How about truth von Mrs_Miyawaki ================================================================================ Kapitel 1: Innocent Sight ------------------------- How about thruth I ~ Innocent Sight ~ Es war Tohrus erster Schultag an der neuen Schule. Vor ein paar Wochen waren sie umgezogen und nun begann das Schuljahr wieder. Es war ihm schon ein wenig schwer gefallen seine Freunde und alles hinter sich zu lassen, aber andererseits hatte er auch wenig Lust sich davon alles verderben zu lassen und sich seinen Start auf diese Weise selber zu verbauen. Das war ganz und gar nicht seine Art. Er würde sich nicht unterkriegen lassen, dazu brauchte es schon eine Menge mehr. Als er gerade um die Ecke bog, die zum Schulgebäude führte, stieß er mit jemand zusammen. Er hatte den anderen nicht kommen sehen, genauso wenig wie dieser ihn. Beide fanden sich mehr als überrascht von dem Zusammenprall auf dem Boden wieder. „Tut mir leid!“, beeilte Tohru sich zu sagen. Dann musterte er den anderen, der vor ihm auf dem Boden saß. Der Junge trug dieselbe Schuluniform wie er selber. Er hatte seine Haare soweit geblichen, dass sie brünett waren. Seine Haare waren recht kurz geschnitten und ein wenig gestylt, soweit die Schulregeln es erlaubten. Der andere blickte auf seine linke Hand, die aufgeschürft war, da er sich mit ihr versucht hatte abzustützen, was aber nicht besonders gut geklappt hatte. Schon fast ruckartig wandte sich sein Blick Tohru zu. Die braunen Augen des anderen schienen ihn förmlich zu durchleuchten, was ihm irgendwie ein wenig Angst machte. Verlegen strich er sich eine seiner schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Schon okay. Ich hätte auch aufpassen können.“, meinte der Brünette dann. „Aber deine Hand…“, begann Tohru. „Das? Unwichtig…“, wehrte sein Gegenüber hastig ab. ab. „Was machst du da unten, Wataru?“, wollte plötzlich eine Stimme wissen. Hinter dem Brünetten, der anscheinend Wataru hieß, entdeckte Tohru drei andere Jungen, die ebenfalls die gleiche Schuluniform trugen. Einer der drei hatte schwarze Haare, die beiden anderen ebenfalls eher brünette, jedoch nicht ganz so hell wie Watarus. Watarus. „Willst du uns deine neue Bekanntschaft nicht vorstellen?“, wollte ein anderer der drei wissen. „Wir sind nur zusammen gestoßen…“, erklärte dieser, nicht gerade sehr gesprächig. „Du bist neu hier, oder?“, wandte sich nun der Schwarzhaarige an Tohru. Er hielt ihm die Hand hin, um ihm auf die Beine zu helfen. „Ich bin übrigens Yuusuke. Das sind Tomoyuki und Hiroaki. Und der junge Mann auf dem Boden, den du schon kennengelernt hast, ist Wataru.“ „Freut mich, ich bin Tohru und ja, ich bin neu hier.“, erwiderte er und griff nach Yuusukes Hand. Wataru zog es vor selber auf zu stehen. Der eigentliche Grund dafür war, dass er nicht wollte, dass jemand seiner Freunde sah, dass er sich an der Hand verletzt hatte. Er wollte nicht, dass sie sich Sorgen machten. „Was ist mit deiner Hand?“, wollte Hiroaki wissen. Es war ihm nicht entgangen, dass sein jüngerer Freund bemüht war, dass niemand seine linke Handfläche sah. sah. „Nichts schlimmes.“, murmelte Wataru und drehte etwas widerwillig seine Hand um. „Du solltest damit trotzdem zur Schulkrankenschwester gehen. Das muss desinfiziert werden.“, stellte Tomoyuki fest. fest. „Es tut mir wirklich leid!“, begann Tohru erneut. Man sah ihm deutlich an, dass es ihm leid tat. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Betroffenheit und eine gewisse Sorge ab. Wataru musterte ihn eingehend. Seine Augenbrauen zogen sich kurz nachdenklich zusammen, doch dann huschte ein Lächeln über seine Lippen, das genauso schnell wieder verschwand, wie es gekommen war. Es war das erste Mal, dass Tohru ihn lächeln sah. „Es ist wirklich okay. Es war nicht deine Schuld und die paar Kratzer werden mich nicht umbringen.“, meinte Wataru dann. Trotzdem klang er abweisend, so als wenn er der Situation möglichst schnell entkommen wollte. „Wenn du meinst.“, erwiderte Tohru noch nicht ganz überzeugt davon. Ihm fiel auf, dass Wataru der Kleinste der Gruppe war. „Mach dir keine Gedanken, er ist immer so.“, klärte Hiroaki ihn auf. „Du musst doch bestimmt zum Lehrerzimmer, oder? Weißt du wie du das hinkommst?“, fragte Yuusuke ihn dann. „Muss ich, aber ich hab keine Ahnung, wo das ist.“, antwortete Tohru. Das war sein Horrorszenario gewesen, dass er das Lehrerzimmer nicht finden würde… und prompt an seinem ersten Tag zu spät kommen würde. „Dann bring ich dich hin. Ist ja noch ein wenig Zeit, bis der Unterricht anfängt.“, antwortete der Schwarzhaarige führsorglich. Ihm war der neue Schüler auf Anhieb sympathisch und wenn selbst Wataru ihn nicht gleich einen Kopf kürzer gemacht hatte, wegen des Zusammenstoßes, dann hieß das schon etwas. Normalerweise hätte dieser die Person, mit der er zusammengestoßen war entweder komplett ignoriert oder runtergeputzt. Dann wandte er sich an die beiden anderen: „Schafft ihr es Wataru zur Krankenschwester zu schleifen?“ „Bestimmt, wir sind zu zweit.“, erwiderte Tomoyuki grinsend. „Ich hab schon verstanden…“, meldete sich nun der Brünette zu Wort und zuckte geschlagen mit den Schultern. Während Yuusuke und Tohru sich auf den Weg zum Lehrerzimmer machten, begleiteten Tomoyuki und Hiroaki Wataru zur Schulkrankenschwester begleiteten, um sicherzugehen, dass dieser dort auch wirklich dort ankam. Sie machten sich wirklich Sorgen um ihren Freund, kannten ihn aber auch gut genug, um zu wissen, dass er sich manchmal ein wenig vernachlässigte, wenn es um so etwas wie diese kleine Wunde ging. Deshalb war der Verdacht berechtigt, dass dieser einfach nur so tun würde, als wenn er bei der Schulkrankenschwester gewesen war. Schließlich wäre es nicht das erste Mal gewesen, dass er das tat. Vor drei Monat hatte er sich beim Fußballtraining verletzt und die Wunde ignoriert, mit dem Ergebnis, dass diese sich entzündet hatte. Seitdem waren seine drei Freunde sehr darauf bedacht, dass er auch zum Arzt ging, wenn er es nötig hatte. Selbst wenn das bedeutete, dass sie ihn hinschleifen mussten. „Ich werde das kurz desinfizieren und dann verbinden, damit kein neuer Dreck in die Wunde kommt. Ihr beiden könnt ja schon mal in eure Klasse gehen, bevor ihr zu spät kommt.“, erklärte die Schulkrankenschwester, nachdem sie sich die Wunde angesehen hatte und erklärt bekommen hatte, wie es dazu gekommen war. Die beiden nickten und machten sich dann auf den Weg. Sie kamen allerdings automatisch am Lehrerzimmer vorbei, wo sie Yuusuke und Tohru noch stehen sahen. Sie mussten noch ein wenig warten, bevor die zuständige Lehrerin sich um ihn kümmern konnte. „Du hast echt Glück gehabt, dass Wataru dich nicht einen Kopf kürzer gemacht hat. Das macht er sonst so.“, bemerkte Yuusuke gerade. „So wirkte er am Anfang. Für einen Moment dachte ich, er frisst mich.“, erklärte Tohru mit einer ausladenden Geste, um seiner Aussage mehr Nachdruck zu verleihen. „Er mag es nicht, wenn ihm andere zu nahe kommen.“, antwortete der andere ihm. „Wie alt bist du eigentlich?“ „16 und ihr?“, wollte er dann wissen. „Alle 17. Dann bist du in der Klasse unter uns, nehme ich an.“, sagte Yuusuke. „Na ja...also ich bin wohl vielleicht doch in der gleichen Klasse wie ihr...äähmm...habe damals eine übersprungen“, druckste er kleinlaut herum. „Ohhoo, so einer also!“, kam aus den Mündern seiner Begleiter. Daraufhin mussten alle lachen und Yuusuke klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter: „Na dann Schlauberger, lass uns mal gucken, welche Kurse wir gemeinsam haben werden.“ In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Lehrerzimmer und ein älterer Lehrer trat heraus. „Kawauchi-san? Die Direktorin hat jetzt Zeit für sie. Bitte gehen sie einfach durch das Zimmer, dann kommst du zu dem Büro der Direktorin.“, sagte er. Dann sah er auf die Uhr und zu den drei anderen: „Ein wenig Zeit habt ihr ja noch…“ Damit verschwand er. Tohru bekam von den anderen einen aufmunternden Blick zugeworfen, dann trat er in das Lehrerzimmer. Wie befohlen durchquerte er einmal das Zimmer und versuchte dabei zu ignorieren, dass ihn alle ansahen. Es war kein schönes Gefühl „der Neue“ zu sein, dachte er. Aber immerhin waren Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki gleich sehr nett zu ihm gewesen. Schließlich stand er vor der Tür des Direktorenzimmers und klopfte. Mit leichtem Herzklopfen legte Tohru die Hand vorsichtig auf den Türknauf vom dem Büro und öffnete die Tür. Zigarettenqualm stieg in seine Nase und ohne, dass er es verhindern konnte war das erste was er hervorbrachte ein lauter Nieser. „Gesundheit!“, die noch jung wirkende Schuldirektorin blinzelte über den Brillenrand und musterte Tohru von oben bis unten. „Oh, es tut mir sehr leid. Mein Name ist Tohru Kawauchi.“ Der etwas strenge Blick vom Anfang ging hinüber in einen geradezu frechen, mädchenhaften Gesichtsausdruck: „Setz dich, setz dich! Wollen wir deinen Stundenplan mal zusammen durchgehen. Wie ich hörte bist du immer sehr fleißig gewesen.“ Tohru atmete erleichtert auf und begann sich zu entspannen. Bis jetzt schien alles wunderbar zu verlaufen. „Hier seid ihr, ja.“, rief Wataru seinen Kumpels entgegen. „Auf wen oder was wartet ihr noch?“ „Na, auf wen wohl“, schüttelte Yuusuke den Kopf. „Ach herrjeh, der ist doch kein kleines Kind mehr!“, erwiderte Wataru und rollte mit den Augen. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass die anderen so viel Interesse an dem Neuen zeigten. Sie waren doch immer gut zu viert ausgekommen… wer brauchte da einen fünften?! „Wir sind heute aber ganz schön zickig... sicher dass du nicht deine Tage hast?!“, kommentierte Hiroaki Watarus Aussage. Was ihm einen vor Wut nur so sprudelnden Blick einbrachte. Wenn Blicke töten konnten, hätte dieser bestimmt dazu gehört. „Ich bin doch keine dumme Tussi!“, zischte der Kleinere sichtlich mehr als verärgert. Seine Augenbrauen zogen sich schon fast zu einem Strich zusammen, sodass die anderen Angst hatten, dass er gleich ganz explodieren würde. Aus Erfahrung wussten sie, dass es keine gute Idee war den oft launischen Brünetten noch mehr zu reizen. „Wo wir in einer Klassenstufe sind, können wir doch noch auf Tohru warten, oder?“, versuchte Yuusuke, der Wataru nun am längsten kannte, die Wogen etwas zu glätten. „Toll. Dann wartet mal!“, erklärte dieser. Er drehte sich auf dem Absatz um und ging. Er hatte keine Lust auf diesen Zirkus und er hatte keinerlei Lust jemanden neues kennen zu lernen. Die meisten Menschen waren doch eh alle gleich. Auch Tohru würde keine Ausnahme bilden. Es wäre dasselbe wie immer, er würde sich mit ihm anfreunden, um ihn dann irgendwann fallen zu lassen. Und dank Tohru war er heute schon wieder auf Hilfe von anderen angewiesen gewesen. Das konnte er nun überhaupt nicht leiden. „Der Auftritt war mal wieder Kinoreif...“, meinte Tomoyuki, nachdem Wataru davon gestapft war. „Lass ihn sich abregen, vielleicht ist er dann etwas netter zu Tohru.“, erwiderte Yuusuke, obwohl er ahnte, dass es ein schwerer Weg werden würde, bis Wataru Vertrauen zu dem Jüngeren fasste. Schließlich hatte er selber eine Menge Mühe investieren müssen, um sich mit dem Brünetten an zu freunden. Manchmal fragte er sich allerdings tatsächlich, wie er das durchgehalten hatte, genau wie Hiroaki und Tomoyuki. „Hey Wataru!“, begrüßte ihn sein Klassenkamerad Hiroshi, als dieser ins Klassenzimmer kam und sich auf seinen üblichen Platz ganz hinten in der Ecke fallen ließ. Der Stuhl gab ein leicht protestierendes Knartschen von sich, was Wataru jedoch ignorierte. Der andere bekam nur einen Laut als Antwort, den man nur mit viel Fantasie als eine Begrüßung interpretieren konnte. „Denkst du dran, dass wir heute Nachmittag verabredet waren?“, meinte dieser recht unbeeindruckt davon. Schließlich kannte er die Launen des anderen nun auch schon eine ganze Weile. „Hm, ja... ich weiß das noch...“, erwiderte Wataru dann. Die beiden hatten seit ein paar Monaten eine recht lockere Beziehung, wobei es Hiroshi war, der ihm immer erzählte, dass er ihn liebte. Wataru hatte von Anfang an klar gestellt, dass er diese Gefühle nicht hatte. Es war okay, wenn sie Zeit miteinander verbrachten und Sex hatten, aber an Liebe glaubte er nicht. Wobei Hiroshi auch nicht der Einzige war, mit dem er ab und zu mal Sex hatte, aber das brauchte dieser nicht zu wissen. Es würde ihm unnötig weh tun und das wollte er nicht. Obwohl er ihn nicht liebte, verletzten wollte er ihn auch nicht… er wusste, dass man in einer Beziehung im Idealfall treu sein sollte, doch zum einen kam war es für ihn richtige Beziehung und zum anderen, wollte er manchmal einfach Sex. Er seufzte. Ihm war klar wie verkorkst er auf andere Leute wirken musste, vor allem wenn sie auch noch seine Gedanken hätten lesen können… Am späten Nachmittag lag Wataru nackt neben Hiroshi auf dem Bett des billigen Lovehotels, in dem dieser ihnen ein Zimmer für zwei Stunden gemietet hatte. Wataru hatte die Augen geschlossen und versuchte zu ignorieren, dass der andere ihn ständig streichelte. Heute war für ihn nicht mal der Sex befriedigend gewesen. Er hatte beschlossen Hiroshi noch eine Chance zu geben, sonst würde er diese Sache beenden. Sowieso war diese ganze Beziehung total gestört. Hiroshi ertrug eine ganze Menge, nur um bei ihm zu sein und dass obwohl er wusste, dass er ihn nicht liebte. Warum er sich darauf eingelassen hatte, war ihm selber nicht ganz klar. Vielleicht lag es daran, dass der Sex, den sie nach einer Party gehabt hatten, wirklich gut gewesen war. Danach war er irgendwie hier hineingestolpert. Manchmal hatte er das Gefühl dass er in seinem Leben einfach nur zu sah und die Dinge einfach passierten. Anders konnte er sich seine „Beziehung“ einfach nicht erklären. „Und du warst wirklich noch nie verliebt?“, wollte er von Wataru wissen. „Nein, war ich nicht. Ich glaube auch nicht, dass sich das großartig ändern wird.“, erwiderte dieser leicht genervt. Er hatte auch nie seine Ruhe. „Meinst du nicht, dass du dich vielleicht noch in mich verlieben könntest?“, wollte Hiroshi wissen. „Es tut mir leid, aber ich befürchte nicht... wenn du nicht mehr willst, ist das okay.“, entgegnete der Brünette. Plötzlich spürte er die Lippen des anderen auf seiner Haut und schließlich auf seinen Lippen. „Es tut zwar manchmal weh, aber ich möchte lieber bei dir sein, auch wenn du mich nicht liebst. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass du mich eines Tages doch liebst.“, meinte dieser dann. Wataru grummelte nur etwas vor sich hin. Das war ihm viel zu kitschig… ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ * Haha neue FF von mir... ja ich weiß, ich wollte vielleicht mal etwas zu Ende bringen, bevor ich was neues anfange... dummerweise habe ich zu viele Ideen und schreibe an zu vielen FF gleichzeitig. Komm ich nnicht gegen an. Aber wenn ich die hochladen habe ich wenigstens noch mehr Ansporn sie zu Ende zu schreiben. * Außerdem braucht die Welt mehr Wataru x Tohru FFs!!!! Davon gibt es eindeutig zu wenige!!! * Mein bester Dank geht an Seiichi, die ein Hauptgrund dafür ist, dass ich die Ff hochlade! Bin schon gespannt was du sagst, sind ja ein paar neue Stellen drin! ^^ Aber ohne dich würde diese FF wohl auf meinem PC verrotten... * Außerdem Grüße an Piii, die dieses Pairing auch so zu schätzen weiß, wie ich *g* * Ansonsten viel Spaß beim Lesen... ich hoffe, dass man Wataru wengistens Ansatzweise verstehen kann, er ist halt etwas verkorkst hier... warum kommt noch! ^^ lg Miya Kapitel 2: One step ------------------- How about truth 2 ~ One step ~ Am nächsten Tag in der Schule langweilte sich Wataru bereits in der ersten Stunde. Mathematik langweilte ihn zutiefst. Er verstand einfach nicht, wie man alles in Zahlen ausdrücken konnte. Schon vor ein paar Minuten war sein Blick zum Fenster gewandert. Wenigstens war heute Fußballtraining und Bandprobe… Plötzlich bemerkte er wie ein Zettel auf seinem Tisch landete. Da der Lehrer gerade mit dem Rücken zur Tafel stand, bemerkte er nichts. Wahrscheinlich hätte er sonst auch nichts bemerkt, da Wataru nun mal immer ganz hinten in der Ecke saß. Genervt nahm er den Zettel und entfaltete ihn. In deutlichen Letter war dort etwas nicht sehr erfreuliches zu lesen, jedenfalls nicht für ihn. „Du wirkst etwas abwesend heute… lange nicht mehr gefickt worden, Schwuchtel?! Du solltest lieber überlegen aus dem Fenster zu springen, anstatt rauszustarren und von Schwänzen zu träumen!“ Nachdem er das gelesen hatte, war Wataru sauer. Er knüllte der Zettel zusammen und ließ ihn unter seinem Tisch verschwinden. Er würde ihn nachher wegschmeißen. Es war nicht das erste Mal, dass er solche Zettel zugesteckt bekam. Wenigstens traute sich meist keiner ihn deswegen zu verprügeln, da er mehr als einmal bewiesen hatte, dass er sehr gut austeilen konnte. Also ließen ihn die meisten in Ruhe, doch ein paar konnten es nicht lassen, ihm solche feigen Notizen zu schreiben. Es machte ihn wütend, wenn er daran dachte, dass sie nicht einmal den Mut hatten, es ihm ins Gesicht zu sagen. Es waren doch alles erbärmliche Feiglinge! Was ihn darüber hinaus noch wütend machte, waren die Umstände wie fast alle davon erfahren hatten… wenn er bloß wüsste, wer ihm diesen Zettel geschrieben hatte! Dann würde er ihn wenigstens zur Schnecke machen können. „Steht das mit der Bandprobe nachher noch?“, wollte Tomoyuki in der Mittagspause von Hiroaki und Wataru wissen. Sie saßen bereits unter dem großen Baum, etwas abseits von den anderen Schülern, wo sie sich immer trafen. Yuusuke und Tohru würden später kommen, da Tohru noch kurz zu einem Lehrer musste und der Ältere ihn zum Büro gebracht hatte. Er hatte versprochen zu warten, bis Tohru fertig war, um ihn dann mit zum Essen zu nehmen. „Ich dachte ja. Ich würde gleich nach dem Fußballtraining kommen.“, antwortete Wataru und packte seine Bentobox aus. Heute war einer der Tage gewesen, an dem die Freundin seines Vaters ihnen etwas zu Essen mitgegeben hatte. „Von mir aus geht es auch klar.“, erwiderte Hiroaki. „Oh, hat Sumire wieder gekocht?“, wollte er dann von Wataru wissen. Als sie seine Freunde kennengelernt hatte, hatte sie darauf bestanden, mit dem Vornamen angeredet zu werden. Am Anfang war es für sie etwas seltsam gewesen, doch mit der Zeit hatte sich das geändert. „Ja, hat sie. Sieht gut aus, oder? Am Freitag kochen wir zusammen.“, erklärte dieser. Seit ein paar Jahren hatte er einen Faible dafür entwickelt, was das Kochen anging. Es machte ihm inzwischen unglaublichen Spaß und immer wieder ließ er sich von Sumire verschiedene Rezepte zeigen. „Ich hoffe, du lässt uns an dem Ergebnis auch teilhaben.“, grinste Tomoyuki. „Mhm, das muss ich mir noch überlegen!“, gab Wataru leicht frotzelnd zurück. Woraufhin er sich von Hiroaki einen leichten Schlag gegen den Hinterkopf einfing. „Schon gut, ich geb’ mich geschlagen! Ich bring euch was mit!“, meinte dieser dann und hob abwehrend die Hände. „Ihr scheint Spaß zu haben!“, mischte Yuusuke sich ein. Neben ihm stand Tohru, der etwas überrascht war, dass Wataru anscheinend so albern sein konnte. Bisher hatte er ihn nur grummelig kennengelernt. Als dieser Tohru bemerkte, verspannte sich sein Körper gleich und alle Zeichen standen bei ihm auf Abwehr. Es schien wirklich so, als wenn dieser von Neuerungen nicht besonders angetan war und sie ihn schlichtweg überforderten. Aber wenn er ihn so mit den anderen sah, dann war es als wenn Tohru eine komplett andere Person vor sich hatte. Wataru schien sich hinter seinem ruppigen Verhalten zu verstecken. Irgendwie hoffte er, dass er auch einmal einen genaueren Einblick hinter die Fassade bekommen würde, so wie Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki… doch Yuusuke hatte gemeint, sie sollte Wataru einfach ein wenig Zeit geben. Als Wataru zum Fußballtraining erschien, war er wie immer der letzte. Seit sein „Geheimnis“ heraus war, kam er immer als letzter und verschwand als erster. Damit war es ihm meistens gelungen Streit zu vermeiden. Als er heute das Feld betrat, musterte Keisuke, sein Senpai und Kapitän der Fußballteams, ihn bereits abschätzig. Es war nicht zu übersehen, dass dieser heute keine gute Laune hatte. Wataru seufzte. Wunderbar, das hatte ihm gerade noch gefehlt. Das würde auf die eine oder andere Art Ärger bedeuten. Nicht dass er vorhatte sich davon einschüchtern zu lassen, das hatte er noch nie getan. Aber es war lästig! „Wie immer pünktlich auf die Sekunde, Miyawaki!“, bemerkte er. „Wenigstens bin ich pünktlich, senpai!“, gab Wataru zurück. Er gab sich keine Mühe seine Abneigung zu verhehlen und so klang das Wort senpai nicht gerade respektsvoll. Dieser funkelte ihn an: „Das will ich dir auch geraten haben. Wer sich verspätet, wird beim nächsten Spiel nicht aufgestellt.“ „Ich weiß.“, erwiderte er trotzig. Dann begannen sie mit dem Training. Wie immer teilten sie ihre Mannschaft am Ende auf und spielten dann jeweils gegeneinander. Gerade als Wataru vor dem Tor der gegnerischen Mannschaft stand, sah dass ein Mitspieler freistand und zu ihm passen wollte, wurde er auf einmal mehr als unsanft von den Beinen gerissen. Er hatte nicht einmal mitbekommen, wer ihn dort umgenietet hatte. Er hatte nur einen plötzlichen Schmerz im Knöchel gespürt und gemerkt, wie er das Gleichgewicht verlor. Als nächstes bekam er mit, wie er schmerzhaft auf dem Rasen aufschlug. Ein stechender Schmerz durchzuckte seine Hand, die er sich beim Zusammenstoß mit Tohru verletzt hatte. Anscheinend hatte er unterbewusst versucht sich abzustützen. Wenigstens konnte er es vermeiden, dass er auch noch mit dem Gesicht im Rasen landete. „Alles in Ordnung Miyawaki?“, hörte er Keisukes heuchlerische Stimme. „Ich wollte den Ball spielen, nicht dich erwischen.“ Er rappelte sich auf und sah wie dieser sich über ihn gebeugt hatte. Es war ja klar, dass dieser ihn so unsanft von den Beinen geholt hatte. Gott, was hatte er ihm eigentlich getan?! Okay, er wusste, was er ihm getan hatte. Wataru rieb sich seinen schmerzenden Knöchel. Das würde mindestens einen blauen Fleck geben. Seine Knie waren dreckig und leicht aufgeschürft. Der Verband an seiner Hand hatte sich gelöst und die Wunde hatte wieder angefangen zu bluten. „Geht schon.“, erwiderte er. Inzwischen war ihr Trainer bei ihnen und sah, dass seine Wunde an der Hand wieder blutete. „Ich denke, für dich ist das Training heute beendet. Ist ja eh nicht mehr lange. Geh duschen und dann zur Krankenschwester. Sie soll deine Hand neu verbinden.“, meinte dieser. Etwas widerwillig nickte Wataru. Dass er nicht weiter spielen durfte, war für ihn gerade wie eine Schwäche einzugestehen. Doch er wusste, dass es keinen Sinn hatte zu widersprechen. Als Wataru schließlich mit eine neuen Verband das Zimmer der Krankenschwester verließ, um zur Bandprobe zu gehen, sah er Keisuke auf dem Gang warten. „Was willst du?!“, wollte er wissen. Nun da sie alleine waren, gab er sich keinerlei Mühe mehr seine Abneigung zu verbergen. „Nur sehen, ob die kleine Schwuchtel auch wirklich in Ordnung ist… nachdem du auf dem Platz den Schwanz einziehen musstest…“, grinste dieser ihn hämisch an. „Weißt du was Keisuke?! Fick dich einfach!“, knurrte Wataru und ging an ihm vorbei, ohne ihn auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Er hatte keinen Bock auf diese ganze Scheiße. „Das wird ein Nachspiel haben, du verdammter Wichser!“, brüllte dieser ihm wütend hinterher. Bandprobe! Das war eine Art Zauberwort für Wataru, zumindest seit er mit seinen Freunden in einer Band war. Hier fühlte er sich wirklich sicher. Er konnte all den sonst recht gut versteckten Gefühlen Luft machen. Doch in dem Moment, in dem er die Tür zu ihrem Proberaum öffnete, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck, als er Tohru auf neben Yuusuke auf dem abgewetzten Sofa sitzen sah. Was machte der Kleine denn nun auch noch hier? Das hier war seine Welt, sein Rückzugsort und jetzt musste er Tohru auch noch hier hineinlassen? Reichte es nicht, wenn dieser sich mit seinen wenigen Freunden angefreundet hatte? In der Schule hatte der Neue die ganze Zeit bei ihnen verbracht, wobei Wataru kaum ein Wort mit ihm gewechselt hatte. Er wusste einfach nicht, wie er damit umgehen sollte. „Hi Wataru!“, begrüßte Tohru ihn fröhlich. Es war, als wenn der Jüngere sich gar nicht davon beeindrucken ließ, dass er so ablehnend war. Was ihn irgendwie noch mehr ärgerte. Normalerweise gaben die Leute recht schnell auf, wenn er so war. Mit den Jahren war er gut darin geworden Leuten vor den Kopf zu stoßen und sie gar nicht erst an sich heranzulassen. Auch die anderen begrüßten ihren Sänger. „Was machst du denn hier?“, wollte er mit verschränkten Armen wissen. Man merkte, dass ihm das Ganze nicht recht war. „Yuusuke hat mich eingeladen euch mal zu zuhören. Und weil ihr zurzeit keinen festen Schlagzeuger habt. Ich hab bevor wir umgezogen sind auch in einer Band gespielt und zwar Schlagzeug. Die drei haben erzählt, dass du singst.“, antwortete Tohru immer noch fröhlich und gänzlich unbeeindruckt von der Ruppigkeit seines Gegenübers. „Schön, dass wollte ich schon immer wissen. Kann ich noch eine rauchen gehen oder wollen wir loslegen?!“, kommentierte Wataru das Ganze. Gut, er wusste, dass sie wirklich einen festen Schlagzeuger gebrauchen konnten, da ihr Aushilfsschlagzeuger durch seine Aktivitäten in einer anderen Band, die ihm auch wichtiger war, nicht immer da sein konnte. Aber musste es gleich Tohru sein? Was war das überhaupt schon wieder für ein dämlicher Zufall? Und gefragt wurde er anscheinend gar nicht mehr. Was ihm noch mehr gegen den Strich ging, war die offensichtliche gute Laune, die Tohru ausstrahlte. In diesem Moment nervte ihn das einfach nur. „Du kannst noch eine rauchen und ich komme mit.“, erklärte Yuusuke. Er sah wie sein Freund die Augen verdrehte, da er ahnte, was dieser wollte. Als sie draußen waren, sah Yuusuke ihn ernst an: „Warum bist du immer so unfreundlich zu Tohru? Ich meine, ich weiß ja, dass du anderen nicht schnell vertraust, aber bei ihm ist das wirklich extrem.“ „Er ist einfach immer da. Ich weiß auch nicht… warum könnt ihr jemandem so schnell vertrauen?“, versuchte Wataru sein Verhalten zu erklären. Er zündete sich eine Zigarette an und sog genüsslich daran. Das Nikotin hatte eine mehr als beruhigende Wirkung auf ihn. „Hättet ihr mir nicht wenigstens bescheid geben können, dass er kommt? Du weißt, dass die Band für mich so was wie ein Refugium ist und ich mag es nicht, wenn da einfach jemand eindringt. Ich kotze da praktisch meine Seele aus…“, fügte er dann hinzu und nahm noch einen Zug von der Zigarette. Yuusuke seufzte: „Ich weiß, Wataru, ich weiß. Aber du kannst dich nicht immer einschließen. Gib ihm eine Chance, du hast uns doch eine gegeben und wir haben dich bisher doch nicht enttäuscht, oder? Ich glaube nicht, dass er jemanden von uns etwas Böses will, deshalb vertraue ich ihm erstmal. Bevor ich ihm so vertraue, wie dir, dauert das natürlich noch etwas. So etwas wächst ja nicht einfach von heute auf morgen. Das braucht Zeit, aber ich denke, dass es das Wert ist.“ „Nein das habt ihr nicht, aber genug andere. Und es tut mir leid, ich fühle so etwas nicht, ob es sich lohnt zu versuchen jemanden zu vertrauen.“, antwortete Wataru. Er hatte es inzwischen aufgegeben Menschen verstehen zu wollen. Dafür war er zu oft von Menschen, denen er anfangs vertraut hatte, verletzt worden. Er spürte wie sein Freund einen Arm um ihn legte. „Du musst ihm ja nicht gleich vertrauen, sei nur einfach nicht mehr ganz so widerlich zu ihm, okay?“, meinte Yuusuke. Er hatte nun einen sanfteren Tonfall angeschlagen, schließlich wusste er, weshalb sein Freund sich in Vertrauensdingen so schwer tat. Dieser seufzte: „Ich versuch’s.“ Es hatte ja doch keinen Zweck. Wenn seine Freunde sich mit Tohru verstanden, blieben ihm zwei Möglichkeiten, damit klar kommen oder auch die drei zu verlieren und das war etwas, was er definitiv nicht wollte. Zufrieden ließ der andere ihn los und lächelte ihn aufmunternd an. Dann wandte er sich schon fast zum Gehen: „Ach übrigens, wenn es was mit der Band werden sollte, dann musst du deine Seele vor mehr als einer fremden Person auskotzen…“ Damit verschwand Yuusuke endgültig in Richtung Proberaum. Das Wataru ihm den Mittelfinger zeigte, sah er schon gar nicht mehr. „Er hasst mich, oder?“, wollte Tohru betroffen wissen, als er den anderen wieder in den Raum kommen sah. „Ich kann auch wieder gehen…“ „Du bleibst!“, kam es von den dreien wie aus einem Mund. „Wataru muss da mal durch, er kann sich nicht vor jeder Veränderung verkriechen. Als ich ihm Tomoyuki und Hiroaki vorgestellt habe, war das auch ein halbes Drama. Ich glaube mit ein wenig Zeit, wird er dich auch mögen.“, erklärte Yuusuke dann. Die beiden nickten zur Bestätigung. Es waren nicht die angenehmsten Erinnerungen, wie ihre Freundschaft angefangen hatte. Yuusuke war davon überzeugt, dass eine so fröhliche und unbeschwerte Persönlichkeit Wataru gut tun würde, wenn dieser Tohru nur mal etwas an sich heranlassen würde. Er hatte auch im Falle von Hiroaki und Tomoyuki Recht behalten. Ein paar Minuten später kam auch Wataru wieder in den Proberaum. Dieses Mal war sein Gesichtsausdruck entspannter als beim ersten Mal, als er gleich Tohru gesehen hatte. „Wollen wir dann mal?“, fragte er und sah die anderen erwartungsvoll an. „Gut, dann lasst uns mal loslegen.“, stimmte Hiroaki zu. Wie auch die anderen, war er erleichtert, dass Wataru nun um Einiges kooperationswilliger war. Manchmal schien er wirklich einen Arschtritt zu brauchen. Sie hatten ihre Gitarren schon angeschlossen, bevor Wataru gekommen war, sodass dieser sich nur noch um sein Mikrofon kümmern musste. Mit geübten Handgriffen machte er sich an die Arbeit. Yuusuke warf Tohru über seine Schulter hinweg einen triumphierenden Blick zu, als er sicher war, dass Wataru diesen nicht sehen würde. Dieser antwortete mit einem breiten Grinsen. Nachdem Wataru fertig war, hatten sie sich schnell auf ein Lied geeinigt, mit dem sie anfangen wollten. Als die vertrauten Akkorde einsetzten und der Sänger auf seinen Einsatz wartete, blickte er zu Tohru hinüber. Dieser saß mit einem neugierig gespannten Gesichtsausdruck auf dem Sofa und hörte aufmerksam zu. Am Anfang fiel es ihm nicht ganz so leicht mit allem zu singen was er hatte, doch es dauerte nicht lange, da war es ihm egal, ob dort jemand auf dem Sofa saß, der ihre Lieder noch nie gehört hatte. Es war in diesem Moment völlig gleichgültig, ob er hier gerade seine Seele auskotze und alles offenlegte, was er sonst so gut zu verstecken wusste. Tohru war überrascht, wie gut die vier zusammen spielten und er war überrascht von Wataru. Er hatte bisher mitbekommen, dass der andere misstrauisch und ablehnend war. Aber hier konnte er gerade eine ganz neue Seite an diesem entdecken. Letztendlich war dieser gar nicht immer so selbstsicher und hart wie er versuchte rüber zu kommen. Aber eigentlich hatte Tohru sich das schon gedacht. Was ihn mehr überraschte war, dass Wataru ihm diese Seite gerade einfach so präsentierte. Auf der einen Seite war es geballte Wut, die ihm mit seiner Stimme entgegenschlug, aber das war nicht alles. Da war eine Verletzbarkeit, die er vorher noch nicht zu Gesichtbekommen hatte und auch eine gewisse Unsicherheit, was das Leben an sich anging. Schließlich beendeten sie ihre Probe soweit, um sich ihr Urteil von Tohru abzuholen, damit sie sehen konnten, ob dieser überhaupt Interesse hatte bei ihnen mitzuspielen. Dann würden sie sehen, was dieser drauf hatte. Yuusuke hatte Wataru im Schlepptau und zog ihn mit zum Sofa. Die anderen beiden setzten sich auf die beiden Sessel, die neben dem Sofa standen und genauso abgewetzt waren, wie dieses. Es waren Möbel vom Sperrmüll. Aber mit ihrem Taschengeld und dem Geld aus kleinen Nebenjobs, die sie eigentlich laut Schulordnung nicht nachgehen durften, konnten sie sich auch nichts anderes als diesen schäbigen Proberaum leisten. „Und was sagst du?“, wollte Yuusuke wissen. Auch die anderen sahen ihn erwartungsvoll an. Selbst Wataru zeigte etwas mehr als Desinteresse an Tohrus Meinung. Sie hatten noch nicht oft Gelegenheit gehabt anderen ihre Lieder vorzuspielen. „Ich bin beeindruckt. Das klingt wirklich gut.“, erklärte dieser. „Das habt ihr alles selber geschrieben?“ „Alles unser Werk.“, grinste Tomoyuki stolz. „Und hättest du Lust bei uns vorzuspielen?“, wollte Hiroaki wissen. „Auf jeden Fall!“, stimmte Tohru fröhlich zu. Er wollte wirklich gerne mit den anderen in einer Band spielen. Das hatte ihm gefehlt, seit sie umgezogen waren. Erstaunlicherweise war es Wataru, der als nächster handelte. Er griff nach dem Ordner, der auf dem kleinen Tisch lag, der vor dem Sofa stand und reichte ihn an Tohru weiter: „Dann wirst du den brauchen.“ Überrascht nahm dieser den Ordner an und blätterte darin herum. In dem Ordner hatten sie die Noten und Texte zu ihren bisherigen Liedern gesammelt. Allzu viele waren es nicht, aber dafür hatten sie tatsächlich alles selber geschrieben. Hinten waren noch ein paar Entwürfe enthalten. Plötzlich klingelte Watarus Handy. Dieser zuckte ein wenig zusammen, als er den Klingelton hörte. Normalerweise riefen ihn nur seine Freunde an und die waren ja hier. Also musste es sein Vater sein, was meistens nichts Gutes bedeutete. Als er das Handy aus der Tasche kramte, das immer noch klingelte, bestätigte sich seine Vermutung. Es war sein Vater, der anrief. „Ja?“, meldete er sich. Während er zu hörte, entfernte er sich von den anderen. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich ebenfalls. Die Gesichtsmuskeln spannten sich an und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Ich hab dir schon mal gesagt, dass es mir scheißegal ist, wenn sie schon wieder weg ist. Es geht mich nichts an. Sie hat mich aus ihrem Leben gestrichen und ich sie aus meinem!“, erklärte er genervt. „Nein, nichts aber! Du weißt genau wie ich das sehe! Wenn ihr euch verrückt machen wollt, tut das, aber lasst mich da raus!“, schnaubte er nach einer Weile wütend. Er verstand nicht warum sein Vater ihn immer noch damit belästigte. Er hatte seinen Standpunkt mehr als einmal klar gemacht. Sein Vater versuchte noch einmal ihn davon zu überzeugen, dass er nach Hause kommen sollte, doch Wataru legte schließlich einfach auf. Er holte einmal tief Luft und drehte sich dann wieder zu den anderen um. „Alles okay?“, fragte Yuusuke vorsichtig, da er nicht genau wusste, wie sein Freund reagieren würde. Obwohl sie sich schon seit Jahren kannte, konnte er oft nicht sagen wie dieser reagieren würde. „Ja, nur das Übliche.“, erklärte Wataru in einem erschreckend gleichgültigen Ton. Jedenfalls rastete er nicht aus. Trotzdem war klar, dass er nicht weiter darüber reden würde. Doch bis auf Tohru wussten die anderen bescheid, was „das Übliche“ war. „Habt ihr Lust nachher was trinken zu gehen?“, wollte er dann wissen. Die anderen stimmten zu, wussten sie doch genau, dass Wataru sonst alleine losziehen würde. Bevor sie ihn irgendeine Dummheit machen ließen, würden sie ihn begleiten. Außerdem waren sie schon eine ganze Weile nicht mehr zusammen unterwegs gewesen. „Kommst du auch mit, Tohru?“, wollte Wataru dann, zum Erstaunen aller, wissen. „Willst du mich denn dabei haben?“, fragte dieser. Er war überrascht, dass Wataru ihn direkt ansprach, so ganz gegen seine bisherige Gewohnheit. Auch Yuusuke zog überrascht eine Augenbraue nach oben. Hatte seine „Standpauke“ so schnell gefruchtet? Das sah seinem Freund so gar nicht ähnlich. „Sonst hätte ich dich nicht gefragt.“, stellte dieser fest. Es war nur ein Impuls gewesen, ihn zu fragen, mehr nicht. Und wenn er es nicht getan hätte, hätte Yuusuke es bestimmt getan… So beschlossen sie Tohru drei Zettel aus ihrem Ordner mitzugeben, damit dieser sich ein wenig vorbereiten konnte und bei der nächsten Probe zeigen konnte, was er konnte. Dafür würden sie jetzt in dem Lokal, in dem sie häufiger waren, etwas essen und trinken gehen. Es war ein kleines, günstiges Lokal, gar nicht weit entfernt von ihrem Proberaum. Man saß praktisch in kleinen abgetrennten Separees, sodass man genügend Privatsphäre hatte. Die Einrichtung war eher traditionell mit niedrigen Tischen und Sitzkissen. Außerdem musste man am Eingang seine Schuhe ausziehen. Aber dafür war es gemütlich hier, sie konnten es sich leisten und sie bekamen tatsächlich Alkohol, obwohl sie eigentlich noch nicht trinken durften. Doch darum kümmerte sich hier niemand. Schnell hatten sie sich auf verschiedene Dinge zu essen geeinigt, die sie dann teilen würden. Nun standen fünf Biergläser auf dem Tisch, ein Teller mit Salat, Yakitori und andere Kleinigkeiten. Wataru und Tomoyuki saßen auf der einen Seite des Tisches, Hiroaki, Yuusuke und Tohru auf der anderen. „Wie lange spielst du schon Schlagzeug?“, wollte Wataru von Tohru wissen. Er füllte sich gerade mit seinen Stäbchen etwas Salat auf seinen Teller. Wenn Tohru sowieso bei ihnen vorspielen würde und die anderen sich mit ihm anfreundeten, dann hätte er auch gerne ein paar mehr Informationen. Seine bisherigen Informationen waren ja mehr als löchrig, wie er bemerkte. Gut daran war er auch selber schuld, aber das ließ sich ja ändern. Vielleicht hatte Yuusuke auch recht und Tohru war wirklich ganz in Ordnung. Für etwas Oberflächliches dürfte es reichen, ob ihre Freundschaft dann irgendwann tiefer gehen konnte, würde sich zeigen. „Seit drei Jahren. Zwei davon in verschiedenen Bands. Und wie lange singst du schon?“, erwiderte Tohru. „Hm, ich glaube seit vier Jahren. Genauso lange schon sind Yuusuke und ich in einer Band. Hab vorher Gitarre gespielt, aber die anderen sind besser.“, antwortete Wataru. Damit gab er zum ersten Mal freiwillig etwas von sich selber preis. Seine drei älteren Freunde warfen sich einen kurzen erleichterten Blick zu. „Deine Stimme ist recht ungewöhnlich, aber ich mag wie du singst. Da stecken so viele Emotionen drin. Und ich sag das jetzt nicht, um mich bei dir einzuschleimen…“, meinte Tohru. Sein Gegenüber sah ihn forschend an, als wenn er durchschauen konnte, ob es wirklich ernst gemeint war. Doch dann lächelte er tatsächlich: „Danke. Ich bin gespannt, was du drauf hast.“ In diesem Moment hatte Yuusuke beinahe das Gefühl, als wenn ihm ein Stein vom Herzen fiel. Er wusste, dass Wataru so was nicht einfach nur sagte. Wenn dann meinte er es auch so. „Ich hoffe, dass ich euch nicht enttäusche, denn ihr seid wirklich gut. Wenn ihr euch ins Zeug legt, könnte das bestimmt was werden.“, grinste der Jüngste. „Hör bloß auf, wir werden gleich rot!“, lachte Hiroaki und winkte ab. Später begleiteten Yuusuke und Tohru Wataru nach Hause, da dieser ziemlich betrunken war und sie ihn nicht alleine nach Hause gehen lassen wollten, obwohl er wahrscheinlich heil angekommen wäre. Dieser hatte recht schnell aufgegeben zu protestieren, allerdings unter der Bedingung, dass sie ihn nur bis zur Haustür bringen würden. Als sie sahen, wie dieser in der Haustür des kleinen Appartementkomplexes, in dem er mit seinem Vater und dessen Lebensgefährtin wohnte, machten sie sich auf den Weg zur nächsten U-Bahnstation. Tohru hätte sich gerne erkundigt, ob bei Wataru alles in Ordnung war, doch er traute sich nicht. Dabei machte er sich schon Sorgen um den anderen. Er wusste nicht genau wieso, aber Wataru faszinierte ihn auf eine Weise. Es interessierte ihn, was für ein Mensch wirklich hinter der grummeligen, leicht verbitterten Fassade steckte. Als Wataru in die Wohnung kam, saß sein Vater mit seiner jungen Lebensgefährtin, die erst Mitte 20 war, im Wohnzimmer. Er begrüßte sie kurz und wollte in sein Zimmer gehen, doch sein Vater hielt ihn zurück. „Willst du nicht wissen, was mit deiner Mutter ist?“, fragte er seinen Sohn. „Nein.“, erklärte dieser schlicht und kühl. „Und du findest es in Ordnung, wenn du angetrunken nach Hause kommst, wo ich mir Sorgen machen, ob deiner Mutter im Suff nichts passiert ist?“, wollte sein Vater wissen. „Anscheinend ja. Ich versteh auch gar nicht, wieso du dir immer noch Sorgen um sie machst. Ihr seid seit Jahren geschieden und eigentlich habt ihr nichts mehr miteinander zu tun.“, erwiderte Wataru immer noch im selben Tonfall. „Sie ist krank, Wataru! Jemand muss doch mal nach ihr sehen. Passiert ist ihr übrigens nichts. Sie hat nur ihren Rausch ausgeschlafen und das Telefonkabel rausgezogen. Warum auch immer. Warum machst du dir keine Sorgen? Sie ist schließlich deine Mutter!“, sagte er. „Das weißt du doch genau! Ich habe es satt, dir das erklären zu müssen! Sieh es endlich ein, es interessiert mich nicht!“, schnappte er und ging. Er war froh endlich in seinem Zimmer zu sein. Er ließ sich mit einem Seufzer auf sein Bett fallen. Das Ganze mit seiner Mutter kotzte ihn nur noch an. Sollte sie sich doch tot saufen, es war ihm egal. Seine Eltern hatten sich scheiden lassen, als er vier Jahre alt gewesen war. Da seine Mutter damals schon ein Alkoholproblem hatte, war er bei seinem Vater geblieben. Dieser hatte schnell eine neue Freundin gehabt, mit der er sich auch sehr gut verstanden hatte. Bis sein Vater sich auch von ihr getrennt hatte. Aber auch diese Beziehung hatte nicht lange gehalten. Es folgte zahlreiche Affären, bis sein Vater nun seine jetzige Lebensgefährtin kennengelernt hatte. Bis Wataru ihr einigermaßen vertraut hatte, hatte es einige Zeit gedauert, aber inzwischen verstand er sich recht gut mit ihr. Mit seinem Vater verstand er sich, bis auf ihre Meinungsverschiedenheit was seine Mutter anging, auch gut. Diese war ihm inzwischen egal. Es hatte Zeiten gegeben, da war er noch mit ins Krankenhaus gefahren, aber sie hatte sich eigentlich nie für ihn interessiert. Mit 13 hatte er sie das letzte Mal im Krankenhaus besucht. Zu der Zeit hatte sie ihn nicht mal mehr erkannt. Das war der Punkt, an dem er endgültig beschlossen hatte, dass sie in seinem Leben keinen Platz mehr hatte. Trotzdem griff er nach seinem Handy und schrieb Yuusuke eine kurze Nachricht. Er wusste, dass sein Freund sich Sorgen um ihn machte. „Bin gut angekommen. IHR geht’s anscheinend gut, Beerdigung steht noch nicht an.“, tippte er ins Handy und verschickte die Nachricht dann. „Dann bin ich beruhigt, du alter Zyniker. Danke, dass du Tohru mitgenommen hast. War gar nicht so schlimm, oder?!“, kam wenig später als Antwort. „Bin kein Zyniker, ist nur die Wahrheit. War okay, aber das heißt nicht, dass wir jetzt Freunde sind!“, schrieb Wataru zurück. „Hatte ich auch nicht vermutet. Trotzdem danke, bin stolz auf dich. Geh schlafen, morgen ist Schule! XP Schlaf gut!“, war Yuusukes Antwort, die ihn tatsächlich lächeln ließ. Er war schon froh, wenigstens ein paar Freunde zu haben, die es mit ihm aushielten. Als Tohru im Badezimmer stand und sich die Zähne putze, versuchte er es zu vermeiden in den Spiegel zu gucken. Wenn er irgendetwas nicht sehen wollte, dann war es sein eigenes Spiegelbild. Er seufzte, als er doch hinguckte. Wie er diesen Anblick hasste! Er setzte sich resignierend auf den Badewannenrand, von wo aus er den Spiegel nicht sehen konnte. Jetzt wo er alleine war, kamen all die Gedanken zurück, die er tagsüber so gut verdrängen konnte. Vor allem in der Gesellschaft seiner neuen Freunde klappte es ganz prima. Tohru hatte sich das Ganze schwieriger vorgestellt. Seit er wieder zur Schule ging, ging es ihm eindeutig besser, jedenfalls wenn er mit den anderen zusammen war. Er war wirklich froh, dass er die vier so schnell kennengelernt hatte, sonst würden sich die Dinge wohl anders verhalten. Seine Eltern waren froh, dass es ihm augenscheinlich wieder besser ging. Sie waren mehr als erleichtert gewesen, dass er gleich am ersten Schultag neue Freunde gefunden hatte. Bevor Tohru schließlich zu Bett ging, schaltete er noch kurz seinen Laptop an und sah nach seinen E-Mails. Auf seiner neuen Adresse waren keine neuen Nachrichten eingegangen. Für einen Moment überlegte er, ob er seine alte auch checken sollte. Er wusste, dass er sie eigentlich hatte löschen sollen, doch er hatte es noch nicht über sich gebracht auch diese Verbindung zu kappen. Obwohl er doch genau wusste, dass es besser für ihn war. Trotzdem konnte er es noch nicht. Er merkte gar nicht, wie er das Passwort für die alte Adresse eingab. Hier war das Postfach gut gefüllt. Die meisten Mails stammten von ein und derselben Person. Die letzten Wochen waren allerdings recht mau. Doch Tohru entdeckte eine Nachricht von vor zwei Tagen, die er noch nicht gelesen hatte. Mit klopfenden Herzen öffnete er die Nachricht. „Tut mir schrecklich leid, dass ich dir erst jetzt schreiben kann, aber du weißt ja, dass die Situation nicht besonders einfach ist. Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich immer noch liebe und nie wollte, dass du so leiden musst. Es ist mir egal, was die anderen sagen, du bist das Einzige, was zählt für mich. Ich vermisse dich sehr und hoffe, dass wir uns irgendwann wiedersehen können und dass du mich dann immer noch liebst. Über Antwort würde ich mich sehr freuen. Würde meine grauen Tage etwas erhellen. Verzeih mir bitte. In Liebe XXX“ Innerlich fluchte Tohru. Er hätte das nicht lesen sollen. Es riss einfach zu viele Wunden wieder auf. Er wusste nicht, was er noch für den anderen empfand. Aber diese Frage, die er bisher so erfolgreich verdrängt hatte, meldete sich nun mit einer Penetranz in seinen Gedanken wieder, als wenn sie unbedingt jetzt gleich beantwortet werden müsse. Seufzend loggte er sich aus und schmiss sich auf sein Bett. Aber auch dort ließen die Gedanken ihn erstmal nicht zur Ruhe kommen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ * Hui, da bin ich wieder! Dieses Mal ist das Kapitel um Einiges länger geworden... aber es war schwer vorher abzubrechen... * Lesen das hier echt nur zwei Leute? T.T Aber an die beiden vielen Dank für Kommi und Favo! Freu mich drüber! *g* * Leute liebt doch 12012 ein wenig mehr!!! Das ist ne echt gute Band! Das neue Album ist der Hammer! *_* Kapitel 3: Just the way you are ------------------------------- Wataru schälte sich am nächsten Tag nur sehr widerwillig aus dem Bett. Am liebsten hätte er sich einfach umgedreht und weiter geschlafen. Aber er musste ja zur Schule… schwänzen kam nicht wirklich in Frage, die Freundin seines Vaters würde den ganzen Tag zu Hause sein. Heute musste sie nicht zur Arbeit. Wenn er schwänzen wollte, dann müsste er sowieso aufstehen und das Haus verlassen, damit es nicht auffiel. Dann konnte er auch gleich zur Schule gehen, fand er. In der Woche zu trinken war keine gute Idee, wie er mal wieder feststellen musste. Wenigstens war er mit seinen Freunden unterwegs gewesen und nicht mit den Leuten vom Fußballclub… Kurz bevor er das Schulgelände betrat, traf er Tohru. Sie würden ihren ersten Kurs gleich zusammen haben. „Hey, Wataru! Rausch ausgeschlafen?“, begrüßte er ihn fröhlich. „Morgen… mehr oder weniger…ich bin müüüüde. So sehe ich wahrscheinlich auch aus…“, grummelte dieser. Dieses Mal nicht, weil er genervt war, den anderen zu sehen, sondern da er so müde war. Er hätte gestern wirklich nicht so viel trinken sollen, stellte er fest. Dann hätte er jetzt, wie Tohru, keine Nachwirkungen zu spüren. „So schlimm siehst du gar nicht aus.“, antwortete Tohru. „Du lügst doch.“, erwiderte er grinsend. Er bemerkte, dass es einfach war, mit dem anderen herumzualbern. Es ging fast wie von selbst, wie bei seinen anderen Freunden. „Na ja… einigen wir uns darauf, dass du nicht aussiehst wie ein Zombie.“, druckste der andere. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass das Eis zwischen ihm und Wataru ein wenig gebrochen war und das machte ihn wirklich glücklich. „Ich glaube, damit kann ich leben.“, kommentierte dieser. So gingen sie zusammen in ihren Klassenraum. Yuusuke, der auch den ersten Kurs mit ihnen belegt hatte, war ziemlich erstaunt, als er die beiden so einträchtig hereinkommen sah. Aber wie erwartet, sah Wataru nicht ganz so fit aus. Hiroshi hingegen beobachtete die beiden mit gemischten Gefühlen. Der Neue kam seinem Freund, für seinen persönlichen Geschmack, etwas zu nahe und das in so einer kurzen Zeit. Das nagte ganz besonders an ihm. Es kam ihm so vor, als wenn Tohru jetzt schon an einem Aspekt von Watarus Leben teilhatte, der ihm bisher verschlossen geblieben war. Zwar wusste er, dass sein Freund in einer Band war, aber er hatte ihn noch nie eingeladen zur Probe zu kommen. Auch wenn dieser ihm von Anfang an erzählt hatte, dass er ihn nicht liebte, verstand er einfach nicht, wieso er ihm anscheinend nicht mal solche Kleinigkeiten anvertrauen konnte. Während des Unterrichts schweiften Tohrus Gedanken schnell ab. Es hatte ihn gewundert, dass er heute Morgen einfach so mit Wataru herumscherzen konnte und dieser ihn nicht mehr so wie gestern ignorierte. Hatte Yuusukes Standpauke so schnell zu einem Ergebnis geführt? Lag es wirklich nur daran? Er hoffte, dass es nicht nur daran lag, sondern, dass Wataru wirklich anfing ihn zu mögen. Denn er selber mochte ihn schon, auch wenn dieser am Anfang eklig zu ihm gewesen war. Nachmittags war Wataru wieder bei Hiroshi. Eigentlich hatte er nicht soviel Lust dazu gehabt, aber irgendwie war er dann doch gegangen. Manchmal verstand er sich selbst nicht so richtig. Er mochte Menschen doch nicht, trotzdem war er manchmal einfach ungern alleine. Da sein „Freund“ sturmfreie Bude hatte, waren sie bei ihm. Außerdem war Wataru auch nicht besonders scharf darauf, ihn mit zu sich nach Hause zu nehmen. Das war eindeutig ein zu großer Schritt in seine Privatsphäre. Hiroshi saß auf seinem Bett und Wataru hatte seinen Kopf auf dessen Schoß gelegt. Er war einfach nur müde. „Du verstehst dich gut mit Tohru oder?“, wollte sein Freund wissen. „Ich weiß nicht. Ich kenn ihn ja kaum, aber er hat sich schnell mit Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki angefreundet.“, meinte Wataru. „Alles nur, weil wir zusammen gestoßen sind und dann musste ich deswegen noch zur Krankenschwester.“ „Daher hast du die Verletzung an der Hand?“, fragte er. Wataru hatte ihm nicht mal erzählt, woher die Verletzung kam. Obwohl sie wirklich nicht schlimm war, musste er immer noch einen Verband tragen, damit kein Dreck in die Wunde kam. Außerdem tat es sonst weh, wenn Wasser darauf kam und gestern war sie wieder aufgerissen. Doch davon und auch von den Schikanen im Fußballclub wollte Wataru nichts erzählen. Es war in Ordnung, wenn Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki bescheid wussten, schließlich hatten sie ihm immer beigestanden, aber er wollte nicht, dass Hiroshi bescheid wusste. Er wollte nicht, dass dieser meinte, ihn beschützen zu müssen… das konnte er auch gut alleine. Schließlich war er nicht schwach. „Ja, daher.“, stimmte er zu. „Ich weiß gar nicht viel über dich.“, bemerkte Hiroshi, während er ihm durch die Haare streichelte. „Da gibt es auch nicht wirklich was zu wissen.“, erwiderte dieser. Er wusste wirklich nicht, was er großartig über sich erzählen sollte. So interessant war sein Leben nicht. „Aber du erzählst auch eigentlich nie etwas über dich. Ich weiß nicht mal wo du wohnst.“, ließ er nicht ganz locker. „Ich wohne bei meinem Vater und dessen Freundin. Meine Eltern sind geschieden.“, erklärte Wataru. Das waren unverfängliche Informationen, wie er fand. Vielen war das eh durch Tratsch an der Schule bekannt. „Und deine Mutter? Hast du gar keinen Kontakt mehr zu ihr?“, fragte Hiroshi nach. „Nein, gar keinen.“, antwortete er. Er wollte nicht über seine Mutter sprechen. Das war ein Thema, was er weit von sich schieben wollte. Langsam spannte sich sein Körper an. „Vermisst du sie?“, bohrte sein Freund weiter. Er merkte nicht, dass es dem anderen nicht recht war, dass er immer weiter fragte. Andererseits dachte er sich auch nichts Böses dabei, er war froh, dass der andere mit ihm über persönliche Dinge redete. „Nein, sie war eh nie da.“, meinte er, nachdem er eine Weile überlegt hatte, was er antworten konnte. Er überlegte, wie er aus dieser Situation wieder herauskommen sollte. Er fühlte sich in die Enge getrieben. „Aber das hat dich verletzt, oder?“, erwiderte Hiroshi daraufhin. Er beugte sich zu Wataru hinunter und küsste ihn. Dieser erwiderte den Kuss ohne wirklichen Elan. Auch als Hiroshi ihre Positionen so veränderte, dass der Brünette unter ihm lag, ließ er es geschehen. Während sein Freund ihn am Nacken küsste, schob er seine Hand unter dessen Hemd, nachdem er die Krawatte gelockert hatte. „Ich bin für dich da…“ „Hiroshi… ich will heute keinen Sex…“, murmelte Wataru. Weiter wollte er es heute nicht kommen lassen. Es war ihm heute unangenehm, wenn der andere ihm so nah kam, genau wie mit seinen Fragen. Das war ihm alles viel zu viel. Sein Freund seufzte. Er war ein wenig frustriert, obwohl Wataru von Anfang an gesagt hatte, dass er keine Gefühle für ihn hegte, hatte er sich ihre Beziehung etwas anderes vorgestellt. Er hatte nicht gedacht, dass Wataru so verschlossen war. Sex war noch etwas, wobei er sich ihm richtig verbunden fühlte und heute wollte Wataru ihm nicht einmal das zugestehen: „Ist okay.“ „Vielleicht solltest du dir einen anderen Freund suchen?“, fragte dieser mit einem Anflug eines schlechten Gewissens. „Aber man kann sich nicht so einfach „entlieben“ und ich liebe dich nun mal. Und nur weil wir mal nicht einer Meinung sind, müssen wir uns doch nicht gleich trennen.“, erklärte Hiroshi. „Ich glaubte, ich sollte trotzdem gehen. Bevor ich dir heute noch mehr weh tue…“, entgegnete Wataru. Und bevor du mich noch weiter bedrängst, fügte er in Gedanken hinzu. „Wenn du willst… wir können uns die Tage ja noch mal treffen…“, antwortete Hiroshi doch etwas enttäuscht. Er hatte gehofft, dass Wataru wenigstens noch etwas bleiben würde. Aber anscheinend war dem anderen heute alles zu viel. Vielleicht sollte er es aufgeben, aus dem anderen schlau werden zu wollen? Nachdem Wataru das Haus von Hiroshis Eltern verlassen hatte, wusste er nicht wirklich, was er mit sich anfangen sollte. Die ganze Sache mit der „Beziehung“ war anscheinend nichts für ihn. Er sollte es beenden. Aber dann würde er Hiroshi weh tun… allerdings würde er ihm wohl noch mehr weh tun, wenn sie zusammen blieben. Er griff nach seinem Handy und wählte Yuusukes Nummer. Dieser wusste meist, was zu tun war oder konnte ihm zumindest weiter helfen. Genau wie Tomoyuki und Hiroaki, doch diese beiden hatten noch ein Treffen von ihrem Schulclub. „Hey Wataru, was gibt’s?“, wollte dieser wissen. Im Hintergrund konnte Wataru Menschen reden hören. Also schien sein Freund unterwegs zu sein. „Hast du ein wenig Zeit?“, fragte er trotzdem in der Hoffnung, dass der andere Zeit für ihn haben würde. So wie er ihn kannte, würde er sich Zeit nehmen, wenn er nicht etwas sehr dringendes zu erledigen hatte. „Ich sitz grad mit Tohru im Cafe, da wo wir sonst auch immer sind. Wenn du willst, kannst du ja vorbei kommen.“, erwiderte Yuusuke. Ein wenig gespannt war er schon auf Watarus Reaktion, doch er hatte nicht vor es ihm leicht zu machen. Er hatte einfach das Gefühl, dass Tohru ihm gut tun würde und genau aus diesem Grund hatte er nicht vor, ihn einfach so seine Ablehnungsnummer durchzuziehen. Schließlich hatte er auch bei Tomoyuki und Hiroaki Recht behalten. „Stör ich euch nicht?“, wollte Wataru etwas unsicher wissen. Schon wieder Tohru… aber andererseits hatte er das Bedürfnis mit Yuusuke zu reden. Der Jüngere würde wohl eh früher oder später mitbekommen, wie es um sein Liebesleben bestellt war, also machte er sich nicht wirklich verletzlich, wenn er diese Informationen preis gab. Schließlich schienen die anderen auch nicht gewillt zu sein, auf ihn zu verzichten. Innerlich seufzte er… es war ihm trotzdem nicht recht darüber zu reden. Aber wenn er mit Yuusuke reden wollte, musste er das wohl in Kauf nehmen… „Nein, tust du nicht.“, erwiderte Yuusuke. „Okay, dann bin ich gleich da…“, entgegnete Wataru und machte sich auf den Weg, nachdem er aufgelegt hatte. Es dauerte nicht lange, da hatte er mit der S-Bahn die Station erreicht, an der er aussteigen musste. Mit sicheren Schritten bahnte er sich seinen Weg durch die Menschenmassen, die sich durch den Bahnhof bewegten. Das Cafe befand sich in einem der größeren Einkaufszentren, welches in der Nähe der Station lag. Als er das Cafe betrat hatte er die beiden recht schnell ausgemacht und ging zu ihnen hinüber. Sie saßen an einem Tisch am Fenster, von dem man aus einen guten Blick über den Stadtteil. „Hi.“, begrüßte er sie. Die beiden anderen begrüßten ihn ebenfalls und überließen es ihm erstmal sich etwas zu trinken und ein Stück Kuchen zu bestellen. Schnell hatte Wataru sich für einen Eiskaffee und ein Stück Käsekuchen entschieden. Er registrierte, dass neben Tohru ein paar Schulhefte von Yuusuke lagen. Anscheinend hatte dieser ihm ein paar seiner Unterlagen mitgebracht, damit er sich ein Bild davon machen konnte, was sie so gemacht hatten. Aber wenn Tohru eine Klasse übersprungen hatte, dann brauchte er sich wohl keine Sorgen zu machen, nahm Wataru an. „Yuusuke hat dir seine Unterlagen mit gebracht?“, fragte Wataru. „Hm ja, dann kann ich mal sehen, was ihr letztes Halbjahr so gemacht habt. Nicht dass ich böse Überraschungen erlebe.“, erwiderte Tohru lächelnd. „Ich glaube, da brauchst du dir keine Sorgen machen.“, grinste er. „Einer muss ja mitschreiben. Mit Watarus Notizen könntest du gar nichts anfangen… da sind überall Zeichnungen und Texte drauf.“, lachte Yuusuke. Wataru sah ihn schmollend an, was alle zum Lachen brachte. Innerlich atmete er auf, jetzt fühlte er sich nicht mehr, als wenn er die beiden stören würde. „Aber am Telefon klangst du so, als wenn du über was reden wolltest.“, meinte Yuusuke dann. „Hm ja, also ich glaube, ich sollte meine Beziehung oder wie auch immer du das nennen willst, zu Hiroshi beenden. Ich komme nicht damit klar, dass er immer in meiner Nähe sein will und soviel über mich wissen will. Er fragt immer wieder nach und ständig sagt er mir, dass er mich liebt…“, erklärte Wataru. Er sah, dass Tohru etwas fragend blickte, sich aber nicht traute näher nachzufragen, weil er nicht wusste, ob es den anderen stören würde. „Sorry, du weißt das nicht, nehme ich an. Hiroshi, aus unserer Klasse und ich sind… ich weiß auch nicht, was wir sind… sagen wir, für ihn sind wir ein Paar.“, erläuterte er ihm dann. Zwar war er der Meinung, dass es niemanden etwas anging, wie sein Liebesleben aussah, aber auf der anderen Seite sah er auch keinen Grund, weshalb er vor Tohru ein Geheimnis daraus machen sollte. Früher oder später hätte er es sowieso mitbekommen. Vor allem, bei dem ganzen Klatsch, der über ihn kursierte. Wobei Hiroshi komischerweise noch nicht darin erwähnt wurde. Dieses offenherzige Geständnis überraschte Tohru total. Er hätte nie damit gerechnet, dass der andere ihm das einfach so erzählen würde. Außerdem war er überrascht, dass es jemanden gab, den er so nahe an sich heran ließ. Jetzt hatte er den Eindruck, dass es in Ordnung wäre, wenn er nachfragen würde: „Und du siehst euch nicht als Paar?“ „Nein, nicht wirklich. Ich liebe ihn nicht, aber das habe ich gleich klargestellt. Er wollte aber trotzdem…“, antwortete Wataru. Ihm war schon klar, dass das komisch klang. Yuusuke hatte sich erstmal zurückgehalten. Wenn sein Freund Tohru schon aufklärte, dann wollte er das nicht unterbrechen. Er wusste, dass Wataru nicht viel von Liebe hielt, aber eigentlich hatte er gehofft, dass Hiroshi ihm irgendwie gut tun würde. „Er merkt nicht, dass es dir unangenehm ist?“, wollte er dann wissen. „Nein, eigentlich nicht. Heute wollte er etwas über meine Familie wissen und ich hab ihm ein wenig was erzählt, aber er wollte immer mehr und mehr wissen. Er hat nicht mal gemerkt, dass ich immer angespannter wurde. Und als ich auch keinen Sex wollte, war er ziemlich verletzt. Aber er liebt mich ja zu sehr und will mich nicht aufgeben…“, seufzte Wataru und rollte mit den Augen. Das ganze nervte ihn irgendwie. Er verstand nicht, wie man so sein konnte. Wie konnte jemand, den er ständig verletzte, immer noch mit ihm zusammen sein wollen? Er verstand es einfach nicht. Er verstand nicht einmal, wieso Hiroshi sich in ihn verliebt hatte. „Hast du ihm gesagt, dass es dir unangenehm ist?“, fragte Tohru. „Hab ich schon mal. Das Ganze war eine Schnapsidee, ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen.“, erklärte der andere und machte sich über sein Stück Kuchen her, das er gerade bekommen hatte. Er stellte fest, dass er es nicht schlimm fand mit Tohru über solche Dinge zu reden. Dieser schien keine dummen Fragen zu stellen und hatte auch nicht gleich nachgefragt, als er am Anfang nicht wirklich folgen konnte. „Wenn es dir zu lästig ist, dann solltest du wirklich mit ihm reden und es ihm sagen. Das dürfte auf lange Sicht ja auch das Beste für ihn sein.“, meinte Yuusuke dann. „Du hast der Beziehung doch eh unter Vorbehalt zugestimmt. Du hast ihm ja nichts vorgespielt.“ Sein Freund nickte: „Ich habe ihm ja nichts versprochen, aber ich habe immer das Gefühl, dass er mehr will, als ich ihm geben kann oder will. Das ist anstrengend und auch wenn der Sex gut ist, weiß ich nicht, ob ich das noch lange aushalte.“ Es tat ihm gut, das mit den anderen zu besprechen. Das gab ihm wenigstens etwas das Gefühl, dass er in diesen Dingen nicht total unnormal war. „Ich hoffe, dass es dir nichts ausmacht, dass ich…“, meinte er dann zu Tohru. „Wie? Nein, überhaupt nicht. Dann hätte ich ein Problem mit mir selbst.“, antwortete Tohru ihm ehrlich. Er fand es nur mehr als fair, wenn er ihm auch etwas an Informationen zurückgab. Jetzt war Wataru überrascht, doch dann grinste er: „Weißt du was, ich glaube, ich mag dich immer mehr!“ Tohru schien zu merken, wann er besser nicht nachfragen sollte, aber andererseits ließ er sich nicht von ihm einschüchtern und schlagfertig war er auch. Außerdem mochte er sein Lachen. Es wirkte immer ehrlich und offen. Damit stieg er in Watarus Ansehen enorm. Und irgendwie hatte er das Gefühl Tohru schon eine ganze Weile zu kennen, nicht erst so kurz. Es war ein seltsames Gefühl, aber er wurde es einfach nicht los. Aber es machte ihm irgendwie Angst. Er hatte Angst davor, dass er Tohru zu schnell vertrauen würde und es hinterher bereuen würde. „Jetzt fühle ich mich aber geehrt.“, lachte Tohru. „Kannst du, bis er mir das gesagt hat, hat das länger gedauert!“, stellte Yuusuke fest. „Aber dass er ein paar Bindungsprobleme hat, hast du ja sicherlich schon gemerkt.“ Wataru verzichtete auf eine Antwort, sondern trank einen Schluck von seinem Eiskaffee. Ihm fiel tatsächlich mal nichts Gescheites zum Antworten ein, was eher selten der Fall war. Doch Yuusuke klopfte ihm auf die Schulter: „Aber wir arbeiten dran…“ Sie lachten. Insgeheim war Wataru über die angenehme, entspannte Atmosphäre zwischen ihnen erleichtert. Er fühlte sich wohl, viel wohler als eben bei Hiroshi. „Haben deine Eltern eigentlich ein Problem damit?“, fragte Wataru dann. „Nein, es ist okay. Von meinem letzten Freund waren sie allerdings nicht sehr angetan, aber das ist ja eh vorbei. Und deine?“, wollte Tohru dann wissen. Er hoffte, dass die beiden merkten, dass er nicht weiter darüber reden wollte. „Das Einzige, was mein Vater dazu gesagt hat war, aber bitte kein Sex, wenn er da sei und seine Freundin fand das furchtbar niedlich…“, erklärte der Brünette und verdrehte die Augen ein wenig. „Und du?“, wandte sich der Tohru nun an Yuusuke. „Och, ich stehe dann doch eher auf Frauen, aber ich verlange jeden eurer potenziellen Freunde kennen zu lernen, um zu checken, ob es keine Arschlöcher sind.“, meinte dieser grinsend, wofür er von Wataru einen Schlag auf den Hinterkopf einstecken musste. Als Wataru später nach Hause kam, war sein Vater noch nicht wieder von der Arbeit zurück. Seine Lebensgefährtin stand gerade in der Küche und machte Essen. Es roch bereits gut, nach Fisch und Reis. Neben dem Herd standen noch verschiedene kleine Schüsseln mit Gemüse. Das Radio lief und sie wippte leicht mit dem einen Bein im Takt der Musik. Als sie ihn hörte, drehte sie sich zu ihm um. „Hey, da bist du ja.“, begrüßte Sumire ihn. „Hast du schon gegessen?“ „Hi, nee hab ich nicht.“, antwortete er. „Magst du dann mit mir essen oder willst du lieber in deinem Zimmer essen? Dein Vater kommt übrigens heute später.“, wollte sie wissen. Sie hatte schon gemerkt, dass Wataru gerne mal ein wenig Zeit für sich hatte und dass es manchmal besser war ihn in Ruhe zu lassen. Und so wie er gerade aussah, konnte es gut sein, dass er heute seine Ruhe haben wollte. „Wir können gerne zusammen essen. Soll ich dir noch was helfen?“, erkundigte er sich dann und lächelte sie an. „Nein, das ist schon okay. Ich bin eh gleich fertig.“, meinte Sumire ebenfalls lächelnd. Sie konnte ihre Überraschung über die Zusage gut verstecken. „Aber Freitag kannst du dich hier austoben.“ „Darauf freue ich mich schon!“, erwiderte er und sie konnte beobachten, wie sich ein gewisses Glänzen in seine Augen stahl. Sie drehte sich um, um sich um das Gemüse zu kümmern und grinste. Sie fand seine Begeisterung für das Kochen niedlich, was wohl eher daran lag, dass sie ihn selten so begeistert von etwas sah. Sah man von der band einmal ab. Wenig später saßen sie zusammen am Küchentisch und aßen. „Was macht eure Band eigentlich?“, fragte sie interessiert. Während Watarus Vater nicht allzu begeistert davon war, war seine Freundin total begeistert davon. „Wir proben morgen wieder und vielleicht kriegen wir endlich einen festen Schlagzeuger.“, antwortete der Brünette. Sumire zog fragend eine Augenbraue hoch: „Und der ist einfach vom Himmel gefallen?“ „Nicht so ganz. Er ist neu an die Schule gekommen, hat mich umgerannt und sich gleich mit Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki verstanden, so kam das.“, entgegnete er. Als er davon sprach, dass Tohru ihn umgerannt hatte, was ja nicht ganz der Wahrheit entsprach, deutete er auf seine verbundene Hand. „Mit dir nicht?“, fragte sie grinsend. Das gehörte zu den kleinen Plänkeleien zwischen ihnen. Da sie nicht so viel älter war als er, hatte sich diese lockere Beziehung mit der Zeit zwischen ihnen entwickelt. Obwohl Wataru am Anfang recht abweisend gewesen war, war ihr der Sohn ihres Partners ans Herz gewachsen. Nachdem er bemerkt hatte, dass sie sich nicht aufzwingen wollte und ihn jetzt noch ein Mutterersatz sein wollte, hatte er sein Verhalten geändert. Sumire war klar gewesen, dass Wataru so etwas nicht mehr wollte, schließlich war er kein Kleinkind mehr. Allerdings erschreckte es sie manchmal schon, dass er die Situation mit seiner Mutter scheinbar gelassen hinnahm. Doch man konnte manchmal erahnen, dass es nicht der Fall war und dass ihn das alles doch ziemlich verletzt hatte. Er streckte ihr die Zunge raus: „Du kennst mich doch.“ „Schon klar, aber ihr beiden versteht euch? Dann lerne ich ihn bestimmt auch mal kennen.“, erwiderte Sumire. „Könnte passieren. Aber darf ich dich mal etwas fragen?“, wollte Wataru dann ernst wissen. „Kommt drauf an was.“, erwiderte sie. „Hm, hast du nicht manchmal Angst, dass mein Vater sich auch von dir trennt? Ich meine, hast du keine Angst davor, dass er nicht fähig dazu ist, eine richtige Beziehung zu führen? Du wusstest, wie viele Affären er gehabt hat und trotzdem bist du mit ihm zusammen…“, fragte er einfach drauf los. „Nein, ich habe keine Angst davor. Wenn es soweit kommt, dann ist es so. Am Anfang wird mir das vielleicht weh tun, aber wenn das Risiko nicht eingeht, dann bleibt man ewig alleine. Außerdem glaube ich, dass dein Vater durchaus fähig ist, eine richtige Beziehung zu führen. Ich glaube, bisher klappt es recht gut zwischen uns, weil wir uns nicht ständig sagen müssen, dass wir uns lieben. So wie ich das sehe, kommt dein Vater einfach nicht besonders gut damit klar, wenn sich jemand an ihn klammert und immer hören will, dass er sie liebt. Da seid ihr euch nicht ganz unähnlich, hm? Wie stehst überhaupt mit deinem Freund?“, erwiderte Sumire, nachdem sie kurz nachgedacht hatte. Sie hatte das mit seinem Freund eher durch Zufall mitbekommen, erzählt hatte er das nicht gleich. „Ich glaube, das ist mir zuviel. Er will immer so viel und das kann ich ihm nicht geben. Ich liebe ihn ja nicht mal richtig.“, antwortete Wataru, ohne die ganze Geschichte in allen Details zu erklären. „Schade, aber eines Tages wirst auch du jemanden finden, mit dem du auf dieser Ebene klarkommst.“, meinte sie und gab sich mit den wenigen Infos zufrieden, die sie bekam. Eigentlich hatte sie sich für ihn gefreut und gehofft, dass es wirklich etwas werden würde. „Sicher?!“, erwiderte Wataru wenig überzeugt. „Sicher.“, bestätigte Sumire. Etwa zur selben Zeit half Tohru seiner Mutter beim Decken des Abendbrottisches. „Du bist viel mit deinen neuen Freunden unterwegs, hm?“, meinte seine Mutter mit einem Lächeln. Sie war mehr als froh, dass ihr Sohn wieder lachen konnte. Sie hatte ihn seit dem Vorfall nicht mehr so lebhaft erlebt. „Die vier sind aber auch sehr nett. Und morgen kann ich bei ihrer Band vorspielen. Ich hoffe, dass sie mit mir zufrieden sind. Das wäre echt toll, wenn das klappt.“, erwiderte Tohru begeistert. „Das würde mich für dich wirklich freuen. Ich drück dir die Daumen.“, sagte sie. „Danke, das würde mir echt viel bedeuten, wenn ich mit den vieren zusammen spielen könnte. Die sind echt gut.“, entgegnete ihr Sohn. „So lange keiner von deinen neuen Freunden dich auf dumme Gedanken bringt…“, mischte sich sein Vater nun ein, der gerade in die Küche gekommen war. Tohrus Schwestern schienen alle in ihren Zimmern zu sein. „Ich hoffe, von denen ist keiner schwul.“ Schlagartig verdunkelte sich Tohrus Gesichtsausdruck: „ Das hat doch damit nichts zu tun. Außerdem sind sie nur ein Jahr älter als ich. Fang bloß nicht schon wieder damit an, dass das alles nicht passiert wäre, wenn ich nicht schwul wäre!“ „Dazu sage ich jetzt nichts.“, erklärte sein Vater einfach nur. Allerdings brauchte er das auch nicht, es war auch so klar, was er dachte. „Mach nur nicht schon wieder Ärger.“ „Aber das war doch nicht meine Schuld!“, schnaubte sein Sohn, der sich mal wieder mehr als missverstanden fühlte. Seit dem Vorfall war ihr Verhältnis angespannt. Seine Mutter gab sich immerhin noch Mühe ihn zu verstehen… Später lag Tohru auf seinem Bett. Die Lampe, die an das Bettgestell geklemmt war, brachte nur spärliches Licht in das Zimmer. Aber es reichte ihm. Er sah sich ein paar Fotos von früher an, als noch alles in Ordnung gewesen war. Eigentlich hätte er alle Fotos wegschmeißen sollen, damit die Erinnerungen ihn nicht mehr verfolgten und er sich nicht in Sehnsüchten verging, die sich nicht mehr erfüllten, nicht mehr erfüllen durften. Zum tausendsten Mal fragte Tohru sich, wieso es soweit hatte kommen müssen. Mit dem Finger strich er schon fast zärtlich über die Gestalt seines Exfreundes auf dem Foto. Obwohl er genau wusste, was dieser getan hatte, war er immer noch nicht über ihn hinweg. Er hoffte nur, dass seine neuen Freunde ihn ablenken würden, damit er schneller über ihn hinweg kommen würde. Als Tohru am nächsten Tag mit Wataru, Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki in der Mittagspause zusammen saß und aß, bemerkte er wie sich der Verband um die Hand des Brünetten zu lösen begann. Dieser schien allerdings selber noch nichts davon bemerkt zu haben. „Wataru?“, begann er. Dieser sah ihn überrascht an: „Hm?“ „Dein Verband lockert sich…“, meinte Tohru dann. „Oh…“, Wataru sah sich das Ganze an. Er stellte sein Essen zur Seite und zupfte etwas ungelenk an dem Verband herum, um ihn auf irgendeine Weise wieder zu befestigen. Statt den gewünschten Effekt zu erzielen, schaffte er es jedoch nur den Verband noch stärker zu lockern. „Meinst du nicht, dass es besser ist, wenn man das neu verbindet?“, fragte Tohru und streckte ihm die Hand hin, um zu signalisieren, dass er ihm helfen würde. Er konnte genau sehen, wie Wataru zögerte. Man konnte in seinem Blick ablesen, dass er zwar die Hand ausstrecken wollte, sich aber nicht sicher war, ob er es sollte. Schließlich streckte er Tohru doch seine Hand hin. Die Bewegung war zögerlich und als der Jüngere seine Hand berührte, zuckte Wataru kurz zusammen, doch dann konnte er sich entspannen. Sorgfältig wickelte Tohru den Verband ganz ab und machte sich danach daran die Hand neu zu verbinden. Vorher hatte er noch einen Blick auf die Wunde geworfen, die zu seinem Erschrecken recht groß war, aber gut zu verheilen schien. Er wusste nicht, dass sie sich durch den „Unfall“ beim Fußballtraining schlimmer geworden war. „Danke.“, sagte Wataru, nachdem Tohru sein Werk beendet hatte. Als er das sagte, sah er ihn schon fast schüchtern an. Tohru fand Wataru so ziemlich niedlich, ganz und gar nicht, wie dessen sonst so ruppige und abweisende Art. „Kein Problem.“, erwiderte dieser mit einem freundlichen Lächeln. Die anderen drei waren ein weiteres Mal erleichtert. Sie hatten langsam das Gefühl, dass Wataru das Eis zwischen Tohru und ihm selbst brechen ließ. Es würde nicht von heute auf morgen passieren, aber der Prozess schien in Gang gesetzt worden zu sein. Was keiner der fünf bemerkte war, dass Hiroshi die ganze Szene beobachtet hatte und er war ganz und gar nicht davon angetan, wie Wataru Tohru an sich heran ließ. Ihn überkam die Angst, dass der Neue seinem Freund bald mehr bedeuten könnte als er. Warum konnte e ihn nicht einfach zurück lieben? Warum war Wataru in dieser Hinsicht so verbohrt? Hiroshi verstand es einfach nicht. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass es etwas mit seiner Mutter zu tun haben konnte, aber sein Freund sprach ja nicht über solche Sachen. Ob er Tohru davon etwas erzählen würde? Allein der Gedanke, erfüllt ihn mit Wut. Warum war dieser überhaupt hier aufgetaucht? Vorher war es besser gewesen. Vorher hatte Wataru ihm noch nie Sex verweigert… Die vorletzte Stunde hatten Wataru und Tohru zusammen. Sie saßen nebeneinander in der letzten Reihe. Der Platz neben Wataru war der Einzige, der noch frei gewesen war, sodass Tohru gar nichts anderes übrig geblieben war, als sich dort hin zu setzen. Doch zum Glück störte er den anderen inzwischen nicht mehr, ihn um sich zu haben. Plötzlich bemerkte Tohru wie ein Zettel auf Watarus Tisch landete. Dieser zog genervt die Augenbrauen zusammen, dann öffnete er den Zettel und las ihn. Man konnte deutlich sehen, dass er sich über den Inhalt ärgerte. Sein Blick sprach Bände. Seine Augen waren leicht zusammen gekniffen und seine Augenbrauen verengten sich. Seine Lippen waren für einen Moment nur noch ein Strich. Dann knüllte er den Zettel zusammen und steckte ihn in seine Tasche. Tohru fragte sich, was genau auf dem Zettel gestanden hatte, dass es seinen Freund so verärgert hatte. Es musste irgendetwas Schlimmes gewesen sein. Nachdem die Stunde vorbei war und der Lehrer den Klassenraum verlassen hatte, stand Wataru geräuschvoll auf. Mit ein paar großen, schnellen Schritten war er bei einem ihrer Mitschüler und funkelte ihn an: „Wenn du ein Problem mit mir hast, Ueda, dann sag es mir gefälligst ins Gesicht! Zettel schreiben, weil man Angst hat einen in die Fresse zu bekommen, ist feige!“ Ihr Mitschüler hatte eindeutig Angst vor Wataru. Er schaffte es nicht seinem Blick Stand zu halten, sondern blickte schnell auf den Boden. Seine Lippen bebten leicht, dann öffnete er sie, um etwas zu sagen, doch Wataru hatte sich schon umgedreht und marschierte aus dem Raum, ohne seine Mitschüler noch eines Blickes zu würdigen. Schnell schnappte Tohru sich seine Tasche und eilte auf den Flur. Dort sah er wie Wataru an Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki vorbei ging, ohne etwas zu sagen. Die drei schienen zu wissen, was passiert war und ließen ihn gehen. Verwirrt sah Tohru ihm hinterher. „Hat er einen Zettel bekommen?“, wollte Tomoyuki wissen. „Ja, hat er. Er sah sehr wütend aus. Nach der Stunde ist er zu Ueda und hat ihn angegiftet, er solle ihm doch ins Gesicht sagen, wenn er ein Problem mit ihm habe…“, fasste Tohru kurz zusammen, was eben geschehen war. „So wütend wie er aussah, hat Ueda Glück gehabt, dass Wataru ihn nicht gleich verprügelt hat.“, stellte Hiroaki fest. „Was für ein Problem hat er denn mit Wataru? Und wollt ihr ihm nicht hinterher?“, erkundigte sich der Jüngste. Er wusste nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte. Yuusuke bemerkte seine Verwirrtheit und legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Es ist besser ihm erstmal 5 Minuten zu geben, um wieder runter zu kommen. Wir gehen ihm gleich hinterher und es ist nicht nur Ueda, der ein Problem mit ihm hat. Es ist allgemein bekannt, dass Wataru sich nichts aus Frauen macht. Eine Tatsache, die nicht allen gefällt.“ Nun war Tohru ebenfalls sauer. Er verstand seinen Freund nur zu gut! Auch er hatte negative Erfahrungen gemacht, was die Reaktionen auf seine sexuelle Orientierung anging. Er ballte eine Hand zur Faust: „Wo ist Wataru?“ „Normalerweise auf dem Dach…“, antwortete Hiroaki etwas überrascht von der plötzlichen Reaktion. Dass Tohru als nächstes an ihnen vorbei stürmte, verwunderte ihn nur noch mehr. „Ich schätze mal, er kennt das Problem.“, meinte Yuusuke. Er hoffte nur, dass Wataru ihn nicht runterputzen würde. „Ist er auch?“, wollte Tomoyuki wissen. Er wollte es nicht aussprechen, nur für den Fall, dass jemand ihrem Gespräch folgte. Ihr Freund nickte: „Schätze es hat auch etwas damit zu tun, wieso seine Familie auf einmal umgezogen ist.“ „Das kann gut sein.“, stimmte Hiroaki nachdenklich zu. „Meint ihr, wir sollten gucken, ob alles in Ordnung ist? Oder ob Wataru Tohru doch den Kopf abreißt?“ „Ja, ich denke wir sollten nachsehen. Wenn alles ok ist, gehen wir wieder.“, meinte Yuusuke. Sie wechselten einen Blick und wussten, dass sie alle drei das gleiche dachte. Sie hofften, dass alles in Ordnung sein würde. Gerade jetzt wo Wataru anfing Tohru zu mögen. Tohru hatte nicht lange gebraucht um den Weg auf das Dach zu finden. Er öffnete die Tür und sah sich um. Schnell hatte er Wataru entdeckt, der an den Zaun gelehnt in die Tiefe starrte. Langsam ging er auf ihn zu und stellte sich neben ihn. Bevor er etwas sagen konnte, funkelte Wataru ihn an: „Was?!“ Er war sauer, wirklich sauer. Nicht in erster Linie auf Tohru, aber ihn traf seine Wut jetzt. Sonst war ja keiner da. „Sonst weißt du doch auch, wann ich Ruhe brauche! Oder haben die anderen dich geschickt?!“, knurrte er. Tohru ließ sich davon nicht beeindrucken. Er hatte mit so einer Reaktion gerechnet und er verstand ihn schon. Doch auf der anderen Seite war er fest entschlossen ihm zu verstehen zu geben, dass er genau wusste, wie sich das anfühlte, solche Zettel zugesteckt zu bekommen. Er wusste nicht genau, wieso ihm das so wichtig war, aber das war es einfach. „Nein, ich bin hier, weil ich es wollte und ja ich weiß, dass du eigentlich einen Moment alleine haben willst…“, erwiderte er ruhig. „Warum bist du dann trotzdem hier?!“, wollte Wataru, immer noch wütend, wissen. „Ich… ich hab an meiner alten Schule auch solche Zettel bekommen. Die Beschimpfungen als Schwuchtel oder Schwanzlutscher waren noch die harmlosesten…“, erklärte er. Man konnte ihm ansehen, dass es ihn verletzt hatte. Dann sah er an Wataru vorbei in die Ferne: „Schlimmer waren die, auf denen in allen erdenklichen Formulierungen stand, dass die Welt eine bessere ohne mich wäre…“ Plötzlich verstand Wataru wieso Tohru gekommen war, zumindest glaubte er das. Ihm wurde schlagartig klar, dass dieser ähnliche Erfahrungen gemacht haben musste wie er. Wenn jemand wirklich wusste, wie er sich gerade fühlte, dann war es Tohru. „Auf dem Zettel stand, dass es für widerliche Schwuchteln wie mich nicht mal in der Hölle einen Platz gebe.“, erklärte Wataru nun, überraschend offen für den anderen. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen. „Das sind alles dämliche, verbohrte Arschlöcher! Ich hoffe, irgendwann lernen sie mal wie sich das anfühlt.“, meinte er dann. Seinem Tonfall war immer noch anzumerken, dass er verärgert war, aber seine Wut war jetzt nicht mehr auf Tohru konzentriert. Nicht nachdem er den Schmerz in dessen Augen gesehen hatte… „Und was für welche.“, erwiderte dieser grummelnd. „Mir hängt das so zum Hals raus.“ Inzwischen standen sie nebeneinander, mit den Armen auf dem Geländer und sahen in die Ferne. Tohru war erleichtert, dass Wataru ihm erlaubte hier zu sein. Er hatte wirklich Angst gehabt, dass alles, was sich in den letzten Tagen so mühsam zwischen ihnen aufgebaut hatte, zerstört werden könnte. Er war froh, dass es das Risiko wert gewesen war. „Pass bloß auf, dass das hier keiner rauskriegt. Sollte es einer rauskriegen, sag bescheid. Die wissen immerhin, dass ich mich wehren kann.“, meinte der Ältere. Tohru war dankbar für die Worte. Er verstand, dass der andere ihm hiermit seine Unterstützung anbot, sollte tatsächlich jemand dahinter kommen, dass auch er schwul war. Gleichzeitig tauchten neue Fragen auf. Wie hatten die anderen Schüler erfahren, dass Wataru nicht auf Frauen stand? Er ahnte, dass er darauf noch nicht antworten würde, also probierte er es mit einer anderen: „Oft geprügelt deshalb?“ „Ja, ein paar Mal. Aber nicht immer alleine… Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki haben mir immer geholfen, wenn sie da waren. Musstest du dich auch prügeln?“, erkundigte er sich nun. „Aber nur einmal. Dann sind wir auch schon umgezogen…“, antwortete Tohru. Dass er dabei ordentlich etwas abbekommen hatte, verschwieg er. Es war nicht so, dass er sich nicht hätte wehren können, aber er hatte es nicht gewollt. Seine Schuldgefühle waren damals zu groß gewesen. Beide bemerkten nicht, dass Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki am Treppenaufgang zum Dach standen und sie beobachtet hatten. Erleichtert stellten sie fest, dass Wataru Tohru nicht heruntergeputzt hatte und ihm die entstehende Freundschaft gekündigt hatte. Bevor die beiden sie noch entdecken konnten, beschlossen sie zu gehen. Ihnen war klar, dass die beiden sich in dieser Hinsicht verstanden und diese Zweisamkeit wollten sie nicht zerstören. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hui, trotz Bewerwbungsstress ein neues, langes Kapitel von How about truth! So langsam wird das ja was mit Wataru und Tohru *g* Hoffe euch gefällt das Kapitel ^.^ lg Miya Kapitel 4: Confession --------------------- How about truth 4 ~ Confession ~ Am späten Nachmittag trafen sich die fünf zur Bandprobe. Nachdem sie Tohru etwas Vorbereitungszeit gegeben hatten, sollte er heute vorspielen und dann wollten sie gemeinsam abstimmen, ob sie einen neuen Schlagzeuger hatten, oder nicht. Dem Jüngsten war eindeutig anzusehen, dass er ziemlich aufgeregt war. Er war noch hibbeliger als sonst und spielte mit seinen Drumsticks herum. Bevor er anfing zu spielen, holte er einmal tief Luft. Tohru wollte die vier auf keinen Fall enttäuschen. Wenn ihm jetzt etwas wichtig war, dann dass er mit ihnen in einer Band spielen konnte. Und ihm war schon länger nichts mehr so wichtig gewesen. Trotz seiner Nervosität klappte es eigentlich ganz gut. Ein paar kleine Fehler hier und da, aber im Großen und Ganzen klappte es erstaunlich gut, auch als sie das erste Mal zusammen spielten. Schließlich saßen sie auf dem Sofa im Proberaum und Tohru sah sie erwartungsvoll an. „Also ich finde, dass es sehr gut geklappt hat. Ich bin wirklich begeistert von dem, was du drauf hast.“, erklärte Hiroaki merklich beeindruckt. „Es wäre cool, wenn du unser fester Drummer werden würdest.“, stimmte Yuusuke zu. Tomoyuki nickte zustimmend und wandte sich an Wataru, dem bisher auch nicht anzusehen war, was er dachte: „Und was denkst du?“ Alle anderen sahen ihn erwartungsvoll und neugierig an. Bevor er antwortete, räusperte sich er sich: „Ich denke, dass wir schön blöd wären, wenn wir Tohru nicht aufnehmen würden.“ Zuerst sah Tohru ihn etwas ungläubig an, er hätte mit etwas widerwilliger Zustimmung gerechnet, aber nicht mit so einem Kommentar. „Das heißt…?“, fragte er noch einmal nach, als ob er es nicht richtig glauben könnte. „Das heißt, dass du dabei bist. Was denn sonst?!“, erwiderte Wataru und verdrehte gespielt genervt die Augen. Als nächstes merkte er nur wie jemand seine Arme um ihn schlang und ihn fest drückte. Es dauerte ein wenig, bis Wataru realisierte, dass es sich um Tohru handelte, der ihn da gerade um den Hals fiel. Was dann mit einigem Erstaunen in seinen Verstand sickerte, war, dass er sich keineswegs von dem plötzlichen Ausbruch des Jüngeren bedroht fühlte. Im Gegenteil es fühlte sich eigentlich ganz angenehm an, dessen Körper so nahe zu spüren. Genauso plötzlich, wie die Umarmung erfolgt war, brach sie auch wieder ab. Etwas betreten sah Tohru ihn an: „Tut mir leid, ich wollte nicht… ich hab mich nur so gefreut und vergessen, dass du nicht so auf Körperkontakt stehst…“ Die anderen drei wechselten Blicke, die klar machten, dass sie jetzt ein Donnerwetter erwarteten, doch dieses blieb erstaunlicherweise aus. „Ist okay.“, antwortete Wataru. Man konnte seinem Gesichtsausdruck entnehmen, dass er etwas verwirrt war und nicht wusste, was er von der Situation halten sollte, beziehungsweise von seiner Reaktion. Als sie sich voneinander verabschiedeten und Wataru sich auf den Weg nach Hause machte, war Tohru plötzlich neben ihm. „Wegen vorhin, es tut mir wirklich leid.“, begann er. „Ich hab dir doch gesagt, dass es okay ist, oder?“, erwiderte Wataru ruhig. Es machte ihm wirklich nichts aus. „Ja, aber du hast so komisch gewirkt. So ähnlich wie heute in der Mittagspause, als ich dir den Verband wieder festgebunden habe. Du warst am Anfang so verspannt. So als ob du immer überlegst, ob ich dir nicht doch etwas Böses tun will.“, erklärte Tohru. Plötzlich blieb er stehen. Als Wataru bemerkte, dass der andere stehen geblieben war, machte er ein paar Schritte zurück und stand dann vor Tohru, der ihn ernst ansah. „Weißt du, ich will dir wirklich nichts Böses.“, stellte er fest. Seine Stimme war leise als er das sagte, damit keiner der anderen Menschen um sie herum etwas davon mitbekam. Diese Worte waren ganz alleine für Wataru bestimmt. „Ich… ich möchte dir schon gerne glauben, aber mich haben schon eine Menge Menschen enttäuscht, deshalb ist das für mich nicht so einfach. Ich brauche etwas mehr Zeit. Es tut mir leid, dass ich am Anfang so eklig zu dir war, aber ich kann anderen einfach nicht so schnell vertrauen. Den meisten will ich gar nicht vertrauen, aber dir schon. Weißt du, es war wirklich nicht schlimm, dass du mich umarmt hast. Ich schätze, du hast damit jetzt die offizielle Erlaubnis mir näher zu kommen, aber wehe du nutzt das jedes Mal so aus!“, antwortete er ihm ebenso leise. Am Ende lächelte er Tohru wieder so wie Mittags an. Dieser lächelte zurück: „Ich werde mich hüten und ich kann warten. Aber ich werde nicht locker lassen, das sollte dir klar sein!“ „Alles andere hätte mich jetzt auch überrascht.“, gab Wataru zurück. „Du hast dich nicht wie alle anderen gleich abschrecken lassen.“ Bevor Tohru etwas erwidern konnte, klingelte plötzlich Watarus Handy. Dieser kramte in seiner Tasche herum, bis er es gefunden hatte, nur um festzustellen, dass es eine Nachricht war, die er bekommen hatte. Schnell las er sie und währenddessen verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck ein wenig. Er tippte ein knappe Antwort, dann wandte er sich wieder an Tohru: „Sorry, war von Hiroshi. Der will doch echt, dass ich jetzt noch vorbei komme. Dabei hab ich ihm in der Schule gesagt, dass ich nach der Bandprobe keine Zeit habe. Also naja eigentlich habe ich keine Lust. Man, ich muss wirklich mit ihm reden.“ „Er bedrängt dich wirklich etwas zu sehr für deinen Geschmack, oder?“, meinte Tohru. „Viel zu sehr. Es ist ja nicht so, als wenn alles scheiße mit ihm ist, aber manchmal frage ich mich wirklich, warum ich dem zugestimmt habe. Du musst mich für total bescheuert halten, wirklich. Irgendwie bin ich das wohl auch. Voll das soziale Wrack…“, Wataru seufzte. „Ich weiß ja nicht, wer dich wie verletzt hat und solange du mir nicht vertraust, geht mich das auch nichts an, aber ich halte dich sicher nicht für bescheuert. Man wird viel zu leicht verletzt, dass man irgendwann Angst davor hat jemandem zu vertrauen, überrascht mich nicht. Ich wollte eigentlich nicht von zu Hause weg, obwohl ich wusste, dass es besser für mich ist. Ich hatte Angst, dass ich hier niemanden finde, dem ich vertrauen kann. Das es nicht besser wird…“, antwortete Tohru ihm recht offenherzig, auch wenn er die Details ausließ. Aber beiden war klar, dass es einen Zeitpunkt geben würde, an dem sie sich ihre Enttäuschungen anvertrauen würden. Etwas überrascht sah er ihn nun an: „Tohru… magst du vielleicht noch etwas mit mir essen gehen? Oder musst du gleich nach Hause?“ „Wenn ich meinen Eltern kurz Bescheid sage, sollte das in Ordnung sein.“, meinte dieser und zückte sein Handy. Er freute sich wirklich über das Angebot von Wataru mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Tohru hatte das Gefühl, dass es ein weiterer Schritt in die Richtung war, die dazu führte, dass Wataru ihm vertrauen würde. Nachdem er seiner Mutter versprochen hatte nicht allzu spät nach Hause zu kommen, machten er und Wataru sich auf dem Weg zu einem günstigen Restaurant. Als Hiroshi seinen Freund eine Nachricht gesendet hatte, war er gerade auf dem Weg nach Hause. Er staunte nicht schlecht, als er Wataru und Tohru, kurz nachdem er eine Antwort erhalten hatte, auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah. Deshalb hatte er also keine Zeit? Und dann gingen die beiden auch noch so einträchtig weg. Hiroshi beschloss den beiden ein Stück zu folgen, um zu sehen wo sie hingehen würden. Zwischen ihnen war genug Platz, sodass sie ihn nicht bemerken dürften, doch er hatte sie noch soweit im Auge, dass er ihnen folgen konnte. Als er die beiden in einem Restaurant verschwinden sah, kochte er vor Wut. Warum versetzte Wataru ihn für den Neuen? Und warum sah er dabei auch noch entspannt und glücklich aus? Stinkwütend drehte er sich auf dem Absatz um und ging nach Hause. „Warum hast du dich eigentlich nicht von meinem Verhalten einschüchtern lassen?“, wollte Wataru wissen. Bisher hatte es nur wenige Leute gegeben, die sich nicht von seinem abweisenden, ruppigen Verhalten beeindrucken ließen. Sie saßen sich an dem Tisch des Yakinikurestaurants, in das Wataru ihn geführt hatte, gegenüber. Zwischen ihnen befand sich der Grill, auf dem sie gleich das Fleisch und Gemüse würden grillen können. Das Restaurant erfreute sich allgemeiner Beliebtheit bei Jugendlichen, da man hier für wenig Geld in einanhalb Stunden so viel Essen und Trinken konnte, wie man wollte. Sie hatten Glück gehabt, dass sie spontan noch einen Platz bekommen hatten. Gerade hatten sie ihre Cola, jeweils eine Schüssel Reis und Misosuppe, sowie eine erste Auswahl an Fleisch bekommen. „Oh am Anfang hast du mir ganz schön Angst gemacht, aber Yuusuke meinte, dass du eigentlich ganz anders bist. Als ich dann gesehen habe, wie du mit ihm, Tomoyuki und Hiroaki umgehst, dachte ich, dass er recht hat und dass es nur deine Art ist dich zu schützen. Als du dann gesungen hast, war ich endgültig davon überzeugt, dass du eigentlich ein sehr liebenswerter Mensch bist und dass das Abweisende eher Fassade ist.“, erklärte Tohru. Er sah zu wie der andere sich die Zange schnappte und etwas Fleisch auf den Grill legte. Wataru war schon ziemlich erstaunt, dass Tohru ihn so gut lesen konnte, gleichzeitig machte ihm das irgendwie Angst. Wenn er ihn schon durchschauen konnte, konnten andere es auch. Trotzdem machte kaum jemand Anstalten hinter seine Fassade zu blicken. Warum? Weil es ihnen zu mühsam war oder weil sie ihn einfach nicht leiden konnten? „Und was hat dich dazu gebracht dein Verhalten mir gegenüber zu ändern?“, wollte Tohru nun seinerseits wissen. „Willst du eine ehrliche Antwort?“, antworte Wataru zuerst mit einer Gegenfrage. „Eine ganz ehrliche.“, bestätigte dieser. „Okay… am Anfang dachte ich, du bist nur so ein kleines verwöhntes Gör… dass du dich so schnell mit Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki verstanden hast, hat mir, ehrlich gesagt Angst, gemacht. Genau wie als du auf der Bandprobe erschienen bist. Du bist mir zu schnell in meine Welt eingedrungen, denn die drei und die Band sind praktisch mein Refugium, wenn du so willst. Bei der Probe hat mich Yuusuke ein wenig zusammen gestaucht, weil ich so widerlich zu dir gewesen bin, also wollte ich ihm zu liebe versuchen mich zu bessern, aber als wir dann zusammen trinken waren, warst du eigentlich ganz nett. Und auch gestern als wir im Cafe saßen… ich fands gut, dass du nicht einfach drauf losgefragt hast, was meine Beziehung und meine Familie angeht. Das war der Punkt, als ich dachte, dass du jemand bist, dem man vertrauen könnte. Jetzt arbeite ich daran…“, erklärte Wataru und sah Tohru verlegen an. Es hätte nicht viel gefehlt und er wäre rot geworden. „Schon okay, du musst mich ja nicht von Anfang an gemocht haben, aber ich wäre froh, wenn wir Freunde werden würden.“, erklärte dieser. Der andere sah im tief in die Augen, als suchte er dort nach einem Zeichen, der Bestätigung oder des Zweifels. Doch dann nickte er: „Das würde mich auch freuen.“ Mit einem Grinsen hob Tohru sein Glas und hielt es dem anderen zum Anstoßen hin. Wataru hob ebenfalls sein Glas und stieß mit ihm an. Nachdem sie einen Schluck getrunken hatten, gab Wataru ihm ein paar Stückchen Fleisch rüber. „Du hast noch nicht mit Hiroshi geredet oder?“, wollte Tohru wissen und brach seine Holzstäbchen auseinander. Er wusste nicht genau, ob er die Frage stellen durfte, aber da Wataru immer recht freimütig über seine seltsame Beziehung zu dem anderen redete, nahm er an, dass es in Ordnung wäre, wenn er fragte. „Nein, irgendwie hat sich das noch nicht ergeben. Ich wollte mit ihm reden, aber privat und da ich mich ja noch nicht wieder mit ihm getroffen habe… ich will ihm ja auch nicht weh tun. Also, ich weiß, dass er nicht begeistert davon ist, aber ich würde den Schaden wirklich gerne gering halten. Das hat er nicht verdient.“, antwortete Wataru. Er wurde rot, da er schon wieder zugab, dass ihm manchmal mehr an anderen lag, als er normalerweise zugab. „Wenn er dich so mal erlebt hat, dann kann ich ihn schon verstehen, dass er sich in dich verliebt hat.“, grinste Tohru. „Eh?!“, gab der Ältere von sich. „Du kannst ganz schön niedlich sein, wenn du verlegen wirst und vor allem wenn du lächelst.“, gab er zurück. „Hm…“, machte Wataru. Das deckte sich nicht so mit dem Bild, welches er von sich hatte und so wusste er nicht wirklich, was er dazu sagen sollte. Außerdem wusste er nicht, ob Hiroshi ihn so schon einmal kennengelernt hatte. „Eigentlich müssen wir feiern, dass wir jetzt in einer Band sind…“, wechselte er schließlich das Thema. „Dir ist so was peinlich, wenn jemand hinter deine Fassade sieht, oder? Aber wir können gerne zusammen feiern. Hattest du was Bestimmtes im Sinn?“, wollte Tohru wissen. Er hatte absichtlich so schnell das Thema gewechselt, da er Wataru nicht zu einer Antwort zwingen wollte. „Hm, nein ich mag das nicht so. Es macht mich verletzlich.“, erklärte der Brünette aufrichtig. „Ich dachte, wir gehen in die eine Rock und Metalbar, in der wir häufig sind. Da du jetzt in den engeren Kreis gehörst, solltest du dich dort auskennen.“ Dann grinste er ihn an. „Klingt gut!“, grinste sein Gegenüber ihn ebenfalls an. Es war irgendwie einfach mit Tohru zusammen zu sein, dachte Wataru. Es war nicht so anstrengend wie mit Hiroshi. Selbst wenn er Fragen stellte, geschah es nicht auf eine aufdringliche Weise. Er fühlte sich nicht unter Druck gesetzt zu antworten, sondern hatte das Gefühl, dass es in Ordnung war, wenn er nicht antwortete. Außerdem brachte ihn Tohrus Gesellschaft auf eine seltsame Weise runter. Er war viel ruhiger, wenn sie zusammen waren, vor allem, wenn sie so wie jetzt alleine waren. Tohru ging es ähnlich. Er empfand Watarus Gesellschaft, jetzt wo sich dieser ihm zusehends öffnete, als sehr angenehm. Sie schienen auf einer Wellenlinie zu liegen und selbst wenn sie für einen Moment schwiegen, war es keine unangenehme Stille. Er rechnete es ihm hoch an, dass Wataru bemüht war, ihm zu vertrauen. Dass es nicht von heute auf morgen funktionierte, war ihm klar, das war bei ihm auch nicht anders. Aber nachdem was Yuusuke und die andere ihm über ihre Versuche erzählt hatte, sich mit Wataru anzufreunden, wusste er es zu schätzen, dass dieser sich ihm gegenüber so schnell geändert hatte. Yuusuke beobachtete Wataru jetzt schon eine Weile während des Unterrichts. Dieser kritzelte vertieft in seinem Heft herum und er war sich sicher, dass es keine Notizen für den Unterricht waren. Sie waren jetzt ein halbes Jahr zusammen in einer Klasse. Ein halbes Jahr, in dem Wataru nur das nötigste mit seinen Mitschülern geredet hatte… Im Gegensatz zu den anderen hatte er sich nicht einmal darum bemüht Freunde zu finden. Hatte sich jemand um ihn bemüht, war er abweisend gewesen, sodass die Person aufgegeben hatte. Alle bis auf Yuusuke… Er wusste nicht wieso, aber war nicht gewillt einfach so aufzugeben. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Wataru wirklich so asozial war, wie er rüber kam. Sie waren zwölf Jahre alt, wie konnte man da keine Freunde haben wollen? Yuusuke verstand es einfach nicht. Vor allem nicht, nachdem er Watarus Blick in manchen Situationen gesehen hatte. Als er ihn vor einer Woche gefragt hatte, ob sie nicht zusammen in der Mittagspause essen wollten, hatte dieser zwar wie immer abgelehnt, doch sein Blick sagte etwas anderes. Dort war eindeutig ein Zögern zu erkennen gewesen. Nachdem er abgelehnt hatte und Yuusuke im Begriff gewesen war, sich umzudrehen und zu gehen, in diesem Moment hatte sich eine leichte Traurigkeit in dessen Blick geschlichen. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass ihm das aufgefallen war. Das war auch der Grund gewesen, wieso er sich nicht entmutigen ließ. Er war sich sicher, dass man sich mit Wataru anfreunden konnte, nur musste er herausfinden, wie er diesen aus seiner Schale herausholen konnte. Plötzlich klingelte es und die Stunde war beendet. Geräuschvoll packten die Schüler ihre Sachen zusammen und begannen miteinander zu reden. Fröhlich schoben sie ihre Tische zusammen und holten ihre Bentoboxen aus dem Ranzen. Alle bis auf Wataru… Dieser zückte sein Handy und las anscheinend eine Mitteilung, die er gerade eben erhalten hatte. Dabei verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck deutlich. „Meine Eltern haben gesagt, dass Miyawakis Vater schon wieder alleine zum Elternabend gekommen ist und angeblich ist Miyawaki oft nach der Schule im Krankenhaus. Meint ihr sein Vater schlägt ihn?!“, meinte eins der Mädchen zu den anderen. Es war ihr anscheinend egal, dass Wataru sie hören konnte. Doch es schien ihn nicht zu interessieren, was die anderen erzählten. Er stand auf und verließ den Klassenraum, das Handy in der Hand. Yuusuke sah ihm nach und entschloss sich dann ihm zu folgen. Warum genau wusste er nicht, es war ein einfacher Impuls, dem er folgte. Er hatte eine Weile gebraucht, aber dann hatte er ihn auf dem Dach gefunden. Wataru hatte ihm den Rücken zugewandt und redete mit jemand über sein Handy. „Es geht ihr also besser?“, fragte er mit leicht brüchiger Stimme. Diese klang so, als wenn er kurz davor gewesen wäre zu weinen beziehungsweise es für einen Moment getan hatte. Yuusuke war überrascht, es war das erste Mal, dass er seine Klassekameraden so verletzlich erlebte. „Ok, dann komm ich nach der Schule ins Krankenhaus…“ Damit legte Wataru auf. Er atmete einmal tief durch, drehte sich um und erstarrte. Schlagartig veränderte sich sein Gesichtsausdruck, er war eindeutig wütend. „Was willst du?!“, knurrte Wataru. „Ich wollte dich nicht belauschen, es tut mir leid. Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob du nicht mit mir zusammen essen willst.“, erwiderte Yuusuke. Es war wirklich nicht seine Absicht gewesen den anderen in seinen Privatangelegenheiten zu belauschen. „Na prima! Dann kannst du jetzt neue Gerüchte in die Welt setzen! Wie wäre es denn damit, dass mein Vater mich als Sklaven zu Hause hält, da er meine Mutter mal wieder windelweich geprügelt hat?! Ich glaube, das kursiert noch nicht!“, giftete der andere weiter. Wie er das ganze Gerede hasste! Nur weil er nicht mit seinen Problemen hausieren ging, hieß das noch lange nicht, dass sein Vater ihm etwas antat. Es gab nur eine Person, die ihm etwas antat und das war seine Mutter. „Glaubst du echt das würde mir Spaß machen? Gerüchte zu verbreiten? Ich finde die ganzen Spekulationen um dein zu Hause mehr als bescheuert. Wenn du nicht darüber reden willst, hat das sicherlich seinen Grund. Deshalb werde ich mir aber noch lange nicht etwas ausdenken, nur damit die Sensationsgeilheit von anderen befriedigt wird. Ich weiß nicht, wer dein Vertrauen in andere zerstört hat, aber es ist offensichtlich, dass es jemand getan hat…“, erklärte er ungerührt von den Anschuldigungen. Er wusste, dass er wahrscheinlich nicht anders reagiert hätte. Ihm hätte es auch nicht gefallen, wenn ihn jemand belauscht hätte. Plötzlich veränderte sich Watarus Gesichtsausdruck ein weiteres Mal. Die Wut verschwand so schnell wie sie gekommen war. Stattdessen liefen ihm auf einmal Tränen die Wangen hinunter. Er war vorhin schon kurz davor gewesen zu weinen, doch sein Wutausbruch hatte ihm erstmal die Kraft gegeben, dagegen anzukämpfen. Doch jetzt hatte er das Gefühl, als wenn Yuusuke ihn durchschaut hatte, als wenn er ihm den Wind aus den Segeln genommen hatte. Und in diesem Moment hatte er einfach keine Kraft mehr sich zusammen zu reißen. Wenn ehrlich war, war er froh gewesen, dass Yuusuke nicht aufgegeben hatte mit ihm zu reden. Tief in seinem Herzen hatte er den Wunsch gehabt ihm zu vertrauen, doch dann erinnerte er sich daran, wie oft er schon alleine zurückgelassen worden war. Wenn er sich auf ihn einließ, würde die Gefahr wieder bestehen, dass er am Ende alleine war… Etwas überrascht und unbeholfen von Watarus plötzlichem Zusammenbruch überbrückte Yuusuke die letzten Meter zwischen ihnen. Der andere sackte praktisch in seine Arme und weinte einfach. Tröstend strich er ihm über den Rücken. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass die Mauer zwischen ihnen eben eingerissen worden war, denn zum ersten Mal seit Jahren schüttete Wataru jemandem sein Herz aus... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wie versprochen ein neues Kapitel! ^^ Es ist etwas *hüstel* kürzer als das letzte, aber das war grad so ein schöner Schluss für ein Kapitel, fand ich. Viel Spaß beim Lesen! lg Miya Kapitel 5: Secret Festival -------------------------- How about truth 5 ~ Secret festival ~ Am Wochenende betrat Wataru mit Tohru im Schlepptau die kleine Rock und Metalbar, die sich im Keller eines Gebäudes in Shinjuku, am Anfang des Kabukichos lag. Tohru hatte sich etwas über die Gegend gewundert, die etwas Verruchtes hatte. Überall sah man Hosts und Hostessen. Wataru schien das alles nicht mehr zu beeindrucken. Er bewegte sich mit einer Selbstverständlichkeit durch die Straßen, als ob er hier wohnen würde. Außerdem hatte Tohru zum ersten Mal die Gelegenheit Wataru in seiner privaten Kleidung zu treffen. Bisher hatten sie sich nur in der Schule gesehen oder kurz danach, sodass sie noch ihre Uniformen getragen hatten. Wie er erwartet hatte, trug der andere ein stylisches Outfit im Rockstil. Das T-Shirt mit Totenkopfaufdruck stammte eindeutig von der bekannten Marke Sex Pot, darüber trug Wataru eine schwarze Blazerjacke. Abgerundet wurde sein Outfit von einer dunklen Jeans mit Löcher und Ketten um der Hüfte. Verglichen mit seinem Freund kam Tohru sich etwas underdressed vor. Er trug lediglich ein weißes Shirt, mit einem offenen karierten Hemd darüber und dazu ebenfalls eine ausgewaschene und zerlöcherte Jeans mit Nietengürtel. Doch Watarus Blick war alles anderen als abschätzig gewesen und er hatte auch keinen negativen Kommentar erhalten, also schien er nicht daneben gegriffen zu haben. Denn er war sich sicher, dass Wataru ehrlich genug war, um das zu sagen. In der Bar selber war noch nicht viel los. Es gab eine große Theke, über der mehrere Regale voller CDs waren. Darunter standen eine Menge Alkoholflaschen. Überall befanden sich Totenköpfe als Dekoration, genau wie an den Wänden verschiedenen Poster von Bands hingen. An der gegenüberliegenden Wand zur Theke befand sich ein großer Bildschirm, daneben gab es noch ein paar Sitzgelegenheiten. Der ganze Raum war in ein leicht blaues Licht getaucht. An der Theke saßen zwei Businessmänner. Hinter der Theke standen einen junge Frau mit langen Haaren und ein junger Mann, der blond geblichene Haare hatte. Beide begrüßten Wataru herzlich, besonders bei dem Mann konnte man merken, dass dieser ihn mochte. Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki würden später zu ihnen stoßen, da sie vorher noch etwas zu erledigen hatte. Wataru hatte sich mit Tohru am Bahnhof getroffen, um mit ihm zusammen zu der Bar zu gehen. Wenn man nicht genau wusste, wo man hin musste und wenn man sich in dieser Gegend, ganz besonders am Bahnhof nicht auskannte, dann war es etwas schwieriger an sein gewünschtes Ziel zu kommen. Wataru bestellte zwei Bier bei dem Mann. Eigentlich hätten beide noch keinen Alkohol trinken dürfen, aber für die vier hatte der Mann bisher immer mal ein Auge zugedrückt, war jedoch sehr wohl darauf geachtet, dass sie es nicht übertrieben. „Neue Bekanntschaft, Wataru?“, fragte der Mann als ihnen das Bier an einen der kleinen Tische brachte. „Ja, das ist Tohru. Er ist neu in meiner Klasse und ab jetzt unser Schlagzeuger.“, erwiderte dieser lächelnd. Er wirkte mehr als zufrieden mit der ganzen Situation. „Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin ganz erstaunt, Wataru bringt eigentlich nie jemanden mit.“, meinte der Blonde nun an Tohru gewandt. „Mein Name ist übrigens Kyo.“ „Freut mich ebenfalls.“, grinste dieser. Wataru hatte die Bemerkung, dass er nie jemanden mitbrachte, nur mit einem Schnauben bedacht. „Tohru ist ne Ausnahme…“, murmelte er dann, sodass es eigentlich keiner hören konnte. Kyo klopfte ihm auf die Schulter: „Kommen die anderen auch noch oder seid ihr heute alleine da?“ „Die anderen kommen später.“, antwortete Wataru. „Aber wenn ihr jetzt einen festen Schlagzeuger habt, kann es ja richtig losgehen bei euch. Sag bescheid, wenn man euch mal sehen kann.“, meinte er dann. „Ich hoffe doch. Aber Tohru ist auch wirklich gut.“, erwiderte Wataru. „Und klar, sagen wir bescheid.“ Dann ging die Tür auf und Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki betraten die Bar. Auch sie wurden herzlich begrüßt. Es war mehr als deutlich, dass die vier hier häufiger ihre Zeit verbrachten. Auch die anderen, hatten wie Wataru, einen guten Teil ihrer Kleidung von der Marke Sex Pot. „Wir konnten schon früher kommen.“, meinte Yuusuke grinsend als Erklärung, als sie zu Wataru und Tohru an den Tisch kamen. Auch sie bekamen ihr Bier und konnten das erste Mal anstoßen, dass sie jetzt eine Band waren. Später unterhielt sich Tohru mit der Kellnerin und seinen drei Freunden. Wataru war Kyo vor ein paar Minuten hinter die Theke gefolgt. Dort war ein Teil durch einen Vorhang abtrennt. Die beiden hatten etwas suchen wollen, doch Tohru konnte sehen, dass das ganz und gar nicht ihre richtige Absicht gewesen war. Er hatte als Einziger der Gruppe den Blick soweit frei, dass er durch den Spalt des Vorhanges sehen konnte, den die beiden achtlos nicht ganz zugezogen hatten. So konnte er sehen wie Wataru, mit nach oben geschobenen Shirt, an die Wand gepresst wurde und wenig später seine Beine um die Hüften des anderen schlang. Es war ziemlich eindeutig, was die beiden dort machten. Irgendwie faszinierte Tohru dieser Anblick. Wataru war wirklich hübsch, selbst oder gerade so. Sein Gesichtsausdruck wirkte ziemlich leidenschaftlich, während er sich dem älteren Mann hingab. Doch dann verspürte Tohru einen Stich im Herzen, etwas an der Sache gefiel ihm nicht. Er wusste nicht genau was es war, aber er schätze, dass der Grund war, dass dieser Wataru auf eine Weise näher kam, die ihm verschlossen geblieben war und die Erkenntnis, dass er praktisch eifersüchtig war, erschreckte Tohru ungemein. Er hatte vorher schon gemerkt, dass Kyo seinem Freund näher kommen durfte, als andere. Doch was empfand Tohru nun selber für Wataru? Hatte dieser ihn nicht auch schon näher gelassen als viele andere? Immerhin hatte er ihm den Verband wechseln dürfen und als er ihn umarmt hatte, hatte der andere gesagt, dass es okay gewesen sei. Was hatte das zu bedeuten? Und warum war er jetzt schon bereit, etwas für jemand anderen zu empfinden? Das heißt, war er das überhaupt? Er versuchte den Blick abzuwenden, damit die Gedanken keinen Platz mehr in seinem Kopf hatten. Wataru zupfte noch ein wenig seine Kleidung zu Recht, als er wieder zu den anderen kam. Sonst sah sein Gesichtsausdruck sehr entspannt aus. Kyo hingegen wechselte die CD, damit es auch wirklich so aussah, als wenn sie dort hinten etwas Unverfängliches getan hätten. Tohru fragte sich, ob die anderen wussten, dass die beiden Sex mit einander hatten, denn es sah nicht danach aus, als wenn es das erste Mal gewesen wäre. Wataru gab ihm wirklich Rätsel auf, wie konnte jemand, der so leidenschaftlich sein konnte, sich selbst nicht für fähig halten jemanden zu lieben? Oder hatte er einfach nur die richtige Person noch nicht getroffen? Wataru kam zu ihm hin und legte ihm grinsend die Hand auf die Schulter: „Dein Glas ist leer…“ „Ich weiß… deins aber auch.“, erwiderte Tohru, ebenfalls grinsend. In dem Moment, als sich die Hand des anderen auf seine Schulter legte, hatte er das Gefühl gehabt, als wenn ein angenehmer Schauder durch seinen Körper jagte. Es machte ihm ein wenig Angst, da er es das letzte Mal gefühlt hatte, als er sich zum ersten Mal verliebt hatte. Doch gleichzeitig freute es ihn auch, dass Wataru ein wenig Körperkontakt suchte, auch wenn es vielleicht an seinem erhöhten Alkoholpegel lag. „Dagegen sollten wir etwas machen.“, stellte Wataru fest. Dann wandte er sich an die Kellnerin: „Kaori-chan, kriegen wir noch einen Moscow Mule und ein Bier?“ Sie lächelte: „Klar, so lange ihr bezahlt und du dafür sorgst, dass der junge Mann hier heil nach Hause kommt.“ Damit verschwand sie hinter die Theke und machte den beiden ihre Getränke fertig. „Hab ich jemals nicht bezahlt? Und Tohru kommt heil nach Hause, wir können unseren Schlagzeuger ja nicht gleich verlieren… außerdem fang ich wirklich an, ihn zu mögen.“, lallte der angesprochene ein wenig. Er registrierte gar nicht, was er da gesagt hatte. Dazu war er zu betrunken. Yuusuke warf ihrem Nesthäkchen einen triumphierenden Blick zu. Er hatte ihm gesagt, dass Wataru nur etwas Zeit brauchte. Tohru wurde ein wenig rot, was im schummerigen Licht der Bar nicht sehr gut zu sehen war. Als Wataru am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich leicht benebelt. Sein Kopf fühlte sich schwer an, genau wie sein gesamter Körper. Seine Augen brannten ein wenig und sein Hals war trocken. Dann nahm er den leichten Druck gegen seinen Oberkörper war. Erst jetzt registrierte er, dass Tohru neben ihm lag, besser gesagt an ihn gekuschelt. Er selber hatte seinen Arm um dessen Hüfte gelegt. Wataru beobachte Tohru einen Moment, wie sich dessen nackter Oberkörper beim Atmen hob und wieder senkte. Allerdings war nicht nur dessen Oberkörper nackt. Wataru blinzelte, doch es änderte nichts an der Tatsache, dass sie hier splitterfasernackt aneinander gekuschelt lagen. Er erschrak, hieß das, dass sie gestern miteinander geschlafen hatten?! War er gestern so geil gewesen, dass er erst mit Kyo und dann noch mit Tohru Sex gehabt hatte? Wenn es tatsächlich so gewesen war, war das einer der Momente, in denen er sich selber Angst machte. Vor allem da er sich an den Teil mit dem Neuen nicht erinnerte. Und wo waren sie überhaupt? Soweit er es erkennen konnte, war es weder sein noch Tohrus Zimmer. Bevor er sich weitere Gedanken darum machen konnte, meldete sich der Jüngere mit einem Grummeln zu Wort und schlug langsam die Augen auf. „Wataru?“, fragte er verwirrt. „Mhm… bin auch grad erst aufgewacht.“, kam die Antwort. „Mein Schädel dröhnt…“, meinte Tohru. „Gott und wie!“, stimmte der andere zu. Am liebsten hätte er einfach weitergeschlafen, doch da war noch das kleine Problem, dass er nicht wusste, wo sie waren. „Wo sind wir?!“, stellte der andere nun die Frage, auf die er selber eine Antwort suchte. Plötzlich wurde er rot und war mit einer schnellen Bewegung, die Wataru ihm wegen des Restalkohols nicht zugetraut hätte, aus dessen Umarmung verschwunden. „WO SIND UNSERE KLAMOTTEN?!“, brachte er nervös hervor und versuchte sich unter der Decke zu verstecken. Allerdings konnte er nicht zu fest daran ziehen, denn sonst hätte er Wataru stärker entblößt und das wollte er nicht. Dieser sah sich verschlafen um. Neben dem Bett entdeckte er ihre Kleidungsstücke, die dort verstreut herumlagen. „Ich würde sagen, unsere Klamotten liegen dort.“, stellte er fest und kratzte sich am Kopf. „Und auf die Frage, wo wir sind, würde ich sagen, wir sind in einem Lovehotel… einem billigen.“ „Sind… sind wir gestern hierhergekommen? Haben wir miteinander geschlafen?!“, fragte Tohru weiter. Er sah immer noch verwirrt aus und seine wirren Haare machten den Eindruck auch nicht besser. „Oh Gott! Meine Eltern werden mich umbringen!“ „Ich muss ehrlich sagen, ich habe nicht die leiseste Ahnung wie wir hierher gekommen sind. Aber da ich kein benutztes Kondom sehe und die Packung hier auf dem Nachttisch geschlossen ist, würde ich sagen, dass wir nicht mit einander geschlafen haben. Deine Eltern müssen doch nichts erfahren. Du hast halt bei mir übernachtet.“, antwortete Wataru und gähnte herzhaft. Er hatte einen mächtigen Kater, was nach dem Filmriss allerdings kein Wunder zu sein schien. Sie mussten, nachdem sie ihre Stammbar verlassen hatten, noch mehr Alkohol getrunken haben. Denn normalerweise bekamen sie in der Bar nicht so viel Alkohol, dass es einen solchen Filmriss rechtfertigen würde. „Oh… meinst du nicht wir waren betrunken genug, es ohne Kondom zu tun? Wir haben immerhin beide voll den Filmriss…“, gab er zu bedenken und sah ihn forschend an. Er wusste nicht genau wieso, aber es machte ihm Angst, wenn sie im Suff miteinander geschlafen hätten. Es war nicht so, als wenn er Wataru abgeneigt gewesen wäre, aber er hätte sich gerne daran erinnert. Außerdem würde hinzu kommen, dass er für den Abend nur zweite Wahl gewesen wäre und auch nur, da sie beide besoffen gewesen waren. Und es war schon ein Schock gewesen einfach neben seinem nackten Bandkollegen aufzuwachen. Verdammt, warum war das Leben nur immer so scheiße? „Na ja, aber es müssten trotzdem irgendwelche Spuren da sein…“, begann Wataru. Tohru lief wieder rot an und hob die Decke um seinen Körper zu begutachten. „Ok, ich glaube du hast Recht. Wir haben nicht miteinander geschlafen…“, meinte er dann. „Aber meine Eltern werden mir bestimmt hinterher telefonieren. Sie haben es nicht gerne, wenn ich über Nacht wegbleibe.“ „Dann bringe ich dich nachher nach Hause und sage, dass nichts passiert ist. Und zur Not können sie bei meiner Familie anrufen, die werden das bestätigen.“, erwiderte Wataru. Er sah überhaupt kein Problem darin, für Tohru zu lügen. Er mochte den anderen und wenn er verhindern konnte, dass er Ärger bekam, dann würde er es tun. „Ruf sie am besten an und sag, dass du noch zum Essen bleibst.“ Nun sah Tohru ihn doch überrascht an: „Du würdest einfach für mich lügen? Und deine Familie auch? Ich will euch nicht in Schwierigkeiten bringen…“ „Tust du nicht. Die Freundin von meinem Vater ist da nicht so. Und das mit dem Essen meine ich auch so. Wir wollten uns anziehen und bei mir frühstücken. Und ein Aspirin nehmen…“, erwiderte dieser. Die Aussicht auf Frühstück und eine Kopfschmerztablette erschien ihm mehr als verlockend. „O…ok… danke! Dann rufe ich kurz meine Eltern an…“, antwortete er. Sein Herz machte einen kleinen Sprung, als Wataru ihm das anbot. Er schien ihn inzwischen wirklich zu mögen. Wie erwartet hatte er eine Menge verpasste Anrufe auf seinem Handy, alle von seinen Eltern. Seine Finger zitterten ein wenig als, er ihre Nummer wählte. „Schön, dass du es auch einmal für nötig erachtest dich zu melden, Tohru!“, hörte er die eiskalte Stimme seines Vaters am anderen Ende. „Es tut mir leid. Ich wollte mich melden, aber ich war so müde von der Party gestern und bin bei einem Freund eingeschlafen. Das Handy in der Tasche hab ich gar nicht mehr gehört.“, versuchte er sich zu verteidigen, doch wie erwartet, würde es nicht so einfach werden. „Wunderbar, dann hattest du Spaß und wir sind hier fast vor Sorge gestorben! Was denkst du dir eigentlich dabei?! Ich würde gerne mal deinen Freund sprechen! Mich würde interessieren, ob er nicht mal auf die Idee gekommen ist, dass deine Eltern sich Sorgen machen könnten!“, fuhr sein Vater fort. Wataru sah wie Tohru hilflos gestikulierte, doch er wurde nicht besonders schlau daraus. Wahrscheinlich lag es an seinem Kater… doch er begriff, dass Tohrus Eltern ihn sprechen wollten. Er nickte und ließ sich das Handy geben. Er atmete einmal tief durch und räusperte sich. Dann begann er in einem höflichen Japanisch, dass Tohru ihm nicht unbedingt zugetraut hätte, zu sprechen: „Guten Morgen Kawauchi-san. Miyawaki Wataru hier, ich bin ein Freund ihres Sohnes. Es ist nicht Tohrus Schuld, dass er sich nicht gemeldet hat, bitte sehen sie es ihm nach. Gestern auf der Party musste ich feststellen, dass meine Freundin mich betrügt und na ja, leichtsinnigerweise haben ich zu viel getrunken. Wissen Sie, wir waren jetzt schon zwei Jahre zusammen. Ich war ziemlich enttäuscht. Allerdings hat Tohru sich die ganzen Zeit Sorgen um mich gemacht und mich nachher nach Hause gebracht. Es tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen solche Unannehmlichkeiten bereitet habe! Das wird nicht wieder vorkommen! Entschuldigen Sie bitte vielmals!“ Seine Taktik sich gar nicht erst unterbrechen zu lassen und seinem Gesprächspartner einfach den Wind aus den Segeln zu nehmen, schien sich bezahlt zu machen. Für eine paar Sekunden herrschte Schweigen am anderen Ende. Sichtlich verwirrt meldete sich nun Tohrus Vater wieder: „Ich verstehe. Trotzdem hoffe ich, dass wir nächstes Mal rechtzeitig informiert werden…“ Nachdem Tohru das Gespräch mit seinen Eltern schließlich beendet hatte, sah er Wataru dankbar an: „Ich glaub du hast mir den Arsch gerettet! Danke!“ Er war erstaunt gewesen wie leicht der anderen hatte lügen können und wie leicht er seine Eltern um den Finger gewickelt hatte. Das war wieder mal eine neue Seite an ihm, die er entdeckte. „Kein Problem. Deine Eltern sind aber ganz schön streng oder?“, wollte er dann wissen. „Sind sie. Seit ich Mist an meiner alten Schule gebaut habe, besonders.“, erwiderte Tohru. Wataru zog überrascht eine Augenbraue hoch. Er fand nun wirklich nicht, dass dieser aussah wie jemand, der riesigen Mist baute: „Seid ihr deshalb umgezogen?“ „Ja, sind wir.“, gab er etwas zögernd zu. Bevor er weiterreden konnte, wurde er allerdings von Wataru unterbrochen: „Aber du willst jetzt nicht darüber reden…“ Natürlich war er neugierig doch er verstand zu gut, dass der andere nicht darüber reden wollte. Wenn seine ganze Familie aus diesem Grund hatte umziehen müssen, war es sicherlich keine Lappalie gewesen. Tohru schüttelte den Kopf: „Nein, nicht wirklich.“ Bevor sie sich auf den Weg zum Appartement von Watarus Familie gemacht hatten, hatte dieser noch bei Yuusuke angerufen, in der Hoffnung ein wenig Aufschluss darüber zu erhalten, wie sie im Lovehotel gelandet waren. So informativ, wie er es sich erhofft hatte, war das Gespräch allerdings nicht verlaufen. Laut Yuusuke hatten sie die anderen auf dem Weg zum Bahnhof verloren. Nachdem er jedoch von Wataru die Nachricht erhalten hatte, dass sie beide jetzt schlafen gehen, hatte er gedacht, dass alles in Ordnung sei. „Du hast vorhin gesagt, dass dein Vater eine Freundin habe. Dann sind deine Eltern also geschieden?“, wollte Tohru plötzlich wissen. „Ja, meine Eltern sind schon seit Jahren geschieden. Aber ich denke, dass es besser so ist. Ich habe meine Mutter schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.“, antwortete Wataru überraschend freimütig für den anderen. Tohru sah ihn überrascht an. Er hatte sich schon häufiger gewünscht, seine Familie eine Weile nicht mehr zu sehen, aber irgendwann war ihm klar geworden, dass es nur der Frust war, der aus ihm sprach. Dass es jemanden gab, der es tatsächlich durchzog, überrascht ihn schon. Allerdings sprach er hier auch mit Wataru, weshalb ihn das wohl eher nicht überraschen sollte. „Was heißt einiger Zeit?“, wollte er dann doch wissen. Ihm war klar, dass Wataru nicht antworten würde, wenn er nicht wollte. „Seit ich 13 bin. Allerdings hat das auch einen bestimmten Grund, aber darüber sollten wir ein anderes Mal reden.“, erwiderte dieser. „Das sind 5 Jahre… das ist eine ganz schön lange Zeit. Aber ich denke, du hast einen triftigen Grund dafür.“, meinte Tohru nachdenklich „Allerdings.“, stimmte Wataru etwas düster zu. „Oh man ich hab Hunger!“ Der andere lachte, das war eine nette Art das Thema zu wechseln: „Ja, ich auch!“ Ungefähr eine viertel Stunde später waren sie beim Appartementkomplex angekommen, in dem Wataru mit seiner Familie wohnte. Er wühlte in seiner Tasche nach dem Schlüssel, damit er unten die gläserne Schiebetür öffnen konnte, ohne die man nicht in das Gebäude hineingelangen würde. Schließlich hatte er seinen Schlüssel gefunden und konnte so die Tür öffnen. Fast geräuschlos glitten die beiden Glasscheiben auseinander. Wataru führte ihn zum Fahrstuhl und sie fuhren in den vierten Stock. Nachdem sie im vierten Stock angekommen waren, führte Wataru ihn nach links. Gleich vor der ersten Tür blieb er stehen. Tohru konnte lesen, dass auf dem Namensschild Miyawaki/ Harada stand. Letzteres musste der Nachname der Freundin von Watarus Vater sein. Wataru hatte den Schlüssel immer noch griffbereit, sodass er schnell aufschließen konnte. Vorsichtig öffnete er die Tür und bat Tohru herein. Dieser betrat den kleinen Flur und zog seine Schuhe aus. „Bin wieder da!“, rief Wataru und schloss die Tür hinter sich. „Willkommen zurück!“, erklang eine freundlich klingende weibliche Stimme. Von dem kleinen Flur kam man direkt in die Küche, welche hell eingerichtet war. Es gab einen Tisch mit vier Stühlen und eine große Küchenzeile. Von diesem Raum gingen drei weitere Türen ab, von dem eine offen stand und ins Wohnzimmer führte. An einer anderen klebten verschiedene Bilder, unter anderem eins, auf dem „Keep out“ in großen Lettern geschrieben stand. Dies war ohne Zweifel Watarus Zimmer. „Oh du hast jemanden mitgebracht!“, meinte die junge Frau. Sie hatte schulterlange schwarze Haare, die sie offen trug. Sie trug eine rote Brille und eine schlichte Bluse, sowie einen schlichten Rock. Obwohl sie nur leichtes Make up trug, war sie wirklich hübsch, wie Tohru fand. Sie saß am Tisch und hatte die Zeitung vor sich ausgebreitet. Vor sich hatte sie noch eine Tasse Kaffee stehen. „Ist das dein neuer Mitschüler?“ „Ja, das ist Tohru.“, antwortete Wataru. „Tut mir leid, dass ich ihn einfach mit bringe… ist mein Vater bei der Arbeit?“ Sumire stand auf und ging auf Tohru zu. Sie streckte ihm ganz direkt die Hand hin: „Freut mich dich kennenzulernen, Tohru-kun. Mein Name ist Harada Sumire.“ „Freut mich ebenfalls sie kennenzulernen, Harada-san.“, erwiderte dieser. „Oh, Sumire ist ok! Sonst fühle ich mich so alt!“, lachte sie. Dann wandte sie sich an Wataru: „Du brauchst dir keine Gedanken zu machen, deine Freunde sind hier jederzeit willkommen. Und ja dein Vater ist bereits zur Arbeit. Habt ihr eigentlich schon etwas gegessen?“ „Nein, haben wir nicht.“, antwortete Wataru. Tohru wunderte sich ein wenig, dass er noch nicht einmal gefragt wurde, wo er die Nacht über geblieben war. Ob es daran lag, dass Sumire selbst noch nicht so alt war? „Dann setzt euch und ich mache euch etwas. Was möchtet ihr trinken?“, fragte sie führsorglich. „Als erstes könnten wir ein Aspirin ganz gut gebrauchen.“, grinste er schief. „Tohru setz dich, ich hole was.“ „Da habt ihr gestern etwas zu sehr gefeiert, hm?“, grinste Sumire sie an. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Yahoii! XD So hier das neue Kapitel von How about truth! Hoffe es hat euch gefallen! Vielen Dank an meine Kommentarschreiber und die, die diese FF auf der Favoliste haben! Ich freue mich sehr darüber, auch wenn es nicht so viele sind. Aber hey, das zeugt von eurem sehr guten Geschmack! XD Den haben ja nicht viele! *g* lg Miya Kapitel 6: Closet Garden ------------------------ How about thruth 6 ~ Closet Garden ~ Nach einem mehr als reichhaltigen Frühstück saßen die beiden in Watarus Zimmer. Es war recht geräumig und führte sogar auf einen kleinen Balkon, auf dem ein paar T-shirts, ein Fußballtrikot, sowie Teile seiner Schuluniform auf der Leine hingen. An den Wänden hingen Poster von verschiedenen Bands, die Tohru eigentlich auch alle mochte. Sonst war das Zimmer recht schlicht eingerichtet. Kleiderschrank, Bett, ein großes Bücherregal (in dem jedoch hauptsächlich Mangas und CDs standen) und ein Schreibtisch, auf dem ein Fernseher und eine Playstation standen. Vor dem Bücherregal stand eine Gitarre. Im Regal konnte Tohru ein Heft mit Klaviernoten entdecken. „Du kannst Klavier spielen?“, wollte er erstaunt wissen. Er fühlte sich ein wenig merkwürdig, denn ihm war klar, dass das hier eine sehr private Angelegenheit war. Das eigene Zimmer war immer etwas sehr privates und wenn sein Freund ihn hier herein ließ, dann schien er ihn endlich richtig akzeptiert haben. Dies wiederum war etwas was ihn freute. Langsam schienen sie wirklich Freunde zu werden. „Ja, ich musste früher zum Unterricht. Die erste Freundin von meinem Vater, nachdem er sich hat scheiden lassen, wollte es gerne so. Heute spiele ich nur noch selten.“, antwortete Wataru. „Aber Tomoyuki nimmt noch Unterricht.“, fügte er hinzu. „Wow, ich würde euch beide gerne mal spielen hören. Ich kann nur noch ein wenig Gitarre und Bass spielen. Aber das sind dann so Standardsachen, wie Smoke on the water und wer kann das nicht spielen?“, antwortete Tohru, doch beeindruckt. „Von meinen Fähigkeiten brauchst du nicht beeindruckt zu sein. Ich bin nicht sehr gut, das meiste, was ich kann, sind auch Standardsachen, aber ich weiß nicht, ob ich mit Smoke on the water dienen kann.“, erwiderte dieser grinsend. „Was? Jetzt bin ich enttäuscht!“, gab Tohru gespielt schmollend zurück. Er bekam einen freundschaftlichen Knuff mit dem Ellenbogen in die Seite. „Das tut mir natürlich schrecklich leid!“, meinte Wataru dann sarkastisch. „Setz dich einfach aufs Bett.“, forderte er Tohru dann auf. Dieser kam der Aufforderung nach. „Sumire-san ist wirklich nett. Meine Eltern hätten ein totales Theater veranstaltet und mir etwas gehustet, von wegen jetzt will ich auch noch was zu Essen…“, meinte er dann. „Ja, ich mag sie auch sehr gerne. Sie ist viel netter als die letzte Freundin meines Vaters. Die meinte doch echt, dass ich noch eine Mutter brauche. Sumire lässt mich in Ruhe, wenn ich will und sie versucht zum Glück nicht mir eine Mutter zu ersetzen.“, antwortete Wataru etwas nachdenklich. Er schien sich an verschiedene Dinge zu erinnern, die in der Vergangenheit vorgefallen waren. „Papa?“, meldete sich Wataru zu Wort. Er war gerade aus der Schule gekommen und war etwas verwirrt nur seinen Vater zu Hause vorzufinden. Normalerweise war dieser um diese Zeit noch bei der Arbeit und seine Lebensgefährtin war zu Hause. Sie kochte ihm normalerweise etwas wenn er aus der Schule kam, doch heute lag nur eine Bentobox und ein Brief auf dem Tisch, an dem sein Vater saß. „Wo ist Mama?“ Es hatte eine Weile gedauert, doch dann hatte er angefangen die Lebensgefährtin seines Vaters so anzureden. „Sie ist gegangen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es besser für uns alle so ist.“, antwortete dieser seinem 8 jährigen Sohn. „Warum?“, wollte dieser schlicht wissen. Er verstand einfach nicht, was sein Vater ihm damit sagen wollte. Wieso war sie gegangen? Wie konnte es besser für sie alle sein, wenn sie ging? „Kanako und ich, wir lieben uns einfach nicht mehr. Wir haben uns auseinander gelebt, Wataru. Ich weiß, dass muss ein ziemlicher Schock für dich sein, aber sie hat dir noch etwas dagelassen.“, versuchte sein Vater zu erklären, obwohl ihm klar war, dass er sich nicht geschickt dabei anstellte. Er zeigte auf die Bentobox und den Brief. „Hatte dein Vater viele Freundinnen nach deiner Mutter?“, fragte Tohru. Vorsichtig streckte er die Hand aus und legte sie, als kein Protest kam, auf dessen Bein. „Wenige waren es nicht gerade. Nachdem er sich von meiner Mutter hat scheiden lassen, waren wir ein halbes Jahr alleine, dann zog seine Freundin ein. Ich mochte sie wirklich gerne und sie wurde auch so etwas wie ein Mutterersatz für mich, bis mein Vater sich nach vier Jahren von ihr getrennt hat. Das kam für mich schon überraschend, weil sie sich selten gestritten haben, nicht so wie meine Eltern vorher…“, erklärte dieser nachdem er eine Weile überlegt hatte. Er wusste nicht wieso er es dem anderen erzählte, aber es hatte gerade das Bedürfnis danach. Vielleicht lag es an Tohrus Geste mit der Hand… auf eine seltsame Weise fühlte er sich damit einfach wohl. Dieser begann plötzlich zu verstehen, wieso es seinem Freund wahrscheinlich so schwer fiel anderen zu vertrauen und weshalb er sehr misstrauisch war. Wenn er ehrlich war, konnte er es ihm nicht wirklich verdenken. Sanft strich er ihm über den Oberschenkel, sagte aber nichts weiter. Aber das war auch nicht nötig. Im Gegenteil Wataru war ihm eher dankbar, dass er nichts darauf erwiderte, sondern sich seinen Teil dachte. „Ich sollte mir kurz etwas anderes anziehen.“, meinte Wataru dann und machte Anstalten auf zu stehen. Sie hatten den Besuch bei Tohrus Eltern noch vor sich und er wollte keine Klamotten anhaben, die nach Rauch und Alkohol stanken. „Soll ich dir etwas zum Umziehen leihen? Und meinst du deine Eltern sind sehr wütend auf dich, wenn wir bei dir vorbeisehen?“ „Nein, das geht schon mit der Kleidung. Ich denke, wenn du da bist, werden sie nicht wütend. Ich hoffe, dass sie dann ein wenig Zeit haben, um sich zu beruhigen, bevor ich mit ihnen alleine bin.“, antwortete Tohru. Er zog seine Hand zurück, damit Wataru aufstehen konnte. Dieser ging hinüber zu seinem Kleiderschrank und suchte sich eine schwarze Jeans und ein schlichtes Shirt heraus. Ohne irgendwelche Bedenken zog er sich vor den Augen seines Freundes um. Tohru hatte ihn sowieso schon nackt gesehen, was sollte er da noch zu verbergen haben? Dieser musste sich in Gedanken eingestehen, dass er diesen Anblick mochte. Im Hotel hatte er nicht so den Blick dafür gehabt, doch jetzt versuchte er so viel wie möglich sehen zu können. Dann wurde ihm klar, was er dort gerade tat und erschreckte sich ein wenig vor sich selber. Was tat er da? Er konnte es schlecht gleich kaputt machen, nicht wo Wataru und er gerade dabei waren Freunde zu werden… schnell wechselte er die Blickrichtung. Doch seine Angst war umsonst gewesen, Wataru hatte gar nichts davon mitbekommen. „So, sollen wir los?“, wollte er dann grinsend wissen, nachdem er sich umgezogen hatte. „Wow, ihr wohnt in einem Haus?!“, stellte Wataru doch beeindruckt fest, als sie vor dem Haus von Tohrus Familie standen. Es war bis auf die Fenster, eher im westlichen Stil gebaut und hatte sogar einen Garten. „Öhm… ja. Aber wir sind auch eine große Familie. Ich habe vier ältere und eine jüngere Schwester…“, erklärte dieser. „Noch mal wow!“, grinste der andere. Als Einzelkind konnte er sich nicht wirklich vorstellen, wie es war, mit so vielen Schwestern unter einem Dach zu leben. Er stellte es sich nicht unbedingt immer einfach vor, aber letztendlich angenehmer als alleine zu sein. Vielleicht hätte er dann kein so großes Problem gehabt, anderen zu vertrauen. Tohru führte ihn zum Hintereingang und fischte nun seinen Schüssel aus der Tasche. Dann schloss er auf und ließ Wataru in den hinteren, kleinen Flur eintreten. Er folgte ihm und schloss die Tür wieder. Beide zogen ihre Schuhe aus und Tohru reichte ihm ein paar Pantoffeln aus einem kleinen Regal, die dieser überzog. Es waren schlichte schwarze. Tohru hatte seine eigenen, schwarze mit Totenköpfen darauf, die seine Eltern verabscheuten. Doch er liebte sie und weigerte sich, sich nicht zu tragen. Der größte Teil der Pantoffeln in dem Regal gehörte eindeutig Frauen. Sie waren rosa, pink und hatte Blümchen und andere Muster. „Na dann willkommen in der Höhle des Löwen.“, meinte Tohru und führte in die Wohnung. „Ich bin wieder da!“, rief er und wartete auf eine Antwort. Plötzlich waren Schritte zu hören. Als erstes kam ein kleines, vielleicht 6 jähriges Mädchen angelaufen. Sie hatte einen Pferdeschwanz und trug ein schlichtes blaues Kleid. Sie sprang Tohru beinahe in die Arme und schien sich wirklich zu freuen, dass er wieder da war. „Nichan!“, entfuhr es ihr glücklich. „Hey, Mami-chan. Ich war doch nur eine Nacht weg.“, meinte er sanft und strich ihr durch das Haar. „Wer ist das?“, wollte sie dann wissen, als sie Wataru entdeckt hatte. Sie wirkte ein wenig misstrauisch, als wenn er eine Bedrohung für ihren Bruder sein könnte. „Das ist Wataru, ein Freund aus der Schule.“, erklärte dieser ihr. Bevor sie weiterreden konnten, kamen Tohrus Eltern in den Flur. Sie wirkten immer noch ein wenig aufgebracht, doch als sie sahen, dass ihr Sohn nicht alleine war, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck ein wenig. Gerade bei Tohrus Vater war dieses Verhalten zu beobachten. „Darf ich euch meinen Freund Miyawaki Wataru vorstellen?“, meinte Tohru dann. „Es freut mich sie kennenzulernen.“, sagte dieser und verbeugte sich höflich, sehr darauf bemüht einen guten Eindruck zu hinterlassen. Wenn er ehrlich war, plagte ihn ein wenig das schlechte Gewissen, denn ohne ihn wäre Tohru wohl nicht in diese Situation geraten. „Es freut uns auch.“, erwiderte Tohrus Vater, wobei er ihn aber eingehend musterte. Seine Frau hingegen schien ein wenig erleichterter zu sein: „Es ist schön, dass Tohru so schnell Freunde gefunden hat. Und Tohru, ruf bitte nächstes Mal an, wenn du länger wegbleibst, in Ordnung? Wir haben uns wirklich große Sorgen gemacht.“ „Es tut mir wirklich leid. Es ist meine Schuld gewesen. Wenn es mir nicht so schlecht gegangen wäre, dann wäre das nicht passiert.“, nahm Wataru ihn noch einmal in Schutz. Wieder verbeugte er sich. Normalerweise hasste er das, aber für ihn war es richtig Tohru zu helfen. „Es ist ja nichts passiert, nur versucht das nächste Mal daran zu denken, dass wir uns Sorgen machen.“, meinte Tohrus Mutter, bevor ihr Mann irgendetwas sagen konnte. Sie wollte nicht, dass er ihren Sohn vor seinem neuen Freund bloß stellte und eine Szene machte. „Wir gehen dann in mein Zimmer, ok?“, wollte er wissen. „Ja, macht das.“, sagte sie und entließ sie damit offiziell. Tohru führte Wataru zu der Treppe, die nach oben führte. Von dort aus führte er ihn durch den langen Flur, bis ganz ans Ende. Die Zimmertür auf der rechten Seite führte eindeutig in sein Zimmer. Während bei den anderen Zimmer eher weibliche Dinge an die Tür geklebt waren, wie Tiere, Blumen oder Hello Kitty (Wataru nahm an, dass das Zimmer von Tohrus jüngster Schwester war), sah diese Tür eher aus wie seine. Auch das Innere sah eher aus wie sein Zimmer. Er erkannte ein paar Poster wieder, die auch bei ihm an der Wand hingen. Sonst war das Zimmer ähnlich wie sein eigenes eingerichtet. Sie schienen beide nicht für großartigen Schnickschnack zu sein. „Setzt dich.“, meinte er und deutete auf das Bett. Wataru setzte sich. „Das ging doch ganz glimpflich ab.“, meinte er dann. „Ja, aber ich glaube mein Vater wird sich nachher noch mal mit mir unterhalten. Na ja, das war der Abend mit euch auf jeden Fall wert.“, erwiderte Tohru. „Das bringst du auch hinter dich! Aber sag mal, wie alt ist deine kleinste Schwester?“, wollte er wissen. „Mami-chan ist sechs Jahre alt. Aber sie ist adoptiert. Ihre richtigen Eltern hatten einen Autounfall, deshalb hängt sie auch sehr an einem.“, erklärte sein Freund ihm. „Oh, das tut mir leid. Sie scheint dich wirklich zu mögen.“, erwiderte Wataru. „Ja, das tut sie. Im Gegensatz zu meiner zweitältesten Schwester ist sie mir auch nicht böse, wegen des Umzuges. Sie würdigt mich kaum noch eines Blickes…“, seufzte Tohru und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen, der ein ächzendes Geräusch von sich gab. Er dachte nicht gerne daran, dass sich ihr Verhältnis seitdem wirklich verschlechtert hatte. Sie sprachen kaum noch miteinander und er hatte es inzwischen aufgegeben, mit ihr zu reden. Ihm blieb nur zu hoffen, dass sie ihm irgendwann verzeihen würde. „Oh je, ist sie sauer weil sie ihre Freunde zurücklassen musste?“, er beugte sich ein wenig zu Tohru hin, der im praktisch gegenüber saß und legte ihm sanft die rechte Hand auf das Knie. „Es tut mir leid, dass euer Verhältnis schlechter geworden ist. Ich hoffe, dass sie dir wieder verzeiht.“, fügte er dann hinzu. Sein Tonfall machte klar, dass er es ehrlich meinte. Er sah seinem Freund deutlich an, dass es ihm zu schaffen machte und er konnte sich gut vorstellen, dass es hart war, wenn jemand, den man eigentlich liebte, einen so gut wie ignorierte. Auf eine gewisse Weise kannte er dieses Gefühl auch. Gleichzeitig war er doch neugierig, was genau vorgefallen war. Es musste wirklich etwas Schlimmes gewesen sein, jedoch konnte er sich nicht vorstellen, dass Tohru so etwas mit Absicht tat. Doch er wusste, dass er es jetzt noch nicht erfahren würde, was geschehen war. Genauso wenig wie er ihm jetzt schon die ganze Wahrheit über seine Familie erzählen würde. „Ja genau, ganz besonders ihren ersten Freund…“, antwortete Tohru. Er seufzte: „Danke, Wataru.“ „Dafür sind Freunde da, oder?“, meinte dieser. „Sind sie.“, stimmte er zu, war aber überrascht, da Wataru sie zum ersten Mal als Freunde bezeichnete. Darüber freute er sich sehr. Spätestens jetzt war ihm klar, dass das Eis zwischen ihnen gebrochen war. Jetzt brauchte es nur noch mehr Zeit um ihre Freundschaftsanfänge zu verstärken. Natürlich hatte Tohru Recht behalten und sein Vater ließ ihn nicht einfach so davon kommen. Nach dem Abendessen bestellte er ihn zu sich in sein kleines Arbeitszimmer. Von seiner ältesten Schwester hatte er noch einen mitleidigen Blick zugeworfen bekommen. Sie war selber häufiger mit ihrem Vater aneinander geraten, weil sie unerlaubt abends zu lange unterwegs gewesen war. Mit klopfenden Herzen betrat Tohru schließlich das Arbeitszimmer seines Vaters. Dieser maß ihn mit einem strengen Blick und bedeutete ihm sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch zu setzen. „Tohru, ich hoffe du weißt, dass du uns wirklich große Sorgen bereitet hast!“, begann er. Dieser schaute betroffen zu Boden: „Ja, das weiß ich und es tut mir wirklich leid. Aber ich hatte gestern während der Party mein Handy aus und dann ging es Wataru nicht so gut. Ich hab einfach vergessen es wieder einzuschalten und dann sind wir bei ihm eingeschlafen. Seine Eltern dachten, dass ihr bescheid wisst…“, spann er die Geschichte, die sein Freund angefangen hatte, weiter. Alles andere hätte auch nur den Verdacht seines Vaters geweckt. „Das weiß ich ja nun. Ich möchte nur nicht, dass so etwas noch einmal vorkommt! Du solltest dir nicht zu viel erlauben, junger Mann! Nicht nachdem, was du dieser Familie bereits angetan hast. Denn wenn das noch einmal vorkommt, muss ich wohl davon ausgehen, dass deine neuen Freunde keinen guten Einfluss auf dich haben.“, kam die drohende Antwort. „Ich weiß… aber meine neuen Freunde sind nicht schlecht…“, brachte Tohru hervor. Er fühlte sich schlecht… immer wurde ihm sein Fehler unter die Nase gerieben. Langsam fing er selber an zu glauben, dass es nur seine Schuld gewesen war… Nachdem Wataru wieder zu Hause war, schnappte er sich das Telefon und rief Yuusuke an. „Na du alte Schnapsleiche, doch nach Hause gefunden?!“, wollte dieser lachend wissen. „Ja, mit Tohru im Schlepptau. War nicht leicht, aber nachdem Sumire mir per Handy den Weg erklärt hat, war es ok.“, erwiderte Wataru im frotzelnden Tonfall. „Eh?! Mit Tohru im Schlepptau?!“, harkte Yuusuke erstaunt nach. Er dachte wirklich, dass er sich eben verhört hatte. „Hast schon richtig gehört. Wir haben uns doch in einem love hotel eingecheckt und seine Eltern waren nicht wirklich begeistert davon, dass sie nicht wussten, wo er über Nacht war. Also hab ich für ihn gelogen, na ja und bevor wir zu ihm gefahren sind, waren wir halt bei mir. Frühstücken und Aspirin abholen…“, führte er weiter aus. Für einen Moment herrschte Stille am anderen Ende, doch dann räusperte sein Freund sich. „Du hast Tohru tatsächlich in dein Zimmer gelassen?“, wollte er sich noch einmal vergewissern. „Ja, ist das jetzt auch nicht richtig? Ich sollte doch nett zu ihm sein…“, wollte Wataru etwas verwirrt wissen. Yuusuke klang so ungläubig. „Nein, nein!“, beeilte dieser sich zu sagen. „Im Gegenteil! Ich bin sehr stolz auf dich! Bis du mich eingeladen hast, hat das ein viertel Jahr gedauert. Siehst du, Tohru ist gar nicht so übel, oder?“ „Weißt du was, Miyawaki? Deine Mutter ist eine alte versoffene Schlampe!“, meinte Watarus Mitschüler mit einem hämischen Grinsen und drängte ihn stärker gegen die kalte Wand des Schulgebäudes. Er und einige andere hatten ihn nach dem Unterricht abgefangen, als keiner zu sehen gewesen war. Normalerweise hatte Wataru keine Angst, doch er wusste, dass er gegen die Gruppe kaum ankommen würde. Wenn er Pech hatte, würde er ordentlich etwas einstecken müssen. Und er würde Pech haben, also konnte er sich genauso gut wehren, so gut er konnte. „Komm schon, Miyawaki, sag es! Sag uns, dass deine Mutter eine alte versoffene Schlampe ist!“, fuhr sein Mitschüler fort. Vor Vorfreude johlten die anderen drei, die dabei waren. „Einen Teufel werde ich tun!“, gab Wataru zurück. Dafür kassierte er einen ersten Schlag in den Magen. Er gab einen dumpfen Laut von sich, bemüht sich den Schmerz nicht allzu offensichtlich anmerken zu lassen. „Wie wäre es damit, dass du beichtest, dass du auch eine versoffene Schlampe bist?! Na los Miyawaki! Das kannst du doch sagen, oder? So dumm bist du doch nicht?“, fuhr er fort, immer noch im gleichen hämischen Tonfall. Statt einer Antwort schlug Wataru zu. Er traf den Anführer der Gruppe hart auf die Nase. Dieser fluchte, seine Nase blutete. „Du verdammter Wichser!“, brüllte ein anderer und stürzte sich auf Wataru. Dieser schlug mit dem Hinterkopf gegen die Wand und konnte dem kommenden Schlag nicht ausweichen. Die Faust traf ihn so hart an der Lippe, dass diese aufplatzte. Wataru konnte sein eigenes Blut schmecken. Der eiserne Geschmack war unverkennbar. Er machte sich schon darauf gefasst einen weiteren Schlag einzustecken, da hörte er eine vertraute Stimme. „Was seid ihr nur für ein feiger Haufen! Alleine würdet ihr euch das nicht trauen.“, stellte Yuusuke fest und packte den Jungen, der Wataru gerade geschlagen hatte, an der Schulter. „Und es ist keine Kunst jemanden zu verprügeln, wenn man eindeutig in der Überzahl ist.“, fügte eine andere Stimme hinzu. Überrascht sah Wataru auf. Er kannte auch diese Stimme, nur hatte er nicht damit gerechnet, sie hier zu hören. Neben seinem guten Freund sah er zwei große, schlanke Jungen stehen. Es waren Tomoyuki und Hiroaki, die Yuusuke ihm vor ein paar Wochen vorgestellt hatte. Natürlich war er nicht besonders begeistert davon gewesen, doch Yuusuke war überzeugt davon, dass sich eine Freundschaft mit ihnen lohnen würde. „Aber wie ich sehe, hat Wataru auch ausgeteilt.“, bemerkte Tomoyuki nun mit einem Seitenblick auf den Anführer. „Und warum kommt ihr dem Arschloch hier zur Hilfe? Saufkumpanen?!“, höhnte dieser nun. Trotz seiner blutenden Nase hatte er sich soweit wieder gefangen, dass er wieder eine große Klappe riskieren konnte. „Nenn es wie du willst, aber Freunde helfen sich.“, stellte Hiroaki mit kalter Stimme klar. Er fand das Verhalten der anderen einfach unmöglich. „Freunde?! Das ich nicht lache! Wie kann man denn mit so etwas asozialem befreundet sein?! Er ist doch nicht mehr als ein Stück Dreck!“, gab der Anführer zurück. Dann machte er Anstalten Tomoyuki zu schlagen, doch dieser konnte ausweichen. Obwohl er nicht getroffen hatte, war dies praktisch das Startzeichen für die Prügelei. Bevor das Ganze jedoch ausarten konnte, konnte sie ein Lehrer auseinander bringen. Nachdem die Schulkrankenschwester sich um sie gekümmert hatte, saßen sie alle vor dem Direktorenbüro. Sie hatten alle mehr oder minder schlimme Verletzungen davon getragen. Das meiste waren Verletzungen wie blutige Nasen oder Lippen und diverse Kratzer. Zuerst bat der Direktor die Initiatoren des Ganzen in sein Büro, sodass Wataru, Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki nun alleine vor dem Büro saßen. „Warum habt ihr mir geholfen?“, wollte Wataru schließlich wissen. Er verstand nicht genau, wieso die beiden ihm zur Hilfe gekommen waren. Dadurch dass er vorher schon etwas abbekommen hatte, hatte es ihn am Schlimmsten erwischt. Sein Kopf schmerzte immer noch von der Kollision mit der Steinwand. „Erstens weil wir Freunde sind, jedenfalls versuchen wir dir welche zu sein… und zweitens weil die anderen feige Arschlöcher sind.“, antwortete Hiroaki. Tomoyuki, neben ihm, nickte zustimmend. Wataru musterte beide. Er konnte nichts finden, was darauf schließen ließ, dass sie es nicht ernst meinten. Und wer ließ sich schon auf eine Prügelei ein, wenn er es nicht ernst meinte?! Als er nun in die beiden malträtierten Gesichter blickte und die beiden ihn anlächelten, überkam ihn ein schlechtes Gewissen. Es war für alle klar, dass er ihnen nicht vertraute und trotzdem hatten sie sich für ihn eingesetzt, betrachteten ihn sogar als Freund. „Es tut mir leid…“, meinte er dann. Er meinte es wirklich ernst. „Ich schätze, ich habe euch Unrecht getan.“ Wataru verdrängte die Erinnerung und konzentrierte sich stattdessen wieder auf sein Gespräch mit Yuusuke. Er konnte sich wirklich noch gut an den Moment erinnern, in dem er angefangen hatte Hiroaki und Tomoyuki zu vertrauen. „Nein, du hast recht gehabt. Tohru ist gar nicht so übel. Um ehrlich zu sein, mag ich ihn sogar.“ „Das freut mich wirklich zu hören.“, erwiderte Yuusuke. Auch bei Tohru klingelte das Handy nach dem Essen. Er nahm ab, als er Tomoyukis Nummer erkannte. „Hi! Wie geht’s?“, wollte Tohru wissen. „Gut und dir? Noch gut nach Hause gekommen?“, erwiderte der andere. „Ja, wobei ich mich nicht wirklich daran erinnere. Bin heute Morgen neben Wataru im Lovehotel aufgewacht, das war schon ein Schock!“, lachte Tohru. Inzwischen kam ihm die Erinnerung an ihr Erwachen heute Morgen ziemlich schräg und lustig vor. Er hörte ein Lachen am anderen Ende: „Das glaub ich dir gerne! Wir haben uns noch Sorgen gemacht, aber dann kam von Wataru eine SMS, dass ihr jetzt schlafen geht und wir dachten, dass ist alles in Ordnung.“ „Und ihr seid auch gut nach Hause gekommen?“, wollte Tohru dann wissen. „Ja, Hiro und ich haben Yuusuke noch nach Hause begleitet und dann sind wir zu ihm gefahren. Soll dich auch schön von ihm grüßen, er sitzt neben mir.“, antwortete Tomoyuki. Im Hintergrund war Hiroakis Stimme zu hören, der Tohru grüßte. „Grüß zurück. Wataru hat mich heute mit zu sich nach Hause genommen.“, meinte er dann und konnte nicht verhindern, dass ihm anzuhören war, dass er sich darüber sehr gefreut hatte. Am anderen Ende pfiff Tomoyuki leise durch die Zähne: „Nicht schlecht! Wir haben dir doch gesagt, dass er nur ein wenig Zeit braucht.“ Dann lachte er: „Hiro und ich mussten uns erst für ihn prügeln, bevor er dran gedacht hat uns zu vertrauen“ „Echt?“, fragte Tohru etwas ungläubig. Andererseits sprachen sie über Wataru, was es nicht mehr ganz so abwegig erschienen ließ. „Ja, das war wirklich so. Yuusuke hat uns zwar miteinander bekannt gemacht, aber Wataru war das mehr als unangenehm. Damals hatte ihn eine Gruppe Mitschüler wegen seiner Mutter geärgert, sie wollten ihn einfach provozieren, so dass er die Prügelei anfängt. Bevor sie ihn dann aber verprügelt haben, konnten wir ihm helfen.“, führte Tomoyuki aus. „Also hat er sich damals noch etwas aus seiner Mutter gemacht?“, erkundigte sich der Jüngere. „Hat er dir erzählt, dass er seine Mutter schon ein paar Jahre lang nicht mehr gesehen hat?“, kam die Gegenfrage. Tomoyuki nahm an, dass es klar war, dass es nicht das Misstrauen war, dass aus ihm sprach, sondern, dass er nicht einfach etwas preisgeben wollte, was Wataru noch nicht getan hatte. „Ja, aber nicht genau wieso. Ich hatte nur deshalb den Eindruck, dass er sich nicht mehr viel aus ihr macht und war deshalb überrascht.“, antwortete er. „Er gibt sich auch Mühe, dass es so aussieht. Aber glaub mir, tief in seinem Herzen, macht er sich immer noch Sorgen um sie. Dass er so lange keinen Kontakt mehr mit ihr hatte und dass er versucht sich einzureden, dass sie ihm egal ist, ist reiner Selbstschutz. Ich hoffe, du verstehst, dass ich dir leider nicht genau erzählen kann, was los ist. Aber wenn er dir das schon anvertraut hat, ist es ein gutes Zeichen.“, erläuterte Tomoyuki. „Schon klar, das versteh ich. Ich würde das auch nicht einfach erzählen. Aber ich habe sowieso den Eindruck, dass Wataru sich mehr Sorgen um andere macht, als er zugibt.“, entgegnete Tohru. „Richtig!“, lachte sein Freund am anderen Ende. Er war froh, dass dieser Wataru durchschauen konnte. Am nächsten Tag in der Schule hatten alle fünf gemeinsam Japanisch Unterricht. Wataru langweilte sich allem Anschein nach schrecklich, wie Tohru feststellte, denn er sah die ganze Zeit aus dem Fenster. Dort klatschten dicke Regentropfen gegen die Scheibe. Tohru hätte eine Menge dafür gegeben, wenn er gewusst hätte, was jetzt im Kopf des anderen vorging. Doch das würde er wohl nicht erfahren. Dafür hatte er gestern eine Menge über ihn erfahren. Er hatte mit den anderen kurz darüber geredet, dass er gestern bei ihm gewesen war, als Wataru noch nicht zum Unterricht aufgetaucht was. Alle drei waren sehr erstaunt, aber auch erleichtert gewesen. Plötzlich klopfte es an der Tür zu ihrem Klassenraum und die Sekretärin kam herein. „Entschuldigen sie vielmals die Störung Sensei, aber es handelt sich um einen Notfall. Miyawaki-san sollte mit mir ins Lehrerzimmer kommen.“, erklärte sie und verbeugte sich. Als er seinen Namen hörte, sah Wataru auf. Er war verwirrt, wieso sollte er ins Lehrerzimmer kommen? Er hatte doch nichts angestellt. „Miyawaki-kun, damit entlasse ich sie erstmal aus dem Unterricht.“, meinte seine Lehrerin. Etwas zögerlich, da er immer noch verwirrt war, stand Wataru auf und folgte der Sekretärin aus dem Klassenraum. Er merkte wie das neugierige Getuschel losging, schließlich war es nicht normal, dass man mitten aus dem Unterricht geholt wurde. Seine Freunde warfen ihm einen fragenden Blick zu, den er auf die selber Weise erwiderte. Er hatte keine Ahnung, was hier los war. Als sie auf dem Flur waren, wandte sich die Sekretärin an ihn: „Es tut mir leid, dass wir dich aus dem Unterricht holen müssen, aber dein Vater hat angerufen. Er sagte es sei sehr wichtig und dass du ins Krankenhaus kommen sollst.“ „Ist… ist ihm etwas passiert?“, erkundigte er sich besorgt. „Nein, er sagte, es ginge um deine Mutter. Mehr kann ich dir nicht sagen. Aber er klang, als wenn es sehr dringend war.“, erwiderte sie. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hier nun mal wieder ein neues How about thruth Kapitel! Hoffe es gefällt euch! Vielen Dank für die Favos und Kommis, gilt das gleich wie beim letzten Mal... guter Geschmack ne?! ^.~ lg Miya Kapitel 7: The pain of catastrophe ---------------------------------- How about truth 7 ~ The pain of catastrophe ~ Als Tohru aus dem Bus stieg und den kurzen Weg von dort zu ihrem Haus zurück gelegt hatte, staunte er nicht schlecht. Auf der Mauer vor dem Haus saß Wataru und starrte ins Leere. Seit er von der Sekretärin abgeholt worden war, hatte keiner der vier etwas von ihm gehört. Allerdings hatte er auch seine Schultasche plus Handy in der Schule gelassen. Yuusuke hatte sie nachher mitgenommen, um sie ihm zu geben. Sie hatten sich große Sorgen gemacht, da ihr Freund nicht zurück gekommen war. In der Klasse waren die größten Spekulationen ausgebrochen, über den Grund seines plötzlichen Verschwindens. Und nun saß Wataru hier auf der Mauer vor seinem zu Hause. Er war vollkommen durchnässt, denn er hatte weder einen Schirm dabei, noch gab es hier eine Möglichkeit sich unterzustellen und vor dem Regen Schutz zu suchen, der immer noch unerbittlich auf die Erde herabprasselte. Wataru musste schon eine ganze Weile hier sitzen, denn seine Haare hingen nur noch in nassen Strähnen herab und dicke Regentropfen fielen von den Spitzen der Strähnen herab. Sein Hemd klebte an seinem Körper, genau wie seine Hose. „Wataru!“, entfuhr es ihm erstaunt und er eilte sofort zu seinem Freund hin, um den Schirm über ihn zu halten. Der Klang von seinem Namen schien diesen aus seinen Gedanken zu reißen, denn er sah Tohru an. „Was ist passiert? Wieso sitzt du hier im Regen?“, wollte er wissen. Es wunderte ihn ein wenig, ihn hier vorzufinden und nicht bei Yuusuke. Denn irgendetwas war vorgefallen, so viel war klar. „Sie hat es getan, Tohru. Sie hat es endlich getan…“, stammelte Wataru. Sein Gesichtsausdruck ließ ihn verloren wirken. „Wer hat was getan?“, fragte er nach. Er hatte wirklich keine Ahnung, was der andere meinte. Aber er wusste, dass er ihn möglichst schnell ins Trockene kriegen sollte. Zum Glück kamen seinen Eltern heute erst spät nach Hause, genau wie seine Schwestern, die noch zu ihrem Club in der Schule gingen. Die Kleinste war bei einer neuen Freundin. „Meine Mutter… sie hat es endlich geschafft… sich… tot zu saufen.“, antwortete der andere tonlos. „Oh mein Gott, Wataru!“, Tohru war wirklich überrascht und entsetzt. Kein Wunder, dass sein Freund so mitgenommen aussah. „Das kannst du mir gleich drinnen erzählen, wenn du willst, heißt das. Aber jetzt solltest du erstmal ins Trockene kommen. Sonst wirst du krank.“ Er griff nach Watarus Hand uns zog ihn auf die Beine. Dieser ließ sich wortlos mit ins Haus ziehen. Er selber fühlte sich gerade so stumpf und leer, dass er dazu selber nicht in der Lage war. Es hatte ihm nicht einmal etwas ausgemacht Stundenlang im Regen zu sitzen. Allerdings hatte es den Schmerz auch nicht wirklich betäubt. Er war froh, dass Tohru jetzt da war und sich um ihn kümmerte. Tohru zog ihn in das Gästebadezimmer im unteren Geschoss. Er legte ihm zwei Handtücher auf den Toilettendeckel: „Die kannst du benutzen. Und jetzt ab unter die Dusche mit dir! Ich suche dir inzwischen etwas zum Anziehen raus.“ Wataru nickte nur stumm und begann sich wie mechanisch aus seinen triefenden Klamotten zu schälen. Nachdem Tohru sich vergewissert hatte, dass dieser klar kam, rannte er nach oben in sein Zimmer und suchte eine Jogginghose und ein weites T Shirt heraus. Das sollte Wataru passen. Er hastete zurück und öffnete die Badezimmertür. Er konnte Wataru hinter der Wasserschutzvorrichtung nicht sehen, aber das Wasser konnte er rauschen hören. „Ich leg dir die Klamotten hin. Ich bin in der Küche und setzte dir einen Tee auf!“, rief er. „Hmm, ok…“, kam die schlichte Antwort von seinem Freund. Während Tohru in der Küche Wasser in den Wasserkocher füllte und danach eine Tasse aus dem Schrank holte, hatte er sein Handy gezückt und Yuusuke angerufen. Das Handy hatte er sich dann mit der Schulter festgeklemmt. „Hi Tohru! Was gibt’s?“, meldete dieser sich wenig später. „Wataru ist bei mir. Er ist total durcheinander und hat anscheinend stundenlang im Regen gesessen.“, kam dieser gleich zur Sache. „Er ist bei dir? Gut zu wissen! Sein Vater hat schon bei mir angerufen und gefragt, ob ich wüsste, wo er sei. Hat er dir schon erzählt was passiert ist?“, erkundigte Yuusuke sich nun. Er klang besorgt. Er hatte bereits von Watarus Vater erfahren was vorgefallen war. „Mehr als, dass seine Mutter es endlich geschafft hat und sich tot gesoffen hat, war noch nicht aus ihm herauszukriegen. Ich habe ihn allerdings erstmal unter die Dusche geschickt, damit er sich wieder aufwärmen kann. Du kannst seinem Vater ja sagen, dass er bei mir ist. Ich bringe ihn nachher auch nach Hause.“, antwortete Tohru. „Das wäre lieb von dir. Wataru ist einfach aus dem Krankenhaus weggelaufen und keiner wusste wohin. Aber ich denke, dass er zu dir gekommen ist, ist wenigstens ein gutes Zeichen. Er scheint dir langsam wirklich zu vertrauen.“, meinte der Ältere. „Sieht so aus ja. Ich werd mich dann erstmal um ihn kümmern, so fertig wie er ist, hat er das nötig.“, sagte Tohru. Danach verabschiedeten sich die beiden. Wataru fühlte sich immer noch wie gelähmt. Seit er im Krankenhaus angekommen war und sein Vater ihm erzählt hatte, was geschehen war, fühlte er sich so. In seinem Kopf herrschte das totale Chaos, das ihn sich so leer fühlen ließ. Seit Jahren hatte seine Mutter keine Rolle mehr in seinem Leben gespielt, doch jetzt wo sie wirklich nicht mehr da war, fiel es ihm schwer das zu realisieren. Er hatte ihren leblosen Körper noch im Krankenhausbett liegen sehen. Sie hatte total ausgemergelt und schon fast etwas verloren gewirkt. Dann hatte er sich umgedreht und war davongelaufen. Er wusste nicht, wo er sein wollte, aber bestimmt nicht hier im Krankenhaus. Er war in irgendeine Bahn gestiegen und hatte sich dann vor dem Haus von Tohrus Familie wiedergefunden. Doch bis dieser aus der Schule kam, hatte es noch Stunden gedauert. Allerdings hatte er nicht gewusst, wo er sonst hinsollte und so einfach gewartet. Immer wieder spielte sich das gleich Szenario in seinen Gedanken ab. „Wataru… es tut mir leid, aber deine Mutter… sie ist heute morgen gestorben…“, begann sein Vater. Seine Augen weiteten sich, als die Bedeutung der Worte langsam in seinen Verstand sickerte. Deshalb der Anruf, deshalb wusste die Sekretärin nichts davon… seine Mutter war… tot… Schließlich stellte er das Wasser ab und trat aus der Duschkabine. Er trocknete sich ab und zog die Sachen an, die Tohru ihm rausgelegt hatte. Dass diese ein wenig zu groß waren, nahm er gar nicht wahr. Wenig später kam Wataru in die Küche geschlurft. Über den Haaren hatte er ein Handtuch liegen, da diese noch nass waren. „Hey…“, meinte Tohru führsorglich und reichte ihm die Tasse Tee. Mit leicht zittrigen Fingern nahm Wataru sie entgegen und ließ sich dann von seinem Freund ins Wohnzimmer schieben. Dieser war einfach nur froh, dass Tohru hier gerade die Führung übernahm. Er selber fühlte sich zu schwach dazu. Sie war blass, hatte tiefe Ringe unter den Augen und ihr Gesicht war leicht aufgequollen. Ihre Haare hatten jeglichen Glanz verloren, genau wie ihre Augen, als er sie das letzte Mal gesehen hatte… vor vier Jahren. Die Frau, die dort leblos auf dem Krankenhausbett lag, hatte kaum noch Ähnlichkeit mit der hübschen jungen Frau, die sein Vater ihm einmal auf Fotos gezeigt hatte und in die er sich damals verliebt hatte. Es war seltsam nicht sehen zu können, wie ihr Oberkörper sich beim Atmen hob und senkte. Er hatte sie schon häufiger ihren Rausch ausschlafen sehen, meist hatte sie ähnlich ausgesehen… Tohru setzte ihn mehr oder weniger auf das Sofa und setzte sich dann neben ihn. Er bemerkte wie Wataru ein wenig näher rückte, woraufhin er einen Arm um ihn legte. Der andere seufzte und kuschelte sich ein wenig an ihn heran. Dann nippte er an seinem Tee. „Willst du darüber reden?“, fragte Tohru behutsam nach und strich ihm eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Inzwischen war das Handtuch auf Watarus Schultern gerutscht. Dieser nickte und nahm noch einen Schluck Tee bevor er zu erzählen begann. „Als meine Eltern sich damals getrennt haben, war es auch weil meine Mutter ein Alkoholproblem hatte. Ich hab das damals nicht wirklich verstanden, aber ich war auch erst vier. Ich glaube, als ich drei war hat sie damit angefangen. Das Einzige was ich gemerkt habe, war das sie nicht zufrieden war und komisch wurde, wenn sie etwas getrunken hatte. Ich weiß noch an einem Abend, saß sie am Küchentisch mit einer Flasche Wein und hat auf meinen Vater gewartet. Ich wollte etwas von ihr und sie meinte nur, ich solle sie nicht nerven, wegen mir würde sie schon wieder trinken. Mit der Zeit ging es ihr mal besser, dann mal wieder schlechter, aber sie hat nie ganz aufgehört mit dem Trinken. Weißt du, sie hat sich nach der Scheidung selten um mich gekümmert. Zwar haben wir uns jedes zweite Wochenende zu dritt getroffen, na ja wir sollten es zumindest. Aber oft kam sie nicht, weil sie betrunken war und wenn wusste sie manchmal gar nichts mit mir anzufangen. Und dann gab es wieder Treffen, wo sie so unglaublich lieb zu mir war…“, begann Wataru mit seiner Erklärung. Trotz allem Schmerz und allem Durcheinandersein, war ihm noch klar, dass er Tohru eine längere Erklärung geben musste. Gleichzeitig hoffte er, dass er auf diese Weise vielleicht etwas Klarheit in seine eigenen Gefühle bekommen würde. Seine Mutter saß am Küchentisch. Vor ihr stand eine leere Flasche Wein, der letzte Inhalt befand sich in ihrem Glas. Schon fast sehnsüchtig schwenkte sie es vor ihren Augen und beobachtete wie die dunkelrote Flüssigkeit in dem dünnen Glas hin und her schwabbte. „Mama…“, begann Wataru. Es war spät und er war müde. Sie hatte versprochen ihm etwas zum Einschlafen vorzulesen, doch bisher hatte er vergeblich gewartet. Also hatte er beschlossen nachzusehen, wo sie war. Seinen Lieblingsteddy hatte er in der rechten Hand. „Liest du mir noch etwas vor?“ „Nein, es ist schon spät. Geh ins Bett und versuch zu schlafen, Wataru. Nerv mich bitte nicht. Ich trinke nur wegen dir schon wieder.“, erwiderte sie matt. Sie hatte keinen Nerv sich mit ihrem Sohn zu beschäftigen. Alles was sie wollte, war ihr Glas Wein in Ruhe trinken zu können… dieses Balg gab doch auch nie Ruhe. Immer wollte es etwas. Und ihr Mann? Der arbeitete und half ihr nicht. Dabei hatte sie so vieles für ihn aufgegeben… war da ein wenig Ruhe zu viel verlangt?! „Aber du hast es mir versprochen…“, versuchte er es noch einmal. Plötzlich sah sie ihn wütend an und knallte das Glas auf den Tisch. Durch die Wucht blieb das Glas jedoch nicht stehen, sondern kippte um. Die dunkelrote Flüssigkeit lief über den Tisch. Sie stand auf. Polternd schlug der Stuhl auf dem Küchenboden auf. „Jetzt sieh dir an, was du angerichtet hast! Geh bloß ins Bett, ich will dich heute nicht mehr sehen!“, keifte sie. Wataru starrte sie geschockt an, doch dann begriff er, dass es besser war zu gehen. Schnell drehte er sich um und rannte in sein Zimmer. Dort legte er sich in sein Bett und kuschelte sich an seinen Teddy. Erst dann begannen die Tränen zu laufen… Tohru sagte nichts, er drückte seinen Freund nur noch stärker an sich. Mit jedem Satz verstand er besser, warum dieser am Anfang so misstrauisch gewesen war. Wataru war sich nicht sicher, ob er seine Mutter sehen wollte. Wahrscheinlich kam sie nicht einmal zu ihren Treffen. Inzwischen war ein Jahr nach der Scheidung seiner Elter vergangen. „Müssen wir dahin?“, fragte er seinen Vater und trat unsicher von einem Bein auf das andere. Sie befanden sich am Eingang des Parks wo sie sich treffen sollten. Die Sonne schien und im Park waren viele Eltern mit ihren Kindern. Vater und Mutter wie er leicht neidisch bemerkte. Von diesen Kindern hatte sicher niemand so eine Mutter wie er. „Wataru, wir schauen ob sie da ist und sonst machen wir etwas zu zweit, ok?“, meinte sein Vater. „Mhm…“, machte dieser nur. Inzwischen waren sie am Treffpunkt angekommen. Zu Watarus Überraschung saß seine Mutter auf der Parkbank und schien auf sie zu warten. Sie stand auf als sie die beiden sah und ging auf sie zu. Sie lächelte und nahm ihn dann in den Arm. Sie roch nicht so komisch wie meist, weshalb Wataru die Umarmung nicht unangenehm war. „Hallo Wataru! Du bist aber groß geworden! Sollen wir ein Eis essen gehen? Das Wetter ist doch so gut.“, meinte sie fröhlich. „Als ich älter wurde, habe ich immer mehr begriffen wie krank sie eigentlich war. Ich habe versucht ihr zu helfen, sie zur Therapie zu überreden, aber nichts hat geholfen. Es tat so weh ihr dabei zu zusehen, wie sie sich selber fertig macht.“, seufzte er. „Mum? Du hast schon wieder getrunken oder?“, wollte der zwölf jährige Wataru wissen, als er das Wohnzimmer seine Mutter betrat. Es war Wochenende und eigentlich war heute wieder einer der Tage, an dem sie sich treffen sollten. Wataru war in vielen Aspekten erwachsener als andere Kinder in seinem Alter, was an der Situation mit seiner Mutter lag. Gleichzeitig jedoch machte es ihm schwer anderen zu vertrauen. Als er das letzte Mal vor zwei Wochen hier gewesen war, hatte seine Mutter gerade wieder eine Therapie begonnen. Doch als er die Wohnung dieses Mal betreten hatte, hatte er bereits eine böse Vorahnung gehabt. Wie auch sonst, wenn sie trank, war die Wohnung verdreckt. Der Müll war nicht raus gebracht worden und auch geputzt war hier schon etwas länger nicht worden. Schließlich hatte er sie auf der Couch im Wohnzimmer gefunden. Ihre Haare hatte sie seit ein paar Tagen nicht mehr gewaschen und auf dem Tisch standen mehrere Dosen Bier, anderer leere Flaschen, sowie Packungen von Fertiggerichten. „Und selbst wenn…“, nuschelte sie. „Was machst du hier?“ „Dich besuchen. Es ist mal wieder Zeit für unser Treffen.“ , erwiderte er seufzend. Er nahm einen Pizzakarton vom Sessel und setzte sich dann. „Huch, mal wieder Zeit, was?!“, meinte sie und gab ein glucksendes Lachen von sich. „Letztes Mal hattest du doch aufgehört. Die Therapie lief doch gut, du hast ein paar Tage nichts getrunken.“, begann Wataru, wobei er ihr Lachen ignorierte. Er bereute, dass er her gekommen war. „Es macht keinen Spaß ohne Bier und Wein.“, meinte sie. „Du hast es mir versprochen. Du hast mir versprochen, dass du damit aufhörst dich fertig zu machen.“, erwiderte er verbittert. Er hatte keine Lust mehr zu zusehen, wie sie sich das antat. „Das verstehst du nicht.“, sagte seine Mutter. „Nein, tue ich wohl nicht. Genauso wenig, wie du verstehst…“, murmelte Wataru. „Dann als ich 13 war, hatte sie an einem Abend so viel gesoffen, dass sie ins Krankenhaus kam und sie ihr den Magen auspumpen mussten. Als ich sie am nächsten Tag besucht habe, hat sie mich nicht einmal erkannt. Sie war ganz panisch und hat nach dem Arzt gerufen, weil sie mich für jemand Fremden gehalten hatte. An diesem Tag habe ich beschlossen, sie nicht mehr zu besuchen. Ich konnte es einfach nicht mehr, ich wollte damit nichts mehr zu tun haben. Das habe ich dann auch durchgezogen, bis mein Vater heute anrief und mich ins Krankenhaus bestellt hat. Der Nachbar hatte sie heute Morgen bewusstlos in der Wohnung gefunden. Im Krankenhaus hat dann ihr Immunsystem versagt und sie ist gestorben. Ich weiß einfach nicht, was ich fühlen soll… ich habe die letzten Jahre immer gesagt, dass sie mir egal sei, aber das stimmt nicht wirklich. Ich wollte sie nie auf diese Weise verlieren…“, fuhr er dann fort. Inzwischen war seine Stimme brüchig geworden. Tohru nahm ihm die leere Teetasse ab und stellte sie auf den Tisch. Dabei musste er ihn ein wenig aus seiner Umarmung entlassen, aber nicht komplett. Als er sich wieder zurücklehnte, vergrub Wataru sein Gesicht in Tohrus Hemd und fing an zu weinen. Die ganze Zeit hatte er nicht weinen können und dafür hatte er sich geschämt, denn es war natürlich, dass man weinte, wenn die eigene Mutter gestorben war. Doch er hatte nicht weinen können, dafür flossen die Tränen jetzt umso heftiger. Tohru umarmte ihn und strich ihm beruhigend über den Rücken. Gleich nach der Schule war Wataru zum Krankenhaus gefahren um seine Mutter zu besuchen. Sie war gestern Abend mit einer Alkoholvergiftung eingeliefert worden. Obwohl er ihr ständiges Gesaufe wirklich satt hatte, machte er sich immer Sorgen um sie. Wie oft hatte er schon versucht sie zu einer Therapie zu überreden? Und wie oft hatte sie eine begonnen, sie aber später abgebrochen? Wenn er für jedes Mal, das sie ihm versprochen hatte mit dem Trinken aufzuhören auch nur einen Yen bekommen hätte, wäre er heute mit Sicherheit reich. Er hatte schon oft überlegt, ob er sie einfach in Ruhe lassen sollte und sie nicht mehr besuchen sollte, doch bisher hatte er es nicht übers Herz gebracht. Egal wie oft sie ihn verletzt hatte. Sie war seine Mutter… auch wenn sie sich nie wirklich wie so eine benommen hatte. Sein bester und bislang eigentlich auch einziger Freund, Yuusuke, hatte besorgt nachgefragt, ob er nicht nach seinem Besuch bei ihm vorbeikommen wollte. Einfach um nicht alleine zu sein, doch er hatte abgelehnt. Es würde schon ok sein, es war schließlich nicht das erste Mal… Wataru hatte die Zimmernummer genannt bekommen und folgte nun dem leicht verworrenen Netz der Krankenhausflure bis er am gewünschten Zimmer angekommen war. Er klopfte und öffnete dann die Tür. Vorsichtig trat er ein. Seine Mutter lag schlafend in ihrem Bett. Sie war blass und sah sehr zerbrechlich aus. Sie war an ein paar Maschinen angeschlossen, deren Sinn er nicht kannte. Aber es war auch niemand hier um ihn aufzuklären. Er seufzte und holte eine Vase aus dem Nachttischschrank. Dann ging er in das kleine, dem Zimmer angeschlossene Badezimmer und füllte sie mit Wasser. Er stellte die Blume, die er ihr mitgebracht hatte in die Vase und diese dann auf den Nachttischschrank. Wahrscheinlich hätte sie sich weitaus mehr über eine Flasche Alkohol gefreut, dachte er bitter. Etwas unschlüssig ob er warten sollte, bis sie wieder aufwachte, setzte er sich dann doch auf den Stuhl neben dem Bett. Er konnte immer noch gehen… Jedoch dauerte es nicht lange, bis seine Mutter langsam die Augen aufschlug. Sie blinzelte leicht verwirrt, dann gähnte sie herzhaft. Sie richtete sich mühsam ein wenig auf und dann fiel ihr Blick auf Wataru. Dieser erschrak, als er das Misstrauen in ihrem Blick sah. „Wer bist du und was machst du hier?!“, fragte sie panisch und verwirrt. „Mum, ich bin’s doch Wataru…“, erklärte er. Was war denn jetzt los? Er verstand die Welt gerade gar nicht mehr. „Ich kenne keinen Wataru! Und warum nennst du mich Mum?!“, nun wurde ihre Stimme schriller und sie rückte von ihm weg. „Erkennst du mich nicht? Ich bin dein Sohn…“, versuchte er es. „Sohn?!“, brüllte sie nun und versuchte aus dem Bett zu klettern. „Ich habe keinen Sohn!!!“ Eine der Maschinen fing wild an zu piepen, dass es Wataru durch Mark und Bein ging. Er konnte gar nicht so schnell gucken, wie ein Arzt und zwei Schwestern in dem Zimmer waren und seine Mutter zurück auf das Bett drückten. Sie schrie, trat um sich und wehrte sich mit aller Kraft. Doch schließlich lag sie wieder in ihrem Bett und bekam eine Spritze mit Beruhigungsmittel. Eine der Schwestern sah Wataru mitleidig an und führte ihn wortlos aus dem Zimmer. Erst auf dem Flur sprach sie: „Es tut mir leid, was gerade vorgefallen ist. Das muss schwer sein für dich, die eigene Mutter so zu sehen. Aber sie ist nach gestern wohl noch etwas verwirrt. Vielleicht solltest du die Tage noch mal wiederkommen.“ Matt nickte Wataru. Er war viel zu geschockt, um irgendetwas sagen zu können. Seine Mutter hatte ihn nicht erkannt! Sie hatte ihn für einen Fremden gehalten… er war eine Bedrohung für sie gewesen. Er fühlte sich betäubt… es tat so unglaublich weh… er konnte nicht mal in Worte fassen, wie sehr. Wortlos drehte er sich um und verließ das Krankenhaus. Die Tage wiederkommen, hatte sie gesagt… und wenn sie ihn dann auch nicht erkennen würde? Was sollte er dann tun? Es würde genauso weh tun wie jetzt, vielleicht sogar noch mehr. Sie würde ihm wieder weh tun, so schon unzählige Male zuvor… Ihm wurde klar, dass er das nicht mehr länger ertragen konnte. Es fraß ihn einfach von Innen auf… vielleicht war es besser, wenn er sie nicht mehr sah? Wenn er all das nicht mehr an sich heranlassen würde… sie hörte ihm zu Liebe sowieso nicht mit dem Trinken auf. Er schien ihr nicht mal soviel zu bedeuten, als dass sie länger als eine Woche trocken bleiben konnte. Wieso sollte sie ihm soviel bedeuten, dass er sich bei jedem Besuch aufs Neue verletzten ließ?! In diesem Moment beschloss er, dass er sie erst einmal nicht mehr besuchen würde. Er konnte einfach nicht mehr. Er hatte genug! Wataru griff nach seinem Handy und wählte Yuusukes Nummer. Nachdem dieser sich gemeldet hatte, fragte er mit leicht brüchiger Stimme: „Kann ich doch noch vorbeikommen?“ Er brauchte seinen Freund dringend zum Reden… „Ich… ich habe so oft gesagt, dass sie sich doch tot saufen soll… aber ich wollte nicht, dass sie es wirklich macht…“, schniefte Wataru. „Das weiß ich doch.“, erklärte sein Freund mit leiser Stimme. „Du warst verletzt und wolltest es nicht mehr an dich heranlassen…“ „Mhm.“, gab dieser nur von sich. „Ich… ich kann gar nicht glauben, dass sie nicht mehr da ist…“ „Das ist auch schwer. Es ist nicht leicht, wenn man jemanden verliert, vor allem nicht, wenn man ihn für immer verliert. Aber vielleicht ist es besser für sie, damit sie sich nicht mehr quälen muss…“, antwortete Tohru. Wataru nickte. Er ahnte, nein er wusste, dass es stimmte. Seine Mutter musste sich nun nicht mehr quälen, was sie Jahre lang getan hatte. Trotzdem ließ der Schmerz nicht nach. Warum hatte er sie so lange nicht mehr besucht? Wenn er sie vorher noch einmal gesehen hätte, hätte er ihr auf Wiedersehen sagen können… doch jetzt war das nicht mehr möglich. All die Dinge, die er ihr die Jahre über hatte sagen wollen und runtergeschluckt hatte, würden nun für immer unausgesprochen bleiben. Ob sie zuletzt überhaupt an ihn gedacht hatte? Nach diesem Tag als er 13 war und beschlossen hatte, sie nie wieder zu besuchen? Es dauerte eine Weile, bis Wataru sich wieder halbwegs beruhigt hatte. Tohrus Hemd war in dieser Zeit nicht nur von seinen nassen Haaren, sondern auch von seinen Tränen nass geworden. Betreten sah er Tohru an. „Es… es tut mir leid! Erst tauche ich einfach so auf und du hast so viel Mühe mit mir und dann heule ich dich auch noch voll!“ „Das macht nichts. Freunde sind dafür da, dass sie sich um einen kümmern und sich voll heulen lassen.“, erwiderte Tohru und lächelte ihn führsorglich an. Spätestens jetzt war ihm klar, dass ihm wirklich etwas an Wataru lag. Er mochte den anderen sehr gerne und es hatte ihm nichts ausgemacht sich um ihn zu kümmern. Irgendwie rang sich dieser ein Lächeln ab: „Danke.“ „Wie gesagt, wir sind Freunde.“, meinte Tohru und strich ihm mit dem Daumen die Reste einer Träne von der Wange. „Kann ich dir noch irgendetwas bringen? Noch einen Tee oder was zu Essen?“ Wataru überlegte. Hunger hatte er keinen, der war ihm schnell vergangen an diesem Tag. „Kann ich noch einen Tee bekommen?“, fragte er dann. „Klar. Ich mach dir schnell einen.“, antwortete dieser. Wataru erhob sich soweit, dass Tohru aufstehen konnte. Dieser erhob sich und ging mit der leeren Tasse in die Küche. Als er leicht schlurfende Schritte hinter sich hörte, war ihm klar, dass Wataru ihm folgte. „’tschuldigung…“, nuschelte dieser. „Aber ich glaube, wenn ich allein bin, fange ich wieder an zu heulen…“ Es war ihm schon peinlich, dass er einfach so losgeflennt hatte. Er kam sich gerade wie ein Baby vor, als wenn er sein Innerstes vor Tohru ausgekotzt hatte. Tohru hatte gerade das Wasser in den Kocher gefüllt. Dieses Mal die doppelte Menge, er würde auch einen Tee trinken. Dann zog er Wataru kurzerhand wieder in seinen Arm: „Ist schon ok. Wenn du noch mal heulen musst, dann mach das. Mich stört das nicht.“ Zum ersten Mal schlang Wataru seine Arme um Tohru. Er fühlte sich wirklich wohl in der Gegenwart des anderen. Es tat ihm gerade einfach gut seine Nähe zu spüren, soviel war ihm klar. „Es tut mir leid, dass ich am Anfang so eklig zu dir war…“, meinte er plötzlich. „Darüber haben wir doch schon einmal gesprochen, oder? Es ist ok. Ich verstehe langsam wirklich wieso du ein Problem damit hast anderen zu vertrauen. Wataru, ich bin dir nicht böse. Wir hatten einen schlechten Start, aber das hat sich geändert…“, erwiderte Tohru. Er war überrascht von Watarus plötzlicher Entschuldigung. Der Wasserkocher brodelte und schließlich war das Klicken zu hören, das anzeigte, dass das Wasser kochte. „Ich schenk kurz das Wasser ein und dann gehen wir in mein Zimmer. Da haben wir Ruhe, falls jemand von meinen Schwestern schon früher wiederkommt.“, meinte Tohru dann. Vorsichtig löste Wataru seine Umarmung und nickte. Wenig später saßen sie in Tohrus Zimmer auf dem Bett. Tohru hatte sich gegen die Wand gelehnt und Wataru zwischen seinen Beinen sitzen lassen, sodass er sich an ihn lehnen konnte. Dieser war dankbar dafür, dass sein Freund ihm einfach Nähe gewährte und es ihn nicht zu stören schien, dass er so durcheinander und nahe am Wasser gebaut war. Wie auch schon der erste Tee, tat der zweite gut. Auch wenn er den Schmerz nicht wegzaubern konnte, sorgte er doch für ein wenig mehr innere Wärme. Schweigend tranken sie ihren Tee. Nachdem sie ausgetrunken hatten, stellte Tohru die Tassen in das Regal, welches er von seiner Position aus erreichen konnte und schloss beide Arme um Wataru. Dieser gab einen zustimmenden Laut von sich und schloss die Augen. Zum ersten Mal an diesem Tag hatte er das Gefühl, dass er sich wirklich entspannen konnte. Tohru wollte ihm nichts böses, er kümmerte sich um ihn, wo es ihm so schlecht ging… Tohru hingegen huschte ein Lächeln über die Lippen als er bemerkte, dass Wataru vor lauter Erschöpfung eingeschlafen war. Er war heute mehr als überrascht gewesen, die sensible und verletzte Seite seines Freundes zu sehen zu bekommen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde. Gleichzeitig war er froh, dass er ihm helfen konnte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So ein neues Kapitel ^.^ Es gab eine Menge Rückblicke in diesem Kapitel, aber ich denke, dass sie notwendig sind, um alles und vor allem Wataru besser zu verstehen. Vielleicht klingt das komisch, aber mir hat dieses Kapitel Spaß gemacht zu schreiben... aber ich schreib gerne Drama XD Ich bedanke mich wie immer für die lieben Kommentaren und die Favos! Ich bin wirklich froh, dass ein paar Leute diese FF (weil ich sie selber sehr mag) lesen und mögen! Danke! lg Miya Kapitel 8: Stop crying your heart out ------------------------------------- How about truth 8 ~ Stop crying your heart out ~ Rund eine Stunde später wachte Wataru langsam wieder auf. Er blinzelte verschlafen und erkannte schließlich, dass er nicht in seinem eigenen Zimmer war. Es war Tohrus Zimmer… er brauchte ein wenig bis ihm klar wurde, wieso er hier war. „Wieder wach?“, wollte Tohru behutsam wissen. Er hatte gemerkt, dass der andere sich regte. „Mhm, ja… wie… wie lange habe ich geschlafen?“, fragte Wataru ihn. „Ich glaube ungefähr eine Stunde…“, antwortete er. „Du musstest wegen mir eine Stunde lang so unbequem sitzen? Tohru, dass tut mir wirklich leid… ich … heute…“, stammelte er betreten. Dieser streichelte ihm schon fast liebevoll durch die Haare: „Ich hab dir doch gesagt, dass es in Ordnung ist. Dir geht es heute nicht gut, dafür brauchst du dich nicht entschuldigen. Und so unbequem war es nicht.“ „…danke…“, meinte dieser. Gerne hätte er etwas gemacht um seiner Dankbarkeit noch mehr Ausdruck zu verleihen, aber er wusste einfach nicht was. Er hatte mit so was doch keine Erfahrung… Dann fiel ihm ein, dass er einfach aus dem Krankenhaus davongelaufen war und sein Vater gar nicht wusste, wo er war. Wahrscheinlich machte dieser sich inzwischen großen Sorgen. Aber er war so mit seinen Schmerz und Gefühlschaos beschäftigt gewesen, dass er diesen Fakt total vergessen hatte. „Mein Vater… er weiß nicht wo ich bin…“, stammelte er plötzlich Schuld bewusst. „Er weiß bescheid. Ich hab Yuusuke bescheid gegeben, dass du bei mir bist und er hat deinem Vater bescheid gesagt. Ich hab gesagt, dass ich dich nachher nach Hause bringe. Alleine solltest du in deinem Zustand nicht gehen.“, erwiderte Tohru. Er machte sich wirklich Sorgen um seinen Freund. Er hatte ihn noch nie so durcheinander erlebt. „Noch mal danke. Ich weiß wirklich nicht, was ich heute ohne dich gemacht hätte…“, seufzte Wataru ergeben. Er war heute wirklich zu nichts zu gebrauchen. Wahrscheinlich würde sich das morgen auch noch nicht geändert haben. „Ich glaub, ich sollte langsam nach Hause, sonst musst du so spät zurück fahren und dann sind deine Eltern bestimmt sauer.“ „Gut, befürchte allerdings, dass deine Sachen noch nicht trocken sind. Du müsstest meine Sachen noch anbehalten.“, antwortete dieser. „Egal, ich sehe eh total verheult aus, da macht das auch nichts mehr…“, meinte sein Freund. Woraufhin beide zumindest ein wenig lachen mussten. Als sie vor der Tür zum Appartement von Watarus Vater standen, musste dieser klingeln. Er hatte feststellen müssen, dass sein Schlüssel ebenfalls in seiner Schultasche war. Immerhin war diese bei Yuusuke sicher und er würde alles morgen wiederbekommen. Nachdem das Klingeln erklungen war, hörte man schnell wie feste Schritte zur Tür geeilt kamen. Die Tür wurde geöffnet und man konnte Watarus Vater die Erleichterung, seinen Sohn zu sehen, ansehen. Seine Freundin stand daneben, auch sie wirkte sichtlich erleichtert. „Wataru!“, meinte er und drückte ihn an sich. Dabei ignorierte er wohlweislich, dass er mit seinen Schlappen eher vor der Wohnung stand, als drinnen. Doch die Erleichterung ihn zu sehen, überwog bei weitem. „Es tut mir leid, ich wollte dir keine Sorgen machen…“, nuschelte Wataru etwas kleinlaut und erwiderte die Umarmung. „Ist in Ordnung, wir wussten ja nachher wo du warst.“, entgegnete sein Vater und entließ ihn aus seiner Umarmung. Dann sah er Tohru dankbar an: „Wir haben uns bisher noch nicht kennengelernt, nicht wahr? Mein Name ist Miyawaki Ryutarou. Vielen Dank, dass du dich um Wataru gekümmert hast und ihn sogar noch nach Hause gebracht hast. Möchtest du noch reinkommen?“ „Freut mich sie kennenzulernen, Miyawaki-san. Mein Name ist Kawauchi Tohru. Ich habe mich gerne um ihn gekümmert. Ich würde gerne noch reinkommen, aber ich sollte nach Hause, sonst regen sich meine Eltern auf.“, erwiderte Tohru freundlich und verbeugte sich. „Soll ich dich nach Hause fahren?“, wollte Sumire wissen. Sie fand, dass es das mindeste war, was sie ihm anbieten konnte. „Das ist sehr nett, aber ich komme auch gut mit der Bahn nach Hause. Trotzdem vielen Dank.“, erwiderte er. Sie nickte: „Aber pass auf dich auf.“ Dann warf sie einen Seitenblick auf Wataru, der nicht wirklich etwas von dem Gespräch mit zu kriegen schien: „Ich denke, er sollte morgen zu Hause bleiben…“ „Ich denke auch. Vielleicht könnt ihr morgen ja nach der Schule vorbeischauen?“, meinte Watarus Vater. „Natürlich!“, lächelte Tohru. Dann verabschiedete er sich und machte sich auf den Heimweg. Er hoffte nur, dass es Wataru bald besser gehen würde. „Möchtest du noch etwas essen, Wataru?“, erkundigte Sumire sich. Dieser schüttelte den Kopf: „Nein, danke. Ich werde ins Bett gehen.“ „Wenn etwas sein sollte, sag bitte bescheid! Du musst das nicht in dich hineinfressen. Wir können auch reden.“, bat ihn sein Vater. Er klang ein wenig verzweifelt. All die Jahre hatte er zusehen müssen, wie sein Sohn alles in sich herein fraß. Wie oft schon hatte er versucht, ihn zum Reden zu bewegen, doch es war meist vergebens gewesen. „Vielleicht morgen, ich bin grad einfach nur müde.“, erwiderte dieser. Trotz seines Zustandes realisierte er, dass sein Vater sich Sorgen machte. Bevor er tatsächlich in sein Zimmer ging, umarmte er zuerst seinen Vater, dann Sumire. „Gut, dann schlaf gut.“, sagte sein Vater. Überrascht, aber erleichtert über die Umarmung, die mehr als tausend Worte gesagt hatte, jedenfalls was seinen Sohn anging. Sie hatten noch nie viele Worte gebraucht um sich zu verstehen. Selbst als Wataru noch klein gewesen war, war er eher ein Papa Kind gewesen. „Ihr später auch…“, erwiderte Wataru noch, dann ging er in sein Zimmer. Dort zog er sich kurz etwas anderes an und ging zu seinem einen Regal hinüber. Dort saß sein alter Teddy, den er auf das Bett setzte. Er legte sich dazu. Von seinem Nachtisch angelte er sich seinen MP3 Player. Nachdem er ein ruhiges Lied gefunden hatte, schloss er die Augen und kuschelte sich an seinen alten Teddy. Es war das einzige Geschenk von seiner Mutter, was er noch besaß. „Manchmal glaube ich, ich habe mit Wataru alles falsch gemacht.“, seufzte sein Vater als er sich auf das Sofa im Wohnzimmer setzte. Vor ihm auf dem Tisch stand ein leeres Whiskeyglas. Er hatte einfach einen Schluck gebraucht nach dem Schock heute. Es war nicht nur der Tod seiner Exfrau, sondern auch, dass er eine ganze zeitlang nicht wusste, wo sein Sohn gewesen war. „All die Jahre über hat er alles in sich hinein gefressen und auch, dass er kaum Freunde hat, hätte mir zu denken geben sollen… es ist auch meine Schuld, dass ich ihn so kaputt gemacht habe… mit meinen ständigen neuen Freundinnen.“ „Ich denke nicht, dass du alles verkehrt gemacht hast mit ihm. Natürlich, er vertraut nicht jedem und er hat nicht viele Freunde, aber die Freundschaft zu Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki ist eine sehr gute. Und mit Tohru hat er sich für seine Verhältnisse sehr schnell angefreundet. Er muss ihm schon vertrauen, sonst wäre er nicht zu ihm gefahren.“, begann sie und legte ihm eine Hand auf das Bein. „Und ganz ehrlich, Wataru hasst dich nicht. Wenn er nur dir die Schuld daran geben würde, dann hättet ihr nicht ein so gutes Verhältnis.“ Er seufzte: „Wahrscheinlich hast du Recht. Nur manchmal fällt es mir schwer das zu glauben. Dann denke ich, ich hätte ihn zwingen sollen mit mir zu reden.“ „Ich glaube, damit hättest du ihm keinen Gefallen getan. Dann hätte er komplett dicht gemacht. Er redet nicht gerne über seine Gefühle, er braucht andere Wege um sie auszudrücken. Deshalb tut ihm die Band auch ganz gut.“, erwiderte sie. „Wahrscheinlich, ja.“, stimmte Watarus Vater zu. Er wusste, dass Sumire wieder Recht hatte, auch wenn hoffte, dass dieser trotzdem einen vernünftigen Beruf ergreifen würde. Als Tohru nach Hause kam, erwartete ihn sein Vater bereits mit verschränkten Armen im Wohnzimmer. „Wo warst du schon wieder?“ „Ich habe Wataru nach Hause gebracht. Habt ihr meinen Zettel nicht gesehen? Der lag auf dem Küchentisch.“, antwortete Tohru und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er wütend war. Er hatte doch extra einen Zettel geschrieben um genau das zu vermeiden. „Dort lag kein Zettel und wieso musstest du ihn nach Hause bringen? Leidet er immer noch so unter der Trennung von seiner Freundin?“, erwiderte sein Vater und zog eine Augenbraue hoch. Es war klar, dass er ihm die Sache vom Wochenende noch nicht verziehen hatte. „Vielleicht ist er vom Küchentisch gefallen? Ich habe jedenfalls einen geschrieben und nein es ging nicht um seine Freundin. Watarus Mutter ist gestorben und er war ziemlich durcheinander.“, erwiderte er. „Und das ist keine Lüge?“, fragte er ihn und sah ihn forschend an. „Nein, bei so etwas würde ich nie lügen!“, entgegnete Tohru nun doch etwas gereizt. Warum unterstellte sein Vater ihm eigentlich immer so etwas?! Das war früher anders gewesen. „Das will ich dir auch geraten haben. Aber in diesem Fall kannst du deinem Freund unser Beileid aussprechen. Ich denke, du verstehst, dass wir etwas misstrauisch sind. Schließlich hast du es lange genug geschafft deine kleine Affäre geheim zu halten. Wobei mir den Kreisen, die sie gezogen hat, war es alles andere als eine Kleinigkeit. Immerhin hast du es geschafft das Leben von mehreren Menschen zu zerstören.“, antwortete sein Vater. „Aber ich kann doch nichts dafür, dass Jin im Krankenhaus liegen musste! Das wollte ich nie! Es ist unfair mir das vorzuwerfen!“, gab er wütend zurück. Ein weiteres Mal fühlte er sich ungerecht behandelt. Gab es niemanden, der verstand, dass auch er ein Opfer in der ganzen Geschichte gewesen war? „Tohru! Das haben wir oft genug diskutiert! Ich will das nicht mehr hören! Geh am besten einfach auf dein Zimmer!“, herrschte sein Vater ihn an. Am nächsten Tag war Wataru ebenfalls nicht in der Schule. Vor der ersten Stunde standen Tohru, Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki vor dem Klassenzimmer im Flur. Tohru erzählte den anderen gerade wie er Wataru gestern vor ihrem Haus völlig durchnässt vorgefunden hatte. „Kein Wunder, das er so fertig gewesen ist.“, meinte Tomoyuki besorgt. „Daran wird er bestimmt noch eine Weile zu knabbern haben. Seine Mutter war ja immer schon ein schwieriges Thema für ihn. Er war nicht mal so fertig, nachdem er sich entschlossen hatte, sie nicht mehr zu sehen und zu dem Zeitpunkt hat sie ihn ja nicht einmal erkannt. Jetzt ist sie wirklich tot, nicht nur für ihn.“, stimmte Yuusuke zu. „Meint ihr, wie sollten ihn besuchen nach der Schule oder will er lieber alleine sein?“, wollte Hiroaki wissen. „Gestern war er zumindest froh Gesellschaft zu haben. Außerdem habe ich versprochen die Hausaufgaben vorbei zu bringen und er braucht seine Sachen wieder. Ich denke, er würde sich freuen, wenn wir vorbeikommen.“, antwortete Tohru. „Ich denke auch, auch wenn er es nicht unbedingt zugeben würde.“, stimmte Yuusuke zu. „Seine Mutter ist also gestorben? Kann ich mitkommen, wenn ihr ihn besucht? Ich mache mir Sorgen um ihn.“, mischte sich plötzlich Hiroshis Stimme mit in das Gespräch ein. Etwas erschrocken bemerkten sie, dass er schon eine ganze Weile dort gestanden haben musste und ihnen zu gehört hatte. Sie wechselten fragende Blicke. Sicher waren sie sich nicht, ob Wataru so begeistert davon sein würde, wenn sie seinen „festen Freund“ mitbrachten. Vor allem nicht, da er sich eigentlich trennen wollte. Allerdings sah Hiroshi nicht so aus, als wenn er sich davon abbringen ließe sie zu begleiten und seine Frage hatte auch nicht unbedingt nach einer Frage geklungen. Es war eher eine rhetorische Frage gewesen. „Aber er wird nicht sehr gut drauf sein, vielleicht schmeißt er uns auch raus. Das wissen wir nicht.“, antworte Hiroaki schließlich. Die anderen nickten bestätigend. „Das ist in Ordnung.“, antwortete dieser. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass er mit einer Ablehnung des anderen konfrontiert werden würde. Damit schien es beschlossene Sache, dass zu Wataru zu viert besuchen würden. Wie verabredet fuhren sie nach der Schule zusammen zu Watarus zu Hause. Für Hiroshi war es das erste Mal, dass er überhaupt in die Nähe kam. Er hatte nicht einmal genau gewusst, wo sein Freund wohnte. Bisher hatte Wataru es immer ganz gut zu vermeiden gewusst ihn hierher zu bringen. Eigentlich hatte er es ebenfalls immer gut zu vermeiden gewusst Informationen über sich preis zu geben. Er war doch überrascht gewesen, zu erfahren, dass Watarus Mutter Alkoholikerin gewesen war, aber machte es nun Sinn für ihn, wieso dieses Thema immer sehr schwer für ihn gewesen war. „Ihr wart alle schon mal bei Wataru, oder?“, erkundigte Hiroshi sich. „Na ja, wir kennen ihn auch schon ein paar Jahre, da hatte er genug Zeit.“, antwortete Tomoyuki. „Und mich hat er nur mitgenommen, weil ich nach unserer Feier zu betrunken war, um meinen Eltern unter die Augen zu treten.“, streckte Tohru die Wahrheit ein wenig. Er hatte gemerkt, dass Hiroshi etwas verletzt wirkte. „Es ist nicht so einfach mit ihm zusammen zu sein oder?“, wollte Yuusuke wissen. Er bekam ein Kopfschütteln als Antwort: „Nein, ist es nicht. Ich habe immer das Gefühl, ich kenne ihn nicht wirklich und erreiche ihn auch gar nicht.“ „Das macht er einem auch nicht leicht. Ich denke, jetzt wo du weißt, dass er es mit seiner Mutter nicht leicht hatte, kannst du ihn besser verstehen.“, meinte Hiroaki. „Darüber redet er auch nicht, oder?“, wollte Hiroshi wissen. „Sehr selten.“, sagte Tomoyuki. „Jeder wird im Leben verletzt, nur bei Wataru gehen diese Verletzungen sehr tief.“, fügte Yuusuke hinzu. Dann standen sie vor der Haustür. Yuusuke musste nicht mehr nach dem Namensschild suchen, er wusste, welchen Klingelknopf er drücken musste. Wenig später erklang das Summen und sie konnten den Flur betreten. Sie nahmen die Treppen, bis sie vor der Haustür standen. Dort wartete Sumire bereits. Sie war heute zu Hause geblieben um nach Wataru zu sehen. „Hallo! Schön, dass ihr gekommen seid!“, begrüßte sie die vier. Sie machte sich mit Hiroshi bekannt, während sie in die Wohnung traten. „Wie geht es Wataru?“, erkundigte Yuusuke sich. „Es geht so. Er ist immer noch fertig und hat sich eine leichte Erkältung eingefangen. Er hat lange geschlafen und sitzt jetzt im Wohnzimmer. Vorhin hat er Fernsehen geguckt. Zumindest lief der Fernseher, ich weiß ehrlich gesagt nicht wie viel er davon mitgekriegt hat. Als er baden war, hab ich zwischenzeitig schon gedacht, dass er abgesoffen ist.“, antwortete sie und konnte nicht vermeiden, dass sie etwas besorgt klang. „Das Ganze hat ihn anscheinend ziemlich aus der Bahn geworfen.“, meinte Tomoyuki nachdenklich. Er war, wie die anderen, doch überrascht, dass ihr Freund so teilnahmslos zu sein schien. „Ja, das hat es. Ich schätze, er macht sich Vorwürfe, dass er sie seit Jahre nicht mehr besucht hat und jetzt ist es zu spät.“, antwortete Sumire. Dann führte sie die vier zum Wohnzimmer und klopfte an die halb geschlossene Tür: „Wataru? Deine Freunde wollten mal sehen wie es dir geht.“ „…ok…“, kam die Antwort aus dem Wohnzimmer. Sumire öffnete die Tür kurzerhand und schickte die vier vor sich in den Raum. Sie sahen Wataru mit angezogenen Beinen auf dem Sofa sitzen. Er trug eine schlapprige Jogginghose und einen etwas älteren Pullover, der ihm leicht über die eine Schulter gerutscht war. „Hi…“, meinte er zu ihnen. Sein Blick blieb kurz auf Hiroshi hängen, doch er sagte nichts. Ihm fehlte die Kraft dazu. Er fühlte sich einfach so unglaublich taub. Sie begrüßten ihn und sprachen ihm sein Beleid aus. „Danke, das ist nett… das ihr extra vorbeikommen seid.“, erwiderte Wataru leicht zerstreut. „Setzt euch doch.“, forderte Sumire sie auf. „Ich bring euch etwas zu trinken und Kuchen. Ihr müsst ja Hunger haben nach der Schule.“ „Danke, können wir etwas helfen?“, erkundigte Tomoyuki sich. „Das ist schon ok. Aber ihr könntet ein wenig auf Wataru aufpassen, dann kann ich gleich einkaufen gehen.“, erwiderte sie lächelnd. Sie wollte ihn nicht wirklich alleine lassen. „Kein Problem, wir passen auf ihn auf.“, erklärte Yuusuke. Normalerweise hätte Wataru lautstark protestiert, dass man nicht auf ihn aufzupassen brauche. Doch heute blieb jeglicher Protest aus. Sie setzten sich. Hiroshi setzte sich neben Wataru und tätschelte ihm über den Arm. Doch auch darauf erhielt er keine Reaktion. Die anderen setzten sich auf die freien Plätze, so dass Tohru ihm gegenüber saß. „Wie fühlst du dich?“, wollte Hiroshi von Wataru wissen. „Leer… ich verstehe nicht, wieso ich sagen konnte, dass sie sich tot saufen soll… wie konnte ich nur!“, antwortete dieser. Es schwang Verachtung in seiner Stimme mit, Verachtung von sich selbst. „Aber du hast es dir ja nicht wirklich gewünscht. Du warst nur verletzt. Auch wenn sie es nicht wollte, hat sie dich immer wieder verletzt.“, erwiderte Tomoyuki behutsam. „Du warst doch meistens wütend, als du das gesagt hast. Solche Verletzungen steckt man nicht immer weg.“, fügte Yuusuke hinzu. „Irgendwo in meinem Hirn ist mir das klar, aber es ist gut versteckt.“, antwortete Wataru seufzend. „Ich weiß auch, dass ich mich nicht ewig gehen lassen kann, aber es fällt mir gerade schwer etwas dagegen zu tun. Außerdem hab ich momentan keine Kraft mich mit den Arschlöchern an der Schule rumzuschlagen, die mir ständig Ärger machen. Ich kann grad nicht mehr.“ Er spürte wie Hiroshi ihn umarmen wollte, doch er schüttelte nur leicht den Kopf. Auch das wollte er gerade nicht. Gestern bei Tohru war es anders gewesen. Er hatte sich wohlgefühlt, doch von Hiroshi fühlte er sich eher bedroht. Dieser war dabei seine persönliche Grenze zu überschreiten. Was war er nur kompliziert und verpfuscht! Wataru sah, dass er traurig aussah und flüsterte ihm ein „Entschuldigung“ zu, was dieser mit einem Lächeln quittierte. Nun kam Sumire wieder. Sie trug ein Tablett, auf dem sich etwas zu trinken und Kuchen befand. „Bedient euch. Und du Wataru, solltest auch etwas essen.“, meinte sie und maß ihn mit einem ermahnenden Blick. „Ich bin dann mal kurz unterwegs.“ Die Jungen bedankten sich höflich. Sie schätzten ihre Koch - und Backkünste sehr. „Werd ich. Langsam hab ich ein wenig Hunger.“, antwortete er. Wie zur Bestätigung knurrte sein Magen. Sumire zog eine Augenbraue hoch: „Kein Wunder, mehr als ein Toast hast du den ganzen Tag nicht gegessen. Also dann bis später.“ Damit wandte sie sich zum Gehen. „Du solltest wirklich etwas essen.“, ermahnte Hiroshi ihn besorgt. Wataru nickte schlicht und griff nach einem Stück Kuchen. Wie erwartet, tat es ihm gut, etwas in den Magen zu bekommen. Aber obwohl er Hunger gehabt hatte, hatte er nichts runter bekommen. Der Appetite hatte einfach gefehlt. „Was ist morgen mit der Bandprobe?“, wollte Wataru plötzlich wissen, woraufhin die anderen ihn erstaunt anguckten. Doch dann grinste Yuusuke ihn an. Er ahnte, dass es ihrem Freund vielleicht ganz gut tun würde, wenn er ihre Musik wie so oft als Ventil nutzen konnte: „Das hängt von dir ab. Wenn du willst, können wir uns wie immer zur Probe treffen.“ „Ich würde schon gerne versuchen zu proben. Vielleicht hilft mir das.“, antwortete Wataru. „Gut, dann probieren wir es morgen und ich denke, du hast Recht, das sollte dir gut tun. Tut es normalerweise auch.“, stimmte Tomoyuki zu, unterstützt von einem nickenden Hiroaki. „Danke. Mein Vater wollte nachher noch in die Wohnung meiner Mutter fahren, um sich einen groben Überblick davon zu machen, wie es dort aussieht, was gemacht werden muss. Das letzte Mal als ich dort war, war lagen überall Dosen, Flaschen und Verpackungen herum… ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal, ob sie noch ein Foto von mir hat. Ich meine, normale Mütter haben doch Fotos von ihren Kindern in der Wohnung…“, erklärte Wataru und seufzte. „Ich weiß nicht, ob es dich beruhigt, aber meine Eltern haben keine Fotos zu Hause rumstehen. Bei uns hängt nur Kunst.“, erwiderte Hiroaki. „Doch das beruhigt mich schon irgendwie.“, antwortete der andere. „Wenn ich mich nachher aufraffen kann, begleite ich ihn vielleicht.“ Tatsächlich schaffte Wataru es sich nachher aufzuraffen und seinen Vater zu begleiten. Dieser hatte dafür gesorgt, dass er sich ein paar dickere Sachen anzog, damit seine Erkältung nicht schlimmer wurde. „Du musst das nicht tun, das weißt du oder?“, fragte Ryutarou ihn seufzend, als er dabei war die Tür aufzuschließen. Es war nicht so, als wenn er seinen Sohn nicht dabei haben wollte, aber er machte sich Sorgen, ob es nicht zu viel für ihn war. „Ich weiß, aber ich wollte mitkommen. Vielleicht hilft mir das, ich kann ja nicht den ganzen Tag auf dem Sofa sitzen.“, antwortete er. „Paps, es tut mir leid. Dass ich gestern einfach weggerannt bin, aber ich musste weg.“ Er spürte wie sein Vater ihm die Hand auf die Schulter legte: „Das verstehe ich schon. Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht, aber nachdem Yuusuke angerufen hat, wusste ich ja, wo du bist. Gab es einen Grund wieso du zu Tohru gefahren bist? Ich hatte eigentlich gedacht, dass du bei Yuusuke, Tomoyuki oder Hiroaki bist. Ich war sehr erstaunt, als keiner von ihnen wusste wo du bist.“ „Nein, ich hab nicht mal genau mitbekommen, dass ich zu ihm gefahren bin. Ich war auf einmal da. Tohru war so nett zu mir, obwohl ich am Anfang so eklig zu ihm war.“, antwortete Wataru ehrlich. „Kann ich mir gar nicht vorstellen, dass du eklig zu jemandem bist!“, lachte sein Vater, wofür er einen Knuff erhielt. „Verarsch mich nicht.“, erwiderte er, doch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Würde mir nie einfallen.“, gab dieser zurück. Doch dann wurde er wieder ernst: „Na dann wollen wir mal sehen, wie es hier aussieht.“ Wataru lagen eine Menge Dinge auf der Zunge, doch im Gegensatz zu sonst brachte er es nicht fertig, sie auszusprechen. Hier einen fiesen Kommentar zu bringen, erschien ihm als respektlos und unangebracht. Gleich im Flur standen die ersten leeren Flaschen, gleich neben Schuhen und alten Kartons. Im Anbetracht dessen, dass der Boden dreckig war, entschieden sie sich ihre Schuhe anzubehalten. „Hast du dir schon überlegt, ob du morgen zur Schule willst?“, erkundigte sein Vater sich, während sie durch den kleinen Flur in das Wohnzimmer gingen. „Ich schätze, ich sollte gehen. Die anderen und ich wollten nachmittags auch proben.“, antwortete Wataru, nachdem er eine Weile überlegt hatte. „Du kannst jederzeit wieder nach Hause kommen, nur damit du bescheid weißt.“, meinte er dann. Beide sahen nun etwas ratlos ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch standen drei leere Sakeflaschen, mehrere Wein – und Bierflaschen. Kleidung lag überall herum, genauso wie leere Essensverpackungen. Es herrschte genauso ein Durcheinander wie das letzte Mal, als Wataru hier gewesen war. Er seufzte, eigentlich hatte er auch nichts anderes erwartet. „Hat sich nicht viel geändert, mhm?“, wollte sein Vater behutsam wissen. „Nein, nicht wirklich. Es sah im Prinzip genauso aus, als ich das letzte Mal hier war.“, bekam er als Antwort. Wataru schluckte und konnte nicht verhindern, dass seine Unterlippe leicht zitterte. Es kam auf einmal alles wieder hoch, seine Besuche hier, wie er sich jedes Mal geärgert hatte, dass er gekommen war und wie er so oft gesagt hatte, dass sie sich endlich tot saufen sollte, damit alles ein Ende hatte. Jetzt hatte es ein Ende und es gefiel ihm nicht. „Hey.“, sagte Ryutarou und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es ist okay. Ich weiß, es war nie leicht für dich. Vielleicht hätte ich besser für dich da sein sollen, aber lass mich wenigstens jetzt für dich da sein. Ich weiß, dass ich es dir auch nicht leicht gemacht mit meinen ganzen Freundinnen. Aber du musst dir wirklich klar machen, dass es nicht deine Schuld war, dass sie zu viel getrunken hat. Und nur weil du vielleicht mal im Zorn gesagt hast, dass sie sich ruhig tot saufen solle, heißt das nicht, dass du es wirklich wolltest. Wenn man wütend ist, sagt man Dinge, die man nicht so meint und du hattest allen Grund wütend zu sein.“ Bevor er antwortete drückte Wataru sich ein wenig näher an seinen Vater heran, er brauchte gerade etwas mehr Zuwendung. Sein Vater verstand und legte einen Arm um ihn. „Ich weiß, aber ich schäme mich trotzdem dafür. Du brauchst dir auch keine Vorwürfe zu machen, es war schon ok so auf zu wachsen. Vielleicht hätte ich mir manchmal eine Mutter gewünscht, aber letztendlich habe ich doch einen sehr guten Vater.“, meinte er dann. „Was hältst du davon, wenn wir am Wochenende mal wieder zum Fußball gehen, nur wir beide?“, schlug dieser dann vor. Vielleicht hätten andere es als unpassend empfunden diese Frage hier und jetzt zu stellen, doch er wusste, dass er damit die Situation etwas entspannen konnte. Außerdem war es wirklich mal wieder an der Zeit, dass sie gemeinsam etwas unternahmen. Bis er mehr mit der Arbeit zu bekommen hatte und Wataru sich sehr in seiner Band engagiert hatte, waren sie regelmäßig zusammen ins Fußballstadion gegangen. Das hatten sie schon gemacht, seit Wataru klein gewesen war. „Gute Idee.“, stimmte er zu. Eine Weile schwiegen sie, doch dann einigten sie sich darauf weiter zu machen. Während sein Vater sich den Rest der Wohnung ansehen würde, hatte er Wataru gebeten, einmal in den Schränken im Wohnzimmer nach zusehen, ob er auf den ersten Blick wichtige Dokumente entdeckte. Etwas zögerlich ging Wataru auf den großen Schrank zu und öffnete dann die größeren Fächer, die mit kleinen Schranktürchen verschlossen waren. Er verzog das Gesicht, als er einen ganzen Vorrat an vollen Billigweinflaschen fand. Im oberen Fach stapelten sich noch abgegriffene Zeitschriften und ein paar DVDs. Also blieben ihm nur noch die Schubladen darunter, das eine Regal und die Schubladen vom Fernsehtisch. Er wusste nicht genau wieso, aber etwas zog ihn zum Fernsehtisch. Er ging in die Knie und öffnete dann die oberste Schublade. Dort fiel sein Blick auf ein Buch mit blauem Einband. Erstaunt erkannte er die beiden Kanjis darauf. Sie bedeuteten Tagebuch. Seine Mutter hatte Tagebuch geschrieben? Einen Moment lang überlegte er, ob es richtig war, reinzugucken, doch dann siegte seine Neugierde. Natürlich hatte er Angst vor dem, was dort drinnen stehen konnte, doch andererseits war es eine Chance zu erfahren, was sie wirklich gedacht hatte. Er schlug es auf und fand gleich vorne ein altes Fotos, das seinen Vater, seine Mutter und ihn selbst als kleines Kind zeigte. Älter als ein Jahr konnte er dort nicht gewesen sein. Doch sie sahen tatsächlich aus wie eine glückliche kleine Familie. Dann schlug er die erste Seite auf und begann zu lesen. In der leicht krakeligen Schrift seiner Mutter stand dort ein erster Eintrag: >Eigentlich will ich kein Tagebuch schreiben, aber die Therapeutin verlangt es. Ehrlich gesagt weiß ich nicht wie lange ich das überhaupt durchhalte, das Schreiben und die Therapie. Dabei ist das erst der erste Tag ohne Alkohol, aber es ist jetzt schon so schwer…< Damit endete die erste Seite. Datiert war der Eintrag auf einen Montag im April vor rund vier Jahren. Er wollte gerade umblättern, da betrat sein Vater das Wohnzimmer erneut. „Hast du was gefunden?“, erkundigte er sich. Ein klein wenig fühlte Wataru sich ertappt: „Ja, ihr Tagebuch.“ Sein Vater kam zu ihm hin und sah ihm über die Schulter. Sein Blick fiel auf das Foto in den Händen seines Sohnes. Dieser bemerkte es und reichte ihm sowohl Foto als auch Tagebuch. „Das Foto ist aber alt. Ich glaube, das war kurz nach deinem ersten Geburtstag.“, überlegte er laut. Dann ließ er die Seiten des Tagebuches durch seine Finger gleiten und gab es Wataru zurück, ohne reingeguckt zu haben. „Ich denke, du solltest es mitnehmen. Vielleicht hilft dir das.“ „Du meinst, es ist in Ordnung wenn ich es lese? Ich hab zwar schon reingeguckt, aber ein wenig komisch fühlt sich das schon an.“, wollte Wataru wissen. „Ja, ich denke schon. Ich verstehe, dass du es komisch findest, aber letztendlich hast du ein Recht zu erfahren, was sie wirklich gedacht hat, finde ich.“, antwortete sein Vater. „Ich denke, wir sollten wieder nach Hause fahren. Um das Chaos hier zu beseitigen, brauchen wir etwas mehr Zeit.“ Als Antwort nickte er bloß. Abends lag Wataru in seinem Bett und hatte statt seines normalen Buches, was er gerade las, das Tagebuch seiner Mutter in der Hand. Schnell und mit leicht klopfenden Herzen hatte er die zweite Seite aufgeschlagen. Der Eintrag dort war auf selben Tag datiert, wie der zuvor und ein wenig länger. >Es ist so viel einfacher einen grauen Tag mit Alkohol zu überstehen. Ich fühle mich scheiße und habe keine Ahnung, wie es helfen soll, alle Gedanken in so ein kleines blödes Buch zu schreiben. Wenn ich Wataru nicht versprochen hätte, nüchtern zu bleiben, würde ich schon längst wieder etwas trinken. Aber ich glaube, er hat es verdient, dass ich es versuche. Er ist immer so unglücklich, wenn er mich besuchen kommt. Ich wundere mich sowieso, dass er noch vorbei kommt… ich habe ihm schließlich wenig Anlass dazu gegeben. Schon als er noch klein war nicht. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich ihn einmal beinahe geschlagen hätte. Wenn ich jetzt daran zurück denke, schäme ich mich dafür. Er war noch so klein, vielleicht 5 Jahre alt und hatte meine Flasche Wein versteckt, weil ich immer so komisch werde, wenn ich davon etwas getrunken habe. Obwohl er Recht hatte, habe ich ihn angeschrien und wenn er sich nicht im Badezimmer eingeschlossen hätte, hätte ich ihn garantiert geschlagen. Warum hat mich das so wütend gemacht?< Er konnte nicht verhindern, dass ihm erste Tränen in die Augen stiegen. Es waren nicht viele Worte, aber es reichte. Es war das, was er die ganze Zeit über hatte wissen wollen. Also hatte er ihr doch etwas bedeutet und sie hatte ihr Versprechen sogar ernst gemeint. Am Anfang jedenfalls. Er nahm an, dass er im Verlauf des Buches erfahren würde, wie schwer es wirklich für sie gewesen war, doch für das Erste reichte es ihm. Es reichte ihm zu wissen, dass er ihr zumindest nicht egal gewesen war. Natürlich erinnerte er sich auch daran, als er ihre Flasche Wein versteckt hatte. Sie war wirklich sehr wütend darüber gewesen und er hatte nicht gewusst was er tun sollte. Schließlich war er ins Badezimmer gerannt und hatte sich dort eingeschlossen. Sie hatte gegen die Tür gehämmert, aber er hatte sich nicht getraut aufzuschließen. Erst als sein Vater dagewesen war, hatte er aufgemacht. Als er ihm in die Arme gefallen war, hatte er wieder angefangen zu weinen und sich bis zum nächsten Tag geweigert mit seiner Mutter zu reden. Er hatte Angst vor ihr gehabt. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Tataaaa~ auch hier geht es mal weiter! Eigentlich hatte ich das Kapitel schon länger fertig, aber ich kam nicht wirklich zum Hochladen. Warum auch immer... jetzt ist es ja da! ^^ Hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Nur so nebenbei hat dieses Mal keinen 12012 Liedtitel... XD Ich fand der jetztige passt ganz gut ^^ Und ja ich arbeite dran Tohrus Geheimnis auch mal endlich auf zu decken XD So nicht, aber ein wenig müsst ihr leider noch warten! *lach* lg Miya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)