandtem Gesicht hinkniete. „Was jetzt?“ fragte ich, selbst bemerkend, dass meine Stimme anders, bösartig, klang. Ich hatte keine Lust mehr, auf ihn zu warten. „Nein!“ Er klang beunruhigt, so, wie ich vorhin Angst gehabt hatte und ich genoss es, dieselbe Machte über ihn zu haben, die er auf mich ausübte. Ich ließ ihn sich nähern und mich an den Armen berühren, lehnte mich aber zurück, als er mich zu sich ziehen wollte und er ließ es, wohl aus Angst, ich könne doch fallen. „Bitte, das ist dumm, komm mit mir zu deinem Vater oder...“ „Pah!“ fauchte ich. „Was hat der damit zu tun?“ Ich zögerte mit klopfendem Herzen, dann bewirkte ich zum ersten Mal selbst die Hitze, indem ich ihn von mir aus berührte und ich knurrte genüsslich auf, als sich das seltsame, unerklärliche Kribbeln bis zwischen meine Beine ausbreitete. Es war mir etwas peinlich, mich an seiner Nähe so berauschen, wo ihm das offensichtlich derart unangenehm war- Sein Kiefer, den ich nur ganz leicht berührte, war total angespannt – Aber ich konnte nicht anders, außerdem zog er sich ja nicht von mir zurück. „Was hat er damit zu tun?“ wiederholte ich, diesmal sanfter und lächelnd. Er schluckte schwer. „Ich kann nicht...“ Seine Stimme steigerte das für mich unerklärliche, namenlose Gefühl ins Unermessliche und ich glaubte, verbrennen zu müssen, wenn ich die Hitze in mir nicht teilte. Also öffnete ich die Lippen, gab ein tiefes Stöhnen von mir und zog ihn am Nacken zu mir. Vielleicht, dachte ich, würde dieses seltsame Gefühl ja zu ihm zurück gehen, wenn ich genauso die Lippen auf seine drückte wie er es bei mir gemacht hatte. Und dann dachte ich erst mal gar nichts mehr, denn es gab nur noch seine Lippen auf meinen und meine Hände in seinen Haaren. Ich liebkoste seinen Mund mit fast verzweifelter Sehnsucht, die ich nicht kontrollieren konnte, bis er mir nachgab und meine Berührungen, wenn auch zögerlich, erwiderte und ihnen eine Richtung gab. Dankbar passte ich mich seiner Führung an und obwohl ich etwas erschrak, als ich seine Zunge an meinen Lippen spürte, öffnete ich mir ihr. Sofort wurde das Gefühl intensiver, aber inzwischen hatte ich nicht mehr das Gefühl, jemals genug bekommen zu können und zog ihn enger zu mir. Meine Finger krallten sich in seinen Nacken, strichen bettelnd über seinen Rücken, doch jetzt hatten wir einen Punkt erreicht, den er wohl nicht zu überschreiten bereit war, denn er machte sich, sanft, aber doch bestimmt, von mir los und sah mich streng an. Ich schüttelte den Kopf, zog an seinen Haaren, doch er wich zurück. Wie konnte er nur so unfair sein?! Er musste doch wissen, dass ich mehr brauchte von was auch immer er mir gerade gegeben hatte! Aber er verwehrte sich mir und ließ mich weiter brennen. Ich stöhnte ungeduldig auf, doch dann hielt ich es vor Hitze nicht mehr aus – Außerdem kam die Angst wieder in mir hoch und ich hatte nichts mehr, an dem ich mich festhalten konnte, also schloss ich die Augen... Und ließ mich fallen. „Naruto!“ hörte ich Sasuke noch rufen, dann spürte ich, wie mein Körper sich verwandelte und mein Verstand sich in der anderen Gestalt verlor. „Naruto!“ rief Sasuke, doch natürlich änderte das nichts. Er lehnte sich über die Brüstung, sah aber nichts und der Lärm des aufziehenden Sturms verschluckte die Aufprallgeräusche. Der Junge konnte genauso gut gegen die Mauer geprallt oder auf den Klippen aufgeschlagen sein, verdammt! „Scheiße!“ zischte er gegen den Wind, schlug heftig auf die Balustrade. Unschlüssig sah er zur Tür, dann zur Treppe und wieder zurück, bevor er auf den Flur trat und laut um Hilfe rief – Aber keiner kam. „Naruto ist hier!“ brüllte er noch mal, dann fluchte er erneut und ging wieder nach draußen. Vorhin hatte er Tenten geschickt, die Leibwache zu wecken und er hoffte, sie waren hier irgendwo, aber da gerade niemand zugegen war blieb ihm nichts anderes übrig, als die Stiefel und das Hemd auszuziehen und sich dann an den rutschigen Abstieg die Treppe hinunter zu machen. Wie hatte er nur so dumm, so unverantwortungsbewusst sein können?, fragte er sich immer wieder, während er in das kalte Wasser stieg, das unruhig erst an seinen Beinen und dann an seinem ganzen Körper zerrte. Er wusste nicht, was in ihn gefahren war, als er auf die Küsse und Berührungen eingegangen war, er wusste es doch eigentlich besser! Was auch immer der König oder Kakashi dafür mit ihm anstellen würden, er hatte es auf jeden Fall verdient. Zuerst suchte er den Bereich rund um die Burgmauer ab, wobei er heftig gegen die Steine geschleudert wurde. Wegen der Dunkelheit und dem Regen, der inzwischen eingesetzt hatte, sah er aber nichts und er fluchte immer wieder, wenn er Wasser schluckte. Wieso tat er das hier überhaupt? Die Wellen drückten ihn heftig gegen die Mauer, während er sich fragte, wieso er nicht auf die Wachen gewartet und diese nach dem Prinzen hatte suchen lassen, damit wäre seine Fürsorgepflicht doch genauso abgedeckt gewesen. Langsam ließ seine Kraft nach und die schweren, nassen Hosen zogen ihn immer weiter in die Tiefe, so angestrengt er auch versuchte, sich oben zu halten. Er wollte sich an der Steinwand festhalten, aber an der rauen Oberfläche schnitt er sich nur die Hände auf und der inzwischen noch heftigere Wind zerrte ihn immer wieder weg. Da hörte er an der Brüstung Stimmen, die nach dem Froschprinzen riefen und er brüllte so laut er konnte, war sich aber nicht sicher, ob sie ihn gehört hatten. Kraftlos ruderte er noch mal mit den Armen und berührte dabei etwas Glitschiges, das er instinktiv mit den Fingern umschloss, dann versagten ihm die Muskeln endgültig den Dienst und er ging unter. Ein Blitz... Unübersichtliche Wellen... Etwas großes, Warmes, das sich wie eine Zange um mich schloss... Und Wasser, überall, und ich konnte nicht entkommen, war gefangen in dem Käfig, der mich umklammerte, als könne ich ihn an die Oberfläche ziehen. Aber ich war zu schwach. Wir würden beide ertrinken, weil ich so furchtbar schwach war... Die kurze Klarheit meines Geistes, die ungewöhnlich dafür war, wenn ich mich in meiner tierischen Gestalt befand, verschwamm wieder, doch bevor ich mich ganz verlor, nahm ich noch eine Druckwelle war und einen Ruck, der durch den Käfig ging. Heftig hustend setzte ich mich auf und griff mir an den Hals, als könne ich so das Wasser herauspumpen. Es dauerte etwas, bis das Rauschen in meinen Ohren zu Stimmen wurde und noch länger, bis ich verstand, was sie sagten. „Mein Prinz! Oh Gott, er ist taub!“ rief eine junge Frau entsetzlich laut. „Unsinn, das gibt sich gleich. Geh den König und die Königin holen.“ gebot eine befehlsgewohnte Männerstimme, woraufhin das Mädchen, das zuerst gesprochen hatte, hastig den Raum verließ. Ich war froh um die Stille, die daraufhin kurz eintrat, von dem Mann aber bald wieder unterbrochen wurde: „Mein Prinz?“ fragte er etwas verunsichert, da ich meine Augen noch nicht geöffnet hatte, aber ich hatte das Gefühl, mich erbrechen zu müssen, wenn ich jetzt sprach oder mich hinsetzte, also ließ ich es noch einen Moment bleiben. Erschöpft nickte ich, ohne Kakashi, von dem ich inzwischen wusste, dass es sich bei dem Mann um ihn handelte, anzusehen. „Ja?“ brachte ich irgendwie hervor. „könnt ihr die Augen öffnen?“ Probehalber hob ich ein Lied, dann das andere, blinzelte erst gegen das Licht und sah dann in das besorgte Gesicht meines Gardisten, den ich leicht angrinste. „Ich schätze schon.“ Erleichtert schloss er einen Moment die Augen, dann nickte er. „Gut... Wie geht es Euch?“ Ich überlegte, zuckte aber nur die Schultern. „Ging schon besser...“ antwortete ich unbekümmert und ignorierte den Prostest, den der Ältere wohl anbringen wollte. „Wo bin... Ah, Krankenzimmer. Ich bin...“ Und da fiel es mir wieder ein: Das Lippen aufeinander pressen, der Sprung – Aber auch Sasukes Stimme, die meinen Namen rief und immer wieder vom Wasser, das ihm in den Mund schwappte, unterbrochen wurde... Ruckartig setzte ich mich auf und starrte meinen Leibwächter mit großen Augen an. „Wo ist er?“ Kakashi runzelte die Stirn. „Wer...?“ „Sasuke! Was ist mit ihm? Was ist denn überhaupt passiert? Jetzt sag schon!“ Fast hätte ich ihn vor Ungeduld am Kragen gepackt und geschüttelt. Die Sorge machte mich fast verrückt, genauso wie die Demütigung; Was, wenn ihm bei dem Versuch, mir zu helfen, etwas passiert war? Ich sollte selbst auf mich aufpassen können, seltsame Gefühle hin oder her. Ich würde mir nie verzeihen, wenn er sich verletzt hätte... „DEM geht es gut; Er ist Euch hinterher gesprungen, nachdem er die Wachen gerufen hat und hat euch – Wohl mehr mit Glück als Verstand – Gefunden, wäre dabei aber fast ertrunken. Glücklicher Weise sind Iruka und ich noch rechtzeitig gekommen und ich konnte Euch beide retten. Ich mache mir mehr Gedanken um Euch. Wie kommt Ihr auf den Gedanken, mitten in der Nacht schwimmen zu gehen, wenn so ein Sturm heraufzieht?“ Obwohl er noch weiter sprach hörte ich ihm nicht mehr zu sondern starrte ins Leere. Das war das Erniedrigendste, was mir je passiert war. Jetzt würde er wieder anfangen, mich wie ein Kind zu behandeln – Sofern er nach allem überhaupt noch mit mir sprach. Mir wurde schwindelig und ich fasst mir an die Stirn, was Kakashi zum sofortigen Abbruch seiner Belehrung bewegte. „Königliche Hoheit?“ „Sch-Schon gut, alles in Ordnung...“ Ich lächelte, wollte nicht auch noch von ihm abhängig sein. „Danke für deine Hilfe gestern, es tut mir leid, dass ich dir solche Umstände bereitet habe... Wie spät ist es eigentlich?“ „Halb acht, Königliche Hoheit. Habt Ihr Hunger?“ Ich nickte und der ging sofort, um Tenten zu suchen, die er vorhin wohl weggeschickt hatte. Ich schloss einen Moment die Augen und versuchte, mich mit der Situation abzufinden, konnte es aber nicht. Nicht nur Sasuke, sondern auch Kakashi hatten sich für mich in Lebensgefahr gebracht, einfach, weil ich mich nicht unter Kontrolle gehabt hatte, das war unverzeihlich. Mein Vater sagte immer, der beste König diente seinem Volk und nicht umgekehrt und ich sah das genauso, aber wie konnte ich dementsprechend handeln wenn ich teilweise einfach nicht wusste, was ich tun sollte? Mir wurde schlecht, als mir das volle Maß meiner künftigen Verantwortung so richtig bewusst wurde, aber ich riss mich zusammen, als ich auf dem Flur laute Stimmen hörte. Langsam stand ich auf, wickelte mich in einen dicken Bademantel, der an einem Hacken neben meinem Bett hing, dann ging ich zur Tür und öffnete diese, woraufhin die Versammlung, die sich davor zusammengefunden hatte, schlagartig verstummte und mich verblüfft anstarrte. Sie bestand bisher aus Sasuke, der ziemlich erschöpft wirkte, Tenten, der die Überforderung deutlich ins Gesicht geschrieben stand und Kakashi, auf dessen Zügen sich Wut und Trotz mischten, was ihm etwas das Aussehen eines kleinen Jungen verlieh. „Was ist denn los?“ wollte ich wissen, wobei ich es vermied, den Blick des Uchiha direkt zu begegnen; Ich fühlte mich nicht, als wäre ich seine Aufmerksamkeit wert, außerdem wollte ich mich nicht schon wieder so seltsam fühlen wie gestern Abend. „Nichts weiter. Ich versuche nur, unserem Gast...“ Kakashi sprach das Wort aus wie eine grobe Beleidigung. „Mitzuteilen, dass Ihr Ruhe braucht und keinen Besuch empfangen könnt. Eure Eltern kommen sicher gleich.“ Etwas verlegen sah ich jetzt doch zu dem Schwarzhaarigen. Er hatte mich sehen wollen – Trotz allem. „Gut, danke. Tenten, könntest du mir wohl Frühstück holen? Ich bin am Verhungern!“ Ich grinste und das Dienstmädchen machte sich nach einem eifrigen Knicks auf den Weg. „Und ihr zwei kommt hier rein – Man streitet nicht am frühen Morgen im Krankenflur so laut herum!“ tadelte ich, woraufhin die Streithähne sich unbehaglich umsahen und mir ins Zimmer folgten. Sie stellten sich, beide mit verschränkten Armen, in die jeweils andere Ecke des Raumes und gaben sich die größte Mühe, keine Notiz voneinander zu nehmen, was mich resigniert seufzen ließ. „Hört doch endlich auf damit, das bringt nichts, wenn ihr euch wie kindische Zicken benehmt!“ „Kindisch?“ brüskierte Kakashi sich laut. „Zicken?“ protestierte der Uchiha im selben Moment. Ich schmunzelte, zuckte aber nur die Schultern. „So, wie ihr euch benehmt, seid ihr das im Moment, ja.“ „Wenigstens springe ich nicht völlig unbedacht in einen stürmischen, übergroßen Gartenteich...“ murmelte der Uchiha abwehrend, was mich verstimmt das Gesicht verziehen ließ. „Wer ist denn schuld daran, ha?“ Sämtliche Farbe wich im Bruchteil einer Sekunde aus Sasukes Gesicht, scheinbar wanderte es direkt in Kakashis Venen, denn dieser wurde prompt zornrot. „Was ist passiert?“ fuhr er den jungen Mann an, der noch immer (Sehr viel mehr als sonst) Bleich wirkte, seinen wütenden Blick aber kühl erwiderte und nichts sagte. Mit meiner brillanten Beobachtungsgabe erkannte ich, dass ich wohl etwas Falsches gesagt hatte, aber ich verstand nicht, wo das Problem lag. Mein Leibwächter konnte ja wohl kaum wissen, dass ich nur wegen Sasuke so reagierte. Die Vorstellung ließ mich hart schlucken; Das wäre mehr als nur peinlich! „Los, rück´s raus, Uchiha! Spielst du mit ihm? Macht bestimmt Spaß, was?“ fing inzwischen Kakashi sein Gegenüber heftig an. Es war seltsam, wie der sonst so beherrschte, durchdachte Hauptmann auf Sasuke reagierte; Üblicher Weise war er nicht aus der Ruhe zu bringen, doch sobald er auch nur einen Büschel schwarzer Haare erblickte, war er fast außer sich vor Wut. „Kakashi...“ versuchte ich einzugreifen, doch jetzt war auch der Uchiha wieder in Rage geraten. „Ich mit ihm spielen? Es ist echt das letzte, mich belästigen lassen zu müssen und dann auch noch so etwas anhören zu dürfen. Denkt euch lieber mal eine Lösung für das Problem aus.“ „Die beste Lösung wäre, wenn du dich zum Teufel scherest!“ „Ich würde ja...“ „Schluss jetzt!“ Die Stimme meiner Mutter durchschnitt die Luft wie ein Schwert und sie blitzte die beiden vernichtend an. Mein Vater hinter ihr berührte ihren Arm, wie um sie zurückzuhalten, doch das hielt sie nicht davon ab, zu mir zu eilen und mich fest in die Arme zu nehmen. „Mein Baby ertrinkt fast und ihr zankt wie die Waschweiber! Es ist mir egal, wer schul ist, aber ihr beide sorgt besser dafür, dass so etwas nie wieder vorkommt!“ platzte sie heraus, wobei sie mir unbeabsichtigt ins Ohr brüllte. Ich fragte mich, wie viele solcher Beleidigungen die Egos der beiden wohl noch ertragen konnten; Kindische Zicken und jetzt auch noch Waschweiber? Oh weh. „Schon gut, Mama.“ beschwichtigte ich sie lächelnd, während ich mich gleichzeitig wunderte, seit wann auch Sasuke für meine Sicherheit verantwortlich war. „WAGE es nicht, mir zu sagen, es ginge dir gut! Du warst die halbe Nacht bewusstlos!“ ereiferte sich die Königin, in deren Augen vor Wut Tränen glitzerten. „Weißt du, was wir uns für Sorgen gemacht haben? Mach so etwas nie, nie wieder, hörst du?“ „Es war ein Versehen. Und es wird nicht mehr vorkommen.“ Hoffe ich, fügte ich in Gedanken und mit einem kurzen Seitenblick auf Sasuke hinzu, den dieser ausdruckslos erwiderte. Andererseits, obwohl ich so entschlossen war, mich nie wieder so sehr in jemand anderem zu verlieren, fände dieser neue Teil von mir, den ich noch nicht verstand, es mehr als nur schade, dieses Wahnsinnsgefühl nie wieder zu erleben. Und irgendwie wusste ich auch, dass ich es nicht könnte, darauf verzichten, aber das wollte ich in diesem Moment, zwischen meiner ganzen Familie, zu der ich inzwischen auch Sasuke zählte, gar nicht wissen. Tenten kam herein und ich machte mich hungrig über das Frühstück her, das sie mir hinstellte. Den anderen bot ich auch etwas an, doch sie lehnten alle ab. „Da du jetzt versorgt bist und nicht weiter schlimm verletzt zu sein scheinst, würde ich gerne mit dir, Sasuke, kurz unter vier Augen sprechen. Auf ein Wort.“ bat mein Vater nach einer Weile. Die beiden Männer erhoben sich und der Uchiha folgte dem König zur Tür, doch als ich „Wartet.“ sagte, hielten sie inne, um mir verwirrte Blicke zuzuwerfen. Ich musterte sie und hob herausfordernd das Kinn. „Ihr werdet über mich reden, oder? Findet ihr nicht, dass ich dann auch das Recht habe, zu erfahren, was los ist?“ „Naruto...“ „Nein.“ Ich erhob mich, den Blick trotzig von einem zum anderen wandern lassend. „Ich... Ich will wissen, was los mit mir ist. Was hat er mit mir gemacht?“ Unwirsch deutete ich auf Sasuke, der nachdenklich die Stirn in Falten legte, ansonsten aber nicht reagierte. Mein Vater trat zu mir, um mich sanft auf das Bett zu drücken. „Ich weiß nicht, was du meinst, Naruto. Aber keine Angst, es kommt jemand, um nach dir zu sehen.“ Die Lüge in seinen Augen war so offensichtlich, dass ich ihn nur fassungslos anstarrten konnte. ER hatte mich noch nie angelogen, nicht mal, als ich noch ein Kind gewesen war und nicht alles verstand, was er mir erklärte – Und jetzt weihte er Sasuke, einen Fremden, in ein Geheimnis ein, das mich direkt betraft, klärte mich aber nicht auf? Das war nichts anderes als Verrat, und das von meinem eigenen Vater... Minato wandte wegen meines stillen Vorwurfs den Blick ab, lächelte aber noch immer, als er sagte: Jiraiya kommt in den nächsten Tagen zu Besuch.“ Sogar die Freude über das Kommen meines Großonkels, des Onkels meiner Mutter, konnte meine Enttäuschung wenig lindern. „Kann er mir helfen?“ fragte ich unverblümt. Mein Vater legte mir die Hand auf die Wange, sodass ich zu ihm aufblickte und sein aufmunterndes Lächeln sah. „Ich hoffe es... Und, Naruto... Du brauchst keine Angst zu haben; Das, was du gerade durchmachst, erlebt jeder Mal.“ „Warum kannst du dann nicht mit mir darüber sprechen?“ fragte ich leise, doch da hatte er schon Sasuke an der Schulter genommen und ihn aus dem Raum geführt. Am Abend hatte ich wieder in mein Zimmer umziehen dürfen und seither hatte ich mich geweigert, es wieder zu verlassen. Ich fühlte mich von allen betrogen; Von meinen Eltern, Kakashi, Sasuke, ja, sogar Tenten war ich böse, was sie sehr zu verwirren schien. So kam es auch, dass ich „Nein!“ rief, als es an der Tür klopfte und leicht zusammenzuckte, als eine kühle, tiefe Stimme antwortete: „Ich will aber mit dir reden. Jetzt benimm dich nicht wie ein pubertierendes Mädchen und mach die Tür auf.“ Ich starrte die Tür an, hinter der doch tatsächlich Sasuke stand, rührte mich aber nicht vom Fleck. Er verheimlichte mir doch genauso wie alle anderen, was los war, egal, wie sehr ich ihn sehen wollte. „Lass mich in Ruhe.“ fauchte ich und drehte mich in meinem Bett auf die andere Seite. Kurz kam nichts mehr, dann sagte er nur meinen Namen. „Naruto...“ Mir wurde fast schlecht vor Sehnsucht und ich hasste ihn dafür, meine Reaktion auf ihn zu kennen und sie so schamlos auszunutzen. „Hau ab, Teme!“ Sehr zu meiner Überraschung hörte ich kurz darauf tatsächlich Schritte, die sich entfernten und dann eine zufallende Tür nebenan, wahrscheinlich die seines Zimmers. Unwillig stöhnend drückte ich das Gesicht in mein Kissen, dann drehte ich mich unruhig auf den Rücken und sah stattdessen den Baldachin meines Bettes an. Ob er jetzt sauer auf mich war? Sollt eich vielleicht doch...? Nein. Nein, ich würde standhaft bleiben, einfach, weil ich ein Recht darauf hatte, zu erfahren, was los war mit mir. ich war kein Kind mehr – Und schon gar kein ´pubertierendes` Mädchen, was auch immer er damit gemeint hatte! Aber wieso fühlte mein Körper sich dann so weich an, nur, weil er meinen Namen gesagt hatte...? Ein Geräusch von draußen ließ mich aufblicken. Ich hatte die Balkontür aufgelassen und jetzt drangen von dort seltsame Laute zu mir rein, die mich neugierig werden und langsam hinüber schleichen ließen, um vorsichtig nach draußen zu linsen. Eigentlich hatte ich mit einem Tier oder so gerechnet, dementsprechend schockiert war ich, als ich einen jungen Mann den schmalen Sims zu meinem Zimmer entlang robben sah. „Sasuke!“ zischte ich ungehalten. „Was zur Hölle?!“ Er sah zu mir, während er sich weiter schob. „Kommt der Prophet nicht zum Berg, muss eben der Berg zum Prophet.“ meinte er trocken, dann hüpfte er den letzten Meter zu meinem Balkon. Instinktiv packte ich seinen Arm und zog ihn zu mir rauf, sodass er über das Geländer plumpste und ich ihn von oben herab vorwurfsvoll ansehen konnte. „Der Bert hat offensichtlich völlig den Verstand verloren. Weißt du eigentlich, wie gefählich das ist?! Du bist kein Frosch, Herrgott! Außerdem habe ich dir doch gesagt, dass ich nicht mit dir reden will und... Was hast du da überhaupt an? Das sind doch Kakashis Klamotten?“ unterbrach ich meine Schimpftirade überrascht. Er sah an sich runter, zuckte die Schultern. „War das einzige, das nicht zu klein war.“ „Warum ziehst du nicht deine Sachen an?“ Ich setzte mich ihm gegenüber und war verwundert, dass mein herz gar nicht zu rasen anfing wie sonst, wenn wir alleine waren. „Weil die nach mir riechen.“ gab er zurück, als wäre das die einzig logische Antwort und ich schwer von Begriff. Er setzte sich auf, zupfte Kleider und Frisur zu Recht und lehnte sich gegen die Balustrade hinter sich. „Und weil ich alleine mit dir reden wollte.“ Eine meiner Brauen wanderte etwas höher. „So, wolltest du das? Ich hätte darauf verzichten können.“ gab ich unnahbar zurück, obwohl ich mich über seine Beharrlichkeit schon irgendwie freute. „Kann ich mir vorstellen, geht mir ähnlich... Übrigens wäre es nett, wenn ich nachher durch dein Zimmer raus dürfte, das ist tatsächlich ziemlich hoch und ehrlich gesagt sehr anstrengend.“ Ich grinste. „Was denn, z u schwer für dich? Ich bin enttäuscht, du tust doch immer, als könntest du alles.“ „Mehr als du auf jeden Fall. Aber darüber wollte ich nicht reden. Es geht um deinen Vater.“ „Hat er dich geschickt? Dann will ich es gar nicht hören.“ „Nein, ich komme von mir aus. ich wollte dir nur sagen, dass er nur dein Bestes Will und mit Hochdruck versucht, dir zu helfen. Was mit dir los ist – Und der Grund, aus dem er nicht mit dir reden will und kann – Hat etwas mit eurer Kultur zu tun und mit dem erwachsen werden. Aber... Das gibt sich, versprochen. Wenn du ihm nicht vertrauen willst, dann vertrau mir.“ Er lächelte, doch das reichte mir noch nicht. „Ich weiß, dass es etwas mit dir zu tun hat.“ sagte ich und krabbelte kurzer Hand dichter zu ihm, sodass ich auf allen Vieren vor ihm kniete und unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter auseinander waren. Sasuke saß da, als wäre er spontan zur Salzsäule erstarrt und ich witterte seine Anspannung. Also hatte er genauso Angst wie ich, das war irgendwie tröstlich. „Sasuke...“ sagte ich leise und stupste leicht mit der Nase gegen seine. Er sah mich an, schüttelte den Kopf. „Nein, Naruto, das ist nicht richtig...“ Trotzdem hob er, als könne er nicht anders, leicht das Gesicht und drückte flüchtig die Lippen auf meine. „Sakura...“ „Was ist mit der?“ fragte ich gelangweilt. Sie war meine Verlobte, bildhübsch und ich mochte sie echt gern, aber im Vergleich zu dem Feuer, das Sasuke in mir entfachte, nur indem er flüchtig meine Hand berührte, verblasste die Zuneigung zu dem Mädchen wie ein Streichholz vor einem Leuchtfeuer. „Dein Vater hat sie eingeladen.“ Er ließ es zu, dass ich mich auf seinen Schoß setzte, legte sogar die Arme um meine Mitte, ließ mich ihn aber nicht noch mal mit den Lippen berühren. „Und?“ „Sie soll dir bei... Deinem Problem helfen.“ Verwirrt sah ich ihn an, schüttelte den Kopf und lehnte mich zu ihm, um den Duft seines Haares einzuatmen, der das bekannte Gemisch aus Hitze und Angst – Pures Adrenalin – In meinen Körper pumpte und mich hypersensibel für seine Berührungen werden ließ. „Wie soll sie das...? DU bist mein Problem, Sasuke...“ raunte ich in sein Ohr und biss ihm sacht in den Hals. Ganz unbewusst hatte ich angefangen, meinen Schritt an seinem zu reiben und inzwischen waren seine Hände zu meinem hintern gewandert, krallten sich in diesen und zogen mich dichter zu ihm. Ein seltsam kribbelndes Gefühl ging von meinem Unterleib aus, stärker, als bei der bloßen Berührung unserer Lippen, obwohl ich auch diese jetzt suchte. Er ging darauf ein, wenn auch nur zögerlich. „Wie heißt das, was wir machen, eigentlich?“ fragte ich in die Berührung hinein, doch das war ein Fehler, denn da löste er sich von mir und schob mich von seinem Schoß, als wäre ihm durch den Klang meiner Stimme eingefallen, dass es verboten war, was er da trieb. „Küssen.“ antwortete er mit gepresster, leicht gequält klingender Stimme. „Küssen...“ wiederholte ich, meine Lippen berührend. Ein gutes Wort. „Ich will dich küssen, Sasuke.“ „Ich weiß...“ Jetzt schwang Mitleid und Reue in seiner Tonlage und er sah mich nicht mehr an, als er sich erhob. „Tut mir leid, ich... Ich gehe jetzt besser.“ „Warum?“ Ich folgte ihm in mein Zimmer, griff nach seiner Hand, doch er machte sich rasch los. „Weil ich gesagt habe, was ich sagen wollte. Außerdem gehe ich dir sowieso nur auf die Nerven, hm?“ „Stimmt...“ murmelte ich tonlos, fühlte mich aber eigentlich nur verloren, als er die Tür hinter sich ins Schloss zog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)