Black Widow Circus von BexChan ("Herzlich Willkommen im Zirkus der schwarzen Witwe") ================================================================================ Kapitel 35: Lucian taucht auf ----------------------------- Es verging ungefähr ein Monat und ich hatte in der Zeit kaum ein Wort mit Valo gewechselt. Wie gewöhnlich probten wir zusammen, doch es war nicht dasselbe wie sonst. Ich merkte, dass Valo immer noch traurig war und über die Sache mit mir nicht hinweg sehen konnte, dennoch versuchte er sich stark zu geben und zeigte vor mir eher selten seine Trauer. Die meiste Zeit verbrachte ich mit Dario. Er ging mit mir spazieren, fuhr ab und an mit mir nach nach Medias und blieb meistens in meiner Nähe. Es war schön mit ihm zusammen zu sein und ich war glücklich so wie es war, bemerkenswert fand ich aber zudem, dass er solche Rücksicht auf mich nahm und darauf wartete, dass ich ankam und mit ihm schlafen wollte. All das freute mich und mein Herz war so voller Glück und Freude. Die Ruhe, die in diesem Monat lag, sollte jedoch nicht mehr lange anhalten. Es war mitten in der Nacht als ich in die Manege kam und nach den anderen sehen wollte. Ich bekam plötzlich ein ganz merkwürdiges Gefühl und das Zelt wurde von einer furchtbaren Kälte durchzogen. Ich hörte den Wind pfeifen und irgendwas bewegte sich auf das Zelt zu. Ich spürte, wie langsam anfing die Erde unter meinen Füßen zu beben und Dario kam aufgebracht zu mir gerannt. „Ari, Ari schnell! Komm zu mir!“ Ich tat was er sagte, dennoch war ich verwirrt. Das Beben wurde immer stärker und schließlich zogen auch die anderen Artisten zu uns. Silvo blickte sich wütend um. „Was geschieht hier? Was hat das zu bedeuten?“ Ich blickte zu Dario auf. Er fletschte die Zähne und seine Augen leuchteten bedrohlich. Seine Arme hatte er so eng es auch nur ging um mich geschlungen und sein Blick war starr an die Decke gerichtet. „Dario, was passiert hier?“ Meine Stimme klang im Gegensatz zu dem aufkommenden Beben leise, dennoch konnte er mich hören. „Es geschieht. Er ist da. Lucian ist da.“ Wie erstarrt blickte ich ihn an. Der Dämon, der mir Gewalt antun wollte und Emilian gezüchtigt hatte, kam hierher. Zum ersten Mal verspürte ich mal wieder Angst. Alle Artisten rückten eng zusammen und ich sah mit Schrecken, wie die Decke des Zeltes aufriss und was sich uns darbot, war nicht der Nachthimmel, sondern ein Gewirr aus unzähligen Schatten, die auf uns niederstürzten und mit schrillen Gekreisch uns umkreisten. Gefolgt wurden sie von schwarzen Fledermäusen, die sich ebenfalls auf uns stürzten und ihre grellen Schreie hallten im Zelt wider. Das Zelt riss immer mehr auf, doch es wirkte eher wie ein Weg in eine andere Welt und alles in ihr war in tiefes Schwarz getaucht. Stille kehrte ein als die Fledermäuse sich auf die verschiedenen Attraktionen gesetzt und die Schatten den Raum in unheimliche Dunkelheit eingetaucht hatten, erschien aus der tiefen Schwärze eine Gestalt und sie trat näher. Wie benommen sah ich, wie sie breit grinsend und mit wehendem schwarzen Umhang auf uns zu schritt und ich konnte sehen, wer es war. In all seiner Grausamkeit erschien Lucian vor und seine Blicke wirkten bedrohlich. „Dario, ich wusste doch, dass ich euch wie immer hier finden würde. Tut mir leid wegen meines überraschendem Besuchs, doch ich dachte, dass es langsam Zeit würde mir das zu holen, was mir zustünde.“ Dario funkelte ihn zornig an. In all der Zeit hatte ich ihn noch nie so wütend erlebt, noch nicht mal wenn ich oder einer der anderen Artisten das Wort gegen ihn erhoben hatte, doch ich spürte auch, dass er sich fürchtete. „Verzeih mir, wenn ich nicht all zu überrascht bin, Lucian. Ich hatte schon damit gerechnet, dass du bald auftauchen würdest mit deinem Gesindel an Dämonen. Wie hätte es auch anders sein können, es ist eben deine Art. Nur, erkläre mir, was bewegt dich dazu mitten in der Nacht meinen Zirkus mit deiner Anwesenheit zu belästigen? Ich denke, du hast doch sicherlich einen trifftigen Grund.“ Ich hätte nicht gedacht, dass Dario mal so arrogant und unverschämt Lucian gegenübertreten würde, zumal weil er ja noch über Dario stand, dennoch bewahrte Lucian noch seine Fassung und rückte sein Monokel zurecht. „Ganz schön mutig von dir mir mit solchen widerstrebenen Abfälligkeiten zu kommen! Du hast wohl vergessen, mit wem du redest! Ich muss dir wohl noch beibringen, mit wem du es zu tun hast!“ Er hob seine Hand und plötzlich fing Dario an zu krampfen. Ich wich erschrocken ein Stück zurück und sah, wie er auf die Knie ging und anfing stark zu röcheln. Wie es aussah, drückte Lucian ihm mit seiner Macht die Luft ab und bevor er ihm ganz den Atem nahm, schleuderte er Dario wie von Geisterhand gegen eine Requisite. Er fiel zu Boden und rang nach Luft, wobei Dario dabei stark husten musste. „Du solltest besser nicht vergessen, dass ich immernoch über dir stehe und dass du meinetwegen diese Kräfte erlangen konntest, also halte dich gefälligst zurück!“ Ich sah Lucian wütend an. Ich ballte die Fäuste und war kurz davor auf ihn loszugehen, doch Silvo hielt mich zurück und schüttelte den Kopf. „Ich bin eigentlich nicht heute Nacht hergekommen, um gegen dich zu kämpfen, das ist außerdem nicht mein Stil. Dennoch habe ich, wie du es schon richtig erfasst hast, einen Grund hier zu sein. Und du gehst auch recht in der Annahme, dass es ein trifftiger Grund ist, sonst würde ich nicht mit meinem Gefolge aufkreuzen. Um ehrlich zu sein, bin ich ziemlich sauer auf dich, Dario. Ich dachte, ich könnte dir vertrauen und das Geschäft mit dir wäre bindend gewesen, doch da taucht doch tatsächlich dein kleiner Schoßhund auf und stiehlt einfach meinen wertvollen Besitz, diesen überaus hübschen rothaarigen Jungen. Und, es ist kaum zu fassen, verletzt er mich auch noch so stark, dass er mich für eine längere Zeit nun außer Gefecht gesetzt hatte. Ich bin sehr enttäuscht von dir, Dario. Es war falsch sich gegen mich zu richten und mich zu hintergehen. Eigentlich...bin ich ja nicht nachtragend wenn es ums Geschäftliche geht, du weißt, dass ich ein Dämon mit Prinzipien bin, aber wenn mich jemand aufs Kreuz legen will, dann wird er auch bitter dafür büßen und seine gerechte Strafe bekommen! Du hast es dir verscherzt, mein Guter! Nun werde ich mich an dir rächen und dir alles nehmen, was dir wichtig ist!“ Es ging alles viel zu schnell. Dario sprang auf und stellte sich vor mich. Brutal wurde er von einer dunkeln Macht getroffen und sein Schrei war erfüllt von qualvollen Schmerzen. Er versuchte krampfhaft dieser Kraft zu widerstehen, doch schon nach kurzer Zeit ging er in die Knie und fiel zu Boden. „Du hast es wohl nicht anders gewollt, Lucian! Damit eins klar ist, ich werde nicht mit ansehen und zulassen, dass du die verletzt, die mir wichtig sind.“ Seine Stimme klang schwach und er raffte sich schwerlich wieder auf. Schützend baute er sich wieder vor mir auf. Die Tränen standen mir ins Gesicht geschrieben und ich hatte panische Angst. „Aber wenn du kämpfen möchtest, dann werde ich auch keinen Halt machen und dich mit aller Macht angreifen! Ich denke, ich habe dich mit Recht hintergangen und ich denke, es wird Zeit dir zu zeigen, dass wir nicht so schwach sind, wie du denkst! Ich lasse jedenfalls nicht zu, dass du meinen Artisten oder Ari etwas antust! Lieber sterbe ich als Ari durch deine Hand sterben zu sehen, denn dank ihm habe ich endlich einen Grund jemanden zu beschützen und um ihn zu kämpfen!“ Lucian lachte laut auf. Ich sah Dario nur schweigend an und wusste gar nicht, was ich vor lauter Bewunderung für ihn sagen sollte. Ich war glücklich, dass er sich für mich einsetzte. Er wollte nich beschützen. Langsam gewann ich wieder neuen Mut. „Du bist wirklich zu komisch, Dario! Naiv und einfälltig warst du schon immer aber wenn du das so siehst, dann sollst du deinen Kampf haben! Halte dich bloß nicht zurück, ich will mich doch amüsieren! Wenn ich mit dir und deinen Artisten fertig bin, werde ich eure Körper im Höllenfeuer verbrennen und mir deinen kostbaren Besitz zurückholen!“ Dario lächelte mich über die Schulter her an. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Lucian auf uns zustürzte und seine Dämonen auf die anderen losgingen. „Was auch immer passiert, Ari, sei stark! Fürchte dich nicht!“ Der Kampf begann. Dario stürzte sich auf Lucian, die anderen wehrten sich gegen die anströhmenden Scharren von Dämonen, die aus dem Schattentor drangen und ich...stand inmitten dieses Schlachtfeldes und begann alles niederzumeltzeln, dass sich mir in den Weg stellte. Ich würde kämpfen bis aufs Blut und selbst wenn ich dabei sterben würde, ich würde nicht zulassen, dass Lucian am Ende sein Ziel erreichen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)