Ausdauer!? von IchBinLiebe ================================================================================ Kapitel 37: ------------ Dienstagabend, 28. November Bereits auf dem Weg nach oben ließ Yusaku sich von Heiji schildern, wie dieser seinen Sohn im Zimmer aufgefunden hatte. Woraufhin er seine Schritte noch einmal beschleunigte. Angekommen waren ein, zwei, drei hinter geschlossener Türe verschwunden. Yusaku vorne weg, dann Heiji und erst dann Yukiko sowohl eigentlich eilig, als beim Betreten des Zimmers mit einem mal zurückhaltend stehen geblieben, als letzte. Während Yusaku angemessen der Situation der aktiv Handelnde war, Heiji sich an ihm orientierte, blieb Yukiko ganz im Hintergrund. Sie tat nichts weiter als tatenlos mit anzuschauen, wie schlecht es ihrem Sohn ging und ihrem Mann der sich besonnen, ruhig und konzentriert, sowie ganz gezielt darum bemühte dem gemeinsamen Kind die Panik zu nehmen. Während ihr Mann ihrem Sohn half, war sie nicht wirklich fähig sich nützlich zu machen, sondern nur starr vor Schreck und mit Sorge erfüllt. Der Professor stand da. Er schaute Ai zu, die die Fernsehzeitung durchblätterte. Bedrückt senkte er bei ihrem Anblick an Shinichi und sie erinnert, den Kopf. Er, wissend, fühlte mit seinen Freunden mit. Er drückte Shinichi und Yusaku gleichermaßen die Daumen. Doch besorgt hoffte er, dass Shinichi es nicht allzu schwer nehmen würde. Eri, die alleine in der Küche zurückgeblieben war, musste mit ihrer eigenen Gesellschaft und der von Kazuha vorlieb nehmen. Kogoro, als er von der Arbeit kam, hingegen störte sich nicht an der mageren Teilnehmeranzahl ihres so adrett hergerichteten Menüs. Unvoreingenommen wie immer machte er sich über den reich gedeckten Tisch her. Ohne ein Danke an seine Frau nahm er beherzt und mit Genuss noch einmal einen deftigen Nachschlag. Kazuha, die ohnehin wegen Heijis Ablehnung keinen sonderlichen Appetit hatte, stocherte dagegen nur lustlos in ihrem Essen herum. Eri war der Appetit spätestens jetzt bei dem Anblick ihres Gatten ebenfalls vergangen. Yusaku stand vom Bett seines Sohnes auf, auf dem er ihm väterlich und mit sanfter Strenge beigestanden hatte. Er schaute ihn dabei noch einmal an. Dann wechselte er einen Blick mit dessen Freund. Yusakus Ton war sehr freundlich, als er die beiden: „Die restlichen Kapseln, bitte“, mit der flachen, ausgestreckten Hand, nach dem Gegenmittel aufforderte. Heiji wechselte einen bekümmerten Blick mit dem Mini-Shinichi, welcher sein Gesicht verbittert von ihnen wegdrehte. Stellvertretend überreichte Heiji die Kapseln auch für den geschrumpften Shinichi. Rans kleiner Freund kniff die Augen fest zusammen, biss sich auf die Unterlippe. Heiji, der- wie seine Eltern- das nur erahnen konnte, fühlte mit seinem Freund mit. Besonders ihm und Yukiko, die immer noch nur ein paar Schritte hinter der Tür verharrte, tat es furchtbar leid. Yusaku, der damit hatte was er wollte, ging an seiner Frau wortlos vorbei. Er öffnete. Yukiko höfflich vor sich auf den Flur gelassen, drehte er sich wie sie, den Türgriff in der Hand, noch einmal zu seinem Sohn und Heiji um. „Es reicht für heute. Ich werde das Morgen mit euch klären. Ihr hattet beide einen anstrengenden Tag und seid müde. Versucht zu schlafen. Heiji, sollte noch etwas sein, dann weißt du wo du mich findest“, richtete er sich noch einmal ganz konkret an den Freund seines Sohnes. Dann schloss er die Tür. Auf der einen Seite blieb er mit Yukiko und auf der anderen Heiji. Dieser fühlte sich schuldig und fast ebenso traurig, wie der seiner Situation hilflos ausgelieferte zwangsgeschrumpfte Shinichi. Yukiko sah ihrem Mann hinterher, der ohne sie weiter zu beachten nach einem neutral gehaltenen, kurzangebundenen: „Danke“ davon zur Treppe und dann auf den Weg nach unten machte. Sie hingegen war ab da nicht mehr nur alleine wegen ihrem Sohn bekümmert. Sie blieb noch stehen, dort wo Yusaku sie verlassen hatte, bevor sie schließlich mit gesenktem Kopf unglücklich die Schlafzimmertüre öffnete. Für einen Moment verharrte ihre Hand noch am Türgriff, ehe sie mit ihrer zweiten Hand, flach auf das Holz aufgelegt, letztlich doch schweren Herzens hinein ging. Hinter sich blieb sie mit weiterhin gesenktem Kopf, tief traurig hinter der Tür stehen. Heiji stand immer noch neben dem Bett seines Freundes. Wie Rans kleiner Freund schwieg er. Er empfand die Stille, die jetzt im Zimmer herrschte, als sehr erdrückend. „Shinichi?“, versuchte er es bei seinem Freund. Doch er erreichte ihn nicht. Der zwangsgeschrumpfte Shinichi antwortete nicht, drehte sich damit seiner offensichtlichen Ablehnung Ausdruck verleihend nur noch weiter auf die andere Seite. Was ihm nicht leicht fiel, dass konnte Heiji ihm nur allzu sehr ansehen. Was sein schlechtes Gewissen nicht besser machte. Niedergeschlagen befolgte er den Rat. Yusaku, unten in der Küche, sah, dass der Tisch abgedeckt war. Aus dem Kühlschrank holte er die Reste. Doch erleichtert begann er sein Abendessen nachzuholen. Daneben blieb, während er seine Mahlzeit einnahm, sein fahles Gefühl. Gedanklich noch mit eben beschäftigt schluckte er grüblerisch. Entschieden aß er auf, räumte sein Geschirr weg und ging danach hoch. Auf dem Flur fiel sein Blick kurz wie schon oft an diesem Tag zur gegenüberliegenden Seite hinter der sich sein Sohn noch immer befand. Gedanklich nicht weiter darauf eingegangen schloss er hinter sich die Tür. Vom Schreibtisch nahm er sein Handy zur Hand. Die Kurzwahltaste betätigt setzte er sich nach dem ersten Freizeichen auf das Holz neben seinen zugeklappten Laptop. Mit einem leisen auflachen fiel ihm auf, dass Ran immer noch da lag und schlief. Für einen Moment behielt er seinen Blick auf ihr. Seufzend in sich hinein schmunzelnd machte er, dass er sein Zimmer wieder verließ. Er hatte noch nicht ganz die Türe hinter sich geschlossen, als der Professor sich auch schon: „Hallo, Yusaku!?“, meldete, der bemüht reagierte sich nichts anmerken zu lassen. Er war schneller gewesen als Ai, die wieder unbeschwert zum Fernseher zurückkehrte. „Wie ist es gelaufen?“, erkundigte er zu gleichen Teilen neugierig wie besorgt, erst nachdem er sich umgeschaut noch einmal vergewissert hatte, dass er außer Hörweite von seiner Mitbewohnerin war. Darüber, dass sie weiter fernsah, war er erleichtert: „Hat dein Plan funktioniert? Wie geht es Shinichi?“ Yusaku, der gerade unten im Wohnzimmer angekommen war grüßte Kogoro, der vom Balkon herein kam durch ein Nicken. „Einen Moment“, gab er das Handy ans andere Ohr wechselnd zu verstehen. Yusaku überlegte für einen Augenblick ins Auto zu gehen. Doch wenn Heiji ihn wider Erwarten doch noch einmal brauchen sollte, würde er ihn gewiss nicht ausgerechnet dort suchen. Schnell überlegte er wo er sonst ungestört telefonieren konnte. Küche und Wohnzimmer wurden Kogoros Reich, wie er seinen Mitbewohner jetzt den Fernseher anmachen und zum Küchenschrank gehen sah. Die Treppe hoch zurück gefiel ihm der offene Flur zum Führen seines Telefonates auch nicht. In seinem Zimmer hätte er zuerst Ran aufwecken müssen und das dauerte ihm zu lange. In ihr Zimmer war wegen Kazuha ungünstig. Blieben nur zwei weitere Möglichkeiten. Entweder Badezimmer oder Schlafzimmer. Eigentlich wollte er ins Badezimmer. Doch beide waren besetzt. Einmal von Eri und einmal von Kazuha, die sich beide für die Nacht fertig machten. „Na toll!“, fluchte er leise jetzt doch aufs Schlafzimmer zusteuernd. „Ja? Das ist ja schön!“, freute der Professor sich, wenn auch über den irgendwie genervten Tonfall seines früheren Nachbars irritiert. „Nicht schön“, widersprach Yusaku ihm kurz anklopfend. Yukiko horchte auf, als ihr Mann: „Entschuldigung, aber ich muss hier telefonieren!“ hereinkam saß sie bereits aufrecht. Im ersten Moment ziemlich verwirrt beobachtete sie ihren Mann, wie er sie nicht weiter beachtete und bis zum Fenster ging. Er hatte ihre volle Aufmerksamkeit. „So jetzt!“ „Hat dein Plan funktioniert?“, fragte der Professor erneut nach. „Ja.“ Yusaku lehnte sich gegen die Wand: „Kann man so sagen. Auch wenn ich mir das Ganze etwas anderes vorgestellt hätte.“ „War Heiji doch nicht bei dir?“ „Doch, doch“, bestätigte Yusaku. Eine bequemere Stellung eingenommen erläuterte er: „Heiji war wie ich eben ein klein wenig überfordert. Er war klug und hat mich geholt. Auch wenn Shinichi ihm das, vermute ich, noch ausgiebig vorhalten wird.“ Yukiko, die gemerkt hatte, dass es sich bei dem Gespräch ihres Mannes um ihren Sohn handelte spitze die Ohren. Sie konnte sich denken, dass er mit dem Professor sprach. „Also ist Shinichi sehr verärgert“, schlussfolgerte dieser, was er ohnehin vermutet hatte. „Davon gehe ich aus“, schloss Yusaku sich mittlerweile gelassener an: „Er war nicht mehr in der Lage mit mir zu streiten. Von daher war es leicht. Heiji hat anstandslos seine stellvertretend mit rausgerückt.“ „Gab es denn gar keinen Protest?“, war der Professor darüber doch sehr erstaunt, konnte das kaum glauben. „Angesichts der Situation von eben, nein“, änderte Yusakus Ton sich und wurde ernster: „Shinichi hat uns allen vorhin einen gehörigen Schrecken eingejagt. Ich wusste, dass es ihm schlecht geht und ich wusste auch, dass langsam aber sicher Handlungsbedarf besteht, aber ich hätte nicht gedacht, dass es heute schon sein würde... Er hatte Atemnot und Angst er müsse sterben. Ich musste gerade ernsthaft überlegen, ob ich einen Krankenwagen rufe oder nicht.“ „Einen Krankenwagen?“, hatte der Professor sich erschreckt und war entsetzt: „Das hast du doch nicht getan.“ „Nein, wie auch?“, entgegnete Yusaku darauf spottend: „Was hätte ich denen auch erzählen sollen?“, lachte er mit Galgenhumor: „Heiji tut mir leid. Es war zwar mehr Shinichis Panik, aber trotzdem- Die Wirkung, die ich haben wollte, dürfte erzielt sein. Es dürfte jetzt keinen mehr von uns geben, der noch für eine Weitereinnahme des Gegenmittels Partei ergreifen würde“, erläuterte Yusaku: „Um auf den eigentlichen Grund für meinen Anruf zurück zukommen“, wechselte er etwas das Thema: „Ich hätte gerne, dass Ai mal morgen bei mir vorbei kommt. Ich würde gerne mit ihr sprechen und ihre Meinung auf eine Prognose bezüglich des Gegenmittels einholen. So schlecht wie es ihm heute Abend ging ist mir die Sache mit dem Absetzen nicht mehr ganz geheuer. Ich weiß nämlich nicht inwieweit er das morgen so ohne weiteres hinbekommt. Wenn ich mich nicht irre, dann lief das beim letzen Mal ja schon nicht sonderlich. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass es schief geht, aber trotzdem. Ich hätte gerne ein Absetzen ohne dass sich noch irgendwelche Kompilationen ergeben.“ „Ist in Ordnung. Ich werde es ihr sagen. Wann sollen wir kommen?“ „Das ist mir relativ egal. Ich denke, dass Shinichi denn Morgen verschlafen wird und wenn er dann noch etwas Zeit für sich bekommt ist das denke ich auch nicht verkehrt. Am besten ist voraussichtlich der späte Nachmittag. Denn bis zum Abend müssen wir uns wegen der 24-Stundenfrist entschieden haben.“ „Ist gut.“ „Noch einen schönen Abend“, verabschiedete Yusaku sich. Das Telefonat beendet sagte er das gleiche noch rein formell zu seiner Frau, bevor er sie wieder im Dunklen alleine ließ. Traurig schaute Yukiko die geschlossene Türe noch eine Weile lang an. Schließlich legte sie ihren Kopf langsam auf ihr Kissen zurück, welches sie mit einer ihrer Hände neben dem Kopf umfasste. Warum bin ich nicht einfach hoch ins Kinderzimmer gegangen?, schüttelte Yusaku hingegen den Kopf. In seinem Zimmer kniete er sich neben Ran. „Hey, Liebes!“, rüttelte er sie leicht. Sie drehte sich etwas, schaute ihn aus verschlafenen Augen von unten her an. „Willst du etwa die ganze Nacht hier auf dem Fußboden verbringen?“, grinste er sie verschmitzt an: „Ist dir dein Bett nicht ein besserer Platz zum schlafen?“ „Schon“, murmelte Ran sich aufsetzend. Müde rieb sie sich die Augen, gähnte. Zuvorkommend half er der werdenden Mami auf, die sich auf dem Weg noch einmal umdrehte und ihm herzlichst eine: „Gute Nacht“, wünschte. Ebenso Herzlich wünschte er ihr dasselbe. Ran gähnte erneut beim öffnen der Türe. Während sie die Füße auf den Flur setze, flitzen Queen und Holmes vom oberen Treppenabsatz zu ihm hinein. Ran schaute zu Yusaku. Er beantwortete ihre stumme Frage mit einem einverstandenen Nicken. Woraufhin sie die Türe zumachte und in ihr eigenes Bett erneut gegähnt unter die Decke schlurfte. „Na, ihr?“, nahm Yusaku, sich dabei gleichzeitig bequem hingesetzt, die Hunde in Empfang, die eifrig mit ihren Schwänzen hin und her wedelten. Die Zigaretten kurz abwägend in die Hand genommen warf er die Schachtel mit Schwung in die Ecke. Freudig ließen die Hunde sich ausgiebig kraulen, streicheln und oberhalb der Nase beherzt Küsschen geben. Ehe er sich hinlegte und zudeckte. Gemächlich weiter kraulend befand er sich auf dem Rücken. Ein Hund auf ihm, der andere am Fußende. Shinichi, dachte er erleitert daran, dass sie es fürs erste geschafft hatten. Wohlgleich auch die Erwartung auf den morgigen Tag ihm jetzt doch noch Sorge bereitete: „Vielleicht hätte ich gar nicht so lange warten dürfen“, sprach er den indirekten Vorwurf den er sich in diesem Augenblick machte, vor den Hunden gegenüber leise aus: „Was für eine dumme Idee das doch war. Warum haben wir das gemacht?“, schaute er seufzend die Hunde an. Weil wir ihm helfen wollten und versucht haben das aus unserer damaligen Sicht Richtige zu tun. Es ist einfach eine Sache die so ist und wir werden alle zusammen einen Weg finden wie wir die nächst höre Version gemeinsam erschaffen können, konnte er sich die Frage gut selbst beantworten. Noch einmal schaute er tief seufzend zur Decke hoch: Es wird schon gut gehen, stellten sich sein Optimismus und damit verbunden auch seine Dankbarkeit wieder ein: „Von Herrlichkeit zur Herrlichkeit!“ Glücklich und munter knuddelte er Queen weiter: „Ihr seid Seelentröster, wisst ihr das?“, gab er ihnen Schmatzer: „Ich liebe euch! Und dich liebe ich auch!“, meinte er damit Gott: „Ich liebe euch alle!“, dachte er an die anderen. Er war nun nicht mehr sonderlich bedrückt, eher schon neugierig und in freudiger Erwartung auf morgen schlief er ein. Heiji lag im Bett. Er war noch wach und auch er hatte Schuldgefühle. Bedrückt schaute er im Dunklen des Zimmers zur Silhouette der Decke unter der sein Freund, weit mit dem Rücken zu ihm gedreht, sich befand. Er setzte kurz an, um etwas zu sagen. Doch er schloss seinen Mund wieder. Lautlos seufzte er. Immer noch empfand er diese bedrückende Stille zwischen ihnen. Mittwoch, 29. November Yusaku gähnte, bevor er sich mit den Händen durchs Gesicht rieb. Beherzt stand er auf. Holmes und Queen folgten ihm. Als Heiji am Morgen die Weckfunktion des Handys abstellte, hatte er nicht viel geschlafen. Beim Aufstehen schaute er zum gegenüberliegenden Bett. Der geschrumpfte Shinichi war hinter der Decke, die ihm im Moment wie eine Mauer erschien, nicht zu sehen. Heijis Bedrücktheit hatte sich unmittelbar wieder eingestellt. Betrübt stand er auf. Kazuha war bereits im Bad fertig. Angezogen kam sie nach unten in die Küche. Yusaku merkte ihr an, dass sie nicht allzu begeistert war ihn bei seinen letzen Vorbereitungen fürs Frühstück anzutreffen. Er wünschte ihr einen: „Guten Morgen.“ Höflich erwiderte sie. Sie kam seiner einladenden Handgeste nach und setze sich wie er auch an den Tisch. Bevor er den ersten Schluck des Kaffees trank, sog er genüsslich den Duft des heißen Getränkes ein. Kazuha hatte ihre Portion fast auf, als müde Kogoro herein schlurfte, der gähnte und in die vor den Mund gehaltene Hand ein knappes: „Morgen“ nuschelte. „Morgen“, wünschte Yusaku ihm, ein wenig über seinen Mitbewohner belustigt, das ebenfalls. „Ich bin fertig. Ich werde mich auf den Weg zur Arbeit machen“, verkündete Kazuha. Sie stand auf. Yusaku beobachtete sie wortlos dabei, wie sie ihr Geschirr noch in die Spülmaschine stellte. Heiji, der nur kurz nachdem Kazuha gegangen war runterkam, blieb stehen, als er den Vater seines Freundes sah. „Komm rein“, sagte Yusaku beherzt, welcher sich die Morgenzeitung teilte. Kogoro war die Unschlüssigkeit auch aufgefallen. Nur konnte er diese nicht richtig einordnen. Was ihn aber auch nicht weiter kümmerte. Heiji setze sich der freundlichen Aufforderung trotz Scham dazu. So zuckte der schlafende Detektiv nur mit den Schultern und widmete sich wieder ausgiebig seinem Frühstück und den Pferderennergebnissen. Yusaku las, nachdem er Heiji noch einen ermutigenden Blick zugeworfen hatte, ebenfalls weiter. Bevor Yusaku in sein Zimmer ging schaute er nach seinem Sohn. Das getan machte er was er jeden Morgen tat. Mit Ran, die, nach dem sie gefrühstückt hatte, sich wortlos zu ihm gesellte, hieß er zurück lächelnd herzlich Willkommen und ließ sie bei seinen Übungen teilhaben. Entspannt machten beide es sich abschließend auf dem Rücken bequem. Yukiko wachte an diesem Morgen mit stärkeren Kopf- und Gliederschmerzen, als noch am Vortag auf. Ihre Gliederschmerzen waren intensiver, als noch gestern. Was sie merkte, als sie sich beim Aufsetzen den Kopf hielt. Beim Husten schmerzte sie ihr Hals. Nieder- und abgeschlagen legte sie den Kopf wieder aufs Kissen. Ran und Yusaku blieben bis zum Mittag auf diese Weise zusammen. Eri freute sich über das gemeinsame Kochen mit ihnen und gemeinsam aßen die drei zu Mittag. „Das hat gut geschmeckt“, legte Ran die Hände satt und zufrieden auf ihren Babybauch. Ihrer Mutter und Yusaku ging es ebenso. Er sah ihnen an, dass sie müde waren. „Das will ich wohl meinen“, stimmte er gut gelaunt zu. Auch er selbst konnte eine gewisse Neigung ein kleines Nachmittagsschläfchen halten zu wollen nicht ganz von sich weisen. Ran war die erste die ihr Geschirr mit dem anderen zusammenstellte. Wie sie stand er auf: „Na los, verschwinde! Ich mache das schon“, grinste er sie verschmitzt an und nahm es ihr auf dem Weg zur Spülmaschine ab, begann es einzuräumen. „Danke“, gab Ran ihm freudig einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor sie die Küche verfügt verließ. Was ihn ihr Schmunzeln nachsehen ließ. „Sie mag dich“, merkte Eri sich am Tisch neben ihn stellend anerkennend an. „Ich kann sie auch gut leiden.“ Er lachte. Sie wollte nach den Resteschüsseln greifen. Doch Yusaku kam ihr mit der Frischhaltefolie zuvor. „Danke“, bedankte auch sie sich, bevor sie ging. Während Ran sich in ihre Bettdecke gekuschelt hatte und Eri sich im Elternschlafzimmer auf ihre Seite des Ehebettes zum ausruhen hinlegte, hatte Yusaku die Reste in den Kühlschrank gestellt und noch den Tisch abgewischt. Das getan legte auch er sich etwas aufs Ohr, nachdem er noch einmal nach seinem Sohn gesehen hatte, der zwar wach gewesen war, aber nichts zu dem Kontrollbesuch seines Vaters gesagt hatte. Der Mini-Shinichi hatte es in seinem Bett liegend bewegungslos einfach nur hingenommen, wie sein Vater ihm Puls und Stirn gefühlt hatte. Auf die väterlich, fürsorgliche Frage, wie er sich fühle antwortete er nicht. Er hatte seinen Vater nicht sehen, geschweige denn mit ihm sprechen wollen und er war froh, dass dieser nichts weiter nachgefragt hatte und einfach wieder gegangen war. Nach Antworten war ihm nicht. Deprimiert und frustriert hatte er sich mit dem Kopf weggedreht. Ihr Mittagschläfchen wohlig beendet nahm Ran das Buch zur Hand. Das nächste Thema interessierte sie auch: Ich möchte auf das Thema Erziehung eingehen. Wir machen das nicht gut, nicht wahr … Ich kann es schon daran ablesen, wie du das zur Sprache bringst. Alles ist natürlich relativ. Nein, in Relation gesehen zu dem, was ihr deiner Aussage nach zu tun versucht, macht ihr es nicht gut. Alles, was ich hier sage, alles, was ich bislang in diese Diskussion eingebracht habe und Bestandteil dieser Aufzeichnungen ist, muss in diesen Kontext gestellt werden. Ich fälle keine Urteile über »richtig« oder »falsch«, »gut« oder »schlecht«. Ich stellte nur einfach Beobachtungen über eure Effektivität im Verhältnis zu dem an, was ihr deiner Aussage nach zu tun versucht. Das verstehe ich. Ich weiß, du sagst, dass du das verstehst. Doch die Zeit mag kommen – sogar noch bevor dieser Dialog zu Ende ist –, wo du mir vorwerfen wirst, dass ich zu streng mit euch ins Gericht gehe. Das würde ich dir nie vorwerfen. Ich weiß es besser. Dieses »bessere Wissen« hat die Menschen nicht davon abgehalten, mich in der Vergangenheit einen richtenden Gott zu nennen. Ich beobachte, dass die meisten von euch den Sinn, den Zweck und die Funktion der Erziehung missverstanden haben, vom Prozess ihrer optimalen Durchführung ganz zu schweigen. In den meisten Fällen hat die Menschheit entschieden, dass Sinn, Zweck und Funktion der Erziehung in der Weitergabe von Wissen bestehen; dass Menschen zu erziehen bedeutet, ihnen Wissen zu vermitteln – im allgemeinen verstehen sie darunter das angesammelte Wissen der jeweiligen Familie, der Gesellschaft, der Nation und der Welt. Doch Erziehung hat sehr wenig mit Wissen zu tun. Sondern mit Weisheit. Weisheit ist angewandtes Wissen. Vernachlässigt nicht das Wissen zugunsten der Weisheit. Vernachlässigt andererseits auch nicht die Weisheit zugunsten des Wissens. Das wäre fatal. Ihr lehrt eure Kinder, was sie denken sollen, statt wie man denkt. Ihr sagt ihnen, was sie denken sollen. Das heißt, ihr sagt ihnen, was sie wissen sollen, was sie eurem Wunsch nach als wahr begreifen sollen. Wenn ihr euren Kindern Weisheit übermittelt, dann sagt ihr ihnen nicht, was sie wissen sollen oder was wahr ist, sondern erklärt ihnen vielmehr, wie sie zu ihrer eigenen Wahrheit gelangen. Ein gewisses Maß an Wissen muss von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Doch so wenig Wissen wie möglich. Je geringer die Menge, desto besser. Lasst das Kind selbst entdecken. Merk dir: Wissen geht verloren. Weisheit wird nie vergessen. Eure Schulen sollten ihre Prioritäten vertauschen. Gegenwärtig konzentrieren sie sich in einem Höchstmaß auf das Wissen und schenken der Weisheit ausgesprochen wenig Aufmerksamkeit. Viele Eltern empfinden einen Unterricht in kritischem Denken, in der Lösung von Problemen und in Logik als bedrohlich. Sie tun gut daran, wenn sie ihre Lebensweise schützen wollen. Denn Kinder, denen eine Entwicklung ihrer eigenen kritischen Denkprozesse zugestanden wird, werden sich sehr wahrscheinlich von den moralischen und sittlichen Normen und der ganzen Lebensart ihrer Eltern abkehren. Lehrprogramme, die den Kindern beibringen, wie sie Fähigkeiten und Fertigkeiten statt des Gedächtnisses entwickeln können, werden rundum von jenen verlacht, die sich einbilden, zu wissen, was ein Kind lernen muss. Doch was ihr eure Kinder gelehrt habt, hat eure Welt zu Ignoranz geführt, statt diese aufzuheben. Unsere Schulen lehren keine Fiktionen, sie lehren Fakten. Jetzt lügst du dir selbst etwas vor, genauso wie ihr eure Kinder anlügt. Wir lügen unsere Kinder an? Natürlich macht ihr das. Nimm irgendein Geschichtsbuch zur Hand und schau's dir an. Eure Geschichte wird von Menschen geschrieben, die wollen, dass ihre Kinder die Welt unter einem bestimmten Blickwinkel sehen. Ihr erzählt euren Kindern nicht die Wahrheit über eure Vergangenheit, damit sie nicht erkennen, wie ihr wirklich seid. Ein Beispiel: In den Vereinigten Staaten lehrt ihr eure Kinder nicht alles, was es über die Entscheidung eures Landes zu wissen gibt, Atombomben auf zwei japanische Städte abzuwerfen, wodurch Hunderttausende von Menschen getötet oder verstümmelt wurden. Vielmehr vermittelt ihr ihnen die Fakten so, wie ihr sie seht – und wie ihr wollt, dass eure Kinder sie sehen. Wenn der Versuch gemacht wird, diese Sichtweise durch eine andere Sichtweise – in diesem Fall die der Japaner – zu ergänzen und zu objektivieren, brüllt ihr und hüpft auf und ab und verlangt, dass die Schulen noch nicht einmal daran denken, derartige Informationen in ihre historische Darstellung vom Ablauf dieses wichtigen Ereignisses einzubeziehen. Von daher habt ihr gar nicht Geschichte, sondern Politik unterrichtet. Geschichte sollte einen genauen und vollständigen Bericht über das liefern, was tatsächlich passiert ist. In der Politik geht es immer um jemandes Sichtweise von einem Geschehen. Geschichte enthüllt, Politik rechtfertigt. Geschichte deckt auf, erzählt alles. Politik deckt zu, spricht nur von einer Seite. Doch ihr tragt »des Kaisers neue Kleider«, denn letztlich durchschauen euch eure Kinder. Kinder, die kritisch zu denken gelehrt wurden, schauen sich eure Geschichte an und sagen: »Meine Güte, was sich doch meine Eltern und die ältere Generation vorgemacht haben.« So habt ihr eure Kinder in der Vergangenheit angeleitet. Wenn wir unseren Kindern die guten alten Grenzen gesetzt hätten, statt sie mit all diesem Quatsch von »kritischem Denken« zu füttern, wären wir alle heute viel besser dran. Wenn wir den sogenannten »Sexualunterricht« aus den Klassenzimmern herausgehalten und zu Hause belassen hätten, wo er hingehört, würden wir es heute nicht erleben, dass Teenager Kinder bekommen und 17jährige alleinerziehende Mütter zum Sozialamt gehen. Und noch eines. Steh du nicht da und sag mir, dass wir uns plötzlich für das, was wir in Hiroshima und Nagasaki taten, im »Unrecht« fühlen sollen. Wir haben den Krieg beendet. Wir haben Tausende von Leben gerettet. Auf beiden Seiten. Das war der Preis des Krieges. Niemand mochte diese Entscheidung, aber sie musste getroffen werden. So denken also die Leute auf eurem Planeten, wie? Darauf kannst du wetten. Als Yukiko aufwachte, fasste sie sich an die Stirn. Sie fühlte sich fiebrig und durstig. Doch auch zu matt und lustlos, um aufzustehen. Also blieb sie liegen. Eure Welt ist aus den Fugen geraten. Da stimme ich zu. Aber eure Welt geriet nicht aus den Fugen aufgrund dessen, was ihr eure Schulen eure Kinder habt lehren lassen. Sie geriet aus den Fugen aufgrund dessen, was ihr sie nicht habt lehren lassen. Ihr habt nicht gestattet, dass eure Schulen sie lehren, dass die Liebe alles ist, was es gibt. Ihr habt nicht erlaubt über die bedingungslose Liebe sprechen. Und ihr werdet nicht zulassen, dass man euren Kindern beibringt, wie sie sich selbst und ihren Körper feiern, ihre Menschlichkeit und ihre wunderbare sexuelle Persönlichkeit. Und ihr werdet nicht zulassen dass eure Kinder erfahren, dass sie in erster Linie und vorrangig Geister sind, die einen Körper bewohnen. Ihr behandelt eure Kinder ja auch nicht als spirituelle Wesen, die sich in einem Körper inkarnieren. In Gesellschaften, in denen offen über die Sexualität gesprochen und freimütig diskutiert wird, wo sie auf freudvolle Weise erklärt und erlebt wird, gibt es praktisch keine Sexualverbrechen, nur eine sehr geringe Anzahl von unerwünschten Schwangerschaften und keine »illegitimen« Kinder. In hochentwickelten Gesellschaften werden alle Geburten als ein Segen betrachtet, und es wird für das Wohl aller Mütter und aller Kinder gesorgt. Die Gesellschaft würde es nicht anders haben wollen. In Gesellschaften, in denen Geschichte nicht den Ansichten der Stärksten und Mächtigsten gemäß verbogen wird, werden die Fehler der Vergangenheit offen eingestanden und nie wiederholt, und einmal ist genug für alles eindeutig selbstzerstörerische Verhalten. In Gesellschaften, in denen kritisches Denken, Möglichkeiten der Problemlösung und dem Leben dienliche Kenntnisse und Fähigkeiten gelehrt werden, statt dass Fakten einfach nur auswendig gelernt werden, werden auch sogenannte »gerechte« Aktionen der Vergangenheit einer äußerst kritischen Prüfung unterzogen. Nichts wird nur aufgrund des äußeren Scheins akzeptiert. Wie würde das funktionieren? Nehmen wir unser Beispiel des Zweiten Weltkriegs. Wie würde ein Schulsystem, das dem Leben dienliche Kenntnisse und Fähigkeiten statt bloße Fakten lehrt, an diese historische Episode von Hiroshima herangehen? Eure Lehrer würden ihren Schülern genau beschreiben, was da passiert ist. Sie würden alle Fakten – alle Fakten –, die zu diesem Ereignis geführt haben, einbeziehen. Sie würden sich über die Ansichten der Historiker auf beiden Seiten informieren, da ihnen klar ist, dass alles unter mehr als einem Blickwinkel zu betrachten ist. Sie würden dann ihre Schüler nicht dazu auffordern, die Fakten dieser Angelegenheit auswendig zu lernen. Vielmehr würden sie sie herausfordern und sagen: »Nun habt ihr alles über die Geschichte gehört. Ihr seid über alles informiert, was sich davor und danach abgespielt hat. Wir haben euch alle ›Informationen‹ über diese Angelegenheit gegeben, derer wir habhaft werden konnten. Zu welcher ›Weisheit‹ gelangt ihr nun aufgrund dieser ›Kenntnisse‹? Welche Lösungen würdet ihr finden, wenn ihr ausgewählt würdet, die Probleme zu lösen, mit denen man sich damals konfrontiert sah und die mit dem Abwerfen der Bombe gelöst wurden? Könnt ihr euch einen besseren Weg denken?« Oh, sicher. Das ist einfach. Jeder kann auf diese Weise mit Antworten aufwarten – wenn er den Vorteil der Rückschau hat. Jeder kann uns über die Schulter schauen und sagen: »Ich hätte es anders gemacht.« Warum macht ihr es dann nicht? Wie bitte? Ich sagte, warum macht ihr es dann nicht? Warum habt ihr nicht über eure Schulter geblickt, aus der Vergangenheit gelernt und es anders gemacht? Ich sage dir, warum. Wenn ihr zulasst, dass sich eure Kinder eure Vergangenheit anschauen und sie kritisch analysieren – wenn ihr es von ihnen als Bestandteil ihrer Erziehung tatsächlich verlangtet –, würdet ihr das Risiko eingehen, dass sie mit euch nicht darin einig sind, wie ihr die Dinge macht. Eure jungen Menschen haben euch zugebrüllt: »Es muss einen besseren Weg geben!« Aber ihr hört sie nicht. Ihr wollt sie nicht hören. Und ganz sicher wollt ihr sie nicht dazu ermuntern, in der Schule kritisch über die Fakten nachzudenken, mit denen ihr sie vollstopft. Kapiert es einfach, sagt ihr zu ihnen. Kommt nicht hier an und sagt uns, dass wir Unrecht getan haben. Kapiert einfach, dass wir das Richtige gemacht haben. So erzieht ihr eure Kinder. Das nennt ihr Erziehung. Die jungen Leute zerstören tatsächlich eure Lebensweise. Die jungen Leute haben das immer getan. Eure Aufgabe ist es, sie dazu zu ermuntern, statt sie zu entmutigen. Wenn die Rufe und Bitten der jungen Menschen, die Welt zu verändern, nicht gehört und nie beachtet werden; wenn sie sehen, dass ihre Sache verloren ist – dass ihr es auf eure Weise macht, ganz egal, was kommt –, werden junge Leute, die nicht dumm sind, das Nächstbeste tun. Wenn sie gegen euch nicht ankommen, dann werden sie so wie ihr. Wenn sie gewalttätig sind, dann weil ihr gewalttätig seid. Wenn sie materialistisch sind, dann weil ihr materialistisch seid.Wenn sie mit der Sexualität manipulativ, unverantwortlich, schändlich umgehen, dann weil sie sehen, dass ihr dasselbe macht. Der einzige Unterschied zwischen den jungen und den älteren Menschen ist der, dass die jungen Leute das, was sie tun, offen tun. Was du auswendig lernst, dir einprägst, das wird dir schließlich zum Denkmal und zum Vorbild. Yusaku klopfte an die Schlafzimmertüre. Ohne lange zu warten machte er auf. „Hallo“, kam er rein. Die Tür zugemacht schaute er zu seiner Frau. Yukiko war noch dabei sich, mit ihren Händen abgestützt, aufzusetzen. Müde sah sie ihm zu, wie er auf sie zu kam. „Wie du ja gestern Abend noch mitbekommen hast habe ich Ai hergebeten. Agasa wird gleich mit ihr kommen.“ Sie hatte ihm zugehört. Bemüht nicht zu husten hielt sie sich die Hand vor den Mund. „Geht es dir nicht gut?“, beobachte Yusaku diese Geste scharfsinnig: „Du siehst abgeschlagen aus“, merkte er kritisch an. Sie hustete vor seinen Augen: „Es ist nicht der Rede wert“, winkte sie schnell ab. Er sah ihr an, dass es ihr unangenehm war, weshalb er auf sie zukommen wollte. Doch sie lehnte das entschieden mit ausgestrecktem Arm ab: „Wirklich Yusaku. Es ist nichts. Geh!“ „Bitte!“, reagierte er abgewiesen: „Wenn du das sagst.“ „Ja!“, versicherte sie um der Distanz ganz sicher zu sein noch einmal mit Nachdruck. „Schön!“ Yusaku war verärgert. Er nahm was sie sagte hin. Auch wenn seine Betonung deutlich machte, dass er seiner Frau das nicht abkaufte: „Wie du meinst“, kam er auf den gemeinsamen Sohn zurück: „Ich werde also gleich mit Ai sprechen. Ich würde es gutheißen, wenn du an dem Gespräch teilnimmst, damit wir danach unsere Entscheidung treffen können.“ „Ich überlasse das dir“, war Yukikos resignierte, wenn auch ungewollt gereizte Aussage dazu: „Du weißt, was richtig ist.“ „Dein Ernst!?“ Ihr Mann war empört. „Ja!“, ging sie erneut in Abwehrhaltung. Die war unnötig, denn Yusaku ging. Er war enttäuscht von ihr, dass konnte sie ihm ansehen. Kaum war die Tür hinter ihm zu liefen ihr die Tränen. Ihr Mann ebenfalls von der Unnahbarkeit seiner Frau mitgenommen, kehrte in sein Zimmer zurück. Dort fiel sein Blick auf die Zigarettenschachtel. Wütend steckte er sich eine an. Damit ging er zu seinem Schreibtisch und holte aus der obersten Schublade ein kleines Büchlein hervor, welches unter Rans Brief gelegen hatte. Auf den Brief aufmerksam geworden nahm er auch diesen zur Hand. Es klingelte an der Haustüre. Erst legte er das Buch, dann den Brief, einmal in seiner Hand von der einen auf die andere Seite gewendet, zurück. Die Schublade wieder verschlossen trat er von seinem Zimmer aus auf den Flur. „Ich gehe schon. Es ist für mich“, rief er Ran zu, die zu ihrer Zimmertüre gekommen war. Während er dem Gebell der Hunde nach unten folgte, kehrte Ran auf ihr Bett zum weiter lesen zurück. Eri, die immer noch gemütlich auf ihrem Bett lag und ihren Krater kraulte, hatte sich nicht die Mühe gemacht mit dem Neunmonats-Bauch aufzustehen. Die halbgerauchte Zigarette in Kogoros Aschenbecher ausgedrückt öffnete er. „Kommt rein.“ Ai entgegnete seiner freundlichen Aufforderung im Gegensatz zum Professor, der mit einem: „Ja, gerne“ antwortete, nichts. Sie brauchte auch gar nichts zu sagen. Yusaku konnte auch so schon allein von ihrem Blick her deuten, dass sie verärgert war und er konnte sich auch denken, dass sie es wegen ihm war. Vom Professor Mantel und Schal angenommen und aufgehängt wendete er sich direkt an die Mini-Shiho: „Es tut mir leid. Ich weiß, dass du sauer auf uns bist und ganz besonders auf mich, weil ich der Verursacher des Ganzen bin. Ich kann das verstehen“, meinte er seine Entschuldigung aufrichtig: „Komm bitte mit hoch. Ich möchte es dir erklären. Ich habe Tee gemacht.“ Wortlos zog sie daraufhin ihre Schuhe aus. Danke sagte sie nicht, als der Vater ihres Versuchskaninchens auch ihre Sachen aufhängte. Wie Agasa folgte sie ihm die Treppe nach oben. „Setzt euch“, bot er freundlich an in der Küche Platz zunehmen. „Sollten wir nicht vielleicht besser auf dein Zimmer gehen?“, fragte der Professor unsicher nach. „Ran liest gegenüber und Eri ist auch oben. Ich brauche nicht lange“, setze er sich mit dem dampfenden Tee in drei Tassen umgefüllt dazu. Von Yusaku eine der Tassen entgegengenommen nahm der Professor sich zurück. Ai bekam die zweite. „Ich hatte einen Plan. Ich wollte, dass Shinichi einsieht, dass es mit dem Anti-Apotoxin nicht funktioniert und ich wollte, dass wir uns raushielten. Ich wollte nicht, dass du versuchst ihm das mit dem Gegenmittel auszureden. Nur deshalb habe ich dich nicht eingeweiht.“ Ai entgegnete darauf nichts, sah ihn immer noch beleidigt an. „Du hattest ihn längst im Verdacht, nicht wahr? Du warst dir von Anfang an unsicher und seit er eine Woche nicht mehr zur Schule geht ist es dir eigentlich klar. Dass er nur eine Erkältung hat, hast du mir nicht abgenommen, stimmt’s?“, hatte Yusaku die Sache umgedreht. Ihr schuldbewusster Gesichtsausdruck bestätigte seine Ausführung. „Du hast es geahnt und später auch gewusst. Warum hast du nichts unternommen?“, wollte er nun von ihr wissen, konnte aber auch die Antwort offen legen: „Du wusstest nicht, wie du es ihm beweisen und ihn von deinen Bedenken überzeugen solltest. Du warst dir sicher er würde es dir gegenüber nicht zugeben, selbst wenn du ihn vor vollendete Tatsachen gestellt hättest.“ Yusaku sah sie eindringlich an, als er in ihr trauriges Gesicht sah: „Und weißt du das war auch meine Überlegung. Du hättest es nicht geschafft. Ich sag dir wie ich die Sache sehe: Keiner von uns hätte es einfach so schaffen können ihn umzustimmen. Er wäre nur wütend und zornig gewesen. Wir hätten ihm das Gegenmittel abnehmen können keine Frage. Doch wenn wir es Shinichi einfach so weggenommen hätten, was hätte uns das gebracht? Was hätten wir davon gehabt? Shinichi wäre“, sein Vater stockte für einen Moment: „wir hätten ihm alles genommen, wofür er all diese Strapazen auf sich genommen hat. Er hätte alles verloren. Das hätte er sicherlich nicht einfach so hingenommen. Und das wir dafür einen guten Grund hatten und nur sein Bestes wollen- Ich glaube nicht, dass er sich durch rein sachliche Argumentation einverstanden gezeigt hätte. Ich glaube, dass das nach hinten los gegangen wäre und das wollte ich nicht. Ich sage es nicht gerne- und das ist jetzt wirklich nichts gegen dich-“, schaute er Ai an: „aber was ist, wenn wir nie ein Gegenmittel finden das funktioniert? Was dann? Ich weiß nicht was das Richtige ist? Ich weiß nur, dass ich meinen Sohn sehr liebe und nur das Beste für ihn will.“ Yusaku seufzte: „Was auch immer das sein wird“, wurde er für einen Moment nachdenklich: „Aus diesem Grund wollte ich nicht, dass wir uns einmischen. Mein Plan war ihn selbst zur der Einsicht kommen zu lassen, dass es so nicht weiter gehen kann. Er sollte selbst diesen Strichpunkt ziehen. Ich wollte, dass er von selbst zu uns kommt. Nur wenn er einsieht- wirklich einsieht- dass es nicht geht, dass er das auf Dauer nicht durchhalten kann- kann er sich damit abfinden und damit zurechtkommen. Heiji ist der einzige bei dem ich es nicht unterbunden habe und das nur, weil er Shinichi überaus nahe steht. Ich habe aufrichtig gehofft, dass er Shinichi als sein Freund besser überzeugen kann, als ich. Ich wollte nicht mit erhobenem Zeigefinger daher kommen, sondern ihnen die Möglichkeit geben das selbst untereinander zu regeln.“ „Wie wirst du ihn jetzt bestrafen?“, fragte der Professor ihn. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er sich nicht an unsere Vereinbarung gehalten hat. Er wusste was er tat und kannte die Konsequenz. Es tut mir aufrichtig leid, aber ich werde keine Erlaubnis mehr für weitere Experimente geben. Erstrecht nicht mehr, nachdem ich gesehen habe, was schon dieses bei ihm angerichtet hat.“ „Wie geht es ihm?“, war Ai bereit. „Es geht. Ich werde ihn dir zeigen.“ Als Yusaku die Türe zum Zimmer seines Sohnes öffnete, trafen sie ihn reglos im Bett liegend vor. Dem geschrumpften Shinichi war anzusehen, dass er ahnte was ihm bevorstand und dass es ihm nicht gefiel. Noch unwohler sah er aus, als er auch noch Ai hinter seinem Vater und dem Professor auftauchen sah. Wie auch die beiden erstgenannten kam sie rein und auf ihn zu. Yusaku, der mit dem Professor ein Stück zurück geblieben war, schloss die Tür. Ai gegenüber schwieg er und auch ihr: „Hallo“, war leicht unterkühlter und rein höflicher Natur. Er sah ihr an, dass sie ihm seine Unehrlichkeit übel nahm, was ihm zusätzlich ein beschämtes Gefühl bescherte. Ihren Untersuchungsanweisungen leistete er Folgte. Besorgt stand der Professor neben Yusaku, wartete ab, bis Ai fertig war. „Was denkst du?“, richtete Yusaku sich an sie, der ihren kritischen Blick auf seinen Sohn von ihrem Gesicht verschwinden sah. „Es sollte besser früher als später angesetzt werden“, äußerte sie auf analytischer- sachlicher Ebene ihre Meinung. „Also gleich heute Abend“, entnahm das Yusaku ihrer Aussage heraus. „Das wäre wohl das Beste“, stimmte Ai dem zu: „Es tut mir leid, Shinichi“, drehte sie sich noch einmal zu ihm. In sein bitteres Gesicht gesehen, verließ sie ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Der Professor und Yusaku folgten ihr und ließen den Miniatur Shinichi wieder alleine. „Wie wollt ihr das mit dem Absetzen machen?“, erkundigte der Professor sich besorgt: „Shinichi wird doch sicher Schmerzen haben.“ „Ich weiß es noch nicht genau. Im Grunde müsste man ihn von hier weg bringen. Ich hatte überlegt mit ihm zu euch zu kommen. Wenn ihr nichts dagegen einzuwenden habt. Dann kann er ruhig etwas lauter sein ohne das Ran und die anderen auf die ganze Sache aufmerksam werden“, brachte er seinen Besuch zur Haustüre. „Komm ruhig“, zeigte der Professor sich sofort einverstanden. „Danke, ich habe auf dich gezählt“, klopfte Yusaku seinem Freund heiterer Natur auf die Schulter. Wie sollten wir also unsere jungen Leute erziehen? Erstens, behandelt sie als Geistwesen. Sie sind Geistwesen, die in einen physischen Körper eintreten. Und das ist nicht leicht für ein Geistwesen; es ist nicht leicht, sich daran zu gewöhnen. Es ist sehr eng, sehr einschränkend. Das Kind wird also aufschreien, weil es sich plötzlich so begrenzt findet. Hört diesen Aufschrei. Versteht ihn. Und gebt euren Kindern sosehr wie möglich das Gefühl von »Unbegrenztheit«. Zweitens, führt sie mit Sanftheit und Güte und Achtsamkeit in die Welt ein, die ihr erschaffen habt. Achtet sorgsam darauf, was ihr in ihren Gedächtnisspeicher eingebt. Kinder erinnern sich an alles, was sie sehen, an alles, was sie erleben. Warum gebt ihr euren Kindern in dem Moment, in dem sie aus dem Mutterschoß geboren werden, einen Klaps? Denkt ihr wirklich, das sei die einzige Möglichkeit, ihren Motor in Gang zu setzen? Warum nehmt ihr die Babys nur Minuten nachdem sie von der einzigen Lebensform getrennt wurden, die sie in ihrer bisherigen Existenz kannten, von ihren Müttern weg? Kann das Maßnehmen und Wiegen und Stupsen und Pieken nicht noch einen Moment warten, bis das Neugeborene die Sicherheit und den Trost dessen, was ihm Leben gegeben hat, erfahren hat? Wer hat euch erzählt, dass das für Kinder gut ist? Und warum versteckt ihr Bilder der Liebe? Warum steckt ihr eure Kinder in Schulen, in denen konkurrierendes Verhalten erlaubt, ja geradezu ermuntert wird, wo jene belohnt werden, die am »besten« sind und am »meisten« lernen, wo »Leistung« gut benotet wird und diejenigen, die in ihrem eigenen Tempo voranschreiten, kaum toleriert werden? Was lernen eure Kinder daraus? Warum unterrichtet ihr eure Kinder nicht in Bewegung und Musik, lehrt sie nicht, Freude an Kunst, am Geheimnis der Märchen und den Wundern des Lebens zu finden? Warum bringt ihr nicht nach außen, was sich ganz natürlich im Kind findet, statt etwas in das Kind hineinzustecken, das für es unnatürlich ist? Und warum erlaubt ihr nicht, dass eure jungen Menschen lernen, kritisch zu denken, Probleme zu lösen und schöpferisch zu sein, das Instrumentarium ihrer eigenen Intuition und ihres tiefsten inneren Wissens zu nutzen, statt sich der Regeln und auswendig gelernter Systeme und Schlussfolgerungen einer Gesellschaft zu bedienen, die sich selbst bereits bewiesen hat, dass sie völlig unfähig ist, sich über diese Methoden weiterzuentwickeln, sie aber dennoch weiterhin anwendet? Und schließlich, lehrt sie Gedanken und Ideen, nicht Fachwissen. Entwerft einen neuen Lehrplan und baut ihn um drei Grundbegriffe herum auf: Bewusstheit – Ehrlichkeit – Verantwortungsgefühl Lehrt eure Kinder von klein auf, was es mit diesen Begriffen, mit diesen Grundgedanken auf sich hat. Lasst sie bis zum letzten Schultag in allem deutlich werden. Gründet euer gesamtes Erziehungssystem auf diese Grundbegriffe. Lasst alle Unterweisung tief in ihnen verwurzelt sein. Alle Geschichten, Erzählungen und Lehrstoffe von euren Fibeln bis hin zu euren anspruchsvollsten Lehrbüchern würden sich um diese Grundgedanken drehen. Das heißt, es würde sich um Geschichten über Bewusstheit und Gewahrsein handeln, um Geschichten, die mit Ehrlichkeit und mit Verantwortungsgefühl zu tun haben. Auch Aufsätze, die sie zu schreiben haben, würden sich um diese Grundbegriffe und andere damit verbundene Themen drehen, in dem Maße, wie die Kinder ihre Fähigkeit des Selbstausdrucks erweitern. Auch rechnerische Fähigkeiten würden innerhalb dieses Kontexts gelehrt werden. Mathematik ist nichts Abstraktes, sondern elementare Werkzeuge des Universums, um ein Leben zu leben. Der Unterricht in allen rechnerischen Fähigkeiten würde im Kontext einer umfassenderen Lebenserfahrung erfolgen, und zwar so, dass die Aufmerksamkeit konzentriert auf diese Grundbegriffe und ihre Ableitungen gerichtet sind. Sie ergeben sich sozusagen als »Nebenprodukte«. Das ganze Erziehungssystem kann sich auf diese Nebenprodukte gründen, die ihrerseits die Fächer eures gegenwärtigen Lehrplanes, in denen im Grunde nur Fakten gelehrt werden, ersetzen. Und es gibt noch viele andere solche Grundgedanken und Prinzipien, die alle Kinder zutiefst verstehen müssen, wenn sie sich weiterentwickeln und zu ganzheitlichen menschlichen Wesen heranwachsen sollen. Doch diese Dinge lehrt ihr nicht in euren Schulen. Diese Dinge, von denen wir jetzt sprechen, sind die wichtigsten Dinge im Leben, aber ihr unterrichtet sie nicht an der Schule. Ihr lehrt nicht, was es heißt, ehrlich zu sein. Ihr lehrt nicht, was Verantwortungsgefühl bedeutet. Ihr lehrt nicht, was es heißt, sich der Gefühle anderer Menschen bewusst zu sein und den Weg anderer Menschen zu respektieren. Ihr sagt, es sei die Aufgabe der Eltern, diese Dinge zu lehren. Doch Eltern können nur das weitergeben, was an sie weitergegeben worden ist. Denn die Kinder werden von den Sünden der Väter heimgesucht. Also lehrt ihr in eurem Zuhause dasselbe Zeug, das euch eure Eltern in ihrem Zuhause beigebracht haben. Erinnere dich an den wundervollen Spruch von Pogo, der Figur in Walt Kellys Comicstrip, und vergiss ihn nie: »Wir haben den Feind getroffen, und dieser Feind sind wir.« Wir haben Hunderte von Jahren immer wieder den gleichen Fehler gemacht, nicht wahr … Tausende von Jahren, mein Sohn. Ihr habt seit Tausenden von Jahren die gleichen Fehler gemacht. Die Menschheit hat sich seit der Zeit der Höhlenmenschen in ihren elementarsten Instinkten nicht viel weiterentwickelt. Doch jeder Versuch, das zu ändern, stößt auf Hohn und Spott. Auf jeden Aufruf, sich eure Werte anzuschauen und sie vielleicht sogar umzustrukturieren, wird mit Angst und dann mit Wut reagiert. Und jetzt kommt da der Gedanke von mir, doch tatsächlich höhere Prinzipien und Grundbegriffe in den Schulen zu lehren. Doch in hoch entwickelten Gesellschaften wird genau das getan. Ihr versteht die elementarsten Grundgedanken und Prinzipien zivilisierter Gesellschaften nicht. Ihr wisst nicht, wie ihr Konflikte gewaltlos lösen könnt. Ihr wisst nicht, wie man ohne Angst lebt. Ihr wisst nicht, wie man ohne eigensüchtiges Interesse handelt. Ihr wisst nicht, wie man bedingungslos liebt. Das sind– elementare – Voraussetzungen, und ihr seid noch nicht einmal ansatzweise zu deren vollem Verständnis gelangt, ganz zu schweigen davon, dass ihr sie eingeführt hättet… Eure Hoffnung liegt bei der nächsten Generation und der folgenden! Aber ihr müsst aufhören, sie mit den Methoden der Vergangenheit zu knebeln. Diese Methoden haben nicht funktioniert. Sie haben euch nicht dahin gebracht, wohin sie euch bringen sollten. Aber wenn ihr nicht aufpasst, werdet ihr genau dahin gelangen, worauf ihr schon zusteuert! Also kehrt endlich um! Setzt euch gemeinsam hin und sammelt eure Gedanken. Schafft euch die großartigste Vision aller großartigen Visionen, die ihr jemals von euch als Menschengeschlecht hattet. Nehmt dann die Werte und Grundgedanken und Prinzipien, die eine solche Vision unterstützen und fördern, und lehrt sie überall in euren Schulen. Warum nicht Kurse geben wie zum Beispiel… Verständnis von Macht, Friedliche Konfliktlösung, Elemente liebender Beziehungen, Persönlichkeit und Selbstschöpfung, Körper, Geist und Seele: Wie sie funktionieren, der Umgang mit Kreativität, das eigene Selbst feiern, andere wertschätzen, freudvoller Ausdruck der Sexualität, Unterschiede und Gleichheiten, Ethische Ökonomie, Kreatives Bewusstsein und Geisteskraft, Bewusstheit und Wachsamkeit, Sichtbarkeit und Transparenz, Wissenschaft und Spiritualität Als Heiji nachhause kam aß er wie die anderen auch zu Abend. Yusaku hielt sich am Tisch noch bewusst zurück, deutete ihm an als er fertig war und die anderen die Küche verließen mit ihm noch die Küche aufzuräumen. Was Heiji artig machte. Er hatte in der Gegenwart des Vaters seines Freundes ein mulmiges Gefühl. Was Yusaku durchaus merkte. „Komm bitte mit hoch. Ich habe noch etwas mit dir zu besprechen“, sagte er, nachdem er die Spülmaschine eingeschaltete hatte. Heiji tat wie ihm geheißen. Er folgte dem Vater seines Freundes in dessen Zimmer. Er schluckte während Yusaku die Tür hinter ihnen schloss: „Komm mit“, forderte er ihn auf: „Setz dich. Ich möchte dir etwas zeigen.“ Während Heiji sich auf das Sofa setzte holte Yusaku das kleine Buch aus seinem Schreibtisch heraus. „Hier“, gab er es dem Oberschülerdetektiv in die Hände. „Was is das?“, war Heiji darüber irritiert. „Schlag es auf“, meinte Yusaku jedoch nur. „Blutdruck- und Pulswerte?“, sprach Heiji aus was er auf den Seiten des Buches vorfand. Als er den Vater seines Freundes nicken sah, war er sprachlos. „In der linken Spalte stehen die Werte, die ich euch genannt habe. Rechts die Werte, die ich wirklich gemessen habe.“ „Oh, um Himmelswillen! Das is ja-“, sprach Heiji den Satz nicht zu Ende, als er begriffen hatte, was das zu bedeuten hatte. Entsetzt sah er den Vater seines Freundes an. „Ja, ich habe euch nicht die Wahrheit gesagt“, räumte Yusaku nun offen ein. „Aber warum?“, konnte Heiji das nicht verstehen. Er war ganz erschüttert. „Ich hatte einen Plan“, begann Yusaku seine Erklärung auf dieselbe Weise wie schon am Nachmittag bei Ai: „Und der beinhaltete nicht, dass ich dich einweihte. Bevor du jetzt sauer wirst. Dieses Schmierentheater tut mir leid. Aber hör mir bitte zu: Ich möchte es dir erklären. Was ich wollte war, dass du es selbst heraus findest. Ich wollte, dass du derjenige bist, der mit Shinichi spricht. Ich dachte mir, du als sein Freund würdest besser an ihn herankommen. Besser als ich als sein Vater. Ich weiß, dass es zuweilen leichter ist Probleme mit seinen Freunden, als mit seinen Eltern zu besprechen. Nun es hat leider nicht so funktioniert, wie ich es wollte aber es war mir einen Versuch wert. Mir war wichtig, dass Shinichi es von selbst einsieht.“ Heiji verstand das. Er fühlte sich immer noch etwas erschlagen, aber sauer fühlte er sich nicht. Eher bestürzt. „Ich hätt ihm gern geholfn“, sagte Heiji nach kurzem Schweigen. „Ich weiß, deshalb habe ich ihn dir anvertraut“, legte Yusaku ihm, mit einem aufmunternden Lächeln, die Hand auf die Schulter: „Sagst du bitte noch Kaito Bescheid.“ Heiji nickte und machte es gleich. Im Zimmer sah er, das Handy in die Hand genommen, zu dem geschrumpften Shinichi. „Hallo Heiji“, grüßte Kaito ihn, der die Nummer auf dem Display erkannt hatte: „hast du dich entschieden?“ Heijis Gesichtsausdruck auf seinem kleinen Freund war betrübt. Er überging die Frage und brachte es gleich auf den Punkt. Der Miniatur- Shinichi hörte es ihn sagen. „Das Gegenmittelexperiment is beendet.“ „Heißt das ich muss die Kapseln wieder zurückgeben?“, der Dieb klang ein wenig enttäuscht: „Ich hatte mich gerade an diese kleinen rot-weißen Pillen gewöhnt“, scherzte er. Heiji konnte darüber ironisch lächeln. „Ich bringe sie morgen vorbei“, sagte Kaito ernst. „Gut, mach das“, antwortete Heiji bevor er auflegte. Danach setzte Heiji sich bedrückt auf sein Bett. Er sah erneut zu seinem zwangsgeschrumpften Freund, wollte etwas sagen. Doch er machte den Mund traurig sofort wieder zu, als er sah wie der zwangsgeschrumpfte Shinichi seinen Kopf bitter zur Seite von ihm weg drehte. Beide sprachen nicht miteinander. Später Yusaku kam nach den beiden sehen. „Immer noch nichts?“, schaute er beide mit einem skeptischen Blick an: „Ihr habt doch nicht doch noch zwei behalten!?“, stemmte er kritisch die Hände gegen die Hüften, verzog dabei grübelnd den Mundwinkel, blieb kurz überlegend an Ort und Stelle stehen. Er sah in die Gesichter der zwei. Heijis Blick, der versicherte, dass sie unschuldig waren und in das teilnahmslose Gesicht seines Sohnes, als sich die Blicke von Vater und Sohn für einen Moment begegneten, bevor es sein Sohn war, der den Kontakt abbrach. Sein Vater ging. Als sein Vater wieder kam und erneut nach seinem Sohn, sowie Heiji, schaute, hatte sich bei seinem Kind immer noch nichts getan. Abgesehen davon, dass der geschrumpfte Shinichi abgeschlagen war- was er jedoch ohnehin schon den ganzen Tag war und das somit nichts sonderlich auffälliges oder neues war- lag er reglos im Bett. Ohne etwas dagegen zu tun nahm er es hin, wenn sein Vater sein Handgelenk zur Kontrolle des Pulses in seine Hand nahm oder sie ihm davor oder danach auf die Stirn legte. Ebenso ließ er die besorgten Blicke seines Freundes und seines Vaters über sich ergehen. Yusaku erkundigte sich jedes Mal bei ihm: „Wie fühlst du dich“ oder fragte ihn: „Hast du Schmerzen?“ „Es geht.“ Er antwortete nur in knappen Zweiwortsätzen oder sagte einfach nur: „Ja“ oder „Nein“. Yusaku und Heiji auch wurden desto später es wurde allmählich angespannter. Bis in den späten Abend hinein gab es keine Anzeichen, dass das Gegenmittel an Wirkung verlor. Während Heiji die ganze Zeit mit ihm im Zimmer blieb, kam Yusaku in regelmäßigen Abständen immer wieder um nach dem Rechten zu sehen. Abgesehen davon, dass sein Sohn, müde zwar dalag ging es ihm erstaunlich gut. Er selbst und Heiji hatten ebenfalls keinerlei Beschwerden. Verwundert darüber setze Yusaku sich in seinem Zimmer mit dem Professor und Ai in Verbindung. „Es tut sich nichts“, war er irritiert. „Rein gar nichts. Zu schön um wahr zu sein!“, meinte er der Sache nicht ganz über den Weg trauend. „Bei mir und Ai auch nicht“, war der Professor ebenfalls verunsichert. „Was machen wir jetzt?“, überlegte Yusaku laut: „Es scheint ja schon fast so als gäbe es keinerlei Probleme.“ Der Professor schaute zu Ai, die ratlos mit den Schultern zuckte. „Wollt ihr dennoch zu uns kommen? Wir haben schon alles für euch vorbereitet.“ „Ist vielleicht doch das Beste“, mutmaßte Yusaku: „Bevor wir noch den Tag vor dem Abend loben. Ich packe ihn ins Auto und komme mit ihnen rüber. Bis gleich.“ „Ran schläft. Was heißt, dass wir gehen können“, gab er Heiji die kurze Information, der der Anweisung sofort nachkam und sich fertig machte. Yukiko drehte sich matt, als sie das hereinscheinende Licht der Türe in das Schlafzimmer wahrnahm. „Wir gehen jetzt rüber“, sagte ihr Mann auch ihr Beschied. Doch sie lehnte: „Ich komme nicht mit“ ab. „Du musst mitkommen!“, schaute Yusaku seine Frau stirnrunzelnd an, bis er verstand, dass das ihr voller Ernst war: „Das geht nicht! Du kannst nicht hier bleiben. Schon gar nicht alleine!“, war er damit überhaupt nicht einverstanden. „Doch! Ich komme nicht mit“, beharrte Yukiko, sich mühsam aufgesetzt, auf ihrer Meinung. Er hörte es aus ihrer Stimme heraus, dass sie ihre Nase zu sitzen hatte. Sie zuckte zusammen, als sie ihn mit schnellen Schritten zu ihr ans Bett kommen sah. Verärgert stemmte er sich mit den Händen auf dem Laken ab. Sein Gesicht war nicht weit von ihrem entfernt. „Zieh dich an: Du kommst mit! Ich diskutiere nicht mit dir!“, forderte er sie warnend auf. „Nein!“, blieb sie bei ihrer Meinung. Patzig drehte sie sich weg von ihm. „Vergiss es“, wurde Yusakus Ton rauer: „Keiner von uns weiß, wie sich das Absetzen auswirken wird. Du auch nicht und ich werde dich mit Sicherheit nicht alleine hier zurück lassen!“, fasste er sie an beiden Schultern, drehte sie zu sich: „Das ist zu riskant!“, war er wütend: „Hast du Fieber?“ Ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte hatte Yusaku seine Hand auf ihrer Stirn: „Mit Fieber bleibst du noch weniger alleine hier. Jetzt steh auf und komm!“, wollte er sie auf die Beine ziehen. „Nein!“, hielt sie immer noch dagegen. Weshalb Yusaku ihr drohte: „Jetzt komm! Sonst-“ „Was sonst?“, schrie sie, angefangen zu weinen, fast zurück. „Weißt du was: Dann bleib doch hier und mach was du willst!“ Yusaku hatte genug von ihr. Er begegnete Heiji auf dem Flur, nahm seinen Sohn auf den Arm. Der Mini-Shinichi spürte, an der Art wie er hochgenommen wurde, die Verärgerung seines Vaters. Auch wenn dieser ihn dennoch sanft gehoben hatte, jagte ihm die Bewegung in Kombination mit dem Gesichtsdruck seines Vaters einen Schrecken ein. Auch Heiji merkte das und hörte wie aufs Wort, als Yusaku ihm seinen Sohn auf dem Rücksitz des Autos übergab. Am Haus des Professors nahm Yusaku seinen Sohn wieder selbst. „Da seid ihr ja“, nahm der Professor die drei erfreut und auch erleichtert sie zu sehen in Empfang. „Wo ist Ai?“, erkundigte Yusaku seinen Sohn im Wohnzimmer, das wie in ein Schlafzimmer umfunktioniert worden war, abgelegt hatte. „Sie war müde und ist schlafen gegangen. Sie sagte wir sollten sie wecken falls etwas sein sollte.“ „Alleine?“, war Heiji ein kleinwenig entsetzt. Er selbst hatte schon Schieß vor dieser Nacht. Von daher war er fast schon ein wenig von Ais scheinbarer Gelassenheit beeindruckt. Yusaku dagegen nahm das einfach so hin. „Sie sagte was würde es bringen sich verrückt zu machen und meinte wir sollten lieber unsere Kräfte schonen und auch versuchen zu schlafen.“ „Na, dann tun wir das mal“, war Yusaku bemüht es gelassen zu nehmen. Er deckte seinen Sohn zu, legte sich dann neben ihn. Heiji und der Professor folgten seinem Beispiel. Es war ruhig im dunklen Zimmer. Keiner sprach, obwohl jeder von ihnen noch wach war. Jeder von ihnen in seine eigene Gedankenwelt vertieft. In dieser Nacht wurde der geschrumpfte Shinichi von durchdringenden Schmerzen geweckt. Sie waren nicht so schlimm wie sonst. Dennoch unangenehm. Innerlich machte er sich schon auf schlimmeres gefasst. Doch widererwarten blieb es auszuhalten. Immer wieder musste er periodische Schübe über sich ergehen lassen. In diesen Phasen biss er sich auf die Lippe, atmete etwas angestrengter. Zunächst waren sie noch auszuhalten und seine angestrengte Atmung wurde durch anfänglich erst leises Winseln, bewusst leise gehalten, kaum übertönt. Doch in gleichem Maße wie die Stärke der Schmerzen zunahm wurde auch das Winseln lauter, sowie sein Atmen immer mehr zu hastigem und die Zähne zusammenbeißenden Stöhnen überging. Es wurde immer schlimmer, bis es sich zum Rande des Ertragbaren steigerte. Mit Entsetzen musste Rans Freund feststellen, dass er die gleiche Art und Intensivität von Schmerzen empfand wie an den Tagen an denen er von Shinichi zurück zu Conan schrumpfte. Alles tat ihm weh, es war kaum zu ertragen. Nicht nur, dass ihm unsagbar heiß war - dieses Stechen in der Brust. Er hatte das Gefühl alles in seinem ganzen Körper würde zerreißen oder zerspringen. Sein Vater und seine Freunde wurden durch sein Schreien aus dem Schlaf gerissen. Obwohl Heiji wie der Professor und Yusaku sofort zur Stelle war konnte er nichts für den Mini-Shinichi tun. Ai musste erst gar nicht geholt werden. Ihr war sein Aufschrei ebenfalls durch Mark und Bein gegangen. Er hatte noch nicht einmal damit aufgehört, da war sie auch schon aus dem Bett geeilt. Wie sie konnten Heiji, der Professor und auch Yusaku nichts dagegen unternehmen. Außer das sie alle gemeinsam bei ihm blieben, ihm die Stirn kühlten, ihm beim atmen halfen, seine Vitalfunktionen im Blick behielten und beruhigend auf ihn einsprachen. So kam es dass alle live dabei zuschauen konnten wie ihr Freund und Sohn fast vor ihren Augen zusammenbrach. Es gab keinen unter ihnen, der sich nicht unsicher fühlte. Die Blicke der Männer waren hilfesuchend auf Ai gerichtet, die aber auch keine Ahnung hatte. Keiner von ihnen wusste wirklich, wie sie ihm helfen konnten. Jeder der vier hätte Alles getan, um ihm das Leid zu lindern, ihm die Schmerzen zunehmen und wenn nur soweit wie sie für ihn nur auf erträgliches Maß reduziert würden. Werd ich jetzt etwa zu Shinichi?, war der letze Gedanke, der Rans Freund noch hoffnungsvoll durch den Kopf ging, bevor er außer Atem das Bewusstsein verlor. „Shinichi? Shinichi!?“, reagierte er nicht mehr auf die besorgte Ansprache aller im Raum. Sofort wurde er von seinem Vater und Heiji, die am nächsten direkt neben ihm saßen, in die stabile Seitenlage gelegt. „Puls hat er“, hatte Yusaku es mit großer Erleichterung kontrolliert. Ebenso blieb die Atmung weiterhin vorhanden. Gemeinsam blieben die vier an der Seite des ohnmächtig gewordenen Mini-Shinichis. Die Erleichterung und Freude war umso größer, als Yusakus Sohn schon kurzdarauf wieder zu sich kam. Innerhalb von ein paar Minuten schlief er feste ein, sodass er gar nicht mehr merkte, wie sein Vater ihn wieder hinlegte. Yukikos Mann, als auch die anderen blieben auf. Keiner von ihnen machte in dieser Nacht noch ein Auge zu. Was sie nach einer Weile, vom größten Schrecken erholt, taten, war sich wieder zuzudecken und neben ihn hinzulegen. Der Professor teilte seine Decke mit Ai. Auch sie fühlten sich körperlich unwohl. Doch so etwas wie Schmerzen hatten sie nicht. Später „Was is mit ihm?“, war es Heiji der Yusaku, auf diesen aufmerksam geworden, sofort besorgt fragte. „Er wird kalt“, teilte er ihm seine Beobachtung mit. Auch Ai kam nachsehen. „Deckt ihn gut zu“, sagte sie, während Yusaku genau das längst tat. Zuerst zog er die Decke nur höher bis zum Hals seines Sohnes. Was allerdings länger gesehen nicht ausreichte. Denn sein Kind kühlte weiterhin aus. „In meinem Zimmer sind neben meiner Decke noch zwei Wolldecken. Bring sie mit“, rief Ai Heiji nach. Der Professor stellte die Heizung auf die höchste Stufe. Yusaku zog dem kleinen Shinichi das durchgeschwitzte T-Shirt aus und zog ihm stattdessen von Agasa erst zwei Pullover, später noch einen weiteren übereinander. „Jetzt ist es ungefähr so wie damals“, erinnerte er sich zurück: „als wir ihn das erste Mal nach der Rückschrumpfung gesehen haben“, nahm Yusaku seinen Sohn behutsam mit zu sich unter seine Decke, beließ ihn dabei gut in seinen eigenen Decken umhüllt. Sanft hielt sein Kind neben sich im Arm. Der Mini-Shinichi bekam vom Umsorgen um ihn nicht wirklich was mit. Er spürte nur unterschwellig in seinem schläfrigen-dämmer Zustand, dass er fror. Er hatte keine Schmerzen mehr. Er nahm nur wage dieses Taubheitsgefühl wahr. Er war so müde, so müde. „Ja“, Ai und Heiji schauten einander bedrückt an und auch der Professor seufzte bekümmert. „Biber“, fröstelte einige Zeit später auch Yusaku, sich zaghaft mit seinem Sohn auf dem Arm aufrichtend: „Mir wird langsam zu kalt“, setze er sich das erklärt mit dem Rücken an die Heizung: „Ich könnte statt ihm auch einen Kühlschrank umarmen“, scherzte er wenigstens mit Humor. Müde döste er mit dem geschrumpften Shinichi, weiterhin sich und ihn gut von Decken umhüllt, in den frühen Morgenstunden ein wenig wie auch die anderen vor sich hin. Donnerstagmorgen 30. November Es war noch dunkel, als Yusaku seinen Sohn neben der Heizung ablegte und sich daran machte seine Schuhe anzuziehen. „Wohin gehst du?“, hörte er den Professor fragen. „Nachhause. Frühstück machen“, richtete sich Yukikos Mann auf: „Kogoro und Kazuha verlassen sich voraussichtlich auf mich und ich will ja nicht das sie hungrig zur Arbeit gehen müssen. Und außerdem“, zog er den Mantel über: „Ich habe immer das Frühstück gemacht. Es würde auffallen würde ich es nicht auch jetzt tun.“ Heiji, der das mitbekommen hatte setze sich ebenfalls auf. Gerädert rieb er sich durchs Gesicht. „Bleib du hier und schlaf dich aus“, warf Yusaku von oben herab einen Blick auf ihn: „Ich rufe im Präsidium an.“ Damit ging er zu seinem Sohn und strich ihm zum Abschied noch einmal über den Kopf: „Ich vertraue ihn eurer Obhut an. Ich werde nicht allzu lange wegbleiben. Und wenn etwas sein sollte, ihr habt meine Nummer“, verabschiedete sich Shinichis Vater vom Professor und dem Freund seines Freundes. Ai weckte er nicht. Mit einem flüchtigen Schmunzeln ließ er sich von Agasa zur Haustüre begleiten und fuhr nachhause. Kazuha, die erste war, wünschte er, als er sie sah einen guten Morgen. Verhalten wünschte sie ihm das gleiche und kam seinem Angebot sich zu setzen nach. Während auch Kogoro zum Frühstücken und Zeitunglesen in die Küche kam, ging Yusaku duschen. Bevor er anschließend, die Küche aufgeräumt, wieder ging holte er aus seinem Zimmer noch einen Notizblock, das Buch mit den Blutdrücken und den Brief von Ran an seinen Sohn aus der Schreibtischschublade, welche er neben seinem Laptop in einer Aktentasche verstauchte. Einen Moment verharrte die Hand über dem Kartenstapel über dem Regalbrett, ehe sie zuschnappte. Damit bereits auf den Flur gegangen blieb er kurz unschlüssig, mit dem Blick auf die Schlafzimmertüre, stehen. Er öffnete die Tür. Yukiko setzte sich im Bett auf. Ihr Mann ging wortlos. „Hallo, Tadashi“, grüßte Yukikos Mann freundlich das kleine Kind, welches vom Wohnzimmer aus vor Freude quietschend angelaufen kam: „Na, bist du auch schon wach?“, hob er den Jungen auf den Arm und nahm ihn mit in die Küche. „Yusaku“, hieß Agasa ihn herzlich willkommen. „Shinichi schläft?“, wurde seine Vermutung vom Nicken bestätigt. Er setzte sich neben seinen alten Freund. Zusammen mit ihm und mit Tadashi auf dem Schoß frühstückte er. Als er das getan hatte räumte er sein Geschirr weg und verschaffte sich so Platz auf dem Tisch. Aus der Tasche packte er Notizblock und Buch aus. „Hm“, sagte er die Sache angepackt: „Dann wollen wir mal sehen, ob wir alles haben“, überlegte er das zweigeteilte Blatt mit den Überschriften „Gegebenes“ und „Gesuchtes“ betrachtend. Auf der Gegebenes-Seite waren alle Symptome und Beschwerden seines Sohnes aufgelistet, auf der „Gesuchtes“ dagegen alle Überlegungen den Ursachen bezüglich: Herzrhythmusbeeinträchtigung: Herz- Überanstrengung? Kreislaufproblem: Blutdruck: Herz= Überbeanspruchung- Anstrengung? Schmerzen? Schwindel: Blutdruck, Übelkeit, Erbrechen: Schwindel, Psyche (erhöhte) Temperatur(en): Anstrengung, Fieber (Abwehrreaktion, Immunabwehr (Abstoßung? Allergische Reaktion?)? Schweißausbrüche: Kreislauf- Blutdruck, Anstrengung, Schmerzen, erbrechen Akute Luftnot: ? Gleichgewichtsbeeinträchtigung: Schwindel Schmerzattacken (schubweise): ? Dauerschmerz: akut? chronischer Prozess (Entzündungsherd, Organschädigung, Verstoffwechslung)? Starke allgemeine Erschöpfung: erbrechen, Anstrengung, Kreislauf Darunter ergänzte er: Frieren/auskühlen (ohne körperliche Abwehrreaktion) und Verzögerung der 24-Stundenfrist? Gemeinsam mit dem Professor dachte er über weitere in Frage kommende Hintergründe und Ursachen im Zusammenhang mit dem Gegenmittel nach. Yukiko lag noch immer wach. Seit sie ihren Mann vor einigen Stunden gesehen hatte, war es ihr nicht mehr gelungen noch einmal einzuschlafen. Obwohl sie starke Kopfschmerzen hatte und sich müde fühlte, war sie zu aufgewühlt um zur Ruhe zu kommen. Shinichi, beschäftigten die Gedanken bezüglich ihres Sohnes sie unentwegt. Sie dachte die ganze Zeit schon über an ihn. Sie machte sich einfach zu große Sorgen. Auch wenn der stumme Besuch ihre Mannes sie insoweit beruhigte, dass sie davon ausging, dass ihr Mann sie darüber doch Infomiert hätte, würde es ihrem Sohn wirklich schlecht gehen. Und das er hier war… Sie konnte sich denken, dass er sich nur vergewissern wollte, dass auch sie okay war. Wieder mal… Ran hingegen nahm in ihrem Zimmer ihr Buch zur Hand und las dort weiter, wo sie gestern aufgehort hatte: Viel davon wird schon jetzt unterrichtet. Wir nennen es Gesellschafts- oder Gemeinschaftskunde. Ich spreche nicht von einer zweitägigen Unterrichtseinheit innerhalb eines Faches. Ich spreche von gesonderten Kursen zu diesen Themen. Ich spreche von einer vollständigen Korrektur eurer Lehrpläne für die Schulen. Ich spreche von einem auf Werte gegründeten Lehrplan, der weitgehend auf die Vermittlung von Fakten ausgerichtet ist. Ich spreche davon, dass ihr die Aufmerksamkeit der Kinder so sehr auf das Verständnis dieser Grundgedanken und der theoretischen Strukturen, die um ihr Wertsystem aufgebaut werden können, richtet, wie ihr sie derzeit auf die Daten und Fakten und Statistiken lenkt. In den hoch entwickelten Gesellschaften eurer Galaxis und eures Universums (Gesellschaften, über die ich spezifischer in Band 3 sprechen werde), werden die Nachkommen schon von Kindesbeinen an über Lebensprinzipien unterrichtet. Was ihr »Fakten« nennt, die in jenen Gesellschaften für weitaus weniger wichtig gehalten werden, wird erst sehr viel später gelehrt. Auf eurem Planeten habt ihr eine Gesellschaft geschaffen, in der Hänschen zwar schon lesen gelernt hat, noch bevor er in die Grundschule kommt, aber noch nicht gelernt hat, seinen Bruder nicht zu beißen. Und Susi lernt immer früher, perfekt zu multiplizieren, hat aber immer noch nicht gelernt, dass an ihrem Körper nichts ist, wofür sie sich zu schämen oder zu genieren braucht. Gegenwärtig dienen eure Schulen hauptsächlich als Lieferant für Antworten. Es wäre viel vorteilhafter, wenn ihre vorrangige Funktion darin bestünde, Fragen zu stellen. Was heißt es, ehrlich zu sein oder verantwortungsbewusst oder »fair«? Was bedeutet das praktisch? Und was heißt 2 + 2 = 4? Was bedeutet das praktisch? Hochentwickelte Gesellschaften ermuntern alle Kinder dazu, die Antworten für sich selbst zu entdecken und zu erschaffen. Aber … aber das würde zum Chaos führen! Im Gegensatz zu den unchaotischen Verhältnissen, unter denen ihr jetzt euer Leben lebt … Okay, okay … es würde also zu noch mehr Chaos führen. Am frühen Nachmittag setzte Heiji sich auf. Während er gähnte wurde er auf die Konversation aufmerksam. Yusaku, wenn auch in seine Unterhaltung mit dem Professor vertieft, wurde aus dem Augenwinkel heraus ebenfalls aufmerksam. „Hallo“, besah er ihn, wie der Freund seines Sohnes zögernd den Anschein machte sich dazusetzen zu wollen: „Komm schon“, stand Yusaku auf: „Setz dich“, stellte er das Essen zurück auf den Tisch: „Ich beiß dich schon nicht“, sagte er neutral, als er sich wieder hinsetzte. Der Freund seines Sohnes setzte sich neben den Professor. Yusaku dies beobachtet zog die Augenbrauen in die Höhe: „Du fragst dich immer noch seit gestern Abend, ob ich nicht doch wütend auf euch bin und erwartest noch das große Donnerwetter. Ich persönlich würde es gerne jetzt dabei belassen. Wenn du dich hingegen wohler fühlen solltest, kann ich dir natürlich auch gerne noch die Standpauke halten. Ich habe sie fertig.“ Er grinste wohlwollend. „Sind Sie wirklich nich sauer?“, konnte Heiji das nicht so recht glauben. „Nein“, führte Yusaku schlicht weiter aus: „Bin ich nicht. Man könnte wohl sagen etwas enttäuscht von euch, dass ihr nicht eher gekommen seid. Aber gebt mir etwas Zeit, dann komme ich darüber schon hinweg. Schließlich kann ich euren Standpunkt schon verstehen“, räumte er versöhnlich ein. „Und noch was“, meinte er dann: „Sag ruhig du zu mir. Schließlich haben wir beide jemanden für den es sich lohnt an einem Strang zu ziehen“, Yusaku lächelte den Freund seines Sohnes beherzt an: „und nun komm und hilf uns hierbei“, zeigte er Heiji die bisherigen Notizen. Heiji besah sie sich. Shinichis Vater wie auch Agasa schauten zu wie sich die zunächst konzentriert lesende Mine veränderte. „Was ist?“, war es Agasa, der nachfragte. Heijis grüblerische Antwort ließ noch einen Augenblick auf sich warten. Ehe er zurückhaltend mitteilte, welche Überlegung ihm gerade gekommen war: „Hier bei den erhöhten Temperaturen. Ich weiß es auch nicht, aber könnte es nicht vielleicht auch sein, dass sie für diesen Wachstums- Schrumpfungsprozess an sich wichtig sind und deshalb von Shinichis Körper produziert werden?“ „Hm“, stimmte Yusaku der Hypothese durchaus zu. „Seine Kochen fühlen sich an als würden sie schmelzen“, fügte Heiji noch hinzu. „Das weißt du von Shinichi?“, riet Agasa. „Er hat es mir ma gesagt“, Heijis Gesichtsausdruck hatte nichts von seiner grüblerischen Art verloren, obwohl er sich jetzt gedreht hatte, sodass er seinen Freund direkt ansehen konnte. Es war ihm anzusehen wie traurig er wieder beim Anblick des Mini- Shinichis geworden war. „Kopf hoch“, klopfte Yusaku, dem das wie auch dem Professor nicht entgegen war auf die Schulter. „Ja“, versuchte auch Ais Mitbewohner ihn aufzumuntern: „mach dir keine Sorgen. Das wird schon wieder“. „Nein“, kam es von Heiji: „Das glaube ich nich.“ Er seufzte niedergeschlagen. „Ach doch sicher“, entgegnete Yusaku: „Er wird bockig sein, aber das ist in Anbetracht der Umstände schon verständlich.“ Er wandte sich wieder dem Notizblock zu: „Solange er bockig ist weiß ich mit ihm umzugehen. Nur wenn er keinerlei Reaktionen zeigt bin ich verloren“, scherzte er verhalten dabei. Der geschrumpfte Shinichi regte sich am späten Nachmittag, es war bereits dunkel draußen, wenn auch nur minimal, stöhnte dabei schmerzhaft auf. Seinen Kopf nicht mal ganz von der Unterlage hochgehoben, ließ er ihn schon wieder auf das Laken sinken. Er hatte keine Kraft. Müde schloss er seine Augen wieder, während sein Vater auf ihn zukam. „Schön, dass du jetzt wieder wach bist“, sagte er bei seinem Sohn angekommen: „Hey“, lachte sein Vater sanft: „mach deine Augen wieder auf. Das funktioniert nicht.“ Yusakus Blick auf seinen Sohn war mitfühlend, als er in die matten Augen seines schwachen Kindes sah. „Ich hab es versaut.“ Die Stimme von Rans kleinem Freund klang kratzig und rau. Traurigkeit und Frustration dabei nicht zu überhören. Die Antwort seines Vaters war schlicht gesagt: „Ja.“ Der geschrumpfte Shinichi sagte nichts. So sagte auch Yusaku nichts weiter. Nach kurzem anschweigen stand Yusaku wieder auf: „Ich werde jetzt gleich mit Kochen anfangen. Gibt es etwas, was du gleich gerne haben würdest?“ „Ich will nichts“, lehnte sein Sohn deprimiert ab. Yusaku ging darauf nicht weiter ein. Heiji war nicht bis zu seinem Freund gegangen. Allein durch die Tatsache, dass dieser die Augen wieder schloss, als er zu ihm hin sah, bestätigte ihn darin, dass Shinichi nichts von ihm wissen wollte. Traurig stand er da. Es wurde ihm ein Messer in die Hand gedrückt: „Hier schneid das Gemüse.“ „Ich kann nich Kochen“, war der Jüngste nicht gerade erfreut über diese Aufgabe. „Na, dann lernst du es jetzt. Von mir und dem Professor. Glaub uns Frauen lassen sich von einem Mann, der gut kochen kann immer beeindrucken. Stimmt‘s?“, richtete sich Yusaku erst an Heiji, dann an seinen Freund. Der auch gut gelaunt: „Ja, und ob“, lachend beherzt zustimmte. „Ich will sie nicht beeindrucken.“ „Ach nein? Auch andere Mütter haben hübsche Töchter. Und überhaupt wer sagt denn, dass ich auf Kazuha anspiele?“ Yusaku und Agasa, die am Herd standen, verzichteten darauf ihrer Belustigung durch Mimik Ausdruck zu geben. Heiji der das weniger spaßig fand, wurde charmant von der Seite her durch Yusaku angelächelt. Ehe das Thema vom Tisch war. Themen wie es ums Yusakus Ehe stand, um Heijis Nicht-Beziehung oder die näher mit Shinichi sei es dem Gegenmittelexperiment noch der Organisation zu tun hatten fanden keine weitere Anwendung. Während der geschrumpfte Shinichi immer noch im Wohnzimmer sehr müde vor sich hin döste, kam Ai zum Kochen mit Tadashi noch dazu. Yusaku behielt einen wohlwollenden Blick auf Heiji wie er Ai von sich aus half. Hier oder da gab er einen Tipp, wie dieser das Gemüse noch besser herrichten konnte. Heiji selbst taute dabei etwas auf. Ging mehr aus sich heraus. Das ein oder andere Mal konnte auch er mit lachen. Solange das Essen vor sich hin köchelte unterhielt man sich weiterhin über Kochrezepte, dazu übergehend Light- und Vollkostprodukte zu diskutieren. Wobei Ai um ihre Kritik an den Vorlieben des Professors keinen Hehl machte und dieser sich resolut gegen sie versuchte zu behaupten. Nur leider bekam sie von Yusaku öfter recht als er. Der wie Heiji- er berichtete und prahlte mit den Kochkünsten seiner Mutter- seinen Spaß hatte. So das Yusaku meinte er wolle mal bei ihnen zum Kochen und anschließenden Essen vorbei kommen. Tadashi stattdessen spielte vergnügt mit Töpfen, die er aus dem Schrank ausgeräumt hatte herum. Der geschrumpfte Shinichi hörte die anderen vom Wohnbereich aus. Er ärgerte sich über den Lärm den sie machten. Da er immer noch sehr müde war, wollte er einfach nur seine Ruhe, um weiter zu schlafen. Doch er kam nur zu weiterem dösen. Als sein Vater Rans Namen an sein Handy gegangen in den Mund nahm, richtete sich seine Aufmerksamkeit kurz auf diesen Umstand. So schnell er sich jedoch dafür interessiert hatte so schnell war es ihm dann allerdings auch gleichgültig. Nichts von dem um sich herum hören wollend drehte er sich etwas auf die andere Seite und schloss die Augen wieder. Doch er hörte es zu seinem Bedauern und seiner Verärgerung weiterhin. „Hallo Liebes!“ „Wann kommst du nachhause?“ „Das weiß ich noch nicht. Ich denke später“, setze Yusaku sich ein Stück von den anderen ab, sodass das Brutzeln der Pfanne nicht mehr zu hören war. „Also kommst du nicht zum Abendessen?“ „Nein, esst ohne mich.“ Yusaku merkte das Ran sich noch nicht verabschiedete: „Ist noch was?“ „Du hast nicht zufällig Conan gesehen?“, hörte er sie fragen. „Conan?“, Yusaku lachte auf: „Doch. Der ist bei mir. Ich hatte ihn mitgenommen, als ich zu Tunis gefahren bin. Ich dachte er könnte etwas Abwechslung vertragen und dachte bei dieser Gelegenheit könnte ich mal mit ihm reden.“ „Ja? Da bin ich erleichtert. Danke Yusaku“, hörte er Ran tief durchatmen, bevor sie bang-hoffnungsvoll nachfragte: „Konntest du etwas herausfinden?“ „Leider nein, Liebes. Mir wollte er auch nichts sagen. Am besten wir lassen es erst einmal beruhen. Ich habe das Gefühl, dass er es uns einfach nicht sagen möchte. Ich weiß, dass du besorgt bist, aber lass uns einfach noch etwas warten. Wenn er soweit ist, kommt er sicher von selbst.“ „Meinst du“, war Ran skeptisch davon nur mäßig getröstet. „Ja“, setzte Yusaku so noch einmal beherzt nach: „Mach dir keine Sorgen. Und hey immerhin hat er sich vorhin mit einem anderen Jungen angefreundet. Der kleine Keiichi hat nette Eltern. Ich habe mich von ihnen einladen lassen.“ „Das ist ja schön“, war Ran darüber zwar ziemlich überrascht, aber auch sehr erfreut. „Keiichi hat ihm gerade sein Zimmer gezeigt. Die zwei fragen, ob Conan bei ihm schlafen darf. Seine Eltern sind einverstanden. Jetzt müssen nur noch wir ja sagen. Bist du damit einverstanden?“ „Äh, ja“, stimmte Ran doch über diese Neuigkeit etwas überrumpelt zu: „Wenn du meinst, dass seine Eltern in Ordnung sind.“ „Ich denke schon“, beruhigte Yusaku sie da. Er lachte: „Ich werde jetzt noch zusammen mit ihnen Essen. Dann komme ich danach nachhause, ja. Bis dann, liebes.“ „Ja, gut. Bis dann“, hörte er sie noch, bevor er auflegte. Sein Handy abgelegt kehrte er zu den anderen zurück. Ran hingegen widmete sich dem Text weiter: Ich rede nicht davon, dass eure Schulen eurer Nachkommenschaft nie irgendetwas von dem, was ihr über diese Dinge gelernt oder beschlossen habt, tatsächlich vermitteln. Ganz im Gegenteil. Schulen dienen ihren Schülern, wenn sie ihnen mitteilen, was die Älteren in der Vergangenheit gelernt und entdeckt, entschieden und gewählt haben. Die Schüler können dann feststellen, wie alles funktioniert hat In euren Schulen jedoch werden diese Informationen als das präsentiert, Was-Richtig-Ist, statt als das, was sie eigentlich sind, nämlich ganz einfach Informationen und Daten. Daten der Vergangenheit sollten nicht die Grundlage für die gegenwärtige Wahrheit bilden. Daten aus früheren Zeiten oder Erfahrungen sollten stets und nur die Grundlage für neue Fragen bilden. Der Schatz sollte immer in der Frage, nicht in der Antwort zu finden sein. Und die Fragen sind immer die gleichen. »Was die Daten der Vergangenheit angeht, die wir euch vermittelt haben, stimmt ihr zu oder stimmt ihr nicht zu? Was denkt ihr?« Das ist immer dieselbe Schlüsselfrage. Sie steht immer im Mittelpunkt. Was denkt ihr? Was denkst du? Nun werden Kinder in diese Frage ganz offensichtlich die Werte ihrer Eltern einbringen. Eltern werden weiterhin eine wichtige Rolle – die vorrangige Rolle – beim Aufbau des Wertesystems der Kinder spielen. Absicht und Ziel der Schule bestünden darin, die Kinder von frühester Zeit an bis zur Beendigung ihrer formellen Ausbildung darin zu ermuntern, diese Werte zu erforschen; zu lernen, wie man sie nutzt, sie anwendet, sie funktionalisiert – und ja, auch wie man sie in Frage stellt. Denn Eltern, die nicht wollen, dass ihre Kinder ihre Werte in Frage stellen, sind keine Eltern, die ihre Kinder lieben, sondern Eltern, die sich vermittels ihrer Kinder selbst lieben. Lies die Schriften eines Mannes namens Rudolf Steiner. Erforsche die Methoden der Waldorf-Schulen, die er entwickelt hat. Natürlich weiß ich von diesen Schulen. Ist das jetzt Werbung? Es ist eine Beobachtung. Yukiko saß zuhause. Sie hatte sich einen Pullover und eine Jeans übergezogen. Unschlüssig saß sie mit ihrem Hausschlüssel in der Hand auf dem Bett. Einerseits wollte sie zu Shinichi. Sie machte sich einfach doch Sorgen. Yusaku hatte sich nicht mehr bei ihr gemeldet. Sie war unsicher, ob sie wirklich zum Professor rüber gehen sollte. Zwar wollte sie ihren Sohn sehen, andererseits fürchtete sie dort auf ihren Mann zu treffen und das wollte sie eigentlich nicht. Nur noch länger zu warten und langsam aber sicher verrückt zu werden… Nervös, wie sie war, stand sie von der Bettdecke auf, lief zum Fenster und wieder zurück. Sie setze sich noch einmal und drehte noch mal hin und her gerissen am Bundring, der die zwei Schlüssel beisammen hielt. Yusaku ging in die Hocke: „Hey, Shinichi“, rüttelte er seinen Sohn behutsam: „Dreh dich um. Dein Abendessen wartet auf dich“, versuchte er es in aufmunternden Tonfall. Der Mini-Shinichi drehte sich tatsächlich etwas. Vater und Sohn sahen einander an. Sein Kind war müde: „Bleib nur liegen. Ich bringe dir was“, stand der Mann seiner Mutter wieder auf. Er ging zu den anderen, die sich bereits an den Tisch gesetzt hatten, füllte ein Schälchen bis knapp zur Hälfte. Damit kehrte er zu Rans Freund zurück. Ai, Heiji und der Professor sahen ihm dabei zu. „Hier“, kniete sich Yusaku erneut hin. Der Miniatur-Shinichi schaute zu seinem Vater hoch. „Ich will nichts“, lehnte er genervt ab. „Da du keine Wünsche geäußert hast, haben wir beschlossen Curry für dich zu machen.“ Yusaku stellte ihm das Schälchen hin: „Komm schon, probier wenigstens Mal. Wir haben uns Mühe gegeben. Sogar Heiji hat geholfen“, versuchte er etwas zu scherzen. Liebevoll sah er sein gequältes Kind an: „Iss wenigstens eine Kleinigkeit ja“, bat er ihn eindringlich. „Ach“, fügte er ihm noch über die Haare streichend hinzu: „Ich nehme an du hast es vorhin gehört. Falls Ran dich fragt: Du hast jetzt einen fiktiven Freund. Er heißt Keiichi und du hast bei ihm übernachtet. Den Rest überlasse ich dir“, bevor er sich zu den anderen an den Tisch setzte. „Lass mich“, richtete er sich humorvoll an den Professor, der gerade Tadashi anreichen wollte: „Ich kann was zum üben gebrauchen“, scherzte er das kleine Kind anlächelnd. Eifrig machte der kleine Junge bereits wie ein Vogelbaby den Mund sperrangelweit auf. In gieriger Erwartung auf den ersten Happen verfolgten seine Äugelein gebannt seine Stäbchen, die von seinem Ziehvater in die Hand von dem netten Mann da nun nebenan wanderten. Das: „Na, mach schön den Mund auf“ hätte eigentlich gar nicht gesagt zu werden brauchen. Tadashi quietschte vor Appetit, als Yusaku ihm endlich den Reis in den Mund gesteckt hatte. Und auch Yusaku hatte seine Freude an dem strahlenden Kleinkind. Es klingelte an der Haustüre. „Das wird Kaito sein“, meinte Heiji zu Ai, die aufmachen ging. „Guten Abend“, kam der Oberschülerdieb in Zivil nach der Mini-Shiho gefolgt in den Wohnbereich. „Wünsche ich dir auch“, stand Shinichis Vater auf, der gesehen hatte, dass Kaito die Kapseln aus einem weißen, kleinen Säckchen hervor holte. „Danke“, nahm Yusaku diese entgegen. „Setz dich“, boten er und der Professor ihm an Platz zu nehmen. Heiji rückte auf. „Wie geht es ihm?“, erkundigte er sich leise zu dem kleinen Detektiv gesehen. Heijis Antwort war nur ein trauriger Blick, sodass Kaito sich seinen Teil denken konnte. Agasas Mitbewohnerin setze sich ebenfalls wieder hin. Yusaku, die Oberschüler, Ai und auch seinen Sohn im Blickfeld, schenkte dem hungrigen Kleinkind mit zurückkehrendem Lächeln sein weiteres Interesse. Nebenbei selbst essend, schaute er immer wieder mal zu seinem Sohn rüber. „Probier doch wenigstens Mal“, startete er versuche sein Kind zu motivieren. Der Mini-Shinichi lag immer noch matt, mit verzogenem Gesicht da. Er hatte weder Lust zu essen noch fühlte er sich in der Lage dazu. Wie ein schwer krankes, keines Kaninchen mit hängenden Ohren lag er da. Rührte keinen Bissen an. Yukikos Ehemann seufzte innerlich besorgt, überspielte jenes nach außen hin. Nachdem er es: „Iss doch wenigstens eine Kleinigkeit“ bittend ein paar Minuten später noch einmal versucht hatte, gab er es fürs erste auf, respektierte es und nahm es fürs erste hin. Denn Druck wollte er wirklich nur sehr ungerne auf ihn ausüben. Aus Sorge er würde den Zugang zu Shinichi ganz verlieren. Er hoffte, dass sein Sohn sich von alleine dazu entscheiden würde. Aus diesem Grund wollte er sehr vorsichtig vorgehen. Er wusste, dass er bei seinem Sohn, wenn er nicht gut Acht gab, ganz verspielt hatte. Er stand bei ihm auch jetzt schon auf wackeligem Podest. Über diesen Umstand war Yusaku sich sehr wohl bewusst und konnte sich auch weiterhin denken, dass er der war, der im Gegensatz zum Beispiel zu Heiji immer noch mehr Schnitte bei ihm hatte. Bei Heiji war er sich sicher, dass es erst mal noch dauern würde, bis er ihn zur Unterstützung hinzuziehen konnte. Du wusstest, dass ich mit den Waldorf-Schulen vertraut bin. Du wusstest es. Natürlich wusste ich es. Alles in deinem Leben war dir dienlich, hat dich zu diesem Augenblick gebracht. Ich habe nicht erst seit Beginn dieses Buches mit dir zu sprechen angefangen. Ich habe seit Jahren, durch all deine Verbindungen und Erfahrungen, mit dir gesprochen. Du sagst also, die Waldorf-Schule ist die beste? Nein. Ich sage, sie ist ein Modell, das in Anbetracht dessen funktioniert, was deiner Aussage nach das Menschengeschlecht anstrebt; in Anbetracht dessen, was ihr behauptet, tun zu wollen; in Anbetracht dessen, was ihr eurer Aussage nach sein wollt. Ich sage, sie ist ein Beispiel – eines von mehreren, die ich anführen könnte, obschon diese auf eurem Planeten und in eurer Gesellschaft rar sind. In Waldorf-Schulen begleitet ein Lehrer/in die Kinder durch alle Ebenen ihrer frühen und elementaren Lernerfahrungen. In all diesen Jahren haben sie denselben Lehrer/in. Kannst du dir das enge Band vorstellen, das hier geknüpft wird? Kannst du den Wert erkennen? Der Lehrer oder die Lehrerin lernen ein Kind kennen, als wäre es das eigene. Das Kind gewinnt eine Ebene des Vertrauens und der Liebe, die Türen öffnet, von denen viele traditionell orientierte Schulen noch nicht einmal zu träumen wagen. Und am Ende dieser Jahre kehren der Lehrer oder die Lehrerin zu einer ersten Klasse zurück, beginnen wieder mit einer anderen Gruppe von Kindern und begleiten diese durch all die Jahre des Lehrplans. So haben engagierte Lehrer an einer Waldorf-Schule am Ende ihrer beruflichen Laufbahn vielleicht insgesamt mit nur vier oder fünf Gruppen von Kindern gearbeitet. Aber sie haben jenen Kindern etwas bedeutet, das mehr ist als alles, was in traditionellen Schulen möglich ist. Dieses Erziehungsmodell erkennt an und tritt dafür ein, dass die menschliche Beziehung, die innige Verbindung und die Liebe, die unter solchen Bedingungen miteinander hergestellt und entwickelt werden, ebenso wichtig sind wie irgendwelche Fakten, die der Lehrer dem Kind vermitteln mag. Es ist ein Unterricht wie zu Hause, nur außerhalb des Elternhauses. Ihr macht hinsichtlich der Erziehung Fortschritte auf eurem Planeten, aber sehr langsam. Allein schon der Versuch, einen zielorientierten, auf die Entwicklung von Fähigkeiten abgestellten Lehrplan in euren öffentlichen Schulen einzuführen, stieß auf enormen Widerstand. Die Leute sahen das als Bedrohung oder als uneffektiv an. Sie wollen, dass die Kinder Fakten lernen. Es sind immerhin an einigen Stellen Durchbrüche erzielt worden. Doch es gibt hier noch viel zu tun. Und das ist nur ein Bereich menschlicher Erfahrung, der einer Überholung bedarf in Anbetracht dessen, was ihr eurer Aussage nach als menschliche Wesen sein wollt. Yukiko stand mittlerweile vor der Haustüre des ehemaligen Nachbars. Sie kämpfte mit sich. Bisher hatte sie sich nicht getraut die Klingel zu benutzen. Unschlüssig stand sie frierend vor der verschlossenen Türe, hinter der ihr Sohn sich befand. Shinichi, dachte sie besorgt und sehnsüchtig zu gleich. Sie wollte klingeln, streckte ihre Hand aus. Doch kaum hatte sie das zögerlich getan zog sie sie auch schon wieder von Angst ergriffen zurück. Yusaku, schüchterte der Gedanke sie an ihren Mann ein. Yusaku, er war auch hinter dieser Tür, die sie von ihrem Sohn trennte. Das war er ganz sicher. Sie fürchtete Yusaku würde wütend auf sie sein, weil sie ihm nicht geholfen und sich so feige verkrochen hatte. Sie wollte ihn nicht sehen. Sicher nahm er ihr Fernbleiben übel, wo ihr Sohn sicher nicht nur seinen Vater, sondern beide Elternteile gebraucht hätte. Somit auch sie. Sie schämte sich, dass sie nicht die Selbstüberwindung gehabt hatte ihre Unsicherheit Yusaku gegenüber zu überwinden. Es war kalt hier draußen. Ihr Husten und Schnupfen würde nicht besser werden, würde sie noch lange so hier in der Kälte frieren. Das war ihr klar, aber wirklich rein gehen? Yukiko fühlte sich einfach zu unsicher. Was sollte sie Yusaku auf seine Fragen nur Vernünftiges antworten? Sicher würde er welche an sie stellen. Das tat er schließlich immer… Tief seufzte Yukiko, bevor sie tief ein- und ausatmete, so versuchte all ihren Mut zusammen zu nehmen und da… sie hatte es getan. Sie hatte geklingelt. Vor Schreck kniff sie die Augen fest zu, zuckte zusammen, als sie das Leuten in ihren Ohren widerhallen hörte. Die im Inneren Anwesenden waren alle gleichermaßen verwundert, sahen sich untereinander fragend an. Sogar der geschrumpfte Shinichi. „Erwartest du noch Jemanden?“, fragte Yusaku Agasa. Dieser zuckte mit den Schultern: „Vielleicht ist es ja Yukiko?“ „Yukiko!?“ Yusaku runzelte septisch die Stirn in einem Ton der deutlich machte, dass er das seiner Frau nicht wirklich zutraute. „Ich gehe schon“, war es Ai, die sich auf den Weg in den Flur machte. Yukiko, die Augen immer noch fest verschlossen, machte sie sofort erschrocken auf, als sie die Schritte die zur Türe zurück gelegt wurden mitbekam. Als sie dann auch noch das Licht sah, das angeschaltet worden war zuckte sie erneut zusammen. Starr vor Schreck stand sie da vor noch geschlossener Türe, fehlte innerlich: Bitte, bitte las es nicht Yusaku sein. Ihre Knie fühlten sich so weich an. Sie hatte Angst in Ohnmacht zu fallen. die Miniatur-Shiho, die öffnete fand die Mutter, die doch all ihren Mut beisammen gehalten und nicht doch noch im letzen Augenblick noch davongelaufen war, wie ein verängstigtes Mädchen vor. „Ai“, zitterte Yukikos Stimme im ersten Moment noch etwas, war vor Erleichterung etwas höher als für sie gewöhnlich. Zügig rang sie sich durch: „Ich möchte zu Shinichi.“ „Kommen Sie rein“, sagte die Mini-Shiho nur. Ehe sie bereits wieder zurück zum Tisch umkehrte. Zögerlich, bemüht Haltung zu bewahren, trotz der unsicheren Beine traute Yukiko sich zu zeigen. Yusaku schaute verdutzt drein, seine Ehefrau plötzlich auftauchen zu sehen. Seine Mine verfinsterte sich. Die anderen sahen ihm an, dass Ärger in ihm hochstieg. „Ich“, fasste seine Frau bereits zum dritten Mal an diesem Abend all ihren Mut zusammen. Gerade zu schüchtern stand sie da: „möchte-“, sie sah wie ihr Mann sie abwertend fixierte, als sei er gespannt auf ihre Ausrede, beendete ihren Satz überspielt selbstsicher: „Shinichi sehen.“ „Warum nicht“, war Yusakus hörbar etwas schnippisch ausfallende Antwort. Verärgerten Blickes gab er ihr seine Zustimmung. Der Professor, Heiji und Kaito sahen ihn darauf etwas entgeistert über seine nun eben nicht gerade höflich ausgefallene Reaktion an. „Er ist auch dein Sohn. Nur zu!“, deutete er ihr freie Bahn gebend an: „Schön, dass du doch noch gekommen bist.“ Er hätte seinen Vorwurf- dass er sie für eine Rabenmutter hielt- gleich ganz direkt aussprechen können. Denn der kam an. Einmal schaute Yukiko noch zögerlich zu ihm und den anderen. Ehe sie ihren Sohn beim Namen nennend in mütterlicher Sorge auf ihn zu eilte. Yusaku beobachtete das grimmig dreinblickend. „Shinichi, Shinichi wie fühlst du dich“, umarmte sie ungehalten ihren Sohn innig, dem das viel zu viel war, der das überhaupt nicht mochte, wie nicht nur sein Vater auch die anderen vier deutlich sehen konnten. Der Widerwille stand dem geschrumpften Detektiv ins Gesicht geschrieben. „Ich bin so froh! Geht es dir gut?“ „Lass mich los“, versuchte ihr Sohn es erst schwach wie er war, mit verhältnismäßig zaghaftem Wegdrücken. Er beklagte sich energisch, weil er es nicht schaffte und wurde regelrecht ruppig in seiner Gegenwehr: „Lass mich. Mama, lass mich los!“, würde er immer gereizter. Strafte seine Mutter ärgerlichen Blickes, sobald sie ihn endlich los gelassen hatte. Und nicht nur ihr Sohn tat das. Auch Yusaku. Ihm war anzusehen, wie ihn das auf die Palme brachte. Als Yukiko dem unbewusst noch eine Krone aufsetze, als sie anfing den gemeinsamen Sohn zum Essen zu drängen, auf überfürsorgliche mütterliche Art schon beinahe zu nötigen, reichte es ihrem Mann. „Ich gehe vor die Tür“, erhob er sich die Zigarettenschachtel aufklappend aufgebracht vom Tisch. „Yusaku“, versuchte Agasa noch zu besänftigen. Doch Shinichis Vater lehnte scharf ab: „Nein, lass mich. Bitte! Ich brauche frische Luft. Wenn ich jetzt nicht gehe, dann gibt es ein Unglück und ich sage Dinge, die ich später bereue!“ Kaum hatte er das gesagt, verließ er schnellen Schrittes erst den Wohnbereich, dann den Flur. Vor das Haus getreten war Yusaku erst versucht die Haustüre zuzuknallen. Doch beherrscht ließ er den Griff los, lehnte sich stattdessen eine Zigarette anzündend an die Hauswand. Wütend zog er. Den Rauch ausgeblasen war er immer noch wütend. Sauer folgte auf den ersten Zug ein zweiter und immer noch war er wütend. Die Hälfte war bereits zügig und konsequent aufgeraucht worden, als er sich einigermaßen wieder beruhigte. Jetzt hatte er sich emotional soweit, dass er wieder mit dem Verstand die Situation wahrnehmen konnte. Er beruhigte sich, betrieb vernünftig Ursachenforschung. Er war sauer. Ja das war er. Warum war er so aufgebracht und innerlich aufgewühlt? Im dämmerte, dass er möglicherweise eben ein wenig übertrieben haben könnte. Die Mutter seines Sohnes einer Rabenmutter zu nennen das war schon heftig. Er war vorhin nicht fair gewesen. Das wusste er eigentlich auch, was ihn nun beschämte. Warum hatte er sich so aufgeregt? Die ehrliche Antwort, wie er sich eingestand war, dass er enttäuscht war. Er war einfach enttäuscht. Weiter gestand er sich seine Gefühle ein. Er fühlte sich hilflos, unsicher. Er hatte Angst. Ja, er hatte Angst er könne nun auch noch seinen Sohn verlieren. Seine Frau hatte er ja bereits so wie es offensichtlich aussah schon ganz verloren. Diese Erkenntnis schmerzte, tat scheiße weh. So ohne Erbarmen wie jetzt dieses Gefühl aufgekommen war, so sprach er es auch verzweifelt: „Scheiße!“, bitter geflucht aus. Deshalb hatte er jetzt so überreagiert. Er hatte wenn es auch jetzt im Nachhinein naiv war doch gehofft, dass Yukiko gestern mitgekommen wäre hier her zum Professor und ihm beigestanden hätte. Er hatte auf ihre Hilfe und Unterstützung gezählt. Stattdessen hatte sie ihn einfach damit alleine gelassen. In seinem Schmerz der ihm erneut einen tiefen Stich ins Herz versetze, ließ er die Zigarette hängenden Kopfes auf den Pflasterstein zu seinen Füßen fallen. Ohne das er sie hätte noch weiter festgehalten, war sie zu Boden aus einer Hand geglitten. Er hatte Tränen in den Augen, sah auf die Steine unter ihm ohne sie richtig zu beachten. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet. So verharrte er für eine Weile. Akzeptierte das er jetzt so fühlte, nahm diese Gefühle bewusst ganz intensiv war bis er sich endlich bereit fühlte von ihnen abzulassen. Seinen Blick etwas hebend suchte er nach Verständnis. Warum so wütend auf Yukiko sein? Was konnte sie denn eigentlich dafür? Sie war verletzt. Genauso wie er. In diesem Punkt waren sie einander gleich. Auch sie war von der Gesamtsituation mitgenommen, war überfordert genauso wie er. Also was warf er ihr das vor? Ihn ihm entwickelte sich ein Gefühl von Mitgefühl und Einsicht, dass sie nun einmal nicht aus ihrer Haut heraus konnte. Auch diese Erkenntnis tat weh, aber sie erleichterte auch das Verstehen… Yusaku blieb noch vor der Tür stehen. „Bitte, Shinichi! Schatz, du musst doch wenigstens etwas essen. Du musst doch irgendwie wieder zu Kräften kommen!“ Yukiko sah ihren Sohn verzweifelt an. Appellierte eindringlich an ihn, fehlte ihm regelrecht an. Dieser lag nun nur wie schon zuvor bei seinem Vater reglos da, machte keinerlei Anstalten dem Bitten seiner sich sorgenden Mutter nach zu kommen. Er fühlte sich nur genervt, schloss die Augen in der Hoffnung sie würde endlich damit aufhören. Er wollte einfach nur alleine sein. Warum respektierte das keiner? Mussten ihn alle so mitleidig ansehen? Was sollte das denn nützen? Das alles war doch auch so schon schlimm genug! Was mussten sie ihn zusätzlich die ganze Zeit damit quälen? Indem sie ihn durch ihre Gesichter nur immer wieder an sein Unglück erinnerten? „Hör auf damit“, war plötzlich die resignierte Stimme seines Vaters zu hören. Die anderen drehten sich zu ihm um. Niemand von ihnen hatte ihn zurück kommen hören. Ihm war anzusehen, dass er abgeschlagen war: „Bitte, Yukiko: Lass es jetzt gut sein!“ Hilflos nickte sie, hörte bedrückt auf ihn. Worüber ihr Mann erleichtert war. Innerlich ausatmete. Traurig war sein Blick auf seiner Frau und seinem Sohn, als er sagte: „Ich bin müde. Ich brauche Schlaf- den brauchen wir alle. Ich werde zu Fuß gehen und den Wagen hier stehen lassen. Wenn es für euch in Ordnung ist: Ich möchte jetzt einfach nur noch nach nachhause“, sah er seinen Freund an. Agasa nickte verständnisvoll. Ihm tat es weh seinen Freund so niedergeschlagen zu sehen. Er wendete sich seiner Frau zu: „Ich war seit gestern Abend bei ihm. Jetzt bist du dran.“ Das gesagt schaute er zu Heiji: „Was ist mit dir? Kommst du?“ „Ich wollte noch zu Kaito rüber“, äußerte jener zurückhaltend was er noch vor hatte. „Tu das“, meinte Yusaku darauf nur: „Bleibt nicht mehr zu lang auf. Denk dran morgen bist du wieder auf dem Präsidium.“ Damit ging Yusaku. Kurz darauf gingen auch Kaito und Heiji. Yukiko blieb verunsichert neben ihrem Kind sitzen. Sie empfand es als unangenehm. Doch sie konnte jetzt kaum gehen. Ihr trauriger Blick war auf ihren Sohn gerichtet. Höfflich und auch dankbar dafür nahm sie vom Professor eine Decke an. Er wünschte ihr eine Gute Nacht, was sie ihm und Ai mit zaghaftem Nicken gleich tat. Ehe sich die beiden eigentlichen Hausbewohner zurückzogen und Yukiko damit für sich in gedämpftem Licht alleine ließen und mit Tadashi ins Bett gingen. Somit sahen sie die lautlos geweinten Tränen Yukikos nicht mehr, bedacht darauf ihren mittlerweile ebenfalls schlafenden kleinen Shinichi nicht zu wecken. In Gedanken war sie bei ihrem Mann. Es tat ihr weh ihn so leiden zu sehen. Auch dass sie bekommen hatte was sie wollte: bei ihrem Sohn zu sein verbrachte sie die Nacht mit Gewissensbissen und großen Schuldgefühlen. Was war sie für eine Ehefrau, dass sie ihrem Mann das antat? Ihr Ehemann hingegen war angekommen, schloss müde auf. Der abendliche Spaziergang unter sternenklarem Himmel an der frischen Luft hatte Yusaku gut getan. Er war froh, dass er das Auto hatte stehen lassen. Langsam stieg er sich, nachdem er sich seines Mantels und der Schuhe entledigt hatte, am Geländer festhaltend die Treppenstufen hinauf. Die Hunde streichelte er weiter gehend nur flüchtig. Sie folgten ihm schwanzwedelnd lieb fiepend ins Wohnzimmer. Dort war er überrascht Ran anzutreffen, die vor dem Fernseher saß und sich eine Tiersendung über Delphine ansah. Neugierig wurde er von ihr angesehen. „Hallo Liebes“, grüßte er sie abgeschlagen: „Du bist ja noch auf“, gab er ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. „Ich habe auf dich gewartet.“ „Ach ja? Hast du das.“ „Ich wollte wissen was Conan und du noch so gemacht habt“, schaute sie ihn freudig an. Doch er ging nicht auf sie ein: „Mein Tag war anstrengend. Bitte, lass uns morgen darüber reden. In Ordnung?“, wimmelte er sie ab. Sie sah, dass er nicht gut aussah, was er ihr erst jetzt durch sein ganzes Erscheinungsbild preisgab. Ihr Blick verriet ihm, dass sie ihn fragen wollte. Doch noch bevor sie dazu angesetzt hatte, schüttelte er den Kopf: „Bitte. Morgen“, unterstrich er seine Worte, indem er seine Hand noch ablehnend Distanz wahrend vor sich hielt. „Okay“, respektierte Ran das mitfühlend. „Danke, Liebes“, bekam sie von ihm noch einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Allein an seiner Art konnte sie erkennen, dass es ein Kuss der Traurigkeit war, bevor er hoch hinauf in sein Zimmer ging… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)