OneShots, die ich geschrieben habe, obwohl ich das nicht kann von Ishizuka-Kazumi (Kurze Geschichten hassen mich :p) ================================================================================ Nicht gesund (Yamamoto x Reader) -------------------------------- Du rennst weiter, obwohl du völlig außer Atem bist und dein Arm sich anfühlt, als würde irgendein extrem hungriger Hund darauf herumkauen. Bloß weg, weg von der Schule, wo dich jetzt alle hassen, weil sie denken, du hast sie hängen lassen. Der Schmerz in deinem rechten Arm wird unerträglich, du bleibst stehen, lehnst dich gegen die Wand neben dir, ringst nach Luft und lässt deinen Blick in den von grauen Wolken verhangenen Himmel schweifen. Du hast sie nicht hängen lassen, wirklich nicht. Aber du hast auch nicht alles gegeben. Es war einfach nur ein Missverständnis, ein dämliches, verfluchtes, gottverdammtes Missverständnis… Früher warst du eine Heulsuse, du hast losgeheult, sobald auch nur eine Kleinigkeit schief gelaufen ist. Ansonsten warst du eigentlich wie alle anderen auch, und mit Jungs hattest du nie ein Problem. Bis du dann eines Tages ihn getroffen hast: Yamamoto Takeshi, den größten Baseball-Freak dieser Dimension. Du hast dich in ihn verliebt, gleich in dem Moment, in dem du ihm zum ersten Mal begegnet bist. Du hattest dir aus Versehen den Fuß umgeknickt und – so wie immer – gleich losgeflennt. Dann hatte dir plötzlich von hinten jemand die Hand auf die Schulter gelegt. „Hey, ist alles okay mit dir?“, hatte Yamamoto dich freundlich gefragt. Du konntest nur irgendwie nicken und kamst dir plötzlich unsagbar dämlich vor. „Na dann hör doch auf zu weinen!“ Dann kam es – Yamamotos fröhliches Lächeln, das mit seiner Wärme jedes Mammut aus dem ewigen Eis hätte auftauen können, und dein Herz dazu brachte, viel schneller zu schlagen, als es gesund sein konnte. Du hast schnell herausgefunden, dass er sich sehr für Sport interessierte, besonders für Baseball. Weil du aber eine Höllenangst vor fliegenden Bällen hast, musste eine Alternative her, damit du dich ihm wenigstens ein bisschen näher fühlen konntest, und das war die Karate-AG. Logisch gesehen brachte dich das Yamamoto zwar kein Stückchen näher, aber du bist trotzdem sofort eingetreten. Zu dem Zeitpunkt eilte dir bereits der Ruf voraus, dass du bei jedem Wehwehchen klein beigabst. Trotzdem hast du es vor zwei Wochen irgendwie geschafft, als Repräsentantin deiner Schule zu den landesweiten Karate-Meisterschaften gehen zu dürfen, und du warst fest entschlossen, es so weit wie nur möglich zu schaffen. Leider hast du noch nicht mal den ersten Kampf überstanden. Genau genommen hast du es gar nicht erst bis dahin geschafft. Kurz bevor er begonnen hat, hast du eine Kollegin gebeten, dir schnell deine Wasserflasche aus der Sporttasche zu geben, weil du zu faul warst, aufzustehen und de zwei Meter dorthin selbst zu laufen. Die Kollegin war nett, sie ist die Flasche natürlich für dich holen gegangen. Allerdings öffnete sie die falsche Seitentasche, nämlich die, in die du ein heimlich von Yamamoto geschossenes Foto gesteckt hattest, und das würde sie natürlich entsprechend deuten, in diesem Fall auch absolut zutreffend. „Warte!“, hast du gerufen und schnell deine rechte Hand in die Tasche geschoben, um das Foto zu „retten“, die dann bis über den Ellbogen darin verschwand. Wie das Messer dorthin kam, weiß niemand. Warum du es nicht schon an der Hand bemerkt hast, auch nicht. Es war ganz einfach so. Plötzlich ist ein schrecklicher Schmerz durch deinen gesamten rechten Unterarm geschossen, und deine Tasche hat sich rot verfärbt. Blutrot. So kurz vor dem Kampf hat sich dann auch kein Ersatz mehr für dich auftreiben lassen, darum ist deine Schule einfach disqualifiziert worden. Als du dann am nächsten Tag mit dem verbundenen Arm wieder zur Schule gekommen bist, hat dir niemand deine Geschichte geglaubt, die du ja auch noch verändern musstest, um die Sache mit dem Foto zu vertuschen. Alle denken, du hast wegen eines Minikratzers sofort einen Rückzieher gemacht und einen falschen Verband angelegt, um jetzt nicht ganz so schlecht dazustehen. Der wenige Respekt, den du dir bis jetzt so mühsam erkämpft hast, ist auch wieder weg. Du stehst als Feigling, Lügnerin und eine einzige große Enttäuschung da – deine Mitschüler hassen dich, weil sie sich von dir betrogen fühlen, was du sogar auch irgendwie verstehen kannst. Dabei ist es doch alles nur ein Missverständnis! Wegen all der Unfreundlichkeiten und Gemeinheiten, die du deswegen jetzt aushalten musst, versuchst du auch immer, so schnell wie möglich von der Schule wegzukommen. Auch wenn dein Arm dabei so weh tut, als würdest du ihn dir ein zweites Mal aufschlitzen. Das Schlimmste von allem konntest du bis jetzt wenigstens verhindern – Yamamotos enttäuschtes Gesicht zu sehen könntest du nicht ertragen. Darum meidest du ihn inzwischen auch wie die Pest, obwohl ihr in derselben Klasse seid. Bis jetzt konntest du erfolgreich jedes Gespräch mit ihm vermeiden. „Hey, ist alles okay mit dir?“ Diese Stimme. Diese Wärme darin. Dieselben Worte wie damals. „Ya-Yamamoto!“, stotterst du und fährst hoch, obwohl du dich eben erst auf den kühlen Asphalt hast sinken lassen, um nach deinem Sprint von der Schule ein wenig zu verschnaufen. Er steht direkt vor dir, fast einen Kopf größer als du, und schaut dich an, während dein Herz so schnell klopft, als wolle es einen Marathon gewinnen. „Wa-Was machst… du denn hier?!“ „Nach Hause laufen, was sonst?“ Er lächelt. Und hat natürlich keine Ahnung, was er so mit deinem Herz anstellt. „Ah, ja… na dann…“ Du kommst dir schon wieder schrecklich blöd vor, wie du so vor ihm stehst und nicht weißt, was du sagen oder tun sollst. Der schlimmstmögliche Fall ist eingetreten: Ihr seid in etwas, das man – abgesehen von deinem unfähigen Gestotter – als Gespräch bezeichnen könnte, und es gibt noch nicht mal eine Schulklingel, die dich mit ihrem Geschepper zur nächsten Stunde retten könnte. „Wie geht´s deinem Arm so?“ „Hm? Äh… was? Ach… ach so, äh… ich glaube… der wird schon wieder…“ Unbeholfen trittst du von einem Fuß auf den anderen und würdest am liebsten auf der Stelle im Erdboden versinken. „Kann bei so einem Kratzer ja auch nicht lange dauern, was?“ „Jetzt sag nur nicht, dass du mir auch nicht glaubst!“ Du bringst tatsächlich einen richtigen Satz heraus und versuchst dabei, wütend zu klingen, auch wenn du ihn Wahrheit am Boden zerstört bist, weil auch Yamamoto denkt, du würdest lügen. „Ach, komm schon, _____. Du musst doch wohl zugeben, dass es nicht sonderlich glaubwürdig klingt, dass du so großen Durst hattest, dass du superschnell deinen ganzen Arm in das falsche Fach deiner Tasche gesteckt und ihn dir, ohne es zu bemerken, aufgeschnitten hast, an einem Messer, das irgendjemand dort hineingelegt hat, noch dazu in einer Position, in der es fast deinen ganzen Arm erwischt!“ „Hmpf…“, meinst du nur. Es stimmt schon – das Ganze klingt wirklich arg an den Haaren herbeigezogen, was es zum Teil durch das Weglassen des Fotos ja auch ist. „Es war aber so, und ich bin auch nicht froh darüber!“ Du weißt, dass du wie ein trotziges kleines Kind, das auf einer durchschauten Ausrede beharrt, klingen musst, aber etwas Besseres fällt dir nun mal einfach nicht ein. Vielleicht würde es das, wenn du nicht gerade vor dem Mann deiner Träume stehen würdest, aber genau da stehst du im Moment nun mal. Plötzlich spürst du etwas Kühles in deinem Gesicht. Dann auf dem linken Arm. Es beginnt zu regnen. Immer öfter, schneller, schwerer stürzen die Tropfen aus dem Himmel herab, auf Yamamoto, auf dich und auf den Rest von Namimori. „Scheiße!“ Der Verband darf auf gar keinen Fall nass werden, das hat der Arzt dir immer wieder eingeschärft, so oft, dass du kurz davor warst, dir ein Klavier zu besorgen und es ihm auf den Kopf zu donnern. Aber genau das wird der Verband jetzt. Nass. Klatschnass. „Bye!“, rufst du schnell, während du an dem überraschten Yamamoto vorbeistürmst, froh über die Gelegenheit, diese Blamage beenden zu können. Schließlich musst du so schnell wie möglich nach Hause ins Trockene, das weißt du ganz genau. Nur leider wohnt ihr schrecklich weit außerhalb von Namimori, weil deine Mutter das so schön „romantisch“ fand. In der Regel läufst du so an die zwanzig Minuten, dauert es aber über eine halbe Stunde. Und du bist noch keine zehn Minuten unterwegs. Zu allem Überfluss tut dein Arm jetzt nicht einfach nur weh, er brennt, brennt wie Feuer durch all das Regenwasser, das durch den mittlerweile völlig durchnässten Verband sickert. „Warte! _____!“, ruft ein gewisser Jemand von hinten, mit dieser Stimme, die dein Herz schon wieder zum Rasen bringt. Du bleibst nicht stehen. Dein Arm brennt, bis nach Hause ist es noch ewig weit, aber hinter dir ist die Person, mit der du gerade am allerwenigsten auf der Welt reden möchtest. Nein, du wirst definitiv nicht stehen bleiben, egal, wie sehr dein Arm jetzt auch schmerzen mag. Nur leider gibt es da noch Yamamoto, der die Sache ein wenig anders sieht, dich mit Leichtigkeit einholt und von hinten an der – dem Himmel sei Dank linken – Schulter festhält. Auch er ist jetzt von dem Lauf etwas außer Atem, aber nicht so sehr wie du, du keuchst, als hättest du gerade bei der Olympiade mitgemacht. Und genau so heftig schlägt auch dein Herz, obwohl du weißt, dass das nicht nur vom Rennen kommt. „Man, _____, was rennst du denn so? Hast du einen Geist gese-… Ist das Blut?!“ Mit einer Mischung aus Unglauben und Entsetzen starrt Yamamoto auf deinen Verband, durch den jetzt, wo er vom Regen durchtränkt wurde, etwas Blut geweicht ist und an deinem Unterarm einen leicht rötlichen Schimmer hinterlässt, der langsam, aber sicher, immer intensiver wird. „Der Verband darf nicht nass werden. Darum renne ich!“, gibst du altklug Auskunft. Du drehst dich weg und willst weiterlaufen, wirst aber wieder von Yamamoto aufgehalten, der inzwischen aus seiner Starre erwacht ist. „Also, _____... Wenn… wenn du so dringend an einen trockenen Ort musst, dann… dann könntest du ja… mit zu mir kommen. Ich wohne nur ein paar Straßen weiter…“ Auch wenn du kurz davor warst, umzukippen, und erst gedacht hast, du hättest dich verhört, bist du dann mit Yamamoto nach Hause gegangen, hast deine Mutter angerufen, um zu sagen, du würdest noch mit einem Freund lernen, damit sie sich keine Sorgen machen muss, und jetzt sitzt ihr beide durchnässt in Yamamotos Zimmer und schweigt euch an, weil keiner weiß, was er sagen soll. „Soll ich Verbandszeug holen? Du weißt schon, damit wir den Verband wechseln können…“, beendet Yamamoto endlich die unangenehme Stille. Du nickst dankbar und er verlässt den Raum. Du nutzt die Gelegenheit, um dich genauer umzusehen. Es ist an sich ein ganz normales Zimmer, mit Tisch, Bett, Schrank und – wie könnte es auch anders sein – jeder Menge Baseball-Sachen. An einer Wand lehnen gleich drei Schläger, und auf einem kleinen Schränkchen liegen Bälle mit Autogrammen darauf und mehrere Pokale. Gegen ein Fenster daneben trommelt noch immer der Regen, jetzt noch heftiger als vorhin auf der Straße. Du brichst deine Inspektion ab, als Yamamoto mit einem Erste-Hilfe-Kasten in der Hand zurückkommt, sich vor dir auf den Boden kniet und langsam und vorsichtig den nassen Verband von deinem rechten Arm löst. „Wie kann so ein kleiner Kratzer nur so stark bluten?“ „Es ist kein Kratzer, verdammt!“, regst du dich wieder auf, und zuckst dann zusammen. „Au!“ Du musst klingen wie ein kleiner Hund, dem jemand auf den Schwanz getreten ist. Aber du kannst nicht anders, es ist wirklich ein schreckliches Gefühl, wie jetzt der raue, nasse Verband auch noch über den Schnitt gerieben wird. Nach einer kleinen Ewigkeit ist er endlich ab. Du schaust fragend zu Yamamoto, der jetzt, noch immer über deinen Arm gebeugt, völlig erstarrt ist. „Oh… mein… Gott!“, bringt er schließlich heraus, hebt den Kopf und sieht dir ins Gesicht. In seinen Augen kannst du Entsetzen erkennen. Du verstehst ihn, er muss gerade den Schock seines Lebens erlitten haben. Wie alle anderen auch ist er der Meinung gewesen, es wäre nur ein kleines Kratzerchen, um das du schlechte Verliererin einen viel zu großen Verband gewickelt hast, und auch wenn er nach dem durchgesickerten Blut im Regen bestimmt den Verdacht hatte, dass es doch etwas schlimmer ist, ist er doch bestimmt nicht auf die Realität vorbereitet gewesen. Du fragst dich oft selbst, wie du das Messer erst bemerken konntest, als es schon so weit in deinen Arm geschnitten hatte, aber eine logische Erklärung dafür findest du nicht. Der Schnitt ist relativ gerade, er zieht sich etwa von der Mitte deines Mittelfingers bis hinter deinen Ellbogen; wäre dein Arm nicht gebogen gewesen, würde er bestimmt auf dem Oberarm noch weiterlaufen, aber so hat das Messer dann ins Leere geschnitten. Der Schnitt ist ziemlich tief, in der Mitte an die fünf Zentimeter, und würde wahrscheinlich ziemlich weit aufklaffen, hätte der Arzt nicht spezielle, feste Pflaster darüber geklebt, die das Ganze jetzt etwas zusammenhalten. „Ya-… Yamamoto…? Geht es dir gut?“, fragst du besorgt. Er schluckt und sieht dich mit einem undefinierbaren Blick an. „Das ist deine Verletzung? Deswegen wolltest du nicht antreten?“ „Ja, das ist die Verletzung. Aber ich wollte antreten, die haben mich nur gelassen, diese Idioten!“ Du wirst immer noch wütend, wenn du an die „Argumente“ des Schiedsrichters zurückdenkst. „Willst du dich umbringen?!“, schreit Yamamoto dich plötzlich an. Du bist viel zu perplex um zu antworten, die Tatsache, dass Yamamoto sich aufregen kann, hat dich völlig ausgeknockt. „Bist du noch ganz dicht?! Willst du unbedingt den Arm verlieren?! Oder verbluten?!“ Während er weiterschreit, kommt sein Gesicht deinem immer näher. Und als dir dann auch noch bewusst wird, dass er so reagiert, weil er sich Sorgen um dich macht, dreht dein Herz endgültig durch. Das Blut schießt dir ins Gesicht… und leider auch in deinen Arm, der jetzt, nachdem die Wunde durch Rennen und Regen wieder aufgegangen ist, anfängt zu bluten. Stark zu bluten. Die dunkelrote, warme Flüssigkeit, die eigentlich in dir drin bleiben sollte, quillt aus dir heraus, als hätte sie nur darauf gewartet, auf den Boden deines Schwarms zu tropfen, was sie jetzt auch tut. „Waaah, Yamamoto! Mach den Verband wieder drum, bevor ich deinetwegen verblute!“ Die Menge an Blut zu verlieren, die du gerade verlierst, kann auch nicht gesund sein. Eine Menge panisches Gequietsche und verlorenes Blut später hat Yamamoto es endlich geschafft, mehr oder weniger perfekt einen frischen Verband um deinen Arm zu wickeln. „Tut mir leid, dass ich dir auf den Boden geblutet habe“, bringst du kleinlaut eine Entschuldigung heraus. „Tut mir leid, dass ich dir das mit dem Schnitt nicht geglaubt und gedacht habe, du hättest aus Angst einen Rückzieher gemacht. Und dass ich auf dich anscheinend so pingelig wirke, dass du dich für deine Verletzung entschuldigst“, meint Yamamoto zurück. Eine Weile schweigt ihr beide. Irgendwie erscheint die Stille dir seltsam. Ein Geräusch fehlt. Ein Geräusch, das euch schon die ganze Zeit über begleitet hat – das Trommeln der Regentropfen am Fenster ist weg. Du wirfst einen Blick nach draußen und stellst fest, dass es aufgehört hat zu regnen. „Ich glaube, ich muss jetzt nach Hause…“, meinst du und versuchst, das kleine bisschen Wehmut, das sich eingeschlichen hat, aus deiner Stimme zu verbannen. „Was?!“ Yamamoto klingt, als hättest du gerade verkündet, dass du dir auf dem Saturn mit einem Schnabeltier eine Ananasschlacht liefern willst. „Du kannst doch nicht durch die Gegend laufen, wenn du eben erst so viel Blut verloren hast!“ „Ach, Quatsch, das passt schon!“ Energisch stehst du auf und marschierst zielstrebig an Yamamoto vorbei auf die Tür zu. Plötzlich dröhnt dein Herzschlag laut in deinen Ohren, vor deinen Augen verschwimmt alles, wird dunkler, du siehst den Boden, die Decke und dann ist da gar nichts mehr, nur noch Dunkelheit… Du kannst etwas Kühles, Feuchtes auf deiner Stirn spüren, und, dass du an einem weichen, warmen Ort liegst. Langsam öffnest du die Augen und blickst in ein Gesicht, das dir jede Wiederbelebungskur ersetzt, weil dein Herz sofort wieder viel zu heftig schlägt. „Gott sei dank, endlich bist du wieder wach! Weißt du, wie viele Sorgen ich mir um dich gemacht habe, als du einfach so weggekippt bist?“ Auch wenn er versucht, vorwurfsvoll zu klingen, kannst du Yamamoto seine Erleichterung deutlich ansehen. „Dachtest du echt, ich würde so leicht den Löffel abgeben?“, fragst du mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Dafür, dass du eben umgekippt bist, geht es dir gerade erstaunlich gut, du fühlst dich zum ersten Mal seit zwei Wochen gesund. Du schaust an Yamamoto vorbei und kannst sein Zimmer erkennen, was dich darauf schließen lässt, dass es sein Bett ist, in dem du gerade liegst. Dann fällt dir ein, dass du ja immer noch nach Hause musst; du stöhnst, ziehst dir das feuchte Tuch, das wahrscheinlich Yamamoto dorthin gelegt hat, von der Stirn und versuchst, aufzustehen. „Was machst du da?“, fragt Yamamoto misstrauisch. „Nach Hause gehen, bevor es wieder anfängt zu regnen“, murmelst du zurück und schwingst die Beine aus dem Bett. Man könnte vielleicht annehmen, dass du dich zumindest etwas schwach fühlen müsstest, aber solange Yamamoto direkt neben dir steht, schlägt dein Herz wirklich äußerst zuverlässig. „Du willst echt verbluten, kann das sein? Bleib im Bett, bis es dir besser geht!“ „Nein, ich muss echt los…“ Du hast es immerhin schon geschafft, dich an die Bettkante zu setzen, aber jetzt versucht Yamamoto mit sanfter Gewalt, dich zurückzuschieben. Du gibst nicht nach, er gibt nicht nach, und er ist natürlich stärker als du, was aber nur dazu führt, dass du dich noch mehr anstrengst. Schließlich endet es dann so, dass er auf dir kniet und du mit dem Rücken nach hinten an die Wand gerückt bist, weshalb er es jetzt nicht mehr schafft, dich hinzulegen. Ihr seid beide ziemlich außer Atem, als er deine Handgelenke – das rechte ziemlich vorsichtig – an die Wand hinter dir drückt und damit eueren mittlerweile nicht mehr ganz verbalen Streit für sich entscheidet. „Bleib… endlich… liegen!“, keucht Yamamoto. „Was… geht… dich das an?!“, fauchst du wütend. „Ich mache mir… doch nur… Sorgen um dich!“ „Eh…?“ Es dauert einen Moment, bis diese Worte zu deinem Gehirn durchsickern und du ihre Bedeutung begreifst. Eure Gesichter sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, du kannst seinen Atem spüren und dein Herz schlägt schmerzhaft schnell. Die ganze Situation hat sich inzwischen etwas anders entwickelt, als du in dem Moment, in dem du durch den Regen vor ihm weggelaufen bist, gedacht hast. Das Blut schießt dir in den Kopf, du weißt ganz genau, dass du im Moment knallrot sein musst, aber wenn du genauer hinsiehst, glaubst du, auch auf Yamamotos Wangen einen leichten Rotschimmer erkennen zu können. Das ist bestimmt nur Einbildung, sagst du dir. Oder Wunschdenken. Das sähe dir mal wieder ähnlich, jetzt bist du schon so in ihn verliebt, dass du dir einredest, er würde dich auch lieben, denkst du dir bitter. Wenn du so darüber nachdenkst – und im Moment fällt dir das wirklich nicht leicht, deine Gedanken schwirren sinn- und orientierungslos durcheinander -, wäre das jetzt eigentlich die perfekte Gelegenheit, im deine Liebe zu gestehen. Nur leider hast du nicht den Mut dazu. Noch nicht mal ansatzweise. „Hey! _____?“ Besorgt lässt Yamamoto deine Arme los, die du kraftlos zurück aufs Bett sinken lässt, und legt dir seine Hand auf die Stirn. „Du bist ja auf einmal so still, hast du Fieber oder so? Du bist auch ganz rot im Gesicht…“ „Nein! Nein, das ist nur weil… weil…“ Du weißt nicht, was du sagen sollst, dein Herz wummert immer heftiger in deiner Brust und obwohl du einerseits diese Situation genießt, würdest du andererseits gerade liebend gerne weglaufen. „… weil ich dich liebe, Yamamoto…“ Du kannst es nicht glauben. Du hast es tatsächlich gesagt. Und du bereust es jetzt schon wieder. Aber es war leise, so leise, dass er es vielleicht gar nicht gehört hat, obwohl er direkt vor dir, sein Gesicht deinem ganz nah ist. Und jetzt kommt er dir langsam noch näher. Du spürst seine Lippen auf deinen. Kühl, weich und zärtlich. In deinem Kopf wirbelt alles umeinander, dreht sich, aber du nimmst nur noch Yamamoto wahr, wie er jetzt behutsam den Kuss löst, wieder ein Stück von dir wegrutscht, aber immer noch auf dir kniet. Wie seine glänzenden, karamellbraunen Augen dich liebevoll anschauen. Wie er jetzt eindeutig rot wird. Wie er den Mund öffnet, der eben noch auf deinem war. „Ich liebe dich auch, _____-chan.“ Er lächelt. Nicht das gewöhnliche Lächeln, sondern ein anderes, das noch viel wärmer ist und etwas Besonderes hat, das nur einer Person auf der Welt gilt: Dir. Dein Herz schlägt noch immer zu schnell, aber es schmerzt nicht mehr. Langsam kehrt das Gefühl in deine Körper zurück und du kannst wieder denken. Und du merkst, dass du im Moment der glücklichste Mensch auf der Welt sein musst. Den Schnitt in deinem Arm hast du übrigens völlig vergessen. Die anderen aber auch, als Yamamoto dich am nächsten Tag in der Pause noch mal geküsst hat. Und die Mädchen hassen dich jetzt sehr, wenn auch aus einem anderen Grund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)