Black Widow Circus von BexChan ("Herzlich Willkommen im Zirkus der schwarzen Witwe") ================================================================================ Prolog: Willkommen ------------------ Die Legende besagt, dass sie dort im Dunkeln lauern, die Dämonen. Im schwarzen Dickicht des dunklen Waldes warten sie auf ahnungslose Besucher um ihnen „es“ zu zeigen, die Wunder dieses Ortes. So versteckt und doch so leicht zu finden rufen die Orgeln zu nächsten Auftritt. Bei Nacht öffnet er seine Vorhänge, man sagt, verzerrte Schreie durchschneiden die eisige Luft und Fledermäuse stürzen im Blutrausch auf die Besucher hinab, die diesen Ort betreten. Dann betreten sie die in schwarzes Licht getauchte Manege und der Direktor des Zirkus zeigt sich in all seiner Pracht. Eine Verbeugung, eine kurze Ankündigung und...es beginnt. Das Schauspiel der Akteure, das verstörende Treiben der Kreaturen auf der Bühne und die Menschen bekommen das, was von ihnen verlangt wird. Der Geruch von bittersüßer Angst liegt in der Luft. Wer einmal dort war, so sagt man sich, bekommt nie die Chance wieder zurückzukehren. Die Angst ist der ewige Begleiter des Menschen. Solange man sich fürchtet, ist es für einen unmöglich umzukehren. Es gibt kein Entkommen, kein Entfliehen, kein Entrinnen. Es ist wie ein nie endenwollender Albtraum in denen der Teufel seine Marionetten an seidenen Fäden hält und steuert und dabei sein abartiges Grinsen aufgesetzt hat. Sobald es Nacht wird ist es Zeit. Die Zeit des dunklen Zirkus. Gebt Acht denn die Schwarze Witwe wartet. Willkommen in der Welt des „Black Widow Circus“. Kapitel 1: Ein ganz gewöhnlicher Tag (?) ---------------------------------------- Es war wie immer ein herrlicher Sommertag. Die Vögel sangen schon seid dem frühen Morgen ihre Lieder und die Menschen spazierten durch die belebten Straßen von Brasov, der Großstadt Kronstadt. Während draußen reges Treiben herrschte, öffnete ich, Arius Pollock, meinen Hutladen. Den Hutladen hatten mir meine Eltern hinterlassen bevor sie beide bei einem Unfall ums Leben kamen. Immer wieder gab es Leute, die mich auf meine Familie ansprachen, da sie sehr einflussreiche Persönlichkeiten waren, doch mittlerweile habe ich mich mit ihrem Tod abgefunden und lebe mein Leben so wie es mir gefällt. Ich habe immer gesagt, dass es nichts nützt den Kopf hängen zu lassen, deswegen nutze ich meine Zeit aus so gut wie es geht. Ich arbeitete nun schon seid fast fünf Jahren in dem Hutladen, den ich nach dem Tod meiner Eltern in „Pollocks Hutladen“ umgenannt hatte. Mein Vater hatte mir wohl das Talent der Hutproduktion vererbt, denn wenn es etwas gab wofür ich richtig Talent hatte, war es die Herstellung von Kopfbedeckungen aller Arten. Groß und klein und sogar arm und reich kamen zu mir um sich die besten Hüte der Stadt von mir nähen zu lassen. Auf einem kleinen Marktplatz inmitten von einem Bäcker und einem Blumengeschäft habe ich meinen Laden neu eröffnet. Die Menschen um mich herum lieben mich und sind freundlich. Auch nennen sie mich liebevoll Ari. Ich mag diese Verniedlichung sehr, denn Arius klingt so vornehm oder edel. Für meine 21 Jahre wurde ich schon desöfteren von verschiedenen Kunden auf meinen sozialen Stand angesprochen. Mittlerweile bin ich ein Junger Mann, der sich vorgenommen hat sein Leben zu leben so wie es ihm gefällt. Der heutige Tag, der mit Sonnenlicht vom feinsten begann, sollte wohl für mich kein gewöhnlicher Tag mehr sein denn an diesem wunderschönen Tag sollte sich mein ach so normales Leben ruckartig verändern. Wie jeden Samstagmorgen kleidete ich mich in meinem besten Anzug nachdem ich mein Geschäft eröffnet hatte und schritt übder den Marktplatz zur Bäckerin Maggey, wo ich mir jeden Samstag ein frischgebackenes Brötchen von ihr abholte und wie immer freute sie sich mich zu sehen. Danach ging ich, wie jeden Samstag, nach nebenan zur Floristin und bat um einen Strauß Rosen vom feinsten, wofür ich ihr jedesmal einen Goldtaler gab obwohl sie für einen Strauß nur 30 Silbertaler verlangte. Schließlich kam ich zu der kleinen Bar neben der Bäckerei. Wie jeden Morgen war es dort eher ruhig. Meistens war erst Abends was los aber die Inhaberin freute sich jedes Mal mich zu sehen und spendierte mir ein frisches Glas Milch, wozu ich dann genüßlich mein Brötchen mit Butter aß. An dem Morgen wirkte die Besitzerin aber etwas besorgt. Ich blickte sie fragend an. „Madame, stimmt irendetwas nicht? Sie wirken nicht so aufgeweckt wie sonst. Ist etwas vorgefallen?“ Als ob ich gerade etwas ganz schlimmes gesagt haben müsste, blickte sie mich erschrocken an und seufzte. „Wenn du wüsstest, wie sehr besorgt ich bin, Ari. Seid drei Tagen krieg ich kein Auge mehr zu weil ich immer noch an diese Familie denken muss die vor kurzem verschollen gegangen war.“ „Ach, sie meinen den Vorfall der Nachbarsfamilie, oder?“ Erneut machte sich Besorgnis in ihrem Blick breit. Diese Sorge breitete sich anscheinend auch auf ihr Äußeres aus denn ihre sonst so üppig hochgesteckte Frisur wirkte eher einfach so zusammengeknüllt und ihre Haut war bleich. „Du hast doch auch davon gehört, Ari. Aber weißt du, ich ahne was mit ihnen passiert ist.“ Neugierig lauschte ich ihr. „Hast du schon mal was von dem Black Widow Circus gehört der im Wald versteckt sein soll? Man sagt sich schon seid langem, dass der Besitzer des Zirkus seine Zuschauer nie wieder gehen lässt und sie in grauenvolle Kreaturen verwandeln würde.“ Eigentlich respektierte ich Madame Rooney sehr, da sie eine enge Bekannte meiner Mutter gewesen war und sich häufig nach ihrem Tod um mich gekümmert hat, doch war sie auch eine Person, die etwas für Gruselgeschichten übrig hatte und sehr abergläubisch war. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Der Zirkus der Schwarzen Witwe? Ich bitte sie, Madame, denken sie nicht dass ich schon zu alt für diesen Hokus-Pokus bin? Das ist doch nur eine alte Gruselgeschichte um Kindern Angst zu machen.“ Ihr Blick wurde ernst. Sie wandte sich um und begann in einer Schublade zu kramen, die sie eher sehr selten geöffnet hatte. Mit dem Rücken zu mir gedreht fuhr sie fort. „Ich dachte mir schon dass du mir nicht glauben würdest aber vielleicht stimmt das hier dich ja um.“ Ich sah fragend zu ihr rüber, doch dann schritt sie wieder zur Theke und legte etwas auf die Theke, was wie eine Brosche in Form einer Spinne aussehen sollte. „Was soll das sein? Sieht aus wie eine Brosche. Eine ziemlich teuere Brosche.“ Madame Rooney blickte mich ernst an. „Sie gehörte deiner Mutter, Ari. Ich weiß nicht warum aber du warst gerade geboren als sie mir diese Brosche anvertraut hatte. Sie klang damals sehr panisch aber sie hat mir nie gesagt warum ich sie nehmen sollte. Vielleicht ist es nun an der Zeit sie dir zu geben. Ich denke, du kannst damit sicher mehr anfangen. Aber bitte Ari, versprich mir eins. Versuch niemals nach diesem Zirkus zu suchen. Du könntest dich in große Gefahr begeben.“ Als ich später in meinen Laden ging und mir kurz eine Übersicht über meine Hüte verschaffte, wandte ich mich der Brosche zu. Sie war sehr edel verzierrt mit vielen kleinen Diamanten, nur das restliche in schwarz getauchte Material war mir gänzlich unbekannt. Ich legte sie auf den Tresen und wandte mich dem Bowler zu, den ich dem Bürgermeister der Stadt nähnen sollte. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, dass es ein ganz normaler Tag werden würde und die Warnung von Madame Rooney nichts zu bedeuten hätte,doch schon am gleichen Abend sollte sich alles ändern und meinem eintönigen Leben eine Wendung geben. Kapitel 2: Der geheimnisvolle Kunde ----------------------------------- Es war fast 18 Uhr als ich mit dem Bowler fertig war. Aus den feinsten Textillien, die ich besaß, hatte ich mal wieder ein Kunstwerk gezaubert so wie andere Portraits oder Skulpturen als ihre Kunstwerke betrachteten. Ich warf eine Blick auf die goldene Armbanduhr meines Vaters, die er mir zu meinem Dreizehnten Geburtstag geschenkt hatte und dachte gerade daran den Laden für heute zu schließen als sich plötzlich eine Kutsche näherte und genau vor meinem Laden hielt. Ich warf einen fragenden Blick nach draussen und sah nach kurzer Zeit eine düstere Gestalt, die aus der Kutsche stieg und sich meinem Laden näherte. Die Tür wurde geöffnet und die Klingel ertöhnte und ich erblickte einen Mann. Plötzlich war ich wie erstarrt. Es war als wäre mit dem Mann eine furchtbare Kälte in meinen Laden eingedrungen und die Atmosphäre wurde richtig düster und unheimlich. Eigentlich hatte ich neimals Angst aber dieser Mann ließ mir eine Gänsehaut über den gesamten Körper laufen. Ich setzte mein liebevoles Verkäuferlächeln auf und stellte mich gerade hin. „Guten Abend, werter Herr. Willkommen in meinen Hutladen. Kann ich etwas für sie tun oder sehen sie sich noch um?“ Keine Antwort. Normalerweise empfand ich sowas als abweisend. Er musterte mich noch nicht mal und blickte die ganze Zeit in meinem Laden umher, wobei ich nicht einschätzen konnte ob er meine Hüte nun abwertend, minderwertig oder schätzend ansah. Plötzlich ertöhnte eine dunkle Stimme und meine Aufmerksamkeit glitt zu dem Herren hinüber. „Ich hörte, sie seien der bsete Hutmacher in dieser Stadt, gehe ich da recht in der Annahme?“ Ich lächelte und versuchte so gut wie es nur ging nicht an meinen Fingern rumzuspielen denn ich war etwas nervös. „Ja, das stimmt, mein Herr. Ich darf tatsächlich von mir behaupten, dass ich der beste Hutmacher bin, den sie in dieser Stadt finden können. Ich sticke und nähe ihnen die besten Hüte, die sie je gesehen haben.“ Schließlich wandte sich der Mann zu mir und ich spürte, wie sich meine Kehle zuschnürrte. Der Blick und die Ausstrahlung dieses Herren war mehr als unheimlich. Sein Haut war in einem ähnlichen Ton wie Mokka und seine Haare waren schwarz wie die tiefste Nacht und erstreckten sich bis zu seinen Kniekelen dem Anschein nach. An seinem Kinn befand sich ein zurechtgeschnittenes Bärtchen und sein Körper war von einem meerblauen Mantel aus Seide eingehüllt, so schön wie ich noch nie Seide zuvor gesehen hatte. In der linken Hand hielt er einen Gehstock mit vergoldetem Griff. Alles an ihm raubte mir den Atem doch seine Augen waren eher das, wovor ich mich ängstigte. Sie waren in einem Gelb-gold getaucht und um die Pupille befand sich ein leichter Rothauch. Als ob das nicht eigenartig genug wäre, glitt mein Blick zu seinen Pupillen und ich staunte nicht schlecht. Ich musste zweimal hingucken um mich davon zu überzeugen dass dieser Mann tatsächlich schmale und spitze Pupillen wie eine Katze bei helligstem Tag hatte. Wer zur Hölle war der Kerl? Er trat an den Tresen und musterte mich intensiv. „Wenn dem so ist, sind sie wohl der richtige Mann, der mir einen Hut nach Wunsch anfertigen kann. Sie haben Talent, ich denke, sie sind perfekt für den Auftrag.“ Erwartungsvoll sah ich ihn an. „Was wünschen sie denn, werter Herr?“ Er blickte auf einen meiner schwarzen Zylinder undbegann plötzlich an zu reden aber ziemlich schnell und ohne Aufzeichnungen, an denen ich mich hätte orientieren können. „Ich möchte, dass sie mir einen Zylinder anfertigen. 30 Centimeter groß und auch 30 Centimeter Durchmesser. Aus blauem Samt soll er bestickt sein, vom zylindrischen Kopf bis zur Krempe und eine rote Schleife soll ihn zierren. Die Enden der Schleife sollen am Hinterkopf 35 Centimeter runterhängen und sie sollte auch aus rotem Samt oder roter Seide sein, nehmen sie das beste Material dass sie haben. Und zum Schluss...möchte ich, dass sie an der Schleife eine schwarze Spinne aus Samt befestigen. Sie sollte mit Glitzer und roten Diamanten als Augen verzierrt sein.“ Ein leichter Ruck ging durch meinen Körper. Eine Spinne? Mir kam auf einmal ein ganz grässlicher Gedanke, doch die Stimme des Mannes unterbrach ihn. „Werden sie es schaffen ihn bis Morgen Abend bis 18 Uhr fertigzustellen?“ Ich blickte in erschrocken an. „Natürlich, das wäre gar kein Problem, nur wo soll ich ihn hinbringen?“ Der Mann zog eine silberne mit vielen Verzierrungen eingebettete Taschenuhr aus seinem anscheinend aufwenig angefertigten Mantel aus Samt und Seide und blickte auf die Uhr. Das leise Ticken durchbrach für einen Moment die Stille, bis er wieder zu Reden begann. „Bringen sie den Zylinder gut verpackt morgen Abend bis Mitternacht zum Black Widow Circus. Er liegt 62 Kilometer in nördlicher Richtung. Wenn sie um 18 Uhr den Weg antreten, werden sie um Punkt 12 Uhr dort sein.“ Ich dachte, ich höre wohl nicht recht. Der Zirkus vor dem mich die nette Dame aus der Bar noch gewarnt hatte? Unmöglich! „Verzeihen sie, Herr aber sind sie sich da sicher? Ich will ja nicht unhöflich erscheinen aber ich persönlich glaube nicht an diesen Zirkus.“ Der Mann schritt näher und musterte mich intensiv. Ein Grinsen umschmeichelte seine Lippen und für einen Moment hatte ich das Gefühl gehabt einen kleinen spitzen Zahn in seinem Mund aufblitzen gesehen zu haben. „Sie sollten es besser glauben, es gibt halt Dinge, die lieber im Verborgenen bleiben. Also wieviel wünschen sie für den Hut? Ich gebe ihnen 1000 Goldstücke für ihn.“ Das war ja unglaublich. Meine Hüte waren wirklich die besten, selbst der letzte Schafshirte konnte an den Materialien, die ich für die Herstellung benutze, sehen, dass meine Hüte einfach großartig, ja wirklich Kunstwerke waren. Den teuersten Hut, den ich je verkauft habe, war ein Zylinder aus schwarzem Samt, für den ich 350 Goldtataler verlangt hatte, der Herr war aber auch eine reiche Persönlichkeit gewesen. „1000 Goldtaler? Mein Herr, das Angebot sit wirklich großzügig, aber...“ Er kam näher. „Wieviel, sagen sie schon. Ich gebe ihnen 2000 Taler. 3000?“ Ich schüttelte ganz leicht den Kopf und seufzte. Ich hatte wohl keine Wahl als auf das eindringliche Bitten des Herren einzugehen. „Schon gut, ich nehme das Angebot an, 1000 Goldtaler. Und es soll wirklich der Black Widow Circus sein?“ Bevor er den Laden verließ, blickte er mich noch einmal breit grinsend an. „Junger Mann, ich bin sicher dass sie den Weg finden. Keine Sorge, sie werden es schon rechtzeitig schaffen, das garantiere ich ihnen.“ Er warf einen letzten Blick auf die spinnenförmige Brosche auf dem Tresen. „Schöne Brosche. Passen sie gut auf solche kostbaren Gegenstände auf, man weiß nie wem sie mal gehört haben. Also dann auf Wiedersehen, ich freue mich schon auf ihr Erscheinen und ihr Antlitz.“ Er verließ grinsend den Raum. Ich blickte nach draussen und betrachtete die Pferde der Kutsche. Sie waren in tiefes Schwarz gehüllt und ich dachte, ich haluziniere als ich rote Augen aufblitzen sah. Nach all dem was gerade passiert war, war es wohl kein Wunder dass ich etwas durch den Wind war. Ich entspannte mich erst wieder als die Kutsche sich in Bewegung setzte und die Schritte der Hufen verklommen. Ich setzte mich auf meinen Drehstuhl und starrte in den Raum. So wie es aussah hatte ich einen langen Tag vor mir aber trotz des reizendem Angebot war mir die Sache nicht ganz gehuer. Ich blickte noch einmal auf die Uhr und beschloß den Laden morgen geschloßen zu halten damit ich mich in Ruhe meiner Arbeit widmen konnte.Wenn ich nur da schon gewusst hätte worauf ich mich da eingelassen hatte. Kapitel 3: Der Weg zum Black Widow Circus ----------------------------------------- Tatsächlich, als ich mit den Zylinder fertig war, schlug die Uhr genau 18 Uhr. Ich war so erstaunt dass mir kurzer Hand der Faden aus der Hand gerutscht war, doch das war jetzt egal denn ich war fertig mit meinem Kunstwerk. Ich betrachtete ihn ganz genau. Ich hatte den Zylinder mit dem feinsten blauen Samt umhüllt, den ich in meinen Schubladen finden konnte und die Schleife war aus roter Seide gefertigt. Sie gab dem Zylinder einen schönen Kontrast zu dem tiefen Blau und schuf die Grenze zum zylindrischen Kopf und der Krempe. Auch die gewünschte Spinne konnte ich, wenn auch nur schwer, befestigen. Aus schwarzem Samt hatte ich sie genäht und die roten Diamantenaugen so fixiert dass sie genau in der Mitte der Schleife saß. Mit silbernem Glitzer verzierrte ich noch ihren Rücken, dann war mein Werk fertig. Seid ungefähr zur Mittagsstunde hatte ich an dem Zylinder gesessen und nun musste ich ihn zum Zirkus bringen. Ich sah skeptisch auf die Uhr und beobachtete kurz wie die Zeiger nur so um das Zifferblatt flogen. Den Zylinder verstaute ich in einem Päckchen, dass ich mir unter den Arm klemmte und zog meinen schwarzen Ledermantel an. Noch einmal sah ich zur Uhr, dann verließ ich meinen Laden und schloß ihn bevor ich die Landstraße in Richtung Norden einschlug und an den Feldern vorbeizog. Als ich auf einem kleinen Hügel stand, von dem man aus auf Kronstadt zurückblicken konnte, hielt ich nochmal kurz inne, holte tief Luft, atmete wieder aus und trat meinen Weg zu Zirkus an. Es war noch hell als ich den Wald betrat, ich hörte Vögel am Himmel fliegen und Bäche fließen. Ich schaute auf meine Uhr. Es war kurz vor 7 und langsam legte sich ein dunkler Schleier über den Wald. Wenn ich schnell genug war, würde ich das Ende des Waldes erreichen bevor es komplett dunkel war also ging ich einen Schritt schneller. Es war wirklich ein langer Fußmarsch, in der Zeit kam ich an keinem einzigen Dorf oder einer Stadt vorbei und je tiefer ich in den Wald ging, desto dunkler und unheimlicher wurde es. Schließlich, ungefähr um kurz vor 9, kam ich an einer Kreuzung an. Davor hatte ich einen furchtbar dichten Nebel durchschritten. Er war so dicht dass ich meine eigene Hand nicht mehr sehen konnte. Ich sah zum Himmel. Es war bereits Nacht geworden und ein paar Sterne glänzten am Himmel. Ich wandte meinen Blick zu den Schildern und blickte verwirrt drein. Das linke Schild führte auf einem breiten noch sichtbaren Pfad zur nächsten Stadt. Das rechte Schild war verwahrlost und die Aufschrift war schwer zu entfiffern, dennoch konnte man ganz schwach Black Widow Circus lesen. Ich konnte es kaum fassen dass ein Zirkus seinen eigenen Weg hatte. Ich hielt einen Moment inne. Ich dachte daran kurz in die nächste Stadt zu gehen denn in der Eile hatte ich mir vollkommen vergessen Proviant mizunehmen, geschweige etwas zu trinken und der Weg schien noch weit. Obwohl mein Hunger und mein Durst groß waren schlug ich schließlich den schmalen Weg zum Zikus ein. Lieber ging ich weiter als zu spät zu kommen denn wenn es etwas gab was ich zutiefst hasste, war es Unpünktlichkeit. So gegen halb 11 blickte ich nochmal auf meine Uhr. Der Wald war nach einiger Zeit immer dichter und bewachsener geworden und der Weg war nur so von Matsch und Schlamm heimgesucht worden. Wahrscheinlich hatte es vor kurzer Zeit hier noch geregnet denn die Luft war feucht und kühl und je tiefer ich in den Wald ging, desto kühler wurde es. Schließlich erreichte ich einen Hügel, dessen Weg steil hinab in einen weiteren Wald führte. Vorsichtig glitt ich hinab und fand mich schließlich in einem Wald wieder, wo ich noch nicht mal meine eigenen Schritte wahrnahm. Es war dunkler als dunkel. Die Schwärze war schwärzer als die Nacht und ein Schauer jagdte mir über den Rücken als ich Geräusche aus dem Dunklen hörte. Es verging noch eine gewisse Zeit als der Weg zu einem sehr schmalen Pfad führte, der mit morschen Zäunen zum Wald hin abgesperrt war und je weiter ich ging, desto belichteter wurde der Pfad. Plötzlich hörte ich etwas. War das etwas Kinderlachen dass aus dem Wald herrührte? Doch nicht nur das. Es war zwar noch etwas entfernt doch ich konnte schwören in der Ferne leise und fröhliche Musik spielen zu hören. Ich musste wohl fasst da sein. Tatsächlich. Ichkonnte meinen Augen kaum glauben doch es war da. Mitten auf einem riesigen Platz, umringt von schwarzen Wäldern und dem dahinterliegendem Gebirge weit in der Ferne, stand ein Zirkuszelt in roten und gelben und blauen und lilanen Farben und eine Lichterkette umhüllte sein Dasein. Ich ging näher heran. Ich sah keine Zuschauer, nur eine schrille aber dennoch leise Melodie erklang aus dem Inneren des Zikus und ich erblickte in verzerrter Schrift den Namen Black Widow am Eingang. Die Wörter waren eingefangen in dem Inneren einer Spinne und bevor ich mich versah, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. „Oh, sie sind da, das wird den Direktor sehr freuen. Genau auf die Minute pünktlich.“ Ich wandte mich um doch ich erblickte nur eine dunkle Gestalt, deren Züge ich nicht entziffern konnte. Ich wandte mich wieder dem Eingang zu und sah wie eine hochgewachsene Person aus dem schwach beleuchteten Eingang schritt. Das war er. Der Mann, der den Zylinder bestellt hatte. „Wie ich es gewusst hatte, auf die Minute genau. Was hab ich ihnen gesagt, junger Mann? Ich wusste, dass sie es rechtzeitig schaffen würden.“ Vewundert blickte ich auf die Uhr. Tatsächlich, es war genau um Mitternacht. Woher hatte der Mann das nur gewusst? „Und nun bitte ich sie mir meinen Zylinder zu überreichen.“ Sprachlos überreichte ich ihm das Paket und er staunte nicht schlecht als er den aufwendig angefertigten Zylinder sah. „Wunderschön, perfekt, genauso wie es mir vorgestellt ahbe. Ohne jeden Makel, er wird mir in den nächsten Aufführugen nur zu gute kommen. Sie haben gute Arbeit geleistet, junger Mann und nun werde ich ihnen wie versprochen ihren Lohn geben, sie haben ihn sich redlich verdient.“ Noch einmal blickte ich den Mann intensiv an. „Bitte, sagen sie mir, ist das wahr? Es gibt diesen Zirkus also wirklich? Dann stimmen auch die Gerüchte, nicht wahr? Bitte sagen sie mir die...“ Ich verstummte. Meine Kehle zog sich zu, mein Blick war starr auf die leuchtend glühenden Augen dieses Mannes gerichtet, der zwar mit einem irren Blick auf mich herabsah, dennoch mit leiser Stimme auf mich einredete. Was geschah mit mir? „Du wirst alles bald noch erfahren, mein lieber Ari. Nun schlaf schön und angenehme Träume. Ich freue mich schon auf unser Wiedersehen in nicht all zu ferner Zukunft.“ „Woher...“ Ich brachte kein Wort mehr heraus dabei fragte ich mich, woher er meinen Namen wusste. Um mich herum wurde es schwarz. Ich registrierte nur noch, wie der Mann mit seinem Finger die Züge von meiner Stirn bis hin zu meinen Lippen nachzog und um mich heraum Gelächter ertöhnte. Dann schwanden meine Kräfte und ich viel in einen tiefen Schlaf. Kapitel 4: Entschluss und Aufbruch ---------------------------------- Das Geräusch von lachenden Menschen weckte mich am nächsten Morgen auf. Von einem auf dem anderen Moment war ich aus dem Schlaf hochgeschreckt, schweißgebadet und mein Herz raste wie verrückt. Immer wieder atmete ich ein und wieder aus und versuchte meinen viel zu schnellen Herzschlag zu beruhigen. Ich brauchte ein paar Minuten um die Fassung wiederzuerlangen und registrierte dann erst, dass meine Kleidung völlig durchnässt war von kaltem Schweiß. Ich fuhr mir mit dem Handrücken über die Stirn und bemerkte dann erst dass ich wieder in meinem Schlafzimmer war. Das war mir nicht geheuer, war ich nicht eben noch bei dem Zirkus gewesen? Ein Ruck ging durch meinen Körper. Ich dachte an letzte Nacht zurück und musste an die Worte dieses mysteriösen Mannes denken. „Ich freue mich schon auf unser Wiedersehen in nicht all zu ferner Zukunft.“ Genau, so hatte er es mir gesagt. Mittlerweile fing die Sache mich an zu reizen, all das hatte mich neugierig gemacht. Vorallem wollte ich wissen, woher dieser Kerl meinen Namen wusste, wobei ich mich erinnern konnte dass ich ihm nie gegenüber meinen Vornamen erwähnt hatte. Noch etwas träge und verschlafen öffnete ich das Doppelfenster links von mir und blickte auf den Marktplatz. Die frische Luft tat meinen Lungen sehr gut und eine leichte Brise fuhr mir durch die roten Haare. Der Marktplatz lag, wie jeden Morgen, ruhig da, der Brunnen in der Mitte zeigte sich mit seinen Wasserspielen auch wie jeden Morgen und da sah ich auch schon die Bäckerin Maggey. Es war alles wie immer, nichts hatte sich verändert. Plötzlich ging mir aufgrund dieser Erkenntnis ein verstörender Gedanke durch meinen Kopf. Es war alles wie immer, genau aber war es vielleicht das gewesen, was mir mittlerweile als alltäglich und eintönig erschien? Hatte ich durch diesen Zirkus etwa Lust auf mehr? Die Lust auf Abenteuer um meine Neugier zu befriedigen? Der Gedanke machte mir Angst. Ich drehte mich um und wollte aus dem Bett huschen und schnell ein Bad nehmen als ich ganz unbeabsichtigt die Hand auf mein Kissen legte und etwas Rascheln hörte. Fragend hob ich mein Kopfkissen hoch und staunte nicht schlecht als ich einen ungefähr Esstellergroßen Beutel aus blauem Samt hervorzog, der mit einer roten Schleife verbunden war. Das waren doch auch die Farben des Mantels dieses Mannes gewesen! Ich musste hart schlucken bei dem was sich darin befinden würde und ich wagte es kaum auszusprechen. Erwartugsvoll löste ich die Schleife und kippte den Beutel aus. Meine Augen weiteten sich bei dem Anblick der sich mir bat. Es waren hunderte, nein, tausende von Goldtalern die auf mein Bett und zu Boden vielen. Der Mann hatte also sein Versprechen wegen des Lohnes gehalten. Ich staunte nicht schlecht und versuchte angestrengt die Münzen wieder zusammen zu suchen, doch da viel mir eine ganz bestimmte Münze auf und ich hob sie verwirrt hoch. Sie war aus Bronze und hatte eine Spinne auf einer Seite, da wo eigentlich die Währung draufstand, eingraviert. Ich spürte wie ich anfing zu zittern. Langsam drehte ich sie um und ein kalter Schauer lief über meinen Rücken. Die Buchstaben waren sowohl schräg als auch sehr verzerrt mit einem wohl spitzen Gegenstand eingeritzt worden, doch ich konnte entziffern was dort stand und ich war wie erstarrt. „Wir warten auf dich.“ Plötzlich hatte ich das Gefühl eine Stimme in meinem Kopf sprechen zu hören, die die eingeritzten Worte immer wieder wiederholte und Kinderlachen ertöhnte. Ehe ich es mich versah, ging die Münze in Flammen auf und brannte lichterloh. Erschrocken stieß ich einen Schrei aus und ließ sie zu Boden fallen, wo das Feuer eine bläuliche Flamme bekam und schließlich knisternd erlosch. Der Holzboden war unversehrt geblieben was eigentlich bei Feuer verwunderlich war aber da, wo die Münze gelegen hatte, war nur ein Häufchen glimmende bläulichschimmernde Asche zurückgeblieben. Ich konnte es nach einigen Sekunden wieder einen klaren Gedanken fassen und ich stellte mir selbst Fragen. War diese Münze vielleicht eine Art Einladung gewesen? Vielleicht sollte ich ihr nachgehen, doch da kamen mir wieder die Worte von Madame Rooney in den Kopf, dass ich mich nicht in Gefahr bringen sollte und dann war da noch die die Sache mit der Brosche meiner Mutter. Der Herr hatte an dem Abend, wo er mir den Auftrag für seinen Zylinder gegeben hat, grinsend die Brosche angestarrt als ob er sie schon lange gekannt hätte. Plötzlich wurde mir eines klar, mein alltägliches Leben hatte keine Bedeutung mehr. All das hatte dazu beigetragen innerhalb von drei Tagen mein Leben völlig auf den Kopf gestellt zu haben und nun war es passiert, die Neugier hatte mich gepackt. Ich stand auf, griff nach meiner Kleidung und ging ins Bad, wo ich erst mal ein warmes Bad nahm. Schließlich zog ich mein schönstes Rüschenhemd an und eine sehr enge schwarze Hose aus Samt. Nachdem ich fertig war, nahm ich die Brosche meiner Mutter und begutachtete sie nochmal kurz. Ihretwegen könnte das alles passiert sein aber all das interessierte mich jetzt und ich wollte diese Geheimnisse aufdecken. Als Glücksbringer steckte ich die Brosche in meine Manteltasche, ging auf die Straße und schloß die Türe ab. Ich blickte noch einmal über den belebten Platz und sah dass alles friedlich wie immer war. Irgendwann konnten die Bewohner es mir sicher verzeihen dass ich fortgegagangen war. Ich wollte gerade meinen Weg antreten als mir die Bäckerin Maggey, die Floristin und Madame Ronney entgegegen liefen und etwas ziemlich großes in der Hand hielten was wie ein Geschenkkorb aussah. „Ari, warte, wir haben was für dich!“ Ich drehte mich fragend zu ihnen um. „Hey Ari, weißt du denn nicht? Du hast doch heute Geburtstag. Wir drei haben dir extra diesen Korb zusammengestellt.“ Ich staunte nicht schlecht und freute mich über diese Geste. In der ganzen Aufregung hatte ich tatsächlich vergessen, dass ich heute genau 21 geworden bin. Was die Damen nicht alles in den Korb gelegt hatten. Da waren frische rote Rosen zusammengebunden, frische Brötchen mit kleinen Päckchen Butter, eine Flasche Bordeux-Wein, ein paar frische Würstchen und eine kleine Torte wo in roter Glasur draufstand „Herzlichen Glückwunsch.“ Ich war Tränen gerührt, doch es wurde Zeit. „Das ist wirklich sehr lieb von euch, ich weiß gar nicht wie ich mich dafür bedanken soll. Ihr seid wirklich mir die liebsten Menschen, die es gibt, aber...ich habe eine Reise vor mir und die muss ich heute antreten. Wahrscheinlich werde ich auch lange wegbleiben, deshalb hoffe ich, dass ihr mir verzeihen könnt.“ Maggey kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Ich wusste schon lange dass sie tiefe Gefühle für mich hegte, doch da wir als Kinder schon viel miteinander gespielt hatten und ich sie als beste Freundin sah, konnte ich ihr diesen Wunsch nicht erfüllen. „Bitte, komm gesund wieder, Ari. Wir alle werden auf dich warten. Wo gehst du denn hin? Ist die Reise lang?“ Ich wandte mich zu der Straße, die mir den Weg zeigen würde, blickte mich noch einmal um und lächelte. „Die Reise wird lang und anstrengend aber ich komme wieder...irgendwann.“ So verabschiedete ich mich und steurerte genau den Weg an zum Zirkus. Die Damen bat ich den Korb bei mir in den Eingang zu stellen und wog Maggey in Sicherheit dass ich alles, was sie mir zubereitet hatte, essen würde wenn ich wieder da bin, doch nun, wo ich den Geheimnissen auf der Spur war und ich noch nicht genau wusste, worauf ich mich da eingelassen hatte, war ich mir selber nicht sicher ob ich überhaupt zurückkommen würde. Meine innere Stimme trieb mich an weiterzugehen und als die letzten Sonnenstrahlen sich über Kronstadt legten und die Nacht hereinbrach, ließ ich die Stadt hinter mir und machte mich durch die schwarzen Wälder auf den Weg zu dem Ort, der mein Schicksal sein sollte und im Ohr eine fremde Stimme, die immer wieder zu mir flüsterte. „Komm zu mir. Ich warte schon auf dich.“ Kapitel 5: Gefangen im Netz der schwarzen Witwe ----------------------------------------------- Es war tiefschwarze Nacht als ich den schmalen von Zäunen umgebenen Pfad zum Zirkus erreicht hatte. Zwar war der Weg, wie auch beim ersten Mal, sehr lang und anstrengend gewesen, dennoch war ich so zielsicher gewesen den Zirkus heute Nacht noch zu erreichen und da war er. Hinter einem Gebüsch versteckt beobachtete ich das rege Treiben vor dem Eingang aber trotz der hellen Lichterketten konnte ich nur die Umrisse von Personen ausmachen. Ich schritt langsam näher heran und das Herz schlug mir bis zum Hals. Der Zirkus war größer als wie ich ihn in meiner Erinnerung hatte. Prunkvoll geschmückt und verzierrt zeigte er sich in all seiner finsteren Pracht. Er lud geradezu dazu ein hineinzugehen und nicht mehr wiederzukommen. Mit dem Blick auf den Eingang gerichtet schäumte meine Neugier fast über. Es war einfach zu verlockend. Es war wie ein Reiz der Finsternis, der seine Ketten um mich legte und sie immer fester zudrückte, dass ich kaum Luft bekam und regelrecht gezwungen war zum Zirkus zu gehen. Ich wagte mich immer weiter vor bis ich aus dem Gebüsch trat und auf dem großen Platz trat, der den Zirkus umgab. Meine Augen waren wie gebannt als ich näher trat. Ich starrte die riesige Spinne an, die am Eingang hing und mit ihren glitzernen Fäden die Wörter „Black Widow“ bildete, was mir beim ersten Mal hinsehen gar nicht aufgefallen war. Der Eingang selber war hell erleuchtet als ob gerade eine Aufführung stattgefunden haben muss. Ich ging noch näher heran bis ich die Schwelle zu Eingang erreichte und durchschritt und mir plötzlich eine kühle Brise aus dem Inneren nach draussen drang. Ich war gebannt. Ich konnte nicht umkehren, ich ging immer weiter, bis ich plötzlich im Dunkeln stand und ich leise verzerrte Orgelmusik vernahm. Plötzlich spürte ich Hände an meinen Armen, die mich fassten und festhielten. Erschrocken sah ich mich um doch wegen der Dunkelheit konnte ich nicht erkennen, wer oder was mich da gepackt hatte. „Du bist wiedergekommen. Der Direktor wird sich freuen dich wiederzusehen. Er erwartet dich bereits.“ Die Personen zogen mich mit sich und ich wehrte mich nicht. Im Dunkeln konnte ich Umrisse der Manege ausmachen, doch war es wirklich viel zu dunkel um etwas zu sehen. Ich richtete meinen Blick nach vorne und sah, wie sie mich in einen Raum zerrten, der, wie es aussah, mit Stroh ausgelegt war. In einer Ecke sah ich einen bunten Ball mit Sternen und an der Wand hingen verschiedene Peitschen. Die Personen drückte mich auf die Knie und ich wagte einen Blick nach hinten. Sie waren komplett in schwarz gekleidet und und ihre Augen leuchteten verschwörerisch blutig rot. Mir kam auf einmal der Gedanke dass diese Kreaturen die Pferde gewesen waren, die ich an der Kutsche gesehen hatte doch das tat nichts mehr zur Sache, denn plötzlich hörte ich wie ein Vorhang zur Seite gezogen wurde und eine Person in eintrat und ich konnte meinen Augen nicht glauben. Das war der Mann gewesen in seinem wunderschönen Mantel und dem Zylinder, den ich ihm angefertigt hatte. Edel wie eh und je trat er vor und betrachtete mich. „Wie wunderschön, ich wusste, dass du zurückkommen würdest, Ari. Eigentlich war es mir vollkommen klar.“ Die Kreaturen hielten mich immer noch fest aber mein Blick war starr und erwartungsvoll auf den Kerl gerichtet. „So wie du aussiehst, Ari, hattest du doch sicher einen Grund hergekommen zu sein, oder? Dich quälen Fragen und du erwartest Antworten. Ich denke, ich könnte dir dabei helfen.“ Ich sah, wie er seinen Umhang ablegte und den Zylinder ganz stolz auf seinen Gehstock steckte. „Ein Meisterwerk, er hat mir heute gute Dienste erwiesen, mein lieber Ari.“ Unter seinen Augen waren heute dunkle lilafarbene Striche, die sich einmal um komplett um seine Augen zogen und hoben somit seine gold-gelben Katzenaugen noch mehr hervor. Wahrscehinlich war es Schminke für die Auftritte. Schließlich tauchte hinter ihm etwas auf was wie eine Fledermaus aussah. Sie setzte sich auf die Schulter des Mannes und musterte mich mit glühend roten Augen.' „Oh, verzeihung, darf ich vorstellen? Das ist Amaris, meine Fledermaus.“ Vergnügt tätschelte er der Fledermaus den Kopf. Sie schien es sichtlich zu genießen. „Er kann noch mehr als nur fliegen, glaub mir, Ari.“ Nun kam ich endlich zu Wort. „Sagen sie, woher wussten sie das alles? Sie waren nicht zufällig in meinem Laden. Sie wussten wie ich heiße und sie wussten wo ich arbeitete und sie scheinen etwas über diese Brosche zu wissen. Außerdem wussten sie, dass ich wiederkommen würde. Warum das alles? Warum gerade ich?“ Mit zusammengekniffenen Augen blickte er mich grinsend an, schritt näher und kniete sich mir gegenüber. Seine Augen faszinierten mich und sein Gesicht war meinem so nah, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Mit einem seiner Finger fuhr er über meine Wange und ich spürte, dass seine Fingernägel nicht gerade stumpf waren. „Deine Fragen sind wirklich berechtigt. Warum gerade du? Es ist so einfach, Ari und dennoch ist alles irgendwie in einem Netzt verwoben, so wie die schwarze Witwe ihre Netzte spinnt um ihre Beute zu fangen. Und um es so zu sagen, bist du mir gerade ins Netzt gegangen. Du bist meine Beute, du hast dich in meinem Netz verfangen und hast nicht mehr die Möglichkeit dich zu wehren oder zu entkommen.“ Mein Magen schnürrte sich zu. Ich sah wie seine Augen bedrohlich aufblitzten und die Fledermaus sich auf eine Stange setzte, die wohl dazu diente das Zelt zu stützen. Mit ihren kleinen Augen beobachtete sie uns, doch musste ich die Fassung bewahren. Der Mann hatte etwas mit mir vor, das spürte ich. „Wer sind sie? Dieser Zirkus, das alles und sie, sie sind keine gewöhnlichen Menschen. Was genau sind sie?“ Er antwortete nicht doch plötzlich spürte ich einen seiner langen spitzen Fingernägel an meinem Hals und er fuhr runter bis zum Ausschnitt meines Rüschenhemds. „Das, mein lieber Ari, ist deine Aufgabe rauszufinden was und wer wir sind. Du bist doch nicht umsonst hergekommen, oder? Es gibt da etwas, was du unbedingt wissen möchtest und nun bist du hier. Ich habe dir Hinweise gelegt und du bist ihnen gefolgt und nun stehts du vor mir und erwartest Antworten. Aber soll ich dir ewtas verraten? Du bist in meine Falle getappt und nun...lasse ich dich nicht mehr gehen.“ Mit einem Kopfnicken zu seinen Gefolgsleuten, die immer noch hinter mir standen, rissen sie mir brutal meinen Mantel runter und zerissen mein Hemd, wobei sie mit ihren ebenfalls scharfen Nägeln meine Haut streiften. Sie packten meine Arme und hielten sie fest. Mir wurde heiß und kalt und mein Körper zitterte und dennoch konnte ich mich nicht bewegen. „Was haben sie vor? Warum tun sie mir das an?“ Der Mann kam näher. Seine Augen waren weit und irre aufgerissen und blickten mich von oben nach unten glühend an. Seine Hand war auf meine Brust gerichtet und mit Entsetzen sah ich, wie sein Finger heiß glühend immer näher kam. „Du bist in meine Falle getappt, Ari, in das Netz der schwarzen Witwe. Du hast diesen Pfad gewählt. Dein Schicksal ist damit besiegelt und nun...gehörst du mir!“ Es war wie ein erst kalter Schmerz, der immer heißer wurde und drohte mich zu verbrennen. Der Mann drückte seinen Finger feste gegen meine Brust und ich spürte nichts anderes als einen furchtbar segenen Schmerz, der über meine Brust glitt und mich zum Schreien brachte. Weinen konnte ich nicht, dafür hatte ich gar keine Kraft. Ich blickte in den Spiegel hinter dem Kerl und sah, dass er mir etwas auf die Brust brannte dass einer Schwarzen Witwe ähnlich sah. Er zog ihre Züge nach bis er sein Werk vollendet hatte, doch der Schmerz ließ noch lange nicht nach. Ich rang nach Luft und sackte zusammen. Mein Körper zitterte und das Mal auf meiner Brust schmorrte sich tief auf meine Brust bis nur noch ein rötliches Mal in Form einer Spinne zurückblieb. Meine Kräfte schwanden und mich überkam die Ohnmacht. Ich spürte nur noch, wie die Gefolgsleute mich hochoben und wegtrugen und die Stimme des Mannes noch einmal an mein Ohr drang. „Du wirst bald alles erfahren, mein lieber Ari. Schon bald, warte nur.“ Dann wurde alles schwarz. Kapitel 6: Das neue Mitglied ---------------------------- „Hey, wach auf! Wie lange willst du noch hier rum liegen?“ Mein Kopf dröhnte als ich langsam die Augen öffnete. Der Schmerz auf meiner Brust war bereits verflogen, doch spürte ich immer noch dort einen unangenehmen Druck. Die Stimme, die zu mir sprach, musste ganz in der Nähe meines Ohres gewesen sein, denn sie war etwas lauter und klang besorgt. Ich wusste nicht, wie lange ich ohnmächtig war aber ich war froh wieder wach zu sein und nahm den Duft von frischen Stroh war. Ich blickte auf und sah für einen Moment noch einiges verschwommen, doch dann fügte sich mein Blick wieder und ich sah in das erwartungsvolle Gesicht eines jungen Mannes. Er hatte wallendes orangefarbenes Haar und Augen wie aus Amethysten bestehend. Unter der rechten Wange hatte er einen aufgemalten gelben Stern und seine Kleindung war komplett in tiefen lilafarbenen Samt gehüllt. Schließlich lächelte er und brach für einen Moment in erleichtertes Gelächter aus. „Ein Glück, du bist endlich wach! Ich dachte, ich würde dich gar nicht mehr aus dem Stroh kriegen.“ Ich blickte ihn leicht verdutzt an, doch anhand seiner Reaktion schien er ein eher netter Kerl zu sein und seine Aufmachnung machte deutlich dass er anscheinend einer der Artisten des Zirkus war. „Wer bist du?“ Der Junge richtete sich auf und als ob er mit dieser Frage gerechnet hätte, führte er eine elegante Pirouette vor mir aus und ließ sie in eine tiefe Verbeugung enden. „Gestatten? Mein Name ist Valo Kaleva, ich bin der Hofnarr und der Puppenspieler des Black Widow Circus aber in Fachkreisen bin ich einfach nur der Clown.“ Einen Moment lang betrachtete ich ihn. Ich musste lächeln. „Der Direktor hat mir alles erzählt. Du bist das neue Mitglied des Zirkus, nicht wahr? Er hat mich gebeten so lange, bis du dich hier eingelebt hast, auf dich aufzupassen und dich unter meine Fitiche zu nehmen. Dein Name war Ari, richtig?“ Ich nickte, doch etwas fragend war ich schon. Ich richtete mich auf und zupfte das letzte Stroh von meinen Kleidern. Wie es aussah, hatte ich wohl in einem Strohhaufen geschlafen. „Ja, das ist mein Name. Aber sag mir, wieso bin ich nun hier? Du bist doch auch einer der Artisten des Zirkus, was hat das alles zu bedeuten?“ Der Junge grinste und hielt mir unerwartet eine Karte mit einer Herz Sieben unter die Nase. „Du bist ja ein neugieriger Schlingel, mein Guter. Du wurdest auserwählt ein weiteres Mitglied des Zirkus zu sein und wir sind genau Sieben Artisten mit dir zusammen, Jungchen. Mit dem Zirkusdirektor sind wir Acht. Na überrascht?“ Ich wollte meinen Ohren erst nicht trauen als er sagte, ich sei nun auch ein Mitglied aber ich fasste mir an die Brust und schluckte hart. Der Blick des Artisten glitt mit meiner Hand mit und sein Blick wurde ernst. „Ich weiß, was du denkst. Nicht nur du, sondern alle wurden mit dem Zeichen des Direktors gebranntmarkt. Alle, die dieses Zeichen tragen, sind fester Teil des Zirkus. Du solltest dich damit abfinden denn nach Hause kannst du wohl nun nicht mehr.“ Ich sah auf. „Heisst das, ich muss nun für immer hier bleiben?“ Der Junge grinste und setzte dennoch einen nachdenklichen Blick auf. „So wie ich das sehe, ja. Zumindestens wurde schon der erste Schritt bei dir erfüllt dich zu einem Mitglied unserer Truppe zu machen. Eine Bedingung musst du noch erfüllen, es sei denn, du weigerst dich aber ich denke, dass du dich gegen die Macht des Zirkusdirektors sowieso nicht wiedersetzten kannst also hast du gar keine andere Wahl als hier zu bleiben.“ Eins wusste ich, der Typ konnte reden wie ein Wasserfall aber was er da sagte, interessierte mich. „Was meinst du damit? Eine weitere Bedingung?“ Liebevoll legte er mir einen Arm um die Schulter und lächte warmherzig. „ Hör zu, Ari. Es gibt da noch einige Dinge, die du nicht weißt oder besser die du noch nicht weißt. Dieser Zirkus ist mehr als nur ein fröhliches Farbenspiel aus verschiedenen Artisten. Für viele ist es ein Lustspiel um ihre Lust zu befriedigen, für uns ist es das alltägliche Leben in der Hölle. Wir sind Artisten gefangen in diesem Zirkus und sind an die Befehle des Direktors gebunden. Gewöhn dich lieber schon mal daran.“ Für einen Moment schwieg ich und starrte zu Boden, doch Valos Gesicht wurde wieder fröhlich und gab mir einen Klaps auf die Wange. „Hey, jetzt guck doch nicht so. Ich wollte dich nicht erschrecken, keinesfalls. Hör zu, du bist jetzt in meiner Obhut und ich habe die Anweisung bekommen auf dich aufzupassen. Ich mag zwar verrückt aussehen und mich auch in etwa so verhalten aber glaub mir, ich bin noch einer der normalsten Artisten in diesem Laden. Und nun komm, ich führe dich rum.“ Valo war wirklich sehr nett. Während er mir alles zeigte, erklärte er mir alles und auch, dass der Zirkus am Tag geschlossen sei. Er sei ausschließlich nur für die Nacht bestimmt. In der Manege angekommen staunte ich nicht schlecht. Zum größten Teil war sie in schwarz gehüllt und was sie bei Nacht in Licht tauchte, waren riesige schwarze Fackeln, die in blauen und lilanen Farben leuchteten. An der Decke war ein Trapez aufgehangen was ungefähr 30 Meter über dem Boden hang und das beeindruckte mich sehr. Das Zelt war größer als jedes Zirkuszelt, das ich je gesehen habe. Bei einem Mal durchgehen würde man eine Strecke von 60 Metern zurücklegen, inklusive der Trebühnen waren es ungefähr 100 Meter. Das Zelt war einfach gigantisch. „Und hier, das ist das Netz falls mal jemand vom Trapez fällt, ist aber zum Glück bis jetzt nur einmal vorgekommen. Ach ja, wenn du die nächste Zeit auf einen Kerl triffst, der gelbe Katzenaugen und schwarz-weiße Haare hat und immer böse guckt, dann nimm dich in Acht. Silvo ist auf Neuankömmlinge nicht sehr gut zu sprechen.“ Ich sah Valo fragend an. „Silvo? Wo sind denn die anderen Artisten?“ Bevor Valo antworten konnte, tauchte eine dunkle Stimme den gesamten Raum ein und mich schauderte es. Ich wandte mich um erblickte den Mann, der mir das Mal verpasst hatte, nur sah er in seinem schwarzen Outfit mit der langen engen Hose und dem engen Hemd mal ganz normal aus. Auf seiner Schulter saß wieder diese Fledermaus, die mich unentwegt ansah. „Ich dachte, Valo hätte dich bereits eingewiesen dass es Sieben Artisten gibt. Aber wie es scheint, habt ihr bereits alles gesehen. Gefällt dir mein...unglaubliches Werk?“ Ich antwortete nicht darauf. Schließlich verbeugte sich Valo vor ihm. „Seid gegrüßt, Direktor.“ Erstaunt blickte ich den Mann an. Er grinste mich an und verneigte sich. „Wie unhöflich, ich habe meine Wenigkeit ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Dario Winshetti, ich bin der Leiter dieses Entablissements und verantwortlich für dieses Werk. Verzeih wenn ich dich so unsanft behandelt habe aber mir blieb keine andere Wahl. Du hast mich einfach mit deinen feuerroten Haaren so verzaubert dass ich dich gar nicht mehr gehen lassen wollte.“ Ausrede, dachte ich mir nur. Der Kerl beherrschte sein Handwerk wirklich gut so zu Schauspielern. Als ob es an meinen Haaren gelegen hätte, da war sicherlich mehr und ich würde es irgendwann herausfinden. Ich schenkte seinen Worten keine Beachtung und starrte ihn einfach nur wütend an als er sich mir näherte und mit seiner Hand durch mein Gesicht fuhr. „Mein Gott, hast du weiche Haut und so wunderschöne weibliche Züge. Ich denke, ich werde sicher noch eine Verwendung für dich finden, so viel ist sicher. Gewöhn dich lieber an diesen Ort denn es wird der letzte sein, den du hier jemals zu Gesicht bekommen hast.“ Mit diesen Worten kehrte er um und verschwand in der Dunkelheit. Die Fledermaus auf seiner Schulter flog im Zelt herum und ließ sich dann kopfüber von der Decke hängen, wobei ich immer noch das Gefühl hatte, dass sie mich beobachten würde. „Komm, Ari, ich habe eben etwas zu Essen zubereitet. Bevor wir hier überhaupt was mit dir machen, musst du erst mal wieder zu Kräften kommen.“ Wortlos folgte ich Valo bis wir in ein weiteres kleines Zelt kamen in dem anscheinend das Essen zubereitet wurde. Ich setzte mich auf einer der Strohballen und während ich Valo beim Servieren zusah, begann ich mich zu fragen, was mich genau hier alles erwarten würde. In einem Punkt hatte der Direktor recht gehabt, ich habe mir diesen Pfad selbst ausgesucht und nun werde ich ihn auch bestreiten, selbst wenn das hieß, dass ich mein altes Leben komplett aufgeben müsse. Kapitel 7: Begegnung mit dem Vampir ----------------------------------- Das Essen war für diese Verhältnisse sehr annehmlich. Valo war so nett gewesen und hatte Würtschen mit Kartoffelsalat gemacht, obwohl der Aufwand nicht besonders riesig gewesen war. Nach dem Essen hatte ich Valo geholfen eine Requisite mit einer Art Tor zur Hölle ins Zelt zu tragen, denn wir er mir erklärte, arbeiteten die Artisten gerade an einem Stück dass sich wohl „La passion de l'enfer“ nannte, also die Leidenschaft der Hölle. Dort soll es eine Jungfrau geben, die den Teufel verführen will um ihn so zu einem guten Wesen zu machen. „Leider feht uns dazu noch die Jungfrau selbst. Unser...naja...Liebesdämon hat sich geweigert, nur weil sie selber ein Succubus ist und unsere andere Dame konnten wir nicht nehmen.“ Etwas verdutzt habe ich ihn angesehen doch Valo war sehr verständnisvoll. Ich glaube, wir hatten Drei Stunden gebraucht bis alle Requisiten an ihren richtigen Plätzen waren und zu allem Überfluss habe ich dann auch noch einer der künstlichen Höllenfiguren gegen den Kopf bekommen als ich Valo auf was ansprechen wollte und sie so auf den Schultern getragen hatte dass er sie mir beim Umdrehen genau ins Gesicht geschlagen hat. Natürlich hatte er sich sofort entschuldigt aber dementsprechend habe ich mich nach all der Anstregung für ein paar Stunden zurückgezogen. Valo stellte mir sein Zimmer zur Verfügung. Soweit ich gesehen hatte, hatten alle Artisten ähnliche Zimmer, nur dass die Gegenstände, die sie für ihre Auftritte benutzten, allesamt unterschiedlich waren. In einem Raum roch es stark nach Parfüm, so ging ich davin aus dass dor eine weibliche Artistin lebte. Ein Raum war sehr in dunklem Licht gehalten aber ich sah, dass an den Wänden unterschiedliche Klingen und Messer aufgestellt waren. Der Raum strahlte auch eine unheimliche Atmosphäre aus. Valos Raum war mir der Liebste. Hie und da lagen Spielkarten rum, am Boden tummelten sich Schleifen, diverse Schminke und Kleidungsstücke und in einer Ecke waren bunte Kisten und Bälle zum Balacieren aufgestellt. Ein Schmunzeln glitt mir über das Gesicht und Valo erlaubte mir in seinem Bett zu schlafen. Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte aber ich spürte irgendwann später eine merkwürdige Hitze an meinem Hals und irgendetwas kitzelte dort. Langsam öffnete ich die Augen und erschrak als ich plötlich ein paar scharfe Zähne an meinem Hals wiederfand und ein paar blond-gelockte Haare über ein Gesicht strichen. Ich wollte schon aufschreien doch plötzlich schrie die Person auf und hinter ihr war Valo erschienen mit eine Art Zauberstab in der Hand. Er sah wütend aus. Anscheinend hatter er der Person mit seinem Zauberstab einen übergezogen. „Schon wieder! Amaris, wie oft hatte ich dir gesagt du sollst keinen Mitgliedern das Blut aussaugen? Wenn Dario davon hört, wird er dich wieder einsperren!“ Amaris? Das war doch eigentlich der Name der Fledermaus gewesen. Der Mann richtete sich auf und was sich mir da bot, war mehr als nur eine bloße Schönheit. Vor mir stand ein blond-gelockter Junger Mann mit Haut wie Seide und Augen wie Obsidian. Seine Wimpern warens so lang dass sie etwas feminines mit sich führten und aus seinem Mund ragten kleine spitze Zähnchen. Er war doch nich etwa...? „Verzeih mir bitte, Valo. Dieser Junge Schönling hatte bereits meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen als er den Zirkus betrat. Ich habe ihn die ganze Zeit beobachtet und sein Blut roch einfach zu verfüherisch.“ Kopfschüttelnd kam Valo näher und fasst sich an die Stirn. „Trotzdem, lass das nicht wieder vorkommen. Verzeih, Ari. Amaris schießt desöfteren zu schnell auf ein Ziel hinaus.“ Ich raffte mich auf, immer noch etwas durcheinander und lächelte. „Ach, es ist ja zum Glück nichts passiert. Aber sagt, werter Herr, wer seid ihr? Seid ihr auch ein Artist?“ Der blonde Schönling betrachtete mich aus seinen braun-roten Augen fazsiniert an. Dann verneigte er sich und schwang dabei den smaragdfarbenen Umhang um sich rum. Seine wallenden langen Haare glitzerten im Licht. „Mein werter Ari, es freut mich eure Bekanntschaft zu machen. Darf ich mich vostellen? Mein Name ist Amaris, ich bin der Vampir dieses Zirkus und ein Edelmann. Verzeiht wenn ich euch zu nahe getreten bin aber als einziger Vampir habe ich die außergewöhnliche Fähigkeit das Blut verschiedener Personen anhand ihrer Haut zu erspüren.“ Ich verneigte mich auch. Irgendwie konnte ich diesem Vampir nicht böse sein. Ich erwiderte die Verbeugung und lächelte. „Es freut mich auch deine Bekanntschaft zu machen, Amaris. Aber...du sagtest, du seiest ein Vampir. Ich dachte, Vampire wären auch so wie Drachen einfach nur Fabelwesen.“ Als ob ich gerade etwas falsches gesagt hätte, räusperte sich Amaris und stütze sich mit den Händen auf seinen hölzernen Gehstock auf. „Ehm, nun ja, ihr müsst wissen, werter Ari, wir alle waren mal Menschen. Es war nicht immer so, dass wir nun diese Kreaturen sind, die sie vor sich sehen aber ich versichere ihnen dass all das, was sie hier erspähen, der Realität entspricht und keinesfalls bloßer Hokus-Pokus ist.“ Der eine Satz hatte mich neugierig gemacht deshalb hackte ich nach. „Wie meinten sie das? Sie waren nicht immer solche Kreaturen gewesen? Aber...wie kann das sein?“ In dem Moment ließen Valo und der Vampir den Kopf hängen. Ihre Blicke wirkten traurig und besorgt, doch nur Valo richtete das Wort wieder an mich. „Ari, wir dürfen es dir eigentlich nicht sagen. Es ist ein Geheimnis was eigentlich niemand erfahren darf, selbst du nicht, der noch nicht vollkommen ein Teil des Zirkus ist. Ich habe dir doch von der einen Bedingung erzählt. Es ist so dass...“ Er konnte seinen Satz nicht beenden denn in dem Moment hörte ich aus dem Inneren des Zeltes nur ein lautes Gröhlen, was eher wie ein wütendes Brüllen klang. Ich zuckte zusammen und Valo riss die Augen weit auf während Amaris sich nur an den Kopf fasste und sich die Stirn seufzend tätschelte. „Nicht schon wieder, was hat er jetzt schon wieder angestellt? Ist er es, den ich vermute?“ Valo nickte nur zustimmend und ich stand nur ahnungslos daneben aber nach dem markerschütternem Brüllen zu urteilen, muss da jemand wohl ziemlich sauer sein. War das etwa ein Wolf oder eine bösartigere Bestie? „Wäre es nicht dass erste mal diese Woche dass Silvo mal wieder schlechte Laune hat? Vielleicht hat Cecilia ihn wieder geärgert oder Sura ist ihm wieder mit ihren Hufen auf den Schwanz getreten.“ Beide fingen an zu lachen doch mir sagten all die Namen noch nichts. Valo klopfte mir auf die Schulter. „Mach dir keine Sorgen, Silvo mag zwar öfters mal sehr schlecht gelaunt sein aber wenn du weißt, wie man mit ihm richtig umzugehen hat, ist er brav wie ein Engel. Vorausgesetzt er kann dich leiden. Und die anderen wirst du sicher auch bald kennenlernen.“ Noch etwas verwirrt nickte ich zustimmend doch die Begegnung mit der „schwarzen Bestie“ des Zirkus sollte nicht lange auf sich warten. Kapitel 8: Der Werwolf und seine Bändigerin ------------------------------------------- Die Nacht traf schneller ein als ich erwartet hatte. Da ich noch nicht wirklich irgendwelche Kunststücke beherrschte, musste ich für das erste erst mal zusehen. Ich hatte mich auf die höchste Stelle der Trebühne gesetzt, in eine Ecke, wo keine Menschenseele saß und beobachtete die Personen, die in den Zirkus ein und ausgingen. Es waren so gut wie keine Jugendlichen anwesend. Im matten Licht der Flammen konnte ich Umrisse von ziemlich gutaussehenden Edelmännern ausmachen. Sehr viele Junge und welche des mittleren Alters besuchten den Zirkus und waren von den Auführungen regelrecht begeistert. Mein Blick auf die Manege gerichtet, trat Dario, der Zirkusdirektor, auf die Bühne. Aus einem Feuerwirbel tauchte er aus blauen Flammen auf und erstrahlte in seinem blauen Mantel und dem Zylinder in all seiner Pracht. Ein paar Worte zur Begrüßung, ein paar Fledermäuse, die über die Besucher hinwegflogen und die Musik erklang in den schrägsten Tönen, die ich je gehört hatte. Dann erschien als erstes Valo in der Manege. Sein lila Frack glänzte in den Flammen und er trur einen viel zu großen Zylinder, der mit Schleifen und Glitzer verzierrt war. Sein Gesicht war mit Schminke nur so überfüllt. Seine Augen glänzten bedrohlich und die lilafarbene gezackte Schminke um seine Augen verdeutlichte dies noch mehr. Er führte diverse Kartentricks auf, ließ Fledermäuse aus seinem Zylinder erschenen und verbrannte sich schließlich selbst in einer glühend roten Flamme. Aus einigen Ecken vernahm man diverse „Uhs“ und „Ahs“ und einige zuckten mit Schrecken zurück als die Flamme sich grün färbte und Amaris in seinem prachtvollen smaragdgrünen Mantel auf die Bühne trat. Aus seinem Mund erschienen richtige Vampirfledermäuse, die sich auf die Besucher stürzten. Eine junge Dame mit brünetten Haar verzauberte er so sehr mit seinen Augen, dass sie auf ihn zu ging und er ihr genüßlich das Blut aus dem Hals saugte und schließlich ihre leblose Hülle mit einem schwarzen Mantel einhüllte und verbrennen ließ. Als letztes folgte die „Krönung“ des Abends, so wie es Dario vor der Vorstellung genannt hatte. Ein Mädchen tauchte auf. Sie trug einen schwarzen Zylinder und hatte eine Peitsche in der Hand. Ihr Blick zog alle Männer im Raum sofort in ihren Bann und sie grinste als ob sie irgendwas vorhatte. Auch wenn ich weit weg saß, vernahm ich den süßen Duft ihres Parfüms, der sie umgab. Dann begann sie. Sie führte einen unglaublichen Tanz auf. Er war sehr verfüherisch und es gab Zuschauer, die am liebsten auf die Bühne gerannt wären. Von oben sah ich dass ihre Füße größer waren als die eines normalen Menschens und mit ihren Zehen zeichnete sie eine Art Pentagramm in den Boden, aus dem plötzlich grelles Licht schien. Viele schloßen die Augen und es kehrte erst wieder Ruhe ein als sie sahen was sie geschaffen hatte. Erschrocken flohen einige Besucher aus dem Zelt, ich konnte sehen, wie einer von der Trebühne geschubst wurde und vor dem landete, was das Mädchen gerade erschaffen oder besser hervorgerufen hatte. Es war ein grausiger Anblick. Es war eine riesige Bestie in schwarz gehüllt mit weißen und tief grauen Flecken auf dem Fell. Ihre gwaltigen Pranken wurden von extrem scharfen Krallen gezierrt, ihre Zähne blitzen im dunkeln bedrohlich auf und ihre Augen waren in tiefes gold getaucht. Die Bestie brüllte auf und ging mit schweren Schritten auf die Person zu. Diese fing vor Panik an zu schreien und als die Kreatur gerade auf den Mann einschlagen wollte, hörte man nur einen lauten Peitschenhieb die Luft zerschneiden und das Mädchen stand auf dem Rücken der Bestie. Sofort wurde sie kleinlaut und setzte sich brav auf die riesigen Hinterbeine. Ihr Schweif war mindestens fünf Meter lang und ihre Mähne war auch sehr eindrucksvoll mit dem schwarz und dem einen weißen Strich. Ich fragte mich, ob das ein Werwolf sein sollte. Das Mädchen glitt schließlich elegant von dem Werwolf runter und schritt auf den Mann zu, der sich verängstigt an den Rand der Manege gedrückt hatte. Sie kam ihm sehr nah und lächelte. Er fiel auf ihren Blick rein. Mit einem Mal sah man nur noch wie der Mann zu Boden viel und lilafarbener Rauch die an sich schon schwüle Luft einhüllte. Viele wollten ängstlich den Zirkus verlassen, doch die Bestie hielt sie alle auf. Wie aus dem Nichts tauchte Dario auf gefolgt von einem Haufen schwarzer Witwen. Er machte eine flinke Handbewegung und hetzte seine Tierchen auf die Menschen in der Manege. „Ja, rennt, rennt nur. Rennt um euer Leben! Es wird euch nichts nützen. Aber die, die es schaffen zu überleben, können gehen! Danke für ihre Aufmerksamkeit, sie waren ein wundervolles Publikum!“ Die Menschen ergriffen die Flucht. Einige schafften es aus dem Zelt zu rennen, alle anderen wurden brutal von den Spinnen gebissen und verspeist. Nach dem Auftritt war die Manege nur noch eine Leichenhalle und die Musik verstummte. Dario sah sich hämisch um. „So eine Sauerei.“ Er schnippte mit den Fingern und die Leichen gingen in blauem Feuer auf. Die Spinnen zogen sich in seinem Mantel zurück und als er die Manege verließ, ging das Licht an und alles war wieder so als ob nie etwas gewesen wäre. Valo fragte mich später, wie mir die Aufführung gefallen hätte. Ich hatte kaum Speichel um zu antworten denn nach dem letzten Auftritt war mir speiübel geworden und mein Magen hatte sich zutiefts verkrampft aber ich stimmte zu, dass es wirklich außergewöhlich war und etwas schockierend. Im Anschluss bat er mich in der Manege noch für etwas Ordung zu sorgen. Ich schnappte mir den nächst besten Besen und fegte die restliche Asche der Flammen weg als sich plötzlich eine ziemlich kühle Atmosphäre im Raum breit machte. Ein Schauer lief mir über den Rücken als eine ziemlich schlecht gelaunte Stimme zu mir sprach. „Du muss der Neue sein, stimmts? Warum lässt sich Dario auf so ein niedriges Niveau herab und stellt jemanden wie dich ein?“ Ich drehte mich um und blickte nach oben. Auf dem Trapez saß ein junger Mann, seine Augen glänzten gelblig und funkelten bedrohlich zu mir runter. Elegant stand er auf und, als ob er das regelmäßig tun würde, balancierte er elegant über das Trapez. Dann sprang er mit einem Salto hinab und landete genau vor mir. Ich wich ein Stück zurück und betrachtete den Jungen, der sich mit einer Handbewegung die schwarzen Haare nach hinten warf. Er hatte bleiche Haut und seine Haare waren schwarz bis auf den einen weißen Strich. Seine Kleidung ähnelte der eines Dieners nur war er dies nicht. Kein Zweifel, er war der Werwolf und es schien als ob man mit ihm nicht gut Kirschen essen könnte. „Du stinkst. Du bist noch ein Mensch. Tss, war ja klar. Hör mir zu, Menschlein. So lange du noch menschlich bist, werde ich dich niemals als Mitglied des Zirkus akzeptieren. Du bist nichts weiter als ein Schoßhündchen, dass Dario auf der Straße augelesen hat also bilde dir bloß nicht ein dass du was Besonderes wärst und vorallem...komm mir ja nicht in die Quere, verstanden?“ Was nahm sich der Kerl eigentlich heraus? Schoßhündchen? Das ich nicht lache! Ich ließ den Besen aus meiner Hand gleiten und sah ihn fies grinsend an. „Wer ist hier das Schoßhündchen? Das bist ja wohl du! Stell mich bloß nicht mit dir auf eine Stufe oder ich zieh dir das Fell über die Ohren!“ Wütend blitzten seine scharfen Zähne auf und er wollte sich gerade zum Sprung bereit machen. „Was sagst du da?“ Er schrie in den Raum hinein und wollte sich gerade auf mich stürzen als ihm jemand einen Ball an den Kopf warf und er wie ein Wolf aufheulte. Ich musste grinsen. „Jetzt reicht es aber, Silvo! Lass gefälligst deine Launen nicht immer an den Neuen aus! Nur weil du schlechte Laune hattest und es mal wieder nicht nach deiner Spürnase ging, musst du deinen Frust nicht immer an anderen auslassen!“ Es war das Mädchen aus der Auführung und ich staunte nicht schlecht. Ihr Körper hatte zum größten Teil menschliche Züge, doch ab ihrem Dekollté floss ihre Haut in ein geschmeidiges Violett über und endete in einem paar knochiger Füße mit sehr scharfen schwarzen Fußnägel. Ich sah hinter sie und, Himmel, sie hatte einen Teufelsschwanz. Ihr Gesicht sah dagegen mit den meerblauen Augen und dem violetten Lippenstift sehr liebevoll aus und ihre Haare waren, ähnlich wie bei Valo, in seichtes Orange getaucht. Sie war wohl der Succubus und wie es scien, war sie sehr gereizt. „Halt dich gefälligst da raus, Cecilia! Du musst dich auch nicht immer einmischen nur weil wir Partner sind und das auch nur weil Dario mich dazu gezwungen hat!“ Das Mädchen gab ihm eine Ohrfeige. „Sei nicht so frech, ich bin schließlich diejenige von uns, die hier das sagen hat also geh jetzt ab in dein Körbchen oder du kriegst keine Hundekuchen.“ Der Junge warf mir einen raschen bösen Blick zu und wandte sich dann ab. Das Mädchen seufzte erleichtert auf. „Mann, wieso muss Silvo immer so eine Szene machen? Das kann echt nerven! Mit dir ist sicher alles okay, oder, Neuer?“ Ich staunte. „Ich heiße Ari aber danke.“ Einen Moment lang musterte sie mich skeptisch doch dann machte sich ein Lächeln auf ihren Lippen breit. „Freut mich dich kennenzulernen, Ari. Ich bin Cecilia. Ich bin ein Succubus also pass auf dass ich dich nicht anfalle.“ Ich kicherte besorgt aber sie schien nett zu sein. Dann stellte ich auch noch diese blöde Frage. „Ich...krieg aber keinen Ball von dir an den Kopf geworfen, oder?“ Ohne Vorwarung brach sie schallendes Gelächter aus. „Du bist echt niedlich, Kleiner. Keine Sorge, ich tu dir nichts. Aber ich würde dich gerne näher kennenlernen! Komm mit, du könntest mir kurz helfen.“ Ich war froh dass sie mich vor diesem Werwolf gerettet hatte. Ich folgte ihr und musste lachen. Irgendwie war ich froh dass mich die meisten hier bereits so nett empfangen hatten und hoffte, dass diese Harmonie weiterhin so bleiben würde. Kapitel 9: Gespräch mit Cecilia ------------------------------- Zusammen mit Cecilia hatte ich einige Kisten verstaut, die wohl am Morgen angekommen waren. Nach ihrer Aussage befanden sich darin neue Materialien und Requisiten für das Stück. Es war nicht gerade leicht die Kisten zu stapeln, denn zum einen waren sie sehr groß und zum anderen sehr schwer. Valo, vorwitzig wie immer, kam uns dann zur Hand, doch irgendwie bemerkte ich, dass Cecilia nicht gut auf ihn zu sprechen war. Mit seinen Fäden, die er als Puppenspieler verwendete, zog er die Kisten. Schon erstaunlich was so dünne Fäden aushielten. Danach ging auch Valo und ich folgte Cecilia auf ihr Zimmer. Dort setzte sie sich an ihren Schminktisch und öffnete ihr Haargummi. Ich wurde etwas rot denn mit den offenen Haaren wirkte sie glatt noch verführerisch. Ihr Blick glitt zu mir rüber. „Komm, setz dich zu mir, Ari. Ich möchte dich etwas fragen.“ Erwartungsvoll setzte ich mich zu ihr auf einen kleinen Hocker, der links von ihr stand. Ich beobachtete, wie sie sich ihre geschmeidigen Haare kämmte und mich dabei aus den Augenwinkeln musterte, doch ich merkte, dass ihr Blick besorgt wirkte. „Sag mal, Ari, was hast du dir dabei gedacht zu diesem Ort zu kommen? Ich denke, du weißt, was du dir da ausgesucht hast?“ Ich schwieg, ich wusste dass ich mir diesen Weg selber ausgesucht hatte aber sie sprach mit mir als ob ich etwas verbrochen hätte. „Hör zu, ich will dich für nichts verurteilen, denn ich denke, du hast deine Gründe gehabt hierher gekommen zu sein. Dennoch solltest du wissen, dass dieser Ort von Dämonen heimgesucht wird.“ Diese Erkenntnis hatte ich auch schon, doch ich lauschte weiter. „Ari, ich muss dich warnen! Wenn Dario etwas will, dann kriegt er das auch und wenn es sein muss mit Gewalt! Uns alle hat er mit Gewalt zu seinen Marionetten gemacht, wir sind nicht hier weil wir sonst auch schon Dämonen gewesen sind, wir waren alle mal Menschen!“ Ich blickte sie verstört an. Das gleiche hatte auch Amaris zu mir gesagt und Valo wollte etwas anfügen, doch dann war ja dieses Brüllen von Silvo im Zelt zu hören gewesen. „Ich denke, er hat es dir noch nicht gesagt Ari, oder? Die Bedingung, die erfüllt sein muss um ein vollkommenes Mitglied dieses Zirkus zu werden?“ Ich nickte zustimmend. „Aber Cecilia, was ist es denn genau? Ihr redet alle davon, als ob ihr mich warnen wolltet.“ Nun sah sie mir direkt in die Augen und sprach ganz leise zu mir. „Du hast ja schon das Brandmal, nicht wahr? Das ist aber noch nicht alles! Die Bedingung, die du erfüllen musst, ist so einfach und trotzdem hat keiner von uns damit gerechnet! Nimm dich bitte in Acht, Ari, denn Dario kann unerechenbar sein! Bitte, versprich mir, egal was er tut oder was er mit dir macht, du darfst niemals...“ Sie zuckte plötzlich zusammen und krümmte sich vor Schmerz. „Cecilia, alles in Ordnung? Was ist los?“ Sie richtete sich wieder auf und hielt sich die Brust. Ihr Blick wirkte erschöpft. „Das Mal...es zwingt mich dazu Dinge nicht auszusprechen, die nicht ausgesprochen werden sollen.Wenn es bei den anderen genauso ist, musst du es wohl alleine herausfinden. Bitte, pass auf!“ Ich nickte leicht und sie kämmte sich ihre Haare weiter. Um die Stimmung wieder etwas zu heben, stand ich auf und kämmte an ihrer Stelle ihre Haare. „Du hast wunderschöne Haare, Cecilia. Warum machst du da nicht mehr draus als nur einen Zopf?“ Im Spiegel sah ich, dass sie rot wurde und schmunzelte. „Wie süß von dir, das hat noch keiner zu mir gesagt. Naja, ich mach mir da einfach nichts draus mehr aus mir zu machen.“ Ich lächelte. „Das ist schade, du bist nämlich sehr hübsch.“ Wieder errötete sie, dann stand sie auf und drückte mich stattdessen auf den Hocker. „Jetzt mach ich mal deine Haare, Süßer. Du hast so prachtvolles rotes Haar, das muss gepflegt werden.“ Vorsichtig kämmte sie mir die Haare bis sie wieder schön glatt waren. Als letzten Schliff band sie mir eine weiße Schleife in das untere Ende meiner Haare, da wo die Spitzen waren. „Das sieht sehr elegant aus, Ari. Lass sie so, damit kriegst du sicher mehr Aufmerksamkeit.“ Wie beide mussten lachen und hatten auch noch einige Minuten später eine Menge Spaß als sie mir die Umkleidekabinden der Artisten zeigte und wir in alten Kleidern rumwühlten um mir etwas passendes zu geben. „Du brauchst doch noch was für die Auftritte. Bist du eigentlich schon für irgendwas eingetragen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, noch gar nichts. Wie denn auch? Ich kann nichts außer Hüte herstellen, ich bin kein Zauberer oder ähnliches.“ Plötzlich fuhr mir Cecilia durch die Haare und lächelte traurig. Verwundert sah ich sie an. „Merkwürdig, für einen Moment dachte ich, du wärst sie gewesen. Du siehst ihr so ähnlich.“ Ich blickte sie verwundert an. „Wer ist sie? Wen meinst du?“ Cecilia drehte sich weg. „Niemanden, ich...habe nur gerade an jemanden gedacht. Es ist nichts. Sag mal Ari, wie alt bist du?“ Damit hatte ich nicht gerechnet. Wie sie gekonnt vom Thema abweichen wollte aber ich beließ es dabei. „Ich bin 21, warum?“ Cecilia hatte sich einen alten verstaubten Zylinder aufgezogen, der mehr schief auf ihrem Kopf lag und hatte sich auf eine alte gelb-blaue Kiste gesetzt. „Naja, ich bin die einzige von allen, die sich an ihr wahres Alter erinnern kann. Ich bin 23 Jahre alt.“ Ich fragte nicht weiter, dennoch hatte ich langsam das Gefühl, dass irgendwas mit den Mitgliedern nicht stimmte. Das Mal, die Sache mit der Bedingung und dem Alter, was war hier nur los? „Hey Cecilia, wollte ich dich die ganze Zeit schon fragen. Kannst du Valo irgendwie nicht leiden?“ Ihr Gesicht verzerrte sie zu einer Grimasse und sah mich angeekelt an. „Ob ich ihn nicht leiden kann? Das ist noch untertrieben! Ich hasse ihn! Seinetwegen bin ich nur Nummer zwei. Du musst wissen, Ari, Valo kam in den Zirkus kurz nachdem ich kam. Müsste jetzt ungefähr fünf Jahre her sein. Obwohl wir damals beide gleich gut waren, wurde ich nur zur Nummer zwei degradiert und er wurde zu Darios Stellvertreter. Dafür könnte ich ihn würgen. Als Stellvertreter hat man die Möglichkeit frei reden zu können, auch wenn man von dem Mal befallen ist.“ Ich zuckte zusammen. Vielleicht kam ich durch Valo an Informationen denn ich hatte ja ein gutes Verhältnis zu ihm. „Spar es dir, Ari, ich weiß was du denkst. Valo wird dir nichts sagen denn bei ihm wäre es noch schlimmer wenn er etwas ausplaudert, da er dadurch Darios engester Vertrauter ist. Die Strafe wäre gigantisch wenn er sein Vertrauen missbrauchen würde.“ Sofort ließ ich den Kopf sinken. Wenigstens wusste ich nun dass Cecilia und Valo Rivalen waren, dennoch wollte ich es irgendwann mal versuchen Valo zum Reden zu bringen und aus ihn diese Bedingung rauszukitzeln, es sei denn ich habe sie in der Zeit nicht schon längst erfüllt. „Sag mal Ari, die schwarze spinnenförmige Brosche in Darios Zimmer, ist das deine? Hab sie nur vor kurzem im Vorbeigehen gesehen.“ Ich wandte mich zu ihr um. Wegen all dem was passiert war, hatte ich die Brosche ganz vergessen. „Ja, das ist meine. Kann ich sie mir wiederholen? Sie ist ein Glücksbringer, den mir meine Mutter mal gegeben hatte.“ Eine Miene der Bestürzung machte sich auf ihrem Gesicht breit, doch sofort fasste sie sich wieder. „Da musst du Dario fragen. Geh einfach mal zu ihm, vielleicht findet er dich ja so süß dass er sie dir wiedergibt. Viel Glück.“ Ich lächelte ihr noch einmal zu und ging zum Zimmer des Direktors. Egal, was hier los war, ich würde diese ganzen Geheimnisse noch aufdecken und die Wahrheit erfahren, so viel war sicher. Kapitel 10: Erste Annährung --------------------------- Der Direktor war nicht in seinem Zimmer als ich dort eintrat. Ich betrat das Zimmer so gesagt ohne jegliche Erlaubnis, war mir zu einem unangenehm war, zum anderen wollte ich ja meine Brosche wiederhaben. Das Zimmer war sehr edel eingerichtet und gut aufgeräumt. Auf den Schränken war Ordnung und die Schubladen waren ordentlich sortiert. Woher ich das weiß? Ich habe mir erlaubt einen Blick in die Schubladen zu werfen ob dort meine Brosche zu finden war, doch keine Spur von ihr. Schließlich fragte ich mich, wo der Direktor abgeblieben war. Ich hatte ihn heute noch kein einziges Mal gesehen und auch Cecilia wusste nicht wo er sich befand. Ich gab meine Suche auf. Sie konnte sonst wo versteckt sein und wahrscheinlich würde Dario mir auch sicher nicht sagen, wo sie war. Ich wollte gerdae das Zimmer verlassen als plötzlich der Direktor in seiner vollen Größevor mir stand und mich misstrauisch musterte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. „Sieh an, was machst du hier in meinem Zimmer? So wie ich sehe, hast du meine Sachen durchwühlt. Was fällt dir eigentlich ein, du kleiner Einbrecher? Dir hat man wohl nicht beigebracht nicht in anderer Leute Sachen rumzuschnüffeln. Was hast du mir zu sagen?“ Meine Kehle war viel zu trocken. Ich wich ein Stück zurück bis ich mich am Schrank anlehnen konnte und blickte ihn ernst an. „Ich...habe etwas gesucht. Ich denke, sie wissen, was ich meine. Ich möchte meine Brosche wiederhaben.“ Ein hämisches Grinsen machte sich auf dem Gesicht des Direktors breit. Er kicherte und kam näher heran. „Aha, du willst also dass ich dir deine geliebte Brosche wiedergebe? Wieso denn? Du warst unvorsichtig und hast nicht auf sie aufgepasst. Wie ungehobelt von dir so mit Erbstücken umzugehen. Warum, in aller Welt, sollte ich dir die Brosche zurückgeben nachdem du sie so unpflegsam behandelt hast?“ Was sollte ich darauf sagen? In meinem Hals steckte ein Klos und das Grinsen auf Darios Gesicht wurde immer breiter. Ich durfte mich nicht einschüchtern lassen und wurde wütend. „Das wissen sie ja wohl am besten. Die Brosche ist ein Erbstück meiner Mutter also geben sie sie mir gefälligst wieder oder ich...“ Ich war wie erstarrt als er plötzlich mit voller Wucht seine Hand neben mir gegen den Schrank schlug und die Türe einbrach. Mit aufgerissenen Augen sah ich ihn an doch konnte ich sein Gesicht unter den hervorgefallenen Haaren nicht erkennen. „Was bildest du dir eigentlich ein? Was denkst du wer du bist von mir, deinem Vorgesetzten, Anforderungen zu stellen? Ich denke, du bist dir immer noch nicht im klaren in welcher Situation du dich befindest. Ich lasse mir bestimmt nicht von so einem kleinen Wicht wie dir Befehle geben. Du solltest nicht vergessen dass dein Leben am seidenen Faden hängt, sprich in meiner Hand. Ich könnte dein Leben jetzt und hier einem Ende setzen und niemand würde dich vermissen, wäre dir das recht so?“ Er hob seinen Kopf und ein weiteres irres Grinsen zierrte seine Lippen. Ich spürte, wie seine Hand sich langsam um meinen Hals legte und zu drückte. Ich rang nach Luft und keuchte schwer. Sein Gesicht kam näher und drang ganz nah an mein Gesicht. Ich verweigerte mich ihm indem ich die Augen schloß, doch ich hörte seine tiefe Stimme nah an meinem Ohr. „Du hast Glück dass du mich so reizt sonst hätte ich dich schon längst umbringen können. Du bist nämlich sehr hübsch, ich habe mich schon bei unserer ersten Begegnung gefragt ob du noch Jungfrau bist. Aber sag mir, wieviele Männer oder Frauen hast du schon mit deinem zierlichen Körper beglückt?“ Ich dachte, ich höre nicht recht! Wie kam er jetzt darauf? Er lockerte jedenfalls seinen Griff und glitt mit einem seiner Finger zu meinen Lippen und betastete sie. Mir wurde plötzlich ganz heiß und schwummrig. „Ich bin in der Überlegung dich nicht als Artist auf die Bühne zu lassen. Ich denke, als Liebesdiener würdest du mir mehr Genugtuung geben. Wie wäre es denn bei mir? Ich lasse dich als meinen Liebessklaven arbeiten und du würdest sicher auf deine Kosten kommen.“ Ich konnte mich nicht wehren als seine Lippen plötzlich meinen Hals berührten gefolgt von seiner heißen Zunge, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Ich spürte plötzlich eine unglaubliche Hitze und wurde schwach. Ich spürte, wie seine Hand zu meinem Schritt glitt und ich aufkeuchte als sie mich dort sanft streichelte. Aber so weit ließ ich es ganz bestimmt nicht kommen. Ich kann mir ja einiges gefallen lassen aber dieses Verhalten mir gegenüber ging schon über den Rand der Unverschämtheit. Was erlaubte er sich denn? Nur weil er der Direktor war, hieß das doch nicht dass er mit mir machen konnte was er wollte. Mit einem Mal drückte ich ihn heftig von mir weg. Etwas überrascht blickte er mich an, doch schenkte ich ihm nur einen Blick voller Verachtung. „Niemals! Sowas werde ich nie tun und ganz bestimmt nicht für sie!“ Dario schenkte mir nur ein müdes Lächeln, zuckte mit den Schultern und holte etwas aus seiner Manteltasche. Er warf es mir zu und ich sah, dass es die Brosche war. „Pass demnächst besser auf deine Wertsachen auf! Aber vergiss nicht, du kannst dich mir nicht widersetzten. Ich bin dein Meister. Versuche nie wieder mich hinters Licht zu führen, du wirst es bereuen! Und jetzt geh mir aus den Augen!“ Ohne ein weiteres Wort stürmte ich aus dem Zimmer und steuerte Valos Zimmer an. Dort sackte ich zusammen und musste erst mal meinen Herzschlag beruhigen. Die Brosche hielt ich krampfhaft feste. Für einen Moment saß ich ganz ruhig da. Ich gab es nur ungerne zu aber die Stimme des Direktors war für mich sehr betörend gewesen und beinahe hätte ich mich von seinen Berührungen hinreißen lassen. Auch sein heißer Atem an meinem Hals hatte mich für einen kurzen Augenblick schwanken lassen. Ich stand auf und steckte die Brosche in die Innentasche meines Mantels, den mir die Gefolgsleute hergebracht hatten nachdem Dario mich gebranntmarkt hatte. Ich betrachtete kurz den Mantel als plötzlich jemand hinter mir stand und mich böse anfunkelte. Es war Silvo. „Du warst beim Direktor, hm? Bilde dir ja nicht ein, dass du denkst du wärst was Besseres! Ich kann Menschen wie dich nicht leiden. Du wirst noch die Bedeutung von Angst und Schrecken hier kennenlernen, glaub mir!“ Mit diesen Worten verließ er den Raum wieder. Der Kerl war mir unheimlich. Nicht nur dass er unsymphatisch war, er schien wohl irgendeinen Groll gegen mich zu hegen und ich wusste nicht, wieso. Ich dachte einen Moment über seine Worte nach und legte mich aufs Bett. Ich musste langsam die ganzen Teile dieses verwobenen Puzzels zusammenfügen. Der Direktor hatte etwas mit mir vor und es sollte nichts Gutes für mich sein. Bis dato wusste ich es noch nicht, doch es sollte nicht lange dauern bis Dario seinen Willen bekam und mich in seinen Bann zog. In das Netz der Schwarzen Witwe, aus dem ich nie wieder entkommen würde. Kapitel 11: Aufruhr im Zirkuszelt --------------------------------- Nun war ich schon knapp einen Monat in diesem Zirkus und konnte nichts anderes machen als Requisiten aufbauen oder ab und an irgendwo zu putzen. Die Arbeit wurde immer langweiliger und ich hatte tatsächlich schon darum gebeten mich in irgendetwas auszubilden. Valo hatte zumindestens versucht mir ein paar Kartentricks beizubringen und Cecilia hatte mich einmal dazu überredet auf das Trapez zu steigen, doch so schnell wie ich oben war, war ich auch schon wieder unten. Zum Glück konnte Amaris auch in seiner Menschengestalt fliegen und fing mich auf. Silvo wurde mir gegenüber immer unfreundlicher. An einem Tag, als ich die Zielscheiben austauschen wollte, warf er ein Messer ganz knapp neben mein Gesicht in einer der neuen Zielscheiben und behauptete eiskalt „Oh, tut mir leid, hab dich nicht gesehen.“ Abgesehen davon dass ich manchmal das Gefühl hatte, Silvo würde mir am liebsten die Kehle aufschlitzen, gab es auch viel zu lachen. Manchmal saß ich mit Valo, Cecilia und Amaris in der Küche und unterhielt mich über dieses und jenes und versuchten so ein wenig dem grausigen Alltag zu entkommen. Die Auftritte wurden auch immer düsterer und bizzarer. Dario beschloß seid neuestem Cecilia dazu zu bringen sich vor den Zuschauern zu verbrennen und dann nackt die männlichen Besucher zu bezirzen und das gefiel ihr gar nicht. Empört war sie aus Darios Zimmer gelaufen. Silvo hingegen genoß es mittlerweile während den Auftritten ahnungslose Besucher zu zerfleischen. Dabei zerfetzte er seine Opfer so brutal dass das Blut auf andere Zuschauer spritzte und diese natürlich in Panik flüchteten. Cecilia hatte ihn daraufhin mit ein paar stählernen Ketten an den Boden befestigt und versucht Silvo zu beruhigen. In der Zeit planten wir auch weiter für unsere Auftritte und ich gab den Vorschlag mal etwas zu machen, was vielleicht einem Maskenball gleich kam. Ein Auftritt mit unerkannten Artisten wirkte doch verlockend. Valo fand die Idee „grandios“ und untermalte seine Freude mit unbeschreiblichen Temperament. Enthusiastisch wie er war, schlug er die Idee sofort Dario vor, der dem etwas skeptisch entgegen trat, dennoch willigte er ein aber unter einer Bedingung die mir galt. „Ari, du wirst in blut rot gekleidet auftreten. Du wirst den Sünder spielen, der alle anderen Artisten in seinen Bann zieht. Ich bin gespannt wie du dich schlagen wirst.“ Ich konnte ihm das wohl nicht abschlagen, dennoch war mir nicht gerade wohl bei dem Gedanken. Manchmal kam Dario an wenn ich die Kleider für die Show anprobierte und warf mir spitze Bemerkungen zu. „Du stellst dich an wie eine alte Jungfer, die noch nie der Sünde verfallen ist. Dir fehlt irgendwie noch das gewisse Etwas. Vielleicht...könnte ich da noch ein wenig nachhelfen.“ Von wegen, dachte ich nur. Diese Sprüche konnt er sich sparen und ich ließ mir das auch nicht gefallen. Die Masken waren sehr schön verzierrt mit bunten Steinen meiner Meinung nach stand Valos Aufmachung ihm am besten. Er wirkte wie ein leidenschaftlicher Verführer in seinem lilafarbenen Anzug, der vom Schlips bis zur Sohle mit glitzernen Steinchen bestickt war. Durch die Maske wirkten seine Augen sehr fremd und mysteriös und immer wieder gab ich ihm Komplimente, die er sehr zu schätzen wusste. Die restlichen Tage verstrichen eher ruhig, doch nun nach fast einem Monat herrschte mal wieder Aufruhr im Zirkus. Ich war gerade dabei zu kochen, da Valo an dem Tag keine Zeit hatte, als ich plötzlich lautes Geschrei vernahm was sich eher wie Pferdewiehern anhörte. Ich stellte die Flammen am Gasherd runter und ging verwundert in die Manege als mir plötzlich Cecilia vollkommen aufgelöst über den Weg rannte. „Schnell, Valo, beeil dich! Wir müssen sie aufhalten, sie macht noch die ganzen Requisiten kaputt!“ Ich wusste nicht was los war aber ich hörte, wie lautes Galoppieren den Raum erfüllte und das Wiehern im Zelt widerhallte. Ich sah mich um und blickte hinter einer Requisite hervor und sah...mein Gott, was war das bloß? Es war mindestens Zwei Meter hoch, besaß einen schwarzen Pferdekörper und einen langen Schweif und...war das etwa ein Zentauer? Der Oberkörper war der eines Menschen und hatte einen eigentlich wunderschönen Mädchenkopf. Schwarz-blaue schulterlange Haare und blaue Augen zierrten das bleiche Gesicht und rote Lippen waren zu erkennen und dieses Wesen...kam direkt auf mich zu! „Ari, schnell, weg da!“ Ich spürte wie Cecilia mich zur Seite schleuderte und das riesige Geschöpf über mich hinwegsprang. Neben mir schlugen ihre kräftigen Hufen in den Boden und rissen tiefe Löcher in das Holz der Requisite. Ich musste einmal kurz durchatmen um zu registrieren dass es statt die Requisite auch mich hätte treffen können und Cecilia riss mich unsanft wieder auf die Beine. „Bist du verrückt? Sie hätte dich mit Leichtigkeit zertreten können!“ Ich blickte Cecilia verstört an. „Was ist das?“ Mit dem Blick auf das Wesen gerichtet sprach sie zu mir. „Das ist Sura, unser Zentauer. Eigentlich ist sie nicht so drauf aber irgendwas muss sie erschrocken haben! Sie ist außer Kontrolle! Schnell Ari, wir müssen sie aufhalten bevor noch jemand verletzt wird!“ Sie begab sich in die Lüfte und ließ ein Seil zu Boden gleiten was Valo griff. „Vielen Dank, meine Liebe! So Sura, dann wollen wir dich mal stoppen!“ Mit einem sehr gewagten Sprung und Hilfe von Cecilia wurde Valo auf den Rücken des Zenatuers geschleudert, der mittlerweile eine unglaubliche Geschwindigkeit angelegt hatte. Schwerfällig befestigte Valo das Seil um die Taille des Zentauers, doch war das gar nicht so einfach für ihn denn das Wesen erhob sich regelmäßig und versuchte ihn abzuwerfen, was ihr auch einmal fast gelang. „Ruhig, Sura. Beruhige dich doch!“ Es nütze nichts. Mit Schrecken sah ich, wie das Seil riss und Valo mit voller Wucht abgeworfen und gegen eine Requisite geschleudert wurde, die krachend in sich zusammen viel. Cecilia flog zu ihm und ich stand alleine da. Das Wesen kam näher, es hätte mich einfach so überrennen können, doch plötzlich...blieb es stehen. Es waren nicht mal zwei Meter die gefehlt hätten um mich zu überrennen, doch sie starrte mich mit großen Augen an und betrachtete mich abschätzend. Mir lief ein Schauer über den Rücken und so, wie ich nun vor ihr stand, begutachtete ich ihre beachtliche Größe und Statur. Wäre sie ein normales Pferd gewesen, wäre sie sehr eindrucksvoll gewesen. Cecilia rannte zu mir, Valo hatte sich aufgerichtet und kam stöhnend zu uns rüber. Erleichtert viel Cecilia mir um den Hals. Sie hatte Tränen in den Augen. „Oh Gott, Ari, bin ich froh dass mit dir alles in Ordnung bist. Du bist doch nicht verletzt?“ Ich verneinte und atmete tief aus. „Nein, mir geht es gut aber eurem Zentauer scheint es nicht gut zu gehen.“ Immer noch blickte mich das Wesen an, bis es mit erschöpfter Stimme das Wort zu mir erhob. „Du bist also Ari? Du siehst ihr...so ähnlich.“ Ich wollte gerade erwidern wem ich ähnlich sah als dieses Wesen in sich zusammen sackte und Valo und Cecilia nun eifrig damit beschäftigt waren das Seil wieder zu befestigen. „Braves Mädchen, Sura.“ Valo musste grinsen, Cecilia empfand das als gar nicht so witzig. Bevor sie den Weg zum Stall antraten, richtete nochmal Cecilia das Wort an mich. „Danke Ari, das war sehr riskant und mutig von dir. Ich frage mich nur, was sie meinte. Komm am besten gleich mal in den Stall, vielleicht hat sie sich dann wieder beruhigt. Komm Valo, wir müssen ihr Bein verbinden, sie ist doch immer noch verletzt.“ Ohne ein weiteres Wort sah ich zu, wie die beiden diese riesige Zentauer Dame aus dem Zelt führten und zum Stall brachten. Ich versuchte so gut es ging wieder ein wenig Ordnung im Zelt zu bringen, dennoch war es traurig zu sehen, dass viele Requisiten zerstört waren. Im Anschluss machte mich auf den Weg zum Stall und fragte mich die ganze Zeit, was dieser Zentauer wohl gemeint hatte. Kapitel 12: Die Geschichte des Zentauren ---------------------------------------- Wie es mir Cecilia gesagt hatte, begab ich mich später in den Stall, wo Valo schon eifrig damit beschäftigt war Sura das Bein zu verbinden. Sie sah etwas kränklich aus und hatte Probleme auf ihren Beinen zu stehen. Als Cecilia mich sah, zog sie mich zur Seite und flüsterte mir etwas ins Ohr. „Hör mal, Ari, es ist merkwürdig aber Sura hat eindringlich darauf bestanden mit dir alleine zu sprechen. Sie hat uns zwar nicht gesagt, warum sie mit dir sprechen will aber vielleicht dringst du ja zu ihr durch.“ Sie schob mich regelrecht zu Sura rüber, die damit beschäftigt war sich auf ihre Hinterbeine zu setzten. Valo war bereits fertig mit Verbinden und warf mir einen raschen Blick zu bevor er und Cecilia den Stall verließen und mich Sura alleine ließen. Nun konnte ich sie auch richtig betrachten. Wenn man sie so sah, war sie eigntlich eine bildschöne Frau. Sie schien die Älteste zu sein und musterte mich mit ihren Blicken. „Komm her, mein Junge. Setz dich zu mir.“ Ihre Stimme wirkte überraschend sanft und freundlich. So wie sie es gesagt hatte, setzte ich mich vor ihren Stall auf einen umgedrehten Eimer und wartete gespannt. „Cecilia sagte mir, dass dein Name Ari sein. Ari, ich möchte mich zutiefst bei dir für mein Verhalten entschuldigen. Ich hätte dich wirklich verletzen können. Normalerweise bin ich auch eher ruhig aber weißt du, ich bin sehr schreckhaft und reagiere sehr erlergisch auf Stress.“ Ich lächelte sie verständnisvoll an, denn ich konnte in ihrem Blick lesen dass es ihr wahrhaftig leid tat und ihr Verhalten bereute. „Es ist ja zum Glück nichts passiert. Bitte machen sie sich deswegen keine Gedanken mehr.“ Der Zentauer lächelte. Ihr Blick war weise und sehr sanft. „Du bist wirklich ein wunderschöner junger Mann und ich danke dir für dein Verständnis. Aber verzeih, dass ich mich noch nicht persönlich vorgestellt habe. Mein Name ist Sura und wie du sehen kannst ein Zentauer. Und bitte mach dir keine Sorgen wegen der Verletzung an meinem Bein. Vor knapp sechs Wochen habe ich einen schlimmen Unfall bei einer Aufführung gehabt, wo ich mir das Bein gebrochen hatte. Es ist zum Glück niemand anderes verletzt worden aber ich konnte nicht mehr laufen und hatte unerträgliche Schmerzen. So hat mich Dario in diesen armseeligen Stall verfrachtet.“ Ich betrachtete einen Augenblick lang ihr Bein und war innerlich froh dass sie wohl auf war, dennoch brannte mir immer noch die Frage auf den Nägeln wegen der Person, der ich angeblich so ähnlich sah. „Madame Sura, ihr müsst mir meine Aufdringlichkeit verzeihen aber...es gibt da etwas, was ich euch fragen wollte.“ Sie lächelte. „Solche Freundlichkeit erlebt man selten aber ich biete dir das Du an, schließlich sind wir ja jetzt Arbeitskollegen. Aber zu deiner Frage, ich kann sie mir sicher denken. Es geht darum, warum ich sagte, dass dir jemand Bestimmtes sehr ähnlich sähe.“ Ich nickte. „Ja, Sura, das wollte ich wissen. Ich war verwirrt als du das eben gesagt hattest und...jetzt wollte ich gerne eine Antwort.“ Ihr Blick glitt verträumt im Raum herum bis sie ihre Worte fand. „Ja, es ist zwar schon sehr lange her aber ich erinnere mich daran, als ob es erst gestern gewesen war. Wie fange ich nur an? Ari, Cecilia sagte mir, sie hätte dir erzählt, dass sie sich an ihr wahres Alter erinnern kann, nicht wahr?“ Ich nickte zustimmend und war gespannt, was sie mir wohl sagen würde. „Cecilia hatte dir ja gesagt, dass neben ihr Valo der erste war, der zum Zirkus kam, nicht wahr? Das stimmte nicht ganz. Ich war die erste, die zum Zirkus kam. Nur war ich da noch kein Zentauer, sondern eine ganz normale schwarze Stute, die in all ihrer Pracht erschien.“ Mir fiel fast alles aus dem Gesicht. Wenn Sura schon da gewesen war bevor Cecilia und Valo kamen, dann muss ja dazwischen irgendwas passiert sein dass sich die Artisten so verändert hatten. Was war nur passiert? „Ich kann mich nicht an mein Alter erinnern, Ari, dennoch ist es nun schon fast 23 Jahre her als ich sie getroffen hatte. Deine Mutter....Lilith.“ Ich dachte, mein Gesicht schläft ein. Ein richtig ekliges Gefühl ging mir durch Mark und Bein. Meine Mutter? Das war unmöglich! „Ich werde dir erzählen, was ich weiß und was mir gestattet ist auszusprechen, denn auch wie du und die anderen Artisten, bin ich mit dem Mal von Dario gestraft. Es war ungefähr vor 23 Jahren, da kam eines Tages ein wunderschönes Mädchen zum Zirkus. Sie hatte feuerrotes Haar und strahlende blaue Augen. Sie stammte aus einer reichen Familie und wollte ein Mitglied des Zirkus werden. Da sie sehr reich war, wollte sie mit ihren Geldern den Zirkus unterstützen um ihn am Leben zu erhalten, denn es stand sehr schlecht um ihn. Damals nahm Dario sie mit Freuden auf und...er war glücklich. Das Mädchen brachte Freude in sein Herz und es passierte das Schlimmste. Er verliebte sich in sie.“ Ich war sprachlos und konnte nichts tun als ihr zu lauschen. „Doch es sollte nicht so sein. Eines Tages kam sie wieder zum Zirkus und erklärte Dario, dass sie heiraten würde und ein Kind erwarten würde. Das brach Dario das Herz. Er verfluchte deine Mutter mit Hass und scheuchte sie weg vom Zirkus.“ Ich stand auf und stellte mich vor sie. Ich konnte das nicht begreifen. „Aber Sura, wie konnte das dann alles passieren und was hat es mit dieser Brosche auf sich, die meine Mutter unbedingt loswerden wollte?“ Sie starte zu Boden. Ihr Blick war voller Trauer und Mitleid plagte sie. „Diese Brosche hatte Dario ihr einst als Zeichen ihrer Verbundenheit geschenkt. Er schuf sie aus einem ganz seltenen Metall, dass tief im Gebirge ruhte und wollte sie ihr am Tag seines Liebesgeständnisses überreichen, doch an diesem Tag, als deine Mutter ging, verfluchte Dario sich und alle, die im Zirkus lebten und schuff sich somit seine eigene Hölle.“ Ich ließ nicht locker, ich wollte mehr wissen.“Aber warum hatte meine Mutter diese Brosche? Und woher...woher wusste Dario dass ich Liliths Sohn war?“ Sie blickte mich durchdringend an. „Die Brosche war danach wie ein Fluch, der auf deiner Mutter lastete. Mit dieser Brosche wollte Dario dich finden. Da er deine Mutter nicht haben konnte, wollte er das von ihr haben, was ihr das Wichtigste war und nun, nach fast 23 Jahren, hat er sein Ziel erreicht. Du bist in seine Falle getappt, Ari.“ Ich wusste nun schon mal mehr als zuvor. Eifersucht, Hass und Liebe, das waren die Auslöser gewesen, dennoch war das noch nicht alles. „Sura, was ist hier passiert als meine Mutter fort war? Der Zirkus und seine Artisten, das alles war vorher nicht so, oder? Bitte, du musst es mir sagen.“ Sie senkte den Blick und begann zu flüstern. „Ich kann dir leider nichts genaueres sagen. Es war nur so dass von einem auf die andere Sekunde der Zirkus zu einem verfluchten Ort der Dunkelheit wurde mitsamt seinen Artisten. Manche behaupteten, dass Dario aus Hass seine Seele dem Teufel verkauft habe und so seine Hölle zum leben erwachen ließ. Er hat aus reinem Egoismus gehandelt und deshalb, so wahr ich hier stehe und es dir sage, hasse ich Dario aus tiefstem Herzen. Er hat das Leben unzähliger Menschen in den letzten Jahren in Gefahr gebracht und unser Leben als Sklaven verurteilt. Ich bitte dich, Ari, lass niemals zu dass Dario Besitz von dir ergreift, er...“ Ein Peitschenschlag ertöhnte und knallte auf Sura nieder, die schmerzerfüllt aufschrie. Ich wandte mich ruckartig um und sah in die kalten Augen des Werwolfs. „Sura, du redest zu viel! Hatte dir Dario nicht verboten zu viel zu reden? Du dummes Ding, ich muss dich wohl züchtigen!“ Erneut wollte er auf sie einschlagen, doch ich stellte mich vor sie und spürte einen knallenden Schmerz auf meiner Brust als die Peitsche mich erwischte. Ich zitterte und musste mein Gleichgewicht beibehalten. Mit Hass in den Augen sah ich Silvo an und ging auf ihn zu. „Lass Sura in Ruhe!“ Der Kerl lächelte nur hämisch und hob die Peitsche wieder. „Du willst mir Befehle geben? Ich lass mir sicher nicht von einem wie dir sagen was ich zu tun und zu lassen habe!“ Er schlug wutentbrannt zweimal auf mich ein. Der erste Schlag traf mich wie ein Blitz an der Schläfe, den zweiten Schlag hielt ich mit meiner Hand ab indem ich die Peitsche ergriff und sie fest in meiner Faust hielt. Silvo baute einen starken Gegendruck auf indem er an ihr zog. „Verschwinde sofort, Silvo! Du hast nicht das Recht so mit anderen Mitgliedern umzugehen! Denk lieber mal an dich, du bist nämlich nicht anders als wir!“ In dem Moment gab ich ihm einen heftigen Stoß und er ging zu Boden. Er ließ die Peitsche aus der Hand gleiten und drehte mir wütend den Rücken zu. „Das ich mit dir meine Zeit verschwende! Ich werde Dario sagen, er soll sich um dich kümmern. Und damit eins klar ist, du bist nicht wie wir, Mensch, also stell dich nicht mit uns auf eine Stufe!“ Mit diesen Worten verließ er den Raum. Sura kam bis an das Gatter ihres Stalls und sah nur noch, wie ich schwach zu Boden fiel. „Ari! Ari, nein, wach auf! Cecilia, Valo, Hilfe! Ari ist verletzt!“ Ich spürte, wie mir warmes Blut über Brust und Schläfe glitt bis ich nur noch die unscharfen Umrisse von Valo und Cecilia wahrnahm und das Bewusstsein verlor. Kapitel 13: Freundschaft ------------------------ Als ich ungefähr eine Stunde später wieder zu mir kam, hatte Cecilia mir bereits einen Verband um den Kopf gewickelt und meine Brust versorgt. Sie hatte die ganze Zeit auf mich eingeredet wie verrückt, warum ich mich denn nur mit Silvo anlegen musste und ich doch wüsste, dass er so unausstehlich sein könnte. Von dem Gespräch zwischen Sura und mir habe ich nichts gesagt. Ich bewahrte Stillschweigen und ging nach kurzer Zeit auf Valos Zimmer, wo ich mich ausruhen wollte. Dieser kam später zu mir um nach mir zu sehen, doch auch zu ihm sagte ich nichts und hinterfragte auch noch nicht die Dinge, die ich noch nicht wusste. Ich war viel zu erschöpft und da, wo mich die Peitsche erwischt hatte, pochte alles und schmerzte. Nach diesem Zwischenfall waren weitere Vier Monate vergangen, indem ich nichts erfahren hatte und ich lieber den Mund hielt. In der Zeit war einiges passiert, unteranderem dass ich in die Aufführungen mit einbezogen wurde als Gehilfe von Valo und auch, dass Sura wieder laufen konnte. Seitdem das der Fall war, übte Cecilia nun wieder mit ihr ihre Auftritte. Dabei stieg sie auf Suras Rücken, die durch den Raum galoppierte und Cecilia auf ihrem Rücken tanzte. Dabei war es erstaunlich zu sehen, wie gut sie ihr Gleichgewicht hielt. Aber all das machte mich nur teilweise glücklich. Nach wenigen Minuten verließ ich meistens die Manege und ging in Valos Zimmer. Häufig kam er mir dann hinterher und fragte mich besorgt, was denn los sei und ob mit mir alles in Ordnung wäre. Meistens erwiderte ich dann, dass es mir gut ginge und dass er sich keine Sorgen machen bräuchte, doch er ließ nicht locker. „Ari, ich merke doch, dass etwas nicht stimmt. Seid dem Vorfall mit Silvo von vor Vier Monaten bist du so schweigsam und hast kaum ein Wort mehr gesagt. Warum redest du nicht mit mir? Ich dachte, wir wären Freunde!“ Diese Worte waren die ersten, die mich seid den Vier Monaten wieder aufgerüttelt hatten. Freunde? Ich hatte fast vollkommen die Bedeutung dieser Worte vergessen. Ich sah, dass es Valo sehr ernst war und ich schämte mich für mein Verhalten. Ich war wegen der ganzen Geschichte so niedergeschlagen dass ich kaum zu jemandem Kontakt hatte, auch nicht zu Valo, den ich über alles mochte. „Valo, ich...es tut mir leid, ich...“ Ich bekam kein Wort raus. Ich spürte nur, wie mir auf einmal warme Tränen die Wangen runterliefen und ich anfing bitterlich zu weinen. Ich wusste im Moment nicht, warum ich weinte aber ich spürte, wie Valo mich plötzlich liebevoll an seine Brust drückte und mir zärtlich durch die Haare fuhr. Es war merkwürdig aber ich bekam auf einmal Herzpochen und mir wurde warm. Seine Stimme drang ganz sanft an mein Ohr und flüsterte zärtlich zu mir. Sie war warmherzig. „Ari, egal, was passiert, egal, was geschieht, ich werde immer für dich da sein. Ich hab es dir zwar nicht gesagt, aber in der kurzen Zeit bist du einer meiner besten Freunde geworden. Ich sehe dich nicht nur als mein Gehilfe oder einen Artisten, du bist mein Freund und wenn du Hilfe brauchst oder eine Schulter, an der du dich anlehnen kannst, dann komm zu mir. Verstecke deine Gefühle micht vor mir. Wein lieber bei mir als alles in dich reinzufressen und daran kaputt zu gehen.“ Diese Worte drangen bis in mein Herz vor. Ich spürte seid langem mal wieder eine wundervolle Wärme und ich fragte mich, ob ich Valo es nun sagen sollte. Mein Herz wollte sich ihm öffen aber ich hatte Angst ihn dadurch in Gefahr zu bringen. „Valo, ich...es gibt da etwas, was ich rausgefunden habe und, ich glaube, dass du der Einzige bist, mit dem ich darüber reden kann.“ Erwartungsvoll blickte er mich an und wunsch mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich wurde rot. „Was hast du denn rausgefunden, Ari? Kann ich dir dabei helfen?“ Ich schluckte hart bis ich meine Stimme wiederfand und das Wort an ihn richtete. „Du...bist der engste Vertraute von Dario, nicht wahr? Wenn das so ist, kannst du mir doch sicher Dinge erzählen, die ich noch nicht weiß.“ Als ob Valo von einem Schlag getroffen wurde, musterte er mich eindringlich und dennoch verstört. „Was weißt du, Ari? Was hast du rausgefunden?“ Seine Stimme klang fordernd und ich sprach zu ihm. „Es geht um den Zirkus. Ich weiß jetzt, warum der Zirkus so geworden ist. Es ist alles die Schuld meiner Mutter! Sie hat Dario dazu getrieben den Zirkus zu dem zu machen, was er jetzt ist. Deswegen...seid ihr auch alles Dämonen.“ Mit aufgerissenen Augen starrte Valo mich an. Seinem Blick nach zu urteilen, hatte er entweder selber noch nicht davon gewusst oder er hatte es gewusst und wunderte sich nun, woher ich das alles wusste. Plötzlich kam er ganz nah heran. „Ari, vielleicht ist es jetzt Zeit dir endlich die Wahrheit über diesen Zirkus zu sagen. Du hast Recht, als engster Vertrauter habe ich die Möglichkeit über Dinge zu sprechen, die sonst keiner aussprechen darf. Du hast ein Recht zu erfahren was hier vor 23 Jahren vorgefallen ist. Du bist...schließlich schon Vier Monate hier und immer noch ein Mensch. So lange hat es noch niemand durchgehalten.“ Ich blickte ihn verwirrt an. „Was meinst du? Was ist hier vor 23 Jahren passiert und was meinst du damit, dass ich immer noch ein Mensch bin?“ Valo wollte gerade antworten als plötzlich der Vorhang zu Valos Zimmer grob beiseite geschoben wurde und Dario im Raum stand. Sofort schwieg Valo still und zuckte zusammen. „Valo, was treibst du hier? In der Manege scheint etwas nicht zu stimmen! Geh sofort hin und sieh nach! Auf der Stelle!“ Noch zu mir gewandt blickte er wütend drein, als er rausging, hatte er Dario keine Beachtung mehr geschenkt, doch dieser trat näher zu mir und blickte mich erzürnt an. „Du bist ganz schön dreist das Vertrauen des Stellvertreters auszunutzen. Ich warne dich, Ari. Komm mir bloß nicht in die Quere! Deinem Blick zu urteilen, weißt du sowieso schon viel zu viel. Ich sag dir eins und fasse es besser als Warung auf! Sollte ich dahinterkommen, was du mit Valo besprichst oder was du vor hast, wird die Strafe nicht nur für dich sondern auch für Valo schmerzvoll ausfallen und das willst du doch nicht, oder? Du willst doch deinen besten Freund nicht in Gefahr bringen?“ Mir war klar, dass Dario Valo nur rausgeschickt hatte, damit er mir keine weiteren Geheimnisse verraten würde. Ein ziemlich gemeines Ablenkungsmanöver. Er schritt wieder näher heran und fuhr mit der Hand durch das Gesicht, doch die Wut in mir war so groß dass ich mich nicht beherrschen konnte und mit voller Wucht mit meiner Hand seiner Hand einen so heftigen Schlag versetzte, dass es im Raum widerschallte und Dario erschrocken ein Stück zurück wich. „Fassen sie mich ja nicht, ich wiederhole, ja nicht nochmal mit ihren verfluchten Händen an! Sie wissen besser als ich, dass an ihnen das Blut unzähliger Menschen klebt. Ich werde noch dahinter kommen, was hier passiert ist, warten sie es nur ab!“ Seine Augen blitzten bedrohlich auf. Ich musste ihn wohl sehr erzürnt haben. „Du wagst es...? Das wird noch ein Nachspiel haben, mein lieber Ari! So leicht kommst du mir nich davon!“ Als ich aufstand, rannte ich so an ihm vorbei, dass ich ihn dabei noch rammte und zur Seite schubste. Ich rannte, so schnell ich konnte, zu Valo und mir war in dem Moment schon klar, dass ich meine Taten gegenüber Dario noch bitter bereuen würde, aber auf seine Art und Weise. Kapitel 14: Geplagte Seelen --------------------------- Es verging eine weitere Woche und immer, wenn ich mit Valo sprechen wollte, kam jemand dazwischen oder er verweigerte von sich aus mit mir zu reden. Wenn er nicht mit mir sprechen wollte, konnte ich es ja noch verstehen und hatte vollstest Verständnis dafür, dennoch spannte mich die Warterei allmählich auf die Folter und dann hatte ich immer noch Dario im Rücken. In der Woche schafften wir es immerhin das Stück mit dem Maskenball umzusetzen und Cecilia und Amaris lobten mich immer dafür, was für ein wundervolles Schauspielertalent ich doch hätte. Die Vorführung sollte nun an dem Tag, wo wir fertig waren, in einer Woche stattfinden. Dennoch blieb es nicht lange bei der Ruhe. Am vorletzten Tag sollte mein Leben das Wort Schmerz kennenlernen. Ich bekam von Valo den Auftrag noch einmal in der Manege gründlich aufzuräumen, als ich einen furchtbaren Schrei aus der Manege seitens Cecilia vernahm. „Nein! Warum? Warum hast du das getan? Amaris, nein, halte durch!“ Ohne zu zögern stürmte ich in die Manege und starr vor Schreck blickte ich auf ein Blutbad. Da war Cecilia, vollkommen aufgelöst weinend am Boden neben Amaris kniend. Er war blutüberströmt und lag mittlerweile in einer riesigen Blutlache. Dann wanderte mein Blick nach rechts und mit Schrecken sah ich, dass Silvo eine Klinge in der Hand hilet, die einem Schwert gleich kam, doch die Klinge selbst war voller Blut und seine Kleidung auch. Er sah auf die zwei herab als ob sie nur Abschaum wären. „Er hatte es nicht anders verdient! Du weißt doch selber, dass sich niemand gegen Dario stellen darf! Und warum versucht ihr alle auf einmal diesen Menschen zu schützen? Er ist es, der alles hier verändert und zerstört! Er bringt nur Unglück!“ Cecilia hatte Amaris' Kopf auf ihren Schoß gelegt und hielt ihn schützend umklammert. Sie würdigte Silvo mit einem hasserfüllten Blick. „Was weißt du denn schon, Silvo? Du bist doch eh nur der Speichellecker von Dario und nur, weil du den Jungen so hasst, heißt das nicht, dass wir das auch müssen! Was kann er denn dafür dass er hier ist? Er wurde genauso wenig wie wir gefragt, ob wir das wollten! Er ist mehr wert als du, er ist unser Freund! Du bist einfach nur minderwertig und bemitleidenswert! Du hast doch einfach nur Angst vor Dario, deshalb tust du immer schön, was er dir befiehlt und schlachtest für ihn sogar deine Mitmenschen ab! Ich verachte dich!“ Silvo würdigte sie keines Blickes in der ganzen Zeit. Eiskalt starrte er an die Decke und hob die Schultern. „Glaub mir, Cecilia! Irgendwann wird Ari noch sehen, wo er bleibt! Er wird Darios Zorn nicht einfach davonkommen! Deshalb wäre es besser, wenn ich seinem Leben sofort ein Ende setzen sollte, was denkst du?“ Mit seiner Zunge leckte er grinsend das Blut von der Klinge. Cecilia war sprachlos, sie hatte keine Worte dafür. Ich spürte nur eine unbeschreibliche Wut in mir aufsteigen und ehe ich es mich versah, war ich schon auf Silvo losgegangen und schlug wutentbrannt auf ihn ein. Sein Blick war mehr als erstaunt und seinen Augen nach zu urteilen, war er schon im Blutrausch gewesen. Ich hatte keine Kontrolle mehr. Meine Fäuste schlugen immer wieder auf ihn ein, mein Blick hasserfüllt auf seine grässliche Visage gerichtet. Wie konnte man nur so grausam sein? Ich hasste mich selber dafür, dass meinetwegen die anderen Artisten, meine Freunde, leiden mussten. Ich ließ meinen ganzen Frust und meine Wut an ihm aus. „Wie kannst du nur so grausam sein, Silvo? Wie kannst du nur, einfach so ohne jegliches Gefühl von Reue, andere Menschen abschlachten? Findest du es schön andere leiden zu sehen? Liebst du es ihre schmerzerfüllten Gesichter zu sehen? Du bist einfach nur schrecklich! Du bist wirklich das, was man ein Monster nennen kann und du sollst all diese Schmerzen selbst erfahren!“ Cecilia schrie auf mich ein, dass ich aufhören sollte, doch ich hörte schon gar nicht mehr hin. Plötzlich ergriff Silvo meine Hände und ich rechnete damit selber erstochen zu werden, doch er hielt einfach nur meine Hände feste. „Was weißt du denn schon, Ari? Du kommst hierher aus deiner heilen Welt und denkst, du könntest etwas verändern mit deiner Menschlichkeit! Was hattest du denn vor großartig zu tun? Du weißt nichts über uns, du hast keine Ahnung was wir durchgemacht haben, kein Wunder, du bist ja auch kein Monster so wie wir! Du hast noch keine Ahnung, was es heißt Schmerzen zu erleiden und Angst zu haben und das sein Leben lang! Hast du jemals in deinem Leben richtig Angst gehabt? Wir schon, wir mussten es am eigenen Leibe erfahren! Du hast recht, ich habe kein Problem damit andere Menschen abzuschlachten aber dann sag mir, bist du in dem Moment, wo du auf mich einschlägst, ein besserer Mensch? Gerade bist du wirklich nicht anders als wir oder jene, die sich ihrer Angst gestellt haben und dafür mit dem Tod bezahlen mussten! Ich könnte auch dich einfach so töten, ich könnte es tun ohne mit der Wimper zu zucken! Aber versetz dich nur mal in unsere Lage, wir leben jeden Tag mit der Angst und unser wahres Gesicht verstecken wir hinter Masken. Jeder von uns hier weiß, wie Schmerz und Leid sich anfühlen und wenn du mir sagen kannst, wie es ist den wichtigsten Menschen im Leben zu verlieren, dann sag es mir, denn ich habe den wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren, indem er einfach so vor meinen Augen abgeschlachtet wurde! Er wurde von einer grauenvollen Bestie abgeschlachtet um mich zu retten, also warum sollte ich, der einer Bestie gleich kommt, mich zurückhalten und nicht genauso handeln? Los, Ari, sag es mir!“ Ich war sprachlos. Ich sah auf diesen Jungen herab, der sich stark gab und nun unter mir lag mit verheulten und schmerzerfüllten Augen. War es das, was Valo mir sagen wollte? Angst vor etwas zu haben? Furcht zu empfinden? Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ohne ein weiteres Wort hob ich Silvo hoch und drückte ihn an mich. Er zitterte am ganzen Leib und wehrte sich auch nicht gegen meine Umarmung, doch erwiderte er sie auch nicht. „Nein, ich weiß nicht, wie es sich anfühlt einen wichtigen Menschen zu verlieren aber auch nur...weil ich noch zu klein war. Ich konnte dieser Person nicht helfen weil ich noch zu klein und schwach war als sie bei einer Kutschfahrt ums Leben kam. Ich habe viele Jahre mein sorgloses Leben gelebt, bis ich hierher kam. Und weißt du was, Silvo? Ich bin froh darüber und bereue es gleichzeitig, denn meinetwegen müsst ihr die schreckliche Vergangenheit des Zirkus erneut durchleben und meinetwegen ist es so weit gekommen oder besser gesagt, durch meine Mutter. Sie war der Auslöser von allem, was vor 23 Jahre hier passiert ist und dafür verurteile ich sie. Ihretwegen müsst ihr nun leiden, dennoch war sie meine geliebte Mutter. Ich hatte das alles bis vor kurzem nicht gewusst aber weißt du? Ich habe auch wirklich keine Ahnung was es heißt Angst zu haben weil ich nie einen Grund hatte mich zu ängstigen! Ich spüre weder Angst noch Furcht! Und das ist es doch, warum du mich so hasst, hab ich Recht?“ Er antwortete nicht. Er sah mich mit einem mitleidsvollen Blick an und bekam kein Wort heraus. Erst jetzt spürte auch ich, dass mir Tränen die Wangen runterliefen und ich am liebsten gen Himmel geschrien hätte, wie leid mir alles tat. „Es tut mir so leid, Silvo! Es tut mir alles so unendlich leid! Hasse mich, veruteile mich für euer Leid, ich habe es verdient!“ Ich brach in leidvolles Weinen aus. Der Schmerz in meiner Brust zog sich zu und ich wusste, dass dieses Gefühl nicht verschwinden würde, denn ich war es, der diesen armen Kreaturen das alles angetan hatte. Ich war schuld und das konnte niemand enden. Silvo war nach einer Weile wortlos aufgestanden und holte ohne en Wort Hilfe von Valo und Dario. Als sie das sahen, waren ihre Blicke mehr als nur mit Schrecken geplagt. Valo kümmerte sich zusammen mit Cecilia sofort um den verletzten Amaris, doch warf er mir einen schnellen Blick zu und schenkte mir eine sher besorgte Miene, bevor sie den Raum verließen. In der Zeit hatte ich es noch nicht geschafft mich zu beruhigen und ich rechnete damit, dass Silvo Dario erzählt hätte, dass ich ihn so zusammengeschlagen habe, doch nichts passierte. „Silvo, sieh zu dass hier alles wieder in Ordnung gerät! Bis zur Aufführung muss alles wieder in bester Ordnung sein! Und du, Ari, du kommst später in mein Zimmer! Ich muss mit dir sprechen!“ Er zog schnell wieder ab aber an seiner Stimme erkannte ich, dass er mich tadeln wollte. Vielleicht wusste ich ja nun doch zu viel und er wollte mich nun bestrafen. Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich blickte etwas erschrocken auf als ich Silvo neben mir knieen sah. Ich konnte es nicht genau erkennen, doch hatte ich das Gefühl, dass er mich anlächeln würde. „Geh zu Amaris, Ari. Kümmer dich auch um ihn, ich erledige hier meine Aufgabe.“ Ich nickte schwach und stand auf. Beim Rausgehen warf ich ihm nochmal einen schnellen Blick zu und war mir sicher, dass ich durch diese Geste von ihm eine kleine menschliche Regung seinerseits gespürt habe. Kapitel 15: Geständnis und Eifersucht ------------------------------------- Amaris war kreidebleich. Sein Gesicht war zwar nicht mehr so schmerzverzerrt wie als Silvo ihn erstochen hatte, dennoch sah ich, dass er wohl immer noch Schmerzen hatte. Mir kam bei der Sache ein ziemlich schlimmer Gedanke. Da Amaris ja noch ein Vampir war und er sich von Blut ernährte, hätte es nun sein können, dass er durch den tödlichen Angriff doch auch wieder so viel Blut verloren hatte. Ich setzte mich an seinen Bettrand. Sein Oberkörper war enkleidet und seine Brust war von einem breiten Verband umschlungen. Die Wunde war ziemlich tief und der Verband war schon wieder etwas mit Blut durchträngt. Amaris selber hatte die Augen geschlossen, er atmete schwer und in seinem Gesicht waren stark angeschwollene blaue Adern zu sehen. Plötzlich spürte ich, wie er sanft nach meiner Hand griff. „Ari, du machst dir Sorgen, nicht wahr? Hab keine Angst, ich werde nicht sterben. Ich habe zwar viel Blut verloren aber das bringt mich nicht um.“ Natürlich machte ich mir Sorgen aber ich bekam fürs erste kein Wort heraus. Ich umklammerte seine Hand und spürte wieder diesen stechenden Schmerz in meiner Brust, der mir sagte, dass wenn ich nicht gewesen wäre, das vielleicht nicht passiert wäre. Mit dem Gesicht zu mir gedreht lächelte Amaris mich schließlich schwach an. „Du denkst, es wäre deine Schuld. Hör zu, Ari, wir alle haben unsere Fehler. Wir sind nicht perfekt aber dafür sollten wir uns nicht schämen. Jeder hat seine Fähigkeiten und jeder ist etwas Besonderes. Und...wir haben alle unsere Ängste. Siehst du, ich habe als Kind immer Angst vor Vampiren gehabt und nun sieh, was aus mir geworden ist. Versprich du mir bitte, fürchte dich nicht und beschütze deine Menschlichkeit.“ Ich sah ihn verblüfft an. Er war doch auch an das Mal gebunden und ich hatte das Gefühl, dass er mir gerade das vermitteln wollte, was Valo mir die ganze Zeit sagen wollte. „Amaris, du magst Valo sehr, oder? Ihr seid oft zusammen.“ Amaris musterte mich monoton. Dann lächelte er. „Ich dachte schon, du könntest Gedanken lesen. Ja, du hast Recht, ich mag Valo sehr. Weißt du, als ich hierher kam und...das hier...geworden bin, hat sich Valo immer um mich gekümmert und auf mich aufgepasst. Er ist der netteste Kerl, den ich hier je getroffen habe und so herzensgütig. Ich kann verstehen, warum ihn jeder mag, außer Cecilia natürlich.“ Wir mussten beide lachen. „Aber...Valo...er ist nicht immer dieser fröhliche junge Mann, Ari. Nein, keinesfalls. Ich bin bis jetzt der einzige, der es weiß. Valo möchte...er möchte irgendwann seinen Traum erfüllen.“ Ich sah ihn verwundert an. „Seinen Traum? Was hat er für einen Traum, Amaris?“ Wieder lächelte er aber sah mich dabei nicht an. „Er möchte den Zirkus wieder in diesen schönen Ort verwandeln, den er mal gewesen war. Er möchte ihn wieder zu dem Zirkus machen, an dem alles Spaß und Freude hatten, wo Groß und Klein noch Träume haben.“ Für einen Moment schwieg ich. Das war wirklich ein schöner Traum, nur hätte er die Möglichkeit ihn irgendwann erfüllen zu können? „Ari, du musst wissen, Valo liegt mir sehr am Herzen. In diesem Zirkus ist er mir der wichtigste Mensch, den ich kenne. Ich sag es dir im Vertrauen aber manchmal lässt er mich auch von seinem Blut trinken, damit ich bei Kräften bleibe. Er weiß es zwar nicht, aber...er ist mittlerweile für mich mehr als ein guter Freund. Das klingt egoistisch aber ich würde ihn am liebsten für mich alleine haben. Ich liebe ihn.“ Ich dachte, das Herz sprünge mir entzwei. Ich hatte gehofft, dass er das nicht sagen würde. Es war nicht so, dass ich für Valo ähnlich empfand, aber sollte er sich wirklich in Amaris verlieben, würde unsere Freundschaft sicher in die Brüche gehen und das wollte ich nicht. Für eine Weile sah ich Amaris nicht an, doch ich spürte, dass sein Blick sich in mein Herz bohrte. „Du empfindest auch so für ihn, nicht wahr?“ So schnell wie er das gesagt hatte, war mein Kopf wieder in seine Richtung geschoßen und knallrot angelaufen wie ein roter Luftballoon. „Nein, ich...liebe ihn nicht, ich...wir sind einfach nur gute Freunde...“ Amaris wollte noch was sagen, doch da kam schon Valo um die Ecke. Ohne ihn ins Gesicht zu gucken, stand ich auf und ging an ihm vorbei. „Hey Ari, wo willst du hin? Bleib doch hier?“ Mit dem Rücken zu ihm gewandt erwiderte ich höflich. „Nein, danke. Ich muss mit dem Direktor sprechen. Kümmere du dich um Amaris.“ Mit den Worten verließ ich das Zimmer, dennoch blieb ich noch eine Weile vor der Tür stehen und lauschte, dass die beiden sich über irgendetwas unterhielten. Vorsichtig blickte ich um die Ecke und sah... Mein Herz bleib beinahe stehen. Es war wie ein Stoß, den mir jemand in die Magengrube verpasst hatte. Mit starren Blick sah ich, wie sich ihre Lippen leidenschaftlich berührten, ihre Zungen miteinander spielten und Valo Blut aus dem Mund lief. Deshalb hatte es mich auch so gewundert als Amaris sagte, dass er desöfteren Blut von Valo trank, aber ich keine Bisswunden an seinem Hals vorfand. Er biss ihn immer in den Mund. Eine Weile sah ich dem Treiben der beiden zu. Amaris hatte Valos Kopf an seine Lippen gepresst und küsste ihn sehr stark und leidenschaftlich. Amaris selbst schien es zu genießen, doch Valo sah besorgt aus und blickte drein, als ob ihm das nicht gefallen würde. Vielleicht fühlte er sich beobachtet. Mir wurde das jedenfalls zu viel. So, dass es beide noch hören konnten, rannte ich aus dem Gang und stoppte schließlich vor dem Zimmer des Direktors. Ich musste meinen Herzschlag beruhigen und versuchte mir krampfhaft einzureden, dass ich solcher Art Gefühle nicht für Valo empfinden würde, wobei ich dadurch noch mehr Herzschmerz bekam. Plötzlich ging der Vorhang zur Seite und Dario stand im Rahmen. Ich blickte ihn erschrocken an, doch er machte eine liebevolle Geste und bat mich herein. „Komm rein, Ari. Ich habe dich schon erwartet.“ Er zog den Vorhang hinter sich zu und kam näher. Ich sah zu Boden. „Ich wollte dich eigentlich tadeln. Du hast dich heute unmöglich verhalten. Wenn sich zwei meiner Artisten streiten, geht das nur sie das was an und wenn sie sich bis aufs Blut bekämpfen, so soll es dann sein! Aber das gibt dir nicht das Recht dich da einzumischen und mit frevelhaften Worten meine Artisten zu verunsichern!“ Mein Blick wurde wieder zornig. Langsam reichte es mir. „Artisten? Hören sie doch auf, für sie sind diese armen Kreaturen doch nur Marionetten in ihrem eigenen verwobenen Spiel, genauso wie ich! Damit eins klar ist, ich weiß alles über die Vergangenheit dieses Zirkus und ich werde nicht zulassen, dass sie mich als Ersatz für meine Mutter sehen!“ Meine Worte trafen ihn wohl direkt ins Herz, das konnte ich an seinem Blick erkennen. Plötzlich ergriff er mich brutal und krallte sich in meine Haut. Mir stockte der Atem. „So, darum geht es dir also. Du armer kleiner Wicht, du denkst wohl, du wüsstest alles über mich aber da täuscht du dich! Du hast ein sehr unverschämtes Mundwerk, ich sollte dir wohl endlich mal zeigen, was es heißt mich zu erzürnen! Du sagtest, du wärst ein Ersatz für mich? Hmmm...das ist gar keine schlechte Idee. Dein Körper hat wirklich etwas reizvolles an sich. Ich werde dich bestrafen, vielleicht merkst du dann endlich, wem du gehörst und dass es keinen Sinn hat sich mir zu widersetzen. Ich muss dich wohl züchtigen!“ Diese Nacht sollte mein Leben völlig verändern. In dieser Nacht verfing ich mich im seinem Netz und hatte keine Möglichkeit mehr der Leidenschaft des Direktors zu entfliehen. Ich war gefangen und sollte am eigen Leib erfahren, wie sich qualvolle Schmerzen anfühlen. Die Dunkelheit hüllte mich ein. Kapitel 16: Der Schmerz der Jungfrau ------------------------------------ Der Raum war in mattes Licht getaucht. Dario schmiss mich mit voller Wucht auf das edele Bett seines Zimmers, dass mit roten Vorhängen bestickt war und riss mir das Hemd vom Körper. Ich versuchte mich zu wehren, mein Herz raste vor lauter Panik und meine Kehle schnürrte sich zu. Ich spürte, wie seine Hand zwische meine Beine glitt und er sie brutal mit seinem Knie auseinander drückte. Ich wollte schreien und konnte nicht. „Deine Haut ist so unglaublich weich. Eine Schande, dass sie noch so unberührt ist. Ich werde wohl nachhelfen müssen.“ Seine Hände fuhren über meinen Rücken bis zu meiner Brust, wo er anfing meine Brustwarzen zärtlich zu streicheln. Ich keuchte auf und krallte mich ins Bettlaken. Etwas anderes als Schreien konnte ich nicht. Etwas wilder stimulierte er sie dann, bis sie ganz hart wurden und wie kleine Knospen sich aufgerichtetet hatten. Ich schämte mich so und wollte am liebsten weinen. „Nein, bitte hör auf! Nein!“ Er ignorierte mein Flehen. Während er mit einer Hand meine Hose mit seinen scharfen Nägeln zeriss, fuhr die andere Hand zu meinem Mund. Er drückte mir ungestüm zwei Finger in den Mund und zwang mich so an ihnen zu saugen. „Brav, Ari, das machst du sehr gut. Ich werde dich belohnen!“ Er hatte mich meiner Kleider entledigt und drehte mich plötzlich ruckartig zu sich rum dass ich auf dem Rücken lag. Ich blickte ihn errötet an und mein Blick war verschwommen. Ich sah nur, wie er sich komplett entkleidete und sich auf mich drückte. Ich stieß einen lauten Stöhner aus als ich seine warme Haut an meiner spürte und bemerkte, wie er mir einen stürmischen Zungenkuss aufdrückte. Seine Zunge spielte mit meiner. Es war ein richtig leidenschaftliches Spiel und Speichel rann an meinen Mundwinkeln runter. Plötzlich spürte ich etwas an meinem Glied reiben und ich merkte, wie seine Hand es fest umklammert hielt und anfing zu reiben. Ich stöhnte laut auf und krallte mich in Darios Haut fest. Ich wollte weglaufen, fliehen und konnte es nicht. Im Gegenteil, ich spreizte sogar noch die Beine als er mit seinen Fingerspitzen meine Eichel berührte und die ersten Liebestropfen hinausströmten. Es war mir so peinlich, ich schämte mich so. „Wie wunderschön dein Liebessaft hier raustropft. Du kannst dich wohl kaum noch beherrschen.“ Ich hatte die Augen geschloßen und spürte, wie etwas weiches und sehr feuchtes meine Eichel berührte und schrie erregt auf als ich sah, dass es die Zunge des Direktors war. Sie umkreiste den empfindlichen Punkt und glitt auf und ab an meiner Vorhaut. Ich spürte, wie sein Speichel immer mehr auf mein Glied tropfte und auf meine Hoden glitt. Meine Beine zitterten und heiße Tränen rannen mir über das Gesicht und zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Angst. Seine Leidenschaft hatte keine Grenzen. Immer wieder küsste er mich stürmisch und packte mich so grob an, dass er mir blaue Flecke und Blutergüsse hinterließ. Ziemlich heftig drehte er mich dann wieder auf den Bauch, hob meinen Hintern an und drückte seine Zunge gegen meinen After. Mein Stöhnen versank ich laute Schreien und ich spürte, wie er sie krampfhaft in mich reindrücke. Es war wie als ob etwas glitschiges in mir raus- und reingeschoben wurde. Es war heiß und nass. Ich ließ meinen Oberkörper nach vorne fallen und konnte nichts anderes tun als seine Lust über mich ergehen zu lassen. Inner lich fragte ich mich, ob mich denn niemand hören würde. Plötzlich passierte es. Dario stoppte und richtete sich über mich. Sein Gesicht kam ganz nah an mein Ohr und flüsterte mir bedrohlich zu. „Nun ist es soweit. Ich werde dir zeigen, was es heißt dich gegen mich zu richten!“ Etwas hartes drückte gegen meinen After. Ich riss die Augen weit auf und krampfte mich zusammen als spürte, wie das Glied des Direktors sich in mich reinzwängte und ich einen Stich in meinem ganzen Körper spürte. Von einer auf die andere Sekunde wurde wir kalt, mein Körper zitterte vor Schmerz und ich stieß einen verzweifelten Schrei aus. Er presste sich immer tiefer in mich rein und ich merkte, wie sein an sich schon großes Glied in mir immer größer wurde. „Du bist so eng, Ari. Du verdienst es wirklich jemanden wie mich zu haben, der dir deine Unschuld raubt! Jetzt kannst du mir nicht mehr entkommen! Du gehörst mir! Ich werde dir eine Lehre erteilen und dich gefügig machen, dass du an nichts anderes mehr denken kannst!“ Es war wie ein Albtraum. Ich spürte, wie sein hartes Glied meine Innenwände massierte, immer wieder drückte er sich in mich rein und ich spürte, wie etwas warmes an meinem After herunterlief, dass sich wie Blut anfühlte. Ich schrie ins Bettlaken hinein und krallte mich dort feste. Wieso half mir denn keiner? Schließlich griff Dario noch an mein Glied und rieb es so feste in seiner Hand, dass es schmerzte. Die Tränen flossen aufs Bett und kalter Schweiß lag auf meinem Körper. Ich konnte das Zittern meines Leibes nicht mehr kontrollieren und Gab mich einfach dem Schmerz hin. Sein Glied wurde zunehmend glitschiger. Es flutschte rein und raus und stieß immer wieder an einen Punkt in mir, der mich empfindsam traf und aufschreien ließ. Seine langen Fingernägel kratzten über meinen Rücken und brachten brennende Kratzer mit sich. „Bitte, hören sie auf! Bitte nicht! Nein!“ Er überhörte meine Schreie und machte einfach weiter. Meine Beine waren schwer und mir wurde schwarz vor Augen. Alles war verschwommen und jegliche Wahrnehmung von mir war ausgeschalten. Ich fiel in ein tiefes schwarzes Loch und konnte mich nicht befreien. „Du bist wirklich sehr sensibel, Ari. Ich werde dich schon daran gewöhnen! Du wirst nicht mehr von mir loskommen, glaub mir!“ Es dauerte nicht mehr lange. Ich war kurz davor zu kommen und hatte keine Möglichkeit es zu verhindern. Mein Herz raste, meine Stimme bebte und ich spürte Darios heißen Atem in meinem Nacken. Seine Zunge liebkoste meinen Hals und seine Finger stimulierten wild meine Eichel. Plötzlich...wie eine Explosion. Ein Aufschrei, ein einziger Moment und Dario kam in mir. Ich spürte, wie sein ganzer Saft in mich reingespritzt wurde und wie aus meinem Glied dasselbe tropfte. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Ich fiel aufs Bett und Dario auf mich. Einen Moment lang lag er keuchend auf mir und ich konnte seinen wilden Herzschlag spüren. Schließlich drang er aus mir aus. Ich spürte, wie Blut und Sperma aufs Bett flossen und ich nur starr gegen die Wand blickte. Erst jetzt merkte ich, was für unerträgliche Schmerzen ich hatte und mein Körper sich wieder verkrampfte. Ich zog meine Beine an meinen Bauch und weinte lautlos ins Kissen. Ich registrierte es noch nicht mal richtig, der Schmerz war viel größer. Eine schreckliche Kälte zog durch meinen Körper. Ich bin gerade vergewaltigt worden. Dieser Mann hatte es die ganze Zeit auf mich abgesehen und ich bin in seine Falle getappt. E hatte was er wollte. Er hat mich mit Gewalt genommen. „Ich hoffe, das war dir eine Lehre! Du solltest nicht noch einmal versuchen mich zu reizen sonst werde ich immer und immer wieder über dich herfallen. Wieder und wieder bis du nicht mehr kannst!“ Er zog sich sein weißes Hemd und die schwarze Hose wieder an und verließ ohne jegliche weitere eiskalte Worte den Raum. Er schenkte mir keine Beachtung mehr. Einen Moment lag ich nich benommen da und hatte keine Kraft mich zu bewegen. Es dauerte eine gewisse Zeit bis ich endlich wieder aufstehen konnte und ich mich anzog. Mein Körper bebte, alles in mir schmerzte und ich war kreidebleich. Ich betrachtete mich im Spiegel und sah verabscheut auf meinen eigenen Körper herab. Überall waren Zeugen von Darios Lust gewesen. Zeugen, die nicht mehr weggehen würden und mir immer wieder diese Erinnernung zurückgeben würden. Ich schritt träge aus dem Zimmer und machte mich auf den Weg in Valos Raum, als mir dieser plötzlich entgegen kam und mich mit Schrecken und Verwunderung ansah. „Mein Gott, Ari, was ist passiert? Sag doch was!“ Ich konnte nichts sagen. Der Schmerz in mir war zu groß und der Schock saß zu tief. Ich sah nur noch alles durch einen verschwommenen Schleier, der sich immer mehr zu zog und ich in Valos Arme zusammenbrach, während ich dessen Stimme meinen Namen schreien hörte und ich im letzten Augenblick vor meiner Ohnmacht daran dachte, wohin mich diese Höllenfahrt noch führen würde und ob ich ihr jemals wieder entkommen könnte. Kapitel 17: Neuer Mut --------------------- Als ich wieder zu mir kam, saß Valo neben mir am Bettrand und hielt meine Hand. Erst sah ich alles verschwommen. Ich war wohl immer noch etwas benommen und konnte noch nicht klar denken. Endlich öffnete ich die Augen und betrachtete ihn. Seine Augen waren von Tränen überfüllt. Er weinte. Um mich. „Was ist nur passiert, Ari? Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Du hattest Schmerzen, oder? Bitte, sag es mir!“ Ich wusste nicht, ob ich überhaupt was sagen sollte und doch eher wollte. Ich sah nur, wie ihm diese glitzernen Tränen die Wangen runterliefen und den schönen gelben Stern auf seiner Wange verwischten. Vorsichtig richtete ich mich auf und strich Valo die Tränen von den Wangen. Ich konnte es selbst nicht glauben, dennoch setzte ich ein Lächeln auf und das auch nur weil Valo sich um mich sorgte. „Dass du dir Sorgen um mich gemacht hast, Valo, freut mich mehr als alles andere. Ich bin so froh, dass ich dich habe. Danke, du bist wirklich ein guter Freund.“ Ohne Vorwarnung schlung er seine Arme um mich. Ich konnte den Schmerz spüren, der von ihm ausging und er hatte Mitleid mit mir. „Er hat es getan, nicht wahr? Er...hat mit dir geschlafen. Er hat dich...mit Gewalt genommen! Ach Ari, es tut mir so schrecklich leid dass ich nicht für dich da war. Bitte, verzeih mir aber ich konnte dir nicht helfen! Bitte, es tut mir so schrecklich leid!“ Aus seiner Stimme hörte ich diese Schuldgefühle raus. Seine Stimme wurde von Flüstern bis hin zu Schreien und er zitterte am ganzen Leib. Allein die Tatsache, dass er mich so liebevoll in den Arm nahm, machte mich sehr glücklich. Ich lächelte schwach und legte auch meine Arme um ihn. Ich konnte Valo nicht böse sein. Die Frage, warum er mir nicht helfen konnte oder besser gesagt, nicht durfte, konnte ich mir schon selber beantworten. Er war schließlich Darios Stellvertreter und so hinterlistig, wie Dario war, hatte er Valo sicher befohlen sich nicht in der Nähe seines Zimmers aufzuhalten, geschweige denn trotz meiner schmerzerfüllten Schreie, die wohl kaum zu überhören waren, hineinzuplatzen. In dem Moment tat Valo mir mehr leid als ich mir selber. Der Schmerz, der meinen Körper durchströmt hatte, war durch Valos Nähe schon fast wieder verflogen und das einzige, was ich gerade wollte, war von ihm einfach nur im Arm gehalten zu werden. Ich legte ihm sanft einen Finger auf die Lippen und lächelte. „Es ist schon gut. Bitte, Valo, halt mich einfach nur fest. Halt mich in deinen Armen und lass mich nicht los. Lass mich jetzt nicht allein.“ Er nichte zustimmend. Vorsichtig legte er seine Arme um mich und hielt sich ganz eng an mich gedrückt. Ich konnte sein aufregenes Herzpochen fühlen und kuschelte mich an seine Schulter. Ich nahm den Geruch von Opium an seiner Kleidung war. Stimmt, er benutzte ja Parfüm, dass nach Opium roch. Ich atmete tief ein und genoß den Geruch von Valos Haut. Die Ruhe, die uns plötzlich umgab, war so entspannend. Ich nahm nichts anderes wahr als ihn und mich. Es dauerte ein Weile bis ich mich vorsichtig von ihm löste und lächelte. „Danke dir, Valo. Das habe ich jetzt gebraucht. Aber bitte, ich will nicht, dass du dich dafür verantwortlich machst. Ich kenne Dario jetzt wohl gut genug um seine Hinterhältigkeit zu durchschauen. Ich bin froh, dass du an meiner Seite stehst aber...bitte, lass mich diese Sache alleine in die Hand nehmen. Ich werde mich nicht fürchten. Vetrau mir. Ich...habe keine Angst vor Dario.“ Valos Augen weiteten sich. Obwohl ich noch etwas schwach war, hatte ich diese Worte sehr zielsicher hervorgebracht, denn ich glaubte langsam zu wissen, auf was Dario abziehlte. Schließlich erwiderte Valo mit einem sanften Lächeln. Er wischte sich die letzten Tränen ab und fand seine Worte wieder. „Ich verstehe dich, Ari. Ich finde es bemerkenswert, dass du nach so einer...Folter noch so denken kannst. Es war schon immer so, dass Dario, wenn er etwas haben wollte, es sich zum größten Teil mit Gewalt geholt hat. Aber ich merke, dass du in all deiner Menschlichkeit und Güte noch die Macht besitzt dich gegen ihn zur Wehr zu setzten. Ich verspreche dir, dass ich dir bald alles erzählen werde aber bitte versprich auch du mir, was auch immer kommen mag, lass dich niemals von Dario in Besitz nehmen! Wenn das passiert, kannst du ihm nie wieder entkommen.“ Ich nickte zuversichtlich und schenkte Valo ein liebevolles Lächeln. Dann stand ich auf. Meine Beine waren zwar noch etwas wackelig, doch ich merkte, dass es mich nach einem Bad verlangte. „Verzeih, Valo, ich möchte mich ein wenig frisch machen. Entschuldige mich, ich gehe ein Bad nehmen.“ Schließlich ging ich in den Stall. Dort war eine hölzerne Wanne aufgestellt, in der ich Sura bat warmes Wasser einzufüllen. Schließlich entkleidete ich mich und setzte mich in das warme Wasser, wobei ich merkte, dass die Wunden an meinem Körper brannten. Das war mir aber im Moment vollkommen egal. In Gedanken versunken versuchte ich mir einen Plan auszudenken, wie ich hinter die Geheimnisse dieses Zirkus kommen würde. Ich wusste, dass wenn ich jetzt aufgeben würde, würde ich mein Ziel nie erreichen. Langsam hatte ich das Gefühl, dass es an mir lag diese ganzen Dinge aufzudenken. Zu viele Teile fehlten noch im Puzzle und ich musste sie zusammensetzten. Jeder hier hatte dazu noch ein Geheimnis, was es galt rauszufinden. Ich wollte sie alle retten. Cecilia, Sura, Silvo, Amaris und Valo. Sie alle warem meine Freunde und ich wollte sie nicht enntäuschen. Ich fasste einen Entschluß. Es gab für mich wohl keine andere Möglichkeit. Um hinter die Geheimnisse dieses Zirkus zu gelangen, musste ich mich diesem Zirkus anpassen, Darios Vetrauen gewinnen und mein alltägliches und sonst so normales Leben aufgeben und mit diesem Leben auch meine Freiheit. Ich fasste mir ein Herz. Ich musste all dem mutig entgegen blicken und durfte keine Furcht haben. Alles hing von mir ab. Ich hatte ein Ziel und wollte es erreichen. Ich wusste, um dieses Ziel zu erreichen, würden die Narben an meinem Körper wohl noch lange nicht verschwinden aber ich musste es wohl über mich ergehen lassen. Alles andere hatte keine Bedeutung mehr. Zielsicher stand ich nun da, meine Augen auf das eine Ziel gerichtet. Leb wohl mein Leben. Leb wohl, meine Freunde. Alles andere war Vergangenheit. Ich blickte in eine weite Zukunft, die sowohl schwer als auch leicht sein würde. Ich hatte mich entschieden. Meine Zeit war gekommen. Kapitel 18: Der Vertrag ----------------------- Der Maskenball war ein voller Erfolg. Obwohl mir immer noch ein wenig mein Unterkörper weh tat, war es ein tolles Gefühl vor so vielen angesehenden Leuten zu schauspielern. Ich beherrschte meine Rolle perfekt, alle waren begeistert von mir, sogar der Direktor. Zum Glück ging alles glatt und alle waren zufrieden. Als die Vorstellung schließlich ihr Ende fand, gab es riesigen Applaus von allen Seiten. Es war einfach großartig. Sogar Silvo hatte seinen Spaß, da er die Begleitsperson von Cecilia in schwarz spielen durfte und Valo durfte mich verführen und lieferte sich immer Kämpfe mit Amaris um mich. Es war merkwürdig aber immer, wenn Valo mich an sich gedrückt hatte, bekam ich Herzpochen und spürte eine Art Sicherheit. Ich glaubte sogar, dass Amaris mir ein paar Mal eifersüchtige Blicke zugeworfen hatte. Nach der Aufführung waren alle erst mal damit beschäftigt für Ordnung zu sorgen. Danach saßen wir alle gemütlich in der Manege zusammen und redeten über den Verlauf der Aufführung. Alle hatten Spaß und sogar Dario kam später hinzu und erklärte allen, dass er sehr begeistert und beeindruckt war. Er war so hin und weg dass er die Aufführung sogar als „vorzüglich“ beschrieb und dabei vor Freude den Zylinder in die Luft warf und elegant wieder auffing. Wie wir später feststellten, hatte Dario bei der letzten Proviantlieferung Popcorn für die Besucher bestellt und gab jedem eine Tüte mit 100 Gramm. Es war schön süß und knackte schön im Mund. Valo war so vertieft in das Popcorn, dass er gar nicht bemerkte als ich ihn ansprach. Vor lauter Schreck hat er die Tüte hochgeworfen und alles ist ihm auf den Kopf gefallen. Wir alle mussten lachen und statt sich aufzuregen, lachte Valo mit und war sogar der lauteste von allen. Als langsam wieder Ruhe einkehrte, kam Valo nochmal zu mir und gab mir einen Klaps auf die Schulter. „Hey, das war großartig heute! Tut mir leid, ich musste dich einfach nochmal loben, Ari! Du hast Talent zur Schauspielerei! Es macht wirklich Spaß mit dir zusammen zu arbeiten, mein lieber Freund!“ Ich lächelte ihn an und haute auch ihm auf die Schulter. „Danke, Valo, das bedeutet mir viel. Mir macht es auch sehr viel Spaß mit euch zu arbeiten, es ist wahrhaftig ein tolles Gefühl.“ Schließlich verschwand Valos glücklicher Blick wieder und er blickte mich besorgt an. „Sag, Ari, hast du noch Schmerzen? Ich wollte dich eigentlich nicht dran erinnern aber du warst heute so gut drauf und hattest Spaß, da wollte ich dich nicht vor allen anderen fragen.“ Einen Moment lang hielt ich inne, doch dann lächelte ich. „Mir geht es gut. Sehr gut sogar. Ich habe Spaß und und lerne damit umzugehen. Gan ehrlich, Valo, glaubst du etwa, er würde es nicht nochmal versuchen? Er wird es sicher nicht unversucht lassen sich nochmal und nochmal an mir vergehen. Du weißt ja, warum. Aber sollte es so sein, werde ich keine Angst haben! Ich stelle mich meiner Angst, ich fürchte mich nicht. Ich gebe zu, es hat zwar sehr weh getan aber letzten Endes habe ich daraus gelernt. Bitte vertrau mir, Valo. Wenn du wirklich mein Freund bist, musst du mir vertrauen.“ Zuerst blickte er misstrauisch drein, dann nickte er zustimmend und lächelte. „Du musst wissen, was du tust, Ari. Aber wenn etwas nicht stimmt, komm zu mir! Ich bin immer für dich da, mein Freund.“ Ich schenkte ihm ein freundliches Lächeln und wollte gerade gehen als mir noch etwas einfiel. „Ach ja, Valo, ich...wollte dich auch noch etwas fragen.“ Er blieb stehen und drehte sich nochmal zu mir um. „Was ist denn, Ari?“ Ich wusste nicht, wie ich ihn fragen sollte aber irgendwie musste ich es. Ich spürte, wie mein Herz anfing zu Pochen aber nicht vor Freude, sondern vor Nervosität. Mir ging die Sache mit ihm und Amaris einfach nicht mehr aus dem Kopf. Warum quälte es mich so? Es ging mich ja eigentlich nichts an und trotzdem war ich so furchtbar neugierig. Ich starrte zu Boden und ballte die Fäuste. Was war nur los mit mir? Valo war mein Freund. Ich war doch nicht etwa...? Nein, das konnte nicht sein. Ich musste es wissen, sonst ließ mir der Gedanke keine Ruhe. „Valo, als du gestern bei Amaris warst, da habe ich...“ Ich wollte gerade meinen Satz beenden als Dario hinter Valo auftauchte und ich ruckartig abbrechen musste. „Hier bist du also, Ari. Komm mit, ich habe etwas mit dir zu besprechen!“ Ich nickte nur widerwillig und warf Valo einen flüchtigen Blick zu bevor ich mich abwandt und Dario folgte. Es war merkwürdig aber er war so besonders gut gelaunt seid der Vorstellung. Vielleicht war ja irgendetwas interessantes passiert. Da fiel mir ein, vor und nach der Vorstellung hatte Dario mit einem Mann in schwarzen Kleidern geredet. So wie ich sehen konnte, trug er einen vergoldeten Monokel und hatte smaragdgrüne Augen gehabt. Auch mir hatte er einen flüchtigen Blick geschenkt, nur war es eher ein breites Grinsen gewesen. Was sie genau beredet hatten, wusste ich nicht denn zu der Zeit füllte sich gerade das Zelt, als das es danach auch wieder abnahm. Sie verabschiedeten sich mit einem festen Händedruck und einer Verbeugung und dann war es vorbei. Der Direktor hatte sich aufs Bett gesetzt und winkte mich zu sich. „Komm her zu mir, Ari.“ Ich tat es. Ich setzte mich zu ihm und bekam Herzrasen als er mir mit seiner Hand über die Wange fuhr. „Du hast wirklich gute Arbeit geleistet heute, ich bin wirklich sehr zufrieden mit dir. Ich wollte mit dir einen Vertrag beschließen. Wenn du bereit wärst alles zu tun, was ich von dir verlange, würde ich dich hin und wieder gehen lassen, damit du mal wieder in dein Städtchen zurück könntest. Dafür musst du mir aber als Gegenleistung stehts ergeben sein. Haben wir einen Vertrag?“ Ich überlegte kurz. Ich dürfte in die Stadt, müsste aber alles tun, was er wollte. Was wollte er alles mit mir tun? Der Gedanke machte mir Angst aber um ein wenigstens etwas freieres Leben zu führen, wollte ich den Vorschlag unmöglich ablehnen. Ich blickte ihn direkt an. „Einverstanden, der Vertrag steht. Wir sind im Geschäft!“ Ich hielt ihm die Hand hin und der Direktor gab mir einen festen Händedruck. Er grinste siegessicher und zog mich zu sich. „Gut, dann haben wir einen Vertrag. Dann...kannst du ja gleich anfangen dein Versprechen einzulösen.“ Er öffnete sich die Hose und zog sein Glied heraus. Ich sah es nicht mit Ekel an, sondern eher mit leichter Röte. „Nimm ihn in den Mund und befriedige mich!“ Ich musste stark schlucken aber ich tat es. Sanft, dann immer schneller ließ ich sein steifes Glied in meinem Mund aus- und eingleiten und bemerkte, dass es mich selber sehr betörte. Einige Zeit später kam er in meinem Mund und widerwillig schluckte ich seinen ganzen Saft runter. „Gut gemacht, du sollst eine Belohnung kriegen, mein süßer Ari.“ Wie ich es mir gedacht hatte, bestand die Belohnung daraus, dass er mit mir schlief, doch diesmal tat es nicht weh denn Dario war im Gegenteil zum ersten Mal sehr zärtlich und ich genoß es total. Ich glaube, ich kam drei oder vier Mal an dem Abend und so ging es seitdem jeden Abend in seinem Zimmer. Es war ein Schwur, ein Versprechen. Ich konnte nicht anders als ihm meinen Körper hinzugeben und während er es mit mir tat, verirrte ich mich immer mehr in seinem Netz aus Lust und Leidenschaft. Ich war gefangen in diesem Spiel, in dieser bittersüßen Sünde und es gab keinen Weg zu entkommen. Kapitel 19: Ausflug in die Heimatstadt -------------------------------------- Es war nun schon fast ein Jahr vergangen seid ich dem Black Widow Circus beigetreten war. In der Zeit habe ich viel gelernt. Durch Valo lernte ich Kartentricks und das Geheimnis sich unsichtbar zu machen. Sura half mir zu balancieren während ich auf ihrem Rücken stand und sogar Silvo stellte sich manchmal zur Hilfe zur Verfügung. Mit Dario verbrachte ich häufig die Nächte zusammen. Meistens liebten wir uns dann sehr innig und intensiv und mir gefiel es. Er genoß es richtig, wenn er mich hinhielt und ich nach mehr verlangte. Schließlich gab er dann meinem Drängen nach und gab mir das, wonach es mich verlangte. Dementsprechend war er sehr nett und liebevoll zu mir geworden, doch hinter die Bedingung war ich in dem Jahr auch nicht gekommen. Es war komisch aber es interessierte mich kaum noch. Alle hatten sich verändert und waren viel freundlicher und offener zu mir und ich war froh, als sich sogar Amaris entgültig erholt hatte. Ich war so gut wie ein vollkommen integriertes Mitglied. Mit Valo wechselte ich die letzte Zeit kaum noch ein Wort. Seid ich mich Dario immer wieder hingab, wurde er immer wortkarger und strafte mich mit bösen Blicken. Manchmal, so vermutete ich es zumindestens, war Valo ein wenig eifersüchtig. Es war für mich aber auch nicht einfach, denn gerade weil Valo mich mit Ignorranz bestrafte, zog es mich immer mehr zu ihm, doch Dario wusste dies immer zu verhindern. Wenn ich in Valos Nähe war, bekam ich Herzklopfen und das nicht zu knapp. Ich war hin- und hergerissen wegen meiner Gefühle zu Valo als auch zu Dario und das verwirrte mich. Was zudem schade war, dass mich Dario, und das obwohl der Vertrag zwischen uns ja stand und bindend war, die ganze Zeit über nie mit in die Stadt genommen hatte. Obwohl der Zirkus nun fast mein Zuhause war, hatte ich ab und an Sehsucht nach Zuhause. Ich musste oft an Madame Rooney, die Floristin und Maggey denken und versuchte daraufhin verzweifelt meine Tränen zu verstecken. Ich hatte wirklich Heimweh. Schließlich sollte das sich aber ändern. Es war ein sonniger Tag und ich mistete gerade Suras Stall aus, als Dario in seinem meerblauen Mantel und seinem Zylinder auftauchte und mich fröhlich empfang. „Ari, bitte mach dich etwas frisch! Heute ist es genau ein Jahr her seid du zu uns gekommen bist. Zur Feier dieses Anlasses möchte dir heute einen Besuch in deiner Heimatstadt schenken und ich würde mich sehr freuen, wenn du mich begleiten und mich rumführen würdest.“ Das war das letzte, womit ich gerechnet hatte. Ich war so überrascht und gleichzeitig glücklich, dass ich kaum ein Wort rausbrachte, doch sofort ließ ich alles stehen und liegen, ging in mein mittlerweile eigenes Zimmer und zog meine besten Kleider an. Eine schwarze Hose mit weißem Hemd, schwarzer Weste und rotem Schlips zierrte meinen Körper. Da es so warm war, war ich nicht sicher ob ich meinen Mantel mitnehmen sollte, doch tat ich es dann doch. Als ich rausging, winkte Cecilia mir noch zu und wünschte mir viel Spaß, während Silvo, Amaris und sogar Valo mir ein sanftes Lächeln zuwarfen, was ich ihnen sofort zurückwarf. Die schwarze Kutsche stand bereit zur Abfahrt. Ich hatte noch nie in einer richtigen Kutsche gesessen aber es war sehr angenehm in ihr zu sitzen. Als die schwarzen Pferde losritten, blickte ich nochmal zum Zirkus zurück und sah, wie er immer kleiner wurde bis wir ihn schließlich ganz aus den Augen verloren hatten. Am Tag wirkte dort alles so still und friedlich. Während der Kutschfahrt gingen mir einige Fragen durch den Kopf, die ich Dario gerne stellen wollte, doch ich schwieg vorerst. „Du bist schon die ganze Zeit über so ruhig, Ari. Was ist los? Bedrückt dich irgendetwas? Du solltest dich freuen, schließlich fahren wir gerade in deine Heimatstadt.“ Dario schenkte mir ein Lächeln und ich nickte. „Natürlich freue ich mich. Ich freue mich sogar sehr aber...ist es nicht merkwürdig für dich am Tage rauszufahren, wo du doch die Dunkelheit gewohnt bist?“ In Anbetracht unserer intimen Beziehung bot Dario mir nach kurzer Zeit das Du an. Er lächelte und seufzte. „Weißt du, selbst ich brauche mal eine Auszeit. Die Dunkelheit, in der wir leben, ist zwar verlockend und birgt viele Geheimnisse und Überraschungen, dennoch gönne ich mir auch mal gerne einen Tag am Licht.“ Ich sagte nichts weiter. Es war irgendwie schön sowas aus seinem Mund zu hören. Mein Blick fiel auf die Landschaft draußen. Da waren die Wiesen und die weiten Felder und nach knapp zwei Stunden waren wir endlich da. Mit der Kutsche war die Fahrt wesentlich kürzer und entspannter als zu Fuß. Als ich ausstieg, musste ich erst mal tief Luft holen. Kronstadt hatte in der Zeit nichts von seiner unglaublichen Schönheit eingebüßt. Es war immer noch so eine friedliche Großstadt wie immer. Dario befohl dem Kutscher uns in Vier Stunden wieder abzuholen und dieser verschwand. Danach zeigte ich Dario die schönsten Orte der Stadt und beschrieb sie ihm ganz genau. Er schien sie redlich zu freuen das alles zu hören, ich dagegen bekam immer mehr Sehnsucht und mich verlangte es danach Maggey und all die anderen zu sehen. Außerdem wollte ich wissen, ob mein Hutladen noch an Ort und Stelle stand. „Du möchtest zum Marktplatz, nicht wahr?“ Ich sah Dario nicht an aber nickte schwach. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und lächelte sanft. „Dann komm, lass uns hingehen.“ Die Straßen bis zum Marktplatz waren belebt wie immer. Auf dem Weg hörte ich Musik und fröhliches Gelächter dass aus Kneipen und diversen Geschäften kam. Dann kamen wir endlich an. Es war wie ein eingefrorener Augenblick als ich den Marktplatz betrachtete. Nichts hatte sich wirklich verändert. Da war der Brunnen, zu meiner Linken waren die Bar, der Blumenladen und die Bäckerei und zu meiner Rechten...mein Hutladen. Ich musste mich davon überzeugen ob er es auch wirklich war und rannte zu ihm bis ich durch die Fenster blicken konnte. Es war zwar etwas eingestaubt aber es war noch alles an seinem Platz. Ich musste mich dazu zwingen nicht zu weinen und als mein Blick zu Boden glitt, war ich wie erstarrt. Da stand immer noch der Geschenkkorb, den mir Maggey und die Damen zum Geburtstag geschenkt haben. Die Vergangenheit holte mich ein. „Dein Laden ist wirklich schön. Es ist zwar schade um ihn aber es ist schhön zu sehen, dass er sich nach dem Jahr immer noch so gut gehalten hat. Dein Talent ist wirklich bemerkenswert, Ari.“ Ich konnte nur schweigen. Mein Hals war zu und ich spürte eine eisige Kälte in mir, doch plötzlich hörte ich Schritte näher kommen und eine Stimme rief mir etwas zu. „Mein Herr, mein Herr, warten sie!“ Ich wandte mich um und konnte kaum glauben, wen ich da sah. Es war Maggey und sie war wunderschön wie immer. Sie war zwar älter, hatte aber dennoch nichts von ihrer Schönheit eingebüßt. „Bitte, sag mir, dass das nicht wahr ist! Ari...Ari, bist du es?“ Ich nickte schwach. „Ja, ich bin es, Maggey. Es ist schön dich wiederzusehen.“ Ohne ein weiteres Wort fiel sie mir um den Hals und drückte mich. „Gott sei dank! Ich dachte, du würdest gar nicht mehr zurückkommen! Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht weil du dich nicht gemeldet hast. Ich dachte, du würdest mal einen Brief schreiben.“ Ich kicherte verlegen. „Tut mir leid, hatte viel zu tun. Aber du bist immer noch so wunderschön wie damals als ich fortging. Wie geht es dir und den anderen Damen?“ Sie blickte verlegen drein. „Nun ja, ich...habe geheiratet. Ich leite nun zusammen die Bäckerei mit meinem Mann und...erwarte sogar ein Kind.“ Ich nahm sie in den Arm. „Oh Gott, Maggey, das freut mich so für dich zu hören!“ Ihr Blick wurde ernst und schien mich zu verurteilen. „Naja, du warst ja auch nicht da. Ich hatte einfach nicht mehr die Kraft auf dich zu warten.“ Schamgefühl bedeckte mein Gesicht und ich ließ den Kopf sinken. „Der Floristin geht es gut. Aber...Madame Rooney ist vor zwei Monaten verstorben.“ Es war wie ein Stich ins Herz. Wie kann sich alles nur in so kurzer Zeit verändern? „Oh Maggey, das alles tut mir so furchtbar leid.“ Sie würdigte meine Worte nicht, doch sprach sie gelassen weiter. „Mach dir nichts draus, du hattest sicher sehr viel zu tun. Ach ja, willst du mir nicht den gutaussehenden Mann neben dir vorstellen?“ Ich zuckte zusammen, ich hatte Dario ganz vergessen und wurde rot vor Verlegenheit. „Das hier ist...das ist...“ Er beendete meinen Satz. „Dario Winshetti, ich bin Aris Vorgesetzter und hatte mir erlaubt heute mit ihm seine Heimatstadt zu besuchen. Ich leite ein riesiges Atelier für Hüte in Medias. Dort habe ich ihm einen Sitz als Hutmacher gegeben. Er beherrscht sein Talent wirklich sehr gut. Er ist fleißig und ehrgeizig bei der Sache. Ich könnte mir keinen besseren Schüler vorstellen, er ist wirklich begabt.“ Ich wäre am liebsten im Boden versunken, so rot wurde Ich. Nicht nur, dass er mich übertrieben in den Himmel lobte, nein, jetzt lobte er mich auch durch Lügen, doch Maggey schien er überzeugt zu haben. „Das freut mich wirklich sehr.“ Noch einmal richtete ich das Wort an sie, obwohl es mir schwer fiel. „Hör zu, Maggey, ich war nicht da. Ich weiß, ich hätte mich melden sollen aber im Moment ist es alles nicht so leicht. Ich ahbe viel zu tun und bin auch nach Medias gezogen und...ich werde womöglich nicht mehr wiederkommen, deshalb...entschuldige für alles, was ich falsch gemacht habe und bitte pass auf dich auf.“ Plötzlich gab sie mir ein Küsschen auf die Wange. Das hatte ich wohl am wenigsten verdient, dennoch lächelte sie gütig. „Solange du ab und an mal was von dir hören lässt, ist alles in Ordnung. Pass du auch auf dich auf, Ari. Und viel Glück in Medias. Ich weiß, dass du es schaffst.“ Wir verabschiedeten uns und pünktlich auf die Minute holte uns auch schon die Kutsche ab. Schweigsam saß ich da bis wir den Hügel erreichten, der Kronstadt vom Wald trennte und bat den Kutscher nochmal anzuhalten. Ich stieg aus und betrachtete Kronstadt, die mit dem Sonnenuntergang am Horizont versank und ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Es ta so furchtbar weh aber ich musste mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass ich mir diesen Weg ausgesucht hatte. Dario stellte sich neben mich und betrachtete auch die Stadt. „Eine wunderschöne Stadt.“ Ich nickte und wusch mir die Tränen weg. „Ja, das ist sie. Von hier aus habe ich sie auch betrachtet als ich das erste mal zum Zirkus kam.“ Plötzlich legte Dario mir eine Hand auf die Schulter. Ich blickte ihn fragend an, doch sein Blick war starr auf die Stadt gerichtet. „Du hast diesen Pfad gewählt, Ari. Ich denke, es war nicht leicht für dich heute hierher zu kommen. Aber das sollte dir eine Lehre sein. Du hast dein alltägliches Leben für diese Schönheit aufgegeben.“ Das alles war mir klar, doch konnte ich mich noch nicht damit abfinden. „Ja, das weiß ich. Mich...überkam einfach nur gerade ein wenig die Sehnsucht. Ich...muss wohl gerade etwas melancholisch sein. Ich weiß auch, dass ich nicht mehr zurück kann aber ich bin dir trotzdem dankbar, dass du mir diesen Tag geschenkt hast, Dario.“ Dieser lächelte nur und räusperte sich. „Nun denn, dann wollen wir mal zurück nach Hause. Die anderen warten sicher schon auf uns. Komm, Ari, nimm meine Hand und folge mir.“ Ich nahm seine Hand so wie er es mir gesagt hatte. Ich konnte nun nur noch lächeln über das alles und während wir den Weg zum Zirkus antraten, schloß ich entgültig mit meinen Erinnerungen ab und ließ die Stadt, die einst meine Heimat war, hinter mir und trat meinen Weg an. Es war Zeit „nach Hause“ zu fahren. Kapitel 20: Verzweifeltes Verlangen ----------------------------------- Die Zeit verflog schneller als ich dachte. Aus einem Jahr wurde schnell ein zweites Jahr und ich erlebte sehr viel in der Zeit. Vorallem merkte ich, dass ich langsam immer mehr intimere Gefühle für Dario hegte. Es war komisch aber je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto mehr verlangte mein Herz nach ihm. Er behandelte mich zunehmend liebevoller und manchmal passierte es, wenn er gerade mit den anderen Artisten sprach, dass ich auf ihn zu ging und er mir vor allen anderen Artisten einen Zungenkuss gab. Ich konnte mich nicht zurückhalten und erwiderte ihn stürmisch, doch spürte ich in meinem Rücken die eiskalten Blicke der anderen und vorallem von Valo. Dieser zog dann meistens wütend ab. Wenn die anderen auch gingen flüsterte mir Dario immer etwas in Ohr. „Kommst du mit auf mein Zimmer?“ Und ich antwortete vollkommen gefüfig und verträumt „Ja, bitte. Ich will es, ich kann nicht länger warten!“ Einerseits war es schön so von ihm begehrt zu werden, andererseits hatte er genau das erreicht, was er von mir wollte. Er machte mich gefügig und zu seinem Sexsklaven und egal, was er von mir verlangte, ich konnte mich nicht dagegen wären. Er ging teilweise in unseren Auftritten so weit, dass er mich nackt auf die Bühne treten und mich dann unter seinem Mantel oder in blauen Flammen verschwinden ließ. Die Niveaulosigkeit kannte für mich keine Grenzen mehr. Dario befahl und ich tat es. Es gab aber auch schöne Augenblicke, zum Beispiel fand ich heraus, dass Dario ein eleganter Tangotänzer war und innerhalb von zwei Monaten hatte er mir alles beigebracht, was er wusste. Ich wurde mir selber jedoch immer unheimlicher. Wenn ich mich nackt in Spiegel bertachtete, sah ich dass ich meinen eher kindlichen Körper schon längst abgelegt hatte. Meine kindlichen Gesichtszüge waren zu denen eines jungen Mannes geworden und mein Körper war muskolöser. Auch meine Haare waren länger geworden und gingen mir nun bis zu den Waden. Doch egal, wo ich hinsah, überall waren Darios Zeugen der Lust. Ich konnte sie nur unter meiner Kleidung verbergen, doch wenn ich mit ihm schlief, kam die Wahrheit ans Licht. Wie das Niveau keine Grenzen hatte, sollte ich doch eines Tages den bitteren Schmerz der Eifersucht erfahren. Ich wollte eigentlich gerade zu Valo gehen und mit ihm sprechen. Wegen der ganzen Sache mit Dario hatte ich ein furchtbar schlechtes Gewissen bekommen. Es war nicht so gewesen, dass ich nie mit ihm darüber sprechen wollte, aber meistens wich er mir dann aus und blieb wortkarg wie immer. Ich ging zu seinem Zimmer und wollte eintreten. Dann hörte ich plötzlich leises Seufzen. Ich wusste nicht warum aber ich bekam auf einmal Herzpochen. Neben Valos Vorhang stand ein alter Schrank über dem sich ein faustgroßes Loch befand. Ich wollte wissen, was darin vor sich ging und und schlich langsam zum Schrank. Das Seufzen wurde immer lauter und mein Herzschlag wurde immer schneller. Als ich den Schrank erreicht hatte, linzte ich vorsichtig hinein und sah etwas, was ich vielleicht doch nicht hätte sehen sollen. Mein Herz raste bei dem Anblick noch schneller als zuvor. Da war Valo. Er lag auf seinem Bett, splitternackt. Er hatte alle Viere von sich gestreckt, die Beine gezpreizt und...er fasste sich an sein Glied. Aus seinem Mund drangen leise Lustschreie und Schweiß und Tränen glitten ihm über das Gesicht. Ich sah, wie er sanft seine Eichel stimulierte und dünne Fäden seiner Liebestropfen zu sich zog und sich die Finger ableckte. Mit einer Hand stimulierte er seine Brustwarzen, die in dem schönsten Rosa aufrecht standen, dass ich je gesehen hatte. Seine Haare lagen kreuz und quer auf dem Bett und verdeckten nichts seiner unglaublichen Schönheit. Sein Körper war nur so makellos. Seine Haut sah sehr weich und zart aus und sein Körper wirkte was weibisch, so zierlich wirkte er. Seine Beine waren unglaublich lang und glänzten durch seinen Schweiß. Was sich zwischen seinen Beinen befand, blieb mir nicht verborgen. Er windete sich unter seinen eigenen Berührungen und doch waren es eher seine Worte, die mich erschütterten. „Warum? Ari, warum nur? Warum kann ich es nicht sein? Warum ist es Dario, den du begehrst? Ich...halte das nicht mehr aus! Diese Sehnsucht! Dieses Verlangen nach dir und deinem Körper! Warum bist du nicht mein?“ Ich spürte, wie die Hitze in meinem Körper überhand gewann. Langsam fuhr meine Hand zu meiner Hose und zog sie runter. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen Schrank, riss mein Hemd auf und stimulierte mit einer hand meine Brustwarzen, während die andere meine Eichel stimulierte. Langsam sank ich immer tiefer und begann leise zu stöhnen. Ich zog die Hose so weit runter bis ich meine Beine ganz weit spreizen konnte und stimulierte erst mein Glied, dann meinen After und immer im Wechsel. Im Rücken hörte ich Valos Lustschreie. Ich stöhnte leise ich mich hinein und mein Körper bekam dieses furchtbare Verlangen...nach ihm. „Oh Valo, ich wünschte, ich könnte bei dir sein! Warum verlangt es mich nur so nach dir? Mein Körper, meine Seele und sogar...mein Herz...verlangt nach dir! Ich will dich! Ich will dich so sehr!“ Ich stellte mir auf einmal vor, wie ich mich mit Valo versündigen würde. Unsere von Schweiß durchtränkten Körper rieben aneinander, unsere Zungen spielten miteinander. Valo drückte seine Eichel gegen meine und ich hatte das Gefühl seine sanften Hände überall an meinem Körper zu spüren. Schließlich drang er in mich ein und ich hörte mich im Kopf selber nach ihm schreien. Diese rhythimschen Bewegungen in mir als er mich von hinten nahm. Diese Hitze, dieses unglaubliche Verlangen! Ich wollte ihn spüren tief in mir! Ich wollte ihn! Ich wollte ihn jetzt gleich! Auf der Stelle! „Ah ja, Valo, ja!“ Ich betrachtete meine Eichel. Sie war schon ganz rot und Sperma floss langsam aus ihr raus. Tränen der Lust flossen über mein Gesicht und ich hatte das Gefühl nicht nur die Beherrschung, sondern auch die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren. Langsam stand ich auf. Ich wollte ihn ansehen wenn ich kam. Ich wollte seinen Körper betrachten wenn ich meinen Saft abspritze. Meine Beine waren sehr wackelig aber hielt dem stand. Durch das Loch sah ich, wie sich Valo hingekniet hatte, mit erhobenen Hinterteil in meine Richtung. Mit einer Hand rieb er an seinems steifen Glied, mit der anderen Hand drang er vorsichtig mit einem oder zwei Fingern in seinen After ein. Aus seinem Mund lief Speichel und er war schon ganz rot im Gesicht. Ich lehnte mich auf den Schrank und drang mit zwei Fingern in mich ein. Ich war so voller Schweiß, dass sie nur so in mich rein- und rausflutschten und ich stellte mir vor, dass es Valos Glied war, dass mich zum Höhepunkt treiben würde. Ich betrachtete ihn nochmal. Ich hörte nur noch einen lauten Schrei seinerseits, alles andere war verdrängt in meinem Kopf. „Ah, Ari! Ariiiiiiiiiii!“ Er schrie meinen Namen als er abspritzte. Ich sah, wie das glänzene Sperma an seinen Oberschenkeln runterlief, wie seine Beine zitterten und er langsam schwer atmend zusammensank. Ich selber schwieg als ich kam. Den Schrei zu unterdrücken viel mir schwer. Ich spritze all mein Sperma gegen den Schrank und leckte mir den Rest ab von meinen benetzten Fingern. Ich brauchte einen Moment um mich wieder zu fassen aber meine Lust war noch nicht befriedigt. Ich konnte Valos Anblick nicht länger ertragen. Ich musste versuchen das alles zu vergessen aber es ging nicht. Er hatte meinen Namen geschrien! Hieß das etwa...dass er mich liebte? Hatte er sich in mich verliebt und hatte es mir nie gesagt? Ich schämte mich. Auf einmal wurde mir ganz schlecht. Diese Eifersucht! Auf alles! Auf Dario, auf Amaris! Es gab keinen Weg für mich an Valo ranzukommen! Dario hatte mich in seiner Gewalt und Amaris hatte die Möglichkeit zu Valo vorzudringen und sein Herz für sich zu gewinnen. Ich konnte es nicht ertragen. Ich rannte in Darios Zimmer. Dieser sah mich verwundert an als ich ins Zimmer stürmte und mich auf ihn stürzte. „Ari, was ist denn los? Verlangt es dich etwas so sehr?“ Ich antwortete nicht. Ich war verzweifelt und wollte alles nur vergessen. Ich stimulierte sein Glied schnell mit dem Mund damit er steif wurde und sobald es steif war, setzte ich mich mit dem Rücken zu ihm gedreht und setzte mich auf es. Ich wollte nicht, dass er mein erregtes und tränendurchtränktes Gesicht sah, dass sich nicht nach ihm, sondern nach Valo verzerrte. Ich riss mir das Hemd auf und bewegte meine Hüften schneller als zuvor. Ich hatte die Kontrolle verloren. Mein Glied stimulierte ich wild und hemmungslos. Ich ritt auf Dario wie auf einem wilden Pferd und spürte, wie sein Glied in mir glitschig und feucht wurde. So ging es lange an diesem Abend. Ich konnte diese Lust nicht kontrollieren. Ich konnte diese Lust erst befriedigen als mich Dario mehrmals zum Orgasmus trieb und ich erschöpft aufs Bett fiel. Ich brachte kein Wort heraus. Ich war traurig, mein Herz tat weh und es gab keinen Weg hinaus. In diesem Moment erkannte ich, dass es für mich keine Möglichkeit gab jemals an Valo ranzukommen. Er würde für immer unerreichbar für mich sein. Ich war gefangen und es gab keinen Ausweg. Unter Tränen schlief ich an dieser Nacht ein beschloß entgültig nur noch Darios Liebesdiener und ihm treu ergeben zu sein, egal wie sehr ich auch meinen Stolz verlieren würde. Wonach mein Herz eigentlich verlangte war unnahbar für mich. Kapitel 21: Silvo offenbart sich -------------------------------- Die Tage darauf waren für mich nur noch reinste Folter. Wenn Valo mir in die Quere kam, wurde ich rot vor Scham und verschwand schnellstmöglich um die nächste Ecke. Cecilia hatte auch schon lange nicht mehr mit mir geredet und Silvo warf mir ab und an mal einen Blick zu, den ich nicht einordnen konnte, ob er jetzt freundlich oder bösartig gemeint war. Mir ging es jedenfalls immer schlechter in den darauffolgenen Tagen. Durch die ganze Verzweiflung und dem vielen Sex bekam ich häufig Hustanfälle und mir wurde schwindelig. Wenn Dario mich fragte, ob alles in Ordnung mit mir war, antwortete ich natürlich mit ja und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Schließlich sollte mir der ganze Druck zum Verhängnis werden. Es war am regnen als Dario uns allen an einem Tag erklärte, dass die nächste Zeit eine sehr besondere Persönlichkeit auftauchen würde, die womöglich viele Gelder in den Zirkus einfließen lassen würde und bis dahin sollte der Zirkus tip top aufgeräumt sein. Natürlich befolgte jeder diesen Rat, doch alle straften mich mit Ignorranz und mir wurde das Herz immer schwerer. Am gleichen Tag wollte ich nun endlich mit Valo sprechen. Ich hielt diesen Druck nicht mehr aus und wollte ihn zur Rede stellen. Vielleicht würde er ja mit mir reden wenn wir alleine wären. Wir waren doch Freunde. Ich wollte gerade sein Zimmer betreten, da kam Amaris aus Valos Zimmer getreten. Ich blickte erschrocken zu ihm hoch, doch er musterte mich nur mit einem Blick voller Zorn und Abschaum. Ich hatte das Gefühl, dass sein Blick mich am liebsten töten wollte. Ich blickte beschämt zu Boden. „Was willst du hier, Ari?“ Ich konnte nur flüstern. „Ich...wollte zu Valo. Ich...wollte mit ihm sprechen.“ Er musterte mich mit wütenden Blick. Er baute sich vor mir auf und betrachtete mich als ob ich minderwertig sei. „Valo will dich aber nicht sehen! Er will überhaupt nicht mehr mit dir reden! Ich soll dir von ihm sagen, dass du dich in Zukunft von ihm fernhalten sollst! Du bist ihm nämlich zu wider geworden! Und du nennst dich Freund? Pah, das ich nicht lache! Du bist einfach nur bemitleidenswert! Ich verachte dich! Komm mir oder Valo am besten nicht mehr in die Quere!“ Ohne ein weiteres Wort ging er weiter. Ich blieb starr da stehen und merkte nur einen tiefen Riss in meinem Herzen. Ich konnte nicht mehr. Ich hielt es nicht mehr aus. Es ging alles viel zu schnell. Meine Kehle schnürrte sich zu, mein Hals wurde trocken, ich bekam keine Luft mehr. Ich röchelte, der Schweiß brach bei mir aus und die Hitze stieg mir in den Kopf. Alles verschwamm vor meinen Augen. Ich hatte keinen Halt mehr. Meine Beine ließen nach. Ich fiel zu Boden. Ich brach zusammen. Ich wusste nicht, wie lange ich das Bewusstsein verloren hatte aber ich bemerkte, dass ich dröhnende Kopfschmerzen hatte und meine ganzen Knochen weh taten. Ich wollte mich aufrichten, doch eine sanfte Stimme bat mich liegen zu bleiben und zur meiner Verwunderung war sie für ihre Verhältnisse wirklich sanft. „Bleib bitte liegen! Du hast hohes Fieber. Du bist zusammengebrochen. Ich habe dich in dein Zimmer gebracht. Dario müsste auch gleich kommen.“ Ich öffnete vorsichtig die Augen und sah...Silvo vor mir sitzen. Sein Blick war gesenkt, dennoch sah er traurig aus. Ich brachte kein Wort hervor. „Überanstreng dich bloß jetzt nicht. Du kannst froh sein, dass ich dich hierher gebracht habe. Ich kann dich nämlich immer noch nicht so ganz leiden.“ Ich konnte nur lächeln. Ich sah auf meine Knie und und krallte meine Hände ins Bettlaken. „Er...wollte mich nicht sehen. Valo, er will mich nicht sehen. Sind wir etwa...sind wir etwa keine Freunde mehr? Will er mich nicht mehr als seinen Freund haben?“ Silvo blickte mich verwundert an. Dann wurde sein Blick verständnisvoll. „Ich weiß nicht, was geschehen ist aber ich soll dir von Valo ausrichten, dass es dir bald wieder besser gehen soll. Er war, nachdem du zusammengebrochen warst, kurz hier und hat nach dir gesehen. Er sah aus als hätte er geweint und sagte nur, dass er dir gute Besserung wünscht.“ Einerseits freute ich mich, andererseits dachte ich daran, dass er das bestimmt nur so gesagt hätte um mich ins gute Gewissen zu wiegen. Tränen rannen mir langsam über das Gesicht, doch ich versuchte sie zu verbergen. „So ist das also. Er war also hier.“ Silvo schwieg, dann wandte er das Wort wieder an mich ohne mich dabei anzugucken. „Es geht um Dario, nicht wahr? Ich weiß, was zwischen euch ist. Ich weiß es ganz genau.“ Mein Blick glitt beschämt zu Boden. „Aber Ari, ich finde, dass das nichts ist, wofür du dich schämen brauchts. Weißt du, für die anderen ist Dario nur der grausame Sklaventreiber aber für mich nicht. Für mich ist Dario einer der liebsten und gütigsten Wesen, die es gibt.“ Ich lauschte ihm und blickte ihn verwundert an. Es schein, als ob sich Silvo mir endlich öffen wollte. Er blickte zu Boden. „Weißt du, als ich noch ganz klein war, bin ich in den Wald gerannt. Ich war unvorsichtig und lief genau einem Wolf entgegen. Ich wollte fliehen, doch er hatte meine Fährte bereits gewittert und verfolgte mich, bis ich nicht mehr weiter konnte und an einem Abgrund stehen blieb. Er kam immer näher und ich hatte panische Angst. Gerade als er sich auf mich stürzen wollte, ging mein Vater dazwischen. Er musste meine Schrei gehört haben und war mir gefolgt. Er lieferte sich einen erbitterten Kampf mit dem Wolf, doch er war nur ein Mensch. Er wurde von dieser Bestie vor meinen Augen zerfleischt. Es war ein grauenvoller Anblick. Ich hatte das Geschehen aus einem Gebüsch verfolgt und trat erst der Leiche meines Vaters näher als der Wolf verschwunden war und sich an dem Fleisch meines Vaters satt gefressen hatte. Mit Schmerz sah ich zu seinen aufgerissenen Augen runter. Es war furchtbar, ich wusste nicht, was ich tun sollte. Verloren ging ich durch den Wald bis ich auf den Pfad des Black Widow Circus stieß. Als ich ihm näher kam trat dieser Mann an mich heran. Es war Dario. Ich hatte erst Angst vor ihm, doch dann sah ich, dass er...“ Er schwieg einen Moment. Ich sah dass er hart schluckte und Tränen seine Wangen benetzten. „Er sah meinem Vater so ähnlich. Er reichte mir die Hand ich und nahm sie dankbar entgegen. Er bot mir ein Leben als Artist in seinem Zirkus, ich musste mich aber mit Leib und Seele ihm verschreiben und dies tat ich. Er verwandelte mich zwar in diese Bestie aber ich beschloß seid dem Tag Dario zu beschützen. Er hatte mich aus der Dunkelheit befreit und dafür stand ich in seiner Schuld.“ Plötzlich blickte er mich an als ob er unbedingt mit seinen Worten zu mir durchdringen wollte. Sein Blick war starr auf mich gerichtet. „Verstehst du es nun, Ari? Die anderen tun ihm unrecht! Dario ist kein böser Mensch, sonst hätte er mich doch nicht gerettet. Er war wie ein Vater zu mir, deshalb kann ich es auch nicht leiden wenn jemand abfällig von ihm spricht und deshalb habe ich auch Amaris abgestochen damals. Er sagte, Dario wäre ein Mörder und ein Dämon. Ich konnte mir das nicht anhören, ich verlor die Kontrolle. Bitte, Ari, du musst mir glauben! Man muss Dario einfach nur richtig kennenlernen! Gerade du, der ihm so nahe steht, solltest das tun! Bitte versuch es zumindestens, meintewegen! Ich bitte eigentlich nie jemandem um einen Gefallen aber bei dir tu ich es weil du noch menschlich bist. Ich habe dich immer dafür verurteilt gerade weil du noch ein Mensch warsrt aber nun bitte ich dich inständig, hilf Dario! Bleib bei ihm! Ich bitte dich, sein Herz ist einsam und kalt und deshalb verschließt er sich vor uns. Du bist der einzige, der zu ihm durchdringen kann. Bitte, öffne ihm dein Herz!“ Seine Stimme bebte, seine Bitte klang wie verzweifeltes Flehen, doch ich nahm seine Hände und lächelte schwach. Ich wollte ihm diese Bitte nicht abschlagen. „Wenn du das willst, dann tue ich das. Für dich. Ich werde versuchen ihm näher zu kommen und...sein Herz mit Licht und Wärme füllen.“ Er antwortete nicht aber er nickte leicht. Plötzlich wurde der Vorhang beiseite gerissen und Dario stand aufgebracht im Rahmen. Er sah mich und stürzte auf mich zu. Sofort legte er seine Arme um mich und drückte mich feste an sich. Ich war verwirrt. Sein Körper zitterte und er klang als ob er weinen würde. „Oh Gott, Ari, was ist nur passiert? Ist es meine Schuld? Ich habe gehört, was passiert ist! Wenn es meine Schuld ist, sag es mir! Wie konnte das nur passieren? Es tut mir so leid! Ich hätte für dich da sein sollen! Bitte, werde schnell wieder gesund!“ Silvo verließ den Raum mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Ich legte auch meine Arme um Dario und weinte leise an seiner Schulter, doch ein Lächeln lag auf meinen Lippen. Ich spürte diese sanfte Wärme von ihm und wollte gerade nicht losgelassen werden. Er hatte sich Sorgen um mich gemacht und das freute mich. „Danke, Dario, dass du dich um mich gesorgt hast.“ Ich beschloß die nächsten Tage im Bett zu bleiben aber in mir regte sich ein neuer Hoffnungsschimmer und irgendwie erfasste ich neuen Mut und mich umgab neue Kraft. Ich wollte wieder aufstehen und die Bitte von Silvo erfüllen. Darios Herz öffnen, das war mein Ziel. Kapitel 22: Hoher Besuch ------------------------ Ich wurde schneller wieder gesund als ich dachte. Wenn mich Dario gerade nicht beanspruchte oder einer der anderen, ging ich am helligtem Tage raus auf die Wiese und ließ ich ins Gras fallen. Dann beobachete ich die Vögel am Himmel und die Wolken, die vorbeizogen. Ich musste an meine Mutter denken. Zu der Zeit fehlte sie mir am meisten. Es war schlimm nicht die ganze Wahrheit über sie zu wissen und warum der Zirkus sich in solch ein Höllentheater verwandelt hatte. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich schloß die Augen. Die Wärme tat meinem Kopf gut und ich merkte, wie langsam meine Kopfschmerzen nachließen. In ein paar Tagen würde es mir wohl wieder vollkommen besser gehen und ich würde mich auskuriert haben. Gedankenverloren merkte ich gar nicht, dass Cecilia zu mir angerannt kam und sich über mich beugte. Ich wunderte mich warum plötzlich so ein großer Schatten über meinem Gesicht war und ihre Haare, die dabei nach vorne gefallen waren, kitzelten so sehr meine Nase, dass ich niesen musste. „Gesundheit. Hey, du Schlafmütze, Dario will, dass wir alle in die Manege kommen. Er erwatrtet wohl einen ganz wichtigen Gast und dafür sollten wir uns alle im Zelt einfinden. Also steh auf und beweg deine müden Knochen!“ Sie lächelte mir zu und zwinkerte und ich raffte mich auf als sie schon wieder auf dem Weg zum Zelt war. Lustlos schlenderte ich zurück zum Zelt und hörte schließlich aus der entgegengesetzten Richtung Hufe galoppieren. Ich blickte auf und sah in der Ferne eine schwarze Kutsche, die sich dem Zirkus schnell näherte. Es waren beachtliche Pferde, die die Kutsche zogen, dennoch machte sich, in dem Moment wo die Kutsche an mir vorbeirauschte, eine kalte und unheimliche Atmosphäre breit. Ich bekam ein unangenehmes Gefühl im Magen und dachte, dass das sicher nichts Gutes heißen würde. Schnellstmöglich ging ich zurück zum Zelt und sah gerade, wie die Kutsche vor dem Eingang halt machte, sich die Türen öffneten und ein sehr düsterer Mann ausstieg. Ich sah ihn gebannt an und er warf mir einen schnellen Blick zu als er die Stufen der Kutsche hinabstieg und mit wehendem schwarzen Umhang den Zirkus betrat. Ich erschrak plötzlich als Silvo hinter mir stand und mich ungeduldig ins Zelt drückte. „Schnell, Ari. Was stehst du noch hier so rum? Komm schon, Dario wartet schon!“ Ich kicherte nur und lief mit ihm in die Manege, wo sich auch die anderen Artisten schon eingefunden hatten. Valo würdigte mich mal wieder keines Blickes, als er mich sah, blickte er nur verlegen weg und auch Amaris warf mir nur wieder zerstörerische Blicke zu. Ich setzte mich zwischen Cecilia und Silvo und wartete ab. Dario trat schließlich aus seinem Zimmer, schnieke und edel gekleidet in seinem besten Anzug und trat näher. Er wirkte etwas nervös und zugleich erfreut. Dennoch spürte ich, dass seid dieser Mann die Manege betrteten hatte, eine drückende Stimmung herrschte. „Levo, mein guter alter Freund. Es ist schön euch wiederzusehen! Ich heiße euch im Black Widow Circus herzlich Willkommen! Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Reise!“ Der Mann nahm seinen Zylinder und Mantel ab und reichte sie an einen seiner Diener weiter. Ich konnte es nicht fassen! Wie sich meine Vermutung bestätigt hatte, es war der Mann, mit dem sich Dario nach dem Maskenball unterhalten hatte. Auf den ersten Blick sah er sehr hübsch aus. Er hatte lange brünette, leicht gewellte Haare, smaragdgrüne Augen und eine schöne Haut. Sein linkes Auge zierrte ein komplett vergoldetes Monokel und wie Dario trug er einen hölzernen Gehstock bei sich. Er lächelte sanft in die Runde, doch hatte er eine mysteriöse Ausstrahlung. „Dario, mein lieber, ich freue mich sehr hier zu sein. Die Reise war sehr angenehm, doch ich muss getehen, wie immer sehr weit und langatmig .Ich habe bereits gesehen, das ist also deine berühmte Truppe von Artisten. Wirklich beeindruckend.“ Seine Stimme war etwas heller als die von Dario, dennoch lag in ihr etwas, was mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Auch die anderen blickten eher zurückgezogen drein. „Meine lieben Artisten, darf ich euch einen guten Freund von mir vorstellen? Das ist Levo Octavian. Er ist der Geldgeber des Zirkus und ist heute hergekommen, um uns ein Angebot zu unterbreiten. Da es euch alle betrifft, habe ich euch extra alle zusammengerufen.“ Ein Angebot? Ich hatte ein ungutes Gefühl und sogar Silvo fing misstrauisch an zu fluchen. „Ich bin davon überzeugt, dass es ein Angebot ist, dass ihr nicht abschlagen könnt. Und zwar habe ich lange mit eurem Direktor darüber nachgedacht und kam zu dem Entschluss ein Theater aus eurem geliebten Zirkus zu machen. Warum, fragt ihr euch jetzt sicher. Ganz einfach. Ich habe euch desöfteren bei euren Auftritten zugesehen und bin zu dem Entschluss gekommen, dass hier eine Veränderung nicht schaden würde. Ein Theater für angesehende, reiche Persönlichkeiten. Mit so vielen begabten Artisten wäre das gar kein Problem. Natürlich würde ich dafür das Geld in den Umbau fließen lassen.“Ich stand auf. Alle sahen mich an und ich wusste selber nicht, wie mir geschah doch dann fand ich meine Worte und sie waren nicht gerade das, was dieser Octavian gerne gehört hätte. „Tut mir leid wenn ich sie mit meiner Reaktion so überrasche, verehrter Octavian, aber haben sie schon mal darüber nachgedacht, ob das auch in unserem Sinne ist? Ich habe jetzt viele Monate diese Artisten beobachtet und bewundere ihre Leistungen. Ich möchte damit sagen, und ich hoffe, dass ich somit für die meisten Anwesenden hier spreche, dass wir keine Änderung vornehmen sollten. Der Zirkus exitsiert jetzt schon seid 24 Jahren in all seiner Pracht. Die Auftritte waren immer zufriedendstimmend für unsere Zuschauer, also warum sollte sich jetzt etwas ändern?“ Ich sah, wie Darios Gesicht einschlief und die anderen mich mit erstarrten Blicken musterten. Ein Raunen ging durch die Umstehenden aber davon ließ ich micht nicht beeinflussen. Warum, in alles in der Welt, sollte sich jetzt etwas ändern? Ich wollte etwas dagegen tun denn so wie es ist, so war es meiner Meinung nach gut. Der Mann musterte mich scharf und ging mit langsamen Schritten auf mich zu bis er genau vor mir stand und mir mit seinen smaragdgrünen Augen ins Gesicht sah. Mit leiser Stimme sprach er zu mir. „Ich kenne dich. Dario hatte mir viel von dir erzählt. Du bist Ari, sein Werk. Du hast wirklich Mut und du kannst dich glücklich schätzen, dass ich viel von deinem schauspielerischen Talent schätze und anerkenne aber deine Art mir gegenüber zu treten, lässt dennoch sehr zu wünschen übrig. Möchtest du etwa behaupten, dass mein Vorschlag dir unnötig erscheint?“ Ich fand meine Stimme nicht. Seine Augen hypnotisierten mich. Ich wich seinem Blick aus, doch dann griff er mich grob am Kinn und zwang mich somit ihn anzusehen. „Was für prachtvolle Augen du hast. Sie sind rein und doch so voller Sünde und deine Haare sind so rot wie Blut. Du bist wirklich verlockend.“ Ich konnte aus den Augenwinkeln sehen, dass Dario irgendetwas sagen wollte, es dann aber doch nicht tat. Man sah ihm aber an, dass er die Situation nicht gut fand. „Ich denke, Dario, wir werden noch ins Geschäft kommen. Gehen wir in dein Zimmer, ich habe einiges mit dir zu besprechen.“ Als er gegangen war, warf ich dem Kerl einen zornigen Blick hinterher. Ich hatte das Gefühl, dass er nichts gutes im Schilde führte und ich nun darunter leiden musste. Cecilia hüpfte munter auf mich zu und klopfte mir freudig auf die Schulter. „Hey, das hast du gut gemacht, Ari. Hätte nicht gedacht, dass sich jemand für unseren Zirkus so einsetzen würde. Aber findest du nicht auch, dass der Mann sehr gruselig ist? Also ich finde, er hatte etwas merkwürdiges an sich.“ Ich nickte einfrig und stimmte ihr zu. Ich sah nur nachdenklich in die Richtung von Darios Zimmer und hatte das Gefühl, dass dies kein gutes Ende für die Artisten und für mich nehmen würde. Kapitel 23: Aris Erkenntnis und Abschied ---------------------------------------- „Levo und ich sind ins Geschäft gekommen. Wir werden den Zirkus so lassen, wie er ist. Er wird und zwar finanziell unterstützen aber...er hat eine Bedingung gestellt.“ Ich ahnte nichts gutes als Dario dies am Abend verkündete. Einige waren sicher froh, dass alles so blieb wie es war, ich jedoch hatte das Gefühl, dass die Sache einen Haken hatte. „Ari, du wirst morgen früh mit Levo mitgehen. Als Gegenleistung habe ich dich an ihn verkauft.“ Ich spürte, wie mir ein schmerzvoller Schnitt das Herz zeriss. Das hatte er jetzt nicht gerade wirklich gesagt? Ich konnte nichts sagen, bis Cecilia plötzlich wutentbrannt aufstand und schrie. „Aber das kann er nicht machen! Ari ist, wie auch wir alle, ein Teil des Black Widow Circus. Ohne ihn wäre es nie mehr wie vorher! Wie können sie nur so grausam sein? Nur für Geld? Ist das alles, was bei ihnen zählt? Ich dachte, Ari bedeutet ihnen was!“ Dario blickte sie zornig an und alle Blicke waren auf sie gerichtet. Er schritt auf sie zu und blickte ihr tief in die Augen. „Was Ari und mich angeht, hat mit dir oder den anderen rein gar nichts zu tun. Halte dich gefälligst aus Angelegenheiten heraus, von denen du keine Ahnung hast! Du verstehst das einfach nicht! Ich habe mich entschieden und damit war es das! Und jetzt halt gefälligst deinen vorlauten Mund!“ Ich sah nur noch, wie Cecilia ihm vor die Füße spuckte. Sofort erwiderte Dario dies mit einer Ohrfeige und ich zuckte zusammen. „Du bist widerlich, Dario! Damit war es das, sagst du also? Dann war Ari dir die ganze Zeit nichts wert? Sei doch ehrlich, du hast ihn doch sowieso nur für deine Triebe ausgenutzt und in ihm einen Ersatz für deine verlorene Liebe gesehen! Aber weißt du was? Du hast überhaupt keine Ahnung von der Liebe! Du bist jämmerlich! Ich verabscheue dich! Fahr zur Hölle, du elender Sklaventreiber!“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und rannte davon. Innerlich war ich glücklich darüber, dass sie sich so für mich eingesetzt hat, dennoch schien es nichts genützt zu haben. Die anderen gingen schweigend davon, wobei Valo mir einen sehnsüchtigen Blick zuwarf und dann in seinem Zimmer verschwand. Dario räusperte sich und rückte verlegen seinen Zylinder zurecht. Ich stand immer noch wie versteinert da und hatte den Blick zum Boden gesenkt. Innerlich kochte ich vor Wut und ballte die Fäuste. „Dann war es also alles gelogen? Alle Mühe, all die Nächte, die wir zusammen verbracht haben? Alles vorbei? Du hast mich wirklich nur benutzt? Du bist grausam! Du spielst mit mir wie es dir gerade beliebt! Zwei Jahre lang hast du mich also nur für deine Triebe benutzt und dich mit meinem Körper vergnügt, wie es dir gerade gepasst hat! Denkst du, ich war glücklich damit? Denkst du, mir hätte das etwa nichts ausgemacht? Und nun, einfach so, verkaufst du mich an deinen besten Freund, nur um deinen verdammten Zirkus am Leben zu erhalten? Ich versteh schon, du hast genug von mir und willst mich einfach nur weiterreichen! Du reichst mich rum wie eine Hure und das nur für Geld! Weißt du was, mir reicht es! Deine Art ist unausstehlich! Du handelst immer nur so, wie es dir am besten passt und denkst dabei nie an andere! Ich dachte, ich bedeute dir was aber da habe ich mich wohl getäuscht! Ich habe mich...von deiner Leidenschaft gefangen nehmen lassen, ich Idiot! Ich war ja selber schuld! Vielleicht ist es gut wenn ich wieder weggehe! Dann kann ich wieder ein normales Leben führen! Aber glaub ja nicht, dass ich jemals wieder zurückkommen werde! Ich war ja für dich sowieso nur ein Ersatz für meine Mutter, also warum sollte ich zurückkommen?“ Ich sah, wie Dario beschämt zu Boden sah. Er war rot angelaufen und ich hatte immer mehr meine Stimme gehoben. Meine Stimme bebte und ich spürte, wie mir heiße Tränen die Wangen runterliefen. Ich war wie am Boden zerstört. „Manchmal muss man einfach tun, was ein Mann tun muss! Und mir war es lieber diese Bedingung zu erfüllen als dass ich mein Lebenswerk aufgeben müsste, für das ich so lange gearbeitet hatte! Ich hatte keine andere Wahl, Ari!“ Ich holte aus und schlug ihm mit voller Wucht mitder Faust ins Gesicht. Er torkelte benommen einen Schritt nach hinten und fasste sich an die Wange. Er schnekte mir nur einen überraschten Blick. „Ach was, keine Wahl! Du bist doch einfach nur feige! Denkst du etwa, ich hätte es nicht gemerkt? Ich habe doch die Angst in deinen Augen gesehen als er dich angesehen hat! Du hast doch panische Angst vor ihm, geb es doch zu!“ Er antwortete nicht, doch da fiel mir plötzlich ein ganz dummer Gedanke ein. „Angst? Moment mal, jetzt weiß ich es! Das war die Bedingung! Die Bedingung, um mich in ein vollkommenens Mitglied zu verwandeln, bestand darin mich in das zu verwandeln, wovor ich mich am meisten fürchten würde! Wie konnte ich nur so dumm sein? Warum bin ich nicht früher darauf gekommen? Valo, Silvo, Cecilia...sie alle hatten Angst vor irgendetwas und du hast sie zu dem gemacht, was sie jetzt sind gefangen in ihren eigenen Ängsten! Sag mal, Dario, schämst du dich denn gar nicht? Du bist jämmerlich! Du übst einfach nur deine Macht auf andere aus um zu zeigen, wie stark du eigentlich bist, dabei bist du nicht anders als jene, die Angst haben! Du bist schwach, wenn nicht sogar schwächer!“ Ich sah nur, wie er seinen Blick von mir abwandt. „Sei still, sei einfach still!“ Nein, ich ließ jetzt nicht locker. Ich hatte die ganze Zeit geschwiegen, jetzt musste es raus. „Ach, kannst du etwa die Wahrheit nicht vertragen? Das ist ja noch schöner! Weißt du, warum du mich nicht verwandeln konntest? Na? Ganz einfach!“ Und dabei kam ich ihm ganz nah. Ich flüsterte es zu ihm als ob ich etwas ganz geheimnisvolles offenbaren würde. „Weil ich keine Angst habe! Ich fürchte weder Tod, noch Teufel! Ich kenne keine Angst weil ich mich meinen Ängsten stelle! Ich bin sogar stärker als du! Sieh dich jetzt nur mal an! Weißt du was? Ich verschwende nur meine Zeit mit dir! Ich gehe und denke ja nicht, dass ich wiederkomme! Du willst, dass ich gehe? Schön, nichts lieber als das! Und das hier kannst du auch wiederhaben!“ Wütend warf ich ihm die Brosche meiner Mutter vor die Füße. Ohne ein weiteres Wort rannte ich in mein Zimmer und fing an, meine Sachen zusammen zu packen. Mir liefen immer noch Tränen über das Gesicht und ich fragte mich, ob ich Dario in der ganzen Zeit, wo ich hier gewesen war, überhaupt etwas bedeutet habe. Mein Herz schmerzte. Ich konnte nicht klar denken und war einfach nur wütend. Unter Tränen war ich an diesem Abend eingeschlafen. Als der Tag anbrach, war ich schon viel zu früh angezogen und bereit für die Abreise. Ich zog mich schnell an und wollte einfach nur noch fort als plötzlich Valo in der Tür stand. Ich würdigte ihn keines Blickes und packte einfach nur meine restlichen Sachen. „Ari, du darfst nicht gehen! Wenn du jetzt gehst, dann...“ Ich blickte ihn wütend an. „Dann was? Du warst doch derjenige, der mich die ganze Zeit ignorriert hatte und kein Wort mit mir geredet hatte. Also was willst du mir jetzt noch sagen?“ Ich sah Tränen in seinen Augen. „Ich will nicht dass du gehst weil du...weil du mein Freund bist. Mein bester Freund.“ Ich schüttelte ungläubich den Kopf. „Ach komm, hör doch auf. Denkst du, ich hätte über deine Gefühle mir gegenüber nicht bescheid gewusst? Mach dir doch nichts vor, ich weiß genau, was du für mich empfindest. Ich habe dich belauscht.“ Er sah mich mit großen Augen und Röte im Gesicht an, doch konnte er sich nicht äußern. Von draußen hörte ich, wie Levo mich zur Abfahrt rief und ich nahm meinen Koffer. „Leb wohl, Valo. Denk mal über dein Verhalten nach wenn ich weg bin, mein Freund.“ Ich ging an ihm vorbei ohne ihn nochmal eines Blickes zu würdigen, wobei mir selber das Herz so schmerzte und ich ohne noch einmal Dario oder die anderen anzusehen in die Kutsche stieg. Ich sah raus und erblickte Silvo, der mich mit traurigem Blick und Kopfschütteln musterte. Er war der einzige, der mir leid tat neben Cecilia. Ich hätte so gerne seine Bitte erfüllt, nun konnte ich das Versprechen, was ich ihm gegeben hatte, noch nicht mal halten. Ich starrte auf meine Knie und wartete, bis Levo einstieg und die Kutsche sich in Bewegung setzte. Ich warf keinen Blick zurück als wir den Wald ansteurten aber innerlich schrie ich meinen Schmerz hinein und versuchte angestengt nicht zu weinen. Seid langem spürte ich mal wieder eine unendliche Einsamkeit und ich gab es nur ungerne zu aber in Wirklichkeit wäre ich am liebsten ausgestiegen und zurückgerannt. Meine Freunde und sogar Dario, sie alle fehlten mir jetzt schon. Kapitel 24: Ankunft in Bistritz ------------------------------- Die Stadt, die wir ansteuerten, nannte sich Bistritz, einer der schönsten Städte in Rumänien. Ein wenig erinnerte sie mich an meine Heimatstadt, nur war dieser hier etwas kleiner und ein Fluss durchzog das Stadtzentrum. Ich konnte die Aussicht gar nicht genießen, da ich die ganze Zeit an Dario und den Zirkus denken musste. Ich gab es nur ungerne zu aber ich wollte wieder zurück. Wenn Levo mit mr ein Gespräch anfangen wollte, nickte ich nur zustimmend und zeigte mit meiner Reaktion eher Desinteresse. Dabei erzählte er mir so einiges über die Sehenwürdigkeiten der Stadt, unteranderem dass 1470 eine Kirche hier gebaut worden war mit einer Höhe von 75 Metern. Die Kirche erinnerte mich ein wenig an die schwarze Kirche in Kronstadt, nur fand ich unsere viel eindrucksvoller. Als wir Levos Anwesen erreichten, staunte ich dennoch nicht schlecht. Es war ein riesiges Anwesen mit vielen Fenstern und Terassen. Hie und da standen diverse Pflanzen und am Eingang wurden wir freundlich von einer seiner Dienerinnen begrüßt. Sie verbeugte sich und gewährte uns Einlass. „Willkommen, junger Herr. Fühlen sie sich wie Zuhause.“ Ich staunte nicht schlecht über diese unglaubliche Architektur des Hauses. Die Inneneinrichtung war unglaublich. „Entschuldigen sie, junger Herr, dürfte ich euch euer Gepäck und euren Mantel abnehmen?“ Die Stimme klang sehr freundlich und ich wandte mich zu ihr. Die Stimme gehörte einer von Levos Dienern. Es war ein Junge ungefähr in meinem Alter und ein paar Centimeter kleiner als ich. Er hatte volles schwarzes Haar, die ihm bis zum Steißbein reichten und einen Mokkaton als Hautfarbe. Seine Augen waren in tiefes Braun gehüllt und er hatte ein liebevolles Lächeln aufgesetzt. „Darf ich vorstellen, Ari? Das ist Emilian, mein Hausdiener. Er wird sich um dein leibliches Wohl kümmern. Wenn du etwas brauchst, ruf ihn einfach.“ Ich nickte. Emilian verbeugte sich. „Es ist mir eine Ehre. Bitte folgen sie mir, ich zeige ihnen ihr Zimmer.“ Das Haus war riesig. Hätte Emilian mir nicht den Weg gezeigt, hätte ich mich sicher verlaufen. Das Zimmer, in dem ich untergebracht wurde, hatte ein riesiges Bett am Fenster. Die Fenster ersteckten sich von der einen Seite bis zur anderen Seite des Raumes und ich hatte eine herrliche Aussicht auf die Stadt und die weiten Felder. „Fehlt euch etwas, junger Herr oder ist es ihnen recht so? Ich kann ihnen auch gerne ein anderes Zimmer zur Verfügung stellen wenn dieses ihnen hier nicht zuspricht.“ Ich wandte mich zu ihm um und lächelte zufrieden. „Danke, Emilian, das Zimmer ist vollkommen in Ordnung. Aber bitte tu mir einen Gefallen und nenn mich einfach Ari. Ich bin doch selber in deinem Alter.“ Der Junge errötete leicht und verbeugte sich. „Verzeiht, mein Herr aber das steht mir nicht zu. Es ist mir nicht erlaubt, die Gäste des werten Herr Octavian zu duzen. Und bitte verzeihen sie, wenn sie bis jetzt keine Wünsche mehr haben, so empfehle ich mich nun. Das Abendessen muss vorbereitet werden. Bitte entschuldigen sie mich.“ So schnell, wie wir hergekommen waren, so war er auch wieder verschwunden. Ich blickte noch eine lange Zeit aus dem Fenster und dachte darüber nach, wie es den anderen wohl gehen würde und ob sie an mich dachten. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als Levo selbst in all seiner Pracht das Zimmer betrat und sich neben mich stellte. Ein angenehmer Duft von Parfüm ging von ihm aus. Anscheinend hatte er eine Vorliebe für Aramis. „Nun, mein werter Ari, gefällt es euch? Ein Zimmer mit herrlicher Aussicht auf die Stadt. Von hier aus könntet ihr schnell in die Stadt wenn ihr ein paar Erledigungen hättet aber geht am besten nur mit Emilian zusammen. Verzeiht meine Aufdringlichkeit, ich möchte nur, dass es euch so gut ergeht wie möglich. Ich möchte nicht, dass meine Gäste sich unwohl fühlen.“ Ich starrte wie benommen aus dem Fenster. Ich merkte, dass Levo mich besorgt ansah. „Bitte, ihr müsst meinem Freund Dario verzeihen. Eigentlich...war es eher meine Schuld dass ihr jetzt hier seid. Ich habe so eindringlich auf ihn eingeredet euch zu haben, dass er nur noch einwilligte und euch mir überließ. Ihr müsst wissen, ich bin ein einflussreicher Mann und habe sehr viele Vorlieben.“ Er zog mein Gesicht leicht zu sich. Ich sah ihm ausdruckslos in die Augen. „Ihr seid wie ein ungeschliffener Diamant in meiner Krone, ein kostbares Kunstwerk in meiner Sammlung. Ari, ihr seid einzigartig, ich musste euch einfach haben.“ Unbeeidruckt schob ich sanft seine Hand beiseite, worauf er mich überrascht ansah. „Also bin ich für euch auch nichts anderes als ein Besitz, ein Gegenstand um eure Lust zu befriedigen. Tut mir leid aber auf eure Höflich- oder Nettigkeiten kann ich verzichten. Mit eurem Verhalten seid ihr nicht anders als Dario selbst. Und nun verzeiht, ich möchte mich gerne noch etwas frisch machen vor dem Abendessen.“ Ich drehte ihm den Rücken zu. Ich wusste, dass ich ihn gerade in seinem Stolz gekränkt habe aber das war mir recht so. „Bedauere euch enttäuschen zu müssen aber ich bin keinesfalls wie mein Freund Dario. Ganz im Gegenteil, ich bin in Längen und ganz und gar im Weiten anders als er. Und nun lasst euch Zeit, ich werde mich nach dem Abendessen erkunden, bitte entschuldigt mich.“ Als er den Raum verlassen hatte, ließ ich mich gedankenverloren aufs Bett fallen und fragte mich, ob ich jemals wieder zum Zirkus zurückkehren würde. So wie ich Dario kannte, würde er sicher so skrupellos sein und keinen Finger für mich rühren und vorallem nicht nachdem ich ihm auf so extreme Art und Weise die Wahrheit ins Gesicht gesagt habe. Ich hatte ihn sicher sehr verletzt. Nachdem ich mich umgezogen hatte, holte mich Emilian zum Essen hinunter. Der Speisesaal war in wunderschönes Maragoniholz getaucht, die Wände waren mit goldenen Mosaiken verzierrt und überall hangen diverse Gemälde von berühmten Künstlern oder Malern. Eines musste ich diesem Levo lassen, er hatte Geschmack was Kunst betraf. Ich setzte mich auf den vorgegeben Stuhl und wartete, bis alle Anwesenden sich eingefunden hatten. Levo setzte sich ans Tischende und eröffnete somit das Essen. Ich musste zugeben, von goldenen Gabeln und Messern zu speisen, war ein tolles Gefühl aber es brachte mir nichts. Die angerichteten Speisen waren mehr als köstlich. Es gab Pellkartoffeln, ein Spanferkel, gefüllte Äpfel mit Rosinen und vieles mehr. Emilian kam schließlich zu mir an und wollte mir ein Glas Wein einschenken, doch er schien etwas nervös und schüttete den Großteil daneben und auf meine Hose. Krampfhaft versuchte er sich verzweifelt zu entschuldigen. „Oh Gott, mein Herr, ich bin untröstlich! Verzeiht meine Ungeschicklichkeit! Ich werde das sofort wieder in Ordnung bringen!“ Ich versuchte ihn zu ermutigen, während er schon drauf und dran war die Weinflecken vom Boden und meiner Hose zu wischen.“ „Aber nicht doch, das ist doch nicht nötig! Mach dir dodch keine Umstände.“ Plötzlich hob Levo wütend seine Stimme. „Emilian, hast du wieder den guten Wein verschüttet? Dummes Ding, du bist wirklich zu nichts zu gebrauchen! Sieh zu, dass du das wieder in Ordnung bringst oder dir blüht eine gewaltige Strafe! Du Nichtsnutz, du bist wirklich unverbesserlich! Verzeiht bitte, Ari aber der Junge ist unfähig wie er im Buche steht und ich kann es nicht dulden, dass er mir andauernd meine Gäste erzürnt. Ich bin es einfach nicht gewohnt mit solch unfähigem Personal.“ Ich sah dass sich Emilian wirklich schämte und auch Angst hatte. Ich warf Levo einen widerspenstigen Blick zu. „Bitte verzeiht aber mir macht es nichts aus. Er ist doch auch nur ein Mensch und Menschen machen nun mal Fehler! Ob ich es als schlimm empfinde, ist doch eher die Sache und es macht mir nichst aus.“ Damit war die Sache für mich beendet. Levo zuckte nur mit den Schultern und Emilian verließ augenblicklich den Raum. Nach dem Essen begab ich mich sofort auf mein Zimmer. Es war bereits dunkel und ich wollte ins Bett gehen als Emilian nochmal eintrat. „Verzeiht, wenn ich euch störe aber ich wollte euch nur frische Lsken bringen für das Bett.“ Ich nickte freundlich und bat ihn sie auf den Stuhl neben dem Bett zu legen. „Ach, Emilian, wegen heute, mach dir da nichts draus. Ich finde, du hast es nicht verdient so behandelt zu werden. Ich kann es einfach nicht leiden wenn jemand so mit einem Menschen umgeht.“ Er blickte mich kurz verwundert an, dann sah ich, wie im Röte vor Verlegenheit ins Gesicht zog. „Ihr seid so freundlich, junger Herr. Normalerweise ist Herr Octavian auch nicht so, nur wenn er Gäste im Haus hat. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass er mich tadelt. Es macht mir auch nichts mehr aus.“ Ich schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln. „Das sollte dir aber nicht egal sein und nochmal, nenn mich einfach Ari.“ Er musste kichern. „Nun gut, Ari. Dann wünsche ich euch eine angenehme Nachtruhe.“ Ich hielt ihn nochmal kurz zurück. „Ach, Emilian, würdest du mir morgen die Stadt zeigen? Ich würde gerne etwas mehr über sie erfahren und ich denke, dass du der richtige Begleiter dafür bist.“ Er wurde verlegend rot. „Gerne, wenn du möchtest. Das würde mich freuen.“ „Dann wünsche ich auch dir eine gute Nacht, Emilian.“ Mit einer letzten Verbeugung verließ Emilian das Zimmer. Bevor ich ins Bett ging, schaute ich mir nochmal die Sterne am Himmel an und dachte daran, ob ich jemals zurückkehren würde. Ich gab es ungerne zu aber ich hatte Sehnsucht. Ich wollte nach Hause. Nach Hause zum Black Widow Circus, wo ich hingehörte.“ Kapitel 25: Stadtrundgang mit Emilian ------------------------------------- Die Zeit verstrich wie im Fluge und dennoch wurden die Tage länger und die Nächte ebenso. Ich konnte oft Nachts nicht schlafen, da ich immer und immer wieder an den Zirkus denken musste. Dario und all die anderen, ob sie an mich dachten? Am meisten vermisste ich sogar Valo und das obwohl ich so niedergemacht hatte. Ich gab es auch ungerne zu aber nach Dario hatte ich auch ein wenig Sehnsucht und damit meinte ich nicht seinen Körper. In der Stadt wollten die Tage nicht vergehen. Meistens saß ich schweigend auf der Terasse und beobachete den Himmel und die Wolken, die vorbeizogen. Auch die Stadtbesichtigung mit Emilian musste ich verschieben, da er an dem Tag, wo er mir die Stadt zeigen wollte, für Levo einige Einkäufe erledigen musste und sogar er war traurig darüber. Levo wurde mir in der Zeit immer unsympathischer. Er suchte andauernd einen Grund um den armen Emilian niederzumachen und zu demütigen, doch meistens ging ich dazwischen und verteidigte ihn. Auch mir gegenüber ließ Levo seine spitzen Bemerkungen nicht aus. Für ihn war ich wie eine Maitresse, mit der er am liebsten seine Triebe ausleben wollte und egal, wie nett oder auch höflich er zu mir war, er machte es sich nicht besser bei mir. Wenn ich mit Gegenargumenten kam, hatte er mal wieder etwas sehr weit seinen Mund aufgerissen, strafte er mich mit zerstörerischen Blicken und ich war einfach nur froh ihm die Leviten gelesen zu haben. Emilian war jedesmal froh wenn ich mich für ihn einsetzte und wurde merkwürdiger Weise immer rot wenn er mich sah. Zudem schien er die gemeinsame Zeit mit mir zu genießen. Ich verbrachte mehr Zeit mit Emilian, als mit irgendjemand anderem in dem Anwesen, Levo inbegriffen und den konnte ich ja am wenigsten ausstehen. Schließlich kam Emilian eines Tages freudestrahlend zu mir und fragte mich, ob ich Lust hätte mit ihm in die Stadt zu fahren und ob er mir die Sehenwürdigkeiten zeigen könnte. Natürlich sagte ich da nicht nein. Es war mir lieber als mit Levo in die Stadt zu fahren. Ich zog mir schnellstens meinen besten Anzug an und spazierte zusammen mit Emilian durch die Stadt. Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne stand am höchsten Punkt am Himmel und es war angenehm warm, trotzdem trug ich wie immer meinen schwarzen Mantel und Emilian tobte vergnückt an diversen Brunnen und am Fluss rum. Er zeigte mir die herrlichsten Bauwerke der Stadt, fuhr sogar einmal kurz mit mir auf die Weiden und beobachteten zusammen den Sonnenuntergang. In der Stadt kamen wir an einem Süßigkeitengeschäft vorbei, wo ich nicht widerstehen konnte hinein zu gehen. Dabei warf ich einen liebevollen Blick zu Emilian, der vergnügt die Tauben am Brunnen fütterte. Er wirke auf mich wie ein verlorenes Kind, dass keine Freiheiten hatte und sich vor aller Welt verschloß. Ich wollte ihm etwas gutes tun. In dem Laden gab es die köstlichsten Pralinen, die ich je gesehen hatte aber auch die teuersten. Der ganze Laden roch süß nach Schokolade und anderen Köstlichkleiten und ich ließ es mir nicht nehmen für Emilian auch eine kleine Schachtel mit Pralinen zu kaufen. Ich kam mit einem breiten grinsen aus dem Geschäft und Emilian sah mich verwirrt an. „Ari, was hast du denn da?“ Ich hielt ihm die Schachtel direkt unter die Nase und ich sah, wie sich seine Augen vor Freude und Erstaunen weiteten. Er schien sich sichtlich zu freuen und auch ich war glücklich. „Ein kleines Geschenk für dich, du hast es dir verdient.“ Über das ganze Gesicht strahlend sah er mich an und nahm mich in den Arm. „Danke, Ari, vielen Dank! Aber das hab ich doch gar nicht verdient.“ Mir war es egal, was Levo davon hielt. Solange Emilian glücklich war, war ich es auch und sein glückliches Gesicht zu sehen gab mir in der Zeit mehr Kraft als ich dachte und überhäufte mich mit jeglicher Art von Freude. Zusammen saßen wir später noch am Fluss und sahen zusammen auf das fließende Wasser hinab, dass in der Sonne glänzte. Emilian aß vergnügt seine Pralinen vor sich her, während ich einfach nur die Sonne beobachtete und zusah, wie sie langsam hinter dem Horizont verschwand. Ich musste wieder an den Zirkus denken, doch versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „Ein schöner Tag, nicht wahr, Emilian?“ Er lächelte mich an. „Ja, es war wirklich ein schöner Tag. Aber Ari? Ich habe das Gefühl, dass etwas mit dir nicht stimmt. Schon die ganze Zeit nicht seid du hierher zu uns gekommen bist. Hast du Kummer?“ Ich nickte leicht. „Du kannst anscheinend Gedanken lesen. Ja, ich...habe Sehnsucht nach Zuhause. Nach meinem Zuhause. Ich muss die ganze Zeit schon an meine Freunde denken. Sie sind mir in den zwei Jahren, in denen ich bei ihnen war, sehr ans Herz gewachsen und wie eine Familie für mich gewesen. Ich wünschte, ich wäre wieder bei ihnen.“ Plötzlich sank Emilians Blick. Er wirkte traurig und starrte auf seine Knie. „Du hast es gut, Ari. Du hast wenigstens eine Familie. Ich...bin einfach nur Herr Octavians Hausdiener und mehr nicht. Ich werde niemals frei sein können.“ Ich nahm ihn plötzlich in den Arm. Ich wusste, wovon er sprach. So hatte ich mich am Anfang auch gefühlt als ich die ersten Tage im Zirkus verbracht hatte. Plötzlich kam mir einer ganz verrückte Idee aber vielleicht war das der einzige Weg Emilian und mich zu befreien. „Unsinn, sag doch sowas nicht! Hör zu, Emilian! Lass uns zusammen flüchten! Morgen Nacht am besten! Wir gehen von hier weg! Ich nehme dich mit zum Black Widow Circus. Da kannst du glücklich werden! Komm, ich nehme dich mit!“ Verwunderung und blanktes Erstaunen machte sich auf Emilians Blick breit. Doch er wirkte erleichtert. „Das...klingt verrückt aber ich möchte wirklich hier weg. Ari, ich möchte mit dir kommen! Bitte lass mich bei dir bleiben!“ Ich nickte zustimmend und lächelte. Es war ein schönes Gefühl so zu tun, als ob man etwas Gutes tun würde. Ich blickte wieder zum Horizont und sah nur noch wie die letzten Sonnenstrahlen hinter den Wäldern versanken. Vielleicht wäre ich morgen Nacht schon wieder im Zirkus. Ich konnte die morgige Nacht kaum noch erwarten. „Dann bleib bei mir, Emilian.“ Später gingen wir zusammen nach Hause und während wir so zusammen gingen, fühlte ich wahrlich eine Erleichterung in mir. Ich würde all das hier hinter mir lassen und mit Emilian fliehen. Ich hoffte, dass alles so klappen würde, wie ich es mir gedacht hatte. Kapitel 26: Die Rettung ----------------------- Der bevorstehende Abend sollte schneller eintreffen, als ich dachte. Vergeblich wartete ich auf Emilian auf meinem Zimmer, doch es herrschte unheimliche Stille. Im Anwesen regte sich nichts und von Emilian war keine Spur. Ich dachte schon, ich würde vergebens auf ihn warten, doch es dauerte nicht lange als sich die Türe zu meinem Zimmer öffnete und ich mit Verwunderung Levo in mein Zimmer treten sah. Er sah nicht begeistert aus. Er hatte sicher etwas geahnt von unserer Flucht. „Sieh an, da passe ich mal ein paar Sekunden nicht auf euch auf und schon plant ihr eine Flucht zusammen mit meinem Hausdiener! Wie unhöflich von euch, dabei dachte ich doch, dass ich es noch hätte versuchen können euer Vertrauen zu gewinnen. Zum Glück aber...hatte mich meine Diener hinter euch hergeschickt, um euch zu beschatten. Ihr seid so undankbar, mein lieber Ari, dabei hätte ich alles getan, um euch den Aufenthalt hier ein wenig angenehmer zu gestalten und trotz aller Mühen wagt ihr es mich mit solch Undankbarkeit zu belohnen? Verzeiht mir aber ihr seid wirklich eine Schande! Schämt euch!“ Während er dies alles gesagt hatte, war er langsam immer näher auf mich zu gegangen und ich presste mich gegen das hinter mir liegende Fenster. Ein wenig unwohl war mir schon zu mute, doch ich ließ es mir nicht anmerken und trat ihm mutig entgegen. „Ach ja, und das sagt gerade ihr mir, der mich einfach nur für den Mittel zum Zweck gekauft hat? Gebt es doch ruhig zu, es ging bei dem Geschäft doch gar nicht um mich! Ihr hattet einfach versucht Dario Angst zu machen! Sagen sie es doch ruhig, ihr wolltet den Zirkus gar nicht in ein Theater verwandeln, es ging von Anfang an darum Dario unter Druck zu setzen und aus Angst, ihr hättet ihm etwas antun können, hat er mich als Gegenleistung an euch verkauft! Na los, Levo, ich habe euch durchschaut! Zeigt mir endlich euer wahres Gesicht! Ihr macht mir keine Angst und egal, was ihr sagt, ich werde Emilian mitnehmen!“ Ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit und auf einmal begann der Boden unter meinen Füßen zu beben. Levo fing lauthals an zu lachen und warf den Kopf in den Nacken. Ich hörte, wie seine Stimme bebte und sie irgendwie verzerrt klang. Ein ganz unangenehmes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. „Mein lieber Ari, du bringst mich zum lachen! Aber du liegst leider ganz daneben! Ja, ich wollte Dario Angst einjagen aber nur um meinen eigenen Willen! Der Zirkus war gar nicht das, was ich wollte! Es war etwas anderes und jetzt rate mal, wer das war?“ Er warf den Kopf nach vorne und mich erfasste Schrecken. Seine Fingernägel waren zu schwarzen messerscharfen Krallen geworden und das Weiße in seinen Augen war in tiefe Schwärze getaucht. Seine Haare gingen nun bis zum Boden und sein Mund zierrten spitze Zähne. Er sah mich hönsisch grinsend an und kam noch näher bis er sich ganz vor mir aufgebaut hatte und mich mit irrem Blick ansah. „Du warst der Grund, Ari! Du ganz alleine! Du warst es die ganze Zeit!“ Seine Stimme erschütterte das ganze Zimmer und plötzlich spürte ich nur noch einen Schlag, der mir beinahe hätte den Schädel zertrümmern können. Ich fiel benommen zu Boden und spürte nur noch, wie Levo mich packte und aufs Bett schmiss. Sofort drückte er sich auf mich und hielt mir die Kehle zu. Ich konnte nur röcheln und versuchte seine Hände von mir loszureissen, doch ich war zu schwach. Und konnte spüren, wie sich seine Finger immer mehr auf meinen Hals pressten und mich immer mehr die Kraft verließ. Mir wurde schwindelig. „Und, wie gefällt dir das Gefühl gefangen zu sein und kurz vor dem Tode zu stehen? Jammerschade um dich, wirklich! Ich hatte es eigentlich schon die ganze Zeit auf dich abgesehen, auf den Jungen, dem Lilith so wichtig war? So hieß sie doch, diese verdammte Hure, die sich deine Mutter schimpfte! Weißt du, eigentlich hätte ich es nicht so weit kommen lassen müssen wenn du nicht so stur gewesen wärst! Ich habe Dario schon immer das genommen, was ihm am wichtigsten war und nun wird er noch nicht mal sehen, wie du stirbst!“ Ich konnter es nicht fassen! Das war zu viel! Am liebsten hätte ich ihm die Kehle aufgeschlitzt, so einen Hass hatte ich auf ihn! Er hatte Dario ausgenutzt, um an mich ranzukommen und er hatte meine Mutter beleidigt! Aber warum das alles? Plötzlich sah ich, wie Emilian auftauchte im Raum, doch er war nicht mehr der alte Emilian. Seine Augen glänzten bedrohlich rot und er hielt ein Messer in der Hand. Sein Blick war monoton und ausdruckslos. „Nein, Emilian! Halte ihn gefälligst da raus, Levo! Warum tust du das alles?“ Er riss mir das Hemd auf. „Oh, das wirst du noch sehen! Ich habe ihn ein wenig hypnotisiert und wenn ich mit dir fertig bin und meine Lust an dir befriedigt habe, wird er sich als letztes um dich kümmern. So eine hörige Puppe ist doch großartig, findest du nicht? Er mag zwar ein Mensch sein aber er ist schwach wie alle Menschen und Schwäche lässt sich gut kontrollieren! Aber nun zu dir. Du hast einen viel zu schönen Körper, es wäre eine Verschwendung ihn jetzt zu zerschneiden. Deshalb werde ich dich schänden. Wenn ich dich vergewaltigt habe, werde ich dir all deine Kraft nehmen und dann kann sich keiner mehr gegen mich stellen!“ Er drückte mir weiter die Kehle zu. Ich bekam kaum noch Luft und fragte mich, von welcher Macht er wohl geredet hatte. Mir wurde schwarz vor Augen und ich das Atmen viel mir schwer als plötzlich die Scheibe in tausend Stücke zersprang und etwas großes brüllendes auftauchte und Levo brutal aufschlitzte und von mir runterschmiss. Er blieb in einer Ecke liegen und war stark aus dem Bauch am bluten. Überalle war Blut am Boden, es war ein einziges Blutbad und selbst ich war von dem Blut getroffen wurden. Levo blickte uns wütend an und ich betrachtete keuchend die unheimliche Gestalt als ich erkannte, wer mich da gerettetet hatte. Es gab nur einen, der dies schwarze Bestie verkörperte. Es war Silvo in seiner Werwolfsgestalt. „Los, Ari, spring auf meinen Rücken! Ich bringe dich hier weg!“ Ohne ein weiteres Wort tat ich dies. Als er wieder aus dem Fenster sprang, hörte ich Levo nur noch einen wutentbrannten Schrei ausstoßen. „Emilian, halte sie auf! Ich befehle es dir! Töte sie! Töte sie beide!“ Ich sah nur noch, wie Emilian uns anfing mit blitzartiger Geschwindigkeit zu verfolgen. Wir rassten durch die dunkle Stadt bis wir den Wald erreichten. Emilian war uns dicht auf den Fersen und im Rücken sah ich seine blutroten Augen leuchten. Ich hatte ein ungütes Gefühl. Ich musste hart schlucken und mich überkam Panik. Wahrscheinlich würde heute Nacht noch genau das passieren, wovor ich mich die ganze Zeit über gefürchtet hatte. Heute Nacht würde ich sicher einen weiteren Freund verlieren. Die Nacht lag über uns. Ich hörte nur Silvos lautes Keuchen als wir durch den tief schwarzen Wald rannten. Der Mond schien hell und klar am Himmel. Wir rannten auf eine Lichtung zu. Silvos gewaltige Tatzen rammten sich immer und immer wieder in die weiche Erde. Wir schafften es rechtzeitig auf die Lichtung, doch ich spürte plötzlich einen scharfen Schmerz in meinem Rücken und ich fiel von Silvos Rücken, der ebenfalls stürzte. Mir war schwummrig als ich wieder zur Besinnung kam, doch ich spürte warmes Blut an meinem Rücken und der Schmerz stach wie ein Blitz. Ich wandte mich um. Da stand Emilian mit erhobener Klinge in der Hand und sah mich wütend an. „Nein, Emilian! Tu das nicht! Ich bitte dich!“ Er hörte nicht auf mich. Er stürmte auf mich zu und versuchte wieder mich zu erdolchen, doch ich konnte gerade noch ausweichen. Als ich wieder zum Stehen kam, war mir eins klar. Das war mein erster Kampf um Leben und Tod. Silvo war zusammengebrochen und nun lag es an mir. Ich musste Emilian wieder zur Gesinnung bringen und ihn mitnehmen und selbst wenn es mein Leben kosten würde, ich würde Emilian aus der Macht von Levo befreien und ihm seine Freiheit wiedergeben, koste es, was es wolle. Der Kampf sollte hier beginnen und enden. Kapitel 27: Emilians Tod ------------------------ Emilians Blick war hasserfüllt. Seine hypnotisierten, blutroten Augen sahen mich an, als ob er mich jeden Moment zerfleischen wollte. Es war bereits tief dunkel am Himmel und es fiel mir schwer überhaupt irgendwelche Umrisse von ihm auszumachen. Die ganze Zeit ging er um mich herum wie ein wilder Tiger, der seine Beute umstreifte. Die Situation gefiel mir gar nicht, vorallem da die Wunde an meinem Rücken immer stärker blutete und nicht aufhörte. Ein furchtbares Brennen durchzog meine Schulter und der Schmerz war mittlerweile so unerträglich, dass mir ab und an schwarz vor den Augen wurde. Emilian war mir gerade wichtiger als alles andere. Warum musste Levo nur so etwas tun? Warum war er nur so grausam? Emilian war doch auch nur ein Mensch und nur um mich zu verletzen, nutzte er Emilian so schamlos aus. Es war ja auch meine eigene Schuld, ich habe Emilian damit hineingezogen. Ich konnte nichts tun, außer zu versuchen mit meiner Stimme zu ihm durchzudringen und ihn wieder zur Vernunft zu bringen. „Emilian, bitte hör mir zu! Du willst das doch gar nicht, oder? Bitte sieh mich an! Ich bin es doch! Ari, dein Freund! Bitte, erinnere dich an mich!“ Keine Reaktion. Mit der Zunge fuhr er über die blutbespritzte Klinge und musterte mich mit einem eiskalten Blick. Er machte sich wieder zum Sprung bereit. „Für meinen Herren. Lucian, ich tue, was ihr mir befehlt! Ich werde diesen Jungen töten!“ Wieder stürzte er auf mich zu. Ich hatte Probleme seinen Angriffen auszuweichen mit meiner verletzten Schulter, doch irgendwie war es machbar. Emilian war sehr schnell und versuchte mich immer wieder zu erstechen. Ich wich erneut nach hinten aus, doch dort wo ich stand, war eine Sackgasse. Die Lichtung war vollkommen mit dicht aneinandergereiten Bäumen umgegeben und zu fliehen war fast komplett unmöglich. „Emilian, hör auf! Ich bin es doch, Ari! Bitte hör mich an! Komm wieder zur Vernunft!“ Er hörte mich nicht! Wutentbrannt stürzte er wieder auf mich zu. Ich schloß die Augen. Ich lief nicht weg und blieb eisern da stehen. Plötzlich passierte etwas unglaubliches! Emilian wollte sich gerade wieder auf mich stürzen, da wurde sein Angriff durch irgendwas geblockt und er flog zurück. Verdutzt sah ich drein aber da war nichts. War es vielleicht eine unsichtbare Barrikade gewesen? Hatte ich sie womöglich sogar aufgebaut. „Was war das gerade?“ Egal, was es war oder wie ich es zustande gebracht hatte, es war mir auf jeden Fall sehr von Nöten. Emilian ließ nicht locker und nun war sogar auch das Weiße in seinen Augen in Schwarz getaucht. Er wirkte wie ein wahrhaft böser Dämon und rannte wieder voller Zorn auf mich zu. Er hob die Klinge, wollte auf mich einstechen und...wieder wurde er zurückgedrängt. Tatsächlich! Für diese Barrikade war ich verantwortlich gewesen. Levo hatte doch von diesen Kräften gesprochen, die ich angeblich besessen würde. Vielleicht würden sie mir ja jetzt von Nuten sein. „Emilian, bitte, versuch dich zu erinnern! Erinnere dich an mich! An deinen Freund Ari! Wir wollten gemeinsam fliehen! Ich wollte dich mitnehmen zum Zirkus! Bitte hör auf! Du willst das gar nicht!“ Ich sah, wie Emilian unter Schmerzen zusammenbrach. Er schrie einen markerschütterten Schrei aus und ich hatte das Gefühl langsam zu ihm durchzudringen. Er krümmte sich vor Schmerzen und fasste sich an den Kopf. „Ari? Was...geschieht mit mir? Ich...erinnere mich! Du wolltest...mich mitnehmen. Ari!“ Ich wollte gerade zu ihm rennen. „Genau, Emilian! Wehr dich gegen diese Mächte! Lass nicht zu, dass sie dich besiegen!“ Ich streckte meine Hand nach ihm aus und wollte ihn fassen als er meine Hand brutal wegschlug. Die Macht Levos hatte wieder Besitz von Emilian ergriffen und nun war er noch zorniger. „Ich...kenne keinen Ari! Ich werde alles und jeden töten, der sich mir und meinem Meister Lucian in den Weg stellt!“ Ich fragte mich, wer dieser Lucian sein, doch dafür hatte ich keine Gelegenheit mehr denn Emilian hatte sich auf mich gestürzt und zu Boden gedrückt und versuchte nun mit all seiner Kraft mir die Klinge in den Hals zu rammen. „Stirb! Stirb endlich! Versuch mir nichts einzureden, ich diene nur meinem Herren Lucian und niemand anderem!“ Er war stark geworden. Ich konnte mir dieses Elend nicht länger ansehen. Ich musste versuchen zu ihm durchzudringen, denn dieses Schicksal hatte Emilian wirklich nicht verdient. „Bitte, Emilian. Versuch dich zu erinnern. Du wolltest doch immer frei sein, oder? Du wolltest mit mir kommen! Ich habe dir doch mein Versprechen gegeben! Bitte lass dich nicht von Levos Kraft manipulieren! Glaub an dich! Erinnere dich! Erinnere dich an mich, Emilian!“ Die letzten Worte hatte ich geschrien und ich sah mit Schrecken, wie die Klinge wieder auf mich niedersauste, doch dann stoppte sie. „Ari? Bist du es? Ich...es ist alles schwarz!“ Ich war erleichtert. Hatte ich es nun endlich geschafft? „Emilian, bist du es wirklich?“ Er sah mich mit traurigem Blick an. Sein Gesicht war vor Schmerz und Pein verzogen und er stand auf. „Ari, ich habe dir so weh getan! Ich...stand so lange unter dem Einfluss von Lucian. Ich...kann nicht mehr. Bitte...ich halte das nicht mehr aus! Ich will niemandem mehr weh tun, deshalb...bring mich um! Bitte töte mich, dann kann ich endlich frei sein und brauche niemanden mehr zu verletzen! Bitte tu es, schnell!“ Ich wollte mich ihm gerade noch verweigern als er wieder auf mich zustürzte. Ich sah, wie ein gigantisches Licht aus mir hervordrang und auf Emilian zustürzte. Eine gewaltige Welle an Energie entlud sich und als wieder Stille eingekehrt war, lag ich benommen am Boden. Mir war zwar etwas schwummrig, doch sah mich sofort um. Da lag er, Emilian und...in seinem Körper war ein gewaltiges Loch. Es war eine Wunde von gigantischem Ausmaß und eine riesige Blutlache umgab ihn. Erschrocken stürzte ich zu ihm. Ich spürte, wie mir Tränen über das Gesicht rannen und der Schmerz in mir wieder aufstieg. „Nein, Emilian, halte durch! Warum musste das nur passieren? Es ist alles meine Schuld! Ich wollte dich doch mitnehmen und nun...und nun...es tut mir so leid! Warum nur?“ Er legte mir schwach eine Hand auf die Stirn. Er lächelte und so ein zufriedenes Lächeln habe ich bei ihm nun zum ersten Mal gesehen. „Ari, ich gebe dir nicht die Schuld. Du...hast mich gerettet. Du hast mich...aus Lucians Macht befreit. Ich wollte mit dir kommen. Ich wollte mit dir fliehen. Ich war glücklich mit dir.“ Seine Hand sank. Seine Stimme wurde schwächer. „Ari, ich bin froh, dass ich dich kennengelernt habe. Ich...hatte noch nie so viel Spaß wie mit dir. Nun...kann ich endlich frei sein. Ich danke dir, mein Freund. Ich...werde dich...niemals...vergessen.“ Mit diesen Worten sank seine Hand zu Boden und seine Augen schloßen sich. Ich konnte nichts anderes tun als zu weinen. Ich schrie seinen Namen in die Dunkelheit. Meinetwegen musste Emilian sterben. Silvo kam schließlich auf mich zu. Er war wieder zu sich gekommen und versuchte mich zu trösten, doch ich stand mit Zorn in den Augen auf und stieg auf seinen Rücken. Ich wollte einfach nur noch zurück zum Zirkus. Während wir das letzte Stück durch den Wald zurücklegten, dachte ich nochmal an Emilian. Ich hatte in dieser Nacht einen sehr guten und vertrauten Freund verloren und das alles nur wegen mir. Ich war mir sicher, ich würde Emilian rächen, sein Tod würde nicht ungeschehen bleiben und Levo oder Lucian, wie auch immer er heißen mochte, würde seine gerechte Strafe erhalten durch meine Hand. Der Kampf hatte begonnen und ich war bereit diesen Weg zu gehen. Kapitel 28: Darios Geständnis ----------------------------- Silvo und ich kamen wieder im Zirkus an als es schon mitten in der Nacht war. Ich war mir nicht sicher, wie ich Dario und den anderen gegenüber treten sollte und war ziemlich aufgeregt. Ob sie mich vermisst hatten? Wie mir Silvo erzählt hatte, hatte seid meinem Auzug keine Vorstellung mehr stattgefunden. Für mich war es fraglich, ich hatte damit gerechnet dass alle ohne mich besser dran wären und sich nun wieder ganz auf ihre Arbeit konzentrieren konnten, doch dies schien nicht der Fall zu sein. „Ach hör doch auf, Silvo. Bestimmt haben mich die anderen schon längst vergessen. Sie brauchten mich doch gar nicht.“ Silvo sah, dass ich es mir sehr zu Herzen nahm, doch legte er mir eine Hand auf die Schulter. „Ari, du wirst es kaum glauben aber Dario hatte Angst um dich. Ich konnte es selber kaum glauben aber ich habe gesehen, wie er gelitten hat. Nachdem du weg warst, hatte er solche Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen wegen dir, es war unglaublich! Er hat sogar alle Vorstellungen sausen lassen. Weißt du, was er gesagt hatte als du weg warst? Geh und folge ihnen, Silvo! Hol Ari wieder zurück!“ Es war unbegreiflich für mich vorallem weil Dario die ganze Zeit über mit mir gespielt hatte. Ich wusste nicht, ob ich seinen Worten Glauben schenken sollte aber ich wollte nun entgültig die Wahrheit wissen. Als wir das Zelt betraten, war alles still. Silvo blieb am Eingang stehen um zu gucken, ob uns auch niemand gefolgt sei und zeigte mir mit einer Handbewegung, dass ich zu Darios Zimmer gehen sollte. Er schenkte mir noch ein ermutigenes Lächeln und ich ging mit langsamen Schritten. Ich fragte mich, wie Dario reagieren würde wenn er mich sehen würde. Als ich den Vorhang zu seinem Zimmer beseite schob, saß Dario an seinem Schreibtisch und war eingeschlafen. Er sah so süß aus und ich schritt auf ihn zu und streichelte ihm durch die Haare. Plötzlich regte er sich. Langsam öffnete er die Augen und erblickte mich. „Ari? Ari, bist du es wirklich?“ Ich lächelte ihn an. „Ja, Dario, ich bin es. Ich bin wieder da.“ Ruckartig stand er auf und nahm mich in den Arm. Ich hörte, wie er anfing zu weinen. „Mein Ari! Mein lieber Ari! Gott sei dank ist mit dir alles in Ordnung! Ich hatte solche Schuldgefühle wegen dir! Ich habe mich so geschämt! Du hattest mit allem Recht gehabt, ich hatte Angst vor Levo! Und ich habe es immer noch! Er ist grausam! Gott, ich bin so froh dass du wieder da bist!“ Ich befreite mich vorsichtig aus seiner Umarmung und musterte ihn ernsthaft. „Es ist alles in Ordnung, Dario. Ich...bin auch so froh wieder hier zu sein. Ich gebe es nur zu gerne zu. Ihr habt mir gefehlt. Ich wollte wieder zurück. Aber um zu Levo zu kommen, meinst du nicht eher Lucian?“ Darios Augen weiteten sich augenblicklich. Erstaunt blickte er mich an. „Du weißt es also schon?“ Er hielt einen Moment inne. „Ja, sein wirklicher Name ist Lucian. Ich hätte mir denken können, dass er dir seine wahre Gestalt bald zeigen würde.“ Wir setzten uns zusammen auf sein Bett und ich drückte mich an ihn. Seine Nähe war gerade das schönste, was ich mir vorstellen konnte, dennoch wollte ich nun endlich meine Antworten. „Dario, bitte erzähl mir alles! Alles über den Zirkus! Alles über Lucian und meine Mutter.“ Er schluckte hart. Dann fing er endlich an zu reden. „Der Zirkus war einst ein sehr einflussreicher und atemberaumbender Zirkus für Groß und Klein. Alle wollten zu uns, dem Circus White Rose. Eines Tages kam ein Mädchen zum Zirkus. Sie hatte volles rotes Haar und die gleichen blauen Augen wie du. Sie hieß Lilith und wollte hier beim Zirkus arbeiten. Die Finanzen für den Zirkus kamen von ihr, sie und ihre Familie unterstützten uns so gut es ging. Je länger wir zusammen arbeiteten, desto mehr verliebte ich mich in sie. Sie war das schönste Wesen, was ich je gesehen hatte und berührte mein Herz wie noch nie. Eines Tages...als ich ihr als Zeichen unserer Verbundenheit diese Brosche schenken wollte, erzählte sie mir, dass sie heiraten wollte und ein Kind erwarten würde. Ich war am Boden zerstört. Meine Gefühle waren umsonst. Ich war so verzweifelt und so voller Wut, dass sich mein Herz mit Hass füllte. Ich wollte sie verfluchen mit allen Mitten, die mir zur Verfügung standen und dann...tauchte er auf. Lucian, ein Dämon aus der Hölle. Mitten in einer Vollmondnacht überraschte er mich in diesem Zimmer hier und machte mir eine Angebot, dass ich nicht abschlagen konnte. Er erklärte mir, dass er die Fähigkeit hätte meinen Zirkus in eine einmalige Attraktion zu verwandeln, in dem Dämonen herrschen würden und nur die reichsten eintreten würden. Doch...in Gegenzug musste ich...mein Leben als Mensch aufgeben. Ich hatte erst meine Zweifel doch er war einfach zu überzeugend. Ich wollte meinen Zirkus nicht verlieren, deshalb ging ich ohne weiter darüber nachzudenken und die Folgen zu beachten auf sein Angebot ein. Alles lief nach Plan. Er verwandelte mich selber in einen Dämon mit ungeheueren Kräften und mithilfe meiner Kräfte und meiner Wut verfluchte ich deine Mutter. Den Glücksbringer gab ich ihr, um ihr Kind zu finden. Ich sagte ihr, dass wenn ich sie nicht haben durfte, würde ich irgendwann kommen und mir ihr Kind holen, dass, was ihr am wichtigsten war. Danach fing ich an meinen dämonischen Zirkus, den Black Widow Circus aufzubauen. Die schwarze Witwe wurde mein Markenzeichen, da sich jeder in meinem Netz verfing und keiner mehr die Möglichkeit hatte zu fliehen. Zudem konnten wir alle nicht mehr weiter altern, deswegen bin ich auch so geblieben, als wie ich damals deine Mutter kennenlernte. Zuerst kam Valo, dann Cecilia und so weiter bis ich meine Truppe zusammen hatte und das alles nur, weil ich sie in das verwandelt hatte, wovor sie sich am meisten fürchteten. Und genau das war die Bedingung, die du nicht erfüllen konntest weil du zu stark warst. Es wäre der letzte Schritt gewesen, um dich in ein vollkommenes Mitglied zu verwandeln. Als ich dich dann endlich gefunden hatte, sah ich darin meine Möglichkeit an dir meinen Frust auszulassen. Du solltest leiden für das, was deine Mutter mir angetan hatte. Deshalb...habe ich dir auch immer meine Lust aufgezwängt und versuchte damit mein Gewissen zu befriedigen. Doch...mittlerweile sehe ich dich nicht mehr als ein Lustobjekt.“ Ich hielt inne. Ich äußerte mich nicht und wartete ab, was Dario mir noch sagen würde. „Ich weiß, nachdem ich dir das alles angetan habe, weiß ich nicht, ob du mir jetzt noch glauben würdest aber...du bist mir in den zwei Jahren wirklich ans Herz gewachsen. Als Lucian dich dann schließlich haben wollte, stimmte ich zuerst vollkommen dagegen. Ich wollte dich nicht auch noch ihm überlassen. Du musst wissen, ich hatte zwar die Kontrolle über den Zirkus und konnte mich hier frei nach herzens Lust ausleben, dennoch zog Lucian immer die Fäden im Hintergrund. Er war der Drahtzieher von allem und wenn es etwas gab, was ihm gefiel, wollte er es auch haben. Als er mir drohte, alle im Zirkus und dich mitinbegriffen umbringen wollte, konnte ich nichts anderes tun, als ihm seine Bitte zu gewährleisten. Versteht du, Ari? Ich wollte dich schützen indem du mit ihm gingst! Ich hatte keine andere Wahl! Ich wollte doch nicht, dass du das gleiche Schicksal erleiden musstest wie deine Mutter!“ Ich wurde hellhörig. „Meine Mutter?“ Dario nickte traurig. „Ja, deine Mutter. Ari, der Unfall mit der Kutsche war kein Zufall. Lucian hatte seine Finger im Spiel gehabt. Er wusste, wie wütend ich auf deine Mutter war und ohne dass ich etwas davon wusste, stürzte sie durch seine Hand in den Tod.“ Ich war traurig und wütend zugleich. Mein Herz raste wie verrückt und meine Fäuste ballten sich. Mir war auf einmal klar, was ich zu tun hatte. „Ari, könnte es sein, dass du verborgene Kräfte besitzt? Lucian erwähnte in unserem Gespräch so etwas. Wenn das wirklich stimmt, vielleicht kannst du ihn damit aufhalten!“ Ich nickte zuversichtlich. „Ja, du hast Recht! Ich weiß nicht warum aber ich habe sie! Und ich habe einen Entschluß gefasst! Ab morgen werde ich hart trainieren! Ich werde so hart trainieren bis ich Lucian gegenüber treten kann. Ich werde ihn Schmerzen fühlen lassen, die er noch nie zuvor gespürt hatte und er wird sich wünschen niemals geboren wurden zu sein. Valo, Cecilia, Silvo und auch du. Alle hier, ihr habt langsam genug gelitten wegen diesem Dämon und wegen mir. Ich werde nicht mehr länger zusehen, wie er alle verletzt, ich werde stark sein und kämpfen und wenn es das letzte ist was ich tue, dann werde ich kämpfen bis aufs Blut.“ Dario strich mir sanft über die Wange und ein liebevolles Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich glaube dir, dass du das schaffst. Du bist stark, Ari! Du hast einen eisernen Willen. Nutze deine Fähigkeiten für den Kampf und solltest du kämpfen, werden wir alle für dich einstehen!“ Zustimmend nickte ich. Es fiel mir zwar noch etwas schwer und die Sache mit meiner Mutter schlug mir sehr aufs Herz, doch ich wusste nun alles, was es zu wissen galt und schwor mir sogar auf meinen Tod dass ich Lucian ausmerzen würde. Er sollte betteln und um Gnade flehen wenn ich über ihm stand und ihm den Lebenhauch raubte und wenn ich dies getan hatte, würde ich Valos Wunsch erfüllen. Die Freiheit lag in greifbarer Zukunft. Kapitel 29: Valo und Ari ------------------------ Am nächsten Tag, an dem ich wieder im Zirkus war, begrüßten mich zum größten Teil alle, denen ich wirklich gefehlt hatte. Cecilia war mir erst mal weinend um den Hals gefallen und Sura hob mich weit in die Luft. Amaris strafte mich mit zornigen Blicken und ließ sich in meiner Nähe gar nicht blicken. Vielleicht lag es immer noch an der Sache mit Valo. Am selben Abend ging ich zu Valos Zimmer. Im ganzen Zirkus war es ruhig und niemand war zu sehen. Ich wollte den Vorhang von Valos Zimmer zur Seite schieben, doch blieb ich erst mal einige Sekunden einfach nur da stehen und starrte zu Boden. Ob er mich überhaupt sehen wollte nachdem ich ihn so fies behandelt hatte? Ich bekam auf einmal furchtbares Herzpochen und wollte nur ihn noch sehen. Ich hatte solche Sehnsucht nach ihm gehabt und ich wollte es nicht länger verstecken. Ich schob den Vorhang zur Seite und blickte hinein. Da lag er auf seinem Bett, den Blick verträumt durch den Raum gleitend und bemerkte mich erst, als ich mich ihm näherte. Er sah auf und wirkte erst erschrocken, dann verwundert und dann erleichtert. „Ari...Ari, bist du es wirklich?“ Ich ging zu ihm und setzte mich neben ihn aufs Bett. Ich lächelte. „Valo, ich bin wieder da...mein Freund.“ Ich fuhr ihm mit einer Hand über die Wange und er tat es mir gleich. Plötzlich nahm er mich ruckartig in den Arm und leises Schluchzen war von ihm zu entnehmen. „Ari, mein lieber Ari, ich bin so froh, so erleichtert! Ich hatte mir solche Sorgen um dich gemacht! Ich hatte so ein schlechtes Gewissen gehabt. Nachdem du weg warst...bekam ich schreckliche Schuldgefühle weil ich nie mit dir gesprochen hatte. Verstehst du, ich wollte dich nur schützen, deshalb hab ich mich von dir fern gehalten!“ Ich sah ihn mit mitleidsvollen Blick an. Ich verstand endlich, warum er nicht mit mir geredet hatte. Ich war mir vollkommen sicher was und wer der Grund wegen all dem war. „Ich weiß. Es ist mir zwar erst nach einiger Zeit klar geworden, doch ich weiß es nun. Es war wegen Amaris, oder? Er wollte nicht, dass du mit mir sprichst.“ Valo nickte niedergeschlagen. „Ja...er war furchtbar eifersüchtig auf dich. Er hatte mir gesagt, dass er dich nicht ausstehen konnte weil du dauernd in meiner Nähe warst. Du...hattest uns beobachtet, nicht wahr? Du weißt, dass er immer Blut von mir trank. Weißt du, Amaris war schon lange hinter mir her aber ich habe in ihm immer nur einen guten Freund gesehen. Ich habe ihn wirklich gern aber...dich mag ich mehr.“ Ich sah zu Boden. Da war noch was, was mich bedrückte. „Ich...habe dich auch sehr gerne, Valo aber...hattest du mich auch...wegen Dario ignoriert? Du wusstest, was zwischen uns war.“ Wieder nickte er. „Ja, ich wusste es. Auch er hatte mir verboten dir näheres zu erzählen, geschweige denn dir näher zu kommen. Er wollte dich für sich alleine haben und wollte mich deshalb von dir fernhalten. Aber glaub mir, Ari, mir fiel es selber so schwer. Ich wollte das doch gar nicht! Du...bist doch mein Freund.“ Ich wurde rot und auch etwas verlegen. Plötzlich bekam ich wieder dieses Herzpochen. Und ich musste wieder an den Moment denken, als Valo meinen Namen schrie als er sich selber befriedigt hatte. „Du...bist auch mein Freund, Valo. Ich...hab dich sehr gerne.“ Verträumt sah er mich an und ich ihn auch. Auch ihm stieg die Röte ins Gesicht und ich bemerkte, wie er mir näher kam, bis sich unsere Lippen plötzlich berührten und miteinander verschmolzen. Mein Herz raste auf einmal und ich spürte, wie Valo mit seinen Fingern nach meiner Hand tastete und sie ergriff. Sein Kuss wurde immer leidenschaftlicher und stürmischer und ich spürte, dass ich erregter wurde. Ich blickte ihn verträumt an und ich sah, dass er das gleiche wollte wie ich. „Ari, bitte geb dich mir hin. Nur diese Nacht. Ich...will dich! Ich will mit dir schlafen!“ Auch mich verlangte es nach ihm. Ich konnte es nicht länger unterdrücken. „Ja, Valo, ich will dich auch! Ich will auch mit dir schlafen. Heute Nacht...will ich dir gehören.“ Wir waren schneller ausgezogen als wir dachten. Valos Haut war unglaublich weich. Sein Blick war so verfühersch und dennoch liebevoll. Ich lag mit gespreizten Beinen und heißem Atem auf dem Bett. Während Valo sich über mich gekniet hatte und mit der Zunge sanft meine Brustwarzen liebkoste. Seine Finger glitten sanft um meine bereits feuchte Eichel und ich musste bei jeder Berührung aufstöhnen. Das Verlangen nach ihm war so groß. Ich wollte ihn die ganze Zeit und durfte es nicht. Mein Herz hatte sich seid damals so nach ihm verzerrt und diese Nacht wollte ich ihm nicht nur meinen Körper, sondern auch mein Herz schenken. Jede Berührung brannte wie Feuer auf meiner Haut. Mein Stöhnen wurde zu lautlosen Schreien und Speichel Und Tränen liefen mir über das Gesicht. Mir wurde immer heißer und wir gaben uns stürmische Zungenküsse. Unsere Zungen spielten wild miteinander, unsere Eicheln berührten sich gegenseitig. Fasziniert sah ich dabei zu und stöhnte ziemlich laut. „Ari, du bist so weich. Alles an dir ist so sanft und weich. Deine Haut ist wie Seide, ich könnte sie die ganze Nacht lang mit meinen Händen streicheln. Lass dich von mir verwöhnen.“ Sein Mund glitt tiefer. Ich spreizte die Beine noch weiter und deutete damit an, was ich wollte. „Bitte, nimm ihn in den Mund, Valo. Ich kann nicht länger warten!“ Sofort begann er mit seiner Zunge meine Vorhaut und und meine Eichel zu stimulieren. Ich konnte meine Schreie kaum zügeln, es war ein wunderschönes Gefühl und ganz anders als mit Dario. Sein Speichel glitt an meinem Glied hinunter und er drückte mir schließlich zwei Finger in den After. Es war schon richtig glitschig in mir und ich wurde immer heißer. „Ja, genau so! Ja, Valo, mehr! Ich halt das nicht mehr aus!“ Er richtete sich auf. Ich legte mich nun zwischen seine Beine und begann herzhaft an seinem Glied zu lecken. Ich vernahm Valos süße Stöhner und er fuhr mir mit seinen Händen durch die Haare. Seine Eichel war köstlich, seine Liebestropfen schmeckten wunderbar. „Ari, dreh dich um!“ Ich tat es. Ich kniete mich auf alle Viere und spürte, wie Valo meine Pobacken auseinander drückte und seine Zunge wild und ungezügelt in meinem After versenkte. Ich stöhnte laut auf und krallte mich ins Bettlaken. Es war ein berauschenes Gefühl ihn so intensiv zu spüren und seine Zunge glitt flutschend ein und aus. Seine Hand schob meine Vorhaut hin und her und ich konnte mich selber kaum noch kontrollieren bis ich schließlich etwas hartes an meinem After spürte und ich mich Valo regelrecht anbot. Ich wollte ihn. Ich wollte ihn in mir spüren. Ich wollte sein Glied in mir. Er steckte ihn schnell rein. Ich stieß einen lauten Schrei vor Lust aus und spürte, wie Valo mit seinen Fingern meine Taille festhielt. Sofort begann er von hinten zuzustoßen und ich war gefangen in einem Rausch der Gefühle. Rhythmisch bewegte er sich in mir, ich spürte, wie er meine Innenwände massierte und er meinen Schließmuskel berührte, was mich immer wieder aufstöhnen ließ. Sein Glied wurde in mir immer härter und größer und mein Verlangen wurde immer stärker. Ich bewegte mein Becken so heftig, als ginge es um mein Leben und Valo leckte mich heiß im Nacken. Seine Finger berührten immer wieder meine Eichel und Brustwarzen und manchmal schob er mir auch zwei Finger in den Mund, an denen ich genüßlich leckte und sie mit meinem Speichel benetzte. Es war eine wunderschöne Nacht. Meine Sehnsucht war so groß gewesen und obwohl wir beste Freunde waren, hatte sich mein Herz so sehr nach ihm verzerrt. Ich wusste, dass ich ihm niemals frei mein Herz schenken konnte aber diese Nacht gehörte ich ganz allein ihm. Ich hatte mir gewünscht, dass diese Nacht gar nicht enden würde und alles andere war wie im Nichts verschwunden um uns herum. Dann war es soweit. „Ah, Valo, ich komme! Valo, ich komme! Ja, ich komme!“ Er wurde schneller. Ich drückte mich fester gegen ihn und er stoß so stark und so heftig zu wie er konnte. Wir beide keuchten stark und unser Stöhnen wurde immer lauter. „Ari, ich auch! Ich komme auch! In dir! Ich komme!“ Er kam. Ich spürte es so intensiv als ob ein Blitz in mir eingeschlagen wäre. Ich spritzte alles aufs Bett und in seine Hand, die mein Glied immer noch umschlungen gehalten hatte und sein Sperma floss in meinen After. Nach dem Orgasmus stieß er noch ein paar mal zu um wirklich all seinen Saft in mich rein zu spritzen. Ich war vollkommen fertig aber auch glücklich. Ich legte mich hin und Valo neben mich. Aus meinem After tropfte Sperma aufs Bett und ich keuchte vor lauter Erschöpfung. Ich war erleichtert und befriedigt und Valo legte seine Arme um mich. Seine Decke legte er über uns beide und schaltete das Licht in seinem Zimmer aus. „Bleib heute Nacht bei mir, Ari. Ich will dich in meinem Arm halten.“ Ich kuschelte mich enger an seine Brust und roch an seinem Hals, der wie immer nach dem Parfüm Aramis duftete. „Es war so schön mit dir, Valo. Ich...bin so glücklich. Auch wenn es nie so sein kann, wie mein Herz es verlangen würde aber...ich bin glücklich dir heute Nacht mein Herz geschenkt zu haben, mein Freund.“ Er drückte mich noch fester an sich. Ich sah nur ein Lächeln auf seinen Lippen bevor ich erschöpft einschlief und bevor ich langsam ins Reich der Träume versank, hörte ich noch seine sanfte Stimme an meinem Ohr. „Du wirst für immer mein bester Freund bleiben, Ari. Ich bleibe für immer bei dir und wir bleiben für immer zusammen, was auch immer kommen mag. Wir werden für immer Freunde bleiben.“ Kapitel 30: Ungezügelte Wut --------------------------- Noch am gleichen Morgen war ich wieder in mein Zimmer gegangen und habe mich in mein Bett gelegt ohne Verdacht zu schöpfen. Valo war tief und feste neben mir eingeschlafen und ich hatte mich vorsichtig aus seinem Arm befreit. Er war so erschöpft gewesen, ich wollte ihn nicht wecken, doch ich war glücklicher als je zuvor und war zudem so müde gewesen, dass ich bis zum Mittag durchgeschlafen hatte. Dario war dazwischen mal in mein Zimmer gekommen wo ich schon längst wach war, aber mich ruhig hielt weil ich nicht aufstehen wollte und streichelte mir durch die Haare. Obwohl es mit Valo so schön gewesen war, hatte ich schließlich ein ganz schlechtes Gewissen bekommen. Ich wusste, dass ich Valo niemals näher kommen konnte, was die Liebe betraf aber sehr starke und innige Gefühle hegte ich auch für Dario. Ich wusste nicht, ob es daran gelegen hatte dass er so oft und so leidenschaftlich mit mir geschlafen hatte oder weil er in der letzten Zeit immer so liebevoll und fürsorglich zu mir war oder weil er auch so attraktiv war, ich wusste es nicht. Mein Herz pochte jedoch jedesmal wenn ich in seiner Nähe war und mittlerweile empfand ich seine Nähe als sehr angenehm und entspannt. Seid er sich mir offenbart hatte, sah ich Dario mit ganz anderen Augen. So, wie wir jetzt miteinander auskamen, so war es gut. Auch am selben Tag, als ich es dann endlich geschafft hatte aufzustehen und in die Manege zu gehen, empfing mich Dario freudestrahlend, umarmte mich und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn, der mir die Röte ins Gesicht schießen ließ. Vielleicht, so dachte ich, wäre es doch besser wenn ich ihm irgendwann meine Gefühle offenbaren würde. Wegen der Nacht mit Valo hatte ich auch ein wenig meine Bedenken. Ich wusste ja gar nicht, ob Valo mich überhaupt geliebt hatte. Was wäre, wenn er in mir doch seinen sehnsüchtigen Geliebten sah und er nun dachte, dass ich ihn in dieser Nacht nur um seinen Körper ausgenutzt habe? Diese Frage bereitete mir Kopfschmerzen. Ich war so hin- und hergerissen, ich wusste nicht, was ich für wen empfinden sollte und wen ich nun letztendlich wirklich liebte. Sowohl Dario als auch Valo lagen mir beide sehr am Herzen aber für wen sollte ich mich entscheiden? Ich war mir einfach zu unsicher. Schließlich sollten wir alle zusammen am selben Nachmittag eine Probe einüben, ach wenn ich in der Annahme war, dass Dario mir dadurch helfen wollte meine Kräfte zu erweitern, denn er wollte beim nächsten Auftritt eine Kampfszene zwischen dem Werwolf und mir stattfinden lassen und Silvo ließ dementsprechend nicht locker. Er vermied es natürlich mich schmerzvoll anzugreifen, aber ich bat ihn heimlich darum, dass er mich mit all seiner Kraft angreifen sollte damit ich meine Kräfte besser aktivieren konnte und das tat er auch. Er war sehr schnell und geschickt. Manchmal wusste ich gar nicht, wo er sich befand und starrte unsicher in der Gegend rum. Er griff mich dann meistens nicht direkt an und wenn er mich traf, war es auch nicht so schlimm. Er sagte mir auch, dass wenn er mich richtig angreifen würde, wäre ich schon längst außer Gefecht gesetzt oder im schlimmsten Falle sogar tot. Ich gab zu, seine Kraft überstieg der von den meisten der anderen Artisten am weitesten aber es war ein gutes Training, was sich sehr positiv auf mich auswirkte. Nachdem, was ich alles erfahren hatte über Lucian und den Zirkus, war ich motiviert genug und fest entschlossen so stark zu trainieren, dass ich Lucian besiegen würde. Ich würde mich für alles an ihm rächen, was er mir und allen anderen angetan hatte. Ich würde mich im Kampf gegen ihn nicht zurückhalten. Die Wunde an meiner Schulter, die vom Kampf mit Emilian zurückgeblieben war, erinnerte mich immer wieder an ihn. Ich vermisste Emilian und ich hatte immer noch Schuldgefühle wegen ihm. Auf der anderen Seite musste ich lachen, denn weder Valo noch Dario hatten nach meiner Wunde gefragt. Vielleicht war es ihnen einfach nicht aufgefallen, doch bei Valo wunderte es mich. Dennoch glaubte ich hatte er mich nicht danach gefragt, um eventuell alte Wunden aufzureißen. Als wir mit dem Trainig fertig waren, nahm ich im Stall wieder ein Bad, nachdem Sura mir frisches warmes Wasser eingelassen hatte in die hölzerne Wanne. Ich fragte mich, wo Valo steckte und nahm mir vor ihn nach dem Bad zu suchen. Ich zog mich an und trat meinen Weg zu seinem Zimmer an. Was mir merkwürdig vorkam, war, dass Amaris auch schon seid heute morgen nicht mehr von irgendjemandem gesehen oder gehört wurde. Ich bekam ein ungutes Gefühl im Magen und musste erschrocken hart schlucken. Was wäre, wenn er Valo etwas angetan hätte und ich wusste nichts davon? Wie benommen rannte ich zu Valos Zimmer. Ich wollte gerade eintreten, als ich von innen laute Schrei vernahm und blieb hinter dem Vorhang stehen. Diese Schreie waren keinesfalls Lustschreie, es waren Schreie von unglaublichem Schmerz. Mein Herz raste vor Panik als ich Valos gequälte Stimme von innen vernahm. „Nein! Amaris, bitte hör auf! Bitte hör auf, es tut so weh! Nein!“ Ich schlich langsam wieder zu dem Loch, dass über dem Schrank lag und schaute vorsichtig durch die Öffnung und mir bat sich ein grauenvoller Anblick. Valos Hände waren gefesselt. Man hatte ihn an seine Geraderobe gefesselt und er konnte seine Hände nicht befreien. Er selber stand und hatte ein komplett verheultes und schmerzverzogenes Gesicht. Sein Oberteil war kaputt gerissen und ganb den Blick auf seine Brust frei, die voller roter Kratzer war. Er selber stand und...da war Amaris. Er stand hinter Valo und...mein Hals zog sich auf einmal zu. Ich konnte kaum atmen und ich war so schockiert, dass mir Tränen die Wangen runterliefen. Amaris...vergewaltigte Valo! Sein Gesicht war von Wut verzerrt und stieß brutal von hinten zu. Ich sah, wie an Valos Oberschenkeln Blut runterlief bis runter zu seinen Füßen und es tropfte zu Boden. Ich musste daran denken, als Dario mich zum ersten Mal mit Gewalt nahm und sah auf Valos gepeinigtes Gesicht. Er verkrampfte sich heftig und seine Stimme wurde vor lauter Anstrengung immer schwächer. „Bitte...hör auf! Ich kann nicht mehr. Es tut so weh! Warum tust das? Warum tust du mir das an?“ Amaris ließ nicht locker. Er fasste ihm sogar noch zwischen die Beine und versuchte so Valo zur Erregung zu zwingen, doch dieser schrie nur weiter vor lauter Schmerz. „Vergiss es, ich werde nicht aufhören! Du hast es dir selber zuzuschreiben! Du hattest genau gewusst, was ich für dich empfunden habe und du hast meine Gefühle mit Füßen getreten! Ich kann und werde dir und diesem verdammten Ari niemals verzeihen und nun sollst du leiden!“ Wieder stieß er von hinten zu. Valos Schreie schwanden und sie wurden zu leisen schmerzerfüllten Seufzern. Er ließ den Kopf hängen und seine Handgelenke bluteten durch das Seil, duch das er gefesselt war und was sich immer mehr in sein Fleisch schnitt. Ich hätte ihm so gerne geholfen. Mir tat das Herz so weh, es war furchtbar ihn so leiden zu sehen. Ich spürte eine furchtbar aufsteigende Wut in mir hochkommen. Ich begann Amaris zu hassen. Wie konnte er nur so grausam sein? Wieder musste jemand, der mir so viel bedeutete, meinetwegen leiden. Ich konnte es nicht länger ertragen. Er ließ Valo einfach nicht los. Er wurde langsam und wieder schneller und ich sah, wie Valo kurz vor der Ohnmacht stand. „Ich werde nicht zulassen, dass Ari dich kriegt! Du gehörst mir, Valo! Sag meinen Namen! Sag ihn!“ Valo weigerte sich. Er sah ihn nicht an als Amaris sein Gesicht zu sich gedreht hatte. Er würdigte ihn keines Blickes. „Niemals! Niemals werde ich das tun! Ich werde niemals tun, was du von mir verlangst, auch wenn du versuchst all meinen Stolz zu brechen! Ich...habe gedacht, dass wir Freunde seien aber so zeigst du mir genau das Gegenteil. Ari ist viel mehr wert als du. Und mein Herz...wird auch niemals dir gehören! Ich...ich hasse dich!“ Das war zu viel. Nun stieß Amaris so heftig zu wie er konnte. Er wollte Valo verletzen und mich gleich mit. Der Anblick war für mich so grausam, dass ich gar nicht wegschauen konnte aber ich war auch wie gelähmt. Als Amaris endlich in Valo kam, ließ er ihn einfach da liegen. Er löste ihm die Fesseln und Valo stürzte. Aus seinem After, so sah ich es, floss viel Blut und Sperma und Valo zitterte am ganzen Körper. Indem ich ihn ansah, musste ich an mich denken als ich von Dario vergewaltigt worden war. Es war derselbe grauenvolle Anblick, die gleiche furchtbare Situation. Mir liefen Tränen die Wangen runter und mein Hass auf Amaris war bis ins unendliche gestiegen. Ich versteckte mich hinter dem Schrank als Amaris einfach so aus dem Zimmer trat ohne nochmal auf Valo zu blicken. „Ich hoffe, du weißt jetzt wie es ist Schmerzen zu ertragen! Hättest du mir von Anfang an dein Herz geschenkt, wäre es nie so weit gekommen! Das hast du dir selber zuzuschreiben, Valo und dein Freund Ari wird das auch noch zu spüren kriegen, darauf kannst du wetten!“ Mit diesen Worten ging er in die Manege. Ich spürte diesen Zorn, diese ungebändigte Wut. Mein Herz schlug schneller. Ich konnte das nicht zulassen! Amaris hatte meinen besten Freund verletzt, den besten, den ich je gehabt habe. Ich sah nochmal durch das Loch. Valo lag immer noch am Boden und weinte. Immer wieder seufzte er meinen Namen und seine Tränen tropften zu Boden. Ich hielt das nicht mehr aus! Ich wollte niemanden mehr meinetwegen leiden sehen und die Kraft in mir erschien. Ich hatte nur ein Ziel auf einmal. Ich wollte Amaris umbringen! Vielleicht war es falsch aber ich konnte das nicht länger mit ansehen! Ich stürmte in die Manege und sah, wie Amaris vor mir stand. Ich ballte die Fäuste. Für Valo würde ich kämpfen und ich schrie seinen Namen voller Wut. „Amaris? Es amüsiert dich wohl in meiner Gegenwart meine Freunde zu schändigen und zu verletzen! Aber...damit wirst du nicht davon kommen. Das...war ein Fehler und du das wirst du noch bitter bereuen!“ Kapitel 31: Kampf gegen Amaris ------------------------------ Seine Zähne blitzten bedrohlich auf und seine Augen leuchteten blutrot als er mich mit einem breiten Grinsen ansah, gefolgt von einem lauten Lachen. Amaris' Blick wirkte, als wollte er mich mit seinen Augen auffressen und kam näher zu mir. Ich starrte ihn nur hasserfüllt an und in mir erwachte diese Kraft. „Du hast uns also belauscht. Wie unfreundlich von dir. Aber du nimmst dir anscheinend sehr viel raus, mein kleiner Ari. Valo sollte von Anfang an mir gehören und niemand anderem! Ich habe ihn von Anfang an geliebt, ich hätte mein Leben für ihn gegeben um ihn haben zu können und dann werden meine Gefühle so mit Füßen getreten? Nein, das kann ich nicht zulassen und ich werde es auch nicht! Wenn ich Valo nicht haben kann, soll es auch kein anderer und vorallem du nicht!“ Auch ich schritt näher auf ihn zu. Ich fürchtete mich nicht vor ihm. „Du bist grausam! Man kann doch niemanden zu seinem Glück zwingen oder ihn überhaupt zu etwas zwingen, was er nicht will! Vorallem du solltest wissen, dass man niemandem seine Gefühle aufzwängen kann! Ich dachte eigentlich, du hättest ein gutes Herz aber...ich habe mich geirrt! Du bist Abschaum! Du hast es nicht verdient Valos Herz für dich zu beanspruchen! Du hast ihn verletzt und dafür wirst du büßen!“ Ungläublich blickte Amaris zu mir runter. Sein Grinsen verzerrte sich zu einer hässlichen Grimasse und er kicherte hämisch. „Ach Ari, was willst du denn tun? Willst du mich etwas töten? Komm schon, Ari, du und ich, wir wissen beide genau, dass sich durch meinen Tod nichts ändern würde! Die Erinnerungen werden uns immer wach halten.“ Ich stampfte wütend mit dem Fuß auf und um meine Hand herum bildeten sich weiße Blitze. Amaris blickte mich erschrocken an und wich zurück. „Du hast Recht, die Erinnerungen werden uns immer verfolgen...aber es ist immerhin ein Anfang wenn ich dich jetzt töte! Ich tue es für mich...und Valo!“ Sofort ging ich auf ihn los. Mit einer ungeahnten Geschwindigkeit packte ich ihn und drückte ihn gegen eine Requisite. Ich hatte meine Hand um seine Kehle gelegt und begann sie immer mehr zu zudrücken. Mein Blick war starr auf sein überraschtes Gesicht gerichtet und verzweifelt versuchte er sich aus meinem Griff zu befreien. Die Kraft in mir war gewaltiger als ich dachte. Plötzlich ergriff auch Amaris mich am Hals und schleuderte mich gegen eine Art Barren, an dem ich mir schmerzhaft den Kopf stieß, doch sofort raffte ich mich wieder auf und blickte ihn zornig an. Amaris selbst röchelte etwas und ich sah, wie sich Verbrennungen in seinen Hals reingeschmorrt hatten. Anscheinend hatten diese Blitze etwas für sich. „Du bist stark geworden. Ich weiß zwar nicht, was passiert ist dass du solche Kräfte gewinnen konntest aber gegen mich kommst du nicht an! Ich bin schon viel länger ein Monster als du es bist! Gegen mich wirst du nicht den Hauch einer Chance haben, kleiner Ari!“ Nun ging er auf mich los. Ich wich zur Seite aus und er rammte seine scharfen Krallen in die Wand, die sich neben dem Barren befand. Sie zersplitterte und Amaris wandte sich wieder zu mir. Seine Augen waren komplett in blutrot getaucht und nichts mehr war von seiner liebevollen Art, die ich damals kennengelernt hatte, übrig geblieben. Er musterte mich mit Verachtung und stürzte immer wieder auf mich zu, bis er mich packte und mit dem Gesicht zu Boden drückte. Immer wieder rammte er mein Gesicht zu Boden und ich wurde etwas benommen. Mit all meiner Kraft packte ich seine Hände und schmiss ihn über mich hinweg in eine weitere Requisite, die krachend in sich zusammen fiel. Ich keuchte stark und wischte mir das Blut von den Lippen. Schließlich tauchten auch die anderen auf. Dario erfasste Schrecken als er mich sah, Cecilia und Silvo standen einfach nur wie gebannt da und sahen dem Treiben in der Manege zu. „Ari, Amaris, hört sofort auf!“ Ich hörte nicht auf Dario. Meine Wut war einfach zu groß. Ich konnte Amaris nun unmöglich gehen lassen und ich würde auch nicht zulassen, dass er es wieder versuchen und wieder seinen Frust an Valo auslassen würde. Das hatte er nicht verdient. Amaris kroch dann aus den Überbleibsel der Requisite hervor. Seine Kleidung war an vielen Stellen gerissen und seine Stirn als auch seine Lippen waren stark am bluten. Er wischte sich stöhnend die Blutflecke weg und trat mir wieder gegenüber. „Du verdammtes Ungeheuer, es ist doch alles deine Schuld! Wärst du nicht hierher gekommen, hätte Valo von Anfang an mir gehört und Dario wäre immer noch der Direktor, der sich alles genommen hätte, was er wollte! Warum verwirrst du uns alle? Deinetwegen haben sich alle verändert! Es mag ja sein, dass ich am Anfang nett zu dir war aber in Wirklichkeit...habe ich dich von Anfang an gehasst, Ari! Wegen dir und deiner verdammten Mutter ist das alles passiert! Ich verfluche dich!“ Für einen Moment blieb ich wie angewurzelt stehen und blickte zu Boden. Ich ballte meine Fäuste und der Boden unter mir fing an zu beben. „Ich kann verstehen, warum du sauer bist. Ich konnte euch alle verstehen warum ihr mich so verabscheut hattet wegen meiner Mutter. Was hier passiert war, war grausam und ich bin wohl der letzte, der das wollte aber... das gibt dir nicht das Recht zu sagen, dass meinetwegen sich alle zum schlechten verändert haben, so kommt es nämlich rüber! Ich habe seid zwei Jahren nach Antworten gesucht, habe alles getan um herauszufinden, was in diesem Zirkus damals vor 24 Jahren vorgefallen ist und glaub mir, ich habe selber nicht damit gerechnet dass es so schlimm war und dass es alles meine Schuld war. Aber immerhin habe ich versucht etwas dagegen zu unternehmen! Ich wollte nicht mehr, dass meine Freunde leiden! Ich wollte nicht mehr, dass ihr leidet! Ich habe das doch alles nicht gewollt! Auch...in dir habe ich einen guten Freund gesehen, Amaris. Ich war froh, dass ich in dir und den anderen gute Freunde gefunden hatte. Freunde, die ich sonst nie hatte. Aber...indem du mir das nun alles gesagt hast, habe ich mich in dir nur gettäuscht. Ich wollte nie, dass es so endet. Ich habe ganz bestimmt nicht gewollt, dass du mich wegen Valo so hassen würdest. Das war niemals meine Absicht gewesen aber du...du bist einfach nur blind vor Eifersucht und nicht vor Liebe! Das einzige, was du willst ist, dass er dir gehört! Du bist einfach nur besitzergreifend und das hat nichts mit Liebe zu tun. Ich dagegen...weiß, wie sich wahre Liebe anfühlt und deswegen stehe ich auch zwischen den Fronten. Es gibt zwei Personen, die mir besonders wichtig sind und mir alles bedeuten aber das tut jetzt nichts mehr zur Sache! Ich hatte nie gewollt, dass es so weit kommt, aber wenn du meinen Freunden weh tust nur um mich dadurch zu verletzen, nehme ich keine Rücksicht mehr auf dich! Ich mache kurzen Prozess mit dir und glaub ja nicht, dass ich dich schonen werde!“ Amaris blickte mich erstaunt an. Mit dieser Reaktion hatte er wohl nicht gerechnet, doch er fasste sich wieder und strmte auf mich zu. Wieder wich ich aus und sprang elegant auf das Trapez, von dem ich zu ihm runtersah. „Unsinn! Alles schwachsinn was du da erzählst! Du erzählst nur Lügen! Du bist wie ein Fluch, Ari! Ich werde dich töten und dann werde ich Valos Wunsch endlich erfüllen!“ Er sprang zu mir hoch. Ich sah ihn einfach nur ausdruckslos an und schloß die Augen. „Tut mir leid, Amaris...aber diesen Wunsch...wirst du ihm nicht mehr erfüllen können.“ Vor Wut brüllend griff er mich an. Ich spürte, wie er mich packen wollte, wie Dario vor Schreck meinen Namen schrie und Amaris mir mit einem schrillen „Stirb!“ drohte. Es war nur ein kurzer Moment. Ein grelles Licht, ein kraftvoller Rückschlag und Amaris wurde zu Boden geschleudert durch meine gewaltige Barrikade und das einzige, was ich hörte als er unten ankam, war ein lautes schmerzerfülltes Brüllen und das Geräusch, wenn Blut zu allen Seiten spritzte. Cecilia stieß einen markerschütternen Schrei vor Schreck aus, Silvo wich panisch zurück. Dario sah nur gebannt zu und ich blickte mit verachtungsvollem Blick auf Amaris runter, der sich aufgespießt inmitten von ungefähr 20 Schwertern windete. Eigentlich war die Schwerterfalle ein Trick gewesen, in dem sich Valo versteckte und Silvo würde Klingen hineinstecken und am Ende trat Amaris aus der Falle wieder raus. Somit war ihm seine eigene Attraktion zum Verhängnis geworden, vorallem da sie nicht wie sonst auch stand, sondern am Boden lag da Silvo die Klingen am vorherigen Tag gesäubert hatte. Ich sprang vom Trapez und schritt auf Aramis zu, den ich mit einem abweisenden Blick musterte. Seine Gliedmaßen, darunter Arme und Beine, sein Ober- und Unterkörper und die Stelle, wo sein Herz war, war von den Schwertern durchbohrt worden und er verlor immer mehr Blut. Er röchelte stark und aus seinem Mund floss ebenso viel Blut. Der Boden war mit dem roten Lebenssaft durchtränkt und Amaris musterte mich ein letztes Mal mit Tränen verschmirrtem Gesicht bevor das Licht in seinen Augen endlich erlosch. „Ich...habe wohl einen Fehler begangen und...dich habe ich wohl unterschätzt. Ich hoffe, dass Valo mir verzeihen wird. Bitte, Ari...erfülle seinen Wunsch. Ich...habe wohl keine Möglichkeit mehr dafür. Valo, bitte verzeih mir. Ich...habe dich so sehr geliebt.“ Mit diesen Worten schloß er seine Augen. Amaris war gegangen. Sein Körper löste sich plötzlich in glitzerne Asche auf und wurde in alle Richtungen zerstreut, aber ich hatte gemerkt, dass er am Ende doch noch Reue gezeigt hatte. Cecilia fing an zu weinen und Silvo und Dario sahen mich nur mit erschütterten Blicken an. Auch wenn er mich gehasst hatte, versprach ihm innerlich dass ich Valos Wunsch erfüllen würde, jedoch spürte ich nur, dass mich meine Kraft verließ und ich ganz plötzlich das Bewusstsein verlor und der Traum, den ich träumte, sollte mir endlich zeigen, wonach ich mich so sehr gesehnt hatte. Kapitel 32: Lilith ------------------ Der Raum, in dem ich mich befand, hatte Wände wie aus Kristall. Alles um mich herum war in weißes Licht getaucht und ich hatte das Gefühl auf Glas zu gehen. Unter mir war alles unsichtbar. Ich konnte bis in die Tiefe sehen und trotzdem fiel ich nicht. Der Weg, auf dem ich ging, führte sehr weit in den Raum hinein. Alles war hier so friedlich und keine Menschenseele befand sich hier oder in der Umgebung. Ich war ganz alleine und in der Ferne hatte ich das Gefühl die leisen Melodien von einem Chor aus Engelsstimmen zu hören. War ich etwas im Himmel? Vorsichtig bewegte ich mich weiter. Meine Augen waren auf etwas gerichtet, dass ich nicht sehen konnte und meine Füße trugen mich immer weiter voran. Ich hatte das Gefühl, als ob ich schwerelos sei. Meine Füße verloren den Halt am Boden. Ich schwebte! Es waren zwar nur wenige Centimeter, dennoch schwebte ich. „Wo...bin ich hier? Was ist das für ein Ort?“ Meine Stimme hallte, obwohl sie sehr ruhig war, an den kristallernen Wänden wider. Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich befand. War ich etwa schon gestorben und war nun auf dem Weg um die Himmelspforte ins Paradies zu durchschreiten? Ich wusste es nicht. Ich bewegte mich immer weiter bis ich an den Rand eines Abgrunds gelangte, der viele Meter in die Tiefe reichte. Hier war der Weg zu Ende, doch als ob mich jemand erwartet hätte, hörte ich plötzlich, wie eine sanfte Stimme an mein Ohr drang und das Wort an mich richtete. „Ari...Ari, du bist hier!“ Ich sah mich erstaunt um. Mein Blick glitt verwundert durch den weißen Raum, der wohl unendlich groß und weit war und sah schließlich nach oben. „Wer bist du? Ein Engel?“ Eine zauberhafte Gestalt erschien vor meinen Augen. Sie schwebte in der Luft und sie kam langsam auf mich zu, bis sie ganz nah vor mir stand und mir ein Lächeln schenkte. Ich war wie gebannt. Das konnte doch nicht sein! Das liebevolle Wesen hatte wunderschöne hellblaue Augen und feuerrotes Haar. Auf ihrem Rücken ruhten gewaltige silberne Engelsflügel, die einen großen Teil des Raumes einnahmen und von ihr ging eine Wärme aus, die mir nur all zu bekannt vorkam. „Mein Ari. Mein geliebter Sohn, endlich bist du da! Ich habe so lange auf dich gewartet! Ich hatte gehofft, dass du bald zu mir kommen würdest.“ Ich konnte es nicht glauben! Dieses sanfte Wesen, diese gutmütige und reine Seele...es war Lilith...meine geliebte Mutter. „Mutter, du bist es? Ich...das kann doch nur ein Traum sein! Du bist es wirklich! Mutter, meine Mutter, du bist hier!“ Ich fiel ihr regelrecht in den Arm und ihre sanften Arme empfingen mich herzlichst. Sie drückte mich zärtlich an sich und ich konnte diese vertraute Wärme spüren. Mir liefen Tränen die Wangen runter vor Glück. Ich wollte sie die ganze Zeit wiedersehen und nun war mein Wunsch in Erfüllung gegangen. Sie war noch genau so schön wie damals als ich noch ein Kind war und ich hätte sie am liebsten gar nicht mehr losgelassen. Dieser vertraute Geruch und ihre sanften Berührungen, sie war meine Mutter, die mir so gefehlt hatte. „Ari, ich bin so froh, dass du es geschafft hast zu mir zu kommen. Ich dachte schon, du würdest nie kommen. Ich wünschte auch, ich hätte mehr Zeit aber ich muss mich kurz fassen. Du musst bald wieder in deine Welt zurück, deshalb werde ich dir alles erzählen, was ich weiß!“ Sie ließ mich los und blickte mich mit bedrücktem Gesicht an. „Mutter, warum das alles? Warum die Sache mit dem Zirkus? Warum hast du Dario nicht einfach deine Liebe geschenkt? Er hatte dich doch so geliebt!“ Sie wandte den Blick in die weite Ferne. Einen Moment lang schwieg sie, dann richtete sie wieder das Wort an mich. „Ich wusste, dass es irgendwann so weit kommen würde. Ich hatte es die ganze Zeit geahnt. Lucian hatte also nicht davor Halt zu machen Dario nun anzugreifen. Ari, es ist meine Schuld! Es war von Anfang an meine Schuld! Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre das alles nicht passiert! Weißt du, als ich Dario damals sagte, dass ich einen anderen Mann heiraten würde, stimmte das! Das war auch der Grund, warum er mich verfluchte! Auch erwartete ich ein Kind von diesem Mann. Dieses Kind...warst du. Du warst mein Wunschkind. Ich wollte dich unbedingt haben aber...ich hatte mir so sehr gewünscht, dass du Darios Kind gewesen wärst, denn...ich habe deinen wahren Vater nie geliebt! Ich erzählte Dario ja, dass ich glücklich sei aber das war nicht der Fall. Es...war eine arrangierte Heirat. Meine Eltern zwangen mich dazu einen Mann aus einer einflussreichen und sozial höher gestelten Familie zu heiraten. Sie sagten, dass sie mich verstoßen würden sollte ich nicht auf sie hören. Mir tat das Herz so weh als ich Dario anlügen und ihm die Wahrheit verschweigen musste, denn...ich hatte ihn geliebt. Ich wollte so sehr mit ihm zusammen sein. Ich wollte so sehr ein Kind mit ihm, doch noch vor der Heirat...schlief mein zukünftiger Ehemann mit mir und ich wurde schwanger mit dir. Du musst mir glauben, ich habe es nie bereut, da ich durch ihn dich bekommen hatte aber...wie sehr hatte ich mir gewünscht an Darios Seite zu sein gemeinsam mit dir. Es tat so weh. Ich wollte einfach nicht mehr und statt ihm die Wahrheit zu sagen verletzte ich ihn so sehr mit dieser Lüge. Er verfluchte mich zu Recht und drohte mir das zu nehmen, was mir am wichtigsten war und zwängte mir diese Brosche auf, mit der er dich finden wollte. Und Lucian, dieser verdammte Dämon, nahm mir alle indem er mich und meine Familie und meinen Ehemann in den Tod stürzte. Er hetzte seine Dämonen auf uns und die Kutsche verlor den Halt. Ari, ich hätte alles getan um bei Dario zu bleiben, ich hätte es auch einfach tun können aber du weißt ja selber, wie es ist an seiner Mutter zu hängen und so ging es mir mit meinen Eltern. Obwohl sie so streng mit mir waren, liebten sie mich doch und wollten doch nur das Beste für mich. Nur...merkte ich dies erst zu spät und nun...habe ich dich damit hineingezogen. Ich wollte niemals, dass du solche Schmerzen erleiden musstest. Ich kann mir denken, dass du mir nicht verzeihen kannst, als Mutter habe ich versagt. Aber...ich wollte immerzu bei dir sein und dich beschützen. Es tut mir einfach alles so furchtbar leid. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt.“ In ihren Augen lag so viel Schmerz und Leid. Ich sah, dass es ihr aufrichtig leid tat und dass sie sich selber damit bestrafte mir das alles angetan zu haben. Doch...ich konnte ihr einfach nicht böse sein. Sie hatte Recht, sie war doch meine Mutter und deswegen konnte ich ihr nicht die Schuld geben. „Mutter, ich wollte nie, dass du so weinst und ich will es auch jetzt nicht. Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst und dass du dir wegen all dem die Schuld gibst aber das möchte ich nicht. Du hattest keine andere Wahl, du wolltest deine Eltern nicht enttäuschen und dafür sollte man Verständnis haben. Ich selber...habe Dario immer als grausam eingeschätzt. Er hatte mir schlimme Dinge angetan und ich dachte, ich könnte ihm nie verzeihen aber...“ Ich hielt inne. Meine Mutter lächelte mich liebevoll an. „Du liebst ihn, nicht wahr?“ Ich sah sie überrascht an, dann nickte ich und wurde verlegen rot. „Ja, ich...habe mich in ihn verliebt. Ich war mir zuerst nicht sicher aber nun weiß ich es. Ich liebe ihn und für ihn will ich alles wieder in Ordnung bringen und auch für dich.“ Sie gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn und streichelte mir sanft durch die Haare. „Du bist stark, Ari. Stärker als ich es jemals war. Bitte erfülle mir einen Wunsch. Schenke und öffne Dario dein Herz. Gib ihm die Liebe, für die ich nicht imstande war und zerstöre Lucian. Ich bin mir sicher, dass er nichts unversucht lässt um dich oder deine Freunde in Gefahr zu bringen deshalb...bitte ich dich, beschütze sie und schenke Dario dein Herz.“ Ich nickte zuversichtlich. Nun wusste ich wirklich alles und ich wusste auch, dass es an der Zeit war für mich zu gehen aber etwas in mir wollte nicht. „Ari, du solltest jetzt gehen! Es ist nicht gut wenn du noch länger da bist, deshalb geh wieder zu deinen Freunden und rette sie alle!“ Ein grelles Licht erschien unter mir und wollte mich hineinziehen, doch ich wollte noch nicht gehen. „Warte, wann werde ich dich wiedersehen? Bitte, ich will dich nicht schon wieder verlieren!“ Ich wurde nach unten in die Tiefe gezogen und langsam wurde um mich herum wieder alles schwarz, doch in der Ferne hörte ich noch einmal die Stimme meiner Mutter, die ich so sehr liebte bevor ich tiefer in die Dunkelheit stürzte. „Ich werde immer bei dir sein und dich beschützen. Ich bin immer bei dir ganz nah an deinem Herzen, doch ich verspreche dir, dass wir uns wieder begegnen werden. Bitte pass auf dich auf. Ich liebe dich, mein Sohn!“ Kapitel 33: Drei Worte ---------------------- „Ari! Hey Ari, wach auf!“ Es war Darios Stimme, die mich aufweckte. Anscheinend war ich wieder im Zirkus. Ich war noch etwas benommen als ich die Augen öffnete, doch ich konnte ganz klar Dario vor mir sitzen sehen. Er hielt meine Hand und blickte mich besorgt an. „Dario...hab ich geschlafen?“ Er nickte zustimmend. „Ja, das hast du. Du warst plötzlich in der Manege ohnmächtig geworden. Und Amaris ist...“ Er sprach nicht weiter und blickte zur Seite. „Schon gut, ich weiß es. Dario, ich...ich habe im Traum meine Mutter gesehen. Sie hat mit mir gesprochen und mir alles erzählt, was hier vor 24 Jahren vorgefallen ist.“ Dario blickte mich starr an als ob ich etwas falsches gesagt hätte. Er seufzte. „Dann...bin ich ja froh, dass du nun alles weißt. Weißt du, was ich glaube, Ari? Dass ich damals einen großen Fehler begangen habe. Letzten Endes war es gar nicht die Schuld deiner Mutter oder deine, sondern ganz allein meine. Ich habe mir immer versucht einzureden, dass es die Schuld deiner Mutter war um mein Gewissen zu beruhigen, doch wenn ich nicht so stur und egoistisch gewesen wäre, wäre das alles nicht passiert.“ Ich fuhr ihm zärtlich durch die Haare und lächelte ihn verständnisvoll an. Sein Blick war auf meine Augen gerichtet und wirkte so unglaublich sanft. Jetzt erst spürte ich dieses Herzpochen in meiner Brust. Diese sanfte Gefühl wenn man sich nach dem, den man so sehr begehrt, mit ganzem Herzen verzehrt. „Ich denke, sie hat dir schon längst verziehen, Dario. Und...ich auch.“ Ich zog Dario zu mir. Er wehrte sich nicht gegen meine Umarmung und ich schloß ihn zärtlich in die Arme. Auch er legte sanft seine starken Arme um mich und drückte mich an sich. Ich roch an seinen Haaren und seinem Hals. Ein angenehmer Geruch von Rosen stieg mir in die Nase. Er beruhigte und betörte mich etwas. Mir wurde ganz warm und und Darios Nähe gab mir Schutz. Seine Stimme drang schließlich heiß an meine Ohr und mein Herz raste noch schneller. Er klang so erotisch und seine Stimme drang bis in mein Herz vor. „Ari, du bist so wunderschön. Ich...wollte dir schon die ganze Zeit etwas sagen. Etwas sehr wichtiges. Etwas, was ich schon mal gefühlt habe. Aber dieses Mal...will ich es dir endlich sagen.“ Ich blickte ihn verträumt an. Seine gold-gelben Katzenaugen wirkten so unglaublich menschlich und sein Blick war so einfühlsam und verführerisch. „Psst. Bitte...sag es noch nicht, Dario. Ich...empfinde nämlich genau das gleiche.“ Dario blickte mich verwundert und überrascht an. Ich hatte nur ein sanftes Lächeln aufgesetzt und kam ihm näher. Langsam schloß ich meine Augen. Auch er schloß seine und ich konnte spüren, wie wir uns näher kamen. Mein Herz wurde immer schneller und ich merkte, dass ich zum ersten Mal aufgeregt war seine Lippen zu berühren. Vielleicht lag es daran, weil es mir nun zum ersten Mal wirklich ernst war. Ich zitterte sogar ein wenig, doch ich hielt die Augen geschloßen. Dario berührte meine Lippen aber noch nicht. Er drückte seinen Lippen an mein Ohr und küsste mich dort. Ich zuckte zusammen und seine Stimme erklang wieder in all ihrer Tiefe und Verführung. „Bist du aufgeregt?“ Ich nickte und mein Körper zitterte immer noch. Langsam arbeitete sich Dario mit seinen Lippen einen Weg über meinen Hals bis hin zu meinem anderen Ohr und überhäufte mich mit sanften Küssen, die ich bei ihm so noch nie gespürt hatte. Sein heißer Atem glitt über meine Haut und ich konnte sein leises Stöhnen hören und auch ich seufzte und wurde immer röter. „Ich will es dir sagen, Ari. Als du mit Valo geschlafen hattest, war ich anfangs sauer gewesen, doch da ich selber zu feige war dir meine Gefühle zu getehen, nahm ich es dir nicht übel.“ Ich zuckte wieder zusammen. Meine Stimme erklang, doch ich konnte die Augen einfach nicht aufmachen. „Trotzdem...tut es mir leid.“ Dann spürte ich einen sanften Druck wieder an meinem Hals und Dario drückte mich sanft mit dem Rücken an die Wand hinter mir, damit ich mich anlehnen konnte. Seine Stimme wurde immer leiser und wurde zu einem leidenschaftlichen Säuseln. „Das brauch es dir nicht.“ Immer wieder küsste er mich am Hals. Er drückte seinen heißen Körper gegen mich und ich fing leise an zu stöhnen. Die Erregung war diesmal viel schöner und intensiver als sonst. Ich hielt es nicht mehr aus. Ich wollte es ihm jetzt sagen! „Dario, ich...du bedeutest mir so viel. Ich...liebe dich.“ In meinen Augen bildeten sich Tränen aber nicht vor Trauer, sondern vor unendlicher Freude. Auch Dario lächelte erleichtert. „Ich...liebe dich auch, Ari. Ich liebe dich mehr als mein Leben.“ Dann passierte es. Ich schloß die Augen und Darios Lippen verschmolzen mit meinen. Seine Lippen waren erst sanft, dann wurde er schneller und fordender und dann...wurde er wieder sanft und zärtlich. Ich brachte dann auch meine Zunge mit ins Spiel und unsere Zungen spielten vergnügt miteinander. Seine war so weich und in seinem Mund war es so warm. Er glitt mit seiner Hand unter mein Hemd und fuhr über meinen Rücken. Seine Berührungen ließen mich zusammenzucken. „Tut die Wunde immer noch weh?“ Wieder zuckte ich vor Verwunderung. „Nein, die...ist doch schon längst wieder verheilt.“ Er küsste mich weiter. Seine Hand glitt zu meiner Brust und schnürrte die Bänder meines Hemds auf, bis meine Brust zum Vorschein kam und ich wieder rot wurde. „Bitte...fass mich an, Dario. Berühre mich. Berühre mich überall.“ Dies tat er. Ich blieb an der Wand gelehnt und ich spürte, wie seine Lippen über meinen Hals bis zu meiner Brust glitten. Dort umspielte er sanft mit der Zunge meine Brustwarzen und ich keuchte schwer. Immer, wenn er schnell über sie glitt, zuckte ich vor Erregung und das Zucken durchfuhr meinen ganzen Körper. „Bist du so erregt? Dann...lass dich ein wenig von mir verwöhnen.“ Er kam wieder zu mir hoch. Ich hatte immer noch die Augen geschloßen, doch er drehte sein Gesicht zu mir. „Sieh mir in die Augen wenn ich dich so leidenschaftlich küsse.“ Dies tat ich. Mein Blick blieb starr an seinen Augen hängen und seine Zunge bahnte sich wieder einen Weg in meinen feuchten Mund. Sein Blick machte mich sehr verlegen, doch konnte ich nicht aufhören ihn anzusehen. Seine Hand wanderte zu meiner Hose und öffnete sie. Mein Glied war schon ganz steif und er holte es raus. Ich wurde wieder knallrot und spürte, wie er mit seiner Hand sanft an meiner Vorhaut entlang streichelte bis hoch zu meiner Eichel. Ich stöhnt leise und spreizte die Beine. „Du fühlst dich so gut an, Ari. Ich liebe dein erregtes Gesicht.“ Seine Hand wurde schneller. Ich war so erregt dass ich schon nach kurzer Zeit meine ersten Liebestropfen verlor und Dario leckte sie vergnügt ab. „Keine Sorge, ich mache es nur mit der Hand.“ Er drückte sich ganz eng an mich und seine Hand fing schnell an mein Glied zu stimulieren. Ich stöhnte erregt in sein Hemd und meine Beine zitterten wie wild. Tränen liefen mir über die Wangen und alles in mir war voller Hitze. Das war wohl das, was man Liebe nannte. So fühlte sich die Nähe an, wenn man wirklich liebte. Ich legte meinen Kopf an Darios Schulter und spürte seinen heißen Atem an meinem Ohr. Seine Finger drückten immer wieder gegen meine Eichel und ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. „Dario, ich...ich komme! Ich komme! Ich komme!“ er rieb nochmal etwas schneller und ich stöhnte laut in sein Hemd. Meine Finger krallten sich in seiner Kleidung feste und ich zitterte immer heftiger. „Ja, komm wann immer du willst.“ Das tat ich. Ich konnte es nicht unterdrücken und stieß einen so lauten Schrei vot Lust aus, dass Dario mir kurz den Mund mit einem Kuss verschloß. Ich spürte, wie mein Sperma über seine Hand lief und ich stöhnte immer noch. Dario sah mich lächelnd an. Ich öffnete erleichtert die Augen und blickte verlegen zu ihm hoch. Seine Hand machte er am Bettlaken sauber und drückte mich sanft an seine Brust. Ich war glücklich und etwas erschöpft aber ich fühlte immer noch diese Erregund in mir und mein Herz klopfte wie wild. Mit seinen Fingern streichte er mir die Tränen weg. „Deine Tränen wirken wie wunderschöne Kristalle.“ Ich wurde wieder rot. Dann legte Dario mich zärtlich aufs Bett und deckte mich zu. „Ruh dich etwas aus. Ich möchte dich nicht zu etwas zwingen was du nicht willst, deshalb lass dir noch ein wenig Zeit. Ich möchte erst weiter mit dir gehen, wenn du so weit bist und...wenn wir es aus Liebe tun.“ Danach verließ er den Raum. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich war überglücklich. Mein Herz pochte immer noch. Eine lange Zeit blieb ich noch da liegen mit diesem schönen Gefühl in meiner Brust und musste ein paar mal darüber nachdenken, wie schön das Gefühl Liebe eigentlich ist und dass ich den Wunsch meiner Mutter doch erfüllen konnte aber nicht nur für sie, sondern auch für mich. Kapitel 34: Die Dankbarkeit des Puppenspielers ---------------------------------------------- Nachdem ich mich ausgeruht hatte, war ich nach draußen auf die Wiese gegangen und und betrachtete den blauen Himmel. Die Sonne schien in ihrem hellsten Licht und ich fühlte mich einfach unglaublich erleichtert. Ich konnte es immer noch kaum glauben, dass ich Dario nun endlich meine Liebe gestanden habe und das machte mich sehr glücklich. Ich ließ mich ins Gras fallen und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Mein Herz machte immer wieder Hüpfer vor Freude und ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Schließlich dachte ich an Valo. Ich fragte mich, ob es ihm wieder besser ging und ob er über die Sache mit Amaris hinweg war, doch das bezweifelte ich eher. Ich war auch nicht so schnell darüber hinweg als Dario mich zum ersten Mal mit Gewalt genommen hatte. Für mich war seitdem Unzucht das Schlimmste, was ich mir vorstellen konnte, desalh konnte ich mich auch nur zu gut in die Lage von Valo hineinversetzen. Ich blieb eine ganze Weile auf der Wiese liegen und die Ruhe, die mich umgab, entspannte mich vollkommen. Dann stand ich auf. Ich wollte zu Valo gehen und ihn fragen, ob es ihm besser ginge und ob er sich wieder wohlfühlen würde. Ich hatte so meine Bedenken, doch besser tat ich es jetzt als gar nicht. Das ganze Zelt war sehr ruhig. Von Cecilia, Silvo und Sura fehlten jede Spur. Vielleicht probten sie ja in einem anderen Teil des Zeltes. Ich war gerade auf dem Weg zu Valos Zimmer, als dieser um eine Ecke kam und vor mir stand. Ich erschrak ein wenig als ich ihn ansah. Er war ziemlich bleich im Gesicht und sein Blick war sehr ausdruckslos und monoton. Unter seinen Augen konnte ich tiefe Kränze ausmachen und er ließ sich auch sehr hängen. Aus seiner eher kränklichen Verfassung schloß ich, dass es ihm alles andere als gut ging und ich bekam furchtbares Mitleid mit ihm. „Oh, Valo, zu dir wollte ich gerade kommen! Du solltest besser wieder ins Bett gehen, du siehst...nicht sehr gut aus.“ Er schüttelte leicht den Kopf und versuchte mir in die Augen zu sehen, doch konnte er es nicht so richtig. Er blickte beschämt zu Boden und in seinen Augen lag Trauer und Schmerz. „Nein, ist schon gut. Ich...wollte zu dir, Ari. Ich...wollte mich bei dir bedanken.“ Ich blickte ihn verwundert an, doch dann wusste ich, was er meinte. „Nein, du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich...habe ihn umgebracht, das ist nichts, was man für gut heißen sollte.“ Mir war klar, dass ich es natürlich getan habe um Valo zu schützen, dennoch wusste ich auch, dass ich zum ersten Mal jemanden umgebracht hatte und nach all dem, was passiert war, registrierte ich dies jetzt erst und blickte zu Boden. „Es war schon vollkommen in Ordnung was du getan hast, Ari. Du hast es für mich getan und dafür bin ich dir sehr dankbar. Es war mehr, als was ich für dich getan habe. Ich hätte ja selber nie damit gerechnet, dass Amaris so weit gehen würde aus Eifersucht, vorallem weil wir ja Freunde waren. Ich...hätte es einfach nicht für möglich gehalten. Ich...hätte ihm verzeihen können wenn er es mir einfach nur in all seiner Raserei gesagt hätte, aber dass er so weit gehen würde...verstehst du, ich...hatte einfach nicht damit gerechnet. Es...es hat so furchtbar weh getan.“ Ich sah, wie er in Tränen ausbrach. Er hielt sich die Hände vor das Gesicht und begann stark zu zittern und zu weinen. Ich konnte nichts anderes tun als ihn in den Arm zu nehmen und zu trösten und wollte ihm somit zeigen, dass bald alles wieder gut werden würde. „Valo, ich wollte auch nicht, dass dir das widerfährt. Es war das letzte, was ich wollte. Aber...als ich dich so sah, verzweifelt und voller Schmerz, da...da konnte ich mich einfach nicht mehr beherrschen. Ich...war einfach so furchtbar wütend, ich...wollte dir einfach helfen. Ich wollte ihn dafür bestrafen, was er dir angetan hatte. Ich...ich konnte einfach nicht anders! Ich konnte einfach nicht mit ansehen, wie er meinen besten Freund so quält!“ Vorsichtig befreite Valo sich aus meinem Griff. Er wischte sich die Tränen weg und versuchte ein Lächeln aufzusetzen, was aber eher nur gespielt wirkte. Der Schmerz war wohl einfach noch zu groß und ich konnte es genau an seiner Verfassung erkennen. „Ich...verstehe dich und...ich bin froh, dass du dich so sehr für mich eingesetzt hattest. Das hätte sicher kein anderer für mich getan so wie du und darüber bin ich sehr glücklich. Ich dachte eigentlich schon, dass ich deine Freundschaft nicht verdient hätte, da ich mich ja überhaupt nicht für dich eingesetzt hatte, aber...ich bin einfach froh dich als Freund zu haben.“ Ich schenkte ihm ein sanftes Lächeln, doch damit war es noch nicht vorbei. Für einen kurzen Moment erfüllte Schweigen den Raum, bis Valo wieder das Wort an mich richtete. „Ich...habe das zwischen dir und Dario gehört. Ihr...seid jetzt zusammen, nicht wahr? Das freut mich für dich, es ist schön, wenn man jemanden gefunden hat, dem man für immer sein Herz schenken kann.“ Ich sah ihn verlegen an, doch ich hatte ein ganz mieses Gefühl im Magen. Warum bekam ich auf einmal so ein schlechtes Gewissen? „Ari, ich freue mich für dich. Ich bin glücklich dass du deine Liebe gefunden hast, Dario kann es nach all der langen Zeit wirklich gebrauchen von einem liebevollen Menschen wie dir geliebt zu werden. Dennoch...tut es weh. Mir tut es weh.“ Ich sah zu Boden. Ich hatte das Gefühl, dass ich wusste, was nun kommen würde und davor hatte ich Angst. Ich würde wohl wieder jemanden verletzen, der mir wichtig war und sehr am Herzen lag. „Ich...wollte es eigentlich die ganze Zeit verstecken. Als ich dich damals kennengelernt habe, war ich glücklich einen so guten Freund bekommen zu haben wie dich. Weißt du, viele hier meideten mich weil ich ja der Stellvertreter des Direktors war und war oft sehr alleine und einsam. Es ist nicht schön alleine zu sein, deshalb war ich so froh als du dann da warst. Du hattest mich trotz meiner engen Position zu Dario so akzeptiert, wie ich bin und darüber war ich froh, doch...du hattest mein Herz berührt. Nachdem Dario immer intimer mit dir wurde, stieg in mir die Eifersucht. Ich merkte, dass du mir mehr bedeutetest als nur ein Freund aber...aus Rücksicht zu deinen Gefühlen habe ich den Mund gehalten. Auch als wir damals miteinander geschlafen haben, war mir klar, dass ich niemals näher an dich herankommen würde, denn dein Herz gehörte bereits Dario. Ich war glücklich dass du mir diese Nacht geschenkt hattest, doch wusste ich, dass es für mich schon zu spät war. Ich war zu spät. Ich hatte nicht den Mut dir die Wahrheit zu sagen und nun...bereue ich es.“ In seinen Augen stauten sich erneut Tränen. Doch auf seinen Lippen lag ein gequältes Lächeln und so blickte er mich auch an. Es fiel mir schwer seinem Blick stand zu halten und mein Gewissen wurde immer schlechter. Er kam auf mich zu und streichelte meine Wange. „Dein Herz und deine Liebe werde ich wohl niemals mehr kriegen, aber dennoch...möchte ich dir als letztes noch etwas geben, bevor es keine Gelegenheit mehr dafür gibt.“ Dann berührten sich sanft unsere Lippen. Ich schloß krampfhaft die Augen und ich spürte diese Kälte in mir, diese unendlichen Schuldgefühle. Seine Lippen waren kalt und lösten sich zitternd von den meinen. Trotz seines Schmerzes und seiner ganzen Trauer schaffte er es doch immer noch so zu lächeln, als ob er stark wäre. „Meine Feundschaft zu dir...wird ewig wären doch...du sollst es wissen. Ich...habe dich die ganze Zeit geliebt. Vom ganzen Herzen und mit meinem Leib und meiner Seele habe ich dich geliebt. Bitte...tu mir den Gefallen und werde glücklich mit Dario. Geb ihm die Liebe, die für mich unerreichbar sein wird und es immer war, mein Freund. Danke für deine Freundschaft. Danke für alles, Ari.“ Damit drehte er sich um und ging in sein Zimmer zurück. Ich stand wie angewurzelt da und spürte diesen stechenden Schmerz in mir. Ich fing an zu weinen und brach auf den Knien zusammen. Wieder hatte ich jemanden verletzt, der mir alles bedeutete. Es war mein bester Freund, der beste Freund, den ich je hatte und diesmal war ich mir sicher, dass diese Wunde zu tief war und wohl niemals heilen würde. Kapitel 35: Lucian taucht auf ----------------------------- Es verging ungefähr ein Monat und ich hatte in der Zeit kaum ein Wort mit Valo gewechselt. Wie gewöhnlich probten wir zusammen, doch es war nicht dasselbe wie sonst. Ich merkte, dass Valo immer noch traurig war und über die Sache mit mir nicht hinweg sehen konnte, dennoch versuchte er sich stark zu geben und zeigte vor mir eher selten seine Trauer. Die meiste Zeit verbrachte ich mit Dario. Er ging mit mir spazieren, fuhr ab und an mit mir nach nach Medias und blieb meistens in meiner Nähe. Es war schön mit ihm zusammen zu sein und ich war glücklich so wie es war, bemerkenswert fand ich aber zudem, dass er solche Rücksicht auf mich nahm und darauf wartete, dass ich ankam und mit ihm schlafen wollte. All das freute mich und mein Herz war so voller Glück und Freude. Die Ruhe, die in diesem Monat lag, sollte jedoch nicht mehr lange anhalten. Es war mitten in der Nacht als ich in die Manege kam und nach den anderen sehen wollte. Ich bekam plötzlich ein ganz merkwürdiges Gefühl und das Zelt wurde von einer furchtbaren Kälte durchzogen. Ich hörte den Wind pfeifen und irgendwas bewegte sich auf das Zelt zu. Ich spürte, wie langsam anfing die Erde unter meinen Füßen zu beben und Dario kam aufgebracht zu mir gerannt. „Ari, Ari schnell! Komm zu mir!“ Ich tat was er sagte, dennoch war ich verwirrt. Das Beben wurde immer stärker und schließlich zogen auch die anderen Artisten zu uns. Silvo blickte sich wütend um. „Was geschieht hier? Was hat das zu bedeuten?“ Ich blickte zu Dario auf. Er fletschte die Zähne und seine Augen leuchteten bedrohlich. Seine Arme hatte er so eng es auch nur ging um mich geschlungen und sein Blick war starr an die Decke gerichtet. „Dario, was passiert hier?“ Meine Stimme klang im Gegensatz zu dem aufkommenden Beben leise, dennoch konnte er mich hören. „Es geschieht. Er ist da. Lucian ist da.“ Wie erstarrt blickte ich ihn an. Der Dämon, der mir Gewalt antun wollte und Emilian gezüchtigt hatte, kam hierher. Zum ersten Mal verspürte ich mal wieder Angst. Alle Artisten rückten eng zusammen und ich sah mit Schrecken, wie die Decke des Zeltes aufriss und was sich uns darbot, war nicht der Nachthimmel, sondern ein Gewirr aus unzähligen Schatten, die auf uns niederstürzten und mit schrillen Gekreisch uns umkreisten. Gefolgt wurden sie von schwarzen Fledermäusen, die sich ebenfalls auf uns stürzten und ihre grellen Schreie hallten im Zelt wider. Das Zelt riss immer mehr auf, doch es wirkte eher wie ein Weg in eine andere Welt und alles in ihr war in tiefes Schwarz getaucht. Stille kehrte ein als die Fledermäuse sich auf die verschiedenen Attraktionen gesetzt und die Schatten den Raum in unheimliche Dunkelheit eingetaucht hatten, erschien aus der tiefen Schwärze eine Gestalt und sie trat näher. Wie benommen sah ich, wie sie breit grinsend und mit wehendem schwarzen Umhang auf uns zu schritt und ich konnte sehen, wer es war. In all seiner Grausamkeit erschien Lucian vor und seine Blicke wirkten bedrohlich. „Dario, ich wusste doch, dass ich euch wie immer hier finden würde. Tut mir leid wegen meines überraschendem Besuchs, doch ich dachte, dass es langsam Zeit würde mir das zu holen, was mir zustünde.“ Dario funkelte ihn zornig an. In all der Zeit hatte ich ihn noch nie so wütend erlebt, noch nicht mal wenn ich oder einer der anderen Artisten das Wort gegen ihn erhoben hatte, doch ich spürte auch, dass er sich fürchtete. „Verzeih mir, wenn ich nicht all zu überrascht bin, Lucian. Ich hatte schon damit gerechnet, dass du bald auftauchen würdest mit deinem Gesindel an Dämonen. Wie hätte es auch anders sein können, es ist eben deine Art. Nur, erkläre mir, was bewegt dich dazu mitten in der Nacht meinen Zirkus mit deiner Anwesenheit zu belästigen? Ich denke, du hast doch sicherlich einen trifftigen Grund.“ Ich hätte nicht gedacht, dass Dario mal so arrogant und unverschämt Lucian gegenübertreten würde, zumal weil er ja noch über Dario stand, dennoch bewahrte Lucian noch seine Fassung und rückte sein Monokel zurecht. „Ganz schön mutig von dir mir mit solchen widerstrebenen Abfälligkeiten zu kommen! Du hast wohl vergessen, mit wem du redest! Ich muss dir wohl noch beibringen, mit wem du es zu tun hast!“ Er hob seine Hand und plötzlich fing Dario an zu krampfen. Ich wich erschrocken ein Stück zurück und sah, wie er auf die Knie ging und anfing stark zu röcheln. Wie es aussah, drückte Lucian ihm mit seiner Macht die Luft ab und bevor er ihm ganz den Atem nahm, schleuderte er Dario wie von Geisterhand gegen eine Requisite. Er fiel zu Boden und rang nach Luft, wobei Dario dabei stark husten musste. „Du solltest besser nicht vergessen, dass ich immernoch über dir stehe und dass du meinetwegen diese Kräfte erlangen konntest, also halte dich gefälligst zurück!“ Ich sah Lucian wütend an. Ich ballte die Fäuste und war kurz davor auf ihn loszugehen, doch Silvo hielt mich zurück und schüttelte den Kopf. „Ich bin eigentlich nicht heute Nacht hergekommen, um gegen dich zu kämpfen, das ist außerdem nicht mein Stil. Dennoch habe ich, wie du es schon richtig erfasst hast, einen Grund hier zu sein. Und du gehst auch recht in der Annahme, dass es ein trifftiger Grund ist, sonst würde ich nicht mit meinem Gefolge aufkreuzen. Um ehrlich zu sein, bin ich ziemlich sauer auf dich, Dario. Ich dachte, ich könnte dir vertrauen und das Geschäft mit dir wäre bindend gewesen, doch da taucht doch tatsächlich dein kleiner Schoßhund auf und stiehlt einfach meinen wertvollen Besitz, diesen überaus hübschen rothaarigen Jungen. Und, es ist kaum zu fassen, verletzt er mich auch noch so stark, dass er mich für eine längere Zeit nun außer Gefecht gesetzt hatte. Ich bin sehr enttäuscht von dir, Dario. Es war falsch sich gegen mich zu richten und mich zu hintergehen. Eigentlich...bin ich ja nicht nachtragend wenn es ums Geschäftliche geht, du weißt, dass ich ein Dämon mit Prinzipien bin, aber wenn mich jemand aufs Kreuz legen will, dann wird er auch bitter dafür büßen und seine gerechte Strafe bekommen! Du hast es dir verscherzt, mein Guter! Nun werde ich mich an dir rächen und dir alles nehmen, was dir wichtig ist!“ Es ging alles viel zu schnell. Dario sprang auf und stellte sich vor mich. Brutal wurde er von einer dunkeln Macht getroffen und sein Schrei war erfüllt von qualvollen Schmerzen. Er versuchte krampfhaft dieser Kraft zu widerstehen, doch schon nach kurzer Zeit ging er in die Knie und fiel zu Boden. „Du hast es wohl nicht anders gewollt, Lucian! Damit eins klar ist, ich werde nicht mit ansehen und zulassen, dass du die verletzt, die mir wichtig sind.“ Seine Stimme klang schwach und er raffte sich schwerlich wieder auf. Schützend baute er sich wieder vor mir auf. Die Tränen standen mir ins Gesicht geschrieben und ich hatte panische Angst. „Aber wenn du kämpfen möchtest, dann werde ich auch keinen Halt machen und dich mit aller Macht angreifen! Ich denke, ich habe dich mit Recht hintergangen und ich denke, es wird Zeit dir zu zeigen, dass wir nicht so schwach sind, wie du denkst! Ich lasse jedenfalls nicht zu, dass du meinen Artisten oder Ari etwas antust! Lieber sterbe ich als Ari durch deine Hand sterben zu sehen, denn dank ihm habe ich endlich einen Grund jemanden zu beschützen und um ihn zu kämpfen!“ Lucian lachte laut auf. Ich sah Dario nur schweigend an und wusste gar nicht, was ich vor lauter Bewunderung für ihn sagen sollte. Ich war glücklich, dass er sich für mich einsetzte. Er wollte nich beschützen. Langsam gewann ich wieder neuen Mut. „Du bist wirklich zu komisch, Dario! Naiv und einfälltig warst du schon immer aber wenn du das so siehst, dann sollst du deinen Kampf haben! Halte dich bloß nicht zurück, ich will mich doch amüsieren! Wenn ich mit dir und deinen Artisten fertig bin, werde ich eure Körper im Höllenfeuer verbrennen und mir deinen kostbaren Besitz zurückholen!“ Dario lächelte mich über die Schulter her an. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Lucian auf uns zustürzte und seine Dämonen auf die anderen losgingen. „Was auch immer passiert, Ari, sei stark! Fürchte dich nicht!“ Der Kampf begann. Dario stürzte sich auf Lucian, die anderen wehrten sich gegen die anströhmenden Scharren von Dämonen, die aus dem Schattentor drangen und ich...stand inmitten dieses Schlachtfeldes und begann alles niederzumeltzeln, dass sich mir in den Weg stellte. Ich würde kämpfen bis aufs Blut und selbst wenn ich dabei sterben würde, ich würde nicht zulassen, dass Lucian am Ende sein Ziel erreichen würde. Kapitel 36: Suras Opfer ----------------------- Der Kampf war blutiger als ich dachte. Die Artisten lieferten sich einen Kampf um Leben und Tod mit den Kreaturen der Hölle und auch Dario ließ nicht locker wenn er auf Lucian losging und ihn mit all seiner Kraft angriff. Auch ich bahnte mir einen Weg durch die unzähligen Dämonenscharren und metzelte alles nieder, was mir in die Quere kam. Auf meinem Weg hinterließ ich eine Spur aus Leichen und aus den Augenwinkeln heraus sah ich die anderen. Silvo streckte die Dämonen brutal nieder in seiner Gestalt als Werwolf und stieß markerschütterndes Geheule aus. Cecilia zerfleischte die Kreaturen mit ihren scharfen Zähnen und Sura zertrampelte sie mit ihren gewaltigen Hufen, die bei jedem Auftreten den Raum zum Beben brachten. Nur bemerkte ich viel zu spät, dass Valo nirgendwo zu sehen war. Ich hoffte inständig, dass ihm nichts passiert war. Lucian verpasste Dario schließlich einen schmerzvollen Schlag ins Gesicht, nachdem er ihm seine Krallen durchs Gesicht gehauen hatte und ließ ihn gegen eine Wand krachen. Benommen lag Dario am Boden und tat sich schwer wieder aufzustehen. „Ich wusste es doch, ich wusste es die ganze Zeit! Du warst schon immer viel zu schwach, Dario! Geb es doch einfach auf, du hast nicht die geringste Chance gegen mich!“ Schnell griff Lucian Dario am Hals und hob ihn hoch. Darios Gesicht war vor Schmerz verzerrt und er röchelte stark. „Ich gebe dir eine Chance dich zu ergeben, Dario. Geb mir den Jungen und dir und deinen Artisten wird nichts geschehen. Ich will doch nichts weiter als ihn, mehr will ich doch gar nicht. Wenn du dich aber weiterhin widersetzen willst, dann lässt du mir wohl oder übel keine andere Möglichkeit als dich und dein Gefolge in ewige Verdammnis zu stürzen. Möchtest du das? Möchtest du dieses Risiko eingehen? Ich denke, wohl eher nicht.“ Darios Hände krallten sich gewalttätig in die Hände von Lucian. Blut floss an ihnen runter und Lucian schenkte Dario nur einen Blick der Verachtung. Unbeeindruckt schloß sich seine Hand kräftiger um Darios Hals und ich sah nur mit Schrecken zu. „Was mit mir passiert, ist unwichtig. Wenn ich sterbe, soll es so sein. Ich habe so viele schlimme Dinge in meinem Leben getan, mit meinem Tod würden sie alle beglichen werden. Doch, ich schwöre dir, so lange ich lebe und auf dieser Welt am atmen bin, werde ich mich niemals deinem Willem beugen und alles tun, um Ari und meine Artisten zu beschützen! Wir sind eine Familie und ich lasse nicht zu, dass du uns zerstören wirst!“ Seine Augen strahlten grelles goldenes Licht aus und eine starke Druckwelle ließ Lucian nach hinten stürzen. Der Rückschlag war so stark, dass Lucian in eines der Schwerter hinter sich gerammt wurde und als ob dies ausschlaggebend war, lösten sich die Schatten im Zelt auf und die Dämonen krümmten sich vor Schmerz. Lucian verlor wohl für einen Moment die Kontrolle über sie und brauchte einige Zeit um sich wieder zu fassen. Seine Augen glühten nun noch bedrohlicher als vorher und das Schwert, dass nun eigentlich sein Herz durchstoßen hätte, zog er mit Leichtigkeit aus seiner Brust und schleuderte es wutentbrannt auf Silvo, den das Schwert brutal in den Magen traf und durchstach. „Silvoooooooooooooooo!“ Ich hörte mich selber schreien als Silvo sich in seine Menscheform zurückverwandelte und zusammenbrach. Aus seinem Bauch und Rücken strömte Blut und Cecilia, die auf Silvo zustürmte, wurde durch einen unsichtbaren Schlag von Lucian mit voller Wucht gegen eine Wand gestoßen. Ohnmächtig blieb sie neben dem verletzdem Silvo liegen und ich schritt wutentbrannt auf Lucian los. „Wie kannst du es wagen? Wie kannst du es wagen meine Freunde einfach so zu verletzen, als ob sie minderwertig wären? Sie sind auch Lebewesen und wollten das alles doch gar nicht! Sie waren mal Menschen und meinetwegen sind sie da rein geraten! Wenn du jemanden töten solltest, bin das ja wohl ich! Also wenn du denkst, dass du so mächtig wärst, warum kämpfst du nicht einfach gegen mich, du dreckiger Abschaum?“ Lucian funkelte mich wütend an. Er schritt langsam auf mich zu, doch ich wich nicht aus. Dario wollte sich wieder vor mich stellen, doch ich hielt ihn davon ab. „Du hast wirklich ein viel zu großes Mundwerk! Du kleines Schandmaul, vielleicht sollte ich dir mal Manieren beibringen! Eigentlich hatte ich nicht vor dir gegenüber gewalttätig zu werden, aber so, wie es aussieht, lässt du mir wohl keine andere Wahl!“ Mit einer Handbewegung ließ er schattenartige Fesseln aus dem Boden wachsen. Diese ergriffen Dario und drückten ihn an die Wand. Ich sah nur, wie sie ihn komplett umschlungen und er verzweifelt versuchte sich zu wehren. „Nun, glaubst du immer noch, dass du so stark wärst? Deine Freunde können dir nun auch nicht mehr helfen, als solltest du dich bereit machen und sterben!“ Er hob wieder die Hand und nun ergriff er auch mich. Die Schattenhände packten mich und zogen mich in den Boden. Ich wollte hochspringen und mich von ihnen befreien, doch sie waren zu stark. „Nein, lass Ari in Ruhe, Lucian, ich flehe dich an!“ Der Dämon verpasste Dario einen heftigen Stromschlag durch die schattenartigen Hände und Dario verlor das Bewusstsein. „Halt endlich den Rand, du nervst mich!“ Ich schenkte Lucian einen verabscheuenden Blick als er auf mich zuschritt. „Warum tust du das? Wieso verletzt du andere? Tust du das, um einfach nur deine Lust zu befriedigen?“ Er blickte mich fragend an. „Da hast du nicht ganz so unrecht, mein Schönling. Vielleicht tue ich das alles ja tatsächlich damit ich eine Art Befriedigung erhalte. Weißt du, eigentlich verabscheue ich Gewalt, aber wenn mir jemand in die Quere kommt, lasse ich ihn auch nie wieder gehen! So wie dich! Mach dich bereit, nun wirst du sterben und keiner wird dir mehr helfen!“ Er sprang nach hinten und richtete die Hand auf mich. Ich spürte den Boden beben und eine gigantische schwarze Energiewelle eilte auf mich zu. Das war wohl mein Ende. „Neeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!“ Ich hatte die Augen geschloßen. Das laute Gröllen der Energiewelle war verschwunden und ich war unversehrt. Aber wer...? „Ari, bist du...in Ordnung?“ Es war der Schock meines Lebens. Mein Herz raste vor Panik als ich die Augen öffnete und sah...dass sich Sura schützend vor mich gestellt hatte. Ihre Haut war verbrannt, die meisten Stellen ihres Körpers waren gezeichnet von tiefen und schweren Wunden und sie brach zusammen. Ich schaffte es endlich mich aus den Händen zu befreien und kniete heulend neben ihr. „Nein! Sura, warum? Warum hast du das getan? Warum nur? Ich wollte das nicht!“ Sie lächelte mich an. Ihr Gesicht war vollkommen durch die Verbrennungen entstellt und trotzdem schenkte sie mir ein Lächeln. „Ich...habe es für deine Mutter getan...und für den Zirkus. Ari, du bist der einzige, der Lucian aufhalten kann. Du...bist stark genug um ihm zu widerstehen. Nutze deine Kraft und besiege ihn! Ich...habe meine Pflicht getan. Ich...konnte dich beschützen. Danke dir, für...alles,Ari. Jetzt...kann ich...endlich...in Ruhe...nach Hause gehen.“ Sie schloß die Augen. Ich sah, wie eine Träne an ihrer Wange runterlief und ihr Körper sich langsam in bläuliche Asche verwandelte und eins mit der Erde unter mir wurde. Ich saß einfach nur da und konnte nicht aufhören zu weinen. Ich schrie alles hinaus und rammte meine Finger so heftig in ihre Asche, dass sie anfingen zu bluten. „Wie jämmerlich sich so für jemanden zu opfern! Nun denn, eine lästige Missbildung weniger und nun bist endlich du dran! Ich habe dich lange genug verschont!“ Bevor Lucian mich wieder angreifen wollte, packten seine Hände dünne drahtige Fäden, die sich in seine Hände schnitten und ich sah, dass Valo neben ihm stand. „Wag es nicht noch einmal Ari anzugreifen! Ich lasse nicht zu, dass du ihn verletzt! Dafür...musst du erst mal an mir vorbei!“ Lucian grinste nur. Durch die Fäden ließ er seine dunkle Energie strömen und verpasste Valo einen mächtigen elektrischen Schlag und er brüllte schmerzvoll auf. Ein Dämon, der aus dem Tor erschien, packte Valo. „Du bist ja ganz schön vorlaut, kleiner Puppenspieler! Gut, wenn ich den rothaarigen Schönling nicht haben kann, werde ich eben dich mitnehmen! Du wirst mir sehr von Nützen sein! Fürs erste habt ihr gewonnen! Ich lasse euch in Ruhe aber glaubt ja nicht, dass der Kampf damit beendet wäre! Ich freue mich schon gegen dich zu kämpfen, kleiner Ari! Ich warte auf dich...in der Schattenwelt!“ Zusammen mit Valo, dem Dämon und allen Schatten verschwand Lucian durch das Tor und als es wieder geschloßen war, wirkte das Zelt, als ob nichts passiert wäre. Silvo, Cecilia und Dario waren ohnmächtig und ich hatte auch keine Kraft mehr. Lucian hatte Sura getötet und Valo entführt. Ich hatte keine Hoffung mehr und war mir sicher, dass alles umsonst gewesen war. Ich fiel zu Boden und sah nur noch eine rötliche Gestalt, bevor ich entgültig unter Tränen das Bewusstsein verlor. Kapitel 37: Nachricht von Valo ------------------------------ Schwarz. Alles um mich herum war schwarz. Ich sah nichts, ich hörte nichts. Ich ging blind durch einen endlosen Raum und wusste nicht, wo ich war. Kein Laut war zu hören, ich nahm noch nicht mal meine Schritte war und selbst mein eigener Atem ließ keinen Ton von sich. Wo war ich nur? Was war das für ein Ort? Ich bewegte mich langsam durch die tiefe Dunkelheit. Ich hörte mein Herz nicht schlagen und aus dem inneren dieses unendlich weiten Raumes drang eine furchtbar negative Enerige. Ich schritt immer weiter voran und fragte mich, wohin mich die Dunkelheit führen würde. Es gab noch nicht mal irgendeinen Hinweis oder ein Anzeichen, wo ich mich befand. Die Finsternis war mein einziger Begleiter auf diesem dunklen Pfad ins Nichts. Plötzlich...ein Geräusch. Ich blieb instinktiv stehen und trotz der Dunkelheit versuchte ich auszumachen, wo die Geräusche herkamen. Es waren Schritte. Sie mussten ziemlich laut sein wenn sie in diesem Raum trotz der lautlosen Kulisse so deutlich zu hören waren. Ich fing an zu laufen. Ohne zu wissen, was vor mir lag, folgte ich den Schritten, die sich immer mehr von mir zu entfernen schienen. Ich wurde schneller. Ich hatte etwas Angst, da ich nicht wusste, wo ich war und vorallem wohin ich trat. Vielleicht war jeden Moment ein tiefer Abgrund unter mir, in den ich stürzte und aus dem ich vielleicht nie wieder rauskommen würde. Trotzdem bahnte ich mir meinen Weg durch die unheimliche Schwärze und tatsächlich, in ziemlich weiter Entfernung vor mir, erblickte ich ein Licht, dass wohl zu einem Durchgang gehörte. Ich stürmte darauf zu und hatte das Gefühl Augen, die mich von allen Seiten beobachteten, im Rücken zu haben. Je näher ich dem Durchgang kam, desto lauter wurden meine Schritte und ohne darauf zu achten, was sich hinter dem Gang befand, rannte ich hindurch und sofort schloß sich der durchgang hinter mir und verschwand im Nichts. Das Licht war wieder wie verschollen. Der Raum, in dem ich mich befand, war zwar immer noch dunkel, dennoch zierrten matte Lichter von Petrolliumlampen den dunklen Gang und an den Wänden zogen sich gewellte lilafarbene Striche. Langsam schritt ich weiter voran. Wo auch immer ich mich befand, es war einfach nur merkwürdig. Links und rechst von mir befanden sich bunte Kisten in allen möglichen Farben, die von Fragezeichen oder grinsenden Gesichtern verzierrt waren. Auch lagen dort einige Bälle und auf den Kisten befanden sich Puppen. Es waren aber nicht irgendwelche Puppen, es waren Marionetten und ihre Fäden reichten bis zur Decke, bis sie sich in der Schwärze verloren. Ihre Augen leuchteten bedrohlich, ihre Finger bestanden aus kleinen Nadeln und ihre Münder waren wie zugenäht. Es wirkte, als ob sie kein Wort sprechen durften. Da waren wieder die Schritte. Ich blickte um die Ecke und sah nur die Umrisse eines kleinen Jungen, der hinter der nächsten Ecke verschwand. Vielleicht täuschte ich mich, doch es sah so aus, als hätte er orangefarbene Haare gehabt. Könnte es sein, dass...? Ich folgte der Gestalt, bis es nicht mehr weiter ging und da saß sie. Die Gestalt war der eines kleinen Jungen. Er saß zusammengekauert in der Mitte des Raumes und weinte. Seine Haare waren Orange. Er drehte sich ruckartig zu mir um als ich ihm näher kam und blickte mich mit verheulten Augen an. In der Hand hielt er eine kleine Puppe. „Nein! Bitte, komm nicht näher! Ich habe doch niemandem was getan! Warum? Warum musste sie sterben? Warum hast du meine Mutter getötet? Ich will nicht alleine sein! Ich habe Angst!“ Der kleine Junge kauerte sich immer mehr zusammen. Zu meiner Verwunderung konnte ich nicht sprechen und wusste auch nicht, was er meinte. Plötzlich riss er die Augen auf. Verängstigt drückte er sich ganz an die Wand hinter ihm und und zitterte am ganzen Leib. „Lass mich! Bitte komm nicht näher! Bitte nicht! Bitte tu mir nichts! Nein!“ Ich drehte mich reflexartig um und starrte in das bösartige Grinsen eines Clowns. Er hielt ein Messer in der Hand. Er schritt auf mich zu und ich wollte gerade ausweichen, als ich merkte, dass er durch mich hindurch ging. Erschrocken wandte ich mich zu dem kleinen Valo und sah, wie der Clown ihm immer näher kam und das Messer auf ihn richtete. Zu meinem Entsetzten merkte ich, dass ich nicht mehr gehen konnte. Meine Beine bewegten sich kein Stück und ich konnte meine Augen nicht schließen. Nein, das konnte und wollte ich nicht sehen! „Nein! Bitte lass mich gehen! Bitte! Ich will nicht sterben! Neeeeeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiin!“ Sein Schrei hallte an den Wänden wider bevor das Messer des Clowns auf ihn niedersauste und schließlich seine Stimme verstummte. Ich wollte schreien, weinen. Ich konnte nicht. Ich wusste auch nicht, ob der Clown ihn nun umgebracht hatte oder nicht, der Raum war wieder schwarz und vor mir lagen Blutflecken, die ins Nichts führten. Ich wollte ihnen folgen und ich bemerkte, dass ich meine Beine wieder bewegen konnte. Sofort rannte ich los. Je weiter ich rannte, desto mehr Blut glitt über den Boden, bis ich schließlich einen Punkt erreicht hatte, an dem der Boden vollkommen mit Blut durchtränkt war und das Lachen von Kindern hallte im Raum wider. Da war nichts, nur das Blut am Boden. Ich ging weiter, spürte, wie ich langsam in den Boden sank und mir das Blut bis zu den Knien stieg. Dann konnte ich nicht weiter. Meine Beine waren wie mit dem Blut verwachsen und ich spürte nur die dickflüssige Masse an meinen Beinen. Das Lachen wurde immer lauter. In der Ferne sah ich plötzlich etwas...oder besser gesagt jemanden und wollte vor Angst schreien als ich sah, dass es Valo war. Er kniete nackt in dem Meer aus Blut und seine Augen waren komplett schwarz. Seine Pupillen schimmerten rötlich und an seinen Wangen flossen schwarze Tränen, die wie Tinte aussahen, herunter. Mit verzweifelten Blick sah er mich an. „Warum musste mir das passieren? Ich habe meine Mutter verloren! Ich bin ganz alleine! Man hat mir alles genommen! Wieso lässt man mich so leiden! Ich habe doch niemandem was getan! Ich kann nicht mehr! Ich halte das nicht mehr aus! Ich möchte einfach nur sterben!“ Ich sah, wie das Blut ihn einkreiste. Als er aufstand, konnte ich endlich erkennen, woher das ganze Blut kam und ich fing an zu würgen. In Valos Bauch war eine riesige Fleischwunde, aus der immer mehr Blut floss. Da war auch wieder dieses Lachen von Kindern, doch es wurde immer verzerrter und plötzlich sah ich Gesichter. Irre Gesichter von Clowns in allen Farben, aus dessen Mündern und Augen noch mehr Blut floss. Plötzlich war da ein Schatten hinter Valo. Er packte den Jungen an seinen Gliedern und hielt ihm den Mund zu. Er versuchte zu schreien und zu wehren, doch er schaffte es nicht. Wo die Schatten ihn festhielten, rissen sie tiefe Wunden in seine Haut und verschlangen ihn schließlich in der Dunkelheit, bis er nicht mehr zu sehen war. Ich wollte hier weg! Ich hatte Panik! Es war wie ein fleischgewordener Albtraum und ich konnte nicht fliehen! Was wollte dieser Traum mir nur sagen? Es musste was mit Valo zu tun haben! War es vielleicht seine Vergangenheit? Ich wollte mich umdrehen und weglaufen, doch plötzlich spürte ich etwas schneidenes an meinen Gliedern. Es waren Fäden wie der einer Marionette und sie hoben mich hoch. Ich wollte schreien, die scharfen Fäden schnitten mir ins Fleisch un waren kurz davor mir Arme und Beine abzutrennen. Plötzlich war zwischen den vielen Gesichtern der Clowns eine Gestalt. Es war Valo! Er war nackt und schritt von hellem Licht umgeben auf mich zu. „Ari, fürchte dich nicht! Das ist alles nur ein böser Traum, eine Illusion, mit der dich Lucian verwirren will! Bitte hör mich an! Ich bin gefangen! Lucian hat mich entführt und ich bin nun in seiner Gewalt! Bitte, du musst kommen und mir helfen! Er wird schlimme Dinge mit mir tun! Du bist der einzige, der ihn aufhalten kann! Bitte, hilf mir! Ari, hilf mir!“ Eine unbekannte Macht zog Valo in die Schatten zurück und das letzte, was ich hörte, war ein schmerzerfüllter Schrei von ihm, der aus der Dunkelheit widerhallte. Die Fäden spannten sich. Alles um mich herum wurde dunkel. Ich spürte etwas reißen. Ich hatte das Gefühl, dass alles an meinem Körper zerissen worde und widerrum doch nicht. Ich fiel in die Tiefe. Wusste nicht, wohin. Die Finsternis hüllte mich ein und... ich wachte auf. Schweißgebadet lag ich auf meinem Bett, Dario lag neben mir und war tief und fest eingeschlafen. Er hielt mich im Arm und ich kam wieder zu Atem. Ich fasste mich wieder und dachte über den Traum nach. Alles hing mit Valos Vergangenheit zusammen. Seine Ängste und alles, was ich mit ihm verband. Ich war mir sicher, dass es eine Nachricht an mich sein sollte. Da er gefangen war, hatte er keine Möglichkeit mehr zu mir durchzudringen und versuchte durch diese Illusion von Lucian mir das alles zu sagen. Mir war alles klar. Valo brauchte meine Hilfe und ich würde ihm helfen! Wenn es sein musste, ging ich bis in die Hölle um ihn zu retten und wenn es sein musste, stellte ich mich sogar gegen jeden Dämon, der sich mir in den Weg stellen würde. Ich wollte nicht noch einen Freund verlieren. Kapitel 38: Cecilias Vorahnung ------------------------------ Seid dem Vorfall trainierte ich jeden Tag meine Kräfte um stärker zu werden. Der Traum hatte mich dazu motiviert Valo zu retten und ich würde alles tun was in meiner Macht stand um ihm zu helfen. Manchmal tauchte Dario in der Manege auf und bat mich darum, das Training langsamer anzugehen, denn er merkte, dass ich mich oft sehr überanstrengte. Ich wusste jedoch selber, wo meine Grenzen lagen und trainierte so lange, bis ich nicht mehr konnte. Um die anderen machte ich mir zudem zunhemend Sorgen. Cecilia hatte sich von ihrem Schlag gegen den Kopf zwar schon wieder erholt, doch Silvo hatte durch die starke Verletzung an seinem Bauch hohes Fieber bekommen und war auch noch nicht über den Berg. Ich ging ihn häufig besuchen und hoffte, dass es ihm bald besser gehen würde. Wegen Sura machte mich mir riesigie Vorwürfe. Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre sie vielleicht noch am Leben. Dass sie sich für mich geopfert hatte, rechnete ich ihr sehr hoch an. Wer weiß, wer mir sonst geholfen hätte. Trotzdem fühlte ich mich schlecht und für Cecilia war es ebenfalls sehr schlimm, da die beiden ja mal gute Freundinnen gewesen waren. Eines Tages, ein paar Tage nach den Vorfällen mit Lucian, ging ich in den Stall und sah mir die alte Stelle an, in der Sura immer gestanden hatte und das Herz wurde mir schwer. Ich blickte bestürzt zu Boden und ballte krampfhaft die Fäuste. „Für deinen Tod wird Lucian bezahlen, Sura, das schwöre ich dir!“ Mich überkam tiefe Trauer. Es war schlimm mit anzusehen, wie sich die Zahl unserer Artisten immer mehr dezimierten. Amaris und Sura waren tot, Valo war entführt worden von diesem schrecklichen Kerl und Cecilia und Silvo waren vom Kampf zu sehr angeschlagen, als dass sie sich nochmal auf einen Kampf einlassen sollten. Selbst Dario war noch nicht ganz auf den Beinen und ich verausgabte mich zu sehr mit meinen Kräften. Eine Weile stand ich einfach nur da und wollte gerade wieder gehen, als ich ein Schluchzen hinter mir vernahm und beim Umdrehen bemerkte ich, dass es Cecilia war. Sie hatte einen kleinen gebundenen Strauß weiße Lilien in der Hand und legte ihn still schweigend an die Stelle, wo Sura ihren Platz hatte. Ich sah, wie sie leise ein kleines Gebet sprach und sich dann wieder erhob. Langsam ging sie an mir vorbei, doch blieb sie dann schließlich stehen. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie tot sein soll. Das sowas schreckliches mal passieren würde, hätte ich niemals im Leben gedacht. Sie war meine beste Freundin, Ari und sie hat sich für dich geopfert. Einerseits bin ich froh, dass sie so tapfer war und sich für dich geopfert hat. Andererseits...fällt es mir einfach so schwer. Sie wird nie mehr wiederkommen! Sie ist tot und ich kann nichts daran ändern. Aber weißt du, Sura war nie mit ihren Dasein als dieses Wesen zufrieden gewesen. Sie gab sich häufig glücklich, doch innerlich war sie dabei zu zerbrechen und die einzige, die ihr eine Stütze sein konnte, war ich gewesen. Alle anderen und vorallem Dario hatte sie verabscheut, ja regelrecht gehasst. Ich war die einzige, der sie vertraute. Und nun...habe ich sie für immer verloren.“ Ich konnte nicht anders und nahm Cecilia in den Arm. Ich gab ihr Recht, es war wirklich alles so grausam und furchtbar und Suras Tod ging ihr wirklich sehr nah. Sie drückte sich gegen mich und fing wieder lautlos an zu weinen. „Es tut mir so leid, Cecilia. Ich weiß, wie sehr ihr euch nahe standet. Ich hätte alles dafür getan um alle wieder zu dem zu machen, was sie einst waren. Menschen. Aber wegen mir ist eher alles nur noch schlimmer geworden. Zwei Artisten sind tot, Silvo und du seid immer noch verwundet und Valo...“ Ich konnte bei dem Gedanken an ihn nicht weitersprechen. „Ich verstehe dich, Ari und ich gebe dir keine Schuld. Du hast getan was du konntest und ich muss zugeben, dass du einer der stärksten von uns bist. Ich denke mir, Valo weiß, dass du kommen und ihn retten wirst und dass du uns alle in die Freiheit geleiten wirst. Daran halte ich fest und ich glaube daran.“ Ich lächelte und guckte gleichzeitig wieder bestürzt. „Cecilia, ich bin Valo im Traum begegnet. Lucian hatte mir eine sehr schlimme Illusion von Valos Kindheit geschickt und...dann ist er aufgetaucht. Er sagte mir, dass Lucian ihn gefangen hält und dass er schlimme Dinge mit Valo tun würde. Ich mache mir solche Sorgen um ihn! Ich würde so gerne mit ihm sprechen und ihm sagen, dass ich ihn retten würde aber ich kann noch nicht mal zu ihm.“ Cecilia rückte näher an mich heran und lächelte liebevoll. Sie legte ihre Hand auf meine Schulter und blickte mir tief in die Augen. „Ich versuche dir zu helfen!Weißt du, ich mag zwar nicht so stark aussehen aber ich habe tatsächlich die Fähigkeit Dinge vorauszusagen und eine Verbindung zwischen zwei verschiedenen Welten für eine gewisse Zeit zu schaffen und aufzubauen. Vielleicht schaffe ich es durch dich ein Bild vor Augen zu bekommen.“ Es dauerte einen Moment bis Cecilia plötzlich ganz schwarze Augen bekam und ihre Pupillen in grellem Gelb schimmerten. Ich erschrak als ich das sah und spürte, wie sich ihre Hand in meiner Schulter festklammerte. Offenbar war sie gerade nicht sie selbst und sie sprach sehr verzerrt. „Er ist dort! Valo ist dort! Ich kann ihn sehen! Oh Gott, es ist schrecklich! Diese Schmerzen! Diese unerträglichen Schmerzen, sie quälen ihn! Er kann sich nicht wehren, er ist ihnen ausgeliefert! Sie wollen seinen Willen brechen und ihn dazu bringen, dass er sich ihnen beugt! Ketten, ich sehe Ketten! An ihnen klebt Blut! Es ist Valos Blut! Ich sehe Leid, schlimme Qualen! Er wird sich gegen uns richten! Er wird die Seiten wechseln und gegen uns kämpfen und er wird unsere Seelen den Dämonen zum Fraß vorwerfen und uns alle in Verdammnis stürzen!“ Sie keuchte stark auf als sie die Verbindung unterbrach und schreckte hustend zurück. Ich blickte sie erstaunt an und wollte gerade etwas sagen, als sie wieder das Wort an mich richtete. „Es ist nicht immer so leicht diese Verbindung aufrecht zu erhalten. Im Gegenteil, es erfordert massenweise Energie. Hör zu Ari, ich denke, ich kann dir helfen! Ich weiß, wo sich Valo aufhällt, ich habe es in meiner Illusion gesehen! Er ist gefangen in der Welt der Schatten und nur du kannst ihn retten! Ich kann dir für eine gewisse Zeit ein Tor öffnen, dass die Welt zwischen uns und der Schattenwelt verbindet aber ich kann sie nicht lange aufrecht erhalten. Du musst dich beeilen, Ari.“ Ich nickte zustimmend. „Danke, Cecilia. Ich werde tun, was ich kann.“ Sie lächelte nochmal kurz und hielt mich noch einmal zurück. „Ich habe in der Illusion eine rötliche Gestalt gesehen. Sie scheint jedoch nichts Böses im Schilde zu führen und hat eine reine Seele. Versuche sie zu finden und lass dir von ihr helfen! Es scheint, als ob dieses...Wesen ein wichtiger Teil in Valos Leben spielt. Und nun geh! Pass auf dich auf!“ Wieder nickte ich. Ich sah, wie Dario gerade um die Ecke kam und mir irgendwas zurufen wollte, doch da hatte ich schon das Tor durchschritten. Ich hätte nicht gedacht, dass Cecilia so stark war eine solche Verbindung zwischen den Welten aufzubauen aber ich war ihr zu tiefen Dank verpflichtet. Als ich den Raum betreten hatte, überkam mich ein Schauer, denn es war der gleiche schwarze Raum wie in meinem Traum, nur diesmal hörte und sah ich alles in der tiefen Schwärze und fürchtete weder Tod noch Teufel wenn ich nach Valo suchen würde und egal, was auch kommen mochte, ich würde alles daran setzen, um ihn zu retten. Die Dunkelheit hieß mich willkommen mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Es war Zeit zu gehen. Kapitel 39: Zwischen zwei Welten -------------------------------- Der Raum war alles andere als wie er es in meinem Traum gewesen war. Bei Durchschreiten hörte ich natürlich meine Schritte und selbst meinen schweren Atem nahm ich war. Der darauffolgene Gang war jedoch dem ähnlich, in dem ich den jungen Valo getroffen hatte, nur war dieser nirgendwo zu sehen. Lucian hatte es wohl Spaß gemacht mir diese Illusionen in den Kopf gesetzt zu haben und aufgrund dieser Erkenntnis starrte ich wütend vor mich her. Die ganze Zeit über fragte ich mich, ob Valo überhaupt noch lebte. Weiß der Himmel, was Lucian mit ihm angestellt haben konnte, vielleicht war ich ja wirklich schon zu spät. Egal, wie schlimm ich es mir auch einredete, ich konnte die Hoffnung einfach nicht aufgeben. Ich war mir sogar ziemlich sicher dass Valo noch leben würde und und dass er hier irgendwo war. Ich folgte dem weiten Gang bis zum Ende, doch da, wo der kleine Valo in meinem Traum von dem bösartigen Clown ermordet wurde oder es zumindestens den Anschein gehabt hatte, ging es tatsächlich noch weiter. Je weiter ich dem dunklen Gang folgte, desto mulmiger wurde es mir. Überall saßen diese Marionetten auf den Kisten und grinsten mich mit ihren zugenähten Mündern fies an. Die Pertouliiumlampen, die den kompletten Weg in mattes Licht getaucht hatten, waren nach einiger Zeit vollkommen verschwunden und alles um mich herum war nur Schwarz. Ich sah noch nicht mal, wo ich hinlief. Vielleicht riskierte ich ja diesmal wirklich irgendwo in ein tiefes Loch zu fallen. Obwohl ich mir so viele Gedanken machte, hielt mich das alles nicht davon ab meinen Weg fortzuführen. Ich ging um eine weitere Ecke und hatte das Gefühl plötzlich doch Schritte zu hören und tatsächlich, etwas weiter von mir entfernt sah ich eine Gestalt mit rötlichen Haaren. Vielleicht war es die Person, die mir auf der Suche nach Valo helfen würde. Ich rannte ihr hinterher und ihre Schritte wurden schneller. Der Boden unter meinen Füßen schien zu beben und fühlte sich, je weiter ich lief, immer glitschiger an und schien sich zu verflüßigen, bis ich feststellte, dass ich einen weiteren Gang in die Tiefe erblickte, vor Schreck feststellen musste, dass ich die Person aus den Augen verloren hatte und zu allem Überfluss auf dem steilen Berg ausrutschte und den Gang nach unten rutschte. Es ging sehr weit in die Tiefe und schließlich fiel ich nur noch. Der Aufprall dort unten war schmerzhafter gewesen, als ich gedacht hatte, dennoch war ich froh diesen steilen Abhang überlebt zu haben. Ich blickte nach oben und sah nur diese unendliche Schwärze. Von der Person war weit und breit keine Spur mehr gewesen, dennoch hörte ich plötzlich Schritte um die nächste Ecke und versteckte mich hinter einer Art schwarzen Mauer. Sich gegen die schwarzen mit lilalen Streifen durchzogenen Wände zu lehnen war mehr als unangenehm, denn sie wabbelten richtig und es wirkte, als würden sie wie ein Herz in regelmäßigen Abstände schlagen. Dieser Ort war wirklich gräßlich und ich fing an mich zu fragen, ob dies jetzt nun die Hölle oder ein eher anderer skurieler Ort war. Natürlich war mir klar dass es die Schattenwelt war. Ich wollte meinen Weg schnell weiter fortsetzten denn in der ganzen Aufregung vergaß ich, dass Cecilia das Tor zu den zwei Welten nur für gewisse Zeit offen lassen konnte. Bevor ich mich jedoch einen Schritt weiter vorwagen konnte, wurde ich plötzlich grob gepackt und hochgehoben. „Hey, lasst mich los! Finger weg!“ Ich blickte mich um. Das waren keine Menschen, es war Kreaturen der Dunkelheit. Es waren wohl Dämonen, die hier lebten und im schlimmsten Falle Handlanger oder Untertahnen von Lucian. Ich erschrak. Ihre Gesichter wirkten sehr vermummt, da man ihre Gesichter nicht sehen konnte und sie trugen schwarze Umhänge, die ihnen bis zum Boden reichten. Ihre Augen leuchteten bedrohlich rot, doch mehr sah man auch nicht von ihren Gesichtern. Ich hörte sie nur böse knurren. Sie hielten mich brutal feste mit ihren kraftvollen Pranken und nahmen mich mit sich. „Wo bringt ihr mich hin? Sagt es mir! Bringt ihr mich zu Lucian?“ Keine Antwort. Ich wehrte mich nicht und sah mich einfach nur um. Der Weg wurde schließlich immer breiter und endete an einem riesigen schwarzen Tor, dass durch lilane und schwarze Rosen verschloßen gehalten wurde. Das Tor öffnete sich laut knarrend und die Ranken wichen zu allen Seiten. Bevor wir den Raum betraten, hörte ich ein leises „Psst!“ aus einer Ecke und sah, dass hinter dem Tor ein Junge mit roten Haaren stand. War er diese Person, auf die Cecilia mich hingewiesen hatte? Es hatte keinen Sinn sich deswegen jetzt den Kopf zu zerbrechen, denn wie es aussah hatten wir den Thronsaal erreicht und inmitten von Scharren lauter Dämonen und Kerzen saß Lucian mit einem Glas Blut in der Hand und grinste mich hämisch an. Alle Augen waren auf mich gerichtet und von hie und da nahm ich das Knurren von erzürnten Dämonen war, die es wohl nicht gerne sahen, wenn ein Eindringling in ihr Reich eingedrugen war. „Ari, mein werter Ari, wie schön, dass du uns zu dieser späten Stunde beehrst. Wir hatten dich schon erwartet. Willkommen in meinem Reich, der Schattenwelt. Ich muss aber gestehen, ich bin beeindruckt dass du es überhaupt bis hierher geschafft hattest.“ Die beiden Dämonen drückten mich auf die Knie und ich blickte Lucian hasserfüllt an. „Wo ist Valo?“ Lucian grinste noch weiter und nickte in eine Richtung. Da tauchte ein weiterer dunkler Dämon auf und führte Valo in Ketten in den Raum. Seine Augen leuchteten violett und sein Blick war monoton und ausdruckslos. Ich rief nach ihm, doch er schien mich nicht mal wahrzunehmen. „Valo, Valo ich bin es! Ari! Hörst du mich? Valo, antworte doch! Bitte, sag doch was! Valo!“ Doch er antwortete nicht. Laut lachend blickte Lucian auf mich nieder und schmiss das Glas gegen die Wand, an der das Blut nun langsam runterlief. „Wie amüsant, lieber Ari, du bringst mich zu lachen! Aber du brauchst dir gar keine Mühe zu geben! Dein Freund ist in meiner Gewalt und untersteht nun meinem Befehl! Seine Schwäche und seine Ängste konnte ich gut für mich ausnutzen und nun gehört er mir! Ihn zu befreien würde dir sicher nichts nützen, dafür ist meine Macht einfach zu stark und von Mal zu Mal werde ich stärker!“ Ich wurde immer wütender, am liebsten hätte ich Lucian den Hals umgedreht. Er benutze die Menschen, so wie es ihm passte und dafür hatte ich nicht das geringste übrig. "Lucian, ich will ehrlich sein, ich habe noch nie jemanden so gehasst und so verabscheut wie dich! Du bist einfach nur widerlich! Ich warne dich nur, wenn du Valo irgendetwas antun solltest, werde ich dich töten und glaube mir, ich werde keinen Halt davor machen dich zu töten! Es würde mir ein großes Vergnügen sein den Lebenshauch aus dir heraus zu pressen!“ Er hob die Hand. Er hatte irgendwas vor und seine Augen leuchteten verschwörerisch. „Uh, da krieg ich ja fast Angst! Ja, wirklich, es schaudert mich wirklich! Lieber Ari, auf diesen Kampf freue ich mich schon. Du scheinst es ja wirklich ernst zu meinen. Gut, ich werde dir deinen Wunsch erfüllen...wenn du dann überhaupt noch lebst! Ich hoffe, du hast eine gute Reise zu deiner toten Mutter!“ Er schnippte mit den Fingern und unter mir öffnete sich eine Art Luke. Ich spürte nur noch, wie ich den Boden unter den Füßen verlor und in die Schwärze fiel. „Neeeeeeeeeiiiiiiiiin, Vaaaaaaaaaaalooooooooooooooooooooo!“ Beim Sturz sah ich nach unten. Der Weg wurde heller. In der Ferne sah ich spitze Zacken, die mit Blut bespritzt waren. Sie würden mich aufspießen, von mir würde nichts mehr übrig bleiben. Ich würde elendlich verotten. Das war wohl doch mein Ende. Ich konnte Valo nicht retten und alles war umsonst. Ich fiel immer weiter, spürte den Wind in mein Gesicht wehen. Ich schloß die Augen, wartete auf den Aufprall und machte mich bereit zu sterben und... Kapitel 40: Die menschliche Puppe --------------------------------- Als ich die Augen öffnete, schwebte ich nur wenige Centimeter über den spitzen Dornen oder eher Stalagmiten. Ich keuchte schwer und mein Herz raste vor lauter Schreck. Ich schnappte nach Luft und fragte mich, warum mein Gesicht nicht eigentlich schon längst durchstochen worden war. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und und diese riesigen Dornen hätten mein Gesicht brutal durchbohrt und auch den Rest meines Körpers. Ich sah mich um. Schwebte ich wirklich? Ich merkte plötzlich, wie ich sanft von den Dornen wegschwebte und bemerkte im fahlen Licht dieses Raumes, dass ich von Fäden gehalten wurde. Ich schwebte nicht, ich lag auf dünnen Fäden und wurde schließlich sanft abgestzt, bis ich wieder klar denken konnte. Ich blickte mich um und sah, wie die Fäden um eine Ecke verschwanden und eine eher niedlich klingende Stimme erklang. „Bist du in Ordnung?“ Vor Schreck sah ich in die Richtung, aus der die Stimme gerade gekommen war und erblickte plötzlich einen kleinen Jungen, der mich anlächelte und munter auf mich zuhüpfte. Er hatte hellblaue Augen und kirschrote schulterlange Haare. Sein Körper wirkte noch sehr kindlich und seine Kleidung bestand aus einem rotem Hemd mit kurzer schwarzer Hose und schwarzen Strümpfen. Er hüpfte regelrecht auf mich zu und reichte mir die Hand um aufzustehen. Für einen Moment saß ich noch etwas benommen da, ich wäre gerade fast gestorben, doch dann fasste ich mich langsam wieder. „Keine Angst, ich tue dir nichts. Ein Glück war ich gerade noch rechtzeitig da, sonst wärst du jetzt sicher wie schweißer Käse.“ Langsam stand ich auf. Ich blickte den Jungen erstaunt an und rückte mein Hemd zurecht. „Danke, dass du mich gerettet hast. Das...war wirklich mehr als knapp. Aber...wer bist du und...wie hast du das gemacht?“ Er drehte sich einmal im Kreis und verneigte sich vor mir. „Wenn ich mich vorstellen darf, werter Ari, mein Name ist Sen~o. S-E-N gewellter Strich, O. Das N wird wie ein J ausgesprochen, so dass es wie Senjo klingt. Es klingt zwar merkwürdig aber ich bin kein Mensch. Ich bin eine Puppe. Ich bin eine Marionette geschaffen von meinem Meister Valo. Jetzt fragst du dich sicher, was ich hier unten mache. Weißt du, am Tag bin ich einfach nur eine Puppe aber bei Nacht wird mein Körper lebendich und ich kann für gewisse Zeit wie ein Mensch sein. Im Zirkus hast du mich nie gesehen, da ich dort meistens in einer Kiste versteckt war aber als ich das von meinem Meister mitbekommen habe, habe ich mir von eurem Succubus helfen lassen hier in diese Welt zu kommen und versuche seitdem zu Meister Valo zu kommen!“ Der Junge sprach wie ein Wasserfall und ich kam kaum mit. Ich war wie erschlagen von all dem aber er war wirklich niedlich und irgendwie süß und ich hätte ihn am liebsten geknuddelt. Er schien eine sehr liebevolle Art zu haben und ich konnte ihm wohl vertrauen. „So ist das also. Also dann, Sen~o, mein Name ist Ari und ich bin auch hier um deinen Meister zu retten. Er ist nämlich mein bester Freund und ich kann ihn nicht im Stich lassen. Aber warum hat er mir nie von dir erzählt?“ Er ging vor und führte mich aus dem hellen Gang raus, der mit ganz vielen Fackeln ausgerichtet war. „Nun ja, mein Meister hat nie oft über mich bei anderen geredet. Er hat mich auch nur Nachts aus meiner Kiste geholt und hat mir dann so leckere Sachen wie Schokoladenerdbeeren oder Popcorn gegeben. Das alles schmeckt wirklich sehr lecker. Er hat auch viel über dich erzählt, dass er dich sehr mag und du auch sein bester Freund seiest.“ Das zu hören machte mich glücklich, dennoch wollte ich mehr wissen. „Warum hatte er nie über diech geredet, Sen~o? Er hatte doch sicher einen Grund.“ Er führte mich in einen weiteren Gang, der auch wieder komplett schwarz war und leuchtete mir den Weg mit seinen dünnen Fäden. „Nun ja, es sollte eigentlich ein Geheimnis bleiben, dass es mich gibt. Er sah mich immer als sein Ein und Alles an und wollte mich nie mit jemandem ersetzen. Er hatte mich schon gebaut, da war er noch kein Dämon dieses Zirkus. Seid ich zum Leben erweckt wurde, habe ich ja auch die Fähigkeit meine Fäden gegen Feinde einzusetzen und dich zu beschützen, hast du ja eben selber gemerkt. Aber um ehrlich zu sein fand ich es immer schade, dass ich nie mit anderen sprechen durfte. Ich wollte auch Freunde finden und...mehr Zeit mit Meister Valo verbringen. Er...bedeutet mir alles.“ Ich sah, wie er etwas rot wurde und ich musste lächeln. War da vielleicht mehr als wie er es mir gerade weiß machen wollte? „Du magst ihn sehr, oder? Er bedeutet dir wirklich viel, nicht wahr?“ Der Junge wurde noch röter im Gesicht und sah zu Boden. „Ja, sehr viel. Ich würde mein Leben für ihn geben. Wenn...wenn ich dich Möglichkeit hätte, würde ich für immer an seiner Seite bleiben. Ich schulde ihm mein Leben und deswegen habe ich mich auch mit Leib und Fäden ihm verschworen. Deshalb...kann ich ihn auch nicht im Stich lassen. Auch wenn ich vielleicht nicht so viel ausrichten kann und nicht so stark bin, ich werde versuchen ihm zu helfen! Ich lasse nicht zu, dass dieser Dämon alles zerstört!“ Er sprach sehr enthusiastisch und temperamentvoll und ich konnte nichts anderes tun als zu grinsen und dann zu seufzen. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich helfe dir dabei. Ich habe schließlich auch einen Grund ihn zu retten, also unterstütze ich dich. Ich helfe dir ihn zu befreien!“ Der Junge lächelte. „Du hast wirklich ein gutes Herz, Ari. Das hatte Meister Valo auch gesagt. Aber bevor wir ihn retten, bringe ich dich in deine Welt zurück! Die Dämonen und Lucian haben sicher schon mitgekriegt, dass ich dir geholfen habe, deswegen solltest du fürs Erste in deine Welt zurück.“ Er öffnete ein Tor und ich wollte gerade widersprechen, als ich hinter uns lautes Brüllen der Dämonen hörte und sie rannten um die Ecke. „Da sind sie! Lasst den Rothaarigen und die Puppe nicht entkommen!“ Sen~o zog mich am Hemd und schubste mich durch das Tor. „Hey warte, was ist mit dir?“ Ich sah, wie Sen~o gepackt wurde, doch er lächelte stark. „Mach dir keine Sorgen um mich, Ari! Ich komme schon klar! Verschwinde jetzt, du bist der einzige, der uns alle retten kann!“ Ich wollte nach ihm greifen, doch da hatte er schon das Tor wieder verschloßen und ich landete genau neben Cecilia und Dario, die wohl gespannt auf meine Rückkehr gewartet hatten. Erschöpft lag ich da und Cecilia sackte etwas zusammen. Für sie war es sicher anstrengend gewesen die Verbindung so lange aufrecht zu erhalten. Ich sah, wie ihr der Schweiß ausbrach und sie auf die Knie sank, doch sie wirkte über meine Rückkehr sehr erleichtert. „Gott sei Dank, du hast es geschafft!“ Dario rannte auf mich zu und nahm mich in den Arm. Er hatte Tränen in den Augen und zitterte vor Aufregung, doch auch er schein erleichtert zu sein und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ari, mein Ari, jag mir nie wieder so einen Schrecken ein! Ich weiß ja, dass du Valo retten willst aber erzwinge nichts! Du schadest dir nur selber und außerdem hast du mir einen riesigen Schreck eingejagdt!“ Ich beruhigte Dario und erzählte ihnen alles. Gespannt hörten sie mir zu und ich beschloß auf Sen~o zu hören und erst mal weiter zu trainieren und erst gegen Lucian anzutreten, wenn es so weit sein sollte. Ich verdankte dieser Puppe mein Leben oder besser gesagt, der menschlichen Marionette, in der ich eine ganz besondere Begegnung gesehen hatte. Eine Verbindung zwischen Valo und mir und ich war mir sicher, dass noch viel mehr passieren und auf mich zukommen würde. Dessen war ich mir bewusst. Kapitel 41: Leidenschaftliche Hingabe ------------------------------------- Nach dem Vorfall in der Schattenwelt hatte ich nichts mehr von Sen~o gesehen oder gehört. Ich machte mir furchtbare Sorgen um ihn und fragte mich, was die Dämonen wohl mit ihm angestellt hatten. Ich hoffte so sehr, dass sie ihm nichts Schlimmes angetan hatten, denn das würde ich mir nie verzeihen. Die Tage darauf trainierte ich fleißig mit Cecilia oder Silvo, der zum Glück wieder vollkommen gesund war und das Fieber überstanden hatte. Mir viel es immer schwerer mich auf das Training zu konzentrieren und machte häufig Fehler, da meine Gedanken dauernd um Valo und Sen~o kreisten. Auch Dario empfiehl mir mal eine Pause einzulegen und dann tat ich es auch. Er war mir in der Zeit eine große Hilfe und reichte mir immer wieder seine Hand. Er wusste, dass ich mich wegen Valo und Sen~o vollkommen verrückt machte und tat alles um mich auf andere Gedanken zu bringen. Meine Liebe zu ihm wurde in der Zeit immer stärker und intensiver und immer mehr bekam ich das Verlangen mich ihm endlich aus Liebe hinzugeben. Ich war glücklich mit ihm und freute mich darüber, dass er mir so viel Verständnis entgegen brachte und mir Zeit ließ, bis ich soweit sei. Doch ich wollte ihn nicht mehr lange warten lassen. Es war ziemlich spät am Abend, ich hatte gerade ein Bad genommen als ich zu Dario ins Zimmer kam und er dort in einer seiner Bücher vertieft war. Ich kam näher und setzte mich zu ihm. „Du wirkst gedankenverloren, Dario. Was ist los?“ Er klappte das Buch zu und blickte mich seufzend und irgendwie traurig an. „Ach, weißt du, Ari, ich dachte eben, dass ich durch die alten Bücher eine Möglichkeit gefunden hätte Lucian aufzuhalten. Den Legenden nach haben hier einst Alchemisten und Magier gelebt, die sich gegen die schlimmsten Kreaturen der Hölle gestellt hatten und sie mit ihrer Zauberkunst besiegt hätten. Wenn dies stimmen würde, dann wäre es uns vielleicht möglich Lucian zu besiegen, doch...wer weiß schon, ob diese Geschichten alle wahr sind?“ Ich blickte ihn fragend an. In seinem Blick lag Hoffungslosigkeit und auch ein wenig Schmerz, doch ich wollte ihn nicht so sehen. „Bitte, Dario, gib nicht auf! Es ist für uns alle nicht einfach und ich kann deinen Groll gegen Lucian wirklich gut nachvollziehen. Er hat so viel Schlimmes getan und uns alle in Gefahr gebracht und nun hat er auch noch Valo in seiner Gewalt. Aber weißt du, ich werde nicht aufgeben! Ich werde stark sein und wenn ich mächtig genug bin, werde ich ihn in die Knie zwingen und uns alle befreien, vertrau mir!“ Er blickte mich an als ob ich gerade eine Überraschung preisgegeben hätte, doch er lächelte und zog mich sanft zu sich. „Ich bin so froh, dass dir bis jetzt nie etwas passiert ist. Ich mache mir solche Sorgen um dich, Ari. Seid so vielen Monden bereue ich es dich in die ganze Sache mit reingezogen zu haben und habe dich seither nur in Gefahr gebracht. Das letzte, was ich mittlerweile will, ist dich zu verlieren weil ich...weil ich dich liebe.“ Ich lächelte ihn an und schlang meine Arme um seinen Hals. Ich antwortete nicht mit meiner Stimme, sondern mit meinen Lippen und sie verschmolzen miteinander bis unsere Zungen sich intensiv berührten und mein Verlangen anfing zu wachsen. „Dario, ich...ich glaube, ich bin soweit. Ich möchte dich nicht länger warten lassen.“ Sein Blick war verträumt und er streichelte mir über die Wangen. Seine Stimme klang wie ein leises Säuseln. „Bist du dir sicher? Du bist ziemlich erschöpft vom Training. Ich...möchte dir das nicht in deiner körperlichen Verfassung zumuten.“ Ich stand auf und ließ vor seinen Augen meine Kleider fallen. Er wurde leicht rot im Gesicht und ich ebenfalls. „Ich habe die ganze Zeit auf den Moment gewartet. Ich hatte zwar etwas Angst davor, dennoch wollte ich es unbedingt. Ich möchte es tun, bevor wir vielleicht keine Gelegenheit mehr dazu haben. Bitte, Dario...ich...ich will dich! Bitte...ich möchte mich dir hingeben. Nimm mich in den Arm.“ Langsam stand er auf und nahm mich snaft in den Arm. Seine Hände glitten über meinen Po und meinen Rücken und ich zitterte leicht. Ich wurde etwas verlegen und schloß die Augen, die sich mit Tränen füllten. „Ari, du weißt, ich habe nur dich. Ich will dich niemals verlieren und...ich will dich nie jemand anderem überlassen.“ Mir liefen Tränen die Wangen runter. Mein Herz schlug wie verrückt und ich hielt es kaum noch aus. „Dario...ich liebe dich. Bitte...ich will mit dir schlafen.“ Er blickte mir tief in die Augen und begann sich auch seiner Kleider zu entledigen. Mir wurde auf einmal ganz schwindelig vor Glück und er trug mich sanft zum Bett. Er beugte sich über mich und ich spürte den weichen Samt des Bettlakens an meiner Haut. Mein Herz raste wie verrückt und ich spürte wieder Darios Lippen auf den meinen. „Sei heute Nacht mein, Ari. Denk an nichts anderes außer an mich.“ Dies tat ich. Ich ließ mich von ihm voll und ganz verwöhnen und wurde wieder rot im Gesicht. Seine Finger streichelten sanft über meine Wangen bis zu meiner Brust und seine zarten Lippen liebkosten mich dort. Ich stieß leise Seufzer aus und begann schon nach kurzer Zeit mich unter seinen zarten Berührungen zu winden. Seine Zunge streichelte sanft meine Brustwarzen, bis sie ganz hart wurden und seine Hand glitt zu meinem Glied, worauf ich hin erregt zusammenzuckte. Mir stießen immer mehr Tränen in die Augen. Ich hatte solche Sehnsucht nach ihm, hatte innerlich Angst die anderen und vorallem Dario zu verlieren und wollte in seinen Armen alles vergessen. Nur für diese Nacht. „Entspann dich, Ari. Lass dich einfach gehen.“ Ich spreizte die Beine und spürte, wie er sanft dor meine Eichel stimulierte. Ich stöhnte auf als er dazu gleichzeitig mit seiner Zunge meinen After berührte und sie dort wild und ungezügelt kreisen ließ. Meine Beine zitterten und ich sah ihm zu, wie Dario verspielt an meiner Eichel rieb bis die ersten Liebestropfen aus ihr flossen. „Es ist so schön! Bitte gib mir mehr!“ Dario grinste mich an und begann mit seiner Zunge meine Eichel zu lecken. Sie glitt an meiner Vorhaut rauf und runter und er drang mit zwei Fingern in mich ein, was mich richtig laut aufschreien ließ. Ich krallte mich mit einer Hand in das Bettlaken und mit der anderen Hand in seine Haare und je mehr ich mich windete, desto intensiver wurde er mit seinen Fingern und seiner Zunge. Er legte sich schließlich meine Beine über die Schultern und nahm mein komplettes Glied in den Mund und ich fühlte, wie es dort flutschte und seine Finger mittlerweile glitschig in mir ein- und ausdrangen. Ich konnte mich kaum noch halten. Mein Körper verlangte nach ihm. Ich wollte ihn in mir spüren, auf der Stelle! „Dario, ich...ich kann nicht mehr länger warten! Bitte, ich will dich! Bitte nimm mich!“ Er stoppte sofort und kam zu mir hoch. Mir rann bereits Speichel aus dem Mund und meine Augen waren voller Tränen, die Dario genüßlich mit seiner Zunge wegleckte. „Ich will dich auch, mein lieber Ari. Ich will mich mit dir vereinen, mein Geliebter. Bitte spüre mich!“ Ich machte mich ganz locker und spürte, wie sein hartes Glied an meinem After rieb bis er vorsichtig in mich eindrang und anfing sanft zuzustoßen. Ich stöhnte laut auf und krallte mich wieder ins Bettlaken. Es war viel intensiver als sonst und es fühlte sich auch diesmal wirklich so an, als ob wir uns von tiefstem Herzen lieben würden. Ich war überglücklich und weinte vor Freude. Eine ganze Weile lag ich unter ihm und stöhnte in seine Schulter, an der ich mich schließlich festgekrallt hatte. Er wurde immer schneller und ich war schon kurz davor zu kommen, bis er plötzlich stoppte und langsamer wurde. „Nein, noch lasse ich dich nicht kommen!“ Plötzlich zog er mich auf seinen Schoß und stieß heftig von unten zu, was ich laut aufschreien ließ. Er belohnte mich mit wilden Zungenküssen und im Rhthmus bewegte ich meine Hüften. „Mehr Dario, gib mir mehr!“ Es war einfach zu schön ihn so intensiv zu spüren. Meine Liebe, mein Leben. Ich liebte ihn so sehr und das wollte ich ihn spüren lassen. „Ja, Ari! Begehre mich! Begehre mich vom ganzen Herzen!“ Dies tat ich. In dieser Nacht begann ich die schönste und bittersüßeste Sünde, die ich mir jemals vorstellen konnte. Ich begehrte ihn so sehr dass es mein Herz fast zerspringen ließ und als wir schließlich zusammen kamen, gefangen in diesem Feuer aus Leidenschaft und ich spürte, wie er all seinen Saft in mir abspitzte, schrie ich laut seinen Namen und war der glücklichste Mensch als je zuvor. Erschöpft legte er mich neben sich und mein Herz pochte so schnell wie noch nie. Er sagte nichts und streichelte einfach nur durch meine Haare. Seine Berührungen sagten mir alles und als ich erschöpft und mit pochendem Herzen in seinen Armen einschlief, versprach ich ihn niemals wieder alleine zu lassen und ihn vor diesem grausamen Dämon zu beschützen. Nach all den Schmerzen und all dem, was ich erlebt hatte, war Dario die wichtigste Person in meinem Leben geworden und was mir wichtig war, wollte ich für immer beschützen. Ich schwor ihm in dieser Nacht meine ewige Treue und egal, was auch passieren mochte, ich würde niemals von seiner Seite weichen. Ich war ein Teil des Black Widow Circus und ein Teil von ihm. Mein geliebter Direktor, der mich in seinem Netz gefangen hatte und aus dem ich nie wieder fliehen wollte. Der einst Fremde, der mein Schicksal war und der, dem mein Herz gehörte. Kapitel 42: Kontrolle über Cecilia ---------------------------------- Die Tage vergingen wie im Fluge und ich hatte weder was von Valo, noch von Sen~o was gehört. Die meiste Zeit verbrachte ich mit trainieren und zerbrach mir den Kopf um die beiden. Vielleicht war Valo tatsächlich schon tot, genauso wie Sen~o und bei dem Gedanken wurde mir das Herz schwer. Dario versuchte mich hin und wieder aufzumuntern, er merkte, dass mich die Sache immer mehr traf und dass ich mir schon seid Tagen alles, was ich tat, sehr zu Herzen nahm. Silvo hatte sich zum Glück wieder vollkommen erholt, doch beim Training viel er manchmal doch noch aus. Er wollte sich schonen und sich nicht überanstrengen und ich verstand ihn. Cecilia wurde mir gegenüber immer wortkarger. Ich wusste nicht, was mit ihr los war aber sie verhielt sich mir und den anderen gegenüber sehr merkwürdig. Traf ich sie, drehte sie sich meistens um und ging einfach so weg ohne ein einziges Wort. Einige Tage später passierte es schließlich, etwas, worauf ich nie gehofft hatte. Ich war gerade mit dem Training fertig und wollte ein Bad nehmen, als Cecilia plötzlich vollkommen überraschend für mich vor mir stand. Sie sah mich ausdruckslos an und das war mir komisch. „Hey, Cecilia, was ist denn los? Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst so blass im Gesicht aus.“ Ich wollte ihre Stirn fühlen, ob sie vielleicht Fieber hatte, doch in dem Moment, wo ich sie fast berührte, holte sie aus und schlug mir mit voller Wucht ins Gesicht, so dass ich torkelnd und verdutzt nach hinten wich. Ich schüttelte den Kopf. Ich war leicht benommen und wischte mir das Blut an meiner Lippe ab. Sie hatte mich so stark erwischt, dass meine Unterlippe aufgeplatzt war. „Cecilia, was ist los mit dir? Ich bin es doch, Ari!“ Es schien, als ob sie mich nicht hören würde. Ihre Augen begangen plötzlich blutig rot zu leuchten und sie knackte mit ihren Fingerknöcheln. Plötzlich rannte sie auf mich zu und stieß dabei einen wütenden Kampfschrei aus. Bevor sie mich mit ihrer Schulter rammen konnte und stattdessen die Stalltüre einrammte, wich ich schnell zur Seite raus und rannte in die Manege. Dario hatte den Krach anscheinend schon gehört und hatte sich mit Silvo in der Manege eingefunden. „Ari, was ist da los? Was soll der Lärm hier?“ Ich stellte mich schützend vor Dario und leckte mir hin und wieder das Blut von der Lippe. Ich richtete den Blick starr auf den Eingang zum Stall. „Irgendetwas stimmt mit Cecilia nicht! Sie dreht vollkommen durch!“ In dem Moment trat sie aus dem Stall und blickte mich zornig an. Sie strich sich durchs Gesicht und bleckte ihre Dämonenzähne. „Was ist mit ihr? Was ist nur los?“ Dario stellte sich neben mich. Er blickte Cecilia eiskalt an und hob die Hand. „Ich spüre es. Ich kann es genau spüren. Das ist Lucians Werk. Es ist seine Macht. Er hat sie unter seiner Kontrolle.“ Total entsetzt sah ich Dario an. „Aber wie? Wie kann das sein? Sie war doch nie in der Nähe von Lucian! Das muss ein Irrtum sein! Das kann einfach nicht sein!“ Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, doch Dario sah mich im nächsten Augenblick ernst von der Seite an und nickte. „Doch, das ist es! Lucian ist stark genug um so etwas zu tun! Ari, sie hat dir doch geholfen in die Schattenwelt zu kommen! Denkst du nicht etwa auch, dass Lucian Cecilias Schwäche ausnutzen konnte, da sie während dieser Verbindung der zwei Welten viel Kraft verbrauchte und dadurch sie manipulieren konnte? Denk doch mal darüber nach! Herr Gott, du hast doch gesehen, was er für eine Macht besaß!“ Ich zuckte zusammen und und blickte ungläubig zu Boden. Ich wollte gerade erwidern als plötzlich eine Stimme ertöhnte und im ganzen Zelt widerhallte. „Ja, da hast du Recht, mein lieber Dario! Endlich gestehst du es dir ein! Ich besitze allerdings sehr große Macht und bin tatsächlich auch zu solchen Schandtaten in der Lage. Kompliment an dich! Applaus, applaus!“ Ich sah mich um. Ich konnte nur erkennen, wie hinter Cecilia sich ein riesiges Tor bildete und aus den Schatten Lucian trat. Er grinste vergnügt und legte Cecilia eine Hand auf die Schulter. „Ja, das hättest du nicht gedacht, nicht wahr, kleiner Ari? Meine Macht übersteigt die Kraft mancher Dämonen bei weitem, daher war dies hier einer meiner leichtesten Übungen! Deine kleine Freundin hier war zwar sehr widerspänstig, letzten Endes konnte sie sich dann aber doch nicht mir widersetzen!“ Ich war zu fassungslos um irgendetwas zu sagen. Am liebsten hätte ich ein Messer genommen und ihm sein widerliches Grinsen aus dem Gesicht geschnitten. Der Kerl machte mich rasend und mit anzusehen wie er mit meinen Freunden spielte, machte mich noch wütender. „Ich kann sie spüren, deine ungebändigte Wut, mein kleiner Schönling. In deinen Augen lese ich blankten Hass! Du wünscht dir nichts sehnlicheres als mich tot zu sehen, hab ich Recht? Aber bevor das jemals geschehen wird, bist du der erste, der sterben wird!“ Er schnippte mit den Fingern und sofort stürmte Cecilia auf mich zu. Dario und ich wichen aus und Silvo versuchte tatsächlich sie aufzuhalten. „Nein, Silvo, nicht! Das ist zu gefährlich!“ Er hörte micht auf mich. Doch als es gerade so aussah, als ob Cecilia in die Knie gehen würde, schleuderte sie Silvo zu Boden und dieser blieb schwer keuchend am Boden liegen. „Verdammt! Ari, Dario, passt auf!“ Nun stürmte sie auch wieder auf mich zu. Ich konnte nichts anderes tun als auszuweichen. Das letzte, was ich wollte, war sie anzugreifen. Sie war doch einer meiner Freunde. Ich konnte doch nicht noch eine gute Freundin verletzten. Ich blieb eisern da stehen, als sie wieder auf mich zurannte. Ihr Gesicht lächzte nach Mord. Sie wollte mich töten, doch das ließ ich nicht zu. Kurz bevor sie mich mit ihren scharfen Krallen erwischen wollte, baute ich wieder meine Barrikade auf und Cecilia wurde etwas zurückgedrängt. Verblüfft blickte sie mich an und versuchte immer und immer wieder diese Blockade zu durchbrechen. Mir kamen die Tränen. „Cecilia, bitte...höre mich an! Du willst das doch eigentlich gar nicht, oder? Du willst mich doch gar nicht töten! Ich bitte dich! Versuche dich zu erinnern! Lucian hat dich dazu gebracht mich anzugreifen! Bitte, du hast doch immer gesagt, dass du nie jemanden deiner Freunde verletzten oder töten würdest! Was ist nur los mit dir? Du bist doch stark! Wehr dich, Cecilia! Tu es für Valo, für Silvo, für Dario, für mich...für Sura! Sie hätte das sicher auch nicht gewollt! Bitte, ich hab dir doch versprochen dass ich euch alle retten werde, dann reiß dich endlich zusammen und komm zu dir! Ceciliaaaaaaaaaaaaaaaaa!“ Sie stoppte abrupt. Plötzlich war alles um uns herum ruhig. Cecilia wankte etwas und schüttelte den Kopf. Benommen sah sie sich im Raum um und brach schließlich entsetzt auf den Knien zusammen. „Oh Gott...was hab ich nur getan? Ari, hab ich etwas...Schlimmes getan? Was ist nur passiert, ich...kann mich an nichts erinnern.“ Ihr kamen die Tränen und sie hielt sich panisch zitternd den Kopf. Ich ging zu ihr und nahm sie in den Arm. „Das hast du gut gemacht, Cecilia. Du hast Lucinas Kraft widerstanden.“ Sie erwiderte meine Umarmung unter Tränen und Silvo und Dario standen erleichtert da, doch Lucian knirschte nervös mit den Zähnen und ich schritt schließlich auf ihn zu. „Du hast dich wohl gettäuscht, Lucian! Deine Kraft scheint doch nicht so weit zu reichen! Gib es endlich auf, Lucian! Du kannst uns nicht besiegen! Wir sind viel zu stark für dich und glaube mir, wir sind auch stark genug um dich zu bekämpfen!“ Ich sah, wie er wütend das Gesicht zu einer zornigen Grimasse verzerrte und mit seinen Händen riesige Blitze herauf beschwor, die den Boden erzittern ließen und plötzlich das komplette Zelt in Dunkelheit hüllte. Alles, was sich im Zelt befand, war mit der Finsternis verschmolzen und Lucian blickte hämisch auf als er sein Werk vollbracht hatte. „Ich habe genug von euch, ihr widerliches Pack! In dieser Welt herrscht das Böse und ich werde nicht zulassen, dass ihr Schwächlinge mich besiegt! In der Schattenwelt...genau hier...werdet ihr untergehen, das verspreche ich euch! Aber...bevor ich euch ins Nirvana schicke, habe ich noch eine kleine Überraschung für dich, mein lieber Ari und deine Angehörigen. Ich denke, ich werdet euch freuen ihn zu sehen!“ Er schnippte wieder mit den Fingern und Cecilia, Silvo und Dario wurden durch Schattenhände an die Wand gefesselt. Nur ich stand nur noch da und blickte auf die Gestalt, die plötzlich hinter Lucian ganz in schwarz auftauchte und ich erstarrte vor Schreck. Es war Valo! Seine Haare waren blutrot und seine Augen funkelten bedrohlich schwarz. Sein ganzer Körper war in einem schwarzen Anzug getaucht, der ab der Brust mit seiner Haut verschmolz und Blick auf sein Dekollté frei gab. Sein Gesicht zierrten schwarze Striche und seine Nägel waren messerscharf. Er kam auf mich zu und grinste mich breit an. „Sieh an, Ari. Ich hätte nicht gedacht, dass du es bis hierhin schaffen würdest. Du siehst, ich lebe! Aber nun...wird dein Weg hier enden!“ Kapitel 43: Valos Verrat ------------------------ Ich konnte meinen Augen immer noch nicht trauen! Es war tatsächlich Valo und sein Blick wirkte, als ob er mich jeden Moment töten wollte. „Valo, wie ist das möglich? Du warst doch Lucians Gefangener! Hat er dich auch manipuliert mit seinen Kräften?“ Als ob dies eine normale Antwort gewesen wäre, schüttelte er den Kopf. „Nein, ich bin von alleine auf seine Seite gegangen! Du wirst es kaum glauben aber nach all dem, was ich durchgemacht habe, konnte ich den Anblick der Artisten und vorallem deinen nicht länger ertragen! Nach allem, was du mir angetan hattest und wie du meine Gefühle für dich ausgenutzt hattest, wollte ich dich endlich vergessen und den Zirkus vergessen! Und nun sieh, was aus mir geworden ist!“ Ich schüttelte heftig den Kopf und fing an zu schreien. „Nein, das ist nicht wahr! Du lügst, Valo! Lucian hat dich...“ Er ließ mich gar nicht ausreden und blickte mich hasserfüllt an. „Sei ruhig, wage es ja nicht meinen Namen nochmal auszusprechen! Ich hatte dich die ganze Zeit gehasst, Ari! Es ist deine Schuld, dass sich alles im Zirkus verändert hatte! Wärst du nicht aufgetaucht, hättest du mich mit deiner ach so tollen Liebe nicht so verwirrt! Deinetwegen war ich blind! Ich habe den Weg nicht gesehen! Aber nun...habe ich einen Weg aus der Einsamkeit gefunden! Einen Weg, in eine neue Zukunft für mich!“ Ich blickte ihn nur traurig und mit tiefen Entsetzten an. Ich konnte nicht glauben, was er mir da erzählte und wäre am liebsten zusammen gebrochen. „Nein...Valo, das ist nicht wahr. Das glaube ich dir nicht! Valo, soll das ein schlechter Scherz sein? Wir...wir waren doch mal Freunde...“ Sein Blick war voller Verachtung und er drehte seinen Kopf zur Seite. „Freunde? Tss, das glaubst auch nur du! War ja klar, du warst schon immer so naiv und hast doch immer alles geglaubt was man dir erzählt hat. Aber dachtest du wirklich, dass wir Freunde wären? Nein, niemals! Mit jemandem wie dir würde ich mich niemals abgeben! Ich wollte einfach nur geliebt werden, ich wollte deine armseelige Freundschaft gar nicht! Ich wollte, dass du mich liebst aber darauf hast du ja nie reagiert! Du hast dich immer schön vor meinen Augen mit dem Zirkusdirektor vergnügt, nicht wahr? Dir hatte es doch Spaß gemacht mit meinen Gefühlen zu spielen! Du wusstest, dass ich dich liebte und hast mich nie nach meinen Gefühlen gefragt weil du einfach zu feige warst und bist es immer noch! Weißt du, ich verabscheue Schwächlinge! Ich bereue es sehr, dass ich mich mit dir abgefunden habe aber nun hat das alles keine Bedeutung mehr. Nun, wo ich ein Teil dieser Welt hier bin und kein Gefangener dieses abartigen Zirkus! Dank Lucian habe ich endlich wieder einen Grund zum leben gefunden! Er hat mich aus der Einsamkeit befreit und mich geläutert. Er wusste, welche Ängste ich wirklich empfand und nahm sie mir alle wenn ich auf seine Seite rübertreten würde! Und nun sieh mich an, Ari! Ich bin wie neu geboren! Ich spüre keine Schmerzen, keine Qualen, die ich all die Jahre durchmachen musste! Alle meine Lasten sind wie verscheucht! Nach all den langen Jahre in Schmerz und Leid bin ich endlich frei! Ich bin frei! Ich fühle endlich wieder einen Sinn in meinem Gott verdammten Leben! Lucian hat mir diesen Sinn gegeben, er gab mir einen Grund wieder von neu anzufangen! Mehr, als du oder die anderen jemals für mich getan haben! Und nun...brauche ich euch nicht mehr! Ich konnte euren Anblick schon lange nicht mehr ertragen, ihr widert mich an! Ihr verdammten Kleingeister, ihr habt doch überhaupt keine Ahnung gehabt, wie ich mich jemals gefühlt habe! Immer ging es nur um euch! Aber nun ist das als vorbei! Ich werde euch alle vergessen...wenn ihr tot seid!“ Ich brach auf den Knien zusammen und begann bitterlich zu weinen. Mein Herz schmerzte und ich zitterte vor Schmerz am ganzen Körper. Meine Stimme zitterte und ich konnte mich nicht bewegen. „Valo, das ist doch alles nicht wahr. Warum denkst du jetzt so? Ich war doch immer für dich da! Ich habe dich doch niemals im Stich gelassen und...du warst immer mein bester Freund gewesen. Soll das nun alles vorbei sein? Ist das wirklich dein Ernst? Ich kann dir nicht glauben und ich will es auch nicht! Es tut so weh diese Worte von dir zu hören! Mein Herz tut so weh! Ich ertrage das einfach nicht! Du verletzt mich, Valo! Du warst und bist immer noch mein Freund und das letzte, was ich will oder jemals wollte, war dich zu verletzten oder dich zu verlieren! Ich hätte doch alles für dich getan und nun verrätst du mich und alle anderen an unseren schlimmsten Feind! Denkst du etwa, nur weil du auf die böse Seite gewechselt hast und dich von Lucian manipulieren lässt, dass dies ein Ausweg wäre? Damit stellst du dich jedenfalls nicht deinen Ängsten oder der Wahrheit! Du wolltest doch, dass ich dir helfe, warum sonst hättest du mir dann diese Illusion geschickt? Es war ein Hilferuf, nicht wahr? Es war die letzte Gelegenheit um mit mir Kontakt aufzunehmen, bevor Lucian dich in seine Gewalt gebracht hat! Ich habe es gesehen, die schlimmen Dinge, die dir in der Vergangenheit widerfahren sind. Die Ängste und den unendlichen Schmerz, der tief in dir ruht. Ich kann dich verstehen, warum du diese Ängste all die Jahre in dir versteckt hattest und mir nie dein wahres Gesicht gezeigt hast. Du wolltest mich nicht mit deiner Vergangenheit belästigen und mimtest vor mir den glücklichen Clown. Deine Mutter ist von einem Clown ermordet worden, nicht wahr? Und du...du trägst die Erinnerungen schon seid Jahren mit an deinem Körper, genauer gesagt unter deiner Brust. Die Narbe, ich habe sie gesehen! Du hast sie mir immer verschwiegen und selbst als wir miteinander geschlafen hatten, hast du dich mir verweigert und sie mir nicht offenbart! Valo, du hast doch nie mit mir geredet! Ich wollte dir helfen aber selbst zu mir, deinem besten Freund, für den ich mich immer gehalten habe, hast du deine Geheimnisse verschwiegen! Valo, ich glaube nicht, dass du extra auf die böse Seite gewechselt hast! Du wolltest das gar nicht und damit eins klar ist, egal, was du nun sagst oder was du mir antun willst, ich werde dich retten und alles tun, was in meiner Macht steht um mein Ziel zu erreichen! Ich will nicht noch einen Freund verlieren! Ich will dich nicht verlieren und darum...kämpfe ich um dich! Ich werde dich retten!“ Ich sah, wie sein Blick sich verfinsterte und er zurückwich als ich meine Kraft aktivierte. Ich konnte es nicht noch weiter kommen lassen und wenn es sein musste, würde ich sogar mein Leben für ihn geben. „Du...musst verrückt sein! Was glaubst du, wie du mit mir redest? Ich brauche niemals mehr zu leiden! Du bist derjenige, der mir all die ganzen schmerzvollen Erinnerungen zurückbringt! Aber ich werde nicht weiter zulassen, dass du mir im Weg stehst und mich mit deinem Gerede verblendest!“ Er ließ seine Finger in alle Richtungen gleiten und plötzlich sah ich, wie dünne scharfe Fäden aus seinen Fingern glitten und immer länger wurden. Als sie lang genug waren, sah ich, wie sich eine Gestalt an ihnen herabließ und ich staunte nicht schlecht als ich sah, dass es Sen~o war. Er wirkte traurig und verängstigt und seine Gliedmaßen wurden alle von den Fäden durchdrungen. An den Stellen, wo sie in seine Haut glitten, blutete er stark. „Nun denn, Valo! Zeig mir, deinem Meister Lucian, was du zu bieten hast! Zwing diesen Jungen in die Knie! Demonstriere ihm deine unglaubliche Macht! Bringe ihn um und verstreue seine Asche in alle Winde! Du hast mir ewige Treue geschworen, nun erweise dich mir, mein Puppenspieler!“ Er grinste und schritt auf mich zu. Sen~o schwebte über dem Boden und strahlte starke negative Energie aus. Dario schrie nach mir. „Ari, bitte, du musst Valo befreien! Nur du kannst ihn retten! Ich bitte dich!“ Ich nickte schwach und ging auf zielsicher auf Valo zu, dessen Grinsen immer breiter wurde. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal gegen meinen besten Freund kämpfen müsste aber nun, nach all der Zeit, war es so weit gekommen und nun lag es an mir dies alles zu beenden. „Was immer auch geschieht, heute wird hier alles enden, Valo! Ich werde dich und die anderen retten und dann könnt ihr endlich frei sein!“ Er lachte schallend auf und hob die Finger. „Das klingt verlockend aber erst mal will ich deine Kraft testen, mein Freund! Kämpfe gegen mich, dem Puppenspieler! Nun denn, es ist soweit, Sen~o! Erweisen wir Ari doch die Ehre! Zeig ihm deine Stärke! Tanz, Püppchen, tanz!“ Kapitel 44: An seidenen Fäden ----------------------------- Die Art, mit der Valo mit Sen~o kämpfte, war mehr als ein schmerzvoller Anblick. Jedesmal, wenn Valo mich mit ihm angriff, verpasste er dem kleinen schwächlichen Jungen einen Stromschlag durch seine Fäden und dieser zuckte schreiend und sich quälend zusammen. Aber ich gab zu, Sen~o war wirklich sehr stark. Seine Attacken an den Fäden waren schnell und wendig und war ich ihm gerade mal ausgewichen, stand er schon wieder vor mir. Ich hatte kaum Gelegenheit meine Aufmerksamkeit Valo zu widmen, der hin und wieder irgendwelche Flüche aussprach oder laut lachte. „Los, los, meine treue Marionette! Zeig ihm deine Kraft! Bereite seinem armseeligen Leben ein Ende!“ Ich sah, wie Sen~o schmerzhaft die Tränen versuchte zurückzuhalten. Aus seinen Wunden tropfte immer wieder Blut und am liebsten hätte er sich gegen die Befehle seines Meisters geweigert. Ich wusste ja bereits, wieviel Valo ihm bedeutete und auch ihm hatte ich ja versprochen seinen Meister zu retten. „Ari, bitte ich will das nicht! Es tut mir so leid! Verzeih mir!“ Wieder und wieder schlug er auf mich ein, versuchte mich zu treffen und schaffte es tatsächlich auch ein paar Mal, so dass ich zu Boden geschleudert wurde und keine Kraft mehr hatte aufzustehen. Ich zitterte und weigerte mich Valo anzugreifen, so lange Sen~o mir im Weg war. Ich konnte ihn unmöglich verletzten, so sehr Valo dies auch erzwang durch seine Attacken. Ich raffte mich schwerfällig wieder auf und keuchte stark. Durch seine Schläge in meinen Magen spuckte ich Blut. „Tss, wie langweilig, ich dachte, du würdest mich und meinen Meister amüsieren, Ari. Und nun bietest du mir so eine armseelige Show? Wie erbärmlich! Traust du dich etwa nicht gegen meine treue Puppe zu kämpfen?“ Ich spuckte das Blut aus dass sich in meinem Mund gesammelt hatte und warf Valo einen ernsten Blick zu. „Keinesfalls, aber ich sehe es nicht ein gegen jemanden zu kämpfen, der gar nicht kämpfen will und nur von der Person gesteuert zu werden, die ihm am wichtigsten ist! Ich weiß ja nicht, ob es dir aufgefallen ist, Valo, aber Sen~o hängt sehr an dir und wollte auch nur verhindern dass es so weit kommt, wie es gekommen ist! Ich könnte dich dafür hassen dass du ihn nur für deine Mittel zum Zweck ausnutzt und ihn diesen Schmerzen aussetzt. Wenn du wirklich so stark bist, warum kämpfst du nicht gegen mich Mann gegen Mann? Dein jetziges Verhalten ist einfach nur erbärmlich und feige und mit damit zeigst du mir, dass du noch viel schwächer bist als Sen~o.“ Valo sah mich erzürnt an. Er schwang wieder die Fäden und Sen~o wurde hochgehoben. Er schrie vor lauter Schmerz und ich sah, wie Tränen ihm die Wangen runterliefen. „Unterstehe dich! Du wagst es so mit mir zu sprechen? Ich muss dir wohl eine Lehre erteilen! Ich muss mir von dir gar nichts gefallen lassen und vorallem muss ich mir von dir nicht sagen lassen, was ich zu tun und zu lassen habe! Ich habe Sen~o einfach nur aus dem Grund erschaffen dass er gegen jeden kämpfen soll, der sich mir in den Weg stellt! Mit mehr hat das nichts zu tun! Er ist einfach nur meine Marionette, mein willenloses Püppchen, dass von meinen Fäden gezogen wird. Nur ich kann seine Fäden benutzen! Nur ich sage, wann er zu tanzen hat und wann nicht!“ Er ließ Sen~o wieder auf mich losgehen und da ich mich einfach nicht wehren und Sen~o nicht verletzten wollte, ließ ich mich von ihm niederschlagen. „Nein, Ari! Lass das! Bitte wehr dich! Ich will das nicht! Ich will nicht, dass du meinetwegen leidest! Ich wollte nie, dass es so weit kommt! Was mein Meister sagt, stimmt nicht! Er hat mich nicht nur zum Mittel zum Zweck erschaffen, er hat mich geschaffen, damit er nicht mehr einsam ist! Bitte Ari, mein Meister ist kein schlechter Mensch! Bitte lass ihn nicht so leiden! Ich will das nicht! Du musst ihn retten! Bitte hilf ihm! Hilf meinem Herren, er bedeutet mir alles und wenn es sein muss, dass ich mein Leben für ihn opfere, dann soll es sein! Er hat mich geschaffen! Durch seine Hände wurde ich zu leben erwacht! Ich habe ihm ewige Treue geschworen und ich werde bis zu seinem Lebensende bei ihm bleiben! Bitte hilf ihm! Ari!“ Der letzte Schlag ließ mich zu Boden gehen. Für einen Moment lag ich einfach nur benommen am Boden und hörte nur noch, wie Dario verzweifelt meinen Namen schrie. Ich hatte Bilder vor Augen, wie wir uns kennengelernt hatten. Wie ich zum Zirkus kam, wie ich die Artisten kennen und lieben gelernt habe und wie Valo und ich beste Freunde geworden waren. Sollte das alles nun zu Ende sein? Nein, ich konnte es nicht zulassen! Ich raffte mich auf. „Valo, es muss schwer sein seine wahren Gefühle zu verstecken. Ich kann mich zwar nicht in deine Lage hineinversetzen, dennoch weiß ich, wie schlimm es ist seine Eltern zu verlieren und vorallem meine Mutter, die mir alles bedeutet hat. Ich weiß, dass es schwer ist sich der Wahrheit zu stellen aber es ist schlimmer vor der Wahrheit die Augen zu verschließen. Wolltest du das wirklich? Ich denke nicht. Du hattest doch Freunde, an die du dich hättest wenden können! Wir waren doch immer füreinander da und...wir waren und sind doch immer noch eine Familie. Egal, ob du es nicht wahrhaben willst, ich glaube immer noch daran! Ich werde all dies nicht untergehen lassen! Durch euch alle habe ich ein ganz neues Leben kennengelernt, wie es ist auf dem dunklen Pfad zu wandeln und inder Dunkelheit zu leben aber dennoch hatten wir doch immer Spaß und waren glücklich, egal was auch gekommen war. Valo, ich tue es für mich, für die anderen und für Sen~o, dem du alles bedeutest. Du bist für ihn der einzige Grund, der ihn am leben hält und ich habe ihm mein Versprechen gegeben. Ich habe ihm geschworen, dass ich dich befreien und retten würde und egal, ob ich dabei sterben werde, ich lasse nicht zu dass Lucian die Macht über dich beibehält! Das kann und werde ich nicht zulassen! Niemals!“ In dem Moment strömte eine unglaubliche Energie durch mich durch. Ich spürte, wie der Boden bebte und Valo erschrocken zurückwich. Lucian fiel nach hinten und wich immer mehr zurück. „Wie kann das sein? Diese Energie? Diese Kraft! Nein, du wirst mich nicht besiegen!“ Ich stürmte auf Valo zu und hatte immer noch Sen~os Stimme in meinem Ohr. Egal, was auch passieren mochte, ich würde Valo retten, für ihn und für mich. Valo blickte mich entsetzt an und verlor die Kontrolle über die Fäden. Ich schnitt sie regelrecht durch mit meiner Kraft und Sen~o stürzte zu Boden. Er sah mich etwas benommen an und während ich an ihm vorbeistürmte, warf ich ihm ein flüchtiges Lächeln zu. "Ich werde ihn retten, vertrau mir!" Valo wich zurück, doch ich war schon vor ihm. „Nein, was tust du? Du wirst uns alle vernichten! Ari, nein! Tu das nicht!“ Eine gigantische Explosion ließ den Raum erschüttern. Alles um mich herum wurde weiß und ich war wie geblendet. Valo und die anderen sah ich gar nicht mehr. Ich spürte den Druck unter meinen Füßen und wie ich langsam in eine andere Welt geschleudert wurde. Hatte ich das Bewusstsein verloren? Ich spürte jedenfalls eine sanfte Berührung an meiner Stirn, aber öffnete noch nicht die Augen. Es schien eine Hand zu sein, die zärtlich über mein Gesicht glitt und eine unglaubliche Wärme ausstrahlte. Langsam wurde ich mir dieser Wärme bewusst und ohne die Augen zu öffnen griff ich nach ihrer Hand. „Mutter, bist du es? Du bist zurückgekommen.“ Sie ergriff meine Hand und hielt sie fest. „Mein lieber Sohn, durch deine Kraft konnte ich wieder an Gestalt gewinnen! Ich werde dir helfen! Lass uns zusammen kämpfen und deinen Freund Valo und alle anderen retten! Es wird Zeit dem ganzen Treiben endlich ein Ende zu setzten und wieder Frieden einkehren zu lassen!“ Kapitel 45: Mutter und Sohn --------------------------- Das grelle Licht hatte sich schnell wieder verzogen. Ich hielt immer noch die Hand meiner Mutter und als ich wieder erkennen konnte, wo wir uns befanden, konnte ich ihr auch richtig ins Gesicht sehen. Ich hatte keine Zweifel. Sie war es tatsächlich und sie...war lebendig! Ich konnte es einfach nicht glauben! Meine liebe Mutter, die mir alles bedeutete, stand neben mir und reichte mir ihre warme Hand, nach deren Berührungen und Zärtlichkeiten ich mich so viele Jahre lang gesehnt hatte. Es war wie ein lang ersehnter Wunsch, der für mich in Erfüllung gegangen war und für einen Moment vergaß ich alles um mich herum und betrachtete nur sie. Für einen kurzen Augenblick waren da nur sie und ich und ich blickte sie mit Tränen vor Glück an und sie schenkte mir ihr wärmstes Lächeln. Es war wie ein Traum, ich konnte es einfach immer noch nicht fassen! „Ich...hätte es nie für möglich gehalten, Mutter. Du bist tatsächlich wieder da! Ich kann es immer noch nicht glauben.“ Sie nahm mich in den Arm. Ich atmete ihren sanften Duft ein. „Mein lieber Ari, das hast du selber zustande gebracht. Ohne deine Hilfe wäre es nie so weit gekommen. Du hast so viel positive Energie geschöpft, dass du mich für eine gewisse Zeit wieder ins Leben rufen konntest und nun bin ich hier um dir zu helfen und deinen Freund Valo zu retten.“ Wir wandten uns beide zu ihm um. Ich hatte für einen kurzen Moment vergessen, dass die anderen ja auch immer noch im Raum waren und ich sah, dass Silvo und Cecilia das Bewusstsein verloren hatten. Dario versuchte schwerfällig aufzustehen, doch konnte er es wegen dieser starken Energie nicht. Er blieb schließlich einfach liegen und starrte in die Schwärze des unendlich weiten Raumes. „Ari...was ist passiert? Was...war das? Ich...ich bin geblendet. Ich kann nichts sehen.“ Meine Mutter schritt auf ihn zu und kniete sich zu ihm, bis sie mit ihren zarten Händen seine Wange streichelte. „Dario, danke dass du meinen Sohn beschützt hast. Ich weiß, dass es alles meine Schuld gewesen ist. Keine Sorge, ich werde euch helfen. Das...ist das letzte, was ich tun kann. Dario, verzeih mir für alles, was ich getan habe.“ Ich sah, wie Dario Tränen die Wangen runterliefen und meine Mutter wieder aufstand und sich an mich richtete. „Lilith...bist du das? Das...ist unmöglich! Das kann nicht sein!“ Ich sah Dario nochmal kurz mitleidsvoll an und merkte an seiner Reaktion, dass es ihm leid tat. Dann wandte ich mich wieder zu Valo, der sich bereits wieder aufgerafft hatte und schwer atmend da stand. Sen~o lag bewusstlos am Boden und seine Wunden waren verschwunden. Er sah aus als ob er schlafen würde. „Verdammter Ketzer! Du und deine Mutter, ihr seid beide verflucht! Ihr seid wie Teufel, die einen ständig verfolgen und zum Tode verurteilen wollen! Ari, ich werde nicht zulassen, dass du mich oder meinen Meister gefährdest! Ich werde euch beide aufhalten! Ihr könnt mir gar nchts anhaben, ich habe Mächte, die eure bei weitem übersteigen! Versucht euch besser gar nicht zu wehren!“ Lucian hatte sich anscheinend feige verzogen, denn er war nirgends zu sehen. Plötzlich ging meine Mutter zielsicher auf Valo zu und er wich bei jedem ihrer Schritte immer weiter zurück. „Komm nicht näher, du Hexe! Ich verfluche dich! Ich verfluche dich für all deine Schandtaten, die du vollbracht hast! Ich werde dich und deine Brut ein für alle mal ausmerzen!“ Lilith ging trotzdem immer weiter auf ihn zu bis sie fast direkt vor ihm stand. „Du arme verlorene Seele. Du tust mir so leid. Ich habe deinen Schmerz gespürt und ich tue es auch jetzt. Was dir widerfahren ist, war ein schlimmes Verbrechen, dass wirklich ein großer Verlust für dich war. Du hast deine Mutter verloren, genauso wie mein Ari mich verloren hatte. Ich bin auch durch einen Unfall ums Leben gekommen zusammen mit meinen Eltern und Aris Vater. Er hatte auf einen Schlag alles verloren, genau wie du. Valo, ich weiß, dass du mir im Moment in deiner Verfassung wohl nicht glauben wirst aber höre mich an! Derjenige, der deine Mutter auf dem Gewissen hat und mich und meine Familie in den Tod stürzte, ist der Mann, der dich zu dem gemacht hat, was du jetzt bist. Ich habe es auch zu Anfang nicht gewusst, doch...ich traf deine Mutter im Himmel. Ihr Name war Ilina, nicht wahr? Du musst mir vertrauen, Valo! Ich weiß es! Lucian ist der Mörder deiner Mutter! Er hat ihren Mörder manipuliert, genauso wie er dich manipuliert hat. Willst du das wirklich? Wenn du mir glaubst und mir trotz deines Hasses auf mich vertrauen kannst, dann tu es jetzt!“ Ich sah, wie Valo zusammensackte und laut anfing zu schreien. Die Worte meiner Mutter mussten seine Erinnerungen hervor gebracht haben und ließen ihn den ganzen Albtraum nochmal erleben. „Neeeeeiiiiiiiiiiiiiiin, aufhören! Hör auf! Sei still! Sei still! Warum tust du das? Warum lässt du mich leiden? Ich will das nicht hören! Es ist nicht wahr! Mutter! Mutter, hilfe! Hilf mir!“ Zusammen mit meiner Mutter ließ ich meine Energie in ihn einfließen. In der Hoffnung ihn so wieder zur Vernunft zu kriegen, ließen wir nicht locker und gaben unsere ganze Kraft für ihn auf. Er schrie vor Schmerz und der Boden bebte. „Valo, bitte! Vertraue uns! Wir wollen dir helfen! Ich gebe es ja zu, ich war auch nicht oft für dich da und auch nicht immer ein guter Freund aber ich wollte dir helfen und ich will es immer noch! Bitte, lass dich nicht weiter auf Lucians Mächte ein! Ich will das nicht und deine Mutter hätte es sicher auch nicht gewollt! Bitte Valo, ich will dich nicht verlieren! Ich will dich als meinen besten Freund nicht verlieren! Bitte komm wieder zu dir!“ Meine Stimme schien zu ihm durchzudringen und er musste wohl schlimme Qualen erleiden, denn er weinte schwarze Tränen. „Ari! Ari! Ari, hilf mir! Bitte hilf mir! Ich kann nicht mehr! Ich will nicht mehr! Hilfe!“ Wieder erschien ein grelles Licht und Valo, meine Mutter und ich wurden in einen weiß erleuchteten, glitzernen Raum geschleudert. Valo weinte immer noch und meine Mutter legte mir eine Hand auf die Schulter. „Nun liegt es an dir, Ari. Ich habe meine ganze Kraft aufgebraucht. Nun musst du die Möglichkeit nutzen und Valo wieder zur Vernunft zu bringen. Ich habe meine Pflicht erfüllt und ich denke, dass Dario mir verziehen hat. Mein lieber Sohn, du bist stark. Rette sie alle, ich weiß, dass du es kannst. Leb wohl.“ Damit löste sie sich auf. Ich lächelte ihr nochmal hinterher, bis ich mich Valo widmete und ihn ernst anblickte. „Nun denn, Valo. Es ist Zeit. Ich werde dich wieder zu mir zurückholen und dann...werden wir wieder vereint sein, mein Freund.“ Kapitel 46: Freunde für immer ----------------------------- Der Ort um uns herum war einfach nur in weißes Licht getaucht. Ich hörte nichts und mein Blick war starr auf Valo gerichtet. Er zitterte am ganzen Körper und er war kurz davor zusammen zu sacken. Ich blieb eine ganze Weile da stehen und sah ihn einfach nur ausdruckslos an. An seinen Augen liefen schwarze Tränen runter und sie tropften lautlos zu Boden. „Ich...wollte es die ganze Zeit nicht wahrhaben. Ich wollte es nicht zugeben. Ich habe mich immer stark geben und war es eigentlich auch. Schwäche war für mich immer fremd gewesen, denn meine Mutter hatte mir erklärt, dass Schwäche zeigen zwar nicht gut ist, dennoch aber auch nichts schlimmes sei. Schwach zu sein bedeutete in ihren Augen nicht, dass man es auch wirklich ist. Jeder konnte schwach sein und trotzdem Stärken im Laufe seines Lebens entwickeln. Genauso war es auch mit Angst. Auch darauf antworte meine Mutter furchtlos. Sie sagte, wer Angst hätte, könnte sich niemals den dunklen Mächten widersetzen. Also beschloß ich niemals Angst zu haben, egal, was auch passieren mochte. Meine Mutter arbeitete als Puppenherstellerin. Sie brachte mir bei wie ich Puppen und Marionetten herstellen konnte und nahm mich in ihrem Metier auf. Meine Mutter war mir die wichtigste Person auf diesem Planeten. Eines Tages... gingen wir zusammen in einen Zirkus. Er war farbenfroh, wie ein Zirkus sein sollte. Wir hatten während der Aufführung viel Spaß und ich war beeindruckt von den verschiedenen Künstlern und Artisten. Vorallem die Clowns reizten mich und ich sagte meiner Mutter, dass ich auch gerne mal ein Clown wäre und die Menschen zu lachen bringen wollte. Anschließend wollten wir den Zirkus wieder verlassen, doch meine Mutter bemerkte, dass sie ihre Handtasche im Zelt vergessen hatte. Da das Zelt schon dunkel war, beschloß ich ihr zu folgen, obwohl sie mich noch gewarnt hatte nicht mitzukommen aber ich wollte sie nicht alleine lassen. Plötzlich hörte ich leise Musik spielen, die sehr verzerrt klang und nahm das Lachen einer Person wahr. Ich drehte mich ruckartig um und sah...einen Clown. Es war aber nicht irgendein Clown. Sein Gesicht war alles andere als fröhlich und...er hielt ein Messer in der Hand. Ich begann zu schreien und zu weinen und...meine Mutter rannte zu mir. Sie schrie mich entsetzt an, ich sollte wegrennen und mich in Sicherheit bringen und schubste mich zur Seite. Ich lag einen Moment benommen am Boden, doch...dann hörte ich nur noch einen grausamen Schrei und ich spürte, wie etwas auf mich spritzte. Ich drehte mich um und...sah den Schrecken meines Lebens. Ein wahrer Albtraum bat sich mir. Ich sah, wie sich das Messer in die Brust meiner Mutter gebohrt hatte under Clown immer wieder auf sie einschlug bis sie sich nicht mehr wehrte und schließlich am Boden liegen blieb. Ihr Blick war auf mich gerichtet, ihre Augen waren weit aufgerissen und überall...war diese rote Farbe. Ich warr wie versteinert und konnte mich nicht bewegen, doch ich sah, wie der Clown nun auch auf mich losging mit erhobenen Messer. Ich fing an laut zu schreien in der Hoffnung mich würde jemand hören, doch niemand kam. Plötzlich stand er auch schon vor mir und...das Messer...es sauste auf mich herab und traf mich...genau unterhalb der Brust. Ich wusste nicht wieso aber er hätte mich noch ganz leicht umbringen können und ich hätte sterben können. Die Wunde war sehr groß und tief un der Schmerz war unerträglich. Ich lag da und starrte gebannt auf die leeren Augen meiner Mutter und schließlich...verlor ich das Bewusstsein. Ich...habe nie verstanden, warum es passiert war und warum gerade mir das passiert ist. Das letzte, was ich wollte, war meine Mutter zu verlieren. Als ich wieder geheilt war, ich wusste nicht von wem, die Wunde war einfach weg, floh ich aus dem Zirkus und trieb mich so lange auf der Straße rum, bis mich mein Weg zum Black Widow Circus führte. Seid diesem Vorfall...hatte ich panische Angst vor Clowns. Jede Nacht wurde ich im Traum an diese grinsende Gestalt erinnert und jedesmal hielt sie dieses Messer in die Hand. Ich wurde freiwillig ein Mitglied des Zirkus. Ich wurde selber zu einem Clown um mich meiner Angst zu stellen und versuchte jegliche Gefühle von Angst zu unterdrücken. Ich gab mir vor stark zu sein, doch war ich stattdessen schon immer schwach gewesen. Ich schuf mir sogar eine lebendige Puppe, die bei Nacht erwachte und über meinen Schlaf wachte. Ich war glücklich, Ari, ich war glücklich mit dir und den anderen. Ich konnte in eurer Nähe meine Ängste vergessen und suchte in deinen Armen Schutz. Aber innerlich...war ich immer zerbrechlich und schwach. Wenn ich mir nicht vorgemacht hätte stark zu sein, wäre ich schutzlos gewesen! Und nun...kann ich nirgendwo mehr hin weil ich dich, meinen besten Freund, und alle anderen verraten habe! Ich kann es mir selber nicht verzeihen! Ich hasse mich dafür!“ Ich sah, wie Valo auf den Knien zusammenbrach. Ich stand einen Moment lang einfach nur da und sah ihn an. Dann ging ich näher auf ihn zu und sah hinter ihm, wie eine sanfte Gestalt mit der gleichen Haarfarbe wie Valo auf ihn zu schritt. „Weißt du, Valo, ich kann dich verstehen. Seine Mutter zu verlieren ist wirklich das schlimmste, was einem Kind widerfahren kann. Ich selber habe es damals noch nicht so stark aufgefasst weil ich noch zu klein war aber nun im Laufe der Jahre ist mir klar geworden, wie schwer es für mich war und wie ich unter dem Tod meiner Mutter gelitten habe. Aber so schwer es mir auch fiel, ich habe nie die Hoffnung aufgegen und blieb stark bis zum Schluss. Ich sagte mir, wenn du Angst vor irgendwas hast, hast du keinen Mut dich zu schützen. Deswegen habe ich mie nie vor etwas gefürchtet. Deine Mutter hatte vollkommen recht, es ist nicht schlimm Angst zu haben oder schwach zu sein, diese Eigenschaften sind menschlich. Aber wenn du deine Angst für immer in dir behälst, kannst du ihr irgendwann nie wieder entkommen. Im Laufe der Zeit im Black Widow Circus habe ich das auch noch richtig gemerkt. Ich hatte oft Angst aber ich habe mich immer meinen Ängsten gestellt und somit jede Hürde überwunden. Und ich bin sicher, auch du, Valo, kannst das. Du bist nicht schwach, das weiß ich. Ich war so froh als ich dich kennengelernt habe weil ich in dir meinen besten Freund gefunden habe. Und als dein Freund...habe ich beschloßen dir zu helfen. Egal, was du tust oder wie du dich verhälst, ich werde immer bei dir sein und dir helfen. Ich werde dich beschützen und dir beistehen.“ Valo sah mich traurig an. Ich merkte, dass seine Menschlichkeit wiederkehrte und seine Augen sich mit normalen Tränen füllten. Die Gestalt kam näher und legte ihre Arme um Valos Schultern und er zuckte zusammen. „Mein Sohn, auch ich bin immer bei dir, auch wenn du mich nicht sehen kannst. Ich weiß, dass du stark bist. Ich...hab dich lieb, mein Sohn.“ Valo drehte sich nicht um, doch ich sah diese Überraschung in seinen Augen und auch ich nahm ihn in den Arm. „Ich...hab dich auch lieb, Valo.“ Eine starke Energie ging von ihm aus. Es war wie eine neu gewonnene Wärme, die uns umschlingte und ich sah, wie sich ein Lächeln auf Valos Lippen bildeten. „Mutter, Ari...jetzt weiß ich es. Jetzt bin ich mir sicher, ich bin nicht schwach. Ich habe keine Angst mehr. Ich...habe endlich meinen Mut gefunden. Ich bin nicht mehr alleine. Danke! Danke für alles!“ Als das Weiße um uns verschwand, standen wir wieder im schwarzen Raum und Lucian war wieder aufgetaucht. Er sah uns mit hasserfüllten Blick an und wich zurück. „Das ist doch nicht möglich! Er stand doch unter meiner Kontrolle! Das ist nicht wahr! Wie hast du nur?“ Dario und die anderen jubelten uns zu und sogar Sen~o, der wieder zu sich gekommen war, hatte Tränen vor Erleichterung und Freude in den Augen. „Ari, ich danke dir. Du bist wirklich mein bester Freund. Ich weiß nicht, was nur in mich gefahren war. Es tut mir alles so leid. Danke dass du mich wieder auf den richtigen Weg geleitet hast.“ Ich lächelte ihn an und nahm ihn kurz in den Arm. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist. Willkommen zurück, Valo. Und nun...werde ich endlich deinen Wunsch erfüllen und den Zirkus wieder in den Ort verwandeln, in den alle gerne wollten. In einen farbenfrohen Zirkus mit vielen Artisten und ihre Attraktionen.“ Er nickte und stellte sich zu den anderen. Ich hingegen schritt auf Lucian zu, der mich angewidert und überfordert ansah. „Nun denn, Lucian, dein Spiel ist vorbei! Gib endlich auf! Du hast keine Chance mehr! Egal, was du tust, wir sind stärker als du! Wir halten zusammen! Du wirst uns nie besiegen und ich werde dir nun persönlich gegenübertreten! Kämpfe! Kämpfe gegen mich! Das ist deine letzte Schlacht!“ Ich sah, wie er anfing zu mutieren und er mit der Dunkelheit Eins wurde. Seine schwarze Energie verpasste dem Raum eine starke negative Aura und er sah aus wie ein riesiges Monster aus Dunkelheit und sein Zorn war ungebändigt. „Ich werde mich euch niemals ergeben! Du hast recht, das ist die letzte Schlacht! Ich werde euch besiegen und dann...werde ich euch in die ewige Verdammnis stürzen! Willkommen in der Hölle, kleiner Ari.“ Kapitel 47: Lucians Fall ------------------------ Lucians Körper wirkte wie eine riesige schwarze Masse, die den größten Teil des Raumes einnahm. Sein ganzer Körper bebte und es sah aus wie ein riesiges Geschwülzt aus dunkler Masse. Seine Augen funkelten bedrohlich rot und das Schwarze in seinen Augen breitete sich langsam auf sein ganzes Gesicht aus. Ich sah zu ihm hoch, doch fühlte ich nicht die geringste Angst. „Ich hätte es selber nicht für möglich gehalten dass du so weit kommen würdest, Ari. Ich dachte, ich würde mit Leichtigkeit die Macht über den Zirkus und seine Artisten gewinnen aber ich habe dich wohl unterschätzt. Du hast oft meine Pläne durchkreuzt und mir sogar meinen Untertanen und meinen Diener genommen. Ich gebe zu, du hast mich oft sehr überrrascht mit deinen starken Kräften aber heute kommst du damit nicht durch! Heute wirst du mit deinem Gefolge untergehen! Ich werde euch persönlich in die Hölle schicken und dann werde ich wieder die Macht haben!“ Ich grinste. „Mal ganz ehrlich, Lucian, glaubst du etwas, dass Macht alles sei? Nur durch Macht alleine wird man niemals glücklich! Was hast du davon wenn du diese Macht erlangen würdest? Letztendlich würde sich doch sowieso nichts ändern! Du wärst trotzdem immer alleine!“ Er schlug mit seiner Hand nach mir, doch ich wich aus. „Halt deinen Rand! Ich brauche nichts und ich brauche niemanden! Wenn ich ehrlich bin, habe ich noch nicht mal dieses Emilian gebraucht! Es war eigentlich ganz gut dass du ihn mir aus dem Wege geschafft hattest! Er war sowieso für nichts gut außer als Marionette und so behandel ich jeden! Die Ängste und Schwäche der Menschen ist mein Ziel, deswegen lassen sie sich auch so gut ausnutzen und manipulieren! Das ist die wahre Macht und mit jeder Angst werde ich stärker! Durch Dario und den neu gewonnenen Ängsten habe ich viel Kraft erlangt aber ich habe niemals damit gerechnet, dass jemand wie du sich mir in den Weg stellt und dafür wirst du heute mit deinem Leben bezahlen, Ari! Du kommst nicht mehr lebend in deine Welt zurück!“ Er hob seine Hände und machte sich bereit mich anzugreifen, doch ich blieb wie angewurzelt vor ihm stehen. „Nun gut, wenn es dir so viel Genugtuung bringt, dann greif mich an! Aber ehrlich, Lucian, du kannst einem nur leid tun! Du bist alleine und hast niemanden an den du dich wenden könntest! Du denkst, du wärst ganz auf dich alleine gestellt und wärst somit stark aber weißt du was? Damit kommst du niemals durch und vorallem nicht bei mir oder meinen Freunden!“ Er richtete seine Hände auf mich und sammelte seine Kraft. „Mir reicht es nun! Du hast genug geredet! Ich und einsam? Das ich nicht lache! Ich war schon immer alleine und daran wird sich auch nie was ändern! Mach dich endlich bereit und stirb! Ich werde euch nun alle ein Ende setzten! Stirbt!“ Seine Energie entlud sich schlagartig. Ein paar mal wich ich aus, doch zweimal erfassten mich seine dunklen Tentakeln, die aus seinem wulztigen Körper ragten. Sofort raffte ich mich wieder auf und sammelte all meine Kraft um eine starke Barrikade zu errichten. Weiße Licht umgab mich und ich war bereit mich gegen ihn zu stellen. Schließlich schoß er einen unglaublich starken Energiestrahl ab und ich versuchte ihn mit all meiner Kraft zurückzuhalten. Gegenseitig drückten wir unsere Kräfte gegeneinander und ich sah, wie der eine den anderen immer mehr versuchte zurückzudrängen. Lucian war sehr mächtig und baute einen starken Druck auf aber ich war stärker. „Seid ich zum Zirkus gekommen war, habe ich viel Freude, Leid und Trauer erlebt, das war mehr als wie ich es in meinem ganzen Leben erlebt habe! Aber egal, wie schwer die Zeiten auch waren, ich hatte meine Freunde gefunden und ich war glücklich! Ich habe zwei Jahre gebraucht um die Geheimnisse hinter dem Black Widow Circus aufzudecken und nun, wo ich alles weiß, bin ich stark genug dich zu besiegen! Ich habe ihnen alle mein Versprechen gegeben! Dario, Valo, Cecilia, Silvo, Sura, sogar Amaris, Sen~o und meiner Mutter...ich werde sie alle retten! Ich werde nicht zulassen, dass du uns besiegst! Heute wird deine Herrschaft über uns enden, Lucian!“ In dem Moment spürte ich eine Hand auf meiner, dann noch eine und dann noch zwei. Es waren Dario, Valo, Cecilia und Silvo und schließlich kam noch Sen~o dazu. Sie übertrugen ihre Kraft auf mich und wir wurden stärker. „Es reicht, Lucian! Du hast genug angerichtet! Wir sind eine Familie und wir halten zusammen!“ Dann sprach Valo. „Egal, was passiert, wir halten zusammen! Nur gemeinsam sind wir stark!“ Auch Cecilia und Silvo traten zu mir. „Lucian, deine Grausamkeit nimmt heute ihr Ende! Es ist vorbei! Wir sind eine Familie und gegen unsere gemeinsame Kraft kommt keine dunkle Macht der Welt an! Der Druck gegen die schwarze Macht wurde immer stärker und drang bis zu Lucian vor, der sich begann vor Schmerzen zu winden und seine Kraft zersplitterte regelrecht. „Nein, das ist nicht wahr! Ich werde niemals sterben! Ihr könnt mich nicht besiegen! Wie kann das sein? Ich sollte doch allmächtig sein! Neeeeeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!“ Eine gewaltige Explosion ließ den Raum erschüttern. Die Dunkelheit löste sich in weißes Licht auf und Lucians Körper löste sich auf, bis dort nur noch die Seele eines nackten jungen Mannes zu sehen war, der mich mit Tränen in den Augen anlächelte und ich verstand. „Du hast mich vor der Dunkelheit gerettet, Ari. Danke dir. Jetzt kann meine Seele endlich ihren Frieden finden.“ Damit verschwand er. Ich lächelte ihm hinterher und war mir sicher, dass ich das Richtige getan hatte. „Leb wohl, Lucian. Du hast so lange in der Dunkelheit gelebt, nun gehe ein in den Himmel finde dort deine letzte Ruhestätte.“ Der Raum um uns löste sich auf und plötzlich wurden wir wuchtig in den Zirkus zurückgeschleudert. Alle lagen benommen am Boden und ich brauchte eine Weile um mich wieder aufzurichten, doch ich konnte kaum glauben was ich dann sah und ich lächelte. „Ari, wir haben es geschafft! Du hast es geschafft!“ Dario küsste mich und ich sah ihm tief in die Augen. „Dario, deine Augen. Sie sind blau, nicht wahr?“ Er betrachtete sich im Spiegel und stellte mit Verwunderung feste, dass auch seine Dämonenzähne fort waren. Cecilia hatte wieder ihre schönen langen menschlichen Beine und sie trug ein Kleid aus violetten Samt. Silvo besaß ebenfalls blaue Augen und sein Gesicht war freundlicher wie eh und je. Valo hatte sich äußerlich gar nicht verändert, doch er rannte auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Es ist vorbei! Es ist endlich vorbei! Wir haben ihn besiegt! Wir sind frei! Ari, ich hatte Unrecht mit dir! Du hast uns alle gerettet, mein Freund! Danke!“ Sen~o kam angelaufen und wir staunten nicht schlecht als wir sahen, dass er ein vollkommener Mensch war. Er sprang Valo auf den Arm und drückte ihn. „Meister, mein Meister, ich bin so froh dass ihr wohl auf seid! Ich hatte solche Angst um euch! Seht, ich bin ein Mensch! Dank Ari haben wir alle unsere menschliche Gestalt zurück erlangt!“ Ich spürte, wie Valo rot wurde und sah mich im Zelt um. „Es ist wieder alles normal. Ich habe mein Versprechen gehalten und Valos Wunsch erfüllt. Nur...wo soll ich jetzt hin?“ Plötzlich kamen alle auf mich zu und nahmen mich in den Arm. Mir wurde warm ums Herz. „Eine Familie hält zusammen, Ari. Bleib bitte hier. Wir werden den Zirkus wieder zu dem machen, was er mal war und ich denke, deine Mutter wollte sicher auch dass du bleibst, mein Geliebter.“ Ich konnte nur lächeln und mir stießen Tränen in die Augen. Noch nie war ich so glücklich gewesen. „Gut, dann bleibe ich. Das hier...ist mein Zuhause. Wir sind Zuhause. Ich...danke euch. Lasst uns...wieder von vorne anfangen.“ Kapitel 48: Ein neuer Anfang / Circus Rose Red ---------------------------------------------- Der Alltag gewann im Laufe der folgenden Monate wieder an Normalität. Wir bauten den Zirkus wieder so auf, wie er einst war und nahmen neue Artisten mit auf. Es war ein einziges Farbenspiel aus den verschiedensten Attraktionen und das Zelt brach regelrecht in Raunen und Jubeln aus. Die Zuschaueranzahl überstieg die meisten bei weitem und ich wurde zu Darios persönlichem Assistenten. Ich bekam einen neuen maasgeschneiderten Anzug mit Zylinder und alles komplett in Rot. Silvo und Ceciia blieben auch im Zirkus. Sie arbeiteten weiterhin zusammen als Team, jedoch merkte ich nach kurzer Zeit wie sich anfing zwischen den beiden was anzubahnen. In ihrer Gegenwart benahm sich Silvo immer tollpatschiger und wurde regelmäßig verlegen. Auch bei Valo schien die Liebe neu aufzublühen. Sein kleiner Freund Sen~o brachte ihn regelrecht aus der Fassung und das selbst bei den Proben. Ich sah, dass Sen~o überaus glücklich war keine Puppe mehr zu sein und dieser Anblick erfreute mich immer wieder. Die Freundschaft zwischen mir und Valo wurde auch immer größer und wenn einer von uns Probleme hatte, half er dem anderen. Über die Sache mit mir schien er drüber hinweg zu sein und seine Ängste hatte er auch verloren. Manchmal kam er aber zu mir und redete hin und wieder mit mir. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir es geschafft haben. Wenn du nicht gewesen wärst, hätten wir es wohl nie geschafft. Ich stehe tief in deiner Schuld, Ari. Du hast mein Herz aus der Dunkelheit befreit und dafür verdanke ich dir alles. Ich werde mich in Zukunft meinen Ängsten stellen und ich denke auch, dass meine Mutter das will. Durch euch habe ich neuen Mut erlangt. Jetzt muss ich aber gehen. Ich wollte gleich noch mit Sen~o proben. Ich glaube, das ist was, Ari. Ich glaube, zwischen Sen~o und mir ist mehr als nur Meister und Schüler. Ich denke, ich werde schon bald mein Glück finden.“ Somit war auch die schwarze Witwe erledigt. Nach den Auftritten musste ich oft an Madame Ronney und Maggey denken. Ich fragte mich, ob sie mich sehen konnten und außerdem dachte ich daran, dass der Zirkus einen neuen Titel gebrauchen könnte. „Jetzt, wo sich alles wieder normalisiert hat, brauchen wir endlich mal einen neuen Titel für unseren Zirkus, Ari. Was denkst du?“ Dario setzte sich zu mir und ich blickte verträumt nach draussen. „Ich bin mir nicht sicher. Mir wäre es lieber wenn du etwas vorschlägst. Du bist der Direktor.“ Er lächelte sanft und nahm mich in den Arm. „Ursprünglich hieß der Zirkus White Rose aber das geht ja nun nicht mehr. Ich habe beschloßen ihn nach dir zu benennen oder besser nach dem, was dich am meisten zierrt. Deine wunderschönen Haare, die mich immer so verzaubert haben. Circus Rose Red, was hälst du davon?“ Mich erfasste leichte Müdigkeit bevor ich in seinen Armen einschlief und ich lächelte glücklich. Ich hatte das größte Abenteuer erlebt und den Ort getroffen, der mein Schicksal sein sollte. Ich wusste, wenn ich keine Angst hätte, würde ich alles schaffen und das sollte sich jeder zu Herzen nehmen. Wir hatten unser Ende erreicht aber gleichzeitig einen neunen Anfang geschaffen. Der Zirkus lebte mit uns und wir lebten mit dem Zirkus und ich war mir sicher, die Show musste und würde weitergehen, so lange wir lebten. „Circus Rose Red. Ja, das ist ein schöner Name.“ Epilog: Letzte Worte -------------------- Die Show muss weitergehen! Die Show muss weitergehen! Draußen wird es dunkel und die Bühne erscheint, die unser finales Schicksal hält. Komm näher und tritt ein! Willkommen im Circus der roten Rose! Wir erwarten dich! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)