Bad Habit von Namika ([DMxRW]) ================================================================================ Kapitel 1: Auf große Brüder hört man nicht ------------------------------------------ Schlechte Angewohnheiten. Oh ja, Ron Weasley konnte von sich behaupten, eine Menge sein eigen zu nennen. Da war die Angewohnheit, im Schlaf zu reden und zu schnarchen. Die Angewohnheit, seine Wut auf sich selbst zuerst an anderen auszulassen. Außerdem wurde seine Stimme immer ganz quietschig, wenn eine Spinne in Sichtweite war – das war wahrscheinlich die Angewohnheit, die er am meisten hasste. Außerdem noch die Angewohnheit, Grimassen zu schneiden, wenn ihm etwas missfiel, oder dauernd Kämpfe anzufangen, die er im Leben nicht gewinnen konnte. Aber niemals, nein wirklich niemals, hätte Ron gedacht, dass es ausgerechnet diese eine Angewohnheit war, die ihm zum Verhängnis werden würde: Die Angewohnheit, genau das Gegenteil von dem zu tun, was sein älterer Bruder Percy ihm vorschrieb. Vor einigen Tagen, an einem herbstlichen Mittwochnachmittag, der ausnahmsweise keinen Streit, keine Hausaufgaben (zumindest keine, die Ron erledigte) und keinen Todesserangriff versprach. Solche Nachmittage waren selten in Hogwarts, also hatte der Rotschopf natürlich vor, diesen zu genießen. Genießen hieß in diesem Falle, eine gemütliche Runde Zaubererschach mit Harry – im Hintergrund begleitet von Seamus' sinnlosen Kommentaren (Ernsthaft, beherrschte Seamus das Spiel überhaupt oder redete er einfach drauflos?) und Deans Lachen, wann immer eine von Harrys Figuren geschlagen wurde. Also praktisch, alle dreißig Sekunden. Ja, Ron liebte dieses Spiel. Neben ihnen am Tisch im Griffindorgemeinschaftsraum saßen Hermine und Neville – das ehrgeizige Mädchen hatte sich vorgenommen, Neville die Grundzüge des Zaubertrankbrauens beizubringen. Ron wusste wirklich nicht, was das bringen sollte. Hermine hatte die Hoffnung bei ihm und Harry schon aufgegeben und Neville war definitiv schlechter als sie beide zusammen. Er war ungefähr auf Seamus' Auch-ein-Kessel-voll-heißem-Wasser-kann-explodieren-Niveau. Ja, ein ganz normaler, ganz ruhiger Nachmittag in Hogwarts – das war es auch, was diese Nachmittage so selten machte. Gerade, als Ron im Begriff war Harry zum dritten Mal in Folge Schach Matt zu setzen, stürmte Percy, seines Zeichens sonst besonnener, strenger und -seien wir doch ehrlich- langweiliger Weasleybruder, durch das Portrait und blieb direkt neben Ron und seinem fast-gewonnen Spiel stehen. „Ich bin Schulsprecher!“, stellte er lautstark klar – als ob das nicht die ganze Schule bereits wüsste. „So lasse ich nicht mit mir umgehen. Diese kleine Ratte hatte kein Recht, um diese Zeit in den Fluren herumzustreifen, ich hatte völlig Recht damit, ihn zu melden!“, erklärte Percy weiterhin und zupfte an seinem Umhang, der voller Staub und an einigen Stellen zerrissen war. Niemand wusste, wovon der völlig aufgeregte Schulsprecher sprach. Ron warf Harry einen 'Geschwister! Sind sie nicht nervig?'-Blick zu, ehe er sich daran erinnerte, dass sein bester Freund weder Geschwister noch Eltern hatte. Wie er es immer wieder schaffte, das zu vergessen, war selbst Ron ein Rätsel. Harry jedoch war glücklicherweise zu beschäftigt gewesen, mit Seamus sein weiteres Schachvorgehen zu diskutieren, als dass er Rons Blick hätte bemerken können. Nicht, dass ihnen ihre Lagebesprechung etwas nützen würde; der inoffizielle Schulschachmeister Ronald Weasley hatte schon lange gewonnen. Percy, der wenig Notiz davon nahm, dass niemand Notiz von ihm nahm, wandte sich plötzlich an seinen jüngsten Brüder und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Nur eins, Ron, eine Regel!“, deklarierte er laustark und theatralisch. „Geh niemals in die Nähe von Draco Malfoy. Sprich nicht mit ihm, sieh ihn nicht an, halte dich von ihm fern!“ Es war also vollkommen logisch, dass Ron drei Tage später, am Samstagmorgen, in den Kerkern herumstreunte und auf der Suche nach Draco Malfoy war, nicht wahr? Zunächst hatte er versucht, sich dagegen zu wehren. Er hatte Malfoy im Unterricht nicht angesehen, er hatte seine blöden Sprüche ignoriert, er hatte alles getan, um nicht in seine alte Angewohnheit zu verfallen, die vorschrieb, dass er jetzt erst Recht die Nähe Malfoys suchen musste. Denn Malfoys Nähe war etwas, dass er definitiv vermeiden wollte. Leider hatte das nur dazu geführt, dass seine Gedanken 24 Stunden am Tag bei Malfoy waren (selbst, wenn sein Blick es nicht war) und ihn lautstark dazu aufforderten, Percy auf gar keinen Fall zu gehorchen. Letztendlich hatte der trotzige, jüngere Bruder in ihm gewonnen, wie er immer gewann und an diesem Morgen hatte Ron es nicht mehr ausgehalten und er war unbemerkt in die Kerker hinab gestiegen. Dank Harrys und seinem kleinen Vielsafttrank-Abenteuer im zweiten Schuljahr wusste Ron, wo sich der Eingang zum Slytheringemeinschaftsraum befand. Vor eben diesem Eingang stand der Rotschopf nun und fragte sich, was zum Teufel er hier wollte. Er sollte lieber zurück in seinen Schlafsaal gehen und Seamus zu einer Kissenschlacht herausfordern oder etwas ähnliches Sinnvolles tun. Aber nein, er stand hier und überlegte, wie er jetzt dort hinein- oder Malfoy rauskam. Ron ignorierte die Tatsache, dass er gar nicht wusste, was er von Malfoy wollte, geschweige denn, was er ihm sagen sollte, warum er hier war. Er wusste nur: Nähe, mit ihm sprechen, ihn ansehen, sich nicht von ihm fernhalten. Denn das war exakt das Gegenteil von dem, was Percy ihm vorgeschrieben hatte. Bevor Ron jedoch weiter über mögliche Wege hinein sinnieren konnte, war ihm das Glück hold (oder vielleicht auch...nicht so hold) und die Wand teilte sich vor ihm. Durch das Loch hindurch trat glücklicherweise alleine der gesuchte Draco Malfoy. Als er Ron erblickte, blieb er unvermittelt stehen und sein Blick, der eben noch relativ entspannt gewirkt hatte (insoweit ein Malfoy überhaupt entspannt sein konnte), verhärtete sich abrupt. Gerade noch so konnte Malfoy aus dem Loch springen, ehe es sich schloss. Ron wollte sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn die Wand sich geschlossen hätte, während Malfoy noch in ihr gestanden hätte. Nicht, weil er um die Gesundheit seines Feindes fürchtete...er hatte bloß noch nie sonderlich gut Blut sehen können. „Weasley.“ Slytherins Eisprinz spuckte seinen Namen quasi aus. „Was willst du hier? Auch eine Abreibung wie dein großer Bruder?“ Ron fühlte sich unvermittelt wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht – er hasste dieses Gefühl, das hatte er immer, wenn Malfoy ihn so direkt angriff. Also reagierte er wie üblich mit Wut. „Wer sagt, dass ich hier irgendwas will?“ Zugegebenermaßen war dies nicht seine beste Antwort gewesen. Er schob es auf den Heimvorteil Malfoys. „Du verbringst also öfter einfach so deinen Samstagmorgen damit, vor dem Slytherineingang rumzuhängen? Was? Hat Potter etwa keine Zeit für seinen größten Fan?“ Ron ballte die Hände zu Fäusten und richtete sich auf. „Das hier hat nichts mit dir zu tun, Malfoy, also halt einfach die Klappe.“ Eine glatte Lüge. Das hier hatte alles mit Malfoy zu tun. Zum Glück konnte Ron die weitere schlechte Angewohnheit, dass seine Ohren beim Lügen rot wurden, diesmal auf seinen Ärger schieben. „Hast du etwa eine kleine Freundin in Slytherin?“, vermutete Malfoy weiterhin. Er grinste spöttisch. Geh niemals in die Nähe von Draco Malfoy. Sprich nicht mit ihm, sieh ihn nicht an, halte dich einfach von ihm fern! „Nein, das kann es nicht sein. Nicht mal eine Erstklässlerin würde sich auf sowas wie dich einlassen.“ Percys Stimme in Rons Kopf vermischte sich langsam mit der von Malfoy. „Also stalkst du eine Slytherin. Einzig logischer Schluss, Weasley.“ Ron sah Malfoy direkt in die kalten, grauen Augen. Sieh ihn nicht an. „Halt einfach die Klappe, Malfoy.“ Sprich nicht mit ihm. Malfoy hob elegant eine Augenbraue und lächelte boshaft. „Ach was? Fühlen wir uns etwa ertappt?“ Halte dich von ihm fern...niemals in die Nähe...halt dich fern...Nähe...fern... Ron machte einen Schritt nach vorne – nicht wissend, ob er in diesem Moment Percy mehr hasste oder Malfoy, weil immer noch so dämlich grinste. Nähe. Nähe. Nähe. Als der Rotschopf sich in einer fließenden Bewegung an Malfoy drückte und gleichzeitig ihre Münder aufeinander presste, hatte er sich entschieden; er hasste Percy mehr. Definitiv. Beide Jungen bewegten sich nicht. Fast glaubte Ron, dass die Zeit stehen geblieben war, um ihn für immer in diesem furchtbaren Moment einzufrieren, als Malfoy sich plötzlich rührte. Genau genommen spürte Ron plötzlich die Hand des Anderen in seinen Haaren, die ihn näher herandrückte, während Malfoy den Kuss -der bisher eigentlich nicht mehr als ein bloßes Lippen aufeinander drücken gewesen war- mit überraschende Intensivität erwiderte. Ron schnappte erschrocken nach Luft und drückte sich nach einem ewig langen Moment von Malfoy weg, der ihn irgendwie seltsam ansah. Das Grinsen war inzwischen gewichen und hatte dem Schock Platz gemacht. Auf eine verdrehte Art gab es Ron ein Gefühl der Zufriedenheit, dass er Malfoy dermaßen schocken konnte. Allerdings wurde das von seinem eigenen Schock überdeckt. 1: Warum hatte er Malfoy geküsst? War er völlig durchgedreht? 2: Warum hatte Malfoy den Kuss erwidert, anstatt ihn wegzustoßen und Crabbe und Goyle zu holen, um Ron zu verprügeln? 3: Warum, zur Hölle nochmal, hatte Ron der Kuss gefallen? Das war zu viel für Ron. Er schloss seinen Mund, der überrascht offen gestanden hatte, und schluckte. „Ich hasse Percy!“, erklärte er lahm angesichts der Tatsache, dass Malfoy ihn ansah, als erwartete er eine vernünftige und sinnvolle Erklärung. Ron hatte keine. „Ich...Scheiße, ich hasse Percy!“ Damit drehte der Rotschopf sich um und rannte, als ginge es um sein Leben. Ja, das mit den schlechten Angewohnheiten war so eine Sache. Er würde vermutlich immer das Gegenteil von dem tun, was Percy ihm sagte. Als Ron um die Ecke bog, wusste er außerdem, dass er eine neue (schlechte?) Angewohnheit hatte. Sie beinhaltete dunkle Kerker, seltsame Küsse und Draco Malfoy. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)