Reanimation von abgemeldet (Weil das Leben schön ist) ================================================================================ Kapitel 2: On duty ------------------ So, und hier ist schon das zweite Kapitel. On duty Kai fühlte sich merkwürdig. Um nicht zu sagen sehr merkwürdig. Er saß nackt, nur mit irgendwelchem Grünzeugs bekleidet auf einer Wolke und blickte auf eine Wüste hinab. Eine Weile schwebte er so dahin, bis die Wolke plötzich an Höhe verlor. Die Luft schien aus ihr zu entweichen. Aber Moment. Wie sollte aus einer Wolke Luft entweichen?! Yutaka sah an sich hinab und bemerkte, dass die Wolke nicht länger durchsichtig weiß sondern mehr komisch rosa und gummiartig war. Außerdem war sie nicht länger mehr eine Wolke sondern vielmehr ein gigantischer Luftballon. Und dieser verlor beständig seinen gasförmigen Inhalt und trudelte immer weiter Richtung Wüstenboden. Unerwarteter Weise landete Kai trotzdem relativ sanft auf dem heißen Sand. Er rappelte sich auf und sah sich um. Auf den ersten Blick konnte er nichts Außergewöhnliches entdecken doch nach einer Weile venahm der Braunhaarige ein seltsames Dröhnen, welches näher zu kommen schien. Erneut blickte er sich um und konnte weit hinten am Horizont einen dunklen Fleck ausmachen, der größer wurde umso länger Kai hinschaute. Er hatte den Impuls wegzulaufen, doch seine Beine bewegten sich nicht. Langsam nahm der Fleck Gestalt an und schon bald konnte Yutaka erkennen, was es war. Es handelte sich um eine große sandfarbene Grasmatte, die von merkwürdigen Gestalten vor sich her ausgerollt wurde. Die Matte nahm aber nicht an Größe ab und kam stetig näher. Noch immer versuchte Kai sich zu bewegen und noch immer war es ihm unmöglich. Doch das Teil blieb nicht weg und schien nur noch schneller und lauter zu werden. In das Dröhnen mischte sich nun auch noch ein nerviges Piepen mit ein. Das neue Geräusch wurde klarer und klarer und verdrängte das Dröhnen dann schließlich ganz. Kai saß kerzengerade im Bett und starrte die gegenüberliegende Wand an. Noch immer piepte etwas. Yutaka sah zur Seite und lokalisierte das nervtötende Geräusch. Sofort war er wieder bei klarem Verstand, als er erkannte, dass es sein Krankenhauspieper war, der dort Krawall machte. Der junge Arzt sprang aus dem Bett und wäre noch fast der Länge nach hingefallen, weil er sich in der Bettdecke verfangen hatte. Seinen Bereitschaftsdienst, den Pieper und diesen verqueren Traum verfluchend, zog Yutaka sich um und schnappt sich seine, für alle Fälle immer gepackte, Tasche. Als er nach seinem Schlüssel griff, warf er seiner Uhr noch einen bösen Blick zu, welche ihm sagte, dass es erst kurz vor neun Uhr war und er somit nur ungefähr zwei Stunden geschlafen hatte. Hastig schloss er seinen Wagen auf, warf seine Tasche auf den Beifahrersitz, schnallte sich an und machte sich ans Ausparken. Kai rieb sich kurz über die Augen um die restliche Müdigkeit wenigstens für eine Weile zu vertreiben und trat dann aufs Gas. Eigentlich lag Yutakas Appartmentkomplex nicht sehr weit vom Krankenhaus entfernt, doch da es ein normaler Wochentag war, kam er jetzt gerade mitten in den Arbeitsverkehr. Immer wieder vor sich hin fluchend aufgrund des ständigen Anfahrens und Stehenbleibens und sich Gedanken machend um was auch immer passiert sein mochte, kam er nur langsam vorwärts. Schließlich hatte der Braunhaarige fast zwanzig Minuten gebraucht um auf Arbeit zu kommen. Normalerweise fuhr er diese Strecke in zehn Minuten. Genervt parkte er den Suzuki, krallte sich seine Arbeitssachen und spurtete Richtung Notfall-Eingang. Schon von Weitem sah er dort eine kleine Menschentraube in hellblau stehen. Alle Ärzte die gerade Bereitschaftsdienst hatten oder frei waren schienen dort versammelt. Leicht keuchend blieb Kai vor Daisuke stehen, dessen übliches leichtes Grinsen einem besorgten Blick gewichen war. "Was...ist passiert?!", japste der junge Arzt. Dai schaute ihn kurz an, dann huschte sein Blick wieder zur Krankenwageneinfahrt. "Oh, hey Yutaka. Wir wissen es noch nicht genau. Haben nur einen Spruch von der Feuerwehr reinbekommen, dass es bei uns gleich sehr voll wird und wir bereitstehen sollen mit so vielen Ärzten wie möglich." Dass Daisuke Kai mit Yutaka ansprach zeigte deutlich wie besorgt er war. Auch Kai bekam nun langsam dieses beklemmende Gefühl in sich, dass nichts Gutes verlauten ließ und er schaute nun ebenfalls zur Einfahrt. "Wenn wir wenigstens wissen würden, was los ist", sagte ein anderer Arzt nahe des Eingangs. In diesem Moment flog weiter hinten eine Tür auf und eine junge Krankenschwester stürmte mit hecktischem Blick nach draußen auf den Hof den wartenden Ärzten entgegen. Sie blieb kurz stehen um Luft zu holen. Inzwischen hatte sie alle Blicke auf sich gezogen. "Wir haben drinnen Radio gehört um vielleicht etwas Genaueres herauszubekommen und gerade kam eine Meldung. Es hat einen schlimmen Unfall auf einer Kreuzung in Kominatochou gegeben. Wohl eine Massenkarambolage. 23 beteiligte PKWs und drei Motorräder. Laut des aktuellen Standes gibt es mindestens sechs Tote. Die Anzahl der Verletzten und Schwerverletzten geht wohl sehr hoch, da auch Fußgänger verwundet wurden. Wir sind das nächstliegende Krankenhaus, also werden die Patienten vorrangig hier her gebracht. Die Ersten dürften gleich eintreffen." Die Schwester atmete noch immer schwer, als Gemurmel begann und immer lauter wurde. Ein paar Ärzte rannten los nach innen um OPs vorzubereiten und noch mehr Verbandsmaterialien und Erste Hilfe Zeug zu holen. "Oh Scheiße...", entwischte es Yutaka leise. "Das kannst du laut sagen! Da hinten kommen die Ersten!" Sirenengeräusche wurden immer lauter und kaum hatte Dai seinen Satz beendet, bogen die ersten zwei Krankenwagen um die Ecke in die Einfahrt ein. Kai trat zur Seite um den Liegen Platz zu machen, die sofort aus den Wagen nach innen geschoben wurden. Soweit der Braunhaarige es auf die Schnelle beurteilen konnte, sah es verdammt schlimm aus. So schnell würden sie nicht mehr nach Hause kommen. "Ich brauche hier drüben Hilfe. Bitte! Schnell!!" Kai sah sich kurz um. Er stand dem Hilferufer am nächsten und kam sofort seiner Pflicht nach. Die Person auf der Krankenliege war eine Frau etwa um die Dreißig. Ihr eines Bein blutete stark und sie krümte sich unter Schmerzensschreien zusammen. "Ahhh bitte, helfen sie meinem Baby, bitte!", schrie sie die andere Ärztin an. Hiroge stand auf ihrem Namensschild. "Uke-san, kümmern sie sich bitte um das Bein." Es war zwar nicht Kais eigentliches Fachgebiet, aber natürlich hatte er eine Ausbildung in erste Hilfe und wurde auch so ab und zu auf anderen Stationen eingesetzt. Und so hastete der junge Arzt zurück in den Krankenwagen um die nötigen Materialien zu holen um das Bein fürs erste zu versorgen. Doch schon ein paar Minuten später wurde Kai von der schwangeren Frau weggerufen. Ein junger Mann mit schweren inneren Blutungen war gerade eingetroffen und alle anderen in Frage kommenden Ärzte waren schon beschäftigt. So war es Yutakas Aufgabe festzustellen, was dem Patienten zugestoßen war. Es war schrecklich. Das Krankenhaus war voll mit Leuten. Verletzte, Angehörige und Mediziner drängten sich in den Fluren und es herrschhte eine Hektik wie schon lange nicht mehr in Kais Arbeitsalltag. Die Zeit flog dahin und aus Minuten wurden Stunden. Immer wieder mussten die Ärzte die Plätze wechseln je nach dem wo sie gerade am dringlichsten gebraucht wurden. So musste auch Kai ständig zwischen einzelnen Personen hin und her pendeln, Diagnosen stellen, sich mit Chirurgen beraten und schon operierte Personen, die auf seiner Abteilung landeten, versorgen. Und bei dieser Art von Unfall, wie er sich vor ein paar Stunden am Morgen ereignet hatte, waren das natürlich eine ganze Menge. Innere Blutungen mit den verschiedensten Ursachen und Lungenquetschungen waren die häufigsten Verletzungen. Nach vier Stunden Arbeit am Stück erhielt Yutaka vom Oberarzt die Anweisung sich für einen Moment auszuruhen. "Ich...es geht schon, ich kann noch ein wenig weiterarbeiten. Es gibt doch noch so viel zu tun. Ich sollte-" "Nichts da Uke-san, sie ruhen sich jetzt aus. Sie haben eigentlich überhaupt keinen Dienst." Aus dem Augenwinkel sah Kai Daisuke vorbeieilen. "Aber-" "Nein! Gehen sie jetzt bitte in den Bereitschaftsraum und ruhen sich kurz aus. Wenigstens für eine halbe Stunde." Der Oberarzt ließ sich nicht von seiner Arbeit abbringen und so befolgte Kai seine Anweisung. Er öffnete die Tür mit dem kleinen silbernen Schild auf dem man 'Bereitschaftszimmer' lesen konnte und ging auf eine der hinteren Liegen zu. Vielleicht sollte er sich wirklich eine Weile ausruhen. Jetzt da Kai lag, bemerkte er erst, wie müde er eigentlich war. Keine Minute später war der junge Japaner trotz aller Bedenken eingenickt. Ein Knall ertönte. "Kai! Kai, wach auf! Wir brauchen dich!" Jemand rüttelte an seiner Schulter und Angesprochener öffnete langsam die Augen. Kurz musste sich Kai orientieren, aber dann fiel ihm alles wieder ein. Der Bereitschaftsdienst, die notgedrungene Pause und der Unfall. "Ja? Ja, was ist los?" "Irgendwie ist bei den Bergungsarbeiten ein LKW in die Unfallstelle reingerast. Keine Ahnung wie das passiert ist. Die meisten Verletzten werden in andere Krankenhäuser gebracht. Wir haben kaum noch Kontingente", sagte Dai schnell, "Doch ein paar haben wir noch bekommen. Da ist wohl einer der neben anderen schweren Verletzungen auch noch ne perforierte Lunge hat. Es ist kein andrer mehr da. Du musst dich um ihn kümmern. Um den steht's wohl echt schlecht." Dann war Daisuke wieder aus dem Raum verschwunden. Kai stand schnell von der Pritsche auf, fuhr sich kurz mit einem Seufzen durch die Haare, krallte sich sein Stethoskop und eilte aus dem Raum hinaus in Richtung der Notaufnahme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)