Eine neue Welt, ein neues Leben von xXSasukeUchihaXx (Tamaki x ?) ================================================================================ Kapitel 2: Ein neues Zuhause! ----------------------------- "Jessica, komm mal her" winkte Hikaru die junge Dame zu sich rüber, ohne dabei seinen Arm von der Schulter seines jüngeren Bruders zu nehmen. Die blauen Augen sahen erst verwundert drein, ehe sich die Schwarzhaarige in Bewegung setzte und vor den Zwillingen stehen blieb. Fragend sah sie zu den Beiden auf, welche sich erst kurz musterten, ehe ihre Blicke ernsthaftere Züge annahmen. "Nimm dich vor Tamaki in Acht. Er ist ein Weiberheld und da du bei ihm wohnen musst... Oh Gott... Kaoru, wir sollten Jessica lieber mit zu uns nehmen". Zum Ende hin klang Hikaru völlig besorgt, doch die junge Frau ließ sich nicht beirren und durchschaute dieses Spiel. "Keine Chance, Hikaru. Ihr wollt doch nur zusammen mit mir in einem Bett schlafen, nicht wahr?" grinste sie schelmisch, ehe die Gesichtszüge des Angesprochenen reine Verwunderung zeigten. "Woher wusstest du...". "Hikaru... Ich bin keineswegs dumm, also schreibe dir diese Tatsache hinter die Ohren. Kaoru spielt zwar auch viele Spielchen, aber er ist sanfter und nicht so direkt" unterbrach sie den fassungslosen Hikaru und wendete sich von den Zwillingen ab. "Macht euch keine Sorgen um mich. Tamaki mag zwar ein Frauenheld sein, aber seine ständigen Annäherungsversuche bei hübschen Mädchen lassen mich vollkommen kalt. Da muss sich der wehrte Herr wirklich etwas Besseres einfallen lassen und... Noch etwas... Ihr vergesst, wie alt ich eigentlich bin". Schelmisch zwinkerte sie den Zwillingen zu, ehe sie zurück zum Blonden lief, welcher bereits vor einem weißen Mercedes stand und auf sie wartete. "Wow... Sie wusste, dass ich Hikaru bin, obwohl wir sie erst seit einigen Stunden kennen" murmelte er leise und blickte zum Himmel, welcher schon eine leichte Röte aufwies. Es würde bald dunkel werden, also sollten auch sie sich endlich auf dem Weg machen. "Tja... Wie mir scheint, gibt es doch viele Menschen, die uns voneinander unterscheiden können" grinste Kaoru und lief zusammen mit seinem älteren Bruder zu ihrem Auto, wurden sie doch auch bereits erwartet. Hikaru nickte der Antwort zu, denn scheinbar gab es neben Haruhi und ihren Freunden noch andere Menschen, welche ihre minimalen Charakterunterschiede sahen. "Was wollten Hikaru und Kaoru von dir?" wollte Tamaki in Erfahrung bringen und blickte den Zwillingen hinterher. Jessica seufzte leise aus, stieg in den weißen Wagen und schloss für einen Moment ihre Augen. Nachdem auch der Blonde in den Wagen gestiegen war, fuhren sie los und nun hatte Jessica die Gelegenheit, die Gegend ein wenig während der Fahrt zu betrachten. "Hikaru hat dir bestimmt Unsinn über mich erzählt, oder?". Sehr wohl hörte sie den Ärger aus seiner Stimme heraus, weswegen sie sich vom Fenster abwendete und neben sich blickte. Warum hatte sich Tamaki eigentlich nicht auf den Beifahrersitz gesetzt? "Er sagte mir nur, dass du ein Frauenheld bist" erwähnte sie wenig beeindruckt, denn sie wusste doch um seine Art, wie er mit den Mädchen umging. Und? Sollte er doch dieses Leben führen. Er war reich, ein verwöhnter Bengel und dennoch besaß er eine völlig andere Seite. Er kümmerte sich um die Menschen um sich herum und schien nichts aus purem Eigennutz zu machen. Nein, er half, ohne dabei an sich selbst und seine Vorteile zu denken, obwohl sein Handeln meist völlig falsch eingeschätzt wurde. "Und? Glaubst du ihm?" grinste Tamaki selbstsicher und verschränkte seine Arme vor der Brust, während er stur aus dem Fenster blickte. Es erschien Jessica so, als würde er in diesem Moment wirklich schmollen, aber tat er das wirklich? Sie wusste es nicht und grinste nun ebenfalls, ehe sie ihre Stimme leise erhob. "Ja, ich glaube ihm". Abrupt ließ der Blonde seinen Kopf hängen und mied ihren Blick, obwohl diese Tatsache doch eigentlich der reinen Wahrheit entsprach. "Wieso glaubst du ihm?" murmelte der reiche Schönling plötzlich und blickte wieder aus dem Fenster, betrachtete die vorbei ziehende Landschaft und lehnte schließlich seine Stirn an die Scheibe. "Diese Frage kann ich dir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten. Vielleicht werde ich dir ein bisschen mehr über mich erzählen, wenn du dich anständig in meiner Gegenwart benimmst" erwiderte Jessica leicht lächelnd und legte ihre Hand auf seine linke Schulter. Hatte sie ihn wirklich verletzt? Natürlich konnte er auch ein kleines Sensibelchen sein, aber nur weil sie Hikaru ihren Glauben schenkte und es selbst auch besser wusste, musste er doch nicht traurig sein, oder? Irgendwie entsprach seine Reaktion ihrer Logik, obwohl Tamaki wahrlich oft schmollte. "Abgemacht... Ich werde versuchen, mich zu benehmen" lächelte er und sah nun wieder zu ihr rüber, legte seine Hand auf ihren Handrücken und strich mit dem Daumen leicht über die glatte Haut. "Hast du einen besonderen Speisewunsch?" wechselte er schließlich das Thema und lehnte sich ins Polster zurück, während er seine Arme hinter dem Kopf verschränkte und sich ein wenig streckte. Einen besonderen Speisewunsch, dachte sich Jessica insgeheim und begann zu überlegen. Ja, da gab es tatsächlich etwas, weswegen sie wieder lächelnd zu ihm blickte. "Da wir uns offensichtlich in Japan befinden... Ich möchte Ramen essen". "Meine Lieblingsspeise..." erwiderte Tamaki grinsend, ehe der Wagen hielt. Jetzt erst bemerkte Jessica, dass sie bereits ihr Zielort erreicht hatten und blickte aus dem Fenster. "Wow..." entfuhr es ihr und betrachtete das prunkvolle Anwesen des Blonden, welcher ihr die Tür öffnete und ihr die Hand gab, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Es gehörte sich in seinen Kreisen einfach so, einer Dame beim Ausstieg zu helfen, völlig gleich, was die junge Dame von ihm halten mochte. Jessica blieb wie angewurzelt stehen und betrachtete mit großen Augen das große Haus, welches sich ein Anwesen schimpfte. Vermutlich würde sie erstmal einige Tage das Haus erforschen müssen, um sich nicht binnen weniger Sekunde zu verlaufen. Ihre Augen blieben jedoch beim Eingang hängen, da dort einige Dienstmädchen standen und eine ältere Dame. Scheinbar wurde der Schönling schon sehnsüchtig erwartet, oder? Und sie? War sie überhaupt erwünscht? "Fürchtest du dich?" wollte Tamaki in Erfahrung bringen und umfasste ihre Hand, zog sie mit sich zum Eingang und blieb mit der Schwarzhaarigen vor Shima stehen. "Willkommen zurück, junger Herr" erklang es synchron von den zahlreichen Bediensteten, ehe die ältere Frau das Wort ergriff. "Euer Vater hat mich bereits informiert. Ein Gästezimmer wurde bereits hergerichtet und Euer Abendessen steht zum Verzehr im Speisesaal bereit". Leicht lächelte Shima die junge Frau neben ihrem Herren an und bemerkte sehr wohl, dass sie scheinbar ein Makel besaß. Ihr junger Herr war wirklich ein gütiger Mensch und wollte sich um das Mädchen kümmern, bezahlte ihr sogar die Privatschule und ließ sie bei sich wohnen. Wirklich zu gütig, dachte sich Shima und verbeugte sich leicht, ehe der junge Herr mit der Dame den Eingangsbereich betrat. "Irgendwie... Ich mache doch keine Umstände, oder?" murmelte Jessica fragend und besah sich die Bediensteten, welche nun wieder ihrer Tätigkeit nachgingen. Erst wenige Sekunden später blickte sie zum Blonden auf, auf dessen Lippen ein amüsiertes Grinsen erschien. "In gewisser Weise machst du mir zwar Umstände und ich hatte auch noch nie einen langfristigen Gast, aber das ist sicherlich eine wertvolle Erfahrung für mich. Mach mir bloß keinen Rückzieher, junge Dame, sonst habe ich ein halbes Vermögen völlig umsonst aus dem Fenster geworfen". Skeptisch zog Jessica ihre linke Augenbraue höher, starrte ihren Gastgeber fragend an, ehe dessen Worte sie schlucken ließen. "Nur durch mich ist es dir möglich, ab den morgigen Tag auf die Ouran High School zu gehen. Normale Bürger könnten sich die Studienkosten nicht mal nach zehn Jahre langer Arbeit leisten". "Wieso gibst du soviel Geld für mich aus? Ich will doch gar nicht in die Schule gehen und... Verdammt, ich hasse Schulen". Zum Ende hin hatte Jessica ihre Stimme erhoben, ehe sie wütend auf den Parkettboden starrte, dabei ihre zierlichen Hände zu Fäusten ballte und seinen Blicken auswich. Er tat so, als stände sie in seiner Schuld, obwohl sie ihm nicht um einen Studienplatz in dieser teuren Privatschule gebeten hatte. Tamaki neigte seinen Kopf fragend, ehe er ein wenig in die Hocke ging, da sie schon fast einen ganzen Kopf kleiner war und blickte in ihre wütenden Augen. "Deine Schulzeit muss die Hölle gewesen sein, wenn du dich so sehr vor der Schule sträubst" murmelte er ihr entgegen und hob mit seiner rechten Hand ihr Kinn an, um ihr nun endlich in die blauen Augen sehen zu können. "So lange ich bei dir bin, Jessica, wird kein Schüler der Ouran High School ein böses Wort über dich verlieren. Vertrau mir" lächelte er sanft und wischte ihr einige Tränen von der Wange, welche sich aus ihren Augen gelöst hatten. Noch nie war ihm solch ein Mädchen begegnet und obwohl sie viele Jahre älter war, so schien sie sich vor den morgigen Tag zu fürchten. Erst nach einigen Minuten nickte die Schwarzhaarige den vertrauenswürdigen Worten zu und ließ es zu, dass ihre Hand erneut ergriffen wurde, ehe der Blonde zielstrebig auf die Treppe zulief. Eine führte zum rechten Teil des Hauses, während eine weitere Treppe zum linken Teil führte. Tamaki benutzte allerdings die linke Treppe, erklomm die Stufen ohne ein Wort zu verlieren und bog in den folgenden Gang ein. "Ich habe dein Gästezimmer neben mein privates Zimmer einrichten lassen. Ich kenne deine Ängste nicht und...". "Danke... Ich werde deine Hilfe in Anspruch nehmen" unterbrach sie die Stimme des blonden Mannes, welcher vor einer sehr prunkvollen Tür hielt und die Klinke betätigte. "Mein Zimmer" kommentierte er lächelnd, ließ die junge Dame eintreten und sich umsehen. Er blieb im Türrahmen stehen, die Arme vor der Brust verschränkt und Jessica beobachtend. Es erschien ihm so, als kenne sie sein Zimmer schon längst, denn sie lief einfach nur kurz eine Runde, ehe sie den Kleiderschrank öffnete und sich seine Kleidungsstücke betrachtete. "Solche Klamotten kenne ich ehrlich nur aus dem Fernsehen" murmelte sie und besah sich jedes einzelne Kleidungsstück nachdenkend. Vieles erschien ihr französischer Herkunft zu sein, aber diese Tatsache verwunderte Jessica nicht. Nein, schließlich war Tamaki ein Halbfranzose, konnte sicherlich auch die französische Sprache sprechen und viele Weitere. Beneidenswert, denn sie wäre auch gern zweisprachig aufgewachsen. In ihrem Alter war eine Sprache lernen sehr schwer, aber darüber wollte sie sich nun nicht den Kopf zerbrechen. Leise Schritte ertönten hinter ihr, ehe sie ihren Kopf leicht drehte und Tamaki erblickte, welcher sich seines blauen Jackettes entledigte. Die Krawatte folgte, wurde einfach auf dem Stuhl gelegt, der beim Schreibtisch stand, während sich der Blonde erneut streckte. "Die Schule ist anstrengend, aber durch unseren Host Club gehe ich jeden Tag sehr gern hin" grinste er die junge Dame an und zog sich die Schuhe aus, stellte sie feinsäuberlich zur Seite und lief nun nur in weißen Socken zurück zur offen stehenden Tür. "Komm... Dein Zimmer ist direkt eine Tür weiter". Jessica nickte zaghaft, lief ihm hinterher und blieb vor der nächsten Tür stehen. "Ich hoffe doch sehr, dass dir vierzig Quadratmeter ausreichen" lächelte er sie an und stieß die Türe auf. Ein prunkvolles Zimmer wurde Jessica offenbart und es ähnelte dem Zimmer des blonden Schönlings. Ob ihr dieser Schlafplatz reichte? Natürlich und ein kleineres Zimmer hätte ebenso gereicht. Allein der Weg bis zum Bett, welches relativ groß wirkte und mit einem seidigen Stoff überzogen worden war, erschien ihr viel zu weit. Die Vorhänge der viel zu großen Fenster waren in einem dunkelblauen Ton gehalten worden. Direkt gegenüber dem Bett stand ein großer, sehr Edel wirkender Kleiderschrank, auf welchen sie nun zulief und die Türe öffnete. Zahlreiche Kleidungsstücke strahlten sie regelrecht an, ehe sie einen stummen Blick zum Blonden riskierte. "Hast du die Kleider für mich gekauft? Warum machst du das für mich? Du kennst mich doch gar nicht" murmelte Jessica leise, hatte schon gehofft, er hätte es vielleicht nicht gehört, doch dem war wohl nicht so. Nein, er trat leise seufzend ein und beäugte sich nun ebenfalls die Kleider, die er hatte kommen lassen. "Nach der Schule befinden wir uns im Musikraum, wie du sicherlich schon weißt. Ich dachte, du leistest uns Gesellschaft und trägst einige Kleider meiner Wahl, oder... Magst du den Kleidungsstil nicht?". Fragend blickte Tamaki die junge Dame an, blickte erneut zu den zahlreichen Kleidern, die ihm ebenso ein Vermögen gekostet hatten, ehe er wieder in ihre unschuldigen Augen blickte. "Nein... Die Kleider sind sehr schön, aber... Ich möchte nicht, dass du soviel Geld für mich ausgibst, Tamaki. Wie ich schon sagte, du kennst mich nicht und solltest nicht so unvorsichtig sein" erwiderte Jessica leise und schloss die Türe des Kleiderschrankes, lief auf das Bett zu und setzte sich. So weich, war ihr nächster Gedanke, ehe sie sich rücklings fallen ließ und für einen kurzen Moment die Augen schloss. Dieses Bett versprach süße Träume und sie hätte auf der Stelle einschlafen können, wäre da nicht der Hunger gewesen, welcher sie schon seit einiger Zeit plagte. "Ich vertraue auf meine Menschenkenntnis und mein Bauchgefühl sagt mir, dass du eine liebenswerte Person bist. Warum sollte ich mich vor einer liebenswürdigen Person fürchten?". Wohl wahr, stimmte sie ihm insgeheim zu und legte ein Lächeln auf. Schließlich setzte sich die Schwarzhaarige wieder auf, zog sich ihren Mantel aus und auch ihre Schuhe wurden feinsäuberlich zur Seite gestellt. Ihre Tasche legte sie ebenso ab, streckte sich kurz und blickte wieder zu Tamaki, dessen Augen sie die ganze Zeit über beobachtet hatten. "Ähm... Entschuldige... Eine seltsame Angewohnheit von mir. Meine Augen starren immer so auf fremde Körper" nuschelte der Blonde verlegen, spürte die Hitze in seinem Gesicht aufsteigen, da er sich ertappt fühlte. Hoffentlich war sie nun nicht wütend auf ihm, denn eigentlich war Jessica ein sehr süßes Mädchen, auch mit ihrem Makel. Ob sie wohl schon ihren ersten Kuss erlebt hatte? Gott, er durfte nun nicht seiner Phantasie freien Lauf lassen, sonst benahm er sich in ihrer Gegenwart mit Sicherheit wie ein Trottel. "Natürlich..." grinste Jessica und lief zur Tür, blickte Tamaki fragend an, da sie nicht wusste, wo sich der Speisesaal befand. Auch er setzte sich in Bewegung, blieb hinter ihr stehen und ließ einen leisen Seufzer verlauten. "Ehrlich... Du bist ein süßes Mädchen und da fällt es mir schwer, meine Augen von dir zu lassen". "Solche Komplimente höre ich nicht oft, aber vielleicht sagst du das auch nur, weil du mich um deinen kleinen Finger wickeln willst? Nun... So lange es nur das Starren ist. Bitte, tu dir keinen Zwang an" grinste die Schwarzhaarige und bemerkte sehr wohl seinen beeindruckten Blick. Warum? Gab es bisher kein Mädchen, welches mit seinen Komplimenten hatte umgehen können? Doch, ein Mädchen hatte es geschafft und sie war Mitglied im Host Club. Wenige Minuten später saßen der Herr des Hauses und die Schwarzhaarige im Speisesaal, von zahlreichen weiblichen Bediensteten umgeben und auf eventuelle Wünsche wartend. Jessica blickte sich die zahlreichen Speisen auf ihrer Seite des länglichen Tisches an, entdeckte Sushi, einen leckeren Teller mit gebratenen Nudeln und viele andere Köstlichkeiten des fernen Osten, die sie allerdings nicht zuordnen konnte. "Keine Ramen... Dann esse ich eben die gebratenen Nudeln" murmelte Jessica leise für sich und zog den Teller zur Hand, nahm sich die bereit gelegten Stäbchen und begann zu essen. Glücklicherweise hatte sie Übung im Umgang mit Stäbchen, sonst wäre das sicherlich sehr peinlich geworden. "Mh? Was hast du gesagt? Du musst ein bisschen lauter sprechen, sonst verstehe ich dich auf dieser Distanz nicht" rief Tamaki und legte seinen Kopf leicht schief, als sich sein weiblicher Gast erhob, in der rechten Hand den Teller mit den Stäbchen haltend, in der linken Hand den Stuhl, auf welchen sie eben noch gesessen hatte, mit sich tragend. Binnen weniger Sekunden stellte sie den Stuhl seitlich an seinem Ende des Tisches, schob einige Teller zur Seite und stellte schließlich ihren Teller ab. "Warum sitzen wir dann so weit auseinander? Ist doch Blödsinn, wenn ich mich jedes Mal wiederholen muss, nur weil ich es vorziehe, in einer angemessenen Lautstärke zu sprechen. Ich bin doch kein Marktschreier" erwiderte Jessica, setzte sich nun auf ihrem Stuhl und nahm erneut die Stäbchen zur Hand. "In unserer Gesellschaft gehört es sich so, aber ich stimme dir zu. Es gibt Menschen, die nicht ständig durch den halben Raum schreien möchten, nur um auch verstanden zu werden" gab er zu und erinnerte sich an eine sehr ähnliche Situation. Haruhi war nicht sehr viel anders gewesen, mit dem Unterschied, dass sie nicht diese Dreistigkeit besaß, sich einfach neben ihm zu setzen. Nein, stattdessen hatte ihr weiblicher Host während des Essens den Mund gehalten, auf keine seiner Fragen geantwortet, nur um ihre Stimme nicht zu erheben. Tamaki unterbrach seine Gedanken und blickte nun wieder zu seiner Rechten, beobachtete die junge Dame beim Verspeisen der Nudeln und musste unweigerlich schmunzeln. Durch ihren kleinen Mund schien sie einige Schwierigkeiten zu haben, weswegen er ihr nun eine Gabel reichte, damit sie wenigstens halbwegs vernünftig essen konnte. "Danke..." murmelte Jessica, legte die Stäbchen zur Seite und tupfte sich mit einem Tuch den Mund ab, ehe sie die Gabel entgegen nahm und die Nudeln nun viel besser verspeisen konnte. "Darf ich dir vielleicht eine Frage stellen?" durchbrach er die Stille, welche nur hin und wieder durch das Klirren der Teller unterbrochen wurde. Zaghaft nickte die Schwarzhaarige, nicht von ihrem Teller aufsehend, ehe sie die Gabel zur Seite legte. Ihr Hunger war nun besänftigt, auch wenn sie nicht den Teller geleert hatte und blickte sich nun nach einem Glas Orangensaft um. Ihr wurde schließlich ein Glas mit dem gewünschten Getränk gereicht, nahm es dankend entgegen und nahm einige Schlücke zu sich, um ihren Durst zu löschen. Bedacht stellte sie das Glas wieder ab, blickte zu Tamaki auf, stützte sich mit ihren Armen auf dem Tisch ab und wartete auf seine Frage. "Kyoya sagte, dass dein kleiner Mund ein Geburtsfehler ist. Wie nennt sich dieser Geburtsfehler? Verzeih, wenn ich zu persönlich werde, aber ich bin noch nie einem Mädchen mit so einem Makel begegnet" stellte der Blonde seine Frage zögerlich, während er nun ebenfalls einen Schluck von dem selbst gepressten Orangensaft zu sich nahm. Er wollte ihre Gefühle keineswegs verletzen, aber er musste unbedingt seine Neugier besänftigen. Natürlich hätte er auch Kyoya anrufen können, um nach näheren Detaills zu fragen, aber Jessica konnte ihm sicherlich besser seine Fragen beantworten. Die junge Dame legte ein zaghaftes Lächeln auf, während sie sich im Stuhl zurück lehnte und dabei den Kronleuchter über ihren Köpfen betrachtete. "Es ist schon in Ordnung, Tamaki. Deine Frage ist ohne Hohn und ohne Verachtung gestellt worden, daher verdienst du eine offene Antwort von mir" erwiderte Jessica noch immer lächelnd, ehe sie erneut in seine neugierigen Augen blickte. "Es ist ein Gendefekt. Dieser Geburtsfehler wird auch Kiefer-Gaumen-Spalte genannt. Als ich geboren wurde, stellten die Ärzte fest, dass mein Gaumen offen war und zudem war mein Mund noch sehr viel kleiner. Durch zahlreiche Operationen haben die Ärzte meinen Gaumen gerichtet und auch meinen Mund etwas vergrößert. Bis zu meinem 18. Lebensjahr musste ich mich immer wieder unters Messers legen" erzählte Jessica offen und ehrlich, ohne ihre Miene ein einziges Mal zu verziehen, obwohl ihr nun zahlreiche Erinnerungen in den Sinn kamen, welche sie jedoch zu verdrängen versuchte. "Wie schrecklich... Der Gedanke, dass du kein unbekümmertes Leben führen konntest... Dieser Gedanke stimmt mich traurig. Ich meine... Du bist eine nette Person und hast sicherlich schon viele schmerzhafte Erfahrungen machen müssen. Kein Mensch sollte solch ein Leben führen müssen, meiner Meinung nach" erwiderte der blonde Schönling und konnte kaum seinen schockierten Gesichtsausdruck verbergen. Allmählich begann er zu begreifen, warum Jessica keineswegs die Schule besuchen wollte. Ja, die Menschen straften sie mit Verachtung, machten sich über sie lustig, obwohl sie für ihr Aussehen überhaupt nichts konnte. Tamaki hatte es doch heute Nachmittag selbst erleben müssen, weswegen er sich nun auch Gedanken um den morgigen Schultag machte. "Nun... In deiner Gesellschaft mag es schockierend klingen, aber in meiner damaligen Schulzeit war ich nicht das einzige Opfer von hochnäsigen und eingebildeten Menschen. Diskriminierung gehörte an meiner damaligen Schule zur Tagesordnung und... Ich war bis zu meinem 14. Lebensjahr auch sehr verschlossen, habe mir alles gefallen lassen und still und heimlich in meinen eigenen vier Wänden geweint" fuhr die junge Dame gelassen fort und ließ ihren Blick durch den Speisesaal schweifen. Erst eine warme Hand ließ sie wieder in das Gesicht des Blonden sehen, welcher ein wenig besorgt wirkte. Warum? Machte er sich etwa Sorgen um sie? "Fühlst du dich denn nicht einsam in deiner kleinen Welt? Ich glaube, dass ich dich ein wenig verstehen kann, auch wenn du wirklich schlimme Dinge erfahren musstest. Deine innere Stärke beeindruckt mich zutiefst und... Ich werde dich vom heutigen Tage an beschützen. Das verspreche ich dir". Ein leichtes Lächeln erschien auf seinen Lippen, ehe er seinen Daumen erneut über ihre samtweiche Haut gleiten ließ. Ja, die junge Dame war ein hübsches Mädchen in seinen Augen und erweckte seinen Beschützerinstinkt. Der morgige Tag würde keineswegs einfach werden, aber er würde hinter Jessica stehen, völlig gleich, wie seine Mitschüler über sein Verhalten denken mochten. "Junger Herr, ich habe das Bad für die junge Dame hergerichtet" erreichte Tamaki's Ohren, ehe er noch einen Schluck vom Orangensaft zu sich nahm. Jessica erhob sich, wurde von einem blondhaarigen Mädchen, welches vor der Tür stand, bereits erwartet, weswegen sie nochmals zum Hausherr blickte. "Mina wird dich zum Bad führen. Sie ist freundlich und wird sich um dich kümmern" erklärte er kurz angebunden, erhob sich nun ebenfalls und verließ ohne ein weiteres Wort den Speisesaal. Zurück blieb Jessica, welche mit einem unguten Gefühl in der Magengegend auf Mina, so hatte Tamaki sie genannt, zulief. Den Speisesaal mit der Blonden verlassend, stiegen sie die Stufen der linken Treppe empor, liefen an Tamaki's und ihr zugewiesenes Zimmer vorbei und hielten schließlich vor einer Tür, die auf der rechten Seite des Ganges befand. Mina öffnete die Tür, verbeugte sich vor der jungen Dame und erhob schließlich ihre Stimme. "Bitte... Tretet ein, junges Fräulein". Ihre Stimme klang sanft und sehr liebevoll und als die grünen Augen zu ihr aufblickten, weil sich Jessica noch keinen Zentimeter gerührt hatte, legte die Blonde ein zaghaftes Lächeln auf. "Sprich mich einfach beim Vornamen an, okay?" lächelte Jessica und trat ins Bad ein. Ihre erste Frage, die ihr bereits auf der Zunge lag, ließ ihr ein amüsiertes Grinsen auf ihre schmalen Lippen huschen. "Das Gästebad?" fragte sie übertrieben freundlich und besah sich die große, im Boden eingebaute, Wanne. "Nein, du befindest dich im Bad des jungen Herren" erwiderte Mina unsicher und half der jungen Dame beim entkleiden des weißen Kleides. Jessica nickte verstehend, sah sich suchend im Bad um, doch auf dem ersten Blick konnte sie nichts Verdächtiges erkennen. Der Gedanke, der ihr jedoch durch den Kopf ging, ließ sie nicht los, weswegen sie nun ihren BH öffnete und die Träger gähnend langsam von ihren Schultern streifte. Der blonde Schönling hielt den Atem an, ohne seinen Blick von der Haut der jungen Frau zu nehmen. Was machte er bloß hier? Er hatte ihr versprochen, sich anständig zu benehmen und nun hockte er hier in der Abstellkammer und starrte seinen weiblichen Gast durch zwei Löcher in der Wand an. War er wirklich so schlimm? Ja, leider Gottes konnte er gegen seine Gewohnheiten nichts tun, auch wenn sein gesunder Menschenverstand ihm sagte, dass er seinen Blick endlich abwenden sollte. "Mina, trete näher" murmelte Jessica und ließ ihren Blick ein weiteres Mal durchs Bad schweifen. Sie fühlte sich beobachtet und da sie Tamaki's Charakter nun mal kannte, hielt sie an ihrer Vermutung fest. Er war hier irgendwo und wartete nur darauf, dass sie ihre Arme sinken ließ, damit ihr weißer BH zu Boden fiel. Als die Blonde neben sie getreten war, beugte sich die Schwarzhaarige zu Mina vor, um ihre nächste Frage flüsternd zu stellen. "Welche Räume befinden sich neben dem Bad?". Die grünen Augen wirkten erst verwundert, jedoch antwortete Mina im gleichen Flüsterton, auch wenn sie sich fragte, wieso die junge Dame ihr diese Frage zugeflüstert hatte. "Auf der rechten Seite befindet sich die Abstellkammer und...". "Verstehe... Sei so nett und wirf mal einen Blick in die Abstellkammer" grinste Jessica, blickte abwartend zu Mina, welche sich nur zögerlich in Bewegung setzte, um den ungewöhnlichen Wunsch zu erfüllen. "Wieso..." hauchte Tamaki, ehe im nächsten Moment die Tür von Mina geöffnet wurde und einen erschrockenen Laut von sich gab. "Junger Herr, also... Was macht Ihr in der Abstellkammer?" wollte die Blonde schockiert wissen, denn natürlich hatte sie die zwei Löcher in der Wand gesehen. Ihr Herr war ein Spanner. Wie widerlich, dachte sie sich insgeheim, ehe sich ihr Herr künstlich räusperte und aus der Abstellkammer stieg. Leise schloss er die Türe, suchte sich rasch eine Erklärung für sein Vergehen, ehe ihm der Kehrblech und der Handfeger in seiner linken Hand auffielen, welche er durch den Schock umklammert hatte. "Ähm... Ach ja... In habe eine Vase umgeworfen und wollte nur die Scherben...". "Natürlich..." kicherte eine belustigte Stimme und unterbrach den blonden Schönling bei seinem Versuch, sich aus der Affäre zu ziehen. "Weißt du, Tamaki. Ich kann mir denken, welche Art Typ 'Mann' du bist, obwohl du dich gerade wie ein Kleinkind aufführst. Gib doch einfach zu, dass du einen Blick riskiert hast" fügte die Stimme noch hinzu und Tamaki traute sich gar nicht, seinen Kopf zu drehen, nur um Jessica in die Augen zu sehen. Verdammt, wie sollte er sich denn nun aus seiner misslichen Lage retten? Schritte ertönten auf dem roten Teppich, welche beinahe im ganzen Haus ausgelegt worden waren, ehe er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Er zuckte zusammen, schloss seine Augen und ließ das Kehrblech und auch den Handfeger fallen. Was passierte nun? Vermutlich würde er eine Ohrfeige bekommen, oder? Ja, mit Sicherheit, denn er hatte ein junges Mädchen bespannt. "Ich nehme dir dein Verhalten nicht übel. Du bist eben noch ein kleiner und durchaus neugieriger Junge, nicht wahr? Ich wäre dir dankbar, wenn ich nun in Ruhe in die Wanne steigen dürfte und du... Ja, du wirst nun in dein Zimmer gehen und darüber nachdenken, was du soeben getan hast" lächelte die junge Dame, strich ihm eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und fuhr mit ihrem Zeigefinger seine Wange entlang. Er besaß eine wirklich weiche Haut, musste sie sich unweigerlich eingestehen, ehe sie ihre Hand wieder sinken ließ, um sich ihre Oberweite genügend zu bedecken. "Ich möchte nach dem Bad deine Hilfe in Anspruch nehmen. Es geht um das Formular" fügte sie leise hinzu, betrachtete seine Röte auf seinen Wangen, ehe er endlich die Augen öffnete und zögerlich in ihre Richtung blickte. Erschrocken wich er einige Schritte zurück, hielt sich die linke Hand vor sein Gesicht und sah zwischen seinen Fingern zu ihr hinab, fuhr ihren Körper mit seinen Augen nach und wusste einfach nicht, ob er in seinem jetzigen Zustand überhaupt noch einen vernünftigen Satz zustande bringen würde. "Also... Ja... Ich sagte doch, dass ich dir meine Dienste... Hilfe anbiete". Gott, was stammelte er denn vor sich hin? Als er jedoch das Lächeln auf ihren Lippen erkennen konnte, ließ er seine Hand sinken, nicht ohne dabei noch ein wenig röter um die Nase zu werden. "Ich bitte vielmals um Verzeihung, Jessica. Ich hatte dir versprochen, mich anständig in deiner Gegenwart zu benehmen, aber...". Was sollte er denn noch sagen? Neugier hatte ihn zu seinem Handeln getrieben und nun stand er hier, wusste keinen weiteren vernünftigen Satz und blickte beschämt zu Boden. Ja, er war wirklich ein durchtriebener Kerl, auch wenn er sehr oft anderen Menschen half. "Danke... Mach dir keine weiteren Gedanken und geh in dein Zimmer" murmelte sie lächelnd und betrachtete Tamaki dabei, wie er stocksteif zu seinem Zimmer lief und schließlich die schwere Tür öffnete. Nochmals blickte er auf, sah in ihre blauen Augen, ehe er aus ihrem Sichtfeld verschwand und leise hinter sich die Tür ins Schloss zog. Mina hatte die Situation still und heimlich beobachtet, blickte nun zu der jungen Dame, auf deren Lippen noch immer ein sanftes Lächeln ruhte. Warum? Wieso hatte sie ihrem Herren dieses Verhalten durchgehen lassen? "Entschuldigung... Verzeih mir die Frage, aber mein Herr...". Mina brach ihren Satz ab, ging in die Hocke und hob das Kehrblech und den Handfeger auf. Wieder zu Jessica aufblickend, während sie ihre Gestalt straffte, versuchte sie ihre Frage zu vervollständigen. "Sein Verhalten war nicht in Ordnung, Miss Jessica. Wieso hast du ihn für sein Vergehen nicht bestraft?". Mina wollte es doch einfach nur wissen, denn sie kannte keine Frau, die einem Mann so etwas verzeihen würde. "Warum? Er ist doch nur ein junger Mann, der seine Neugier stillen wollte. Soll er mich doch anschauen, bis ihm die Augen aus dem Kopf fallen. Mir macht so etwas nichts aus" erwiderte Jessica verwundert, verwunderte mit ihrer Aussage allerdings auch Mina, welche ihren Kopf leicht neigte und die junge Dame vor sich mit einer Mischung aus Schock und Unglauben betrachtete. "Aber... Der junge Herr hat dich sexuell...". "Belästigt? Nein, sein Verhalten ist schon in Ordnung in meinen Augen. Ich kenne ihn nicht anders und würde mir Sorgen machen, wenn er sich plötzlich ungewöhnlich benehmen würde" grinste Jessica und wendete sich um, um nun zum Bad zu gehen. "Würdest du mir meinen Rücken waschen?" wollte sie noch in Erfahrung bringen, blickte kaum merklich über ihre Schulter und bekam das bestätigende Nicken der Blonden, welche sich nun auch in Bewegung setzte. "Mein Verhalten ist in Ordnung? Jedes andere Mädchen hätte mich geohrfeigt und sie... Wieso?" dachte sich Tamaki und lehnte noch immer an seiner Zimmertür, mit den Gedanken bei den eben gehörten Worten. Jessica war nicht so, wie die Mädchen von der Ouran High School. Sie ging auf seine Komplimente nicht ein, schmolz nicht dahin, wenn er sie berührte und schien auch kein Interesse an ihm zu haben. Warum? Lag es wohlmöglich an ihren Altersunterschied? Tamaki wusste es nicht und stieß sich von dem massiven Holz ab, lief zu seinem Bett rüber und ließ sich rücklings in die Kissen fallen. Warten, dachte er sich. Er würde auf Jessica warten und sie nochmals in Augenschein nehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)