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Tabu

One Shots für Harry Potter RPGs
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Liebste Monny,
ein wenig zu spät, aber ich hoffe, du freust dich dennoch über dein Geburtstagsgeschenk ♥ Alles Gute, meine Liebe und ich freue mich darauf, die beiden auch einmal intime auszuprobieren. Komplett anzeigen

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Kapitel 17 - Ein Leben für ein Leben

„Bei Merlin … so viel Blut …“

„Sei ruhig.“

„Max, das ist zu viel … zu viel …“

„Du sollst den Mund halten.“

„Das … das schaffe ich nicht …“

„Du konntest noch nie deinen Mund halten. Heute wäre es aber wirklich mal von Vorteil.“

Red drückte fester zu. Ein verzweifeltes Lachen, das in einem schmerzerfüllten Keuchen unterging, war die Antwort – er würde es nicht schaffen. Kurz schloss Red die Augen, kalkulierte, schob Optionen hin und her.

Und kam zu dem Schluss, dass es nur eine Möglichkeit gab.

„Danke für alles.“

„Max … Du musst ihn hier rausschaffen.“

Langsam wanderten die harten Augen zum zusammengebrochenen Körper neben seinem Bruder; die Blutlache, die sich ins orangene Hemd sog, gehörte nicht zu ihm. Die markanten Kiefer zuckten; er kämpfte. Doch schlussendlich nickte er.

Plötzlich spürte er stechenden Schmerz an seiner Schulter – die große Hand seines Bruders krallte sich in sie, riss ihn zu sich herunter und nun klebte sein Blut auch an ihm. Starr blickte er in die Leere, spürte, wie das Leben Rhys verließ, wie es auch ihn selbst verließ, und lediglich zwei Worte hallten in seinem Ohr wider, prägnant, treibend: „Rette ihn.“

Nur noch ein letzter Schlag. Zäh und süß strebte Rhys Herz ihm entgegen, trommelte ein letztes Mal schwach gegen den Rippenbogen, klopfte sacht bei ihm an und brachte das eigene Mittelstück des Lebens zum Rasen. Rasende Wut wollte ihn blind machen, blinde Verzweiflung ihn gedankenlos, gedankenloser Schmerz ihn dazu bewegen, Frey einfach liegen zu lassen. Den Zauberstab zu ziehen und sich den Bastarden zu stellen, die es gewagt hatten, seinen Bruder zu töten.

Doch sie waren bereits tot.

Und zurück blieb nicht die Chance auf Rache … nicht hier, nicht dafür … sondern das Große Ganze, jener Plan, für den Red bereit gewesen war, seinen Bruder zu opfern.

Mit starrem Blick erhob Red sich, schüttelte die leere Hülle seines Bruders ab und schulterte die schwere Bürde, die er ihm auferlegt hatte. Nein, die er sich selbst auferlegt hatte.

Frey war leichter, als erwartet – doch kälter, als befürchtet. Er musste sich beeilen.

Nur kurz blickten die harten Augen über die Schulter zurück auf den sich in die Tiefe schraubenden Komplex an Zellen, horchten seine Ohren auf den fernen Klang der Stimmen, die nach ihnen riefen und auf das scharfe Bellen der Hunde, die ihre Fährte aufgenommen hatten.

Doch kein Wesen würde ihnen folgen können.

Kurzentschlossen trat Red den letzten Schritt – sein Fuß schien für einen Moment in der Luft zu schweben, Meter über dem Schwarzen Meer, das sich an den Klippen brach.

Dann fiel er. Und mit ihm sein Ballast, seine Bürde, derjenige, für den Rhys sein Leben gegeben hatte.

Red würde dafür sorgen, dass Frey seine Schuld niemals vergessen würde.

Und gleichzeitig mit keinem Wort erwähnen, dass all das seine eigene Idee gewesen war.
 

Vor Kälte zitternd zog er den schweren Körper an Land und gönnte seinen brennenden Muskeln eine kurze Pause. Der Zauberspruch, der ihn teilweise in einen Hai verwandelt hatte, hatte schon vor einigen Stunden aufgehört zu wirken – ein zweites Mal hatte er ihn nicht anwenden können. Zu sehr hatte seine Konzentration mittlerweile gelitten, zu sehr hatten die Zweifel an seinem Innersten genagt; hatte er einen Fehler begangen? Er hatte Rhys gegen Frey eingetauscht – seinen eigenen Bruder wissentlich in den Tod laufen lassen . . . Jenen Bruder, den er stets und immer gegen alle Eventualitäten verteidigt, vor allem beschützt hatte. Den er verdammte dreißig Jahre davor bewahrt hatte, frühzeitig ins Gras zu beißen – und jetzt? Jetzt hatte er selbst ihn ins Grab gestoßen . . .

Es schüttelte ihn. Mit letzter Kraft rappelte er sich auf, zog Frey mit sich und schleppte ihn in die kleine Höhle, die ein menschliches Auge niemals wahrgenommen hätte, hätte es nicht gewusst, wo es zu suchen hatte. Der Eingang war schmal und das Innere tiefschwarz. Es ging nicht weit hinein und nach wenigen Schritten verließen Red die Kräfte. Die letzten Stunden war er geschwommen, hatte Frey die ganze Zeit über Wasser gehalten und seine linke Seite war von Krämpfen geplagt worden – doch sein Ziel hatte er nie aus den Augen gelassen. Der Junge aus Enfield hatte nie etwas losgelassen, in das er erst seine Zähne geschlagen hatte. Niemals.

Doch jetzt war er am Ende angekommen. Der Brudermord lastet derart schwer auf dem gebrochenen Herzen, dass er die Scherben beinahe spürte, die durch seinen Brustkorb klimperten. Tief schnitten sie in sein Wesen; aber noch war Frey nicht sicher. Rette ihn, flüsterte Rhys‘ Stimme und kurzentschlossen schüttelte Red seine Erschöpfung ab. Rappelte sich auf. Schleppte sich und Frey zur Feuerstelle, die er vor Wochen bereits präpariert hatte. Mit zitternden Fingern zog er den Zauberstab aus der sicheren Verwahrung am linken Oberschenkel. Er ließ sich Zeit. Sammelte seine Gedanken, verdrängte die Scherben aus seinen Gedanken und murmelte jene Schutzformeln, die ihn und Frey vor der Außenwelt abschirmen würden, gleichzeitig jedoch derart schwache Spuren hinterließen, dass nur ein wirklich guter Zauberer sie erkennen würde – und vermutlich würden die Illusionen, die Red kurz darauf über die Schutzzauber legte, ihn trotzdem täuschen können.

Er hatte Rhys nie im Ringen besiegen können, nie im Faustkampf und auch beim Qudditch hatte er ihn kein einziges Mal schlagen können. Nicht einmal ein einfaches Kochduell hatte er für sich entscheiden können – sobald es um handfeste Dinge gegangen war, war ihm sein großer Bruder immer mehr als einen Schritt voraus gewesen.

Doch niemand aus seinem Jahrgang, aus seiner Heimat und auch jetzt, viel später, seinem beruflichen Umfeld, konnte ihm das Wasser reichen, wenn es um Schläue ging. Um Tricks. Darum, etwas vorzutäuschen und den anderen immer mindestens drei Schritte voraus zu sein. Red dachte um die Ecke und dann noch um die nächsten vier, nur, um im richtigen Moment bereits meilenweit entfernt zu sein, wenn es drauf ankam.

Hier und jetzt war es wichtig, dass sie genau hierblieben. Nicht meilenweit weg waren.

Rhys hätte einfach ein Feuer mit Steinen und Holz entfacht – Red brauchte noch eins, zwei Anläufe, ehe er den Feuerzauber sicher ausführen konnte. Zu sehr zitterte die Hand, zu sehr rebellierte der Kirschholzstab, doch schließlich erhellte sanfter Feuerschein die kleine Höhle und dennoch würde niemand außerhalb dieses kleinen Unterschlupfs das Feuer überhaupt wahrnehmen.

Red riss sich eine kleine Tasche, die er in seine Hose genäht hatte, ab und der Inhalt verstreute sich chaotisch auf dem Felsboden. Nachdem er die Utensilien mit dem Zauberstab angetippt hatte, wuchsen Decken und Töpfe, Kleidung und Proviant, zwei Bücher und ein Erste-Hilfe-Kasten auf ihre normale Größe an und schienen die kleine Höhle noch enger wirken zu lassen, als sowieso schon.

Kurzentschlossen entledigte Red sich seiner Kleidung, breitete sie sorgfältig neben dem Feuer aus und blickte zu Frey – noch immer hatte er sich nicht gerührt. Sein Atem ging gleichmäßig und trotz der langen Reise durch das bitterkalte Wasser, fand sich noch immer etwas Farbe in seinem Gesicht wieder.

Wilder Hass zuckte durch die harten Augen. Frey war der Grund, weshalb Rhys nicht mehr lebte. Weshalb der einzige Mensch, den Red je geliebt hatte, je zugelassen hatte zu lieben, jetzt tot war. Mit vor Wut bebenden Fäusten sackte Red neben ihm zusammen, den Blick fest auf die rosigen Wangen gerichtet. Wenn er jetzt einfach zudrücken würde … Er müsste nicht mal viel Kraft aufwenden … Er könnte sogar dabei zusehen, wie sich seine Augen überrascht öffneten, er schwach um sich schlagen und schließlich alles Leben aus den dunklen Augen weichen würde. Er wollte es so sehr . . .

Red atmete ein.

Und beim Ausatmen zog er Frey das Oberteil von den Schultern, zerrte die nasse Kleidung umständlich vom lädierten Körper des Jüngeren und schlang eine Decke um sie beide, ehe er Frey zu sich auf eine weitere Decke zog.

Dermaßen gewärmt vom Feuer, gebettet auf den flauschigen Untergrund, umgeben von einlullendem Stoff, angeschmiegt an den Jüngeren … es fiel Red schwer, die Augen offen zu halten. Fest schlagen sich seine Arme um die Brust Freys und er bettete seinen Körper an den Rücken des Jüngeren, zog ihn unbarmherzig an sich und lehnte sich gegen die Felswand hinter sich. Körperwärme würde sie beide davor bewahren, einen erbärmlichen Kältetod zu sterben und auch wenn Magie sicherlich geholfen hätte, so war Red nicht mehr in der Lage dazu, auch nur noch einen letzten Spruch zu bewerkstelligen.

Stattdessen fielen seine Augen zu und erbarmungslose Schwärze umfing ihn.
 

Heftiger Schmerz explodierte in seinem Kiefer und reflexartig verstärkte er seinen Griff um das, was er gerade im Arm hatte.

„LASS MICH LOS!“

Freys Stimme riss ihn aus der Finsternis, während sein Kiefer pochte und ein gefährliches Knurren entwich Reds Kehle. „Beruhig dich.“
 

„Verdammt, was soll das? Lass mich los!“

Frey wollte nicht aufhören zu toben, doch so stur er auch war, sein Starrsinn war nichts gegen den des Briten. Mit endgültiger Bestimmtheit presste er den Körper des Jüngeren an sich, presste ihm die Luft aus den Lungen und nahm ihm jegliche Grundlage zum Kampf. Wie besessen schlug Frey um sich, versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, während die Luft immer knapper wurde.

Wollte er ihn umbringen?!
 

Der Gedanke war Red gekommen, doch sein Klammergriff zeigte die gewünschte Wirkung – Freys Gegenwehr wurde schwächer und vorsichtig entließ Red ihn in die Freiheit.

„Ich habe dir gesagt, dass ich nicht zulasse, dass du meinen Plänen in die Quere kommst“, zischte Red verhalten und der gefürchtete Kirschholzstab blitzte in der Dunkelheit zwischen ihnen auf. Er sah die Furcht kurz in Frey aufzucken, dann Erkenntnis und schließlich Frustration. Doch ehe sein Partner etwas hätte sagen können, schüttelte Red den Kopf, noch immer keine Miene verziehend. „Du bekommst deine Chance. Das habe ich dir versprochen.“ Und sie beide wussten, dass Red ein Versprechen immer hielt – und jede Anmaßung, er würde Versprechungen brechen, strafte er für gewöhnlich brutal und gnadenlos. Selbst sein mittlerweile langjähriger Partner war davor nicht sicher und Red beobachtete, wie Frey in sich zusammensackte. Mit sanfter Gewalt zog er ihn tiefer in die Schatten, blieb in seinem Rücken und flüsterte ihm ins Ohr: „Merk dir diesen Moment. Schau ihn dir genau an, wie er sich feiert und seinen Erfolg. Nimm das alles in dich auf. Genieß es.“

Er hörte ein leises Grollen, ehe Frey raunte: „Wie soll ich das genießen? Er hat das alles nicht verdient.“

Ein kurzes, minimales Lächeln huschte über Reds Züge, verborgen vor Frey, verborgen vor der Welt. „Weil du weißt, dass du derjenige bist, der all das beenden wird.“ Er spürte, wie Frey erschauderte, legte eine Hand auf dessen Schulter und zwang ihn, sich zu ihm umzudrehen. Forsch blickte er in die tiefen Augen, die so verloren und bitter blitzten. „Du bist derjenige, der ihm all das nehmen wird. Seine Familie. Seine Erfolge. Seinen ach so geliebten Ruf. Und schlussendlich sein Leben.“ Der Druck auf die breite Schulter seines Partners wurde unnachgiebig und Frey blickte ihm entgegen, aufrechter stehend, als zuvor. „Ich werde dich bis zum Schluss begleiten, mein Freund“, versprach Red und spürte, wie das Ziel Freys zu seinem eigenen wurde und ihrer beider Wege miteinander verschmolzen.
 

Gelassen befahl Red seinen Läufer zwei Felder vor. „Schachmatt.“ Frey seufzte fein und lehnte sich auf dem Sessel zurück, die Hände kapitulierend erhoben. „Fein. Ich gebe auf.“

„Du gibst nicht auf. Du bist geschlagen.“

Wiederwille zuckte durch Freys Mimik, doch schließlich zeigte er ein wölfisches Schmunzeln, schien sich an etwas zu erinnern, das sich Red entzog – doch er vermutete zurecht, dass es etwas mit Colin zu tun haben musste. Aufmerksam legte er den Kopf schief, musterte seinen Freund und bemerkte kleine Veränderungen an ihm, die ihm bis eben nicht aufgefallen waren. Frey strotzte heute vor Selbstbewusstsein und obwohl Vollmond nicht weit war, schien er gefasst. Reds Augen verengten sich und Frey zuckte mit den Schultern, ganz so, als errate er die Gedanken seines Freunds.

Nicht unwahrscheinlich, dass genau das der Fall war.

Mittlerweile waren sie dermaßen aufeinander abgestimmt, dass ihre Kommunikation viel öfter auf nonverbaler Ebene ablief, als durch Worte und Red wusste Frey schon seit längerem aufrichtig und ehrlich zu schätzen. All die Hoffnung und all die Erwartungen, die er in ihn gesetzt hatte, übertraf der Werwolf mit einer Leichtigkeit, dass er ihm aufrichtig imponierte. Doch nicht nur beruflich war er eine absolute Bereicherung für sein unterirdisches Imperium geworden – nein. Er verließ sich auf niemanden so sehr wie auf Frey. Der Werwolf enttäuschte ihn nicht. Nie. Schien besessen davon, ihm alles recht zu machen und gleichzeitig als ebenbürtig von ihm angesehen zu werden. Unnötig zu erwähnen, dass das niemals möglich sein würde und gleichzeitig war Frey ihm näher, als es je ein Mensch gewesen war. Nicht einmal Rhys hatte derart in sein Herz blicken und ihn einschätzen können.

Schlussendlich hatte er die richtige Entscheidung getroffen.

Ein Leben für ein Leben.

Rhys für Frey.

Red lehnte sich vor, erkannte das Aufblitzen in den dunklen Augen und nickte.

Und vielleicht würde sich abermals ein Bruder für einen Bruder opfern müssen, irgendwann, in naher Zukunft.

Ein sachtes Lächeln umspielte die Lippen Reds und er deutete auf das Spielfeld. „Noch eine Partie?“

Er hatte Frey ein Versprechen gegeben – und er würde sein Leben geben, um es zu erfüllen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: MoonyLupin
2019-09-02T14:20:01+00:00 02.09.2019 16:20
Was Was Waaaaaaas DDD: WO KOMMT DAS BLUT HER?! WAS IST PASSIERT?! ES IST RHYS' BLUT ODER?! DD: WAR ES COLIN?! Aber nein, Colin würde sich die Hände nie derart schmutzig machen DDD: ABER ABER RHYSSSSS UND WAS IST MIT FREY PASSIERT?!
Ach REEEEED dieser Satz, dass er einen Bruder gegen einen anderen tauscht ;_______; oh... ohh mein Herz... ich kann seine gegensätzlichen Gefühle so gut verstehen >/////< an seiner Stelle, wenn mein einziger Bruder sterben würde - ich ihn zurücklassen müsste - und stattdessen diesen anderen Kerl zu retten, der zwar klar Partner ist, aber doch nicht BRUDER - noch nicht jedenfalls - und und und DDDD: ahhh... UND ES IST ALLES COLINS SCHULD! Bestimmt! xD
aber die Vorstellung von zwei (halb?)nackten Männerkörpern aneinandergepresst um sich gegenseitig aufzuwärmen hrhr nicht schlecht Herr Specht xD Ich glaube die beiden bescheren uns noch ganz interessante Momente *___* auf die eine oder andere Art XD
Vielen Dank für diese kleine Exkursion in noch unbekannte Gefilde, Schneechen *__* Ich hab damit nicht gerechnet und bin umso happier, dass ich es lesen durfte <3 <3 <3 Danke dir <3


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