Unforgivable Sinner von xRajani (Remake) ================================================================================ Kapitel 1: Wenn Träume zerbrechen --------------------------------- „Juwelenkraft!“ Entschlossen fauchte die beigefarbene Rassekatze, während der Stein auf ihrer Stirn aufglühte. Scharfkantige Diamantensplitter, die im Scheinwerferlicht matt glänzten, sammelten sich um ihren schlanken Leib. Mit Geisterhand geführt, schossen sie wie sirrende Pfeile auf ein drachenähnliches, gelbes Pokémon herab. „Ampharos, halt dagegen mit Ladungsstoß!“ Entschlossen brüllte der Elektrodrache auf und zog die Arme eng an den Körper, während der rote Kristall auf seiner Stirn aufleuchtete. Funken zuckten am Körper des Ampharos’ entlang, konzentrierten sich zu einer fließenden Energie, die jäh das demütig funkelnde Juwel verließ. Der Kollision beider Attacken folgte ein Knall, der das Kampffeld in einen dichten Nebelschleier hüllte. Den Zuschauern als auch den Koordinatoren wurde der Blick durch den undurchdringlichen Rauch verwehrt. Bloß das schwache Leuchten von Ampharos’ Kugel verriet seinen Standort. Jener Moment verschaffte Haruka jedoch einen Augenblick des innerlichen Jubelns. Nach einem langen Schlagabtausch, indem sie zahlreiche, gar kostbare Punkte eingebüßt hatte, bot sich nun eine Lücke in der Verteidigung ihres Gegners! „Ampelleuchte, schnell!“ Abermals schimmerte das in seiner Stirn eingefasste Schmückstück und wurde in die wundersamen Farben des Regenbogens getaucht. Durch das Glühen aber gewarnt, fuhr Snobilikat, das gegnerische Pokémon, zischend herum. Der Angriff des geschmeidigen Katers und das folgende Ausweichmanöver Ampharos’ hatten ihn mit dem Rücken zur Wand getrieben. Entschlossen ballte die junge Koordinatorin die Hand zur Faust. Dieses Mal sollte ihr Angriff gelingen, bestimmt! Snobilikats jetzige Lage sollte ihrem Trainer keine günstige Möglichkeit bieten um einen Gegenschlag ausüben zu können! „Arkani, schütze Snobilikat mit Flammenwurf!“, befahl ihr Gegner, ein weißhaariger Junge, der bloß ein Jahr älter war als sie selbst, aber doch ihr im Können ebenbürtig war. Zustimmend grollte der gestreifte Feuerhund, entblößte dabei die Fangzähne, während es in seinem Rachen brodelte und kochte, solange bis ein glühender Strahl entfesselt wurde. Ruckartig glitten Harukas Blicke zu Ampharos. Ihre Entschlossenheit schmolz im glühenden Odem dahin, wie Eis in der Sonne, als ihr Pokémon einen schmerzvollen Schrei ausstieß. Gierig lechzten die Flammen an seinem Körper und hinterließen, neben den Kratzspuren des Snobilikats, zahlreiche Brandwunden. Doch so leicht ließ es sich nicht unterkriegen! Schwer atmend, aber noch nicht bezwungen, kniete der Drache auf seinen Knien und erhob sich schwankend wieder. Wie in Zeitlupe schweiften Harukas Augen zur Anzeigetafel, und sie spürte, wie ihr Herzschlag in ihren Ohren zu dröhnen schien. Zwei Minuten noch! Die Hände der brünetten Koordinatorin begannen zu zittern. Nicht mehr viel Zeit blieb ihr, um das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden. Doch war es nicht eine Utopie, dass sie diesen Kampf noch zu gewinnen vermochte? Es war schier unmöglich den Sieg davon zu tragen. Kouki, ihr Gegner, hatte noch keines seiner Pokémon verloren, während Ampharos den Gegnern, Arkani und Snobilikat, alleine gegenüber stand. Und er zeigte keine Schwäche, ließ niemals die Fassade seiner Verteidigung bröckeln. Aber es war jene Tatsache, die Harukas Mut nicht schmälerte, sondern stattdessen anzufachen schien. Sie wollte diesen Kampf gewinnen! Welch Schande war es, wenn sie ihre Qualifikation für das große Festival durch amateurhafte Fehler verpasste! „Schlitzer, Snobilikat, los!“ Erhaben richtete die Rassekatze ihre roten Augen auf Ampharos und begab sich in die Hocke, bis ihre Pfoten sie schließlich kraftvoll in die Luft beförderten. Während er wütend fauchte, fuhren die Krallen des Katers bedrohlich auf Ampharos herab. Harukas Gedanken überschlugen sich. Ihr kam es so vor, als befände sich in ihrem Kopf ein dichter Nebeldunst, der sich in binnen weniger Sekunden gänzlich geklärt hatte, nachdem ihr ein Weg eingefallen war, um Snobilikats Angriff zu stoppen. „Blende sie mit deinem Blitz!“ Ampharos knurrte und ließ die Schwanzspitze aufgebracht umher zucken. Um die kristallartige Kugel sammelten sich Lichtpartikel, die sich zu einem plötzlichen und grellen Lichtblitz vereinten. Aus weiser Vorrausicht hatte Haruka den rechten Arm gehoben, um die Augen mit der Hand abzuschirmen, und obwohl sie diese geschlossen hatte, durchdrang die Helligkeit ihre Lider. Durch das grelle Licht, welches Snobilikats und Arkanis Augen wohl schädigen mochte, jaulten die Pokémon schmerzerfüllt auf. Ihre verzerrten Schreie hallten in der Wettbewerbsarena von Olivania City wider. Ein kalter Schauder überkam das Mädchen, als der Aufschrei ihr gesamtes Sein erschütterte. Ihr Körper begann unkontrolliert zu beben. Sie glaubte zu ahnen, welche Schmerzen Arkani und Snobilikat durch Blitz nun erlitten, und sie zweifelte daran, ob sie möglicherweise eine falsche Entscheidung getroffen hatte, um einen Schritt näher zum Sieg zu gehen. Doch war es nicht die Bestimmung von Pokémon gegeneinander zu kämpfen? War es nicht die Pflicht der Menschen sie gegeneinander aufzuhetzen? Rasch schüttelte Haruka den Kopf, um diesen lästigen, gar philosophischen Gedanken, zu verjagen. Jede Sekunde war kostbar, und sie durfte ihre Zeit nicht durch unsinnige Phantasien verschwenden! Ampharos’ ermahnendes Knurren lenkte Harukas Aufmerksamkeit gänzlich auf den Kampf zurück. Als Zeichen, dass sich seine Trainerin vollends auf den Kampf konzentrierte, nickte das Mädchen. Noch immer durch den Blitz kurzzeitig erblindet, hieb Snobilikat aufgebracht fauchend um sich. Zu sehr war die Katze in Rage, als dass Koukis beschwichtigende Worte sie zu beruhigen vermochten. Eine Minute noch! Obwohl Haruka etwas in ihren Inneren rebellierte das hilflose Pokémon anzugreifen, warnte die Stimme der Vernunft in ihrem Kopf diesen Moment nicht verstreichen zu lassen. „Donnerschlag auf Snobilikat!“ Mit schräg angewinkelter Pfote, die von Elektrizität umgeben wurde, preschte der Elektrodrache auf seinen Gegner zu. Dann schoss die zur Faust geballte Pfote vor, traf mit solcher Wucht auf Snobilikats Kopf, dass die Katze, welcher ein weiterer Schrei aus der Kehle entwich, meterweit über den Boden rutschte, bis sie letztlich kraftlos liegen blieb. Ein schrilles Signal ertönte, als Snobilikat sich dem Schlaf hingeben hatte. „Das war’s wohl für Snobilikat!“, rief die Moderatorin lässig. „Und beginnt die heiße Phase des Finales! Ob Haruka noch aufholen kann?“ Obwohl Haruka den Kampf noch nicht für sich entschieden hatte, atmete das Mädchen auf. Die erste Hürde war genommen, doch nun hieß es Arkani schlagen zu müssen. Konnte sie es noch schaffen? Wie groß standen ihre Chancen noch mit einem abgekämpften Pokémon, das große Mühe hatte sich aufrecht zu halten. Aber aufgeben? Niemals! Während sich Arkani Ampharos zuwandte, hoben sich die Lefzen und entblößten die perlweißen Fangzähne der Hündin. Aus ihrer Brust stieg ein grollendes Knurren auf. Ampharos war bewusst, dass dies eine Warnung war. Arkani dachte nicht daran aufzugeben, so wie der Siegeswille den Elektrodrachen nicht verließ. Als hätten sich die Koordinatoren zu jenem Zeitpunkt abgesprochen, befahlen sie mit durchdringender Stimme gleichzeitig ihren Pokémon: „Eisenschweif!“ Stahl auf Stahl traf aufeinander, nachdem die Pokémon aufeinander zu gerannt waren und sich anschließend kraftvoll vom Boden abgestoßen hatten. Funken stoben zur Seite, als prallten zwei Schwertklingen zusammen, während Arkani und Ampharos sich verbissen einen Machtkampf lieferten. „Feuersturm, Arkani!“ In rot flimmerndes Licht wurden die Fangzähne des Flammenhundes gehüllt, während sich in seinem Maul ein lodernder Feuerball bündelte. „Kontere mit Ladungsstoß!“ Demütig funkelte Ampharos’ Kristall auf, der von kleinen Blitzen umgeben wurde. Als Arkani den fünfzackigen Stern entfesselte, entlud sich auch Ladungsstoß. Durch die aufeinander prallenden Energien entstand Rauch und verwehrte den Koordinatoren den Blick auf das Kampffeld. Erst als sich jener gelichtet hatte, offenbarte er, dass beide Pokémon, sowohl Arkani als auch Ampharos am Boden lagen, und sich schwer keuchend auf die Beine rappelten. „Ampharos, halte durch!“, rief Haruka ihrem Pokémon zu. „Sternschauer!“ Erneut sammelten sich Funken um Ampharos’ Leib, die allmählich die Gestalt von Sternen annahmen. Hernach schickte der Elektrodrache sie mit einem entschlossen Aufschrei auf Arkani herab, die die Feuerhündin umzingelten und auf sie einprasselten. Zufrieden stellte Haruka fest, dass sich der Punktebalken ihres Gegners mehr und mehr verringerte. „Schütze dich mit Flammenrad!“, befahl Kouki geistesgegenwärtig. Grell lodernde Flammen brachen aus Arkanis Fell hervor und binnen weniger Sekunden löste sich der Sternschauer in der drückenden Hitze gänzlich auf, bis bloß nur noch Staub herab rieselte. „Und Morgengrauen!“ „Was?!“ Entsetzen spiegelte sich auf Harukas Gesicht wider. Nun hatte Kouki seine Trumpfkarte ausgespielt. Hatte sie sich etwa zu früh gefreut? Hell, wie ein Stern am trüben Morgenhimmel, leuchtete Arkani auf. All ihre Wunden schlossen sich wie auf magische Weise, und die Hündin strotzte, als das Licht wieder verblasste, vor Energie. Unmerklich ballte Haruka die Faust. Ampharos’ mühseliges Keuchen drang deutlich an ihr Ohr. Egal wie sie sich anstrengte, sie sollte einfach nicht mehr die Kontrolle über diesen Kampf gewinnen! Kouki schaute Haruka bittend in die Augen, aber ihm war bewusst, dass er dieses Trauerspiel zu Ende bringen musste. „Beende es! Flammenblitz und Knirscher!“ Mannshohe Flammen brachen erneut aus Arkanis Pelz und hüllten es wie ein Schutzschild ein. Gierig leckte das Feuer an ihre Pfoten, verkohlte sie jedoch nicht, im Gegensatz zu dem sandigen Boden. Mit einem kehligen Knurren machte Arkani einen Satz nach vorne, direkt vor Ampharos. Dann sprang sie dem Elektrodrachen an die Kehle. Ampharos brüllte vor Schmerz auf und ruderte panisch mit den Armen, um sich zu befreien. Doch die Hitze lechzte an seinem Körper und entzog ihm jegliche Energie. So sank Ampharos kraftlos zu Boden, seine Knie berührten den Sand, ehe das Pokémon mit einem dumpfen Aufprall zusammen brach. Ein schrilles Signal besiegelte Harukas Niederlage. Ihre gelbe Balkenanzeige wich einem tristen Grau. Die Koordinatorin schritt mit gesenktem Kopf zu Ampharos und beugte sich zu ihrem Pokémon herab. Lächelnd strich sie dem gelben Pokémon über den Kopf. „Gut gemacht“, flüsterte sie mit erstickter Stimme. Dann spürte sie wie unaufhaltsam die Tränen über ihre Wangen flossen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)