Opfergaben von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Die Basis -------------------- Sein Blick trifft mich und... Ich bin irritiert. Ich bin mir nicht sicher woran es liegt, aber die Art wie er mich an sieht, weckt mein Unbehagen. Mehr noch. Ich verspüre einen leichten Anflug aufkeimender Unsicherheit. Was natürlich vollkommen indiskutabel ist! Dennoch... ich kann mich dem Gefühl nicht entziehen und am liebsten würde ich den Blick von ihm wenden, doch ich möchte ihm diesen Triumpf nicht gönnen. Normalerweise gelingt es keinem mich aus der Fassung zu bringen. Vielmehr bin ich derjenige, der es schafft, mit einem Blick sein Gegenüber nicht nur präzise einzuschätzen, sondern auch zu verunsichern. Nur bei ihm gelingt es mir nicht. Auch bin ich nach wie vor nicht in der Lage ihn zu durchschauen. Das ist mehr als nur neu, das ist direkt befremdlich, denn er scheint im Gegenzug bis in den letzten Winkel meiner Seele blicken zu können. Zumindest habe ich genau dieses Gefühl. Wie gerade jetzt. In diesen Momenten fällt es mir schwer die Fassung zu bewahren. Diesen Blicken gelingt es stets mich fast, aber nur fast vollenst aus dem Konzept zu bringen. Ich konzentriere mich dann jedoch wieder auf das Duell und reiße mich zusammen und so gelingt es mir die Contenance zu wahren. Darum bin ich gerade in zweifacher Hinsicht irritiert. Denn wir befinden uns in der Schule und für gewöhnlich kommt es hier nicht zu solchen Blicken. Nein, nur während eines Duelles. Außerhalb des Tunierplatzes ist es noch nie geschehen, dass ein Blick von ihm diese Macht über mich gehabt hätte. Was im Grunde schon merkwürdig ist. Manchmal kommt es mir vor als gäbe es tatsächlich zwei Yugis. Der eine, ist dier kleine Kerl mit den großen Augen, die immer so naiv strahlen und der permanent etwas vom Herz der Karten und unüberwindbarer Freundschaft fasselt. Und der andere Yugi, nun, dass ist der, welcher mir im Duell gegenüber steht und genauso entschlossen und voller Feuer um den Sieg ringt wie ich. Das ist auch der Yugi in dem ich die gleiche Leidenschaft spüre wie ich sie beim Kampf in mir trage. An ihm ist nichts naiv und auch wenn er dazu neigt absonderliche und vollkommen irrelevante Vorträge über mysthische Geschehnisse zu halten, so kann ich ihn doch weitaus ernster nehmen als die kleine Abziehvariante mit den Kulleraugen. Ich habe mich schon des öfteren gefragt wie es sein kann, dass ein Mensch so verschiedene Wirkungen nach außen tragen kann. Hin und wieder hatte ich sogar den Gedanken, dass der gute Yugi schizopren ist. Immerhin neigt er auch dazu verschwörerische Selbstgespräche zu führen was nach meiner Kenntnis deutlich unter psychische Störungen fällt. Nach wie vor bin ich nicht sicher was ich von diesen Eindrücken halten soll. Dazu kommt dieser alberne Mysthifizismus. Gott, wenn ich noch einmal diese albernen Amenmärchen über Zauberrei hören muss, dann laufe ich garantiert Amok. Ich frage mich, warum er mich so ansieht. Das ist heute nicht das erste Mal, dass er es tut. Er starrt richtig und verdammt, ich fühle mich so unbehaglich, dass ich mit mir ringen muss nicht unruhig wie ein dummes, kleines Schulmädchen auf dem Stuhl hin und her zu rutschen. Was bezweckt der Kleine damit? Ich wünschte, er würde damit aufhören. Ich mag dieses Gefühl nicht. Und ich mag auch nicht dieses seltsame Lächeln, das jetzt über sein Gesicht huscht. Was zur Hölle soll das? Geht er mir nicht schon genug auf die Nerven? Er und sein kleiner Kindergarten, der ihm auf Schritt und Tritt folgt? Beruhig dich, Seto. Du hast alles unter Kontrolle. Verdammt, warum kann diese unproduktive Stunde auch nicht einfach vorbei sein? Ich habe weiß Gott besseres zu tun als mir hier die irrelevanten Vorträge eines schlecht bezahlten Mittelklasselehrers zum Thema Betriebswirtschaft anzuhören. Ich bin mit der Materie mehr als vertraut. Entnervt stöhne ich auf und kann nun nicht länger an mir halten. Ich muss als erster den Blick senken. Verflucht noch mal. Auch das noch. Ist es nicht schon genug, dass dieser Freak mich tatsächlich bei meinem eigenen Tunier geschlagen hat? Das allein ist schon demütigend genug. Wobei es natürlich nichts ist in dem Vergleich zu dem Duell mit Pegasus. Ich glaube, dieses Duell war das schrecklichste, dass ich je bestritten und ja, verloren habe. Gott, ich darf gar nicht daran denken, was dieses Subjekt mit meinem geliebten Drachen angestellt hat. Nein, das war entwürdigend. Yugi hat sowas nie getan. Und auch sonst keiner wird es je wieder wagen, so etwas zu versuchen. Himmel, ich weiß, dass er mich noch immer ansieht. Ich spüre seinen Blick auf mir ruhen und wahrscheinlich macht es ihm Spaß mich so zu verunsichern. Ich muss mich zusammen reißen. Herrje, ich bin Seto Kaiba. Ich lasse mich doch nicht von so einem Wichtigtuer in den Wahnsinn treiben. Ich muss mich einfach auf das Wesentliche konzentrieren. Diesen langweiligen Unterricht. Noch ganze zwanzig Minuten und ich habe es geschafft und muss dieser Farce hier nicht mehr länger beiwohnen. Na, das wird ja immer besser. Jetzt sollen wir auch noch Projekte zur Vertiefung dieses unseeligen Stoffes ausarbeiten. Wo hat dieser Mann nur seinen Abschluss gemacht? Ich werde wohl mit dem Direktor reden müssen. Dieser Stoff ist absolut banal, da muss nichts vertieft werden. Doch wozu rege ich mich auf. So ein Projekt ist ein Kinderspiel. Ich kann eines meiner Firmendossiers benutzen, ich befürchte nur, dass dieser Wirtschaftsignorant da vorne es nicht verstehen wird. Meine Nerven. Ich fange an meine Schläfen zu massieren und bis zehn zu zählen. Das müsste helfen um mich wieder zu beruhigen. Mokuba sagt es hilft. Wahrscheinlich werde ich bis hundert zählen müssen. Heute ist wieder einer dieser Tage, die vollkommen unnötig sind. Zum Glück ist das hier die letzte Stunden und ich kann zurück in die Firma. Würde ich Mokuba nicht ein gutes Vorbild sein wollen, ich würde mir den Unsinn hier nicht länger geben. Dann müsste ich ihn auch nicht mehr ertragen. Ganz zu schweigen von diesem albernen Kläffer Wheeler und dieser fürchterlich altbackenen Tea. Dieser Haufen ist aber auch wirklich ein Club der Verlierer. Yugi Muto und Seto Kaiba Ich blinzele. WAS? Was hat dieser Mann jetzt gesagt? Wieso nennt er meinen Namen und dann auch noch in einem Atemzug mit diesem... Ich blicke entgeistert auf und erstarre. Mein Name steht an der Tafel. Gleich neben Yugis. Und wenn ich die Sachlage korrekt analysiere, dann sind wir beide gerade zusammen für ein Projekt eingetragen worden. Fassungslos starre ich auf die mit Kreide geschriebenen Worte. Alphabetische Reihenfolge. Gibt es in dieser Klasse niemanden dessen Nachname mit L beginnt? Das darf nicht wahr sein. "Die Themen werde ich den jeweiligen Paaren gleich zuteilen. Sie haben eine Woche Zeit. Ich erwarte eine schriftliche und eine mündliche Ausarbeitung. Ich muss nicht betonen, dass die Benotung ihrer Arbeit für die Halbjahresnote von Bedeutung ist." Immer noch starre ich an die Tafel. Die Worte ziehen an mir vorbei. Ist das tatsächlich wahr? Ich soll mit diesem Punk zusammenarbeiten? Wie konnte es nur dazu kommen? Ich werde mit dem Lehrer reden müssen. Ich denke gar nicht daran irgendein Projekt mit diesem... auszuarbeiten. Ich arbeite alleine. Ich brauche niemanden, der mir auf die Nerven geht und Hilfe brauche ich auch keine. Diese Aufgabe ist ohnehin Kinderkram, gleichgültig welches Thema man mir gibt. Dass ich überhaupt BWL als Hauptfach haben muss, ist lächerlich. Ich kann nicht anders. Ich wende mich um und... Er sieht mich schon wieder an. Oder immer noch? Und wieder ist da dieses Lächeln. Argh. Das darf nicht wahr sein. Er scheint vollkommen unberührt von dieser Sachlage. Ja, es scheint ihn sogar zu amüsieren. Herrje, wahrscheinlich freut er sich sogar auf eine Zusammenarbeit. Ihm ist ja Teamwork so wichtig. Gott, mir wird schwindlig. Ich verspüre den Wunsch ihn anzuschreien. Hör auf mich anzusehen. Aber ich schreie ihn natürlich nicht an. Weder jetzt noch später. Das wäre mehr als kindisch und eines bin ich definitiv nich. Kindisch. Nun, ich werde aus dieser Sache schon wieder rauskommen. Wäre doch gelacht. Immerhin bin ich der Präsident der Kaiba Corporation. Als es klingelt habe ich mich schon wieder gefasst und ich gedenke keineswegs mir bei meinem impertinenten Klassenlehrer gemeinsam mit meinem "Partner" mein Projektthema abzuholen. Ich werde meine Tasche packen und mit dem Mann dann ein Wörtchen reden. "Scheint als würden wir wieder im gleichen Team spielen." sagt eine rauhe, tiefe Stimme hinter mir und ich fahre hoch und blicke in diese undefinierbaren Augen. Yugi steht direkt vor mir. Er ist größer als ich ihn in Erinnerung habe. Seltsam. Er hat mich überrumpelt, aber das lasse ich mir natürlich nicht anmerken. Ich fange mich sofort wieder und setze eine gleichgültige Miene auf. "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir je im gleichen Team waren, Yugi." zische ich ihn an. Ein kaum merkliches Lächeln zuckt um seinen Mund. "Wirklich, Kaiba?" fragt er und durchbohrt mich förmlich mit diesen amethystfarbenen Augen. Ist es überhaupt normal, dass ein Mensch solche Augen hat? "Wie dem auch sei..." Ich verschränke entschlossen die Arme vor meiner Brust und hebe meinen Kopf. "Ich gedenke nicht zusammen mit dir an diesem Projekt zu arbeiten." Eigentlich dürfte mein Tonfall alle weiteren Fragen erübrigen, aber so wie ich Yugi kenne, hat er dennoch etwas einzuwenden. Soll er nur! Wenn er denkt, dass es mich kümmert, was irgendein Lehrer davon hält, dann kennt er mich schlecht und wenn er tatsächlich annehmen sollte, dass dergleichen irgendeine Auswirkung auf meine Noten hier hätte... Aber er kommt mir mit nichts dergleichen. Er hält meinem Blick ebenso entschlossen stand, funkelt mich geradezu herausfordernd an und meint vollkommen ruhig: "Ich dachte mir schon, dass das zuviel verlangt ist von dir." Ich ziehe eine Braue hoch und lege alle Kälte und Missbilligung, die ich aufbringen kann in meinen Blick. Er zuckt nicht einmal mit der Wimper. Natürlich bin ich mir im Klaren darüber, dass es eine Provokation ist und ich weiß auch, dass es unsinnig ist mich darauf einzulassen, aber ich kann nicht anders. Nicht bei ihm. "Mach dich nicht lächerlich, Yugi." erwidere ich scharf. "Mit dir zusammen zu arbeiten wäre natürlich ein Ärgernis, aber keines, dass ich scheue. Ich habe lediglich besseres zu tun als meine Zeit mit dir zu verplempern." Ich weiche seinem Blick nicht aus und dieses Mal bin ich fest entschlossen keinen Millimeter zurück zu weichen. Koste es was es wolle. Für einen Moment herrscht Schweigen und wir funkeln uns wie während eines Duelles an und seltsamerweise verspüre ich ein unwirkliches Prickeln, dass meinen ganzen Körper erfüllt. Ein Schauder, der mich jedesmal ergreift, wenn ich mich mit ihm messe und der mich gleichermaßen irritiert wie fasziniert. Ich frage mich ob es ihm ähnlich geht. "Keine Sorge, ich werde deine Zeit nicht verplempern..." entgegnet er rauh. Sogar seine Stimme klingt anders, wenn er dieser Yugi ist. Rauh und stark und entschlossen. Ja, das ist der Yugi, der mir Respekt abnötigt ob ich nun will oder nicht. "Dann willst du kneifen?" Ich lache spöttisch. Verflucht, das hätte ich nicht sagen sollen. Ich weiß worauf diese Diskussion hinausläuft und ich befürchte, ich weiß auch wie sie enden wird. Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem überlegenen Grinsen. Er muss gar nichts mehr sagen. Die Würfel sind gefallen. Er weiß, dass ich keine Konfrontation scheue. Nicht mit ihm und mit niemandem sonst. Wir werden diese erbärmliche Nummer also durchziehen. Er und ich. Nicht, weil er mich provoziert hat und ich ihm in die Falle gegangen bin. Sondern weil ich ihm einfach nicht die Genugtum geben kann, dass ich kapituliere. Nicht ihm. Nicht dem Yugi, der mein Erzrivale ist. Der mich dazu antreibt mit all meiner Leidenschaft zu kämpfen. Ein Seto Kaiba gibt sich keine Blöße. confrontatio Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)