Gabriel von abgemeldet
(Wie entscheidest du dich?)
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Kapitel 27: Définition des priorités - setting priorities
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Habe es doch irgendwie geschafft, an diesem Wochenende dieses Kapitel fertig zu
schreiben. Meine Beta-Leserin hat es allerdings nicht überarbeitet, überseht
also bitte den einen oder anderen Fehler.
Es wird noch ein Outtake geben und dann schließlich das letzte Kapitel/Epilog.
Sie erreicht also bald ihr Ende....
(Die Outtakes wurden nicht bei Animexx online gestellt, die müsst ihr dann in
der bei Fanfiktion lesen, sind immer wieder ein paar zwischen den Kapiteln,
Link: http://www.fanfiktion.de/s/4c3044e600007e6a06705dc0)
Hoffe ihr findet das nicht schlimm... aber irgendwann muss man eben halt auch
mal aufhören und ich kann meinem Edward und meiner Bella nicht immer wieder
neues Chaos antun, seht ihr doch auch so...
Also genießt das Kapitel.
Isabella konnte gar nicht anders, als Edward anzustarren. Auch wenn sie selber
hinter den Bühnen tätig war, wusste welche Ideen sich die Bühnentechnik für
ein Konzert ausgedacht hatten, war sie doch jedes Mal wieder überrascht, wenn
ein Konzert los ging. Auch heute. Alle Lichter wurden in der Halle runter
gedreht, dann wurde die Nebelmaschine angeschmissen und man konnte nun kaum noch
etwas sehen. Mit einem Mal gingen die hinteren Scheinwerfer auf der Bühne
wieder an und man konnte die Schatten der Band sehen. Es war unglaublich. Als
Edward nach vorne sprang, strahlte einer der Scheinwerfer ihn an, als er sagte:
„Welcome to the World of >Gabriel<. >Plus Magic“, rief er ins Mikrofon und
schon gaben die anderen Bandmitglieder den Takt vor.
Bella liebte das Gefühl der Zuschauer, sie mochte es bei ihnen zu stehen und
von hier aus zur Bühne hinauf zu sehen. Edward und auch die anderen von
>Gabriel< wirkten wie andere Menschen, wenn sie auf der Bühne standen. Da gab
es nichts, was ihnen im Weg stand. Fast so als würden sie fliegen können.
Edward steckte voller Talent und war stark und sanftmütig. Und natürlich war
er auch etwas unbeherrscht, aber sie liebte ihn. Nicht sie war zu schade für
ihn, er war zu schade für sie. Er war nun mal der tollste Mann der Welt.
Er griff nach einer Wasserflasche, trank einen Schluck, kippte den Rest über
sich aus und warf die Plastikflasche dann in die Menge. „Let’s Go“, meinte
er zu seinen Freunden, damit das nächste Lied angestimmt werden konnte. Sie
liebte es, ihn singen zu sehen.
„Wie waren wir?“, fragte Jacob, als sie nach dem Konzert und einer kurzen
Dusche in den Teamraum kamen.
„Prima“, sagte jemand von den Bühnen-Aufbau.
„Geht doch nichts über Livegigs“, meinte Jacob begeistert.
„Ja, dabei hatten wir kaum geprobt“, warf Jasper ein.
„Wir werden London kräftig einheizen“, meinte Emmett und Jasper gab ihm
eine High-Five. „Ja.“
„Dort werden dich alle für ein Kind halten“, meinte Carlisle zu Jacob.
„Und dich für eine Frau“, erwiderte dieser und streckte Carlisle die Zunge
raus.
Bella wartete auf die Freunde und lächelte zufrieden. Das Konzert war
wundervoll gewesen und sie freute sich jetzt nur noch darauf, mit Edward nach
Hause zu gehen und sich im Bett an ihn zu kuscheln. Sie konnte es sich noch gar
nicht vorstellen, doch schon bald hieß es für >Gabriel< hinaus in die weite
Welt. Sie wollten international bekannt werden und ihr erster Aufenthalt
außerhalb Frankreich würde London werden.
„Die große weite Welt“, murmelte Edward vor sich und konnte es immer noch
nicht glauben, dass das wirklich bald so sein würde. Wie viel Zeit war seit dem
Moment vergangen, als sie das erste Mal zusammen in dieser Lagerhalle gespielt
hatten? Es kam ihm vor, als wäre das damals ein ganz anderes Leben gewesen.
„Ich werde euch zeigen, was ich wirklich drauf habe“, meinte Jean
zuversichtlich.
„Wir erobern den Weltmarkt“, sagte Jacob, der es auch noch nicht glauben
konnte. Natürlich wurden ihre CDs auch schon in andere Länder verkauft, aber
bisher hatten sie noch nie ein Konzert in einem anderen Land gegeben?
„Ein ganz neuer Anfang“, meinte Emmett mit einem Strahlen auf dem Gesicht.
„Tja“, gab Jasper nur von sich. Er konnte sich noch nicht ganz so freuen,
vielleicht sah er einfach schon all das, was wirklich noch auf die Band drauf zu
kommen würde. Es würde nicht nur spaßig sein.
„Aber wir dürfen uns nicht beirren lassen“, sagte Edward. „Wir werden es
mit der Musik schaffen, die wir bisher gemacht haben.“
„Ja, das werden wir“, stimmte Jacob ihm zu und die anderen nickten
zustimmend.
„Auf nach London.“
Bella war etwas überrascht, wie entschlossen die Jungs wirkten. Hatten sie
keine Angst? Was, wenn es schief gehen würde? Oder sah sie selber das Ganze zu
negativ?
„Macht Euch auf was gefasst“, meinte Jean mit einem stolzen Blick auf dem
Gesicht. Bella wusste, dass Jean dieser geplante internationale Durchbruch auch
für Jean eine Menge zu bedeuten hatte. Es hing eine Menge auf dem Spiel.
„Bereitet euch darauf vor, internationale Stars zu werden.“ Die Jungs
starrten Jean einen Moment skeptisch an, nickten dann aber. „Und nun solltet
ihr nach Hause gehen“, schlug Jean vor. Wieder nickten sie, sie wirkten nun
etwas müder. „Jacob, hast du kurz noch mal Zeit?“, fragte Jean ihn und die
anderen schauten Jacob fragend an, nickten ihm dann aber zu und verabschiedeten
sich. Er ging mit Jacob zu einem der Räume, die nur für das Personal bestimmt
waren und schloss die Türe hinter sich wieder.
Jacob sah Jean erwartungsvoll an und wusste nicht, was Jean mit ihm zu
besprechen hatte. Es kam nicht oft vor, das Jean Vieraugengespräche mit jemand
aus der Band suchte und meistens war es entweder Jasper, weil er der Bandleader
war oder Edward, weil er mal wieder etwas angestellt hatte, womit Jean nicht
einverstanden war.
„Ich habe gehört deine Stiefschwester und du… ihr seid ein Paar.“
„Ja, ehem…“, meinte Jacob unsicher und fuhr mit der Hand durchs Haar. Eine
Angewohnheit von ihm, die er nur machte, wenn er nervös war und das war er
jetzt auch. Er hatte mit den Jungs von der Band über diese Sache gesprochen und
hatte Jean dabei komplett vergessen. Er war sich nicht sicher, ob er sich von
Jean hätte die Erlaubnis holen müssen für dieses Outing und vermutlich gab es
deswegen nun eine Standpauke.
„Du musst dich von ihr trennen!“ Jean sah Jacob todernst an. Es gab keine
Regung in seinem Gesicht. Jean wollte Jacob direkt zeigen, dass diese Sache
nicht verhandelbar war.
„Was?“, fragte Jacob, der glaubte sich verhört zu haben.
„Ich habe oft erlebt, wie großartige Künstler aufgrund von Skandalen
gescheitert sind. Euer Verhältnis wäre ein Fressen für die Medien“,
erklärte Jean sachlich. „Ich will, dass du vor eurer Abreise nach London mit
ihr Schluss machst.“
„Aber…“ Jacob starrte Jean ungläubig an. Er konnte einfach nicht glauben,
dass Jean da von ihm verlangte. Es hatte schon einiges an Überwindung und
Ärger gekostet zu dieser Liebe zu stehen. Leah war alles für ihn und das
sollte er nun aufgeben. Weil Jean es verlangte? Für die Band? Das ganze machte
ihn unglaublich wütend. Er hatte einiges für diese Band getan, war es denn
nicht mal an der Zeit, dass sie ihm auch was zurück gab. Die Jungs waren doch
mit seiner Beziehung zu Leah einverstanden, warum Jean nicht? „Glaubst du
wirklich, dass ich mich einfach deinem Willem füge?“, schrie Jacob Jean an,
als dieser sich umdrehte und den Raum verlassen wollte. „Mein Privatleben geht
niemanden etwas an!“
„Okay, wie du meinst“, meinte Jean und sah Jacob ernst an. „Dann mach als
Solokünstler weiter. Wenn du bei >Gabriel< bleiben willst, darfst du nicht nur
an dich denken!“
Jacob erstarrte. Er konnte nicht glauben, was Jean da gerade zu ihm gesagt
hatte. Er war egoistisch und dachte nur an sich selber? „Warte! Jean!“ Doch
dieser drehte sich nicht noch einmal zu Jacob um und verließ den Raum.
Jacob stand da, starrte die Stelle an, an der Jean eben noch gestanden und Jacob
vorgeworfen hatte, dieser würde nur an sich denken. Dabei war die Band doch
alles für ihn. Oder etwa nicht?
„Du wolltest mich sprechen, Jean. Worum geht’s?“, fragte Jasper den
Produzenten von >Gabriel<. Beide saßen im großen Pausenraum. Der
Getränkeautomat der an der Wand stand, hatte eine Weile die einzigen Geräusche
in diesem Raum von sich gegeben. Jasper spürte, dass Jean ihm etwas sagen
würde, was ihm nicht gefallen würde. Der Tag war verdammt anstrengend gewesen
und auch das Konzert war nicht gerade entspannend gewesen, er wollte jetzt
eigentlich nur noch nach Hause, doch Jean hatte ihn kurz angerufen gehabt, als
Jasper schon auf dem Weg nach draußen gewesen war und hatte ihn zu einer
Unterhaltung gebeten.
Jean lächelte Jasper an und nichts ließ darauf merken, dass er eben eine
Unterhaltung mit Jacob geführt hatte, die dieser vermutlich nicht so leicht
verdauen würde. „Du hast eine Frau und ein Einjähriges Kind, nicht wahr?“
Jasper sah Jean verwirrt an, nickte aber. „Ja, und?“ Ihm gefiel es jetzt
schon nicht, wo diese Unterhaltung vielleicht hinführen könnte. Jasper hatte
immer versucht seine Frau Alice und seinen Sohn Lucas aus allem herauszuhalten.
„Deine Familie kann uns nicht nach London begleiten.“
Jasper starrte Jean skeptisch an. Das konnte nicht sein. Der erste Gedanke, der
Jasper durch den Kopf ging, war, dass er dann auch nicht mitgehen würde. Er
würde Alice nicht hier lassen. Er hatte sich geschworen, sich um sie und ihren
Sohn zu kümmern.
„Sie würde zu viel Aufmerksamkeit von dir verlangen. Als Leader musst du dich
ganz auf deine Band konzentrieren“, sprach Jean weiter, doch Jasper hörte ihm
nur mit einem Ohr wirklich zu. „Und du darfst nur an die Musik denken.“
Jasper hatte immer noch nichts gesagt, starrte Jean einfach nur na und versuchte
das Rauschen, das in seinem Kopf vernahm abzuschalten. „Ein kluger Kopf wie
du versteht das sicher.“
Jasper starrte Jean noch einen Augenblick an, senkte dann den Kopf und nickte
nur. „Ja“, gab er tonlos von sich.
Jean lächelte und stand auf. „Du bist ein hervorragender Bandleader. Weiter
so“, sagte er und verließ den Raum.
Jacob saß zu Hause am Küchentisch und starrte vor sich hin. Er konnte einfach
nicht glauben, was Jean da von ihm verlangte. Er hatte sich doch gerade erst zu
Leah bekannt. Soll das denn alles umsonst gewesen sein?
„Jake? Geht es dir nicht gut?“, fragte Leah, die ihn fragend musterte. Doch
er reagierte nicht mal auf ihre Frage, sah sie nicht und schien sie auch gar
nicht gehört zu haben. Es war offensichtlich, dass er mit seinen Gedanken, ganz
woanders war. „Ich habe uns was Leckeres gekocht.“ Sie stellte Jacob einen
Teller auf den Tisch. „Euer London-Debüt muss schließlich gefeiert
werden.“ Bevor sie sich versehen konnte, war Jake von seinem Stuhl
aufgesprungen und drückte Leah nun an sich.
„Jacob…?“ Sie spürte, dass etwas vorgefallen war.
„Ich… ich liebe dich so sehr…“
Auch wenn sie diese Worte gerne von ihm hörte, klangen sie mit einem Mal so
unglaublich verzweifelt. Was war nur vorgefallen, dass diese Worte mit einem Mal
so ein unglaubliches Gewicht hatten?
„Hallo“, sagte Jasper, als das Apartment betrat, indem er und seine kleine
Familie wohnte.
„Hallo, Schatz“, sagte seine Frau Alice, die zu ihm kam und ihm einen Kuss
auf die Wange gab. „Schau nur“, meinte sie und deutete auf Lucas, der frei
im Wohnzimmer stand. Jasper musste schlucken. „Papa…“, sagte der Kleine
und streckte seine niedlichen Hände nach seinem Vater aus.
„Du kannst schon alleine stehen“, sagte er begeistert und eilte zu seinem
kleinen Sohn und nahm ihn stolz in die Arme. „Was für ein toller Fratz du
doch bist.“ Alice stand im Türrahmen und lächelte. Sie liebte es ihren Mann
so innig mit seinem Sohn zu sehen. Jasper reichte Alice Lucas, damit er sich
seinen Mantel ausziehen konnte.
„Dein Papa wird uns die ganze Welt zeigen“, meinte Alice und küsste Lucas
auf die Stirn. „Der Kleine macht kaum Arbeit. Wir Drei werden eine herrliche
Zeit erleben.“
Jasper schluckte schwer. Wie konnte er der Frau sagen, die er liebte, dass sie
ihn nicht begleiten konnte. Wie konnte er der Frau sagen, die die Mutter seines
Sohnes war, dass er sie alleine lassen würde. „Alice… Hör mal, ich…“
Er musste es ihr sagen. Er wollte immer ehrlich zu ihr sein, einfach weil sie es
verdient hatte. Sie war eine wunderschöne Frau. Sie war großartig, sie
kümmerte sich liebevoll um ihren gemeinsamen Sohn und kümmerte sich um den
Haushalt wenn Jasper nicht da war. Sie verstand es, dass er oft nicht da war,
Konzerte gab oder im Proberaum war.
„Was ist denn?“, fragte sie und lächelte ihn sanft an. Lucas sah seinen
Vater mit großen Augen an. Wie konnte er ihr es sagen? „Jasper?“
„Nichts“, meinte er schließlich und schüttelte den Kopf:
Edward war noch mal kurz was Einkaufen gefahren, nachdem er Bella schon zu Hause
abgesetzt hatte. Sie wollte ihnen beiden ein Bad einlassen, dass sie zusammen
nehmen wollten und dann würden sie nur noch ins Bett gehen und die Welt hinter
sich lassen. Wenigstens für einen Moment. Sie würden zusammen ein paar Träume
schmieden, wie ihre Zukunft in London aussehen würde und hoffen, dass es nicht
nur Träume sein würden.
Doch er war mal als nur überrascht, als er aus seinem Wagen ausstieg und Jean
entdeckte, der sich an seinen eigenen Wagen angelehnt hatte.
„Jean, ist etwas passiert?“, fragte Edward sofort, aber dann hätte Jean ihn
sicherlich angerufen.
Jean stieß sich von seinem Wagen ab und ging auf Edward zu. „Es gibt eine
kleine Planänderung. Ich habe deine Termine für Morgen abgesagt?“
„Warum?“
„Damit du morgen all das bürokratische erledigen kannst, was noch zu
erledigen ist.“
„Seit wann kümmerst du dich um…“
„Wir werden mindestens ein halbes Jahr in London bleiben. Tut mir leid.“
„Ein halbes Jahr?“, fragte Edward überrascht. Das hörte er jetzt zum
ersten Mal. Er dachte es ging nur um ein paar Tage, maximal ein paar Wochen.
Aber ein halbes Jahr? Wussten die anderen das auch schon? Was sollte aus
Isabella werden?
„Entscheide selbst, ob du Isabella mitnehmen willst. Aber… du wirst sicher
einsehen, dass es egoistisch wäre, sie an dich zu Ketten und überall mit
hinzuschleppen, nur weil ihr ein halbes Jahr getrennt wärt.“
Edward starrte Jean wütend an. Er ließ sich nicht gerne in die Beziehung zu
Bella herein reden, auch nicht von Jean. Bella war der Wichtigste Mensch für
ihn. Sie bedeutete ihm einfach alles. Aber sie ging noch zur Schule und sie
hatte Pläne. Er konnte sie nicht einfach aus ihrem Leben herausreißen, das
musste er Jean zustimmen.
„Du hast noch genug Zeit… also überleg es dir“, meinte Jean noch und
stieg dann in seinen Wagen.
„Das war keine Glanzleistung“, meinte Emmett ehrlich. Bei der Aufnahme eben,
hatte einfach überhaupt nichts gestimmt.
„Einige von uns waren mit ihren Gedanken woanders“, erklärte Carlisle, der
sich gerade seinem Bass widmete und die Saiten überprüfte. „Jasper wegen
seiner Familie. Jacob weil er sich von Leah trennen soll und Edward macht sich
Gedanken wegen Isabella.“
„Ich habe gerade keine Beziehung, aber ein halbes Jahr im Ausland ist eine
verdammt lange Zeit“, meinte Emmett.
Er und Carlisle zuckten zusammen, als sie jemand hinter sich an der Tür
hörten. Dort stand Isabella und starrte die beiden wie ein Geist an.
„Bella“, meinte Carlisle überrascht und konnte ihrem Gesicht entnehmen,
dass sie von dem halben Jahr noch nichts wusste. Vermutlich wollte Edward es ihr
in aller Ruhe erklären, wenn er sich selber sicher war, wie es für ihn
weitergehen würde.
„Ein halbes Jahr?“, fragte sie geschockt. „Edward meinte doch, ihr bliebet
nach eurem Auslandsdebüt noch eine Weile in Frankreich.“
„Da… das ist alles noch nicht Spruchreif“, meinte Emmett schnell.
„Genau“, stimmte Carlisle ihm zu. „Emmett ist mal wieder etwas
voreilig.“
„Ich bin nun mal ein alter Schwarzseher“, meinte Emmett und fuhr sich
nervös durchs Haar.
„Stimmt“, meinte Carlisle und nickte nur. Beide hofften, dass Bella ihnen
diese Szene abkaufen würde, doch als sie wieder zur Tür sahen, stand diese
nicht mehr dort.
Isabella eilte den Flur entlang und konnte nicht glauben, was sie eben gehört
hatte. Ein halbes Jahr ohne Edward. Das konnte sie sich nicht vorstellen. Das
ging einfach nicht. Die drei Monate, wo Edward alleine in Amerika gewesen war,
waren für sie schon die Hölle gewesen. Aber ein halbes Jahr? Allein bei dem
Gedanken wurde ihr schon schlecht. Schließlich konnte sie auch nicht einfach zu
ihm nach London fliegen, um ihn zu besuchen. Also würde sie einfach mitfliegen
müssen.
Sie ries die Tür von Jeans Büro auf, ohne vorher anzuklopfen. „Jean.“
„Kannst du nicht anklopfen...“, meinte dieser genervt. „…bevor du hier
einfach so hereinplatzt?“ Jean saß an seinem Schreibtisch, steckte sich nun
wieder eine Zigarette zwischen die Lippen und arbeitete an seinem Laptop.
„Ich habe gehört, dass Edward ein halbes Jahr in London bleiben wird? Ist das
wahr?“
„Ja, das stimmt“, antwortete Jean ehrlich. „Ich habe ihn gebeten, sich
heute um all das bürokratische zu kümmern. Es geht hier schließlich um den
internationalen Durchbruch. Die Weltkarriere.“
Isabella wusste nicht, warum Jean so ruhig blieb, während sie kurz davor war
die Beherrschung zu verlieren. Sah Jean denn nicht, wie viel hier auf dem Spiel
stand?
„Ist diese Weltkarriere so wichtig?“, fragte sie und schaffte es nicht Jean
anzuschauen. „Wieso kann man den jetzigen Erfolg nicht einfach genießen?“
Dann würde Edward wenigstens bei ihr in Paris bleiben. „Ich habe nicht die
Kraft, ihm alles Gute zu wünschen wenn wir uns für ein halbes Jahr trennen
müssen!“ Sie schrie Jean an, denn sie konnte nicht länger ruhig bleiben. Das
alles musste nun raus. „Wenn das so ist, pfeife ich auf den internationalen
Durchbruch! ICH BRAUCHE EDWARD AN MEINER SEITE!“ Sie wusste ja selber, dass
sie egoistisch war und ihr Wunsch auch und sie sollte mehr Rücksicht auf
Edwards Träume nehmen, aber... „Sonst breche ich die Schule ab und komme mit
nach...“
Doch weiter kam sie nicht. Jean war aufgestanden und hatte mit der flachen Hand
gegen die Wand neben ihrem Kopf geschlagen, so dass sie zusammen gezuckt war und
ihn nun mit großen Augen anstarrte. „Du wirst in Frankreich bleiben und
Edward folgendes sagen: >Mach dir keine Sorgen! Geh nach London und lebe deinen
Traum!<“, erklärte Jean ihr im ernsten, drohenden Tonfall.
„Nein“, meinte Bella und schüttelte den Kopf. Sie griff nach seinen Arm und
hielt sich daran fest. „Ich will mitkommen. Ich werde ihn nicht stören.
Bitte. Ich tue alles…“
„Dann schlaf mit mir!“
„Was?“, fragte sie entsetzt und starrte ihn entgeistert an.
„Entweder du sagst ihm, dass du hier bleibst oder du machst für mich die
Beine breit.“ Jean sah sie ernst an, er schmunzelte nicht und es schien ihm
vollkommen ernst zu sein, mit dem, was er ihr gerade sagte. „Das ist kein
Witz. Mir ist jedes Mittel Recht, um aus einem Künstler einen Star zu machen.
Ich habe Schwuchteln den Arsch gepudert und alten Schachteln die Beine
gespreizt. Also, was ist, Isabella?“, fragte er und lehnte sich etwas über
sie, so dass sein Gesicht drohend nahe dem ihren war. „Willst du von mir
gevögelt werden?“
Sie starrte ihn an und hörte in ihrem Kopf immer wieder den Satz, den Jean eben
zu ihr gesagt hatte. >Entweder du sagst ihm, dass du hier bleibst oder du machst
für mich die Beine breit<. Sie wusste nicht, warum Jean so etwas zu ihr sagte,
bisher hatte sie geglaubt, dass er ein guter Freund von ihr war. Doch ein guter
Freund würde so etwas nicht von jemand verlangen. Er würde sie nicht vor so
einer Wahl stellen! Wollte Jean vielleicht nur herausfinden, wie ernst es ihr
war?
Mit einem Mal ließ Jean von ihr ab, ging zur Tür und schloss diese ab. „Ich
habe Edward mal gefragt, was er tun würde, wenn du mit einem anderen schläfst.
Weißt du was er geantwortet hat?“ Jean sah Isabella fragend an. „Er sagte:
>Ich würde den Kerl auf bestialische Weise umbringen….< Klingt doch nach
Edward nicht?“ Jean lächelte leicht. „Er wird es natürlich nie erfahren.
Ich bin schließlich nicht lebensmüde.“ Mit langsamen Schritten kam er wieder
auf Bella zu, die immer noch wie erstarrt, an der Wand stand und ihn entsetzt
ansah. „Aber…“ Jean griff nach einer ihre braunen Strähnen und ließ sie
sich durch die Finger gleiten. „Du müsstest mit diesem Schuldgefühl
leben.“
Isabella wollte Schreien oder wenigstens mit dem Kopf schütteln. Doch sie
konnte nichts davon tun. Sie starrte Jean einfach nur an. Entsetzt und
erschüttert über sein wahres Gesicht.
Dann mit einem Mal, hatte sie die Kraft seine Hand wegzuschlagen. „Finger
weg!“ Sie wusste nun, dass dieses ganze affektiere Getue nur eine Tarnung war.
Für den Erfolg ging Jean über Leichen. „Lass das!“, sagte Bella. Und sie
wusste, dass sie ihn viel zu spät durchschaut hatte. „Nicht! Hör auf!“,
meinte sie und schlug seine Hände immer wieder weg.
„Wie lautet deine Antwort, Isabella?“
„Ich… werde Edward sagen, dass ich hierbleibe.“
„Braves Kind“, meinte Jean und trat einen Schritt zurück.
„Bild dir nur nicht ein, du könntest mich erpressen“, fuhr sie ihn wütend
an. „Ich tue das nur, weil ich Edwards Träume respektiere und weil ich ihn
liebe.“
„Dann hätten wir das auch geklärt“, meinte Jean und lächelte Bella wieder
mit seinem aufgesetzten tieffreundlichen und naiven Lächeln an. „Du weißt,
was du zu tun hast und wage es nicht dein Wort zu brechen.“
Bella starrte auf die Tür, die Jean hinter sich zugezogen hatte. Sie war nun
alleine in seinem Büro und konnte nicht glauben, dass sie sich so sehr in Jean
getäuscht hatte. Wusste Toni davon? Sie wusste nun, dass für Jean seine
Vorstellung von >Gabrielunser größter Traum< gesagt hast.“ Damit drehte Jasper sich wieder
um und ging zum Ausgang, wo Alice schon auf ihn wartete.
Bella saß auf einem der Sofas die vor dem Aufnahmestudio im Flur standen, in
dem >Gabriel< normalerweise probte. Sie wartete auf Edward, denn sie mussten
reden. Sie musste ihm sagen, dass er ohne sie nach London fliegen musste. Aber
sie wusste noch nicht, wie sie diese Worte über die Lippen bringen sollte.
Warum fühlte es sich nur wie ein Abschied für immer an?
„Bella.“
Sie sah auf und da stand er. Ihr Freund. Edward. Der Sänger von >Gabriel<, der
Band die kurz vor ihrem internationalen Durchbruch stand.
„Wir müssen reden“, sagten beide gleichzeitig.
Sie stand von dem Sofa auf und folgte Edward in den Proberaum, der nun leer
stand.
„Also, hör zu“, meinte Edward und wollte nicht lange um den heißen Brei
herum reden, das war nämlich so gar nicht seine Art. „Ich muss für ein
halbes Jahr nach London und kann dich nicht mitnehmen.“
Sie starrte ihn an. Auch wenn das genau das war, was sie ihm auch sagen wollte,
schlug es doch ein wie eine Bombe.
„Aber wenn du nicht allein sein willst, werde ich alles daran setzen, dass du
mitkommen darfst. Was meinst du?“, fragte er sie nun.
Und nun war der Moment gekommen, wo sie ihm sagen musste, dass er alleine nach
London gehen sollte. Sie würde ihm nicht an seinem Traum hindern, er würde das
alleine machen müssen und sie würde ihm keine Steine in den Weg legen.
Als sie den Kopf wieder hob, lächelte sie ihn strahlend an. „Das war immer
dein Traum! Geh nur, ich werde auf dich warten“, sagte sie und war stolz auf
sich, dass sie ihn nicht anlog, denn das entsprach ja der Wahrheit. Es war sein
Traum und sie würde immer auf ihn warten. „Ich wünsche dir, dass du ein
Weltstar wirst. Dafür würde ich…“
„Wer hat dir gesagt, du sollst nur an mich denken?“, unterbrach er sie. Er
hatte mit einer anderen Reaktion gerechnet. Dass sie ihn nun anlächelte und ihm
>Viel Glück< wünschte, hatte er absolut nicht erwartet gehabt.
„Mein Herz“, sagte sie zu ihm und sah ihn ernst an. „Wenn ich weiß, dass
du deinen Traum lebst, geht es mir gut.“
Edward schüttelte den Kopf und packte sie an den Armen, hielt sie fest, damit
sie ihn ansah. „Das sind große Worte. Stecht vielleicht Jean dahinter?!“
„Nein“, meinte sie sofort. „Nein“, setzte sie noch mal nach. „ich lieb
dich… Deine Träume sind mir wichtig.“ Warum konnte er ihr nicht einfach
glauben? Warum kannte er sie nur zu gut? „Wenn ich mitkomme, kannst du dich
nicht auf die Musik konzentrieren. Ich will doch nur, dass du glücklich bist.
Verstehst du das denn nicht?“
„Ich glaube, du verstehst nicht…“ Er ließ sie los und warf den Kopf in
den Nacken. Er konnte das nicht glauben. Er spürte einfach, dass das nicht
Isabellas Worte waren. Es war fast so, als würde jemand anderes über sie zu
ihm reden. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, glaubte er ihren Körper beben zu
sehen. Weinte sie etwa? Doch als er sie wieder zu sich umdrehte, sah sie ihn
ernst an.
„Geh nach London und lebe deinen Traum.“
Sie wollte nicht weinen. Auch wenn alles in ihrem Körper nach Tränen schrie,
durfte sie nicht zu lassen, dass Edward sie weinen sah. Dann würde er nicht
gehen. Er würde dann wissen, dass sie nicht ohne ihn klar kommen würde.
Deswegen durfte sie in diesem Moment einfach nicht weinen. Sie durfte nicht
weinen, solange er in Sichtweite war.
Edward sagte nichts mehr, er verließ den Raum und ging. Sie folgte ihm und sah,
wie er um die Ecke verschwand. Erst dann kamen die Tränen. Ihr Körper bebte
und zitterte. Sie würde es ohne ihn nicht aushalten. Sie würde es nicht
überstehen. Sie wusste, dass er sie brauchte, genauso, wie sie ihn brauchte.
Aber sie mussten nun mal ohne einander auskommen. Dieses eine Mal.
Jean stand in ein paar Meter entfernt von Bella, hörte ihr Schluchzen und sah
das Beben ihres Körpers.
„Was habe ich mir dabei nur gedacht“, meinte er und drehte sich schließlich
um, ließ Bella stehen.
Es war ein komischer Tag heute, zumindest fand Bella das. Sie sollte sich auf
den Unterricht konzentrieren, doch sie konnte das einfach nicht tun. Zu oft
musste sie an Edward denken. Es fühlte sich komisch an, hier in der Schule zu
setzen, während Edward vermutlich gerade seine Sachen zusammen packte oder mit
Jean die letzten Reisevorbereitungen durchging. Sie würde wirklich hier
bleiben.
Es klopfte an der Tür zum Klassenzimmer, wie es den ganzen Tag schon der Fall
war. Die Beraterin der Abschlussklasse wollte mit jedem einzelnen Schüler ein
Gespräch über die weitere Zukunft führen.
„Miss Isabella Swan“, rief sie Bellas Namen auf uns riss sie auch aus ihren
Gedanken heraus. Sie hatte sich noch keine Gedanken über ihre Zukunft gemacht,
vor allem jetzt wo Edward nicht mehr in Paris sein würde. Sie wusste nicht mal,
wie ihre nächste Woche aussehen würde, wie sollte sie denn dann wisse, was sie
nach der Schule machen wollte. Bisher hatte Edward immer davon gesprochen
gehabt, dass sie aufs Musikcollege gehen würde und dort als richtige Texterin
ausgebildet werden würde. Doch sie konnte keine englischen Texte schreiben,
brauchte man sie dann überhaupt noch?
Sie schob ihren Stuhl zurück und verließ das Klassenzimmer. Die Beraterin
führte Bella in ihr kleines Büro und forderte Bella auf, sich auf den freien
Stuhl vor dem Schreibtisch zu setzen. Sie selber setzte sich dahinter und schlug
die Mappe von Bella auf.
„Wie geht’s dir?“, fragte sie freundlich, vermutlich um das Gespräch
langsam anfangen zu lassen.
„Danke, gut.“
„Und hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, was du nach der Schule
machen willst, Isabella?“, fragte sie und sah immer noch nicht von der Mappe
auf.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Bella ehrlich. Bisher schien alles noch zu
wackelig, sie wusste nicht, wie ihre Zukunft aussehen würde.
Nun sah die Beraterin Bella an und lächelte freundlich. „Nun du musst dich
zum Beispiel ernst mal entscheiden, ob du nach der Schule arbeiten oder lieber
studieren willst. Das wäre schon mal ein Anfang.“ Sie seufzte aber. „Wenn
deine Fehlstunden allerdings weiter so steigen und deine Leistungen sinken –
was momentan noch nicht der Fall ist – ist dein Abschluss allerdings in
Gefahr.“
Ihr Abschluss war in Gefahr? Hatte sie so oft gefehlt? Sie hatte doch meistens
nur den Nachmittagsunterricht geschwänzt gehabt, um zu Edward ins Studio zu
kommen.
„Wenn deine Eltern das geahnt hätten, wären sie nicht ohne dich nach Nizza
gegangen.“
„Ja“, meinte Bella nur. Dem musste sie zustimmen.
„Du darfst sie nicht enttäuschen. Denk an deine Zukunft. Komm doch am Ende
der Woche noch mal zu mir, wenn du dir Gedanken gemacht hast, was du machen
willst.“
„Du musst für euer Weltdebüt noch ein paar Songs schreiben“, sagte Jean
und ging in seinem Blackberry die Termine durch, während er neben Edward im
Wagen saß, die sie zum Studio brachte. „Nur englische Texte, versteht sich.
Ob britisch oder amerikanisch, dein Akzent ist perfekt. Diese Stärke müssen
wir nutzen“, meinte Jean und sah Edward von der Seite an.
„Also keine weiteren Texte mehr von Isabella?“, fragte Edward und starrte
den Boden des Wagens an.
„Nein. Darum brauchen wir sie ja auch nicht in London.“
„Stopp! Stopp! Stopp!“, schrie Emmett und fuhr sich mit der Hand frustriert
durchs Haar. Die Probe war katastrophal. Hier stimmte überhaupt nichts mehr.
Sonst fiel es ihnen nie schwer ein neues Lied einzuüben, fanden schnell den
gleichen Rhythmus. Aber heute haperte es sogar schon an einem Lied, das sie
schon ein Dutzend Mal Fehlerfrei gespielt hatten. „Uns liegt die ganze Welt
offen! Hört endlich auf, Trübsal zu blasen“, meinte Emmett genervt. „Was
ist mit deiner Stimme?“, fragte er Edward. „Jasper, du lagst voll daneben.
Und du warst viel zu schnell, Jacob. Carlisle und ich geben den Rhythmus vor!
Also haltet euch daran.“
„Okay, noch mal“, meinte Jasper, doch Jacob hatte seine Gitarre abgelegt und
eilte nun aus dem Proberaum.
„Was ist mit ihm?“, fragte Carlisle, der Jacob wie die anderen fragend
hinterher sah.
„Der Nächste, der ausflippt…“, meinte Emmett und deutete auf Edward, der
an der Wand lehnte und teilnahmelos in den Raum starrte. Er schien nichts
Genaues anzuvisieren, sondern einfach nur so dazu stehen.
„Jacob“, sprach Jasper den jungen Mann an, als er ihm im Pausenraum von
>Mars Productions< vor dem Getränkeautomat stehen sah.
„Ich weiß ja auch nicht.“ Er starrte seine Hand an. „Ich möchte, das
hier schnell hinter mich bringen. Die Welt im Sturm erobern und dann wiedernach
Hause. Ich muss Leah abholen und bin spät dran.“
„Jacob…“
„Sorry. Beim nächsten Mal bin ich relaxter“, sagte Jacob, doch beide
wussten, dass das ein leeres Versprechen war. Er ging an Jasper vorbei und
verließ das Gebäude. Jasper blieb stehen, starrte den Automaten an, während
seine Hand sich an seiner Seite zu einer Faust ballte.
„Hallo“, rief Edward in die Wohnung, als er nach Hause kam. Er entdeckte
Isabella im Wohnzimmer, wo sie über einer Kiste saß. „Was tust du da?“
„Hallo. Ich packe.“
„Du packst?“, fragte Edward verwirrt. Gut, sie hatten noch nie darüber
gesprochen, aber er hatte doch angenommen, dass Isabella hier in der Wohnung
bleiben würde.
„Ich werde zu meinen Eltern nach Nizza ziehen, damit ich mich nicht so einsam
fühle, während du weg bist.“
„Dann musst du die Schule wechseln.“
„Für einen allein wäre die Wohnung sowieso viel zu groß und zu teuer.“
Sie wusste, dass sie hier nicht alleine leben konnte. Hier waren einfach zu
viele Erinnerungen an Edward. Alles erinnerte sie hier an Edward, hier würde
sie nicht atmen oder zur Ruhe kommen, während er weg war.
„Vielleicht belege ich ein paar Haushaltskurse. Wenn du wiederkommst, habe ich
hoffentlich meinen Abschluss“, sagte sie ohne ihn anzuschauen. „Du kommst
doch wieder, oder?“, fragte sie vorsichtig und sah ihn fragend an. „In einem
halben Jahr… und dann gehst du nie wieder fort! Du wirst für immer bei mir
bleiben, nicht wahr?“ In ihrem Blick erkannte er Verzweiflung und Angst.
Gefühle mit denen er selber klar kommen musste. Er zog sie vom Boden hoch und
drückte sie an sich, hielt sie fest und wollte sie nicht mehr loslassen.
„Ja, natürlich komme ich wieder. Und dann lege ich dir die Welt zu Füßen
und schmücke deine linke Hand mit dem schönsten Diamantring, den es gibt.“
Er küsste sie auf die Nasenspitze und sah sie sanft an. „Denn wir werden
heiraten, wenn ich wieder da bin.“
Bella schluckte schwer, konnte die Tränen aber nicht mehr zurückhalten. Sie
liefen ihr über die Wangen und nun war es ihr auch egal, dass sie eigentlich
nicht vor ihm weinen wollte. Sie schlang die Arme um ihn, klammerte sich an ihn.
Sie brauchte weder die Welt, noch einen Diamantring. Hauptsache, er war an ihrer
Seite. Er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie und wusste, dass er diese
Küsse am meisten vermissen würde.
Sie würde auf ihn warten und dann wenn er wieder bei ihr war, würde sie der
glücklichste Mensch überhaupt sein.
Jasper brauchte nicht viel Mut aufbringen um an der Tür von Jean Voltaire zu
klopfen. Er hatte sich ganz genau überlegt, was er Jean zu sagen hatte und als
Bandleader war es nun mal seine Aufgabe an das Wohl der Band zu denken, das
hatte Jean doch selber zu ihm gesagt gehabt.
„Ja?“
Er öffnete die Tür und trat herein. „Stör ich?“
„Jasper, nein. Komm herein.“
Jasper nickte, schloss die Tür hinter sich und trat auf Jean zu. Er stützte
sich mit beiden Händen auf dem Schreibtisch ab und sah Jean ernst an. „Ich
muss mit dir reden. Wir müssen uns über >Gabriel< unterhalten.“
Jean nickte. „Okay, was gibt’s?“ Er stand von seinem Schreibtisch auf,
ging zu einer kleinen Bar und genehmigte sich einen Drink.
„Wir werden den internationalen Durchbruch verschieben müssen“, erklärte
Jasper und verzog dabei keine Miene.
Jean drehte sich wieder zu Jasper um und sah diesen entgeistert an.
„>Gabriel< werden nicht die Welt erobern.“
„Was redest du denn da?“ Jean stellte das Glas wieder ab. „Für einen
Rückzieher ist es zu spät! In London ist alles organisiert. Das Studio, die
Studio-Musiker…“
„Jean, ich denke, wir missverstehen uns“, meinte Jasper sachlich. „Edward
und Jacob lassen die Menschen, die sie lieben, nicht wegen des Weltruhmes
zurück.“
„Wofür denn sonst?“
„Für >Gabriel<“, stellte Jasper klar.
„Sie wussten, es war der Traum der Band. Darum haben sie eingewilligt. Aber
wir wollen nicht in der Welt einen Traum nachjagen, während unsere Liebsten zu
Hause leiden.“ Jean starrte Jasper überrascht an. „So verliert dieser Traum
für uns alle an Wert.“
Jean verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah Jasper ernst an. „Sind
das die Worte von Edward und Jacob?“
„Nein, das sage ich. Die anderen wissen nichts davon. Als Bandleader muss ich
die Interessen aller Mitglieder vertreten. Ich kann ihren Schmerz nicht länger
ignorieren.“
Jean wollte den Kopfschütteln oder auflachen. Das hier war sein Ding, er wollte
diesen internationalen Durchbruch und er hatte geglaubt, das >Gabriel< die beste
Band dafür sein würde.
„Du bist der Produzent. Denk darüber nach“, sagte Jasper und ging wieder
zur Tür. „Bis dann.“ Er verließ den Raum und ließ Jean alleine in dessen
Büro zurück. Jean griff nach dem leeren Glas und warf es gegen die Wand, wo es
zersplitterte. „Darüber muss ich nicht nachdenken, das ist reine
Gefühlsduselei!“
„Was? Du wechselst die Schule?“, fragte Claudette entsetzt, als Bella ihren
Klassenkameradinnen von ihrem Vorhaben erzählt hatte.
„Ja, ich werde mich in den Ferien in Nizza nach einer neuen Schule
umsehen.“
„Erst beschließt >Gabriel< dass sie Frankreich verlassen wollen und nun gehst
du nach Nizza?“, fragte Anne aufgebracht.
„Ohne dich wird er hier sehr öde sein“, meinte Jeanne.
„Warum? Ist es wegen Edward?“, fragte Claudette.
„Nein… Es geht um die Wohnung.“ Zumindest zum Teil ging es um die Wohnung,
meinte Bella. Es ging nicht darum, dass sie zu groß für sie ein würde,
sondern, dass alles darin, sie an Edward erinnern würde.
„Du wirst uns fehlen“, sagte Anne, den Tränen nahe.
„Wie wäre es mit einer Abschiedsparty?“, schlug Claudette vor.
„Ja, das ist eine gute Idee“, meinte auch Jeanne.
Und mit einem Mal fing auch Bella an zu weinen. Sie hatte gar nicht geglaubt,
dass sie noch so gute Freundinnen auf der Schule hatte. Von dieser Anteilnahme
war sie nun vollkommen überwältigt.
„Warum weinst du auf einmal?“, fragte Claudette verwirrt. „Bitte, höre
doch auf.“
Trotz einiger Probleme, würde Bella ihre Freundinnen in guter Erinnerung
behalten. Und in einem halben Jahr würde sie dann auch wieder lachen können.
Bestimmt.
„Hier, meine Vorschläge für das >Gabriel<-Projekt“, sagte Aro Gérard und
reichte Jean die Liste mit den Ideen. „In London werden zwei Singles
aufgenommen… eine für den englischen Markt und eine für Frankreich. Um die
Single hier zu promoten, sollte die Band zurückkommen.“ Jean las sich die
Ideen genau durch, während Aro sprach. „Ein Monat würde genügen, dann geht
es zurück nach London.“
„Mr. Gérard“
„Ja?“
„Sind Sie verheiratet?“
Aro Gérard sah Jean unsicher und verwirrt an, nickte dann aber schließlich.
„Wie fühlt sich die Trennung von der Liebsten an?“, fragte Jean weiter.
„>Gabriel< ist meine große Liebe“, sagte Aro vollkommen ernst.
„Vergessen Sie’s. Gehen Sie“, meinte Jean genervt.
„Ja…“
Edward saß zu Hause in seinem Musikzimmer, hatte Kopfhörer auf und lauschte
einer Melodie. Er sollte einen neuen Text schreiben. Doch fiel ihm das gerade
nicht allzu leicht. Oft hatte er das mit Bella zusammen gemacht, doch er wollte
und sollte sie nun aus all dem heraus halten. Er seufzte schließlich und nahm
die Kopfhörer ab.
„Wie wäre es mit einer kleinen Pause?“, fragte Bella, die mit einem Tablett
zu ihm kam, auf dem Keks und eine Tasse Kaffee für ihn standen.
„Danke, das ist lieb von dir.“
„Schreibst du für das London-Debüt?“, fragte sie interessiert.
„Ja“, antwortete er und nahm sich einen der Kekse, die sie gebacken hatte,
vom Teller.
Bella griff nach dem Songtext, an dem Edward arbeitete und staunte nicht
schlecht. „Wow. Alles auf English.“ Sie wusste ja, dass die Texte nun alle
auf English sein mussten. Und jetzt wo >Gabriel< international durchstarten
würde, wurde sie einfach nicht mehr gebraucht. Englische Texte konnte sie nun
mal einfach nicht schreiben. Sie biss sich auf die Unterlippe und legte den Text
wieder hin. „Du könntest mir etwas Englisch beibringen“, schlug sie ihm vor
und lächelte ihn strahlend an. „Das wäre bei künftigen Auslandsgesprächen
nützlich. Erklär mir ein paar Redewendungen, bevor du geht’s.“
„Bitte nicht dieses Lachen“, sagte er sanft.
Und sofort erstarrte das Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie hatte gehofft, dass es
ihm nicht auffallen würde, wenn sie sich zu diesem Lächeln zwingen würde. Sie
wollte, dass er sich keine Sorgen um sie machte und deswegen lächelte sie. Auch
wenn ihr eigentlich nach Heulen zu Mute war.
„Glaubst du, ich merke nicht, dass du dich dazu zwingen musst?“
„Aber…“
„Reden wir Klartext“, forderte er sie auf. „Wie sehr du auch darunter
leidest, ich werde nach London gehen und ich will nicht, dass du deine wahren
Gefühle vor mir verbirgst.“
Sie seufzte. Edward war ihr mal wieder einen Schritt voraus. Er kannte sie
einfach zu gut. Er hatte sie durchschaut. Aber wenn sie ehrlich wäre, würde
sie ihn bitten, hier zu bleiben, darum wollte sie ihre wahren Gefühle
verstecken. Sie wollte es ihm doch nicht noch schwerer machen. Aber sie konnte
nicht mehr. Dieses aufgesetzte Lächeln forderte mehr Kraft von ihr, als sie
hatte.
„Geh nicht nach London…“, sagte sie leise und konnte ihn dabei nicht mal
ansehen. „Ich brauche dich hier. Auch wenn es >Gabriel< den Welterfolg kostet.
Ich will, dass du da bist, wenn ich von der Schule komme. Ich will für dich
kochen und mit dir Zeit verbringen. Wir hätten nur wenig Zeit füreinander,
doch wärst du an meiner Seite. Solange etwas Zeit für uns bleibt, macht es mir
nichts aus, wenn wir nicht Hand in Hand spazieren gehen können“, erzählte
sie ohne Punkt und Komma. Er wollte von ihren Gefühlen wissen, da hatte er sie.
„Ich will deine Umarmung spüren, wenn es mir mies geht und deine tröstenden
Küsse, wenn ich weine. Du kannst nicht einfach aus meinem Leben verschwinden.
Bitte lass mich nicht allein.“
Er sah sie an und sagte kein Wort, denn Bella war noch nicht fertig und er
wollte sie ausreden lassen.
„Natürlich sind mir deine Träume wichtig. Ich liebe deinen Gesang und dein
strahlendes Lächeln, wenn du auf der Bühne stehst. Ich wünsche mir, dass dein
Traum in Erfüllung geht und du dieses Lächeln niemals verlierst.“ Ihr
Körper fing an zu beben und die erste Träne rann über ihre Wange. „Ich rede
von Zweisamkeit dabei geht es mir nur um mich. Ich wollte dich nicht damit
belasten. Ich liebe dich… uns will dir keine Steine in den Weg legen.“ Sie
wischte sich die Tränen weg, doch es war sinnlos, es kamen immer mehr.
„Aber…“
Edward legte seine Hand an ihre Wange, strich über ihre Wange, beugte sich
schließlich zu ihr herüber und küsste die Tränen weg. „Ich will dich.“
Das war das Einzige, was er zu ihr sagte und schon drückte er sie nach hinten
und küsste ihren Hals. Worte reichten nicht aus, um dir zu sagen, was ich für
dich empfinde, Bella, dachte Edward als er sie ansah. Er hob sie hoch und trug
sie in ihr gemeinsames Schlafzimmer, wo sie sich beide auszogen und den nackten
Körper des anderen festhielten.
Edward beugte sich über sie und küsste ihren Hals. Seine Lippen wanderten
einen unsichtbaren Weg entlang, auf den direkten Weg zu ihren Brüsten. Die eine
nahm er zwischen seine Lippen, während er die andere mit seiner Hand massierte.
Edward… Sie würde nie seine Wärme vergessen. Seine starken Arme, seine
breiten Schultern… Seine Hände… seine sinnlichen Finger, seine Gesten…
„Liebe mich“, bat sie ihn und Edward beugte sich zu ihr herunter, drückte
seine Lippen leidenschaftlich auf die ihre, während er in sie eindrang. Sie
wollte, dass er sie liebte, damit sie sich das alles noch einmal einprägen
konnte.
„Bella, zerkratz meinen Rücken“, sagte er atemlos und sah sie an.
Ihre Augen weiteten sich, als sie diese Bitte hörte. So etwas hatte er noch nie
von ihr gewollt.
„Die Kratzer sollen mich das nächste halbe Jahr an dich erinnern“,
erklärte er ihr und beugte sich wieder zu ihrem Hals herunter.
„Aber.. ich…“ Er bewegte sich hart in sie, packte sie heftiger an und sie
musste sich einfach ihm festhalten, weil sie Angst hatte den Halt zu verlieren.
Ihre Fingernägel gruben sich in seinen Rücken und er keuchte auf.
Edward sehnte sich nach einem sichtbaren Beweis ihrer Liebe. Worte alleine
reichten ihm nicht.
Sie starrte auf ihre Tasche, die vor ihr auf dem Boden lag und blickte wieder
auf ihre Armbanduhr. Sie hoffte, dass er noch vorbei kommen würde. „Jean“,
rief sie seinen Namen, als dieser gerade das Gebäude von >Mars Productions<
verließ. Sie hatte eine Weile schon vor dem Gebäude gestanden und in
Erinnerungen geschwelgt. Sie hatte hier sehr schöne Momente verbracht gehabt.
„Bella.“
„Ich möchte mich verabschieden“, teilte sie ihm mit. „Ich fahre nach
Nizza.“
„Zu deinen Eltern, richtig?“, fragte Jean nach. „Weiß Edward davon?“
„Ja. Aber er weiß nicht, dass ich schon heute fahre. Nach unserer
Aussprachehabe ich beschlossen, in Nizza zu sein bevor >Gabriel< nach London
reisen wird.“ Sie würde den Abschied einfach nicht überstehen. So ging sie
vorher, ohne dass es diesen Abschied überhaupt geben würde.
„Gut, wenn du so willst.“
„Ja, das will ich.“
„Also dann“, meinte Jean und drehte sich um.
Bella sah ihm überrascht nach. „Pass gut auf >Gabriel< auf“, bat sie ihn
schließlich noch und Jean drehte sich noch mal zu ihr um. „Auf
Wiedersehen.“ Sie griff wieder nach ihrer Tasche und stieg in das Taxi, das
sie gerufen hatte.
Jean starrte die Band an, die gerade im Aufnahmestudio war und probte. Er hörte
und sah ihnen zu und irgendwie doch nicht. Zu sehr beschäftigten ihn andere
Gedanken.
„Also, dieser Akkord…“, meinte Jacob zu Carlisle.
„An der Stelle, würde ich vielleicht ein wenig höher spielen?“, schlug
Edward Jasper vor. Dieser nickte.
Doch Jean war absolut nicht bei der Sache. Er musste immer wieder daran denken,
was Jasper ihm gesagt hatte. >Edward und Jacob lassen die Menschen, die sie
lieben, nicht wegen des Weltruhmes zurück<, >Für Gabriel<.“
„Okay, versuchen wir es erneut“, meinte Edward und alle gingen wieder zu
ihren Instrumenten, während Edward seine eigenen Notenblätter sortierte.
Doch Isabellas Worte von vorhin gingen ihm am meisten durch den Kopf. >Pass gut
auf Gabriel auf<. Er hatte mit ihr gespielt und ihr vermutlich sogar übel
mitgespielt, obwohl er sie mochte. Und dennoch hat sie ihn gebeten, auf die Band
aufzupassen. Es war so, als hätte Bella ihm, Jean, nun die Verantwortung für
die Band gegeben. Die Verantwortung, die bisher Jasper immer gehabt hatte. Er
konnte das einfach nicht glauben.
Er schlug mit der Faust aufs Mischpult und sagte laut: „Die Spinnen doch
alle!“
„Wie finden Sie den Sound, Voltaire?“, fragte Aro, doch Jean reagierte gar
nicht auf die Frage von Aro.
„Nein“, meinte Jean schließlich und stand auf. „Nein, verdammt. So wird
das nichts!“, schrie er und alle starrten ihn an. „Ihr habt nicht das Zeug
zu einer internationalen Topband! Mit dieser Einstellung werdet ihr niemals die
Welt erobern.“
„Jean“, meinte Jasper nur, überrascht über diesen Ausbruch.
Jean seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich schlage vor, wir begraben das
Projekt.“
„Was?“, fragten alle entsetzt.
„Ich lasse meinen guten Namen nicht von euch beschmutzen.“
„Was?“, fragte Aro überrascht, als Jean schon zur Türe ging. „Warten
Sie!“
Jasper fand Jean draußen im Park, wo er an einem Baum lehnte und sich eine
Zigarette anzündete.
„Jean“, sprach Jasper ihn schließlich auch gleich an.
„Ihr seid nicht hart genug. Rücksicht auf die Band. Rücksicht auf die
Liebsten. So kann man die Welt nicht erobern.“
Jasper erwiderte nichts dazu. Er hatte seinen Standpunkt schon deutlich genug
gemacht, mehr hatte er nicht zu sagen. Das Wohl der Band stand für ihn nun mal
an erster Stelle. Er hatte Angst, dass Edward wieder zu dem werden würde, der
er war, bevor Bella in sein Leben getreten ist. Ein Arschloch. Und Jacob… Es
hatte ihn so viel gekostet, zu dieser Liebe zu stehen, er hatte alles Recht
dieser Welt, diese Liebe auch leben zu dürfen.
„Dazu braucht man Ellenbogen, viel Publicity und ein paar miese Tricks. Wenn
sich eine Chance bietet, muss man zugreifen, auch wenn man sich dabei die Hände
schmutzig machen. Nur wer so denkt, kann sich dem Traum vom Weltruhm
erfüllen“, fuhr Jean ihn an. „Ihr denkt leider anders.“
„Mag sein“, meinte Jasper ruhig. „Unsere Songs handeln von Liebe und
großen Gefühlen. Es ging nie um Geld und Ruhm. Sondern um Partner, Familie,
Freunde… und vor allem um uns selbst. Wir haben mit unserer Musik große
Erfolge gefeiert und werden es auch weiterhin tun.“
„Wieso habe ich mich mit so einem Haufen Mimosen eingelassen?“, fragte Jean
mehr sich selber, als von Jasper eine Antwort darauf zu erwarten. Er ließ die
Zigarette auf den Boden fallen und zertrat sie mit seinem Schuh. „Fest steht,
dass ich nur mit Künstlern arbeite, auf die ich große Stücke halte. Das gilt
auch für euch. Darum will ich auch an die Spitze bringen. Koste es, was es
wolle.“
Jasper war etwas überrascht, nickte dann aber. „Verstehe. Ich denke für
>Gabriel< gibt es nur einen Produzenten und das bist du.“
„Danke“, meinte Jean und lächelte zufrieden. Dann fiel ihm plötzlich etwas
eine. Eine Schuld die er zu begleichen hatte. Er sah auf seine Uhr und musste an
Isabella denken. Er eilte sofort wieder ins Gebäude und suchte nach Edward.
„Edward“, rief er nach dem Sänger, als er ihn gefunden hatte.
„Was hast du dir dabei gedacht?“, fragte Edward sauer.
„Nicht jetzt“, meinte Jean außer Puste. Er sollte wirklich mit dem Rauchen
aufhören. „Du musst dich beeilen, Bella ist auf dem Weg zum Bahnhof.“
„Was?“
„London ist verschoben. Vorher habt ihr noch ein paar Sachen in Frankreich zu
erledigen. Willst du wissen, warum sich Bella strikt geweigert hat, dich nach
London zu begleiten?“
„Warum?“, fragte Edward überrascht, diese Antwort von Jean zu bekommen.
„Für den Fall, dass sie mitkommt, habe ich gedroht, mit ihr zu schlafen.“
Edward sah sofort rot. Er packte Jean mit der einen Hand am Kragen und holte mit
der anderen Hand aus und schlug ihm ins Gesicht. Dann ließ er ihn los. „Du
bist wütend? Na los, dann feuere mich doch.“
„Du kannst Bella nicht wehtun. Das solltest du selbst am besten wissen“,
meinte Edward nur. Und Jean wusste, was Edward damit meinte. Der Einzige, dem er
mit dieser Sache vermutlich wirklich verletzt hätte, wäre Edward gewesen.
„Der gewünschte Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar“, teilte ihm
die automatische Stimme am anderen Ende der Leitung mit, nachdem er zum
wiederholten Male versucht hatte, Bella über ihr Hand zu erreichen. Er saß in
einem Taxi und hoffte somit noch rechtzeitig am Bahnhof anzukommen.
„Vielleicht sitzt sie noch in der U-Bahn und hatte deswegen keinen Empfang.“
Aber vielleicht hatte sie auch ihr Handy ausgemacht, dachte Edward.
„Können sie nicht schneller fahren?“
„Ja ja“, erwiderte der Taxifahrer nur.
Bella stand auf ihrem Gleis und starrte auf das Ticket in ihren Händen.
„Waggon 6, Sitz 14 A.“ Sie seufzte und fühlte sich einfach nur schlecht.
Vielleicht wäre eine Verabschiedung von Edward doch nicht so schlecht gewesen.
Aber es war ja nur für ein halbes Jahr. Das würde mit Sicherheit viel
schneller vergehen, als sie dachte. Sie würde auf eine neue Schule gehen, neue
Freunde haben und dann würde die Zeit sehr schnell vergehen.
Edward starrte auf seine Armbanduhr und seufzte. „Das wird knapp“, meinte er
und eilte durch die Mengen an Menschen auf dem Weg zum richtigen Gleis.
„Hey, war das nicht…“
„Das war Edward“, schrien die Leute, als sie ihn erkannten. Mit einem Mal
sammelte sich eine ganze Gruppe junger Frauen um ihn und hielten ihn fest. Er
versuchte sich an sie weg zu drücken, doch sie hielten ihn fest, wollten
unbedingt ein Autogramm. „BELLA!“, schrie er verzweifelt:
Sie stand auf ihrem Gleis und wartete, dass der Zug einfuhr, der sie nach Nizza
bringen würde. Sie glaubte, ihren Namen gehört zu haben, schüttelte aber den
Kopf, als auch schon ihr Handy klingelte.
„Hallo?“
„Bella?“
„Edward?!“
„Wo bist du?“
Nun wo sie seine Stimme hörte, fiel es ihr doch wieder schwerer, einfach in den
Zug zu steigen und abzureisen. „Na ja.. also ich…“
„Nun sag schon!“, forderte er ernst.
„Ich will dich jetzt nicht sehen, sonst wird der Abschiedsschmerz zu groß“,
sagte sie und riss sich dabei sehr zusammen.
„Keine Sorge, Bella ich…“
Edward drehte sich auf dem Gleis um, wo der Zug gleich abfahren würde und
suchte in den Menschen nach Bella. „Ich werde deinen Schmerz lindern.“ Dann
sah er sie.
„Bitte… lass mich einfach gehen. Wenn ich dich sehe, werde ich wieder
schwach und fange an zu jammern dass du bei mir bleiben sollst.“
Er konnte nicht länger warten und umarmte sie einfach. Er legte seine Arme um
sie und hielt sie einfach fest. Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter und
schlang die Arme um ihre Brust. „Ich werde bei dir bleiben.“
„Edward…“
„Immer nahe genug für eine Umarmung. Du darfst nicht nach Nizza fahren.“
Sie drehte sich zu ihm und sah ihm ins Gesicht.
„London wurde abgesagt. >Gabriel< hat noch eine Weile in Frankreich zu
tun.“
„Wieso?“, fragte Bella aufgebracht. „Ihr habt alle von einer Weltkarriere
geträumt und hart dafür gearbeitet.“
„Unsinn, Jean hat Recht.“
Bella sah ihn überrascht an. Jean hatte Recht?
„Eines weiß ich jetzt. Ich werde nie wieder so schwach sein“, meinte Edward
und sah sie ernst und vollkommen klar an. „Hör mir bitte genau zu. Ohne Dich
kann für mich kein Traum in Erfüllung gehen:“
„Edward…“ Hieß das, sie durfte dabei sein, wenn sein großer Traum in
Erfüllung geht?
„Du wirst mich begleiten, wenn wir nach London gehen“, sagte er, nahm ihr
Gesicht in seine Hände und küsste sie.
Sie konnte ihre Gefühle schlecht beschreiben. Manchmal war sie ratlos und hatte
Angst. Darum bedeuteten ihr seine Worte mehr als alles andere.
„Also wenn wir die Welt nicht im Sturm erobern können, dann machen wir es
eben auf unsere Art“, meinte Emmett und zuckte mit den Schultern. „Jacob,
warum grinst du so?“
„Du wärst lieber bei Leah geblieben, statt nach London zu gehen,
stimmt’s?“
„Nein“, meinte Jacob, als Emmett ihm an die Gurgel gehen wollte.
„Und dein Frauchen“, meinte Emmett zu Jasper, welcher nur schmunzelte.
„Du bist ja nur neidisch“, meinte Jasper.
Bella saß auf einem Sofa und musste schmunzeln. Auch wenn gerade erst mal zwei
Tage vergangen waren, seit dem Jean ihnen mitgeteilt hatte, dass London erst mal
gestrichen war, war dennoch alles wie beim alten. Sie fühlten sich wieder
freier und wohler. Genau die Atmosphäre, die Bella mochte.
„Hört zu“, meinte Jean der zu ihnen trat. „Ich habe London nicht aus
Rücksicht auf eure Lieben verschoben, sondern weil die Zeit für >Gabriel< noch
nicht reif war.“
„Klar“, meinte Bella und schmunzelte Jean an.
Jean sah sie überrascht an, wusste nicht, ob er über dies Schmunzeln sauer
sein sollte.
„Wir wissen alle, dass >Gabriel< niemanden mehr am Herzen liegt als dir,
Jean.“
Jean seufzte auf. „Hör mal, Bella. Du solltest Edward in allen Belangen
unterstützen.“ Aber er wusste, dass sie das sowieso tat.
Wenige Tage später wurde das Video eines neuen Songs gedreht.
„Eine Stunde Mittagspause“, rief jemand vom Set.
„Der Dreh geht weiter?“, fragte Jean.
„Ja, beide Stücke erscheinen als A-Seite“, meinte Jasper.
„Darum auch zwei Wochen Promo-Videos“, meinte Jacob.
„Ob das zeitlich klappt?“, fragte Emmett unsicher.
„Ehm, Edward können wir die nächste Einstellung besprechen?“
„Ja, natürlich“, sagte dieser und ging zum Regisseur.
Jean fand Bella, die in einer Ecke saß und irgendetwas zu lesen schien. Er
hatte sie die ganze Zeit kaum bemerkt gehabt. Sie war nur hin und wieder
aufgetaucht, wenn irgendetwas für die Jungs zu holen war, was sie gerne
freiwillig und mit großer Hingabe tat.
„Was lies du da die ganze Zeit?“, fragte er sie und griff nach ihrem Buch.
„Ehm, ich möchte lernen, wie man englische Texte schreibt“, erklärte sie
ihm.
Jean sah sie überrascht an.
„Keiner erwartet von dir, dass du englische Texte schreibst. Zeig mal her“,
meinte er und griff nun auch nach ihrem Block, auf dem sie sich Notizen gemacht
hatte. „>Du hast mein Herz eingenommen…< Viel zu wörtlich übersetzt.
Besser wäre: >You’ve captured my heart< Und >Mein Herz liegt in deiner Hand<
heißt: >My heart ist in your hand<.“
„My Heart ist in your hand“, wiederholte Bella diesen Satz und notierte ihn
sich sofort.
„Noch mal“, forderte Jean sie auf. „Bitte, noch mal.“
„My heart is in your hand.“
„Furchtbar“, meinte er und seufzte nur und ließ sie stehen.
„Darum übe ich es“, meinte sie sauer.
„Bella“, meinte Edward, der nun bei ihr aufgetaucht war und sie auf die
Wange küsste. „Habt ihr euch gestritten?“
„Er hat sich über mein Englisch lustig gemacht“, stellte Bella klar.
„Wort für Wort übersetzen bringt nichts“, meinte Edward und griff nach
Bellas Text. „Achte auf die Syntax.“
„Hmm?“, fragte sie und setzte sich zu ihm.
„Die Englische Syntax erzeugt oft eine Art Spannungsbogen. >Can’t love
anyone but you…< heißt wortwörtlich übersetzt.>Kann niemanden lieben außer
dir<“, meinte Edward und beugte sich zu ihr um sie zu küssen. Bella lächelte
und erwiderte diesen Kuss nur zu gerne.
„Sehr interessant“, sagte Bella und grinste ihn an.
„Ich kann dir noch mehr beibringen“, sagte er und anhand seines Lächelns
konnte Bella erkennen, dass er dabei nicht nur vom Englisch sprach.
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