Gabriel von abgemeldet (Wie entscheidest du dich?) ================================================================================ Kapitel 22: une seconde chance - second chances ----------------------------------------------- Sei dankbar der Chance, die dir die Tür öffnet, und den Freunden, die die Scharniere schmieren. - Lothar Schmidt deutscher Politologe und Schriftsteller (1922 - ) Edward und Bella wohnten nun seit einem halben Jahr zusammen. Es gab Höhen und Tiefen. Es gab Aufs und Abs. Aber beide waren der Meinung, dass das damals eine der besten Entscheidungen überhaupt war. Es war oft nicht leicht gewesen, doch sie wussten, dass sie so am meisten Zeit mit einander verbrachten und ihre Beziehung in den eigenen vier Wänden nicht geheim halten mussten. Es war nicht einfach, immer ein Geheimnis mit sich herum zu tragen und seine Liebe nicht so offen ausleben zu können, wie es bei anderen Paaren der Fall war. „Hallo“, sagte Edward als er die Wohnung betrat. Isabella war in der Küche und räumte gerade den Geschirrspüler aus, doch als sie seine Stimme hörte, eilte sie sofort in den Flur. „Oh, schon so früh zurück?“ „Ja, wir hatten nur ein Probe“, sagte er und schlüpfte aus seinen Schuhen, hängte seinen Mantel an den Haken und lächelte sie an. „Willst du ein heißes Bad? Etwas zu essen?“, fragte sie ihren Freund. „Oder mich?“ Sie errötete, als sie das ausgesprochen hatte. Edward grinste und schlang die Arme um sie und zog sie einfach an sich. „Dich.“ Edward liebte die Momente, wo er sie ganz für sich alleine hatte. Wo niemand diese Augenblicke unterbrach und er sie einfach nur ansehen konnte oder die Arme um sie schlingen konnte. „Geh schon mal duschen. Aber lass mich nicht zu lange warten.“ Isabella sah ihn an und nickte nur. Sie drehte sich um und ging ins Badezimmer. Sie stellte das Wasser in der Dusche an, zog sich aus und starrte dann in den Spiegel. Es war für sie nie leicht gewesen, wirklich über ihre Gefühle zu reden. Mit ihren Eltern hatte sie das nie gekonnt, weil sie das vor ihnen einfach nicht konnte. Sie waren auch nie da gewesen, um ihre Tochter mal aufzufangen, wenn es ihr schlecht ging. Sie hatten nicht mitbekommen, wenn sie für eine Band schwärmte oder wann sie ihren ersten Songtext geschrieben hatte. Sie war sich nicht mal sicher, ob sie dagewesen waren, als sie das erste Mal alleine Fahrrad gefahren war. Waren sie da gewesen, als sie Reiten lernte? Oder ihr erstes Wort sagte? Waren sie da gewesen, als sie das Laufen gelernt hatte. Sie erinnerte sich nicht mehr daran. Es gab auch nicht wirklich viele Fotos aus ihrer Kindheit, die ihr beim erinnern helfen konnten. Sie würde nicht sagen, dass sie eine schlechte Kindheit gehabt hatte. Sie hatte Freunde gehabt. Hatte nie hungern müssen. Hatte immer saubere Klamotten im Schrank gehabt. Doch vielleicht würde sie sagen, dass sie schlechte Eltern gehabt hatte? Früher hatte sie sich immer selbst die Schuld gegeben und gedacht, dass es einfach an ihr lag, dass ihre Eltern nicht so waren, wie die der anderen Kinder. Doch durch Edward hatte sie auch gelernt gehabt, dass das nicht der Fall war. Sie war nicht immer Schuld. Sie musste sich nicht an allem die Schuld geben. Inzwischen nahm Edward ihr ein Teil ihrer Last hab, half ihr dabei, das schwere Gewicht zu tragen. Vielleicht war sie in diesem Fall der griechische Titan Atlas, welcher das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern trug und sich danach sehnt, dass es ihm jemand mal abnahm. Vielleicht war dieser jemand Edward für sie. Aber sie wusste, dass auch er ein tonnenschweres Gewicht auf seinen Schultern trug. Bei ihm war es auch die Vergangenheit. Die Vergangenheit war wohl ein Gewicht, das jeder mit sich herum trug. Die Frage war vermutlich nur, ob man es trotz des Gewichtes schaffte, in der Gegenwart für die Zukunft zu leben. Vielleicht musste man seine Vergangenheit aber auch einfach akzeptieren, mit allem, was das zugehörte. Vielleicht konnte man nur so glücklich werden. Sie war glücklich. Isabella lächelte und trat dann unter den heißen Wasserstrahl der Dusche. Für Edward war vieles selbstverständlich geworden. Aber für sie war es nicht anders. Dadurch, dass sie zusammen lebten, hatten sie irgendwann einfach ihren Rhythmus gefunden. Wenn er nach Hause kam, wartete sie meistens schon mit dem Essen auf ihn. Wenn es sein Job erlaubte, holte er sie sogar hin und wieder von der Schule ab oder fuhr sie hin. Sie arbeiteten beide für >Gabriel<. Vielleicht war auch deshalb ihre Zweisamkeit so alltäglich geworden. Edward saß auf dem Sofa und blätterte durch eine Zeitschrift, die Bella auf dem Wohnzimmertisch liegen gelassen hatte. Er wollte sich für einen Moment einfach mal hinsetzen und ankommen. Auch wenn sie heute nur eine Probe gehabt hatten, brauchte er doch erst mal eine Pause. Die letzten Tage waren verdammt anstrengend gewesen und er war froh für jede Minute wo er nicht an Auftritte, Interviews oder Videoaufnahmen denken musste, sondern einfach mal nichts tun konnte. Früher wäre das für ihn vollkommen undenkbar gewesen, dass er sich danach sehnte, sich einfach mal auf die Couch zu setzen um zu Fernsehen oder eine Zeitschrift zu lesen. Doch vor allem durch Bella hatte er gelernt, auch die ruhigen Momente zu genießen. Es klingelte jedoch und da Bella noch unter der Dusche war, das Rauschen des Wassers drang durch die Wände der Wohnung zu ihm ins Wohnzimmer, stand er mit einem Seufzen auf. Er ging zur Tür und war mehr als überrascht, als er sah, wer da vor stand. Isabella trat aus der Dusche, trocknete sich ab, wickelte sich in ein großes Duschhandtuch um ihre braunen Haare, so dass es aussah, als würde sie einen Turban tragen. Auf Zehenspitzen schlich sie vom Badezimmer ins Schlafzimmer und zog die Schublade der Kommode vor. Sie strich mit den Fingern über die Spitze der schwarzen Unterwäsche und musste lächeln. Schnell zog sie sich den schwarzen Spitzen-BH und die dazugehörigen Panties an. Sie war sich zwar sicher, dass sie die Unterwäsche nicht lange genug anbehalten würde, doch sie wollte sich auch für Edward mal schick machen. Warum ihn also nicht mit Reizwäsche überraschen. Als sie ins Wohnzimmer trat ließ sie sofort das Handtuch fallen. „Sieh mal Edward“, sagte sie noch und erstarrte vollkommen. Denn Edward war nicht alleine im Wohnzimmer. Ihm gegenüber saßen zwei weitere Personen und das Schlimme daran war, dass sie diese Personen sehr gut kannte. Es waren ihre eigenen Eltern. „Mama… Dad… Was macht ihr denn hier?“ „Verrat uns lieber, wieso du hier halb nackt durch die Gegend läufst?“, fragte ihr Vater entsetzt. „Beruhigt euch“, versuchte ihre Mutter Renée Swan sofort ihren Mann zu beschwichtigen und legte ihre die Hand aufs Knie ihres Mannes und sah ihre Tochter dabei selber mehr als ungläubig an. Isabella hatte sich was übergezogen und saß nun neben Edward ihren Eltern gegenüber. Sie war immer noch knallrot im Gesicht. Das Ganze war ihr mehr als unangenehm. Ihr Vater war wütend und sogar Edward war nicht wohl bei der Sache. Er saß ziemlich verkrampft neben Isabella und versuchte die Situation ruhig durchzustehen. „Wir waren besorgt“, brachte Charles Swan hervor. „Und das zu Recht. Du gehst noch zur Schule und lebst mit diesem Kerl zusammen.“ Er schüttelte den Kopf. Es war sogar offensichtlich, dass es ihm schwer fiel, seine eigene Tochter anzusehen. „Und wie du hier rumläufst. So haben wir dich nicht erzogen.“ „Entschuldigen Sie, aber wenn sich zwei Menschen lieben, ist das doch ganz normal“, sagte Edward mit ruhiger Stimme. Die ganze Sache gefiel ihm nicht, dennoch versuchte er ruhig zu bleiben. Er wusste, dass er das musste, denn die Gefahr Bella zu verlieren, war groß. „Dann waren meine Frau und ich wohl unnormal“, entgegnete Charles Swan aufgebracht. Edward sah ihn überrascht an und holte tief Luft, doch da schlug Charles Swan mi t seiner rechten Hand auf den Tisch. „Wir nehmen Isabella wieder mit nach Hause.“ Er stand auf, griff nach Isabellas Handgelenk und zog sie mit sich. „Los!“ „Nein! Mein Zuhause ist hier. Bei Edward…“, meinte Isabella und konnte einfach nicht glauben, dass ihr eigener Vater sie nun einfach so mitnehmen wollte. „Dieser Junge ist kein Umgang für dich“, warf er ihr vor. „Das Einzige, was er dir beibringt, ist die Schule zu schwänzen.“ Isabella schüttelte den Kopf und versuchte stehen zu bleiben, stemmte sich gegen die Kraft ihres Vaters. Sie wollte nicht weg. Sie wollte nicht von Edward weg und sie wollte auch nicht wieder in ihr Elternhaus zurück. „Das stimmt nicht“, widersprach sie sofort und war dabei selber mehr als nur überrascht. „Ich habe wahnsinnig viel von Edward gelernt. Er hat mir gezeigt, wo meine eigenen Fähigkeiten liegen. Er war es, der mein Schreibtalent entdeckt hat. Von ihm weiß ich, wie stark einen die Liebe machen kann. Edward bringt mir Dinge bei, die man nicht in der Schule lernt.“ Sie sah ihren Vater an, überrascht, dass sie das Wort gegen ihn erhob. Noch nie hatte sie so mit ihren Eltern gesprochen. Vielleicht war das auch Edwards Verdienst. „Außerdem war ich euch doch sowieso immer egal.“ „Aber Isabella…“, meinte ihr Vater überrascht und starrte seine Tochter, sein eigen Fleisch und Blut an. „Das ist nicht wahr, Isabella…“, sagte ihre Mutter mit ruhiger Stimme. „Du liegst uns beiden sehr am Herzen. Wir wollten uns nicht in dein Leben einmischen, um dir die Zukunft nicht zu verbauen.“ Ihre Mutter sah ihre Tochter sanft an. Traurigkeit lag in dem Blick mit dem die Mutter ihre einzige Tochter ansah. „Dein Vater ist etwas aufgebracht. Er hat sehr darunter gelitten, dass du einfach von zu Hause ausgezogen bist. Weißt du, dein Vater und ich… wir…“ „Das reicht“, sagte Charles Swan und seine Frau sagte nichts mehr. Sie sah ihren Mann an und trat dann auf ihre Tochter. Sie nahm das Gesicht ihrer Tochter in die Arme und sah sie liebevoll an. „Also… es war schön, dich zu sehen. Du siehst gut aus und offensichtlich geht es dir gut hier.“ Sie lächelte sanft und drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. „Ruf uns doch mal an.“ Renée ließ ihre Tochter wieder los, legte ihre Hand in die ihres Mannes und wollte gehen, ohne sich noch mal umzudrehen oder etwas zu sagen. Isabella starrte die Rücken ihrer Eltern an. Sie hatte gar nicht gewusst, dass ihre Eltern auch nett und sanft zu ihrer Tochter sein konnten. Sie war überrascht und irgendwie auch verwirrt. Vielleicht waren sie wirklich traurig, dass sie ausgezogen war. Vielleicht vermissten sie ihr einziges Kind wirklich. Sie musste oft an ihre Eltern denken und wusste, dass sie ihre Eltern nie gehasst hatte. Doch sie wusste nicht, wie sie mit ihnen umgehen sollte. Als sie etwas hinter sich hörte, drehte Isabella sich erschrocken um, erstarrte als sie Edward sah, der sie sorgend ansah. Sie erschrak als sie etwas Feuchtes auf ihren Wangen fühlte und war überrascht, dass sie weinte. Sie warf sich in Edwards Arme und wollte, dass er sie in diesem Moment einfach nur festhielt. „Isabella, kann wieder bei Ihnen wohnen“, sagte Edward mit ruhiger Stimme und alle anderen in der Wohnung erstarrten. „Edward?“ Isabella sah ihren Freund verwirrt und überrascht an. „Aber sollte sie sich wieder vernachlässigt fühlen, wird sie für immer bei mir bleiben“, sagte Edward zu Isabellas Eltern, als diese sich wieder umgedreht hatten. Isabella sah ihren Freund unsicher an und verstand nicht, warum er nun wollte, dass sie mit ihren Eltern ging. Edward sah seine Freundin an und sah die Unsicherheit in ihren Augen. Er wusste, dass dies die richtige Entscheidung sein würde. Sie würde wichtig für Isabella sein, auch wenn sie das selber noch nicht erkennen würde. Es war ja nicht so, als wolle er sie los werden. Er liebte sie. Er genoss jede Sekunde, die sie zusammen hatten. Es war egoistisch gewesen, sie zu sich zu holen. Doch nun musste er auch an Isabella denken. „Du musst mit deinen Eltern ins Reine kommen. Sie dürfen unserer Beziehung nicht im Wege stehen.“ Bella schaute ihren Freund an, sah in seine ernsten Augen, erkannte den ersten und ehrlichen Blick. Sie vertraute ihm. „Okay“, meinte Isabella schließlich. Sie spürte, dass er ihre Situation irgendwie verstand. Er entschied das für sie, weil sie selber diese Entscheidung nie treffen können. „Wir sehen uns doch weiter?“, fragte er und lächelte sie aufmunternd an. „Ja“, sagte sie sofort. „Ich rufe dich täglich an“, versprach er ihr und nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Okay.“ Er küsste sie und half ihr dann ein paar ihrer Sachen zusammen zu packen, damit sie mit ihren Eltern gehen konnte. Es fiel ihm unglaublich schwer zuzusehen, wie Isabella mit ihren Eltern aus der Wohnung verschwand. Plötzlich war die Wohnung unglaublich still. Sie wirkte mit einem Mal auch viel zu groß für ihn alleine und er war sich nicht sicher, ob er das nun ohne sie hier aushalten würde. Es war ein komisches Gefühl für sie, als das Auto ihrer Eltern die Einfahrt hoch fuhr und sie wieder vor dem Haus standen. Es fühlte sich merkwürdig an, ins Haus zu gehen und festzustellen, dass es noch genauso wie früher roch. Es roch nach frischen Blumen und nach dem Parfüm ihrer Mutter. Die Erinnerungen an diese Düfte waren die ganze Zeit in ihrem Kopf gewesen, ohne dass sie es wirklich gewusst hatte. Als sie in ihr Zimmer kam, stellte sie überrascht fest, dass es noch genauso aussah, wie sie es verlassen hatte. Die Wand war immer noch in einem lavendelfarbenen Ton gestrichen, auf ihrem Bett lag weiße Bettwäsche und auf ihrem Nachttisch hatte ihre Mutter in einer kleinen Vase eine einzelne rote Rose gesteckt. Auf dem Regal über dem Bett saßen ein paar Kuscheltiere, die sie schon hatte, seit sie ein kleines Kind war. Mit großen Augen sahen die Teddys, die Hasen und der graue Elefant sie an. Statt Poster hingen Gedichte an den Wänden, bei manchen war das Weiß des Papiers nicht mehr strahlendweiß und auch die Tinte darauf wirkte etwas verblasst. In dem Regal neben dem Kleiderschrank standen all ihre Lieblingsbücher. Märchen aus der Kindheit, Fantasygeschichten als sie älter geworden war. In vielen von ihnen ging es um Hexen, Zauberer, Feen oder magischen Tieren. Sie lächelte, weil es sich irgendwie gut anfühlte, zu wissen, dass sich hier nichts geändert hatte. Dass die Zeit hier stehen geblieben war. Sie verließ ihr Zimmer wieder und trat hinunter zu ihren Eltern ins Wohnzimmer. Sie war überrascht, als sie neue CDs sah, die auf dem CD-Regal neben der Anlage lagen. „CDs von Gabriel?“ „Die gehören deinem Vater“, antwortete ihre Mutter sofort. „Er spielt ständig deine Songs.“ „Musstest du ihr das erzählen?“, fragte ihre Vater aufgebracht und lief sofort knallrot an. Isabella sah ihren Vater erstaunt an. Sie hätte nie gedacht, dass er sich ihre Lieder anhören würde. Sie erinnerte sich noch sehr gut an die letzte Szene vor ihrem Auszug. Damals ging es auch um ihre Texte für >Gabriel<. Doch damals hatte ihr Vater ihr mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich so was nie anhören würde. „Welche Songs magst du am liebsten?“, fragte Isabella, ohne ihn aufziehen zu wollen. Sie freute sich darüber, dass ihr Vater über seinen Schatten gesprungen war und sich das anhörte, für das ihr Herz schlug. „>Love Melody< und >Moonshine<“ „Du meinst >Moonflower<“, korrigierte seine Frau ihn. „Na ja, fast richtig“, meinte Isabella und lachte glücklich. Sie hätte nie gedacht, dass sie jemals so mit ihren Eltern reden würde. Und irgendwie machte sie das sehr froh. Seit einer Woche hatte sie Edward nicht gesehen. Das war der Nachtteil daran, dass sie nun wieder bei ihren Eltern wohnte. Er hatte sie bisher auch noch nicht angerufen. Meistens schrieb er ihr eine SMS im Unterricht nachts, wenn sie schon schlief und sie die SMS erst am Morgen las, wenn sie aufwachte. Und wenn sie ihn anrief, dann ging nur die Mailbox heran. Es machte sie irgendwie sauer und enttäuschte sie auch. Sie hatte gehofft, dass sie es trotzdem schaffen würden, sich regelmäßig zu sehen, auch wenn sie nicht mehr zusammen wohnten. Als sie noch zusammen gelebt hatten, hatte sie ihn jeden Abend gesehen, egal wie beschäftigt er gewesen war. Jetzt erreichte sie ihn nicht mal mehr telefonisch, was sie einfach nur frustrierte. Aber sie wusste ja eigentlich, dass er in erster Linie Musiker war und >Gabriel< gehörte und sie erst an zweite Stelle kam. Bisher war das für sie auch nie ein Problem gewesen, da sie die Arbeit für >Gabriel< selber immer geliebt hatte. Die gemeinsame Arbeit für diese Band hatte sie bisher verbunden gehabt, doch nun schien es, als würde diese Arbeit sie nun auseinander bringen. Sie war etwas überrascht, als sie den Briefkasten öffnete und dort einen Brief an sich selber adressiert vor fand. Sie zog ihn aus dem Briefkasten und war noch überraschter als sie auf der Rückseite Edwards Namen als Absender entdeckte. Sie starrte den Brief noch eine Weile an und eilte schließlich mit dem Brief ins Haus, die Treppe hinauf direkt in ihr Zimmer. Sie legte den Brief auf ihr Bett, entledigte sich ihrer Schulsachen und setzte sich dann zu dem Brief. Sie starrte ihn immer noch unsicher an. Sie hatten schließlich seit einer Woche weder gesprochen noch gesehen und irgendwie hatte sie Angst, dass er eine schlechte Nachricht für sie beinhalten würde. Sie stellte sich sogar vor, dass er Schluss machen konnte. Doch dann schüttelte sie sofort den Kopf, hoffte dabei auch diese negativen Gedanken weg zu schütteln und öffnete den Brief einfach. >Liebe Isabella, es ist ewig her, dass ich jemanden einen Brief geschrieben habe, darum bin ich etwas aus der Übung – Sorry. Wie geht es dir? Es tut mir Leid, dass uns nicht kontaktieren können. Im Moment läuft ein großes Projekt mit >Gabriel<. Ich muss fast ständig zu Meetings, darum ist mein Handy oft ausgeschaltet. Und wenn ich es wieder anschalte, ist es schon viel zu spät und du liegst schon längst im Bett und schläfst. Ich würde gerne neben dir liegen und dich festhalten, während du schläfst. Ich vermisse deine Wärme an meiner Seite. Ich schreibe diesen Brief bei mir zu Hause und bin überrascht, wie groß und leer die Wohnung ohne dich ist. Es ist als würdest du in jedem Möbelstück stecken, dennoch fehlst du mir. Mir fehlt der Klang deines Lachens, wenn ich dich mal wieder über die Schulter gelegt habe um dich ins Schlafzimmer zu bringen. Mir fehlen die tollen Gerüche aus der Küche, die du immer produzierst wenn du kochst. Mir fehlt sogar die Unordnung meiner CD´s, weil du es einfach nicht für wichtig hältst, die CDs wieder in ihrer richtige Hülle zu legen. Läuft es mit deinen Eltern gut? Gehst du auch brav zur Schule? Ich halte mich kurz, denn alles Weitere erzähle ich dir sowieso persönlich. Was ich fühle, kann ich dir allerdings nur aufschreiben und nicht sagen. Isabella, ich fühle mich so einsam ohne dich. Edward P.S. Wirf den Brief nachher einfach weg…< Isabella starrte den Brief an, las ihn wieder und wieder und konnte einfach nicht glauben, dass er ihr wirklich einen Brief geschrieben hatte. Es schien so unwirklich, obwohl sie das Beweisstück in ihren Händen hielt. Der Brief an sich war ja schon eine Überraschung für sie, doch seine Worte berührten sie einfach nur. Sie fand, dass er eine sehr schöne Handschrift hatte und war sich sicher, dass er das Briefpapier extra gekauft hatte. Er hatte noch nie viele Worte gemacht, aber dass er an sie dachte, bedeutete ihr sehr viel. Sie kullerte sich auf ihrem Bett und las den Brief wieder und wieder. Auch wenn sie sicher war, dass sie die Zeilen inzwischen auswendig kannte, wollte sie ihn dennoch noch mal lesen. Und noch mal. Bis sie schließlich von ihrem Bett aufsprang, sich an ihren Schreibtisch setzte, die erste Schublade aufriss und das Briefpapier heraus holte, dass sie schon seit Jahren nicht mehr benutzt hatte. >Lieber Edward, Danke für deinen Brief. Das war wirklich eine Überraschung. DU wolltest zwar, dass ich ihn nach dem Lesen wegwerfe, aber dafür bedeutet er mir zu viel. Ich werde ihn hüten wie einen Schatz. Meine Eltern bemühen sich sehr um mich. Es gibt zwar manchmal Streit, aber im Großen und Ganzen läuft es gut. Sie haben sich sehr verändert. Sie sind nun immer da, wenn ich von der Schule komme und wir essen abends immer zusammen. Mein Vater versucht mir sogar bei den Hausaufgaben zu helfen. Ja, ich gehe natürlich zur Schule. Mein Leben ist genauso, wie es vor unserer Begegnung war. Irgendwie schien sich gar nichts verändert zu haben. Manchmal frage ich mich, ob ich die Sache mit dir nur geträumt habe. Ich wache morgens manchmal in meinem Bett auf und bin mir dann einen Augenblick nicht sicher, ob du nicht doch nur ein Traum warst. Wenn ich >Gabriel< im Fernsehen sehe, denke ich mir oft: Ist das wirklich mein Freund? Ich hänge fast ständig vor der Glotze oder dem Radio. Mache dabei meine Hausaufgaben und lerne. Aber ich muss einfach etwas von dir hören. Bitte schreib weiterhin so gute Songs. Meine Güte – das hört sich glatt wie ein Fanbrief an… Es gab so viel, was ich dir mitteilen wollte, aber kaum nehme ich den Stift in die Hand, fällt mir nichts mehr ein. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, musst du mich ganz fest in die Arme schließen, okay? Ich werde immer so ängstlich, wenn ich dich nicht spüren kann. Du hast sicher viel zu tun, darum will ich dich nicht länger aufhalten. Arbeite fleißig, aber nicht zu viel! Hoffentlich sehen wir uns bald. Deine Isabella< Sie hatte den Brief noch direkt am gleichen Tag in den Briefkasten geschmissen, was sie irgendwie komisch fand, da sie ja sehr wohl wusste, wo Edward wohnte. Aber es war schon spät und vermutlich wäre er eh nicht zu Hause gewesen, weswegen sich ein Besuch nicht wirklich gelohnt hätte. Drei Tage waren seit dem vergangen und das Leben hatte sich nicht für Isabella nicht wirklich geändert. Nun, wo sie wieder bei ihren Eltern wohnte, war sie nur noch ein Mädchen das zur Schule ging, das sich nachmittags mit ihren Hausaufgaben abmühte und sehr viel lernte, weil sie sich mit diesem Zeugnis für ein gutes College bewerben wollte. Mit der schweren Schultasche auf der Schulter ging sie durch das ruhige Viertel, in dem sie mit ihren Eltern wohnte zu ihrem Wohnhaus. Sie war vollkommen in ihren Gedanken versunken und es würde sich falsch anfühlen, wenn sie nicht in jeder freien Minute an Edward dachte. Sie dachte an den Brief zurück und wusste, dass sie ihm nicht alles geschrieben hatte, von dem, was sie empfand. Aber das wäre ihrer Meinung nach auch einfach zu egoistisch gewesen. Er hätte sich Sorgen gemacht. Aber selbst wenn sie nur geschrieben hätte: Ich will dich sehen! Ich will dich sehen! Ich will dich sehen! Ich will dich sehen! , hätte das nicht genügt, um ihre ganze Sehnsucht nach ihm auszudrücken. Sie erstarrte mit einem Mal als sie einen roten Ferrari vor dem Haus ihrer Eltern entdeckte. Ihre Schritte verlangsamten, bis sie ganz stehen blieb und erstaunt sah, wie Edward aus dem Wagen ausstieg und sie anlächelte. Er streckte die Arme aus und sah sie erwartungsvoll an. „Ich bin gekommen, um dich in die Arme zu schließen.“ „Edward…“, brachte sie nur über die Lippen, ließ ihre Schultasche fallen und rannte los. Sie warf sich ihm in die Arme und umklammerte seinen Hals, während er die Arme um ihren Rücken schloss. „Ich habe dich so vermisst!“ „Ich dich auch…“, flüsterte er ihr zu und hielt sie einfach nur fest. Nun wo er sie wieder in seinen Armen hielt, konnte er sich gar nicht vorstellen, wie er die letzten Tage ohne sie überstanden hatte. Er hatte sie schrecklich vermisst. Die Leere, die sie hinterlassen hatte, war mit nichts zu füllen. Er hatte sich in die Arbeit gestürzt, was dafür sorgte, dass sie noch weniger Zeit für einander hatten und nicht mal Zeit zum Telefonieren fanden und dabei wohnten sie in der gleichen Stadt. Es war seine Stimme. Es waren seine starken Arme. Es war seine Wärme. Sie liebte einfach alles an ihm. Es war einfach unglaublich, dass diese kurze Trennung so eine große Sehnsucht in ihnen wecken würde. Sie konnten es selber nicht mal glauben, doch das Gefühl in ihrer Brust schien fast zu platzen, so gewaltig war es. Was die beiden Turteltauben, die vor dem Haus standen, sich küssten und umarmten, sich anlächelten und sich einfach nur ansahen, nicht mitbekamen, war Isabellas Vater, welcher am Fenster des Wohnzimmer stand und die beiden mit einer traurigen Gewissheit beobachtete. Er wusste, dass er das Herz seiner Tochter brechen würde und das fiel ihm schrecklich schwer. Isabella war in ihrem Zimmer und notierte die Tage in ihren Kalender ein, an denen sie sich mit Edward treffen konnte. Am 23.03 und am 26.03 würden sie sich jeweils 2 Stunden sehen können, da würde er sie direkt von der Schule abholen und am 30.03 würden sie sich den ganzen Tag sehen können. Es war ein Sonntag, wo sie ihn ganz für sich haben würde. Die Zeit ohne ihn war hart für Isabella. Aber dieses Kribbeln das sie bei ihrem ersten Treffen gespürt hatte, machte es beinahe wieder wett. Es klopfte an ihrer Zimmertür und sie sah ihren Vater überrascht an. „Hast du einen Moment? Ich muss mit dir über etwas sehr wichtiges reden.“ „Ja, was gibt es denn?“ „Meine Firma… hat mich nach Nizza versetzt.“ „Wie?“ „Wir werden umziehen, Isabella. Die ganze Familie.“ Nach Nizza? Sie war in Erdkunde nie besonders gut gewesen, doch sie wusste, das Nizza eine Hafenstadt in Südfrankreich war, die am Mittelmeer lag. Sie wusste nicht sehr viel über Nizza, wusste aber sehr wohl, dass zwischen Paris und Nizza ungefähr 1000 Kilometer lagen. Ungläubig sah sie ihren Vater an. „Ich soll… mit euch nach Nizza ziehen?“ „Ja, es ist eine längerfristige Sache und pendeln ist bei der Strecke nicht möglich. Darum haben deine Mutter und ich beschlossen, dass wir drei nach Nizza ziehen.“ „Aber…“ „Wir haben uns auch schon nach Schulen für dich umgesehen. Es gibt dort ein sehr gutes College, das du nach deinem Abschluss besuchen kannst. Sie haben ein großes musikalisches Angebot dort. Ich denke, dort wirst du noch sehr viel lernen. Wir haben uns auch schon ein Haus ausgesucht. Es liegt direkt am Strand und du könntest von unseren Haus zu Fuß zu deiner Schule gehen.“ „Ihr denkt nur an Euch?!“, schrie sie ihn an und unterbrach ihn. Sie hatte mit dem Kopf geschüttelt, als er ihr von den Plänen erzählt hatte und konnte es irgendwie nicht glauben. Sie konnte einfach nicht glauben, dass die ganze Versöhnung darum ging, sie von Edward zu trennen. Denn genau das würde es doch heißen. Sie sah ihn jetzt schon kaum und dabei wohnten sie noch in der gleichen Stadt. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es sein würde, wenn sie 1000 Kilometer von einander entfernt wohnen würden. Das würde sie einfach nicht verkraften. Ihr Vater sah sie überrascht an. „Warum muss immer alles nach eurem Kopf gehen?“, fragte sie ihren Vater aufgebracht. „Was soll dann aus mir und Edward werden?! Ich will mich nicht von ihm trennen? Was soll aus uns werden?“ „Schlag ihn dir aus dem Kopf!“ Sie sah ihren Vater entsetzt an, hatte sie doch geglaubt gehabt, dass ihr Vater seine Meinung über Edward geändert hatte. Sie konnte nicht glauben, dass er immer noch so sehr gegen diese Beziehung war. Warum erkannte er denn nicht, dass Edward alles für sie war. „Ein richtiger Popstar verbringt doch nicht den Rest seines Lebens mit einer einfachen Schülerin.“ Er hatte sie an den Armen gepackt und sah sie ernst an. Er wollte sie wach rütteln, wünschte sich, dass seine Tochter endlich erkannte, dass diese Beziehung keine wirklich Zukunft haben würde. „Das… reicht…“, sagte sie und schaffte es nicht mal mehr ihren Vater anzusehen, so enttäuscht war sie nun. „Raus aus meinem Zimmer!“, schrie sie aufgebracht und schob ihren Vater aus ihrem Zimmer hinaus. „Aber Isabella…“ „Ich ziehe nicht nach Nizza. Ich will dort nicht hin!“ Sie schloss die Tür und drehte den Schlüssel im Schloss herum. Sie konnte das einfach nicht glauben. Gerade jetzt, wo sie wieder miteinander auskamen, wurde ihre Familie auseinander gerissen. Aber sie würde sich nicht von Edward trennen. Sie verstand einfach nicht, warum ihr Vater das nicht einfach akzeptieren konnte. Warum hatte er kein Verständnis für ihre Gefühle? Fassungslos und mit ihren Nerven am Ende ließ sie sich mit dem Rücken am Holz gelehnt, an der Tür hinab gleiten. „He, Edward. Besuch für dich“, sagte einer der Assistenten zu Edward, welcher gerade auf der Bühne stand und dabei half, das Schlagzeug von Emmett aufzubauen. Er war mehr als überrascht als er Charles Swan sah, Isabellas Vater. Er hüpfte von der Bühne und nickte diesem zu. „Hallo“, meinte Edward freundlich und reichte dem Mann die Hand. „Hallo. Es tut mir Leid, dass ich Sie störe, aber ich muss etwas mit Ihnen besprechen.“ Edward nickte und unterdrückte den Drang, nach Isabella zu fragen. „Vielleicht möchten Sie einen Kaffee trinken? Allerdings gibt es hier nur Automaten.“ Charles Swan nickte und folgte Edward in den Pausenraum, wo sie sich an einem Automaten zwei Kaffees zogen. „Tut mir Leid, wenn ich störe“, sagte Charles Swan. „Schon gut“, meinte Edward sofort, auch wenn er sich noch nicht sicher war, womit er dieses Treffen verdient hatte. „Ich wurde nach Nizza versetzt“, sagte Charles Swan ohne lange Umschweife. „Und werde mit meiner ganzen Familie dorthin ziehen.“ Edward sah den Mann entsetzt und überrascht an. „Aber Isabella möchte hier bleiben… Bei ihnen….“ Edward war sich nicht wirklich sicher, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, wie sie diese Beziehung führen sollten, wenn sie in Nizza wohnte und er weiterhin in Paris. „Ich habe eine Bitte an Sie… Wenn Sie nicht versuchen Isabella zurückzuhalten, dann… dann wird sie uns sicher begleiten.“ Edward war wütend auf den Mann der da vor ihm stand und der gerade dabei war, ihm Isabella weg zu nehmen. Nun forderte er auch noch, dass Edward sie selber freiwillig gehen lassen sollte. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass seine Hand sich zu einer Faust ballte, doch er ließ den Pappbecher fallen, als der Kaffee über den Rand des Bechers floss und er seine Hand daran verbrühte. „Sollten wir diese Entscheidung nicht Isabella überlassen?“ Er fluchte auf und schüttelte den Kopf. „Wenn Sie nach Nizza gehen will, werde ich sie nicht aufhalten. Isabella nimmt sehr viel Rücksicht und ist kein bisschen egoistisch. Wenn ich allerdings gewusst hätte, wie sehr sie mich vermisst, dann hätte ich sie nicht nach Hause geschickt.“ Er sah Isabellas Vater an und zuckte mit den Schultern. „Entschuldigen Sie mich….“ Er ließ Charles Swan neben den Automaten stehen und ging wieder auf die Bühne. Es war schon spät als Edward nach dem Konzert nach Hause kam. Doch es überrascht ihn, als er das Licht in der Wohnung sah, als er eintrat. Er schlüpfte nicht aus seinen Schultern, sondern ging direkt ins Wohnzimmer und sah Isabella, die vor dem breiten Fenstern stand und hinaus sah. „Isabella…“ Sie drehte sich zu ihm und sah ihn mit großen, traurigen Augen an. „Wieso hast du nicht gesagt, dass du kommst?“ Doch statt ihm zu antworten, ging sie auf ihn zu und umarmte ihn, drückte ihr Gesicht an seine Brust. „Ich soll mit meinen Eltern nach Nizza ziehen“, erzählte sie ihm mit zittriger Stimme. Es war Edward sofort klar, dass sie geweint hatte. Ihr Gesicht war gerötet und auch ihr ganzer Körper bebte. „Aber ich will nicht. Ich will bei dir bleiben! Ich will mich nicht von dir trennen!“ Er sah sie ernst an und dachte an das was Isabellas Vater ihm gesagt hatte und daran, was er Charles Swan geantwortet hatte. „Warum kommst du damit zu mir?“ Er wusste, dass sie seine Worte nicht verstehen würde. Doch er wusste auch, dass sie es anders vielleicht nicht verstehen würde. Sie musste einfach verstehen, dass er sie nicht immer beschützen konnte, auch wenn er es noch so sehr wollte. Isabella musste irgendwann reif und verantwortungsbewusst sein, eigene Entscheidungen zu treffen. Er konnte nicht immer ihre Entscheidungen treffen. Er musste sie erwachsen werden lassen. Und mit der Angst leben, dass sie vielleicht eine Entscheidung treffen könnte, die ihn aus ihrem Leben streichen könnte. „Wie?“, fragte sie überrascht und sah ihn fragend an. „Immer kommst du zu mir, wenn dich etwas quält. Du weißt nicht, was du tun sollst und kommst zu mir. Du musst mit deinen Eltern ins Reine kommen und lernen, deine Probleme allein zu lösen“, sagte er mit ernster Stimme zu ihr. „Erwarte nicht von mir, dass ich für alle deine Probleme eine Lösung parat habe.“ Er wollte diese Entscheidung nicht für Isabella treffen. Nein, er durfte diese Entscheidung nicht für sie treffen. Er durfte sich nicht zwischen sie und ihren Eltern stellen, denn anders als es bei seinen Eltern der Fall gewesen war, liebten ihre Eltern Isabella. Auch wenn sie ihr das nicht so zeigen konnten, wie Isabella es sich gerne wünschte. Aber niemand konnte sich aussuchen, wie die Liebe aussah, die jemand für einen empfand. Isabella trat einen Schritt zurück, taumelte etwas unsicher. Sie hatte gehofft, dass Edward ihr helfen würde. Das er für sie da sein würde. So wie es eben immer der Fall gewesen war. Sie hatte sich immer auf ihn verlassen können. Er war doch ihr Freund. „Dann wäre es dir egal, wenn ich nach Nizza ginge?“ „Das habe ich nicht gesagt!“ „Du hast auch nicht gesagt, dass ich hier bleiben soll!“ Er fuhr sich frustriert durchs Haar. Er würde nie sagen, dass er wollte, dass sie nicht mehr bei ihm war. Wenn er ehrlich zu sich und ihr sein würde, würde er ihr sagen, dass sie sofort wieder bei ihm einziehen sollte. Er konnte ohne sie nicht mehr schlafen. Er vermisste es, mit ihr zusammen Fernzusehen und über ihre Arme zu streicheln. Er vermisste es, sie in der Küche zu beobachten oder sie einfach nur an sich zu drücken, wenn er das Verlangen verspürte. Er brauchte sie. Sie war wie eine Droge. Sie war seine Droge. „Kapierst du’s denn nicht?“ Er hob die Hand und Isabella hatte schon die Befürchtung, dass er sie von sich stoßen würde, stattdessen nahm er ihr Gesicht in seine Hände und legte seine Wange an ihre. „Willst du nicht… akzeptiert werden?“, fragte er sie flüsternd, da seine Lippen ihr Ohr fast berührten. „Willst du dir ewig von anderen Vorschriften machen lassen?“ Sie starrte über seine Schulter hinweg auf das Foto, das sie beide am Strand in Amerika zeigte. Er hatte die Arme von hinten um sie gelegt und sie an seine Brust gezogen. Sie lachten beide und wirkten glücklich. Er hatte ihr damals ein Versprechen gegeben, dass er sie irgendwann heiraten würde. Damals war sie so glücklich gewesen, dass sie die Angst hatte, dass all dieses Glück gar nicht in ihr Herz passen würde. „Und nun lass mich in Ruhe…“ Wo war dieses Glück nun hin? Vielleicht hatte man nun mal das Glück nur für eine gewisse Zeit gepachtet. Vielleicht hatte man kein Recht, das Glück für eine längere Zeit für sich zu beanspruchen. Er trat von ihr zurück und ging ins Schlafzimmer, ließ sie einfach stehen und war sich durchaus bewusst, dass er sie verletzt hatte. Doch das machte das Ganze nicht wirklich einfacher. Sie starrte ihm nach und konnte nicht glauben, dass er so mit ihr gesprochen hatte. Sie hatte doch nur etwas Rückendeckung gewollt, weil ihr der Mut gefehlt hatte, mit ihren Eltern zu sprechen. Sie wollte von ihm nur hören, dass sie bei ihm wohnen konnte. Heiße Tränen rannen stumm über ihre Wangen, als sie in den Flur ging. Sie zog ihren Schlüssel aus ihrer Jackentasche und löste den einen Schlüssel vom Bund und legte in ihn auf das Sideboard im Flur. Es war der Schlüssel für diese Wohnung und als sie die Tür hinter sich zu zog, spürte sie nur das Brennen der Tränen auf ihrem Gesicht. Sie war verzweifelt gewesen, wegen der Trennung und der großen Distanz. Aber nun wurde ihr bewusst, dass Edward die Beziehung von einer ganz anderen Warte aus betrachtete. „Komm, Isabella, es wird Zeit.“ „Nur einen Moment, noch“, bat sie ihren Vater und sah sich auf dem Flughafen suchend und hoffend um. „Wir müssen zum Flugzeug“, meinte ihr Vater noch mal. Noch einmal sah sie sich in der Menge um und hoffte, dass Edward irgendwo zwischen den Köpfen auftauchen würde. Doch sie sah ihn nicht. Er war nicht gekommen, um sich von ihr zu verabschieden. Er hatte nicht versucht, sie aufzuhalten. Sie schluchzte und wischte sich die Tränen aus den Augen, als sie sich umdrehte und ihren Eltern zum Gate folgte. Sie konnte nicht glauben, dass Edward die Beziehung schon aufgegeben hatte. So einfach gab Edward doch nicht auf. Sie hatte ein mulmiges Gefühl gehabt. Sie hatte Edward nicht mehr gesehen, seit sie ihren Schlüssel in der Wohnung zurück gelassen hatte. Sie hatte sich nicht von ihm verabschiedet. Oft hatte sie überlegt, ob sie nicht einfach zu seiner Wohnung fahren sollte, doch dann hatte sie es doch gelassen. Sie hatte versucht ihm einen Brief zu schreiben, doch sie kam nie weiter als "Lieber Edward...". Oft brach sie dann in Tränen aus oder sie wurde wütend, weil ihr die richtigen Worte fehlten. Sie vermisste. Sie vermisste ihn jede einzelne Sekunde und sie hatte keine Ahnung, wie sie die letzten Tage überhaupt überlebt hatte. Sie hatte die Tage nicht bewusst erlebt, sie schien immer noch in einer Art Trance zu sein und hoffte, das Edward jeden Moment auftauchte und sie aus ihrem hundertjährigen Schlaf erwecken wollte, wie es der Prinz in ihrem Märchenbuch getan hatte, welches sie eingepackt hatte. Das Flugzeug startete und als es in der Luft war, erklang die mechanische Stimme in den Lautsprechern und teilte den Reisenden mit, dass die Gurte wieder geöffnet werden konnten. „Unser heutiges Programmangebot“, sagte eine Flugbegleiterin und reichte Isabella und ihren Eltern ein DinA3-Zettel. Isabella war etwas überrascht, dass es in einem Flugzeug ein Programmangebot gab und plötzlich hörte sie auch aufgeregte Stimmen. „Da sind Sie!“, „Na, endlich.“ Isabella drehte sich auf ihrem Sitz um und erkannte ein Dutzend Fotografen, mit ihren Kameras. Sie war mehr als nur überrascht, dass so viele Presseleute an Bord waren. „Hey, stören Sie die anderen Passagiere nicht“, meinte Isabellas Vater zu einem der Fotografen. „Etwas leiser bitte“, forderte auch Isabellas Mutter. „Seien Sie ganz beruhigt“, sagte eine dunkle Stimme. „Wir haben alle Tickets aufgekauft.“ Und dann kamen hinter dem Vorhang der wohl direkt zum Cockpit führte eine Gruppe aus fünf jungen Männern. Sie trugen alle gutsitzende Anzüge in Nadelstreifen-Optik. „Mit >Wir< meine ich >Gabriel<“, sagte Edward, der lässig eine Hand in der Hosentasche gesteckt hatte. Isabella starrte Edward und die anderen der Band vollkommen unsicher und verwirrt an. Sie konnte sich nicht erklären, was die Band hier zu suchen hatte. „Danke, dass Sie so zahlreich zu unserer Pressekonferenz erschienen sind. Wir haben eine große Neuigkeit bekannt zu geben.“ Isabella hörte, das Kritzeln von Stiften auf Papier, das Klicken der Kameras und starrte Edward weiterhin ungläubig an. „Aus Anlass unseres dreijährigen Bandjubiläums haben wir fünf beschlossen unserer Arbeit neu zu überdenken und unser Spektrum zu erweitern. Wir wollen künftig stärker den internationalen Markt berücksichtigen.“ „Tatsächlich?“, fragten die Reporter. „Den Internationeln Markt?“ „Wir werden unseren Namen behalten. An der Bandkonstellation wird sich auch nichts ändern. Aber wir wollten uns für den Start in die weite Welt praktisch neu erfinden“, sagte nun Jasper. „Zielen Sie auf den amerikanischen Markt ab?“, fragte ein Journalist. „Natürlich“, meinte Emmett und grinste breit. „Werdet ihr euch in Amerika niederlassen?“ „Nein, vorerst nicht“, antwortete Carlisle. „Wir haben hier noch ein paar Dinge zu erledigen.“ „Aber irgendwann, wenn es so läuft, wie wir es uns vorstellen, würden wir nicht Nein sagen“, fügte Jacob hinzu. Isabella starrte Edward an und konnte nicht glauben, dass er eine Pressekonferenz in dem Flugzeug gab, dass mit ihr und ihren Eltern nach Nizza flog. Edward als internationaler Star. Das ist der Wahnsinn, dachte Isabella. „Vater“, flüsterte sie zu ihrem Vater, der neben ihr saß. „Ist er nicht großartig? Das ist mein Freund. Neben ihm verblasse alle anderen Männer.“ Sie senkte den Kopf und war sich nun mehr als bewusst, welche Entscheidung sie zu treffen hatte. Sie wusste, dass es nicht leicht sein würde, den internationalen Markt erobern zu wollen. Es würde ein sehr steiniger Weg werden und sie würden jede Unterstützung brauchen. Edward würde sie brauchen. „Ich kann ihn nicht alleine lassen. Er braucht mich.“ Ihr Vater sah Isabella überrascht an. „Sie hat Recht“, sagte Edward. „Denken Sie an die neue Band. Ich bin entschlossen sie zum Erfolg zu führen und Isabella eine Zukunft zu bieten.“ Edward sah Charles Swan ernst an. Er wollte nicht, dass dieser Mann glaubte, er würde nur Spielchen treiben und Dinge nicht ernst meinen. Denn er musste einfach verstehen, wenn es um Isabella ging, würde er nie Scherze machen. „Aber ich brauche sie… bitte nehmen Sie mir Isabella nicht weg. Bitte, akzeptieren Sie unsere Beziehung.“ „Ich werde den Aufpasser spielen“, sagte Jasper mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Ich auch“, meinte Emmett mit einem freundlichen, ansteckenden Lächeln. „Ich passe auch auf“, meinte Jacob mit einem Grinsen: „Ich stehe Ihnen zur Seite“, sagte auch Carlisle. Alle sahen Isabellas Eltern erwartungsvoll an. „Bitte, Schatz“, sagte Renée Swan mit sanfter Stimme. „Gib deinem Herzen einen Ruck. Es ist ihr Leben.“ „Sagen Sie, könnten Sie für den Rückflug nach Paris noch ein Ticket buchen?“ „Ja“, meinte Edward mit einem Lächeln und schon hatte Edward Isabella aus ihrem Sitz und in eine Umarmung gezogen. „Ich lass dich nicht so einfach gehen. Das solltest du doch wissen.“ Isabella nickte und klammerte sich ganz fest an Edward, presste ihr Gesicht in die Halsbeuge und sog den vertrauten Geruch von ihm ein. Vielleicht musste man für sein Glück einfach nur kämpfen. Man musste den Mut haben, sich Dingen zu stellen. Es ging nicht darum, nach welchen Waffen man greift, es ging nur darum, dass man für sein Glück überhaupt kämpfte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)