Wendeltau von abgemeldet (Weil ich nicht vergessen kann [Michi]) ================================================================================ Wendeltau Es ist schon Jahre her und es hat sich viel verändert, seitdem Tag, an welchem ich dich das letzte Mal gesehen habe. Wie es dir wohl geht? Nun, ehrlich gesagt interessiert mich das gar nicht, denn weißt du, ich muss gar nicht mehr so oft an dich denken wie damals als du noch alles für mich warst. Denn jetzt brauche ich dich schon lange nicht mehr. Wie viel Zeit werde ich wohl noch brauchen, bis ich mir selbst glauben kann? Tai, du fehlst mir. Aber es ist nicht meine Schuld, dass es damals so gelaufen ist. Ich klemme dein Bild zurück zwischen die Seiten meines Buches und beginne meine Sachen einzuräumen, da die Unterrichtsstunde nun zu Ende ist. Eigentlich könnte es in meinem Leben doch nicht besser aussehen - ich bin rundum beliebt, bekomme genügend Angebote von jungen Männern und meine Noten sind auch nicht schlecht. Und dennoch kann ich einfach nicht richtig glücklich sein. Vollkommen in meinen Gedanken verloren, verlasse ich das Schulgebäude. Von allen Seiten dringen Stimmen an mein Ohr, einige davon auch an mich gerichtet. Ich nicke und grüße, bahne mir meinen Weg bis ich kurz davor bin den Schulhof zu verlassen. Gerade in diesem Moment fällt mein Blick auf eine Traube von Jungs und Mädchen und in der Mitte- Nein, das kann doch gar nicht…? Wie angewurzelt bleibe ich stehen und gucke - nein, eigentlich starre ich eher - in diese eine Richtung, diese eine Person an. Mir wird heiß und kalt - mein Bewusstsein scheint mir einen gemeinen Streich zu spielen, der Übelkeit in mir hervorruft. In meinem Kopf wage ich die entscheidende Frage gar nicht zu stellen und dennoch kennt mein Herz bereits die Antwort. Diese Erkenntnis bringt meine Füße dann schließlich auch dazu, sich wieder zu bewegen und mich vom Fleck zu tragen - jedenfalls so lange bis ich meinen Namen höre. “Mimi.” Diese Stimme erkenne ich auch noch nach fünfzig Jahren unter tausenden, ganz sicher. Und doch drehe ich mich nicht um, bleibe nicht ein Mal stehen. Letztendlich ändert sich dies dadurch, dass du mich am Weitergehen hinderst, indem du dich vor mich stellst. “Hey, erkennst du mich etwa nicht mehr?” Glaub mir Tai, jeder würde deine Augen wiedererkennen. “Yagami Taichi. Fußballstar und Frauenheld.”, erwidere ich schließlich bloß und will einfach nur weg. Was ist das für ein seltsames Gefühl in meiner Brust? Es lässt mich kaum atmen. “Wieso so förmlich? Mimi, ich weiß, es ist verdammt lange her, aber ich würde gerne noch mal mit dir reden.” Achso. “Du willst reden? Schön, dann sag ich dir jetzt mal was! Es gibt nichts mehr zu sagen. Du hast mich die ganze Zeit belogen und ich war froh als du endlich aus meinem Leben verschwunden bist! Es interessiert mich auch gar nicht, wieso du wieder hier bist, also lass mich einfach in Ruhe, okay?“ Wieso zieht sich nur alles in mir so schmerzhaft zusammen? Vollkommen aufgewühlt setze ich meinen Weg fort, an dir vorbei, weg von allem. Dieses Stechen. Auf dem Weg nach Hause überschlagen sich die Gedanken in meinem Kopf. Fragen über Frage, die ich nicht beantworten kann. Das kannst nur du, doch dass ich mit dir nicht reden will, hab ich dir vorhin wohl deutlich gemacht. ~ “Ich liebe dich.” Zärtliche Küsse werden getauscht, Küsse von denen ich nicht genug bekommen kann. Küsse, die mich betrunken machen, immer wieder aufs Neue. Und du weißt, wie verrückt ich dadurch werde, wie sehr ich dir bereits verfallen bin, denn dir geht es doch genauso, nicht wahr? Voller Gefühl küsst du meinen Nacken und streichelst über meinen flachen Bauch. Ich bekomme eine Gänsehaut. Du sitzt hinter mir, gemeinsam sehen wir uns den Sonnenuntergang unter unserem Baum an, können jedoch nicht voneinander lassen, sodass das Naturschauspiel eher zur Nebensache wird. “Tai, ich liebe dich so sehr.”, wispere ich immer wieder leise, wobei ich mich ganz deinen Zärtlichkeiten hingebe, genießend aufseufze. Könnte die Welt nur stehen bleiben in diesem Augenblick. Doch im Prinzip würden wir es nicht einmal bemerken, denn nur wir zählen noch , nur wir ganz allein. Der Rest der Welt schweigt still. ~ Noch ganz benommen, tapse ich ins Badezimmer. Diesen Traum habe ich seit fast einem halben Jahren nicht mehr gehabt, also wieso nur muss er jetzt wiederkommen? Nur weil du zurückgekehrt bist? So ein Schwachsinn. Über mich selbst den Kopf schüttelnd, ziehe ich meine Kleidung an, ehe ich meine Haare zu einer Frisur verhelfe und mich anschließend auf den Weg zur Schule mache. Ich kann dich sehen, du stehst am Schultor. Wartest du auf mich? Mir egal - mit diesem Gedanken laufe ich an dir vorbei und obwohl du nach mir rufst, lasse ich mich nicht aufhalten. Was erwartest du auch von mir? Und überhaupt, was ist denn mit deiner kleinen Freundin von damals? Ich kann jetzt nicht nachgeben. Nicht nach all der Zeit. Ich hatte dich doch schon fast vergessen… Eine Woche lang geht das nun schon so. Ein Woche, in der ich dich immer wieder zurückweise oder ignoriere. Es tut weh, natürlich. Ich kann es nicht mehr leugnen, mein Herz schmerzt und meine Gedanken sind nahezu ausnahmslos bei dir. Du hast dich nicht besonders verändert in den letzten zwei Jahren, außer dass du jetzt vielleicht noch attraktiver aussiehst. Aber deine Haare sind noch immer eine liebevolle Katastrophe und deine Augen so warm braun wie eh und je. Was soll ich nur tun, damit es aufhört so weh zu tun? Als würde ich über Feuer laufen, in dem Glauben es würde mich nicht verletzen, weil der Glaube, dich vergessen zu haben, mein Schutz ist. Wie konnte ich mich nur so irren? Das ist doch alles nur deine Schuld! Wieso trittst du nur jetzt wieder in mein Leben? Ich wünschte ich könnte das alles endlich vergessen, dich vergessen. Doch du lässt mich nicht, ziehst mich nach dem Unterricht einfach ohne ein Wort zu sagen und ganz plötzlich den Flur entlang und hältst mich entschlossen fest. Von allen Seiten hört man sofort das Tuscheln. “Bist ganz schön beliebt geworden, was?”, nuschelst du nur, woraufhin ich aber nichts erwidere, wäre sowieso unnötig gewesen. “Wo gehen wir hin?”, frage ich stattdessen, doch diesmal bist du es, der mich ignoriert und mich weiter mit sich zieht. Erst als wir uns schon vom Schulgelände entfernt haben und bei den Parkplätzen ankommen, hältst du an und holst etwas aus deinem Rucksack. Etwas, das ich sogleich auf den Kopf gesetzt bekomme. Einen Helm?! “Was soll das? Yagami, was hast du vor?” “Sei still und setz dich hin.” Ich folge deinem deutenden Blick und bleibe an einem Motorrad hängen. Was hat das zu bedeuten? “Lass den Schwachsinn.”, sage ich nun etwas aufgebracht und versuche mir den Helm wieder abzunehmen, doch du lässt mich nicht und schiebst mich stattdessen sanft zu dem Fahrgerät, nimmst mir meine Tasche ab. Es kribbelt dort, wo du mich berührst und schließlich handle ich wie in Trance als ich mich doch auf das Motorrad setze - hinter dir. Erst wollte ich mich weigern, meine Arme um dich zu legen, doch mir wird schnell klar, dass das keine gute Idee ist, nämlich dann als wir losfahren und ich mir nicht mehr so sicher bin, ob ich mich auch so halten kann. Etwas widerwillig schlinge ich meine Arme um deinen Bauch und lehne mich an deinen Rücken. Was in mir passiert, schiebe ich auf die Fahrt, denn das alles in mir drunter und drüber läuft, kann doch nur davon kommen, dass du viel zu schnell fährst oder? Es dauert eine Weile, doch schließlich sind wir anscheinend am Ziel angelangt. Dass ich wieder Boden unter den Füßen habe, ändert auch nichts daran, dass meine Beine noch immer zittrig sind und ich meinen Herzschlag in den Ohren hören kann. Etwas kraftlos nehme ich mir den Helm ab und du nimmst ihn entgegen, verstaust ihn. “Da lang.”, meinst du nur und nickst in eine Richtung, ehe wir losgehen. Die ganze Gegend hier kommt mir jetzt schon so unheimlich vertraut vor. Und dann sehe ich sie - die Trauerweide, unseren Baum. Sofort muss ich schlucken und mein Herzschlag beschleunigt sich noch mehr als ohnehin schon. “W-was…” Doch weiter komme ich nicht, denn schon hast du mich wieder an die Hand genommen und gehst mit mir weiter auf diesen Baum zu, schiebst die herunterhängenden Zweige zur Seite und setzt dich mit mir in die Mitte auf den Boden. “’Tschuldigung, dass ich dich einfach so entführt habe, aber du wolltest ja vorher nicht mit mir reden.”, fängst du dann etwas nervös an und kratzt dich am Hinterkopf. Typisch. “Ich habe dir doch aber schon gesagt, dass ich dir nichts mehr zu sagen habe.”, seufze ich, doch du scheinst das anders zu sehen. “Aber ich habe dir noch etwas zu sagen.” Ruhig siehst du mich mit deinen braunen Augen an und ich muss den Blick abwenden, damit ich nicht in ihnen versinke… so wie früher. “Mimi, du weißt, das damals, das tut mir Leid. Ich war ein Idiot, ich hätte mich gar nicht mit ihr treffen dürfen. Aber sie hat einfach nicht locker gelassen. Jeden Tag, wenn du nicht da warst, in den Pause, kam sie zu mir und hat mich um ein Date gebeten. Egal wie oft ich sie abgewiesen habe, jeden Tag hatte ich neue Briefe von ihr in meinem Spind. Ich fragte sie, ob sie endlich damit aufhört, wenn ich einmal mit ihr ausgehe. Ich hatte doch auch so ein furchtbar schlechtes Gewissen deswegen.”, beteuerst du und ich höre dir einfach still zu. Du solltest deine Chance bekommen das alles zu erklären, bis zum Ende. “Aber dann, und das musst du mir wirklich glauben - der Kuss ging von ihr aus und ich hätte sie auch von mir geschoben, wenn ich dich nicht bemerkt hätte! Ich hatte auch wirklich nie etwas mit einer anderen Frau, ich habe doch immer nur dich geliebt…” Ich versuche mich zu beherrschen, doch es sind viel zu viele Tränen um sie alle auf einmal zu unterdrücken. “Mimi?”, fragst du unsicher und willst noch etwas hinzufügen, doch ich schüttle den Kopf. “Was erwartest du denn von mir?” Vollkommen aufgebracht sehe ich dich an, mach mir nicht mehr die Mühe meine Gefühle vor dir zu verstecken. “Jetzt tauchst du wieder auf, und alles was ich mir bis dahin eingeredet habe, fällt in sich zusammen wie ein Kartenhaus! Ich wollte dich doch nur vergessen. Als du dann auch noch einfach weggegangen bist, war die Sache für mich erledigt.” “Aber ich bin damals doch nur weggegangen, weil du partout nicht mit mir reden und mich nicht mehr wiedersehen wolltest. Sonst hätte ich das Angebot für dieses Sportinternat doch gar nicht angenommen.” Es stimmt, nachdem ich ihn damals mit diesem Mädchen von unserer Schule erwischt habe, habe ich sofort Schluss gemacht und wollte mir nicht anhören, was du zu sagen hast. Ans Telefon bin ich auch nicht gegangen und habe dich einfach ignoriert. Die gesamte Situation damals war für mich so unglaublich eindeutig gewesen, dass ich es nicht ertragen konnte, dich noch einmal zu sehen, geschweige denn mit dir zu reden. Ich musste doch davon ausgehen, dass unsere gesamte Beziehung nur aus Lügen aufgebaut war und der Gedanke, dass sie bestimmt nicht das einzige Mädchen war, mit dem du mich betrogen hast, drängte sich mir immer mehr auf. All deine Worte und Versprechen wurden auf einmal zu Lügen und das konnte ich nicht mehr ertragen. “Mimi, bitte verzeih mir. Wenn du nichts mehr für mich empfindest, dann verschwinde ich auch wieder aus deinem Leben, aber ich möchte, dass du weißt, dass ich… nun ja… also, du weißt schon…” Wie du stammelst, das ist irgendwie fast schon niedlich. Verlegen und wohl nach Worten suchend siehst du auf den Boden, ehe du den Kopf schüttelst und beschließt deinen Satz mit einer Tat zu beenden. Ich kann gar nicht so schnell reagieren, da hauchst du mir sanft einen Kuss auf meine Wange. “Das hat sich nicht geändert… Sonst wäre ich auch gar nicht zurückgekommen…” Einen Moment sehe ich dich einfach nur an, dann seufze ich leise und blicke auf den Boden. “Glaub ja nicht, dass ich es dir so einfach machen werde.”, murmle ich leise vor mich hin und auf meine Wangen hatte sich inzwischen ein leichter Rotschleier gelegt, während meine Hand, die bis eben noch neben deiner auf dem Boden gelegen hatte, sich auf eben diese schiebt und ich dich somit ganz leicht festhalte. Und es tut wieder weh - auf eine süße Art und Weise, die sich Liebe nennt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)