Karamellbonbon von blechdosenfee ================================================================================ Kapitel 2: Kirsch'blüte ----------------------- *** „Sakura, pass auf!“ Der Ton war scharf und ließ die Angesprochene zusammenzucken. „T'schuldigung.“, nuschelte sie aufgeregt und brachte sich in Position. Der Blick, welcher ihr zugeworfen wurde, war nicht mit Liebe beseelt. „Wenn du in einigen Jahren dieselben Erfolge wie dein Bruder erzielen willst. Musst du lernen dich zu konzentrieren.“ Stummes Nicken erfolgte. „Antworte, damit ich höre, dass du es auch verstanden hast.“, kam es schroff. „Ja, Papa.“, hauchte die Achtjährige. *** Kirsch'blüte * Ein wohlig warmer Duft von frischgebackenen Kirschkuchen breitete sich langsam in der kleinen Drei-Personen-WG aus. Hätte die Backmeisterin gewusst, dass mit Kostja heute nicht gut Kirschen essen war, es wäre Quarkkuchen geworden. Dank des Lärmschutzes nach DIN konnte sie Dimas Lachen durch das geschlossene Fenster hören und die Sendung des Nachbarn akustisch mitverfolgen. Gerade schien dieser durch die Programme zu zappen. Sie lauschte. Ah, heute mal wieder eine Kochsendung 'Die Zubereitung eines Braten'. Na fein! Es würde den gesamten Abend und die halbe Nacht nach Verbrannten riechen. Denn die verehrte Gattin des Nachbarn hatte die dumme Angewohnheit sämtliche Kochrezepte auszuprobieren, dass sie keine besondere Köchin war, wusste jeder im Eingang. Als ob der verbrannte Gestank nicht schon genug war, schienen die Übermieter im Ehekrach zu liegen. Ein Scheppern, gefolgt von einem Klirren und Kreischen, dann war Stille. Es hatte das das gute Geschirr erwischt, auch noch aus Ur-Omas Zeiten! Den Rest bekam die Bäckerin nicht mehr mit, denn das Klacken des Türschlosses hatte jetzt ihre Interesse geweckt. „Hey. Es riecht nach Kirsch.“ Es war Dimas Kopf, der zu erst zum Vorschein kam. Er strahlte und war das ganze Gegenteil von Kostja, der ohne ein Wort die Wohnung betrat und sofort in seinem Reich verschwand. Im Gegensatz dazu kam dessen Trainingspartner auf die junge Frau zu, die am Kücheneingang lehnte. „Hey, Leni. Es riecht mal wieder lecker. - Kirsch, nicht wahr?“, er grinste. Scheinbar wollte er von einem anderen Problem ablenken. Nur das Manöver klappte nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Leni ging nicht darauf ein. „Was hast du angestellt?“ „Nichts.“ „Dima!“, sie wurde laut. „Du musst was gemacht haben, das er so verärgert ist.“, die Arme wurden vor der Brust verschränkt und Blick auf den Unschuld spielenden war ungeduldig. Dima gab nach. „Er hat mal wieder seine Tage.“ „Seine..., was?“, sie sprach nicht weiter und starrte in ein Grinsen. „Ach Leni. Du kennst ihn, der kommt auch mal wieder raus.“ Da sprach der Unbekümmerte, während die Besorgte wieder in die Küche ging. Dima zog seine Jacke aus hängte sie sorgfältig an den Haken. „Mit was hast du ihn diesmal geärgert?“ Kritisch wurde nach dem Kirschkuchen im Ofen gesehen, um die Sorge wenigstens etwas zu verringern. „Ach nichts besonderes.“, lässig lehnte sich Dima an den Türrahmen der Küche und sah Leni bei der Arbeit zu. „Ich hab nur das Wort 'Karamellbonbon' erwähnt.“ Sie horchte auf. „Karamellbonbon?“ „Ja“, grinste es. „Er hat, wie soll ich sagen... er hat eine ganz besondere...“ „HALTS MAUL!“, eine unsanfte und unsittliche Unterbrechung, die von oben durch die Decke gedrungen war, ließ Dima inne halten. Genervt blickte Leni nach oben. Noch mal so ein Ding und sie würde mit dem Besenstiel gegen ihre Obermieter hämmern. Der Besen stand schon bereit. „Also, was war jetzt mit dem Karamellbonbon?“, sie lehnte sich gegen den Ofen, der bei einer solch kalten Zeit ein gern genutzter Wärmespender war. „Die hab ich aufgegessen und nicht an Kostja gedacht. Du kennst ihn ja, er ist verrückt nach dem Zeug.“, kam es in einer gespielten Verlegenheit von Dima. Leni besah ihn mit dem selben kritischen Blick, dem zuvor der Kuchen stand halten musste. „Nichts weiter?“ „Nö.“, das ruckelartige Kopfschütteln sollte das Ganze noch verstärken. Dima wusste, wenn ein Wink von Oben kam, dann sollte dieser auch angenommen werden. Selbst wenn es auf die Kosten der Nachbarschaft ging. Es schepperte erneut. Diesmal schien es das Teeservice zu sein. * Es gab nur wenige Sachen, die Kostja in der Wohnung sein Eigen nannte. Das meiste befand sich in seinem Zimmer. Dazu gehörte sein Bett auf dem er gedankenverloren saß. Für ihn waren fremde Betten eine grausame Vorstellung. Er wollte nicht wissen, was auf den Matratzen und mit den Gestellen schon passiert war. Für unvermeidbare Nächte außer Haus besaß er einen Schlafsack. Ja, in dieser Sache war er etwas penibel. Neben seinem Bett besaß er einen ganzen Schrank voll mit Büchern. Die einzelnen Regale bogen sich schon leicht durch. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis dem Büchergewicht der Weg nach unten nicht mehr verwehrt blieb. Von fast jedem Genre ein Exemplar. Als Kind war er in die Märchen der Brüder Grimm und in jene, die ihn seine geliebte Babuschka erzählt hatte, eingetaucht. Nacherzählen konnte er sie alle. Später, interessierten ihn die großen Romane von Tolstoj, Hemingway und anderen Literaten. Er war mit Odysseus zu dessen Heimat Ithaka gereist, hatte Prinzessinnen von schaurigen Wesen befreit, erlebte die Ankunft des Marsmenschen, wurde von Feen verzaubert, litt mit Romeo und Faust und erfreute sich an Claudios und Iwans großem Glück. Das Kostja in gewissem Sinn eine romantische Ader besaß, konnte er nicht leugnen, aber gut verbergen. Neben diesen Dingen besaß er noch sein Notebook, eines von drei Dingen, die er aus Japan mitgenommen hatte. Es war seine Verbindung zu den geliebten und geschätzten Adoptiveltern. * Ein Kreischen und dann war Ruhe, bis sie erneute erbebte - ihre Stimme. „Mist! Wie habt ihr euch das vorgestellt?“, Hero blickte panisch zwischen ihren Bandkollegen hin und her. Das sich ihr zartes Organ fast überschlug und ihre Hände gefährlich an den eigenen Haaren zogen, war für sie unwichtig. Die Angesprochenen sahen erschrocken zu ihrem jüngsten Mitglied. Kein Wunder, sie war ja auch wie von Sinnen aufgestanden und hatte plötzlich losgeschrien. Vor Schreck war bei Jack die Saite gerissen und die Gitarre hatte beim Stimmen ein ekelhaftes und leierndes Geräusch von sich gegeben. „Hero. Alles okay?“, Kari sah ihre beste Freundin unsicher an. „Nein!“, kam es panisch. Gilbert erbarmte sich und ging auf die Jüngste zu. „Hero.“, er hatte ihre Aufmerksamkeit. Vorsichtig nahm er ihre Hände in die Seinen und versuchte die verkrampften Finger aus den schwarzen Strähnen zu lösen. „Jetzt bleib mal ganz ruhig und sag uns welcher Gedanke gerade in dein hübsches Köpfchen geschossen ist, dass du uns alle so erschrecken musst.“, der beruhigende Unterton hatte sich gegen Ende zu einem leicht tadelnden Vorwurf gewandelt. Ohne die Gelegenheit zu haben, mit ihren Händen wie wild zu gestikulieren – sie wurden von Gilbert gehalten – stammelte die Japanerin los. „Leute, wir können das Konzert, nein … ich … ihr müsst das Konzert alleine geben.“, nun war es raus. „Wie, du willst die Schulaufführung platzen lassen?“, Joe sah sie erstaunt an. „Was? Nein, die doch nicht. Ich mein Russland.“, ihr Blick wechselte zwischen Joe und Gilbert. „Du kannst übrigens meine Hände wieder los lassen.“, meinte sie zum Letzteren. „Sicher?“ „Ja.“ „Und warum?“ „Na weil ich meine Hände wieder unter Kontrolle hab.“, sie lächelte leicht. „Das meint er nicht.“, klinkte sich nun Nitan mit ein. „Nicht?“, verwundert sah Hero den Briten an, der nur langsam von ihren Fingern ließ. Dieser zeigte nur ein leichtes Grinsen. „Nein. Ich wollte wissen, wie die anderen sicherlich auch, weshalb du nicht mit nach Russland willst oder kannst.“ „Achso … na, wegen der Schule. Ich hab doch Prüfungen.“, auf ihrem Gesicht zeichnete sich die purer Panik ab, denn ein weiterer Gedanke ließ sie nervös werden. „Ihr habt ja auch Prüfungen. Och nein.“ Diese Information sickerte nur langsam bei den anderen ins Hirn. Die Erkenntnis traf die ersten wie ein Schlag. Schule, wer dachte schon bei einem internationalen Auftritt an Schule. Niemand, außer Hero. Doch Irren war menschlich, denn es gab noch jemanden, der sich an die Konsequenzen beim vier Wochen langen wegbleiben von der Schule erinnert hatte. „Na, wenn weiter nichts ist.“, flötete es aus der hintersten Ecke des Proberaums. „Wie wenn's weiter nichts ist?“, wiederholte Nitan empört und starrte wie der Rest in den riesigen Schatten, aus der die Stimme gekommen war. „Schon mal was von Fernunterricht gehört? - Autsch.“ Ein Klirren verriet, dass die Person gegen das veraltete Schlagzeug gekommen war. „Und hast du schon mal was von Genehmigungen gehört?“, nervte Kari. Nach ihrer Erfahrung konnte sich so etwas in dieser Schule Monate hinziehen. Langsam tauchte die Unbekannte aus dem Schatten auf. An ihrer Kleidung haftete der Staub von vier Jahren. „Was hast du gemacht?“, Nitan stand in unmittelbarer Nähe, doch dies wurde rasch geändert. Schmutz! Uuh. „Inventur.“, grinste die Angesprochene und folgte der Blonden einige Schritte, nur um zu provozieren. Schließlich wusste sie um deren pingeligen Reinigungsfimmel. „Bleib wo du bist!“, fauchte die Verfolgte und zog es in Betracht sich neben der Tür zu postieren. Sicher war sicher. Von Madame 'Ich-hab-vier-Jahre-alten Staub-an-mir-hängen' kam nur ein amüsiertes Lachen, das jedoch schnell wieder verflog, denn ihr Blick richtete sich auf Hero. Diese hatte es sich in der Zwischenzeit neben Kari auf der Couch bequem gemacht. „Und nun zu dir.“, der Staubfinger zeigte auf die Jüngste in der Band. „Du brauchst dir keine Sorgen machen, ist alles schon mit dem Direktor abgeklärt, dank Internet und Email. Das gilt übrigens für uns alle.“, ein Auftreten wie Superwoman, die mit einem siegreichen Lächeln in die Runde sah. „Und was heißt das jetzt?“, Kari stand, besser gesagt, sie saß auf der Leitung, während Hero schon mit Strahlen anfing. „Schnucki. Das heißt für uns alle gibt es Fernunterricht über das Internet, damit wir nichts vom Stoff verpassen und für die Prüfungen gewappnet sind.“ „Nicht dein Ernst.“, kam es von Gilbert. „Doch.“ „JU, du bist die BESTE!“, quietschte Nitan und schaffte es gerade so dem Drang zu widerstehen, das verstaubte Etwas zu drücken. „Aber bevor ich dich zerquetsche, geh Duschen.“ „Da bleib ich lieber schmutzig.“, herausfordernd streckte sie Nitan die Zunge entgegen. * „Takeru. In zwei Monaten ist es soweit.“ „Ich weiß.“ „Gut. Dann bist du dir auch bewusst, was für dich das Ziel ist?“ „Ja, Vater.“ Takeru spürte die Präsenz seines Vaters im Rücken. Seine feinen Nackenhaare stellte sich auf, während er in die Nacht blickte. „Der Sieg.“, war seine Antwort auf die nonverbale Frage, die im Raum geschwebt hatte. „Ja.“, erklang es streng. „Leg dich schlafen. Das Training wird hart.“ Takeru nickte. Das leise Rauschen der Tür verriet ihm, das sein Vater gegangen war. Wieder einmal würde er eine WM ohne 'sie' bestreiten. Niemand aus seiner Familie hatte ihm gesagt, wo seine geliebte kleine Schwester hingegangen war. Sie war einfach weg, ein Jahr vor der zweiten Weltmeisterschaft. Und weshalb war sie gegangen? Nicht einmal den Grund kannte er. War sie denn nicht glücklich gewesen? Reuevoll blickte Takeru auf den Boden. Er, ihr großer Bruder, hätte sie beschützen müssen. Sie war doch seine kleine Imouto-chan. Die Finger krallten sich in das Hakama. „Opa, wo ist Sa-chan?“ Traurig blickten die alten Augen auf, während die Hand auf eine Stelle zum Setzen deutete. Der Enkel kam der stummen Bitte nach. Wie sollte er es dem Jungen erklären? Er konnte ihm doch nicht einfach sagen, dass seine Schwester die Koffer gepackt und der Familie entsagt hatte. Heilige! Nein. Aber irgendeine Erklärung musste er bringen. „Opa.“, forschend betrachtete Takeru seinen Großvater. Der Angesprochene nickte und deutete an, ihm noch einen Moment zu geben. Egal, welchen Weg er für die Erklärung gegangen war, er kam immer wieder zu dem einen Ergebnis, das eine Lüge nicht half. Ein letztes Mal atmete er tief ein. „Deine Schwester … versucht ihr Leben für sich zu gestalten.“ „Was meinst du damit?“, verwirrt sah Takeru zu dem alten Mann. „Vieles im Leben wird im ersten Moment nicht verstanden, Takeru-chan. Und es braucht Zeit gewisse Entscheidungen zu verstehen, besonders jene, die von geliebten Menschen getroffen wurden.“, müde senkte der Alte den Kopf. „Die Wahl deiner Schwester hab ich auch nicht verstanden, denn der Weg, den sie gewählt hat ist nicht an der Seite ihrer Familie.“ „Du meinst, sie hat unsere Familie verlassen?“, es war nur ein Hauch den seine Stimme hervorbrachte. Opa nickte. Er hätte es seinem Enkel auch ohne Ausschmückung sagen können, aber das wäre wahrscheinlich zu hart gewesen. „Warum hat man sie nicht aufgehalten?“, die Panik schwang mit. „Sie ist doch noch so jung, sie ist elf. Sie ...“ „Sie hat ihr Leben gewählt.“ Takeru wirbelte herum. Irritiert blickte er zu seinem Vater, der mit strenger Miene auf seinen Sohn herabsah. „Vater.“ „Lass dir eines gesagt sein, mein Sohn. In diesem Haus wird der Name deiner Schwester nie wieder erwähnt. Ihr Name 'Sakura' ist aus den Chroniken unseres ehrwürdigen Stammbaumes gestrichen.“, der Tonfall ließ keinen Widerstand zu. Takeru fügte sich und verneigte sich stumm. Was hatte seine kleine Schwester getan, das Vater so erzürnt reagierte. Als das zehnte Oberhaupt des Kato-Clans die Halle verlassen hatte, sah der Junge fassungslos zu seinem Großvater. „Was ist passiert? Und warum hat man sie nicht aufgehalten, warum hast du sie nicht aufgehalten?“, hauchte er. Seine Hände umfassten die Schultern des alten Mannes und fingen an ihn zu schütteln. „Du hast es zugelassen. DU! … Sie hat dir vertraut, sie hat dich mehr gemocht als Papa! Und du hast sie gehen gelassen!“, er schrie. „Takeru, komm zur Vernunft.“, der Alte riss sich los und packte den Jüngeren an den Handgelenken. „Sei vernünftig!“ „Du solltest dich fragen, wer die Vernunft nötiger hat.“, zischte Takeru. „Sie hat die Familie verlassen. Es ist das Recht des Oberhauptes abtrünnige Mitglieder aus den Chroniken zu bannen.“ „Ja, ich weiß.“, gab der Jüngere klein bei. „Aber sie ist doch erst elf.“ Die Erinnerungen waren schmerzhaft. Weshalb seine kleine Schwester die Familie mit elf Jahren verlassen hatte, wusste er nicht. Niemand hatte ihm eine Antwort gegeben. Seit jenem Tag hatte sein Vater die Tatsache Sakura aus dem Gedächtnis aller zu löschen, wahr gemacht. Es gab 'fast' nichts mehr im Dojo oder im Haus, das öffentlich darauf hingewiesen hätte, das er einmal eine Schwester gehabt hatte. Alles was an sie erinnerte oder mit ihr im Zusammenhang stand, wurde vernichtet oder weggeschlossen. Ihre Kimonos: verschenkt. Nur einen konnte er damals retten und den verbarg er gut unter den Seinen. Die Shinais mit denen sie geübt und Trainingskämpfe bestritten hatte: verbrannt. Das Zimmer, welches ihr Reich gewesen war, durfte nicht mehr betreten werden. Ein verächtliches Schnauben kam von Takeru. Sein Vater hatte einen Hang für theatralische Übertreibung. Der Raum war leergeräumt und gab keine Erinnerungen mehr her, welche Gefahr sollte von dort ausgehen. Vielleicht ihr Geist, der jeden verfluchte? Schwachsinn! Ein Lächeln kam zum Vorschein und es wurde breiter, bis ein Grinsen erschien. Vater konnte die Säuberung noch so reinlich durchgeführt haben, doch eine Sache, die durfte und konnte er nicht verbannen. Sakuras Katana. Jedes Mitglied des Kato-Clans besaß ein eigenes Schwert. Es wurde nur für eine Person geschmiedet und die symbolische Übergabe fand meist am Tag der Geburt statt. Die Klinge seiner Schwester befand sich sogar noch unter einem weißen Seitenumhang an ihrem Platz, dritte Reihe von links neben seinem Katana. Weder er oder ein anderes Clanmitglied, geschweige denn sein Vater – das Oberhaupt – durften dieses Schwert berühren. Ein Gesetz, welches in der ersten Generation erlassen wurde, verhinderte die komplette Auslöschung abtrünniger Familienmitglieder. Aber nur, wenn diese ihre Klinge nicht mitnahmen. Denn der Erlass besagte 'Es ist nicht gestattet, das Katana eines Familienmitglieds ohne dessen Einverständnis anzufassen, zu berühren oder es aus der ehrwürdigen Halle unseres Clans zu verbannen. Egal, welches Verbrechen der Besitzer begangen hat.', es stand zwar nicht so in den alten Schriften, aber so ähnlich. „Mama, werde ich auch mal so gut sein, wie Onii-san?“ „Bestimmt, mein Herz.“ * Das Kirschen verlockend waren, bekam auch Kostja mit. Der stetige Duft von warmen Kuchen, der mit dieser saftig und süß schmeckenden Kernfrucht gefüllt war, breitete sich unaufhörlich in seinem Zimmer aus. Seinen Hunger konnte er nicht verleugnen, denn der Magen gab seit einer halben Stunde das Startsignal zur Essensaufnhame. Damit blieb Kostja nur eine Möglichkeit, raus aus dem Zimmer und drauf auf den Kuchen. „Hey, Koschja.“, fröhliche mampfte Dima das erste Stück in sich hinein. „Hasch Hunger?“ „Kau aus, schluck und dann sprich.“, mahnte Leni, bevor sie sich an den Hungrigen wandte. „Hier, das Stück ist für dich. Beeil dich, sonst landet es auch noch in Dimas Bärenmagen.“, lächelnd hielt sie ihm den Teller mit Kuchen entgegen, der sofort abgenommen wurde. „Danke.“, Kostja setzte sich an das Tischende und begann zu essen. Leni, die ihm dabei zusah, seufzte. „Sei nicht traurig.“ Verwundert blickte der Angesprochene auf, während sie weiter sprach. „Dima hat mir alles erzählt.“ Was hatte er erzählt? Ein böser Blick traf den Ältesten in der Runde, der sich fast an einem Kirschkern verschluckte. Der Verrückte hatte ihr doch nicht die Sache mit dem Karamellbonbon erzählt. „Kostja.“, er sah wieder zu Leni. „Nicht böse sein. Dima hat mir versprochen, das nächste Mal einige Bonbons für dich übrig zu lassen.“ Bonbons – was für Bonbons? Irgendwas schien er verpasst zu haben, das wurde Kostja bewusst. „Nicht war Dima?“, dieser bekam gerade einen Tritt gegen das Schienbein, während sie ihn erwartungsvoll ansah. „Wasch?“, ein Blick zu ihr und die Sache war klar. „Äh … ja. Natürlisch, näschtes Mal lasch isch dir wasch übrisch.“ Für Kostja war es in diesem Fall besser dem Ganzen einfach mit einem 'Okay' beizustimmen und ganz nebenbei sollte er Leni endlich zum gelungen Kuchen gratulieren. Ende zweites Kapitel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)