I want to be near you von Apollon (AkuRoku für Akuseru) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Mit einer bösen Vorahnung zog ich das noch immer vibrierende Mobiltelefon aus meiner Hosentasche. Das Herz sank mir augenblicklich in die Hose, als ich sah wer mich da anrief und wie spät es bereits war. Ich musste schlucken, nahm aber ab. Wenn ich es unnötig hinauszögern würde, würde es ihn nur noch wütender machen. „Ja?“, meldete ich mich mit zitternder Stimme. Beinahe sofort ging das Gezeter am anderen Ende der Leitung los. Ich musste das Handy einige Zentimeter von meinem Ohr weg halten. „Hab ich nicht 9 Uhr gesagt?! Es ist bereits viertel nach! Und du bist noch nicht mal auf den Weg nach Hause! Du schwingst jetzt sofort deinen Arsch hier herunter! Oder es setzt was!“ Ich zitterte am ganzen Körper, traute mich nicht in Axels Gesicht zu sehen, denn mein Vater war so laut, das er das doch hören musste. „Ja, ich komme“, nuschelte ich leise und legte auf. Schnell stand ich auf und schnappte mir meine Tasche. Axel erhob sich ebenfalls und schloss mich in die Arme. „Tut mir wirklich Leid.“, hauchte er mir ins Ohr. „Ich habe versprochen dich pünktlich nach Hause zu bringen.“ Ich seufzte leise. „Schon gut. Aber ich muss mich beeilen.“, schnell löste ich mich von ihm und verließ die Wohnung. Schnell lief ich die Treppe herunter und verließ das Haus, wo mein Vater bereits schlecht gelaunt in seinem Auto saß und auf mich wartete. Sein Blick versprühte bereits die pure Wut und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass der Abend schmerzhaft für mich verlaufen würde. Ohne ein Wort stieg ich auf den Beifahrersitz und schloss die Tür. Kaum hatte ich mich angeschnallt, ließ mein Vater den Motor des Polizeiwagens aufheulen. Wieder wurde mir während der Fahrt übel vor Angst, doch anders als bei der Fahrt mit Axel, hatte ich nicht Panik davor niemals anzukommen, ganz im Gegenteil hatte ich panische Angst davor auszusteigen, denn ich wusste das mich dort eine saftige Strafe erwartete! Ich erzitterte als mein Vater schließlich einparkte und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass seine Schläge heute nicht zu hart werden würden. Lange hatte ich noch wach in meinem Bett gelegen und mich mit den Schmerzen beschäftigt, die sich durch meinen Körper zogen. An Schlaf war gar nicht zu denken, denn ich fand nicht mal eine Stellung, in der ich einigermaßen meine Ruhe finden konnte. So lag ich dort bis in die frühen Morgenstunden, doch dann stand ich schließlich auf und traute mich zum ersten Mal seitdem ich Axels Wohnung verlassen hatte, auf mein Handy zu schauen. Überrascht bemerkte ich, dass dort eine SMS von einer unbekannten Nummer eingegangen war. Mein Herz hüpfte jedoch bereits, voller guter Hoffnungen höher. Hey Roxy, ich bin’s Axel. Ich schreib von Demyx‘ Handy aus. Ich hoffe, du hast wegen mir nicht zu viel Ärger bekommen. Ich hätte auf die Uhr achten müssen. Ich hoffe, ich darf das irgendwann wieder gut machen. Schreib bitte zurück. Ich mach mir Sorgen, Axel! Es war anders als sonst. Diese SMS war nicht so vertraut gewesen, wie die Vorhergehenden, aber ich war auch froh darüber, denn wenn mein Vater Wind davon bekam, was zwischen mir und Axel ablief würde er mich kastrieren und enterbenden. Homosexualität war für ihn der pure Verlust der Männlichkeit, was das Schlimmste für ihn war. Direkt gefolgt vom Verlust des Lebens. Ich stutzte etwas, als ich sah, dass die Nachricht erst vor gut zwanzig Minuten eingegangen war, obwohl wir bereits halb fünf Uhr morgens hatten. Sofort erfasste mich die Hoffnung. Ich wollte mit ihm reden, ihm sagen, dass ich ihn natürlich verzieh, weil das alles bloß mein Fehler gewesen war. Weshalb es gar nichts zu verzeihen gab. Mit zitternden Fingern wählte ich seine Festnetznummer. Ich traute mich nicht auf das Handy seines Mitbewohners anzurufen, schließlich war es möglich, dass dieser das auch gar nicht wollte. Wieder tutete es so unerträglich lange. Wenn das so weiterging, würde ich noch mal eine Phobie gegen das Telefonieren entwickeln, so sehr wie es mir nun jedes Mal das Herz flattern ließ. Doch diesmal dauerte es nicht so lange bis jemand abnahm. „Axel hier…“, ertönte die Stimme, die ich so unbedingt hatte hören wollte. Im Hintergrund war Musik zu hören und Stimmen die nicht gerade leise waren. Es brachte mich einen Moment zum Zögern, war ich doch verblüfft darüber, dass bei ihm zuhause mitten in der Woche eine Party zu steigen schien. „Axel…“, brachte ich nun langsam heraus. „Ich bin’s… Roxas“ Bei jeglichem Versuch weitere Worte zu formen, versagte meine Lippenmotorik völlig und kein Ton kam heraus. Doch schienen diese wenigen Worte bereits gereicht zu haben. „Roxas?“, die Stimme des Rothaarigen klang ziemlich ungläubig. Ich höre aber, wie die Hintergrundgeräusche leiser werden, was hieß, dass er sich von der Geräuschkulisse wegbewegte. Als diese sich zu einem leisen murmeln herabgesenkt hatte, fuhr er fort: „Warum bist du denn schon wach?“ Irgendwie klang er gar nicht begeistert, dass ich ihn anrief. „Ich…konnte nicht mehr schlafen und wollte mich einfach…melden und dich beruhigen. Mir geht’s gut. Mein Vater hat mich ziemlich angeschrien und ich hab ‘ne halbe Ewigkeit Hausarrest.“, ich seufzte leise. Mir war nicht wohl dabei ihn zu belügen, doch auf die Wahrheit würde er mit Sicherheit nicht gut reagieren. „Gott sei Dank. Der war so aggressiv, dass ich befürchtet habe, er würde dir eine verpassen.“ Ich schauderte, aber antwortete darauf nicht, sollte er doch nicht wissen, dass er damit mehr als Recht gehabt hatte. „Nein, nein. Aber sag mal, was steigt denn bei dir für ‘ne Party?“ Es war schon seltsam so lange noch zu feiern. „Ach, Demyx ist nach Hause gekommen und hat ein paar Kollegen mitgebracht, um den Erfolg des heutigen Abends zu feiern. Und das mit viel Alkohol.“, er lachte leise. „Und du machst mit?“, fragte ich nun etwas amüsiert. „Höre ich mich in irgendeiner Weise betrunken an?“ „Bei deinem Fahrstil hab ich die Theorie aufgestellt, dass du dauerbetrunken bist, weswegen das nicht auffällt.“ „Hey! Pass auf was du sagst, du könntest es bereuen!“ Ich stockte. Er sagte dies so ernst das mir doch etwas mulmig wurde. „T-tut mir Leid“, antwortete ich also nur kleinlaut. „Roxy, du weißt aber das das nur ein Scherz war, oder?“ Darauf wusste ich nichts zu erwidern und schwieg nur betroffen. „Roxy! Jetzt hör mir mal gut zu. Ich weiß ja nicht an was für Umgangsformen du gewöhnt bist, aber ich behandele meine Mitmenschen mit einem gewissen Mindestmaß an Respekt. Naja, die Meisten jedenfalls, dazu gehört auch keine Handgreiflichkeiten! Hast du mich verstanden? Ich will nicht das du mir sowas zutraust.“ Vollkommen geplättet von dieser Ansprache vergaß ich doch glatt zu antworten. „Roxy? Hast du mich verstanden?“ „J-Ja“, presste ich nun etwas stotternd hervor. Axel schien wirklich aus einer gänzlich anderen Welt zu stammen, als ich. So vieles was ich mir wünschte, gab er wie selbstverständlich. „Also gut“, er seufzte leise ins Telefon. „Hab ich irgendeine Chance dich irgendwie wieder zusehen?“ Dieser Themenwechsel warf mich nun wieder aus dem Konzept. „Ich weiß nicht genau. Vielleicht wenn…“, doch ich konnte meinen Satz nicht zu Ende führen, da ich Schritte hörte. Wenn mein Vater merkte, dass ich telefonierte, gab’s Ärger. „Tut mir Leid ich muss auflegen!“, ohne auf eine Antwort zu warten beendete ich das Gespräch und schnell schaltete ich mein Handy aus und setzte mich an den Schreibtisch, wo meine Hausaufgaben noch halb fertig lagen. Dann ging auch schon die Tür auf. „Mit wem quatscht du denn?“, seine Stimme klang ein wenig aufgebracht und ich sah nur unschuldig auf. „Mit Niemanden, ich mach Hausaufgaben, die ich vorm schlafen gehen vergessen habe.“ Mein Vater blickte mich kritisch an. „Typisch! Junge, du solltest deine Prioritäten noch mal überdenken!“ Mit diesen Worten verließ er schnaubend mein Zimmer. Ich seufzte erleichtert auf, froh darüber, dass er die Lüge geglaubt und nicht noch einen nachgesetzt hatte. Ich machte mich aber nun wirklich an meine Hausaufgaben. Er würde sicher noch mal nach mir sehen. Wie immer, wenn ich nach einem Wutausbruch meines Vaters in die Schule ging, wurde ich gefragt woher die Verletzungen stammten und wie immer kam ich mit der mehr oder minder glaubwürdigen Ausrede, dass ich beim Skateboard fahren gefallen war. Die Meisten fragten nicht mehr, lachten ein wenig. Andere rieten mir doch aufzuhören, wenn ich noch immer nicht unfallfrei fahren konnte. Darauf lachte ich nur so glaubhaft wie ich konnte und erwiderte irgendeine fadenscheinige Ausrede. Die Schule war anstrengend und nervenaufreibend. Ich war froh, als der Unterricht endlich vorbei war. Ich schnappte meine Schultasche und mein Skateboard und machte mich auf den Weg aus dem Schulgebäude. Sobald ich es verlassen hatte schwang ich mich auf mein Skateboard. Ich liebte es wenn mir der Wind um die Ohren pfiff. Dann fühlte ich mich frei, als ob niemand mich fangen, ich überall hingelangen könnte, wo das auch immer sein mochte. In voller Fahrt hielt ich mich an einer Laterne fest um so schnellst möglich um die Kurve zu kommen, als ich jedoch sah, das da jemand unmittelbar vor mir auftauchte, versuchte ich auszuweichen, was mich jedoch das Gleichgewicht kostete und ich drohte bereits zu fallen. Doch plötzlich spürte ich einen starken Arm, der sich um meine Taille schlang und an einen festen Körper heran. Ich spürte, wie meine Füße das Skateboard verließen und sah es in ungeminderter Geschwindigkeit die Straße herunter rollen. „Du solltest vorsichtiger fahren, Roxy“, hörte ich eine Stimme ganz nah bei meinem Ohr. Es jagte mir Schauder über den Rücken und ich drehte mich vorsichtig um, damit ich sehen konnte wer mir den Sturz erspart hatte. Ein Lächeln zauberte sich auf meine Lippen als ich Axel erblickte. „Hey“, ich löste mich aber doch recht schnell von ihm. Auf öffentlicher Straße war es zu gefährlich. Wir konnten viel zu leicht gesehen werden. „Was ein Zufall!“ Axel blickte mich einen Moment etwas verwirrt an, doch dann lächelte auch er und strich mir kurz durchs Haar. „Bist heute wohl schon mal hingefallen.“, sagte er als er die kleinen Wunden in meinem Gesicht entdeckt hatte. Dankbar dafür, dass er mir bereits die Ausrede lieferte, nickte ich. „Ja leider.“ „Du solltest wirklich vorsichtiger sein“, meinte er lächelnd während er mir kurz durchs Haar strich. Ich zog mich etwas von dieser Berührung zurück, aus Angst gesehen zu werden. Ich hing wirklich sehr an meinem Leben und hoffte das Axel das verstand. Der blickte mich nun mitleidig an. „Tut mir Leid“, meinte er nun leise. Ich nickte etwas. „Schon gut“, ein leises Seufzen glitt über meine Lippen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber ich wollte ihn doch unbedingt wieder sehen. Als ich gerade den Mund aufmachte, um ihm das mitzuteilen, kam Axel mir zuvor. „Wann kann ich dich endlich wieder sehen? Also, so richtig. Allein.“ Ich wurde ein wenig rot. „Naja, mein Vater fährt am Samstag auf einem Seminar. Dann kannst du vielleicht zu mir kommen.“ Nun zeichnete sich ein breites Grinsen auf seinen Lippen ab. „Gut, dann gib mir irgendwie bescheid. Kannst auch ruhig ‘ne SMS auf Demyx‘ Handy schicken. Er wird es nicht lesen, wenn er deine Nummer sieht.“ Ich nickte. „Mach ich, danke.“ Als ich einen flüchtigen Blick auf die Uhr warf, sank meine Laune wieder. „Tut mir Leid, aber ich muss nach Hause, sonst wird mein Vater böse.“ Er nickte leicht. „Und das ist wirklich das Letzte, was ich will. Ich muss ohnehin weiter. Aber pass auf, dass du nicht wieder fällst, ja?“ Sanft lächelte er und drehte sich dann um. Ich sah ihm noch nach und bereute mich nicht richtig von ihm verabschieden zu können. Als er um eine Ecke bog, sah ich mich nach meinem Skateboard um. Das lag auch nicht weiter von mir. Eine Wand hatte es gestoppt. Erleichtert ging ich dorthin und stieg auf. Nun etwas langsamer fuhr ich nach Hause, wo mein Vater bereits ungeduldig auf mich wartete. Nun würde ich mir wohl wieder etwas anhören müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)