Watashi wa Akuma von Ricchan ================================================================================ Kapitel 2: Liebe und Leid ------------------------- Kapitel 2: Liebe und Leid Vergangenheit Das Lachen der jungen Dämonen hallte über die dunklen Landschaften hinweg und schenkte ihnen ein wenig Licht, welches die Blumen so dringend benötigten. Niemand wusste wie sie in dieser schwarzen Welt eigentlich blühen und in einem so hellen blau erstrahlen konnten, doch es kümmerte auch keinen. Sie waren da. „Claude!“, rief der dunkelhaarige Junge und winkte mit seinem Arm. Eher keuchend rannte Claude hinter seinem Freund her, immer weiter über die schönen Wiesen, die sie irgendwann in die Menschenwelt bringen würden. Es war ihm schon immer schwer gefallen mit Sebastian Michaelis mit zu halten, aber trotzdem gab er nicht auf. Und den anderen Dämon schien es auch nicht zu stören, wenn Claude einmal langsamer war. Sie passten auf einander auf, waren wie Brüder, unzertrennlich. * * * Gegenwart Claudes Augen ruhten auf den Ghulen und Menschen, die da in ihre Mitte geführt wurden, genauso wie es alle Dämonen taten. Nicht jeder von ihnen wählte sich einen aus, weil es auch immer noch Morgen und Übermorgen gab, aber ab und an konnte auch ein Dämon es nicht mehr ohne frische Seele, Blut, Sex oder Schmerz aushalten. Manche von ihnen praktizierten eine rege Mischung aus mehreren dieser Nahrungen. Es stärkte sie nicht mehr als es die einfache auch getan hätte, doch es hatte seinen Reiz. Es war ein Spiel, ein tödliches Spiel. Die Ghule waren dabei nur Diener, Haustiere, die ab und an ersetzt werden mussten, weil sie sich gegenseitig so gerne auffrassen. Doch für Claude war nichts Interessantes dabei. Er ließ seinen Blick über die Dämonen schweifen, bis er seinen Ex und seinen Feind erblickte. Lloyds Augen waren voller Gier auf frisches Blut, das konnte er über die Entfernung hinweg sehen. Und er wusste auch schon, welcher arme Tropf ihm als Abendessen dienen würde. Er kannte Lloyds Geschmack nur zu gut. Der ältere Mann, so voller Stolz und bestimmt früher einmal voller Reichtum, den der Dämon so fixierte, strotzte nur so von starkem Blut. Es war ermüdend. Viel interessanter waren Sebastians Augen, die sich so wunderbar reizend auf einen kleinen Ghul hefteten. Er war gerade einmal aus dem Windelalter raus, alt genug um zu arbeit, zu jung um kräftig zu zupacken. Was wollte Sebastian also von ihm? Ein Lächeln umspielte Claudes Lippen, als er die Spinnenfäden fester zog. * * * Vergangenheit Oh Luzifer, was für ein herrlicher Duft, dachte der junge Dämon und lief los. Es roch nach Rosen und Unschuld und Angst. Eine süße Mischung, die Claude nur noch schneller eilen ließ. Er sprang in die Welt des Wechselns über und erreichte das Opfer im selben Moment wie die Wölfe das junge Mädchen, dessen blondes Haar bereits von Blut rot gefärbt war. Ihre Augen starrten ins Nichts und waren trotzdem so voller Leben, dass Claude reagierte, bevor er es selbst verstand. Die Wölfe lagen tot vor ihm, nicht mehr in der Lage jemals wieder ein armes Kind zu reißen. Der Dämon lächelte über das Blutbad. „Danke.“ Erschrocken fuhr er herum und starrte das Mädchen an, als wäre sie ein Geist und kein Mensch. Oh, das war sie auch. Ihre Haut war so blass wie die eines Geistes, aber unter ihr pochte das heiße Blut eines lebenden Kindes, in dem eine gesunde Seele schlummerte. Langsam ging Claude auf sie zu und ließ sich vor ihr auf den Boden sinken, eine Hand auf ihre weiße Wange legend. „Bitte.“ Das Mädchen kicherte leise. „Ich bin Maria. Und wie heißt mein Retter?“ „Claude.“ Sie kicherte erneut und sein Herz machte bei ihren ehrlichen Augen einen kleinen Sprung. „Warum bist du hier, allein? Wo sind deine Eltern?“, fragte er, das Gefühl in seinem Bauch ignorierend. Die Hände des Mädchens zitterten, während ihre Stimme fest blieb. Wie stark sie doch war. „Frag die Wölfe, frag die Krähen, frag die Onkel in Weiß.“, kamen die Worte wie ein Singsang aus ihrem Mund, der immer noch so süß lächelte. Claude verstand ihre Worte nicht, doch trotzdem. Er wollte ihr helfen. Er wusste nicht wieso, aber er wollte sie beschützten vor allem. Der Welt, den Dämonen, den Menschen. Sie war so rein, so unschuldig. Eine süße Seele, voller Hoffnung. Und sie war sein. Claudes Arme umschlossen ihren zerbrechlichen Körper, bis sie an seiner Brust zu liegen kam. Ihre Smaragdaugen leuchteten unter ihren langen Wimpern hervor, als sie sich an ihn schmiegte. „Danke, Claude.“ * * * Gegenwart „Dein Name … sein.“, hörte Claude den älteren Dämon leise dem Ghul zuflüstern. Arrogant trat er auf ihn zu, die Lippen zu einem spöttischen Lächeln verzogen. „Reichen dir die Dämonen hier nicht, dass du dir einen Ghul für deine perversen Spiele halten musst?“, fragte er herablassend. Der Ghul versteckte sich sofort hinter einem von Sebastians Beinen, sich an ihn klammernd und vor Angst zitternd. Verstand er das Spiel überhaupt, das hier mit ihm gespielt wurde? „Was willst du, Claude?“ „Nichts.“ Sebastian zog eine Augenbraue hoch und blickte seinen Gegenüber zweifelnd an. Natürlich glaubte er ihn nicht, dafür kannte er ihn zu gut. Und doch wusste er nichts über ihn. Genauso wie Claude erst jetzt langsam etwas über Sebastian Michaelis verstand, was er schon viel früher hätte begreifen sollen. Er warf dem Ghul einen hasserfüllten Blick zu, bevor er davon ging. So würde er nicht an ihn heran kommen, um das Netz weiter zu befestigen. Aber er würde noch, irgendwie. Es fehlten nur noch so wenige Fäden. So wenige. So wenige. * * * Vergangenheit Das Mädchen erstrahlte als sie ihn sah. „Claude!!“, winkte sie fröhlich. Er lief zu ihr hin, ließ sich vor ihr ins Gras sinken und lächelte. Er war glücklich, solange er bei ihr war. Er wollte sie nie wieder gehen lassen. Es waren jedes Mal dieselben Gedanken die er hegte, sobald er sie sah. Doch irgendwann würde er sie verlieren, dass wusste er. Irgendwann würde sie nicht mehr sein. Sie war bereits kein kleines Mädchen mehr. Vor ihm saß eine junge Frau, mit Augen die noch voller Zukunft waren. Sie legte ihm eine Kette aus Blumen geknüpft um den Hals und küsste ihn auf die Wange. „Darf ich mir etwas wünschen, Claude?“ „Alles! Ich schenke dir die ganze Welt, wenn du es willst.“, hauchte er verzweifelt, weil er ihre Gedanken nicht lesen konnte. Sie wartete, drehte sich von ihm weg. Es war als würde sie eine Mauer zwischen sie aufbauen. Was war, wenn sie wollte, dass er sie nicht mehr besuchte? Was war, wenn sie einen Mann gefunden hatte, den sie liebte? Was war… „Claude…“, setzte Maria an, doch hielt augenblicklich wieder inne. Sie wandte sich ihm wieder zu, legte ihre Hände auf seine Wangen und zog sein Gesicht zu sich heran, bis seine Stirn an ihrer ruhte. Ihre Augen leuchteten wie zwei Smaragde, in denen ein Feuer der Leidenschaft brannte. „Bitte, forme einen Vertrag mit mir.“ „…Was?!“ Claudes Augen weiteten sich vor Schreck und Furcht, „Niemals!“ „Warum nicht?“, fragten ihre Augen, ohne dass sie die Worte aussprach. „Niemals werde ich dir deine Seele nehmen, nur um dir einen völlig unwichtigen Wunsch zu erfüllen!“ „Du wolltest mir die Welt zu Füßen legen, weißt du noch?“ „Ja, ich weiß, aber dass kann ich nicht. Das will ich nicht!“ Maria seufzte und ließ ihn los. „Es tut mir Leid. Vergiss, dass ich gefragt habe.“ Was sollte diese Angst in ihren Augen? Warum entfernte sie sich gerade von ihm? Was hatte er getan, nein, was hatte er nicht getan? Er verstand es nicht. * * * Etwas zog an seinem inneren Netz, ließ ihn wanken und erschrocken hochfahren. Ein einziges Wort lag in der Luft, dass er aushauchen musste, bevor er zu spät war. „Maria.“, flüsterte er und ihm wurde eiskalt. Etwas stimmte mit seiner geliebten Maria nicht. Claude sprang aus dem Bett, woraufhin sein Gespiele ein enttäuschtes Geräusch von sich gab und etwas wie „Wo willst du nun schon wieder hin.“ nuschelte. Der Dämon beachtete ihn erst gar nicht, sondern zog sich an, rannte aus der Schule und sprang durch die Welt des Wechselns in die der Lebenden. „Maria?“, fragte er in den dunklen Raum hinein, in dem er gelandet war. Das etwas zerrte weiter an ihm, lenkte ihn, bis er durch das Haus stürzte in dem er sich befand und ein kleines Zimmer erreichte. Zu spät. „Maria!“ Es war zu spät, er fühlte es, so deutlich. Zu spät. Er riss die Tür auf und blickte in das schwache Kaminlicht, das die dunklen Wände gerade so erhellen konnte. Da war sie, seine geliebte Maria. Sie saß, nein lag, in einem aus dunkel rotem Samt gefassten Sessel, ihre Augen starr auf das Feuer gerichtet. Sie war so blass wie bei ihrem ersten Treffen. So kalt, so starr. Nein… „Sie war wirklich süß.“, flüsterte eine Stimme ihm aus der Dunkelheit zu, „Wie die letzten Sonnenstrahlen an einem warmen Sommertag.“ Viel zu langsam trat er aus den Schatten, die sich unheilvoll um den Raum schlossen. Dem Dämon blieb die Angst in der Kehle stecken: „Sebastian, was machst du hier?“ Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich über die Lehne des Sessels hinweg beugte und seine langen Finger über Marias Wange streicheln ließ. „Sie rief nach einem Dämon, also hörte ich. Sie wollte von ihren Schmerzen befreit werden, lächerlich.“ Claude biss sich auf die Lippen. Das war alles eine Lüge! Gelogen! „Wusstest du, dass sie in einen Dämon verliebt war, der sie aber nicht wollte? Wusstest du, dass sie von einer Gruppe fanatischer Gottesgläubigen seit Jahren vergewaltigt wurde?“ Nein. Er hatte es nicht gewusst, hatte es nicht erahnt. Wer war der Dämon, der… Claude riss seine Augen weit auf, als es ihm endlich bewusst wurde. Sie hatte ihm so oft um einen Vertrag gebeten und er hatte niemals gefragt, welchen Wunsch sie sich damit erfüllen wollte. Er hatte niemals verstanden, dass er sie damit genauso abgewiesen, wie er sich gefühlt hatte. „Schade, es ging alles etwas zu schnell. Ich konnte es gar nicht richtig genießen. Und, was machst du hier? Hast du sie etwa auch gehört?“ In Claudes Ohren klang Sebastians Tonfall fast spöttisch. Der Dämon blieb ihm eine Antwort schuldig. Er stürzte auf Maria zu, schlang ihre Arme um sie und wiegte ihren toten Körper an seiner Brust. „Warum… Warum hast du sie nur…?!“, fluchte der Dämon heiser vor unterdrückter Trauer, „Maria war doch meine…“ Sebastian war bereits wieder mit den Schatten verschmolzen, als Claude verzweifelt das kalte Blut aus dem geliebten Körper trank. Seine Lippen wurden rot, so rot wie sein Hass. „Das werde ich dir niemals verzeihen, Sebastian Michaelis.“ * * * Gegenwart Es war der perfekte Plan. So würde er seine Rache erhalten. So würde er seinen Erzfeind endlich am Boden liegen sehen, wimmernd. Er musste nur warten, bis sich die beste Gelegenheit bot, den letzten Spinnenfaden an dem Netz zu befestigen. Alles war bereit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)