Anders von DARKFEATHER ================================================================================ Kapitel 22: Zweiundzwanzig -------------------------- (Überraschung! Rukis Sicht) 22. Kapitel Gott, irgendwann würde er hier noch eingehen. Schule. Unterricht. Nervige Lehrer, nervige Klassenkameraden. Er würde so froh sein, wenn das alles endlich vorbei war. Zum Glück dauerte dies nicht mehr allzu lange, immerhin war er in der Abschlussklasse. Es handelte sich also nur noch um sinnlose Unterrichtsstunden, die ihn auf seinem Weg zu seinen letzten Prüfungen am Ende des Schuljahres führten und darauf vorbereiten sollten. Auch wenn es sich für andere vielleicht übertrieben anhörte, aber… danach würde er endlich frei sein. Er müsste nicht mehr vorgeben, jemand zu sein, der er überhaupt nicht war. Er könnte einfach er selbst sein. Takanori. Doch als er so darüber nachdachte, fiel ihm erneut die Schwierigkeit bei seinem ganzen Vorhaben ein. Er ‚könnte’. Im Sinne von ‚er hätte die Möglichkeit’ dazu, aber… so wie er sich kannte, würde er sich am Ende nur selbst im Weg stehen. Wieder einmal. Denn da hatte er die vage Vermutung, dass dies alles scheitern könnte. Die Chance würde kommen und er würde sie einfach nicht nutzen. Er würde sich davor fürchten, dass die Wahrheit ans Licht treten würde. Jeder würde sein wahres Ich sehen können und er würde womöglich Angst davor bekommen, dass er diesem Druck nicht standhalten und daran zerbrechen würde. Dann würde er wieder in sein altes Schema zurückfallen und erneut in seine alte Rolle schlüpfen. Die Rolle des übermütigen, viel zu selbstbewussten, aufmüpfigen Rukis, der seine Probleme grundsätzlich nur mit Gewalt lösen konnte. Dabei verabscheute er doch jegliche Art von Gewalt und hasste sich dafür, wie oft er schon von diesem grausamen Mittel Gebrauch gemacht hatte, nur um sich selbst zu verstecken. Aber so war es nun einmal. So sahen ihn die Leute um ihn herum und das hatte er sich selbst eingebrockt. Er hatte sich diese Rolle, Ruki, auf den Leib geschneidert, freiwillig. Was wäre aus ihm geworden, wenn er es nicht getan hätte? Er ließ seinen Blick durch das Klassenzimmer und über die anderen Schüler schweifen. Die Mädchen mochten ihn seltsamerweise. Für sie hatte er das typische Image eines ‚Bad Boy’’s. Gott, wie lächerlich diese Bezeichnung doch klang! Dass ein großer Teil seiner Mitschülerinnen genau dieses Image mochten, ‚attraktiv’ fanden… es war ihm schleierhaft. Sollte man nicht genau diese Typen verabscheuen? Ja, das sollte man. Zumindest war dies seine Meinung und dementsprechen wenig konnte er auch mit den Mädchen um ihn herum etwas anfangen. Wie konnte man nur irgendetwas positives an so einem widerlichen Charakter finden. Krank, einfach krank. Und was war mit den Jungs? Mit denen hatte er genauso wenig zu tun. Entweder hielten sie ihn für ‚cool’ oder sie hatten Schiss vor ihm. Oder beides. Jedenfalls hatte man aus beiden Gründen schon versucht, sich bei ihm einzuschleimen. Sie wollten ihm nacheifern oder hatten einfach die Hoffnung, dass sie so von ihm verschont blieben, wenn sie sich mit ihm... ‚anfreundeten’. Freundschaft. Freunde. Etwas, was ihm völlig fremd war und auch an dieser Tatsache war er Schuld, nur er. Schon immer hatte er die Distanz zu seinen Mitmenschen gewahrt und nun ja, auch in Zukunft hatte er dies vorgehabt. Eigentlich. Dies war ihm in der letzten Zeit leider nicht allzu gut gelungen. Und wer war diesmal Schuld? Ausnahmsweise mal nicht er selbst. Sein Blick blieb bei den beiden Übeltätern in der letzten Reihe hängen. Das kleinere Übel: Takashi Sakamoto. Saga. Bis vor ein paar Wochen war dieser Kerl nicht einmal ein besonderes Problem für ihn gewesen. Okay, ja, er hatte ihn genervt. Und Gott, ja, es gab eine Zeit lang, wo er ihn wirklich gehasst hatte. Einfach dafür, dass Saga ein einfaches, unbekümmertes Leben hatte. Er konnte tun und lassen, was er wollte. Ihn hatte es nicht mal im Ansatz interessiert, dass er einfach etwas femininer war, als andere Jungs. Schon immer. Er hatte sich nie darum gekümmert, was andere Leute von ihm dachten. Es war ihm einfach egal und deswegen konnte er fast sorgenfrei sein Leben beschreiten. Im Gegensatz zu ihm, Ruki. Genau deswegen hatte er den anderen jahrelang verachtet. Und nicht nur das… der Neid hatte sein Herz zerfressen. Während Saga all das hatte, was er sich immer gewünscht hatte, musste er... ihm wurde schlecht. Er wollte sich jetzt keine Gedanken darüber machen. Also zurück zu Saga. Er hatte mittlerweile erkannt, dass er dem Braunhaarigen Unrecht getan hatte. Er erinnerte sich an sein Gespräch mit dem Größeren. Saga hatte ihn damals getröstet und plötzlich war ihm etwas bewusst geworden. Hätte er sich über die letzten Jahre nicht so… so grausam verhalten. Wären die Umstände einfach anders gewesen… er war sich sicher, er hätte in dem anderen einen guten Freund gefunden. Aber das war nie geschehen und jetzt war es ohnehin schon zu spät. Aber wenn dieser alte Konflikt mit Saga bloß alles wäre, was ihm Sorgen bereitete. Aber nein, da gab es noch jemanden, der ihm das Leben schwer machte und dieser jemand saß gerade ganz unschuldig neben besagtem ‚kleinerem Übel’. Im Vergleich zu Saga dementsprechend ’das größere Übel’. Akira Suzuki alias Reita. Bei dem Gedanken an den Blonden musste er laut aufseufzen. Wäre Reita nicht aufgetaucht, wäre er nie in seine Klasse gekommen… er hätte so weiter machen können wie bisher. Aber nein, dank dem Älteren hatte sich einfach alles geändert. Alles! Nichts war mehr wie zuvor und verdammt, er war auch noch glücklich damit. Zumindest war er das bis vor kurzem noch gewesen. Aber dazu etwas später… Nur ein einziges Mal war er in dieser Disko gewesen. Das Blackmail. Der Inbegriff von ‚Toleranz’ und ‚Vielfältigkeit’. Durchaus ein positives Image, könnte man nun meinen. Doch genau diese ‚Vielfältigkeit’ war ihm leider zum Verhängnis geworden. Er hatte eine Auszeit gewollt, von allem. Er hatte einen Ort gesucht, wo er nicht diese Mauer um ihn herum aufrecht erhalten musste. Einfach mal abschalten und sich keine Sorgen mehr machen müssen. Er hatte sich an die Bar gesetzt und war schließlich mit diesem Typen ins Gespräch gekommen. Damals hatte er seinen Namen noch nicht gekannt. Sie hatten sich gut unterhalten und er selbst hatte schon einige Drinks hinter sich, wurde von Schluck zu Schluck lockerer. Keine gute Idee, wie sich herausstellte, denn je mehr er trank, desto stärker trat diese… ‚andere’ Seite von ihm zum Vorschein. Die Seite, die er immer versucht hatte zu verbergen und die Seite, die von diesem blonden, gutaussehendem Kerl unglaublich angetan war. Reita hatte mit ihm geflirtet und angetrunken wie er war, war er darauf angesprungen. Und es hatte sich gut angefühlt, einfach verdammt gut. Und er war so unfassbar glücklich gewesen, konnte gar nicht damit aufhören, den anderen von oben nach unten zu betrachten, hatte sich immer weiter von dieser tiefen Stimme, seinen wunderbaren Augen in den Bann ziehen lassen. Und dabei hatte der Größere dieses blöde Band im Gesicht gehabt… und trotzdem hatte er sich komplett von seinem ganzen Auftreten einnehmen lassen! Nachdem Saga mit seinen kleinen Freunden in der Diskothek aufgetaucht war, hatte er allerdings die Flucht ergriffen und damit erfolgreich verhindert, dass sein Klassenkamerad irgendetwas von seiner anderen Seite erfuhr. Im Nachhinein hätte er sich am liebsten selbst dafür verprügelt, weil er den hübschen Blonden einfach so stehengelassen hatte. Gott, er würde diese Nacht wahrscheinlich niemals vergessen. Er hatte kein Auge zumachen können, war hellwach gewesen, geplagt von diesen Gedanken, die nur um diesen fremden Typen gekreist hatten. Zu dem Zeitpunkt hatte er ja noch keine Ahnung gehabt, wie schnell er Reita wiedersehen würde. Doch am nächsten Tag war es schon so weit gewesen: Sein Lehrer hatte gerade angekündigt, dass sie einen neuen Schüler in die Klasse bekommen würden. Und dann war der Moment gekommen. Reita hatte den Raum betreten, sie alle regelrecht umgehauen, auch ihn selbst. Und plötzlich war ihm die Gefahr bewusst geworden, die der Neue für ihn bedeutete: er könnte sein Geheimnis verraten. Für ihn hatte es also nur eine Möglichkeit gegeben und diese lautete: dem Blonden aus dem Weg zu geben, auch wenn es ihm unendlich schmerzte. Unerwarteterweise erlebte er jedoch noch an diesem Tag die nächste Begegnung mit Reita. Im Nachhinein irgendwie peinlich für ihn, aber… nun ja, der Größere hatte Saga vor ihm verteidigt und ihn, Ruki, schließlich verprügelt. Keine schöne Erfahrung, aber irgendwie hatte er es wohl auch verdient. Danach hatte er eigentlich gedacht, nie mehr etwas mit einem von beiden zu tun haben zu müssen. Natürlich hatte er sich getäuscht, wie immer. Er konnte sich noch zu gut an diesen einen Tag erinnern… Er war gerade auf dem Heimweg von der Schule, als er eine ihm allzubekannte Stimme hörte: „Heeey! Ta-kun, warte mal!“ Oh. Nein. Das konnte doch nicht wahr sein. Zögerlich drehte er sich um, wollte sehen, wer hier nach ihm rief. Und wie konnte es auch anders sein, es war Reita, der ihm hinterhergerannt war und nun mittlerweile eingeholt hatte. „Hey. Na wie geht’s dir so?“, hatte er ihn angegrinst, während der Kleinere ihn einfach nur schockiert anstarrte. „Was. Willst. Du.“, war seine monotone, aber entsetzte Antwort, worauf der Blonde nur lachte, ihm damit einen Rotschimmer auf den Wangen bescherte. „Ach nichts, nichts… gar nichts. Nur mich mal ein bisschen mit dir unterhalten.“ „Ich will mich aber nicht mit dir unterhalten.“, erwiderte er rasch und lief schnell weiter, in der Hoffnung, den anderen so abwimmeln zu können. „Na, das hat sich aber im Blackmail noch ganz anders angehört… du hast doch mit mir geflirtet, was das Zeug hält.“, antwortete ihm der Größere frech und lief ihm erneut hinterher. „Wie bitte? Wer hat hier mit wem geflirtet?!“, entkam es Ruki empört. „Ich mit dir und du mit mir. Der Unterschied ist hier nur, dass ich das ganz offen zugeben kann und du nicht.“, meinte der andere. „Laber’ keinen Scheiß’ und lass’ mich einfach in Ruhe.“, schnaubte der Kleinere beleidigt. Darauf wurde der Ältere plötzlich ernst: „Erst wenn du mir sagst, was mit dir los ist.“ Ruki verdrehte die Augen: „Mit mir ist gar nichts los, ich bin ganz normal. Du bist doch hier derjenige, der… der…“ „Der auf Männer steht? Dasselbe könnte ich von dir behaupten.“, bemerkte der Blonde und brachte die Sache wie aus dem Nichts auf den Punkt. „DAS STIMMT NICHT!“, brüllte nun der Jüngere regelrecht, wollte gerade vor dem anderen flüchten, doch dieser hielt ihn am Handgelenk fest. „Lass. Mich. Los.“, versuchte er, Reitas Blick standzuhalten. „Reg’ dich ab. Ich werde niemanden etwas verraten. Ich würde einfach nur gern wissen, warum du dich so versteckst…“ Mit diesem Satz hatte damals alles angefangen. Der andere hatte natürlich nicht locker gelassen und ihn seit diesem Tag immer wieder begleitet. Er hatte ihn immer wieder nachhause gebracht –egal, wie sehr Ruki sich dagegen wehrte-, dort hatte er sich brav von ihm verabschiedet und war schließlich selbst heimgegangen. Es war ihm immer ein Rätsel gewesen, warum er das getan hatte. Mittlerweile war ihm klar, dass der Ältere einfach Zeit mit ihm verbringen wollte. Er war ehrlich an ihm interessiert, wollte wirklich mit ihm befreundet sein. Zumindest hoffte Ruki wirklich, wirklich, dass dies der Grund für das Verhalten des Größeren war. Erneut sah er zu Saga und Reita, die wohl wie er selbst recht wenig Interesse am Unterricht zu haben schienen. Stattdessen alberten sie herum, lachten immer wieder über irgendetwas, was der jeweils andere wohl gerade gesagt haben musste. Es fühlte sich seltsam an, die beiden so zu beobachten. Wie sie Spaß hatten, während er hier saß und ‚in der Vergangenheit schwelgte’, wie man so schön sagte. Und es nervte ihn. Es nervte ihn so unglaublich… es war nicht so, dass er eifersüchtig auf Saga war, nein, auf keinen Fall! Er litt einfach… unter… ja, verdammt, es war fast so als hätte er Entzugserscheinungen! Und warum war das so? Natürlich, wegen Reita! Allein wegen Reita und sonst niemandem. Nur weil dieser Idiot so dickköpfig war und diesen blöden Streit nicht einfach vergessen wollte! Ja, sie hatten sich – mal wieder – gezofft. Und ja, es ging immer noch um den Streit, wegen dem er sich bei Saga – wiederhole – bei SAGA ausgeheult hatte! Aber das war unwichtig. Im Gegensatz zu der Tatsache, dass sein Möchtegern-Bester-Freund ihn ständig ignorierte, obwohl er sich schon mindestens tausend Mal bei ihm entschuldigt hatte! Das war doch absolut kindisch und unreif von Reita, immerhin hatte er doch schon längst keinen Grund mehr, auf ihn sauer zu sein, richtig? Richtig?! Ein verzweifeltes Schnaufen. Natürlich hatte er einen Grund sauer auf ihn zu sein, denn er, Ruki, war der kindische, unreife Möchtegern-Beste-Freund! Wenn er nur daran dachte, was er Reita alles an den Kopf geworfen hatte… Wieder einmal kehrten die Erinnerungen zurück. Der Ältere hatte ihn zu sich nachhause eingeladen und er hatte diese Einladung angenommen. Er hatte keine Ahnung, warum er das getan hatte, aber so war es nun einmal. Kurze Zeit später befand er sich jedenfalls auf dem Weg zu Reita und… die Nervosität war so unbeschreilich, raubte ihm noch den Verstand. Sein Herz hatte gerast wie nie zuvor und er hatte sich einfach nicht erklären können, warum. Es war doch nur Reita. Nichts besonderes. Absolut… nichts… besonderes. Reitas Mutter hatte ihn mit offenen Armen begrüßt und recht schnell in das Zimmer des anderen geschickt, wo er den Blonden auch letztendlich vorgefunden hatte. Natürlich war der Größere verblüfft gewesen, dass er schon dort war aber er war nun einmal pünktlich. Im Gegensatz zu Reita. Jedenfalls… sie hatten schließlich den ganzen Tag miteinander verbracht. Sie hatten sich Filme angeschaut, Videospiele gespielt… irgendwann hatten sie zwischendurch etwas gegessen und dann hieß es erneut zocken. Hey, niemand konnte ihm da etwas vorwerfen. Es machte nun einmal Spaß. Vor allem weil - während Reita vielleicht in der Realität der Stärkere von ihnen war - er den Älteren dagegen locker in irgendeinem Beat ’Em Up Spiel verprügeln konnte. Nicht, dass er in irgendeiner Art Interesse daran hegte, dem anderen in irgendeiner Weise zu schaden, aber hey, es war immerhin nur ein Videospiel. Doch dieser wundervolle Abend hatte ein völlig anderes Ende gefunden, als man es zuerst vermuten würde. Irgendwann musste er langsam nachhause gehen. Der Ältere hatte ihn noch zur Tür begleitet, hatte ihm sogar noch angeboten, ihn heim zu bringen, doch er hatte dankend abgelehnt und wollte sich gerade von dem Größeren verabschieden. Irgendwie… wurde daraus jedoch nichts. Der Blonde hatte ihn umarmt und verdammt nochmal, danach hatte Reita ihn geküsst! Ganz einfach geküsst! Aus dem Nichts, ohne irgendeine Vorwarnung! Allein wenn er an diesen kurzen Moment dachte, wurden ihm die Knie ganz weich. Zum Glück befand er sich gerade im Klassenzimmer und saß sicher auf seinem Stuhl. Sonst wäre er jetzt wahrscheinlich einfach umgekippt. Allerdings hatte der Kuss ein jähes Ende gefunden. Gott, dabei hatte er ihn doch eigentlich… ja, genossen. Aber was hatte er getan? Er hatte ihn angeschrien, war komplett ausgerastet. „Fass mich nicht an!“ Er erinnerte sich noch zu gut an seine Worte. „Ich bin nicht so wie du!“, wobei er das ‚Du’ regelrecht ausgespuckt hatte, als wäre es eine widerliche Beleidigung gewesen. „Ich bin normal, ganz normal! Ich gehöre nicht zu diesem widerlichen Pack!“ Und das Ganze ging noch weiter. Er hatte geweint, war einfach nicht mehr er selbst gewesen. Reita hatte versucht, ihn zu beruhigen, hatte ihn sogar noch in den Arm genommen, ihm gut zu gesprochen, obwohl er sich ihm gegenüber so furchtbar verhielt: „Psst… Taka, es ist okay. Tut mir Leid, dass ich das gemacht habe, wirklich, ich…“ Und er hatte ihn von sich gestoßen. Ihn, Reita, seinen ersten und einzigen Freund. Ihn, Akira, für den er doch eigentlich so viel empfand, weit mehr, als er es sich zu diesem Zeitpunkt eingestehen konnte. „Fick dich! Du, nur du, hast alles kaputt gemacht! Hätte ich dich nicht getroffen, wäre alles noch in Ordnung! Dann hätte ich dieses Problem überhaupt nicht! Ich müsste mich nicht ständig mit diesen beschissenen Gedanken rumschlagen, die sich NUR noch um dich drehen! Ich… ich…“ Schließlich hatte er das Todesurteil ausgesprochen: „Ich hasse dich! Ich hasse dich, Akira!“ Danach war er weggerannt, hatte den anderen einfach so stehen gelassen. Ihm war egal gewesen, ob Reitas Familie ihn vielleicht gehört hatte, ihm war egal gewesen, ob er egoistisch gehandelt hatte, ihm war egal gewesen, ob er den Älteren damit zutiefst verletzt hatte. Alles, alles, alles, war ihm egal gewesen. Er hatte einfach nur noch weg gewollt. Weg von Reita, weg von seinen Gefühlen, einfach weg, weg weg. Noch am selben Abend und auch an den folgenden Tagen hatte er den Blonden tausend Mal angerufen. Er hatte sich entschuldigt, für seine schrecklichen Worte, hatte geweint. Nein, geheult hatte er. Wie ein Schlosshund. Vermutlich hatte er sich damit nur noch mehr blamiert. Bei einem seiner Anrufe hatte Saga ihn jedoch erwischt, als er erneut versucht hatte, den Blonden zu erreichen, der nicht in der Schule erschienen war. Doch dieses Gespräch mit dem Braunhaarigen erschien ihm plötzlich so bedeutungslos, wenn er an den Konflikt mit Reita dachte. Doch unerwarteterweise hatten sich Reita und er irgendwann wieder vertragen. ‚Vertragen’… Nun ja. Er wusste nicht, ob man diese ‚Versöhnung’ wirklich als solche bezeichnen konnte. Der Größere hatte seine Entschuldigung nach langem Hin und Her akzeptiert und er war so glücklich darüber gewesen, dass ihm verziehen worden war und wieder alles so werden konnte, wie vor seiner Dummheit. Er hatte sich zu früh gefreut, denn mal wieder hatte er sich geirrt. Denn trotz seiner herzzereißenden Bemühungen um Vergebung, hatte der Ältere sich von ihm distanziert. Seitdem hatte er ihn nicht mehr nachhause begleitet. Seitdem hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt. Ein flüchtiges ‚Hallo’ und wenn er Glück hatte auch ein ‚Wie geht’s?’. Das war alles. Niemals hätte er gedacht, sich mal ‚einsam’ auf seinem Heimweg zu fühlen. Er vermisste ihn… und dabei wünschte er sich nichts sehnlicher, als die Zeit zurückdrehen zu können. Doch das würde niemals passieren. Genauso würden er und Reita sich wahrscheinlich nie wieder ganz normal unterhalten können, wie es Freunde eigentlich taten. Plötzlich ertönte ein schrilles Läuten und riss ihn aus seinem Selbstmitleid. Es war die Schulglocke gewesen, die den Beginn der Pause bedeutete. Toll. Ganz toll. Und was sollte er jetzt machen? Er verbrachte die Pausen nun immer allein. Meistens trottete er einfach nur noch durch das Schulhaus, nicht wissend, was er mit sich anfangen sollte. Und genau das würde er wahrscheinlich auch heute wieder tun. Wie erbärmlich er doch war… und schon versank er wieder in seinem Pessimismus. „Hey.“, wurde er auf einmal angesprochen. Die Stimme kam ihm nur allzu bekannt vor, doch er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass… vermutlich verarschte ihn gerade sein Verstand, wollte ihn glauben lassen, dass es doch noch eine Möglichkeit für ihn gab, zu… „Können wir reden?“, erneut diese Stimme. Endlich hob er seinen Blick und tatsächlich, es war Reita, der gerade vor ihm stand und ihn ernst musterte. „W-was?“, stotterte er verdattert. „Reden. Jetzt. Schuldach.“, erwiderte ihm der Größere und wandte sich auf einmal wieder von ihm ab, verließ das Klassenzimmer rasch. Was. Was. WAS war das denn gerade eben gewesen? Eine Halluzination oder doch die Realität? Seinem rasend schnellen Herzschlag nach zu urteilen musste es die Wirklichkeit sein. Oh Gott, worüber wollte Reita mit ihm reden? Wollte er sich bei ihm rächen, sein Geheimnis ausplaudern? Nein, unmöglich. Der Blonde war ein liebenswürdiger Kerl, er könnte niemals so etwas Böses tun. Oder? Aber vielleicht wollte er auch dieses ganze Problem zwischen ihnen endlich aus dem Weg schaffen. Vielleicht wollte er sich endgültig wieder mit ihm vertragen, mit ihm befreundet sein, mit ihm Videospiele spielen, einfach bei ihm sein, mit ihm zusammen sein und, und, und… „Oh Gott, ja, bitte!“ entkam es ihm plötzlich voller Hoffnung. Seine Klassenkameraden schenkten ihm nur missbilligende, skeptische Blicke, als er so ruckartig von seinem Stuhl aufsprang. Aber was kümmerte ihn schon, was diese Idioten von ihm dachten?! Viel wichtiger war, dass er diese einmalige Chance erhalten hatte, Reita noch einmal um Verzeihung zu bitten und ihm wahrhaftig zu sagen, was er für ihn empfand! Zumindest dachte er zu diesem Zeitpunkt, dass es diese Chance war, die nun so dicht vor seiner Nase schwebte. Er hatte ja keine Ahnung, was für ein Gespräch ihn wirklich auf dem Schuldach erwartete… _____________________________________ Das 22. Kapitel! Unfassbar, wie lang diese FF jetzt schon ist. Und tut mir sehr leid, aber das Gespräch zwischen Saga und seiner Mutter muss noch etwas warten ;D Es hat auch einen Grund, warum ich nicht direkt mit dem Gespräch weitergemacht habe. Aber wirklich erfahren, was Sagas Mutter nun von dem Ganzen hält, werdet ihr erst sehr sehr spät... Dafür gibt es nun diese Woche ein Ruki-Kapitel. Ich hoffe doch, die Anti-Reituki-Leser haben dieses Kapitel überlebt. Glaubt mir, dies wird so ziemlich das einzige REINE Reituki Kapitel sein. Die Konzentration bleibt natürlich auf Saga und Tora, aber es wird jetzt einfach langsam mal wichtig, was überhaupt bei Ruki los ist! Das Geheimnis um ihn wird also bald gelüftet. ^^ Joa... dann noch... EIN RIESENGROßES SORRY an alle Kommi-Schreiber des 21. Kapitels Q__Q Ich hatte noch keine Zeit zu antworten, tut mir leid... dabei mach ich das sonst immer. x_x Ich wundere mich auch, dass ich das 22. jetzt pünktlich hochladen kann XD Ernsthaft, ich war noch nie so im Stress wie im Moment XDD Der Grund dafür u_u... Abiprüfungen. x_x Am Freitag gehts los! Und beim nächsten Kapitel sind die schriftlichen Prüfungen schon wieder vorbei XD Oh mann... naja, wünscht mir ganz viel Glück >_< sonst sterbe ich XDD nein, natürlich nicht... Naja... gut... XD Ich hoffe auch dieses Kapitel hat euch gefallen Ich würde mich sehr über Kommentare freuen! Bis in zwei Wochen! Nächstes Update: 22. Mai 2011 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)