Zwischen Liebe und Zweifeln von Lalonde (BelxFran) ================================================================================ Kapitel 27: Venedig ------------------- Viel Spaß beim lesen~ ****************************************************** Bels POV Glücklicherweise hatte ich am Tag zuvor meinen Wecker umgestellt so dass wir länger schlafen konnten. Die Energie würden wir brauchen wenn es heute nach Venedig ging. So wurden wir also gegen halb neun geweckt und konnten gemütlich in den Tag starten. Schließlich fuhr unser Zug erst um 4 Uhr mittags. Nach dem gemeinsamen Frühstück wurde gepackt. Für wie lange? Ich wusste es nicht. Ich war sicher, dass das niemand hätte sagen können. Also packte ich für knappe zwei Wochen. Hoffentlich hatten wir Glück und fanden wen auch immer binnen einer Woche, aber auf zu viel Unterstützung Fortunas durfte ich wohl nicht hoffen. Seit wann glaubte ich eigentlich an Glück? Da konnte ich gleich noch an Schicksal glauben. „Daran erinner ich dich nächste Woche nochmal.“ Natürlich. Nächste Woche fange ich an Horoskope zu lesen und nach dem Mondkalender zu leben. Das war es doch, was die Stimme in meinem Kopf sagen wollte. Dass ich bis nächste Woche schon wieder so viele Veränderungen durchgemacht hatte, das ich das auch noch tat. Soweit kommt’s noch! Ein paar Stunden standen Fran und ich mit vielen Touristen am Bahnhof und kamen uns ziemlich fehl am Platz vor mit unseren Variamänteln. Hier kannte man uns noch und machte einen kleinen Bogen um uns, aber wenn wir in Venedig waren, durften wir nicht auffallen. Wahrscheinlich würde ich mich in einer Umsteigestelle auf der Toilette umziehen müssen. Fran hatte seinen Hut von Anfang an zu Hause gelassen. Wir waren ziemlich pünktlich, sprich eine halbe Stunde vor planmäßigem Eintreffen unseres Zuges am Bahnsteig. Umso lauter stöhnten wir auf, als uns eine freundliche Frauenstimme mit leichtem Akzent erklärte, dass unser Zug Verspätung hatte. Vielleicht sollte ich eine Unterhaltung beginnen. Wir waren ein Paar. Gut, dann waren wir noch auffälliger, aber hier würde sich keiner mit uns anlegen. „Nehmen wir eigentlich Souvenirs mit. Vielleicht so eine dieser venezianischen Masken?“ Fran sah mich überrascht an. Ich sah ihm an, dass ich ihn wohl gerade aus irgendwelchen Gedanken gerissen hatte. „Masken? Wozu? Für einen der zahlreichen Maskenbälle unserer Familie, oder wie?“ Ich verrollte die Augen. Fran sah es nicht, aber er kannte mich inzwischen so gut, dass ich mir vorstellen konnte, dass er genau wusste, wie ich gerade reagiert hatte. „Tse!“, meinte ich nur, „Wenn keiner kommt veranstalten wir uns eben einen eigenen.“ Ich grinste. „Also ich hol mir auf jeden Fall eine, und wenn ich sie nur ins Zimmer hänge.“ Sie würde wahrscheinlich wirklich gut zu meiner Einrichtung passen. Ja, ich würde mir so eine Maske holen. Und weiter? Irgendwie schien die Unterhaltung bereits beendet. Was war bloß gewesen, dass wir kein Gespräch zu Stande brachten. Wahrscheinlich fehlte uns einfach ein Thema, aber an die zweiwortige Unterhaltung über den Film gestern Abend wollte ich auch nicht unbedingt anknüpfen. Also standen wir da. Der Bahnsteig um uns herum leerte sich. Keiner schien den Drang zu verspüren nach Venedig zu reisen. Wieso bloß? Das war schließlich einer der Top-Touristik-Tipps. Oder war das vielleicht gerade der Grund? Auf jeden Fall war es ein Grund dafür, dass es schwer für uns würde, dort jemanden zu finden. Erst Recht jemanden von dem wir nicht wussten wie er aussieht. Oder wollte derjenige etwa gefunden werden? Endlich sah ich in der Ferne den Zug kommen. Frans POV So gut wie ausgeschlafen, standen wir auf. Bel hatte seinen Wecker gestern noch umgestellt, sodass wir nicht um 6 Uhr in der Frühe sondern um 9:30 Uhr morgens geweckt wurden. Als ich aufwachte lag Bel halb unter mir begraben. Rasch kletterte ich von ihm runter, er lachte nur über meine Reaktion. Was war daran so lustig? Luss hatte uns ein 3-Gänge-Abschieds-Frühstück vorbereitet. Papp satt und überfüttert gingen wir unsere Rucksäcke packen. Wir hatten keine Ahnung wie lange diese Mission andauern würde. Noch immer hatte ich nicht in die Tasche für mein Undercover-Outfit rein gesehen. Ich packte für circa 20 Tage, hoffentlich reichte das. Den Froschhut ließ ich hier zurück, er wäre nur unnötiges Gepäck. Auf dem Weg zu Bahnhof herrschte über uns eine unheimliche Stille. Der Bahnhof war etwas überfüllt. Trotzdem konnten wir einfach geradeaus gehen, da die Leute einen großen Bogen um uns machten. Ich fühlte mich etwas wie Pumba, schon gleich hatte ich den bescheuertsten Ohrwurm aller Zeiten. „Auch ich war ein kleines Schwein~“ Bel sah mich irritiert an. Oh nein, hatte ich das laut gedacht? „Nehmen wir eigentlich Souvenirs mit. Vielleicht so eine dieser venezianischen Masken?“ Was hatte das mit Timon und Pumba, erst jetzt wurde mir klar, dass sein irritierter nichts mit meinen Gedanken zu tun hatte. „Masken? Wozu? Für einen der zahlreichen Maskenbälle unserer Familie, oder wie?“ Wir hatten echt sooft Maskenbälle, so viele, dass wir es kaum aushielten, wenn mal keiner stattfand. Okay, Witz bei Seite. Ich war mir sicher, dass Bel die Augen verrollt hatte, als ich meinen Kommentar äußerte. Unser Zug war wirklich ziemlich spät, noch später als die Frauenstimme die durch die Lautsprecher verkündet hatte, dass der Zug wahrscheinlich bald ankommt. Bel schnaubte „Wenn keiner kommt veranstalten wir uns eben einen eigenen.“ Das hatte er doch nicht wirklich vor? Nun grinste er. Der Prinz wollte wirklich einen Maskenball? Ich laufe garantiert nicht im Kleid rum. „Also ich hol mir auf jeden Fall eine, und wenn ich sie nur ins Zimmer hänge.“ Typisch, ich lächelte nur, mal sehen ob ich mir auch eine hole. Danach war erstmal wieder Stille. Wir beide mussten etwas angespannt oder aufgeregt wirken. Teenager würden uns wahrscheinlich als ein Paar bezeichnen das kurz vor ihrem Ersten Mal war. Ich hatte keine Lust auf diese Mission, außerdem habe ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend, was aber auch an meinen überfüllten Magen liegen könnte. Verdammt wo blieb denn dieser verdammte Zug? Wir haben zwar schon einiges mit der Bahn erlebt, aber nicht, dass ein Zug eine ganze Stunde zu spät kam. In der Zwischenzeit hatten wir auf einer der Bänke Platz genommen. Es war verdammt langweilig. Mit dem Kopf an Bels Schulter gelehnt wartete ich auf den Zug. Warten macht müde. Kurz sah ich mich um, ich war zwar nicht so der Fan von Kaffee, aber er hielt nun mal wach. Schonmal waren wir beide vor Langeweile eingeschlafen, dass wollte ich möglichst vermeiden. Mit zwei großen Schlucken war der Kaffee auch schon ausgetrunken, wirklich wach fühle ich mich zwar nicht, aber vielleicht dauert es noch bis das Coffein wirkte. Als ich ankam sah ich von der ferne einen Zug. Es war unser Zug und er hatte nur knapp 1 ½ Stunden Verspätung. Bels POV Eine halbe Stunde Fahrt lang, hatte ich die Zeitung des grauhaarigen alten Mannes vor uns mitgelesen. Dann nämlich hatte er sie einfach weggepackt obwohl ich noch gar nicht fertig war. Aber ich konnte mich ja schlecht beschweren. Im Anschluss hatte ich dem Punk ein paar Bankreihen entfernt zugesehen, wie er Musik hörte und überlegt, was er hören könnte. Zu richtigen Ergebnissen war ich nicht gekommen. Dann war da noch dieses kleine Mädchen dass mit seiner Mutter stritt. Demnach zu urteilen was ich an Gesprächsfetzen aufschnappte, wünschte es sich ein eigenes Pony. Am besten in Rosa. Die Kleine war süß. So ein richtiges Engelchen. Die Mutter tat mir Leid, wie sie händeringend versuchte dem Engelchen seinen neuen Herzenswunsch auszureden. Leider stieg die Kleinfamilie, zu der wie ich sah auch ein junger Mann und ein noch kleineres Kind gehörte, an der nächsten Haltestelle aus und ich musste mir jemand neues suchen, den ich beobachten konnte. Ich hätte ja Fran beobachten können, aber der sah die ganze Zeit aus dem Fenster. Weil da draußen ja auch so viel passierte. Oh mein Gott, eine kleine Hütte. Ein Wunder. Nicht nur Bäume und Felder und Wein. So eine spannende Landschaft. Mit was für einem Hinterweltlerbummelbähnchen waren wir hier unterwegs? Was das für ein Hinterweltlerbummelbähnchen war, erkannte n wir am nächst größeren Bahnhof. Unser Zug hätte dreimal in den dahinter gepasst. Sowohl von Länge als auch so von Kapazität. Bei der Möblierung hätte er sich auch eine Scheibe abschneiden können. Da unser letzter Zug, also das Hinterweltlerbummelbähnchen, ja Verspätung gehabt hatte, hatten wir nun statt einer ganzen nur noch eine halbe Stunde zum Warten, oder besser gesagt zum Umziehen. Ich schulterte meine Reisetasche und sah Fran fragend an. „Kommst du mit Umziehen?“ Er überlegte kurz. Dann nickte er. Hatte er seine Zunge verschluckt? Nachdem ich den Mantel gegen eine schicke Jacke getauscht einen normales Shirt angezogen und die Krone unter einem schicken Hut versteckt hatte, schwor ich mir, mich nie mehr in einer öffentlichen Toilette umzuziehen. Ein Glück war es hier halbwegs hygienisch. Aber die Kabinen waren schrecklich eng für jemanden, der versuchte sich umzuziehen. Ich stand am Waschbecken und wartete auf meinen Partner. Ein bisschen gespannt war ich ja schon. Ich hatte keine Ahnung, wie er sein Undercover-Outift geplant hatte. Es hatte keine Art von Absprache gegeben. Dann öffnete sich die Tür und mir blieb die Spucke weg. Ich betrachtete Fran von unten nach oben. Hohe Schuhe, dann eine Zeit lang nichts, dann ein schicker beigefarbener Rock, ein dunkler Gürtel eine weiße weit geöffnete Bluse über…Brüsten! Wo hatte er die denn her? Schnell wanderte mein Blick weiter nach oben. Eine schlichte Kette. Eine dunkelbraune Jacke überm Arm und eine Sonnenbrille im Gesicht. Das Gesicht! Geschminkt und umrandet von…langen, schwarzen Haaren. Fran war nicht länger er selbst. Ich wägte gerade ab, ob ich eher darüber scherzen, oder ihm ein Kompliment machen sollte, weil ihm die ganze weibliche Aufmachung beängstigender Weise total gut stand, als er mich plötzlich fragte, was er mit diesen 'bekloppten Haaren' machen sollte. Ich grinste einfach mal. Mit seinem ernsten, gereizten Gesichtsausdruck sah er aus, wie irgendeine Managerin und ich riet ihm zum Pferdeschwanz. Er zeigte mir den Vogel, betrachtete sich kurz im Spiegel und ließ die Haare offen. Vorerst. Er meinte, er würde sich irgendwie anpassen wollen und deshalb warten. Ich war mir aber sicher, dass er einfach nicht wusste, was er damit anfangen sollte. Viel Zeit zum Überlegen blieb eh nicht mehr denn eine nun akzentfreie Stimme sagte unseren Zug an. In Eile spurteten wir zurück zum Gleis, um gerade noch rechtzeitig einsteigen zu können, ehe die Türen geschlossen wurden. Wir suchten einen Zweierplatz und fanden glücklicherweise noch einen. Direkt vor einem schnarchenden Opa mit dicker Nickelbrille und hinter einem nicht weniger laut schmatzenden Vielfraß, der sich bestimmt nicht das erste belegte Brötchen in sich hineinstopfte. Kurz um, wir passten so gut in unsere Umgebung wie die Queen von England hinter den Schalter eines McDonalds- Drive-Ins. Wenn wir hiermit durch waren starte ich eine Unterschriftensammlung: Nie mehr öffentliche Verkehrsmittel für Mitglieder der Mafia. Aber mein jetziges Ziel war, die Fahrt zu überleben ohne vom Schnarcher hinter uns eingesogen oder dem Fresser vor uns bekleckert oder noch schlimmer gegessen zu werden. Also kurz gesagt, am Zielort anzukommen. "Ob unser Prinz das schafft oder ob der Fresser ihn bekommt sehen sie gleich nach der Werbeunterbrechung bei 'Die Zugfahrt des Grauens oder Der Weg nach Venedig'. Während sie warten ein kleines Gewinnspiel um ganze 3€. Wohin fahren die beiden Hauptakteure? A: Venedig B: in die Hölle. Rufen sie gleich an! Den Gewinner erfahren sie am Ende der Sendung." Ich genoss die Wiederkehr eines Gesprächspartners und ertappte mich dabei, dass ich gerade anfing wie Fran aus dem Fenster zu starren. Und das in einem Tunnel. Ich zwickte mich kurz und schmerzhaft ins Handgelenk und betrachtete die weniger auffälligen Fahrgäste. Schräg gegenüber saß ein Mann, der über eines dieser Headsettelefone ein wichtiges geschäftliches Gespräch führte. Hätte er einen Laptop gehabt hätte ich ihn glatt auf die Liste der Verdächtigen gesetzt. So aber könnte er höchstens interessant werden, wenn ich vorhatte in nächster Zeit Aktien für die Lufthansa zu erwerben, aber das interessierte mich nicht im Geringsten. Ich sah mich weiter um. Ganz vorne im Abteil saß ein Urlauberpärchen, das in die riesige Landkarte eines Zehn-Zentner- Reiseführers starrte. Dass der Platz von zwei Sitzen Länge für die Karte reichte schien mir wie das 8te Weltwunder. Unter dem Sitz waren Reisetaschen, wie bei uns, nur doppelt so groß und doppelt so viele, obwohl die beiden höchstwahrscheinlich nicht ihre Identität würden wechseln müssen und wahrscheinlich nicht einmal so lange auswärts sein würden wie wir. Hinter dem Pärchen saß ein alter Engländer der sich über das seltsame Phänomen des anhaltend guten regenfreien Wetters. Er ärgerte sich über die 10 Pullover die jetzt überflüssiger Weise dabei hatte und wunderte sich über die doch nicht ganz so luftige Kleidung seiner Mitfahrer. Für italienische Verhältnisse war es eben doch Anfang Herbst und schon etwas frisch geworden. An den Campingtagen hatten wir wohl besonderes Glück und er besonderes Pech gehabt. Der Pulliengländer war aber auch kein Zeitgenosse den ich die ganze restliche Fahrt über gespannt beobachten würde und so suchte ich das Abteil weiter nach interessanten Leuten ab. Leider schienen wirklich interessante Leute dieses Abteil zu meiden wie schöne Frauen den dicken Fresser vor uns und so sah ich mich gezwungen, mir eine andere Beschäftigung zu suchen. Was könnte ich machen? Ich könnte das Touristenpaar fragen, ob ich mir kurz den Reiseführer ausleihen konnte, um mich über mögliche Aufenthaltsorte unserer Zielperson zu informieren. Dumme Idee. Das schien ihr Heiligtum zu sein. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie ihn in den nächsten paar Tagen aus der Hand legen würden. Was könnte ich sonst machen? Den Headsettypen fragen, ob er vielleicht eine Zeitung hatte, die ich haben könnte? Ich könnte das Abteil wechseln und schauen, ob es einen Platz bei interessanten Leuten gab. Es musste doch wenigstens einen Fahrgast in diesem Zug geben, der es wert war, die ganze Fahrt über angestarrt zu werden. Schade, dass genau dieses Exemplar neben mir auf dem Sitz saß und aus dem Fenster starrte. Ich betrachtete ihn eine Zeit lang. Oder sollte ich sagen sie? Oder gar es? Die Verkleidung wirkte so echt. Ich dachte zurück an den Moment vor einer knappen halben Stunde, die mir wie eine kleine Ewigkeit vorgekommen war. Wie hatte er in diesen Schuhen laufen können? Er schien wirklich ein Multitalent zu sein. Übung konnte er ja keine haben, oder? Frans POV Wir waren schon einige Zeit unterwegs. Ununterbrochen starrte ich nach draußen, anfangs habe ich mir noch die Landschaft angesehen, diese verschwamm aber bei geschätzten 10 Minuten vor meinen Augen. Ich bin mir sicher, dass das jeder kennt. Allein wenn man tief in Gedanken ist verschwimmt einen die Sicht. Zu mindestens ist das bei mir so. Ich mag Zugfahren, man war nicht so aufeinander gequetscht wie in Bussen. Der Kaffee hatte gewirkt, ich war hellwach und Glück mit dem Abteil hatten wir auch, denn es war nicht voll besetzt um genau zu sein, waren als wir Einstiegen, ich schätze, nur 10 andere Leute im Abteil, wie das nun aussah konnten ich nicht sagen. Wie lang wir wohl suchen würden? Eins stand fest, wir durften nicht ohne brauchbare Informationen oder den Hacker selbst zurückkommen, anders würde Xanxus neue Wutopfer haben. Wer könnte sich in unser Netzwerk hacken und brauchbare Informationen gebrauchen? Wir machten eh nur Drecksarbeit, Spionieren, Infos sammel und Morden. Wären wir Agenten dürften wir also den Titel 007 haben. Belphegor 007, nein eher Bel 007… Fran 007… Squalo 007… Xanxus 007… Lussuria 007 und Levi 007.Okay, das ganze klingt ziemlich komisch. Ich konzentrierte mich wieder etwas auf die Landschaft. Man sah, dass es Herbst wurde, die Bäume hatten orangefarbene Blätter bekommen und manche hatte ihre Blätter schon abgeworfen. Dann hielt der Zug. Wir mussten noch nicht raus, erst die nächste Station hieß es umsteigen. Bis wir dort ankamen würde es nochmal um die 7-10 Minuten brauchen. Der Zug fuhr wieder los. Die letzten paar Bahnhöfe waren leer gewesen, gespenstig leer, dies würde ich bei unseren Zielort nicht so sein. Viele Leute, viele Geräusche, eben eine Touristenstadt. Der nächste Bahnhof war in Sicht und ich stand auf um schonmal ein paar der Sachen bereit zu stellen. Der Zug bremste quietschend ruckartig sodass ich nach hinten umkippte und auf Bels Schoß landete. Rasch stand ich auf, die Stimme aus dem Lautsprecher meinte schon, dass es bald wieder los geht um die vertrödelte Zeit einzuholen. „Kommst du mit Umziehen?“, fragte Bel während er seinen Rucksack schulterte. Ich nickte. Gleich würde ich sehen was mein „Undercover-Outfit“ sein wird. Um ehrlich zu sein hatte ich schon die schlimmsten Vermutungen. Die Toiletten waren Recht eng, aber es musste reichen um sich umzuziehen. Neugierig warf ich einen Blick in die Tasche und sah einen BH…. Was zur Hölle, die wollten mich doch nicht etwa als Mädchen ausgeben. Ich durchwühlte die Tasche und stellte leicht frustriert fest, dass ich doch als Frau gehen musste. Eher wiederwillig zog ich den BH an und stopfte ihn aus, wenn schon denn schon. Dann kam die weiße Bluse mit der Kette. Als nächstes fischte ich einen beigefarbener Rock mit dunklem Gürtel und eine braune Jacke aus der Tasche. Ein leiser Seufzer entglitt mir. Squalo wird bluten! Mich einfach so in Frauensachen durch die Gegend zu schicken und einen Hacker suchen. Doch das war nicht alles, ein Blick in die Tasche und ich sah eine Perücke, eine schwarz Perücke, eine schwarzhaarige Perücke. Konnte man sagen eine schwarzhaarige Perücke? Ich denke schon. Also zog ich auch die Perücke an. Die Tasche war immer noch nicht leer. Verdutz zog ich ein paar Schuhe raus. Hochhakige Schuhe. Was soll‘s? Zieh ich die eben auch an und auch mein Gesicht schminkte ich mit der Extrabeigelegten Schminke. Ich glaube das war mal Luss. Noch nie hatte ich mich geschminkt, wozu auch? Ein bisschen Lippenstift und etwas Lidschatten, falls ich auf die Idee kam die Sonnenbrille auszuziehen, und fertig. Als letztes kam die Sonnenbrille. Etwas wackelig lief ich raus um mich im Spiegel zu betrachten, für die Schminke hatte ich einen Minispiegel gehabt. Viel konnte man mit dem nicht anfangen. Auch das Design, eine grinsende Diddelmaus, sprach mich nicht sonderlich an. Verwundert starrte ich mich an, oder eher gesagt, mein gegenüber. Mich erkannte man überhaupt nicht mehr. „Was soll ich nur mit diesen bekloppten Haaren machen?“, hilfesuchend sah ich zu Bel rüber. Starrte er mich gerade an? Hmn, falsch ausgedrückt, zog er mich gerade mit seinem Blick aus? Der Prinz fing an zu grinsen, ich fand das ganze gar nicht lustig. „Mach doch einen Pferdeschwanz daraus.“ Einen Pferdeschwanz, aus diesem… Haarbausch? Freundlich wie ich war zeigte ich Bel einen Vogel, wie soll ich denn aus den Haaren einen Pferdeschwanz machen. Zugeben werde ich das natürlich nicht. „Ich schau erstmal welche Frisur die andern Frauen haben, ich kann mich ja dann anpassen.“ Kurz darauf sprinteten wir zu unseren Zug, in den wir gerade noch rechtzeitig einstiegen. Nur noch ein Zweierplatz war frei, den wir uns auch schnell eroberten, der schlafende Opa störte mich kaum. Hinter uns hörte ich lautes schmatzen, aber was soll’s alleine Sitzen wollte ich erstrecht nicht. Ich drehte mich Richtung Fenster und lehnte mich leicht an Bel. Während ich aus dem Fenster starrte überlegte ich warum Squalo mir diese Mädchenklamotten aufgebrummt hatte. Vielleicht war es aber auch Xanxus, wir hatten die beiden zwar wieder zusammen gebracht, aber der Boss wusste, dass Bel und ich daran schuld waren. Leise seufzte ich. Kurz schloss ich die Augen und merkte, dass auch der Prinz gerade raus sah, dabei waren wir doch gerade in einem Tunnel. Ich setzte mich wieder normal hin. Kurz sah ich zu Bel rüber, er spionierte die anderen Fahrgäste aus. Die Stille zwischen uns beiden nervte mich und noch mehr nervte es mich, dass wir auf der Suche nach einem Hacker waren. Einer unbekannten Person, die irgendwo auf dieser Welt gerade vor seinem Laptop hockt und sich einen ab grinst. Mir hätte es auch nichts ausgemacht wenn wir auf einen einzigen Sitz gesessen hätten, ich hätte auch stehen können oder eine noch viel bessere Idee, Bel hätte mich auf den Schoß nehmen können. Bei diesem Gedanken wurde ich rot. Seit einen halben Jahr waren wir jetzt zusammen. Mein Blick wanderte wieder Richtung Fenster. Nach einiger Zeit spürte ich Blicke auf mir Ruhen, ich lehnte mich ein bisschen gegen diese Person. Dem armem Prinzen war langweilig, zu doof das mir kein Gesprächsthema einfiel. Und küssen wäre auch nicht gerade angebracht wegen Luss Lippenstift. Nun musste ich mir unfreiwillig einen Bel mit Make up und Frauensachen vorstellen. Es sah sehr belustigend aus, aber ich hoffte er kommt niemals auf die Idee das zu machen. Die Schuhe waren Waffen und ich fragte mich, wie es die Frauen so lang in diesen Schuhen aushalten konnten, wenn das hier vorbei ist habe ich bestimmt Blasen. Ich presste meine Lippen zusammen, okay so viel Lippenstift war da nicht mehr drauf. Bel wirkte irgendwie abwesend, aber er starrte mich an. Sah ich so schlecht aus? Stimmte etwas mit meinen Haaren nicht oder ist mein Make up verlaufen? Oh nein, ich klinge sogar schon wie ein Mädchen… Meinen Kopf hob ich um Bel in seine Augen zu sehen, oder eher suchte ich seine Augen. Vor lauter Hektik hatte ich gar nicht ihn gemustert. Er sah aus wie ein normaler Tourist, Shirt und eine schicke Mütze. Wir sahen bestimmt aus wie ein Ehepaar, oder einfach nur ein Paar, auf jeden Fall wie zwei Liebende. Sanft legte ich meine Hand auf seine und streckte mich um ihn einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. Endlich habe ich ihn aus seinen Gedanken gerissen. Kein Mensch kann Stundenlang ohne ein Wort zu sagen aus dem Fenster sehen. Jetzt lächelte ich, nicht er. Ich hatte das Gefühl das ich seine zarten Lippen viel zu selten berührte. Eins ist klar, so schnell werde ich ihn nicht wieder hergeben. Mein Prinz… Wenn diese Mission erledigt ist lade ich ihn mal zum Essen ein und nicht anders rum. Bels POV Nach einer weiteren Stunde die mir diesmal wie ganze zwei Ewigkeiten vorkam hatten wir unser Ziel erreicht. Die Stazione di Venezia Santa Lucia, der Hauptbahnhof von Venedig. Wir waren beide ein wenig erschöpft, sodass wir uns erst einmal ausruhten. Ich allerdings hatte keine Ruhe. Ich ging durch die kleinen Geschäfte und kaufte eine Karte. Ich war sicher: Hier konnte sich sogar ein Genie verlaufen. Als wir uns genug ausgeruht hatten machten wie uns auf die Suche nach einem Restaurant möglichst weit weg vom Markusplatz, da die Preise dort unerhört teuer sein sollten. In einem süßen kleinen Café unweit des Canal Grande. Überall hörte man die Gondoliere rufen. Nach einem kleinen Imbiss machten wir uns schließlich auf den Weg zu den Stellen, an denen wir unseren Übeltäter vermuteten. Nämlich die mit Touristen überfüllten Sehenswürdigkeiten Venedigs. Erste Anlaufstelle. Der bereits genannte Markusplatz. Touristenziel Nummer eins zusammen mit dem Dogenpalast, den wir natürlich sofort danach aufsuchten. Es war nur normal ein paar Leute mit Laptops zu sehen, aber keiner davon wirkte in irgendeiner Weise so auf mich, als empfände er es reizvoll sich in Mafiadatenbänke zu hacken. Ein paar waren einfach nur irgendwelche Studenten, die, wie ich beim über die Schulter schauen feststellte, irgendwelche hochkomplizierten Informationen zusammenkratzten. Ein paar bearbeiteten einfach nur ihre Urlaubsbilder. Niemand, wirklich niemand hier in Venedig hatte bisher das Gefühl in mir geweckt, dass ich dem Ziel näher gekommen war als zuvor. Als wir gegen Abend die Hotels abklapperten um nach einem Zimmer für die Nacht zu suchen, brauchten wir mehrere Anläufe. Das hier war die Touristenstadt Nummer 1 Europas. Natürlich waren hier nicht mehr viele Zimmer frei. Aber wir hatten ja schlecht buchen können, wenn wir nicht wussten wie lange wir würden bleiben müssen. Letztlich hatten wir ein Zimmer gefunden und gaben unseren Füßen ein wenig Zeit sich von dem ewigen Herumgelaufe zu erholen. Gerade Fran musste das in diesen Höllenteilen dringend nötig haben. Fran begann nun sich umständlich zu entkleiden. Und so wurde aus der Managerin wieder mein Freund Fran, der sich nach dem heutigen Tag genauso erschöpft wie ich auf's Bett fallen ließ. Aber ich war noch nicht fertig mit ihm. Wenn man nicht wenigstens 50 Wörter am Tag miteinander sprach, rosteten doch bestimmt die Stimmbänder ein. "Ist bei dir alles in Ordnung?", fragte ich also größtenteils fußbezogen. "Außer dass das Outfit höllisch an meinem Ego kratzt und meine Füße weh tun, wie noch nie, ja, abgesehen davon geht's mir blendend. Bin nur etwas müde." "So stark muss das Outfit nicht an deinem Ego kratzen. Es steht dir ziemlich gut." Das könnte natürlich auch der Grund sein. Also verlängerte ich meine Aussage. "So überzeugend dass nicht mal ich dich erkennen würde, wenn ich nicht wüsste dass du's bist." Fran sagte nichts. "Du hast auch noch niemanden gesehen, auf den wir es abgesehen haben könnte?", fragte er dann schließlich. Der es auf uns abgesehen hat, traf es besser. "Nein. Auf mich wirken hier alle schrecklich harmlos." Fran nickte. Das war also unser erster Tag in Venedig. Dieser Auftrag würde uns wohl noch eine ganze Zeit beschäftigen. Frans POV Nach einer Weile kamen wir am Hauptbahnhof von Venedig an, hier konnte man kaum laufen. Heute war hier verdammt viel los. Die lange Reise hatte an Bels und natürlich auch meinen Nerven gezerrt, sodass wir uns entschlossen haben, uns erstmal etwas auszuruhen. Es tat gut diese Schuhe auszuziehen. Während ich mich auf einem Stein etwas ausruhte suchte Bel das Geschäft gegenüber von mir nach einer Stadtkarte ab. Als ich gerade Bel in das Geschäft folgen wollte kam dieser raus. Gemeinsam suchten wir ein Café das nicht überteuert war. In der Nähe des Canal Grande fanden wir schließlich eines. Endlich bekam ich wieder was zwischen die Zähne. Mit vollen Magen konnte man besser spionieren. Wir vermuteten, dass unser Hacker sich unter der Touristenmeute versteckte. Als würden wir nach und nach verschiedene Touristenattraktionen ansehen und nach verdächtigen Personen Ausschau halten. Zuerst liefen wir wieder zurück zu dem großen Markusplatz. Ich war mir nicht sicher ob hier mehr Tauben als Menschen waren, hier wimmelte es an jeder Ecke von Tauben. Danach besuchten wir den Dogenpalast, bis jetzt wirkte keiner der Passanten wie ein Hacker, die meisten die einen Laptop dabei hatten, bearbeiteten Bilder, Studenten oder waren geschäftlich unterwegs, also so wie wir. Plötzlich viel mir ein großer Mann mit Sonnenbrille ins Auge, er sah auffällig in der Gegend umher. Ich ging kurz zu ihm rüber und fragte ihn auf Englisch ob er irgendetwas verloren hatte. Leider musste ich feststellen, dass der Mann nur auf seine Frau gewartet hatte, die er in den Geschäften verloren hatte. Schon Recht bald kam auch seine Frau und beschwerte sich das sie kein Geld mehr habe und der arme Mann mitkommen soll, dass sie auch wirklich alles bekam was sie brauchte. Bel und ich begaben uns dann gegen Abend auf Hoteljagd. Nach dem 5. Hotel hatten wir endlich eine Unterkunft. Es klingt zwar komisch, aber man gewöhnt sich an die Schuhe, außerdem bin ich mit ihnen fast auf Augenhöhe mit Bel. Erst als ich die Schuhe aus hatte spürte ich wie Todgelaufen diese waren. Dann zog ich die Frauenklamotten aus. Das war nicht so einfach, schon eher ein kleiner Kampf. Erschöpft schmiss ich mich auf das Ehebett. „Ist bei dir alles in Ordnung?", fragte mich Bel dann. Ich hob meinen Kopf aus dem Kissen und sah ihn erst schweigend an. „Außer dass das Outfit höllisch an meinem Ego kratzt und meine Füße weh tun, wie noch nie, ja, abgesehen davon geht's mir blendend. Bin nur etwas müde." Bel sah mich kurz … verwundert an. Wieso war er verwundert? Kurz darauf bekam ich die Antwort. „So stark muss das Outfit nicht an deinem Ego kratzen. Es steht dir ziemlich gut.“ Meine Kinnlade klappte etwas runter. Hatte ich da eben richtig gehört? Bel mag mein Outfit? Und warum werde ich immer so rot, wenn er was Süßes sagt? „So überzeugend dass nicht mal ich dich erkennen würde, wenn ich nicht wüsste dass du's bist." Ich machte den Mund wieder zu. Dann fragte ich ihn, ob er schon eine verdächtige Person gesehen hatte. „Nein. Auf mich wirken hier alle schrecklich harmlos." Bel hatte dasselbe gedacht wie ich. Auch ich fand, dass die Leute hier aussahen wie Engelchen, was das hacken von Mafiadaten anging, würde ich hier ehrlich gesagt keinen zutrauen. Wir redeten noch ein bisschen, bis wir schließlich einschliefen. Bels POV Geweckt wurden wir am nächsten Morgen von der Sonne, die durch die dünnen Vorhänge sickerte. Unsinniger Weise weckte ich den eigentlich schon wachen Fran mit einem Kuss. Dieser ließ sich auch nicht viel Zeit zum Wachwerden, sondern machte sich bereits auf den Weg ins Bad. Natürlich. Sein Outfit war ja auch schrecklich aufwendig. Aber es hatte ihn ja niemand dazu gezwungen, oder? Ich war es jedenfalls nicht. Ich war allerdings derjenige, der während Fran sich umzog zur Rezeption runterging und sich wegen dem Frühstück zu erkundigen. Besagtes gab es aber nicht in diesem Hotel. "In was für einer Spelunke habt ihr uns denn hier untergebracht!", polterte meine innere Stimme und ich bekam prompt einen leisen Anflug von Kopfschmerzen. Super. Der Portier meinte allerdings dass es einen ziemlich guten Bäcker um die Ecke gäbe, bei dem man 'unglaublich leckere Kaffeestückchen' kaufen konnte. Es gäbe sogar eine 'wunderbar lichtbeschienene Caféterasse mit malerischem Blick auf den Dogenpalast'. Ich merkte, dass dieser Mann eine Krankheit hatte, die ich schlichtweg Übertreiberitis nannte. Von ihm durfte ich mir keine wahrheitsgemäßen Tipps erwarten. Den Tipp mit dem Bäcker merkte ich mir trotzdem. Dann nahm ich den Fahrstuhl nach oben. Ich wollte das Zimmer gerade betreten, als ich merkte, dass ich die Tür nicht aufbekam. Ich brauchte ein paar Minuten, um zu verstehen warum. Es musste die Badezimmertür sein, die offen stand und dadurch die andere verriegelte. Welcher Idiot hatte sich diese Konstruktion ausgedacht? Letztlich stand ich so lange blöd vor der Tür rum, bis Fran selbstständig nach draußen kam. Er sah ungefähr so aus wie gestern. Er hakte sich bei mir ein und ich versuchte den Weg zu dem beschriebenen Bäcker zu finden. Glücklicherweise war meine Suche nur von kurzer Dauer und schon bald saßen wir auf der 'wunderbar lichtbeschienenen Caféterasse mit malerischem Blick auf den Dogenpalast' und aßen jeder ein 'unglaublich leckeres Kaffeestückchen'. Der Start in unseren Tag war gut. Ich hatte mir fest vorgenommen, dass wir uns heute nicht auf die Suche versteifen würden, sondern auf einen kleinen Urlaub. Wenn uns jemand suspekt war, würden wir ihn so oder so bemerken. Ich teilte Fran meine Meinung mit und er stimmte mir zu. Und wenn wir heute niemanden fanden, würden wir weiterfahren. Als nächstes wollten wir nach Frankreich. Rom würden wir uns auf der Rückreise vornehmen. Jetzt erstmal nach Paris. Naja, jetzt war wohl übertrieben. Jetzt würden wir uns erst mal einen kleinen Kurzurlaub gönnen. Am Canal Grande lud ich Fran auf eine Gondelfahrt ein. Er stimmte zu unter der Bedingung, dass der Gondolier nicht "Amore mio" singt. Für 60€ fuhren wir also durch die breiteren Kanäle Venedigs. Ein teurer Spaß. Auch auf unserer Fahrt kam uns niemand auffälliges unter die Augen. Dafür sah man ein paar schöne Brücken und Häuserfassaden. Gegen Mittag bummelten wir durch die ebenfalls überteuerten Geschäfte. Ich machte mein persönliches Versprechen wahr und kaufte mir eine Maske in silber- rot Tönen. In einem Karton verpackt packte ich sie später in die Reisetasche. Letztes Ziel war die Scuola di San Rocco. Die Malereien in dieser Kirche waren ziemlich bekannt wie es schien. Mich zogen die biblischen Ereignisse nicht sehr in ihren Bann. Gegen späten Nachmittag fuhren wir zum Flughafen Marco Polo, in der Hoffnung vielleicht noch heute Tickets nach Paris zu bekommen. Frans POV Am nächsten Morgen wurde ich von den Sonnenstrahlen wachgekitzelt. Ich sah zu Bel, der mich gerade wohl wieder wachküssen wollte. Schmunzelnd lief ich ins Bad, natürlich mit dem Undercover-Outfit. Also nochmal, wie gestern zog ich zuerst den BH an, den ich mit Watte und einen ehemaligen kreisförmigen Schwamm ausstopfte. War ja auch logisch, 1. Es würde doof aussehen, träge ich den BH über der Bluse und 2. Ich habe keine Brüste und es soll ja halbwegs echt aussehen. Danach zog ich wieder die Bluse an. Nun suchte ich erstmal nach einen Haargummi. Der war noch in meinen Rucksack. Ich machte die Tür auf und sah das Bel nicht mehr im Zimmer war, wo war dieser wohl? Vielleicht war er ja schon rausgegangen und kümmerte sich um das Frühstück. Als ich schließlich einen Gummi gefunden hatte, band ich mir meine Haare zusammen, sodass ich sie besser in das Haarnetz bekam. Schnell zog ich diese auch auf und machte mich wieder auf den Weg ins Bad und stolperte dabei fast über die Schuhe, diese würde ich zuletzt anziehen, das stand schonmal fest. Ich machte mir wieder etwas Lipgloss auf die Lippen und einen leicht grünschimmernden Lidschatten. Die Sonnenbrille heftete ich an meine Bluse. Dann zog ich mir den beigefarbenen Rock wieder an. Ein Blick in den Spiegel. Man erkannte mich wirklich nicht. Unglaublich was man mit einer Perücke und einen Frauenklamotten mit ausgestopften BH machen konnte. Ich nahm den 2. Zimmerschlüssel, zog mir die Schuhe an und ging raus. Bel wartete schon auf mich und ich erfuhr das dieses Hotel kein Frühstück Anbot. Dann essen wir eben außerhalb, hatte das Hotel doch Pech gehabt, schließlich finanzierten wir ja dann ein anderes Geschäft. Ich hakte mich bei Bel ein und gemeinsam gingen wir zu einem Bäcker, der hier in der Nähe war. Die Atmosphäre war schön angenehm hier, aber keine konnte so gute Brötchen wie Luss machen, dass stand jetzt schon fest. Die Wand gegenüber des Cafés war bemalt. Eine Zeichnung des Dogenpalasts grinste uns entgegen. Bel hatte mir von dem Portier erzählt und der Prinz hatte Recht. Dieser Mann hatte wirklich… wie hatte Bel es genannt? Übertreiberitis? „Wie wär’s wenn wir heute uns mehr auf unseren „Urlaub“ fixieren und wir währenddessen an die Lokarisierung des vermutlichen Hackers machen? Und wenn wir heute keinen finden fahren wir weiter, wie klingt das?“, fragte schließlich Bel. Ich lächelte. „Können wir machen, ich will so schnell wie möglich diesen Hacker fassen und warum sollten wir nicht dabei etwas Spaß haben. Wohin würde es denn als nächstes gehen?“ Bel überlegte kurz, dann meinte er, dass wir nach Frankreich gehen sollten und Rom dann als letztes besuchen. Bel lud mich dann zu einer Gondelfahrt ein. Ich sah mich nach beiden Seiten um, Venedig ist eine richtig aufwendige Stadt. Hier war mal eine schön verzierte Brücke, dort eine besonders künstlerische Hausfassade und der Kanal sah so klar aus. Noch hatte ich keine verdächtigen Personen gesehen. Gegen Mittag endete die Gondelfahrt und wir sahen uns die verschiedenen Geschäfte an. Der Prinz kaufte sich wirklich eine Maske. Er hatte doch nicht wirklich vor einen Maskenball zu machen, oder? Als letztes ging es in eine Kirche, diese war wundervoll gestaltet, die Malereien waren faszinierend, mich interessierte eher die die Malerei, nicht die Kirche. Die Zeichnungen waren wirklich mir so kleinen Details übersehen und es wurde trotzdem nicht so viel Drumherum gemacht. Dann fuhren wir nach Marco Polo, um Flugtickets zu holen. Schon jetzt hatte ich ein ungutes Gefühl. Jetzt hieß es erstmal Flugtickets kaufen. Bels POV Konnte man es Glück nennen, wenn man Flugtickets für drei Uhr nachts bekam? In unserem Fall schon. Umso schneller umso besser. Notfalls würden wir auf dem Flug schlafen. Wir saßen gerade auf einer Bank an unserem Gate. Als die beinahe einzigen Fluggäste hatten wir den Raum fast für uns allein. Also würde es nun nach Paris gehen. Gefährlich nah zu meinem Bruder. Aber wenn ich Glück hatte war er gerade auf dem Weg nach Italien während ich auf meinen Flug nach Paris wartete. Ich sah zu Fran rüber. Er sah irgendwie...angespannt aus. Was war bloß mit ihm los. "Alles in Ordnung?", fragte ich. Er antwortete nicht. "Hey, Fran...ziska." Die Managerin hatte einen Namen. Franziska. Wie außerordentlich kreativ von mir. Wenigstens hatte Fran darauf reagiert. Er sah mich an. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. "Ist alles in Ordnung?", fragte ich noch einmal. Fran zögerte einen kurzen Augenblick. "Schon okay. Alles Gut." Garantiert nicht. Wenn er unbedingt wieder auf die Geheimnistuerei machen wollte. Sollte er doch. "Du bist schon wieder beleidigt oder?", fragte meinen innere Stimme resigniert. "Du bist wirklich unbelehrbar was das angeht." Natürlich ärgerte mich das. Ich sagte ihm ja auch alles. Meine innere Stimme äußerte ihre Zweifel zu meiner Aussage. Gut, alles wonach er fragte. Ich sah wieder zu Fran. Er hatte das Gesicht und seinen Blick wieder steif geradeaus gerichtet. In die Dunkelheit hinter der Glaswand. Ein Flugzeug landete vor uns. Ich sah auf meine Armbanduhr die zum ersten Mal in ihrer Zeit bei mir am Arm getragen wurde. Das war nicht unser Flug. Diese Erkenntnis teilte ich auch dem angespannten Fran mit, der bei diesen Worten ein wenig entspannter wirkte. Auch ich würde den Rest unserer Wartezeit mit durch-die-Glaswand-in-die-Dunkelheit-schauen verbringen. So eine erfüllende Beschäftigung. Frans POV Es gab tatsächlich noch Flugtickets nach Paris. Der Flug würde um 3 Uhr morgens losgehen. Ich seufzte. Hoffentlich überlebe ich das. Wir hatten alles schon mitgenommen und nun saßen wir hier und warteten auf unser Flugzeug. Kaum war noch hier außer Bel und ich. Wer stand denn auch extra um 2 Uhr auf, damit er seinen Flug nach Paris für um 3 Uhr erreichte. Ich hasste Flugzeuge, woher ich diese Angst hatte wusste ich nicht, aber bis jetzt hatte ich jeden Flug überstanden. Mehr oder weniger anwesend. „Hey, Fran...ziska." Ich sah zu Bel, also hieß mein Undercover-ich Franziska? Das ist ja ziemlich kreativ. Fragend sah ich ihn an, hatte er mich etwa was gefragt gehabt? „Ist alles in Ordnung?" Nein. „Schon okay. Alles gut.", ich wollte nicht das Bel sich sorgen machte. Er schien mir aber nicht zu glauben, fragte aber nicht weiter nach. Ich wandte meinen Blick wieder zum Fenster. Hoffentlich landet das Flugzeug nicht. Gerade kam ein Flugzeug angeflogen. Unbewusst spannte ich mich an. Bitte, lass es nicht unser Flug sein. Bel schaute nach ob das unser Flug war. „Es ist nicht unser Flug…“, meinte dieser dann schließlich. Puh. Hoffentlich dauerte es noch eine Ewigkeit bis das Flugzeug landete. Ich starte weiter aus dem Fenster. 3 Flugzeuge sind schon gelandet und keines davon war unser Flugzeug. Leicht lehnte ich mich gegen Bel und ich hoffte, dass meine Anspannung im Flugzeug verebbte, was ich allerdings bezweifele. Wenn wir dann noch in ein Unwetter kommen würden, wäre ich bestimmt unerreichbar. 2 Dinge die ich überhaupt nicht abhaben konnte an einen Ort vereint. Ich fragte Bel wie lang es noch dauerte. „Das Flugzeug müsste eigentlich jeden Augenblick landen.“, teilte mir der Prinz dann mit. Im nächsten Moment sah ich wie ein Flugzeug landete und musste schlucken. „Dann müssen wir da wohl rein…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)