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Tabu

One Shots für Harry Potter RPGs
von

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Tabu

Da saßen sie wieder.

Sein Magen verkrampfte sich. Alles in ihm zog sich zusammen. Wut. Heiße, blinde Wut. Wildes, unbändiges Verlangen. Grenzenlose, herrische Eifersucht. Das alles vermischte sich zu einem tödlichen, alles mit sich reißendem Sog und hinterließ nur einen Gedanken: ich will sie. Ich werde sie bekommen.

Doch dem war nicht so.

Drei Jahre. Drei Jahre lange begehrte er sie nun schon, liebte sie, vergötterte sie. Hatte Landon es nicht bemerkt? Oder hatte er es bemerkt und es war ihm egal? Die Wut wurde stärker, erbarmungsloser. Verzweiflung durchflutete seine Gefühlswelt, hinterließ Kopfschmerzen und geöffnete Tränendrüsen.

Eigentlich hätte er sich schon lange daran gewöhnt haben müssen. Sie waren nicht erst seit gestern ein Paar. Nein, sogar schon ziemlich lange. Seit sieben Monaten nun schon musste er ihr Glück, ihre Liebe, ihr Zusammensein ertragen. Landon fragte ihn immer wieder, was er in letzter Zeit hatte, aber was sollte er sagen? „Ich liebe deine Freundin“?

Mitleidig wandte er sich von der Szene ab. Er zog die Nase hoch, als er bemerkte, dass er weinte und ballte die Hände zu Fäusten. Es gab keinen Ort, wo er sich vor den beiden verstecken konnte. Er konnte nirgends hin. Verzweiflung machte sich in ihm breit, füllte jeden noch so kleinen Teil seines Körpers aus und brachte ihn dazu, laut loszuschreien. Verwirrte Augen lagen auf ihm, doch keiner der beiden rannte ihm nach, als er den Gemeinschaftsraum verließ.

Was hatte er auch erwartet?

Einen umsichtigen Freund, der ihm den Vortritt lässt, wie er es einst getan hat?

Eine liebende Freundin, die sich endlich für ihn entscheiden würde?

Die Tränen flossen – er hasste sich in dem Moment für seine Schwäche. Das war nicht er. Er war nicht so. Aber was sollte er tun? Er liebte Trish – die Freundin seines besten Freundes. Er wollte Landon nicht verletzten, doch er wollte Trish. Je weiter sie entfernt war, je enger sie mit Landon zusammen war, je glücklicher die beiden waren … desto mehr wollte er sie. Desto schneller wollte er sie sein eigen nennen. Desto heftiger wurden seine Gefühle ihr gegenüber.

Wieso konnte es nicht aufhören?

Wieso er?

Wieso sie?

Wieso Landon?

Schmerzhaft krampfte sich sein Herz zusammen, als das Bild der beiden vor seinem inneren Auge auftauchte. Seine Lungen brannten, er achtete nicht auf die Leute, die ihm entgegen kamen. Ängstlich rasselte sein Atem – würde Landon es herausfinden?

Frische Luft.

Der Regen durchnässte sein Oberteil binnen weniger Sekunden. Der Wind tobte, schrie mit ihm um die Wette, als er am Rand des Sees auf die Knie zusammenbrach und die Hände ins Gras krallte. Immer wieder schlug er auf den Boden ein, die Tränen vermischten sich mit dem Regen. Grelle Blitze erhellten den Himmel und gaben den Blick auf die kümmerliche Gestalt des jungen Mannes preis.

Erschöpft fiel er ins Gras. Das Gesicht schmiegte sich an die nasse Erde. Er zitterte. Weinte. Wie ein kleines Kind, das nicht bekam, was es wollte.

Ja, er bekam nicht das was er wollte.

Er hatte es freiwillig hergegeben. Hatte es Landon überlassen.

Wusste er eigentlich was er ihm damit antat? Wusste Landon, was er für ihn durchlitt?

Nein, vermutlich nicht und es war besser so.

Das Bild der beiden, glücklich vereint, presste ihm alle Luft aus den Lungen, machte es ihm schwer zu atmen. Alles in ihm rebellierte. Er wollte sie, aber Landon wollte sie auch. Was sollte er machen, beim verdammten Salazar Slytherin, was?!

Sie war Tabu. Landons Freundin. Und doch…

Sie raubte ihm den Atem. Hatte sein Herz gestohlen. Und diese räudige Diebin wusste noch nicht einmal etwas davon…

Schwach, die Arme wie Pudding, die Beine zu nichts zu gebrauchen, richtete er sich auf die Knie auf und starrte in den schwarzen Himmel, ließ sein Gesicht beregnen. Sein Gesicht war zu einer hässlichen, wütenden, verletzten Fratze verzogen, der Mund stand ihm offen. Der Regen tat nicht gut, wie er gehofft hatte. Er tat noch mehr weh. Riss ein neuerliches Loch in seine Brust.

„VERDAMMTE SCHEIßE!!! ICH LIEBE DICH!!!“
 

Sie stand vor ihm. Die Verkörperung seiner Liebe, seines Verlangens, seiner Lust, seiner unendlichen Begierde. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als sie ihn anschaute und ein minimales, überhebliches Lächeln ihre Lippen zierte. Sie wusste, wie es um seine Gefühle stand. Er hatte es ihr gesagt. Er hatte es nicht mehr ausgehalten, war beinahe explodiert. Er hatte Landon betrogen und dennoch fühlte es sich richtig an.

Das erste Mal seit sieben verdammten harten Monaten fühlte sich etwas wieder richtig gut an.

Doch ein kleiner Haken war da…

Sie war ihm nahe.

Sehr nahe.

Zu nahe…

Er konnte ihren Atem auf seinen Lippen spüren, ihre Hände an seinem Rücken entlangfahren spüren und ihre Brüste an seiner Brust spüren. Ihr kontinuierlicher Herzschlag war ein Witz, scherzte über den seinen, der nicht mehr normal war. Ihre Berührungen taten unendlich gut und hinterließen brennende Bahnen, wo immer sie ihn anfasste. Ihr Atem löste Gänsehaut aus und er vergrub sein Gesicht in ihren rosig duftenden Haaren. Sog ihren Geruch tief ein, schlang die Arme um sie.

Seins.

Endlich.

Nur für diesen Moment.

Sie wehrte sich nicht. Im Gegenteil. Drückte sich noch enger an ihn.

Plötzlich durchzuckte ein Schmerz seinen Kopf. Das Bild Landons tauchte vor ihm auf. Sein bester Freund, sein Bruder, sein Ein und Alles seit Jahren, schon vor ihr. Leicht drückte er sich von ihr, nicht gewillt, sie ganz herzugeben.

Er schüttelte den Kopf, sie hob eine Braue, fuhr die Brustmuskeln nach.

Schwach lehnte er sich gegen die Wand hinter sich, hielt ihre Hand fest und schüttelte abermals den Kopf, flehentlich. Sie durfte nicht weitermachen. Sie musste…

„Gehen… Bitte. Geh“, hauchte er, doch seine Worte klangen erzwungen, nicht ehrlich. Ihre Finger legten sich auf seine Lippen, ihr Körper war präsent, sein Herz hämmerte, immerzu. Sein Verstand verabschiedete sich, all die Vorsätze, sie endlich an Landon freizugeben… Sie endlich gehen zu lassen… Sie verschwanden mit ihrem ersten Kuss.

Und aus einem Kuss wurden immer mehr.

Es blieb nicht bei einem, zwei oder auch zehn. Sie trafen sich immer wieder, bald wurde aus Küssen Anfassen und aus Anfassen Sex.

Neben der unendlichen Zufriedenheit, war jedes Mal der bittere Beigeschmack einer Lüge bei ihrem Treffen. Nun war sie endlich sein … Und doch war da ständig das Gesicht Landons, das ihn verfolgte.

Landon war immer treu, loyal und ehrlich. Und er? Er Verräter lag nun an seinem Platz.

Tabu.

Die Freundin des besten Freundes war Tabu.

Was hatte er nur angerichtet…?

Ein Blick auf die Frau neben sich blies seine Gedanken hinfort.

Das einzig Richtige. Für sich. Und leider war er ein Egoist.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Chlini
2010-08-24T19:49:43+00:00 24.08.2010 21:49
Wow! Das ist echt der absolute Wahnsinn! Irgendwie tut mir Timmy jetzt auch echt Leid :( Du hast das super rübergebracht, man fühlt richtig mit, Kompliment! Und vielen lieben Dank für die Widmung (und natürlich die Geschichte an sich) *____* ♥ ♥ ♥
Von: abgemeldet
2010-08-24T13:05:50+00:00 24.08.2010 15:05
Oh mein Gott! Mein Herz schlägt richtig, hämmert gegen die Brust. Das ist sooo schön und so traurig und es hat mich total mitgerissen. Ich kann Timmy so gut verstehen und auch er tut mir Leid. Eigentlich tun mir alle Drei so richtig Leid. Landon, Timothy und Patricia auch - selbst wenn sie wie das Monster in der Geschichte wirkt. Aber für sie hab ich mir ja auch schon so einiges ausgedacht. ;)

Ich find es soooo super schön. *_________*

Danke, danke, danke.

Hab dich lieb. ♥


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