How about truth von Mrs_Miyawaki ================================================================================ Kapitel 6: Closet Garden ------------------------ How about thruth 6 ~ Closet Garden ~ Nach einem mehr als reichhaltigen Frühstück saßen die beiden in Watarus Zimmer. Es war recht geräumig und führte sogar auf einen kleinen Balkon, auf dem ein paar T-shirts, ein Fußballtrikot, sowie Teile seiner Schuluniform auf der Leine hingen. An den Wänden hingen Poster von verschiedenen Bands, die Tohru eigentlich auch alle mochte. Sonst war das Zimmer recht schlicht eingerichtet. Kleiderschrank, Bett, ein großes Bücherregal (in dem jedoch hauptsächlich Mangas und CDs standen) und ein Schreibtisch, auf dem ein Fernseher und eine Playstation standen. Vor dem Bücherregal stand eine Gitarre. Im Regal konnte Tohru ein Heft mit Klaviernoten entdecken. „Du kannst Klavier spielen?“, wollte er erstaunt wissen. Er fühlte sich ein wenig merkwürdig, denn ihm war klar, dass das hier eine sehr private Angelegenheit war. Das eigene Zimmer war immer etwas sehr privates und wenn sein Freund ihn hier herein ließ, dann schien er ihn endlich richtig akzeptiert haben. Dies wiederum war etwas was ihn freute. Langsam schienen sie wirklich Freunde zu werden. „Ja, ich musste früher zum Unterricht. Die erste Freundin von meinem Vater, nachdem er sich hat scheiden lassen, wollte es gerne so. Heute spiele ich nur noch selten.“, antwortete Wataru. „Aber Tomoyuki nimmt noch Unterricht.“, fügte er hinzu. „Wow, ich würde euch beide gerne mal spielen hören. Ich kann nur noch ein wenig Gitarre und Bass spielen. Aber das sind dann so Standardsachen, wie Smoke on the water und wer kann das nicht spielen?“, antwortete Tohru, doch beeindruckt. „Von meinen Fähigkeiten brauchst du nicht beeindruckt zu sein. Ich bin nicht sehr gut, das meiste, was ich kann, sind auch Standardsachen, aber ich weiß nicht, ob ich mit Smoke on the water dienen kann.“, erwiderte dieser grinsend. „Was? Jetzt bin ich enttäuscht!“, gab Tohru gespielt schmollend zurück. Er bekam einen freundschaftlichen Knuff mit dem Ellenbogen in die Seite. „Das tut mir natürlich schrecklich leid!“, meinte Wataru dann sarkastisch. „Setz dich einfach aufs Bett.“, forderte er Tohru dann auf. Dieser kam der Aufforderung nach. „Sumire-san ist wirklich nett. Meine Eltern hätten ein totales Theater veranstaltet und mir etwas gehustet, von wegen jetzt will ich auch noch was zu Essen…“, meinte er dann. „Ja, ich mag sie auch sehr gerne. Sie ist viel netter als die letzte Freundin meines Vaters. Die meinte doch echt, dass ich noch eine Mutter brauche. Sumire lässt mich in Ruhe, wenn ich will und sie versucht zum Glück nicht mir eine Mutter zu ersetzen.“, antwortete Wataru etwas nachdenklich. Er schien sich an verschiedene Dinge zu erinnern, die in der Vergangenheit vorgefallen waren. „Papa?“, meldete sich Wataru zu Wort. Er war gerade aus der Schule gekommen und war etwas verwirrt nur seinen Vater zu Hause vorzufinden. Normalerweise war dieser um diese Zeit noch bei der Arbeit und seine Lebensgefährtin war zu Hause. Sie kochte ihm normalerweise etwas wenn er aus der Schule kam, doch heute lag nur eine Bentobox und ein Brief auf dem Tisch, an dem sein Vater saß. „Wo ist Mama?“ Es hatte eine Weile gedauert, doch dann hatte er angefangen die Lebensgefährtin seines Vaters so anzureden. „Sie ist gegangen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es besser für uns alle so ist.“, antwortete dieser seinem 8 jährigen Sohn. „Warum?“, wollte dieser schlicht wissen. Er verstand einfach nicht, was sein Vater ihm damit sagen wollte. Wieso war sie gegangen? Wie konnte es besser für sie alle sein, wenn sie ging? „Kanako und ich, wir lieben uns einfach nicht mehr. Wir haben uns auseinander gelebt, Wataru. Ich weiß, dass muss ein ziemlicher Schock für dich sein, aber sie hat dir noch etwas dagelassen.“, versuchte sein Vater zu erklären, obwohl ihm klar war, dass er sich nicht geschickt dabei anstellte. Er zeigte auf die Bentobox und den Brief. „Hatte dein Vater viele Freundinnen nach deiner Mutter?“, fragte Tohru. Vorsichtig streckte er die Hand aus und legte sie, als kein Protest kam, auf dessen Bein. „Wenige waren es nicht gerade. Nachdem er sich von meiner Mutter hat scheiden lassen, waren wir ein halbes Jahr alleine, dann zog seine Freundin ein. Ich mochte sie wirklich gerne und sie wurde auch so etwas wie ein Mutterersatz für mich, bis mein Vater sich nach vier Jahren von ihr getrennt hat. Das kam für mich schon überraschend, weil sie sich selten gestritten haben, nicht so wie meine Eltern vorher…“, erklärte dieser nachdem er eine Weile überlegt hatte. Er wusste nicht wieso er es dem anderen erzählte, aber es hatte gerade das Bedürfnis danach. Vielleicht lag es an Tohrus Geste mit der Hand… auf eine seltsame Weise fühlte er sich damit einfach wohl. Dieser begann plötzlich zu verstehen, wieso es seinem Freund wahrscheinlich so schwer fiel anderen zu vertrauen und weshalb er sehr misstrauisch war. Wenn er ehrlich war, konnte er es ihm nicht wirklich verdenken. Sanft strich er ihm über den Oberschenkel, sagte aber nichts weiter. Aber das war auch nicht nötig. Im Gegenteil Wataru war ihm eher dankbar, dass er nichts darauf erwiderte, sondern sich seinen Teil dachte. „Ich sollte mir kurz etwas anderes anziehen.“, meinte Wataru dann und machte Anstalten auf zu stehen. Sie hatten den Besuch bei Tohrus Eltern noch vor sich und er wollte keine Klamotten anhaben, die nach Rauch und Alkohol stanken. „Soll ich dir etwas zum Umziehen leihen? Und meinst du deine Eltern sind sehr wütend auf dich, wenn wir bei dir vorbeisehen?“ „Nein, das geht schon mit der Kleidung. Ich denke, wenn du da bist, werden sie nicht wütend. Ich hoffe, dass sie dann ein wenig Zeit haben, um sich zu beruhigen, bevor ich mit ihnen alleine bin.“, antwortete Tohru. Er zog seine Hand zurück, damit Wataru aufstehen konnte. Dieser ging hinüber zu seinem Kleiderschrank und suchte sich eine schwarze Jeans und ein schlichtes Shirt heraus. Ohne irgendwelche Bedenken zog er sich vor den Augen seines Freundes um. Tohru hatte ihn sowieso schon nackt gesehen, was sollte er da noch zu verbergen haben? Dieser musste sich in Gedanken eingestehen, dass er diesen Anblick mochte. Im Hotel hatte er nicht so den Blick dafür gehabt, doch jetzt versuchte er so viel wie möglich sehen zu können. Dann wurde ihm klar, was er dort gerade tat und erschreckte sich ein wenig vor sich selber. Was tat er da? Er konnte es schlecht gleich kaputt machen, nicht wo Wataru und er gerade dabei waren Freunde zu werden… schnell wechselte er die Blickrichtung. Doch seine Angst war umsonst gewesen, Wataru hatte gar nichts davon mitbekommen. „So, sollen wir los?“, wollte er dann grinsend wissen, nachdem er sich umgezogen hatte. „Wow, ihr wohnt in einem Haus?!“, stellte Wataru doch beeindruckt fest, als sie vor dem Haus von Tohrus Familie standen. Es war bis auf die Fenster, eher im westlichen Stil gebaut und hatte sogar einen Garten. „Öhm… ja. Aber wir sind auch eine große Familie. Ich habe vier ältere und eine jüngere Schwester…“, erklärte dieser. „Noch mal wow!“, grinste der andere. Als Einzelkind konnte er sich nicht wirklich vorstellen, wie es war, mit so vielen Schwestern unter einem Dach zu leben. Er stellte es sich nicht unbedingt immer einfach vor, aber letztendlich angenehmer als alleine zu sein. Vielleicht hätte er dann kein so großes Problem gehabt, anderen zu vertrauen. Tohru führte ihn zum Hintereingang und fischte nun seinen Schüssel aus der Tasche. Dann schloss er auf und ließ Wataru in den hinteren, kleinen Flur eintreten. Er folgte ihm und schloss die Tür wieder. Beide zogen ihre Schuhe aus und Tohru reichte ihm ein paar Pantoffeln aus einem kleinen Regal, die dieser überzog. Es waren schlichte schwarze. Tohru hatte seine eigenen, schwarze mit Totenköpfen darauf, die seine Eltern verabscheuten. Doch er liebte sie und weigerte sich, sich nicht zu tragen. Der größte Teil der Pantoffeln in dem Regal gehörte eindeutig Frauen. Sie waren rosa, pink und hatte Blümchen und andere Muster. „Na dann willkommen in der Höhle des Löwen.“, meinte Tohru und führte in die Wohnung. „Ich bin wieder da!“, rief er und wartete auf eine Antwort. Plötzlich waren Schritte zu hören. Als erstes kam ein kleines, vielleicht 6 jähriges Mädchen angelaufen. Sie hatte einen Pferdeschwanz und trug ein schlichtes blaues Kleid. Sie sprang Tohru beinahe in die Arme und schien sich wirklich zu freuen, dass er wieder da war. „Nichan!“, entfuhr es ihr glücklich. „Hey, Mami-chan. Ich war doch nur eine Nacht weg.“, meinte er sanft und strich ihr durch das Haar. „Wer ist das?“, wollte sie dann wissen, als sie Wataru entdeckt hatte. Sie wirkte ein wenig misstrauisch, als wenn er eine Bedrohung für ihren Bruder sein könnte. „Das ist Wataru, ein Freund aus der Schule.“, erklärte dieser ihr. Bevor sie weiterreden konnten, kamen Tohrus Eltern in den Flur. Sie wirkten immer noch ein wenig aufgebracht, doch als sie sahen, dass ihr Sohn nicht alleine war, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck ein wenig. Gerade bei Tohrus Vater war dieses Verhalten zu beobachten. „Darf ich euch meinen Freund Miyawaki Wataru vorstellen?“, meinte Tohru dann. „Es freut mich sie kennenzulernen.“, sagte dieser und verbeugte sich höflich, sehr darauf bemüht einen guten Eindruck zu hinterlassen. Wenn er ehrlich war, plagte ihn ein wenig das schlechte Gewissen, denn ohne ihn wäre Tohru wohl nicht in diese Situation geraten. „Es freut uns auch.“, erwiderte Tohrus Vater, wobei er ihn aber eingehend musterte. Seine Frau hingegen schien ein wenig erleichterter zu sein: „Es ist schön, dass Tohru so schnell Freunde gefunden hat. Und Tohru, ruf bitte nächstes Mal an, wenn du länger wegbleibst, in Ordnung? Wir haben uns wirklich große Sorgen gemacht.“ „Es tut mir wirklich leid. Es ist meine Schuld gewesen. Wenn es mir nicht so schlecht gegangen wäre, dann wäre das nicht passiert.“, nahm Wataru ihn noch einmal in Schutz. Wieder verbeugte er sich. Normalerweise hasste er das, aber für ihn war es richtig Tohru zu helfen. „Es ist ja nichts passiert, nur versucht das nächste Mal daran zu denken, dass wir uns Sorgen machen.“, meinte Tohrus Mutter, bevor ihr Mann irgendetwas sagen konnte. Sie wollte nicht, dass er ihren Sohn vor seinem neuen Freund bloß stellte und eine Szene machte. „Wir gehen dann in mein Zimmer, ok?“, wollte er wissen. „Ja, macht das.“, sagte sie und entließ sie damit offiziell. Tohru führte Wataru zu der Treppe, die nach oben führte. Von dort aus führte er ihn durch den langen Flur, bis ganz ans Ende. Die Zimmertür auf der rechten Seite führte eindeutig in sein Zimmer. Während bei den anderen Zimmer eher weibliche Dinge an die Tür geklebt waren, wie Tiere, Blumen oder Hello Kitty (Wataru nahm an, dass das Zimmer von Tohrus jüngster Schwester war), sah diese Tür eher aus wie seine. Auch das Innere sah eher aus wie sein Zimmer. Er erkannte ein paar Poster wieder, die auch bei ihm an der Wand hingen. Sonst war das Zimmer ähnlich wie sein eigenes eingerichtet. Sie schienen beide nicht für großartigen Schnickschnack zu sein. „Setzt dich.“, meinte er und deutete auf das Bett. Wataru setzte sich. „Das ging doch ganz glimpflich ab.“, meinte er dann. „Ja, aber ich glaube mein Vater wird sich nachher noch mal mit mir unterhalten. Na ja, das war der Abend mit euch auf jeden Fall wert.“, erwiderte Tohru. „Das bringst du auch hinter dich! Aber sag mal, wie alt ist deine kleinste Schwester?“, wollte er wissen. „Mami-chan ist sechs Jahre alt. Aber sie ist adoptiert. Ihre richtigen Eltern hatten einen Autounfall, deshalb hängt sie auch sehr an einem.“, erklärte sein Freund ihm. „Oh, das tut mir leid. Sie scheint dich wirklich zu mögen.“, erwiderte Wataru. „Ja, das tut sie. Im Gegensatz zu meiner zweitältesten Schwester ist sie mir auch nicht böse, wegen des Umzuges. Sie würdigt mich kaum noch eines Blickes…“, seufzte Tohru und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen, der ein ächzendes Geräusch von sich gab. Er dachte nicht gerne daran, dass sich ihr Verhältnis seitdem wirklich verschlechtert hatte. Sie sprachen kaum noch miteinander und er hatte es inzwischen aufgegeben, mit ihr zu reden. Ihm blieb nur zu hoffen, dass sie ihm irgendwann verzeihen würde. „Oh je, ist sie sauer weil sie ihre Freunde zurücklassen musste?“, er beugte sich ein wenig zu Tohru hin, der im praktisch gegenüber saß und legte ihm sanft die rechte Hand auf das Knie. „Es tut mir leid, dass euer Verhältnis schlechter geworden ist. Ich hoffe, dass sie dir wieder verzeiht.“, fügte er dann hinzu. Sein Tonfall machte klar, dass er es ehrlich meinte. Er sah seinem Freund deutlich an, dass es ihm zu schaffen machte und er konnte sich gut vorstellen, dass es hart war, wenn jemand, den man eigentlich liebte, einen so gut wie ignorierte. Auf eine gewisse Weise kannte er dieses Gefühl auch. Gleichzeitig war er doch neugierig, was genau vorgefallen war. Es musste wirklich etwas Schlimmes gewesen sein, jedoch konnte er sich nicht vorstellen, dass Tohru so etwas mit Absicht tat. Doch er wusste, dass er es jetzt noch nicht erfahren würde, was geschehen war. Genauso wenig wie er ihm jetzt schon die ganze Wahrheit über seine Familie erzählen würde. „Ja genau, ganz besonders ihren ersten Freund…“, antwortete Tohru. Er seufzte: „Danke, Wataru.“ „Dafür sind Freunde da, oder?“, meinte dieser. „Sind sie.“, stimmte er zu, war aber überrascht, da Wataru sie zum ersten Mal als Freunde bezeichnete. Darüber freute er sich sehr. Spätestens jetzt war ihm klar, dass das Eis zwischen ihnen gebrochen war. Jetzt brauchte es nur noch mehr Zeit um ihre Freundschaftsanfänge zu verstärken. Natürlich hatte Tohru Recht behalten und sein Vater ließ ihn nicht einfach so davon kommen. Nach dem Abendessen bestellte er ihn zu sich in sein kleines Arbeitszimmer. Von seiner ältesten Schwester hatte er noch einen mitleidigen Blick zugeworfen bekommen. Sie war selber häufiger mit ihrem Vater aneinander geraten, weil sie unerlaubt abends zu lange unterwegs gewesen war. Mit klopfenden Herzen betrat Tohru schließlich das Arbeitszimmer seines Vaters. Dieser maß ihn mit einem strengen Blick und bedeutete ihm sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch zu setzen. „Tohru, ich hoffe du weißt, dass du uns wirklich große Sorgen bereitet hast!“, begann er. Dieser schaute betroffen zu Boden: „Ja, das weiß ich und es tut mir wirklich leid. Aber ich hatte gestern während der Party mein Handy aus und dann ging es Wataru nicht so gut. Ich hab einfach vergessen es wieder einzuschalten und dann sind wir bei ihm eingeschlafen. Seine Eltern dachten, dass ihr bescheid wisst…“, spann er die Geschichte, die sein Freund angefangen hatte, weiter. Alles andere hätte auch nur den Verdacht seines Vaters geweckt. „Das weiß ich ja nun. Ich möchte nur nicht, dass so etwas noch einmal vorkommt! Du solltest dir nicht zu viel erlauben, junger Mann! Nicht nachdem, was du dieser Familie bereits angetan hast. Denn wenn das noch einmal vorkommt, muss ich wohl davon ausgehen, dass deine neuen Freunde keinen guten Einfluss auf dich haben.“, kam die drohende Antwort. „Ich weiß… aber meine neuen Freunde sind nicht schlecht…“, brachte Tohru hervor. Er fühlte sich schlecht… immer wurde ihm sein Fehler unter die Nase gerieben. Langsam fing er selber an zu glauben, dass es nur seine Schuld gewesen war… Nachdem Wataru wieder zu Hause war, schnappte er sich das Telefon und rief Yuusuke an. „Na du alte Schnapsleiche, doch nach Hause gefunden?!“, wollte dieser lachend wissen. „Ja, mit Tohru im Schlepptau. War nicht leicht, aber nachdem Sumire mir per Handy den Weg erklärt hat, war es ok.“, erwiderte Wataru im frotzelnden Tonfall. „Eh?! Mit Tohru im Schlepptau?!“, harkte Yuusuke erstaunt nach. Er dachte wirklich, dass er sich eben verhört hatte. „Hast schon richtig gehört. Wir haben uns doch in einem love hotel eingecheckt und seine Eltern waren nicht wirklich begeistert davon, dass sie nicht wussten, wo er über Nacht war. Also hab ich für ihn gelogen, na ja und bevor wir zu ihm gefahren sind, waren wir halt bei mir. Frühstücken und Aspirin abholen…“, führte er weiter aus. Für einen Moment herrschte Stille am anderen Ende, doch dann räusperte sein Freund sich. „Du hast Tohru tatsächlich in dein Zimmer gelassen?“, wollte er sich noch einmal vergewissern. „Ja, ist das jetzt auch nicht richtig? Ich sollte doch nett zu ihm sein…“, wollte Wataru etwas verwirrt wissen. Yuusuke klang so ungläubig. „Nein, nein!“, beeilte dieser sich zu sagen. „Im Gegenteil! Ich bin sehr stolz auf dich! Bis du mich eingeladen hast, hat das ein viertel Jahr gedauert. Siehst du, Tohru ist gar nicht so übel, oder?“ „Weißt du was, Miyawaki? Deine Mutter ist eine alte versoffene Schlampe!“, meinte Watarus Mitschüler mit einem hämischen Grinsen und drängte ihn stärker gegen die kalte Wand des Schulgebäudes. Er und einige andere hatten ihn nach dem Unterricht abgefangen, als keiner zu sehen gewesen war. Normalerweise hatte Wataru keine Angst, doch er wusste, dass er gegen die Gruppe kaum ankommen würde. Wenn er Pech hatte, würde er ordentlich etwas einstecken müssen. Und er würde Pech haben, also konnte er sich genauso gut wehren, so gut er konnte. „Komm schon, Miyawaki, sag es! Sag uns, dass deine Mutter eine alte versoffene Schlampe ist!“, fuhr sein Mitschüler fort. Vor Vorfreude johlten die anderen drei, die dabei waren. „Einen Teufel werde ich tun!“, gab Wataru zurück. Dafür kassierte er einen ersten Schlag in den Magen. Er gab einen dumpfen Laut von sich, bemüht sich den Schmerz nicht allzu offensichtlich anmerken zu lassen. „Wie wäre es damit, dass du beichtest, dass du auch eine versoffene Schlampe bist?! Na los Miyawaki! Das kannst du doch sagen, oder? So dumm bist du doch nicht?“, fuhr er fort, immer noch im gleichen hämischen Tonfall. Statt einer Antwort schlug Wataru zu. Er traf den Anführer der Gruppe hart auf die Nase. Dieser fluchte, seine Nase blutete. „Du verdammter Wichser!“, brüllte ein anderer und stürzte sich auf Wataru. Dieser schlug mit dem Hinterkopf gegen die Wand und konnte dem kommenden Schlag nicht ausweichen. Die Faust traf ihn so hart an der Lippe, dass diese aufplatzte. Wataru konnte sein eigenes Blut schmecken. Der eiserne Geschmack war unverkennbar. Er machte sich schon darauf gefasst einen weiteren Schlag einzustecken, da hörte er eine vertraute Stimme. „Was seid ihr nur für ein feiger Haufen! Alleine würdet ihr euch das nicht trauen.“, stellte Yuusuke fest und packte den Jungen, der Wataru gerade geschlagen hatte, an der Schulter. „Und es ist keine Kunst jemanden zu verprügeln, wenn man eindeutig in der Überzahl ist.“, fügte eine andere Stimme hinzu. Überrascht sah Wataru auf. Er kannte auch diese Stimme, nur hatte er nicht damit gerechnet, sie hier zu hören. Neben seinem guten Freund sah er zwei große, schlanke Jungen stehen. Es waren Tomoyuki und Hiroaki, die Yuusuke ihm vor ein paar Wochen vorgestellt hatte. Natürlich war er nicht besonders begeistert davon gewesen, doch Yuusuke war überzeugt davon, dass sich eine Freundschaft mit ihnen lohnen würde. „Aber wie ich sehe, hat Wataru auch ausgeteilt.“, bemerkte Tomoyuki nun mit einem Seitenblick auf den Anführer. „Und warum kommt ihr dem Arschloch hier zur Hilfe? Saufkumpanen?!“, höhnte dieser nun. Trotz seiner blutenden Nase hatte er sich soweit wieder gefangen, dass er wieder eine große Klappe riskieren konnte. „Nenn es wie du willst, aber Freunde helfen sich.“, stellte Hiroaki mit kalter Stimme klar. Er fand das Verhalten der anderen einfach unmöglich. „Freunde?! Das ich nicht lache! Wie kann man denn mit so etwas asozialem befreundet sein?! Er ist doch nicht mehr als ein Stück Dreck!“, gab der Anführer zurück. Dann machte er Anstalten Tomoyuki zu schlagen, doch dieser konnte ausweichen. Obwohl er nicht getroffen hatte, war dies praktisch das Startzeichen für die Prügelei. Bevor das Ganze jedoch ausarten konnte, konnte sie ein Lehrer auseinander bringen. Nachdem die Schulkrankenschwester sich um sie gekümmert hatte, saßen sie alle vor dem Direktorenbüro. Sie hatten alle mehr oder minder schlimme Verletzungen davon getragen. Das meiste waren Verletzungen wie blutige Nasen oder Lippen und diverse Kratzer. Zuerst bat der Direktor die Initiatoren des Ganzen in sein Büro, sodass Wataru, Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki nun alleine vor dem Büro saßen. „Warum habt ihr mir geholfen?“, wollte Wataru schließlich wissen. Er verstand nicht genau, wieso die beiden ihm zur Hilfe gekommen waren. Dadurch dass er vorher schon etwas abbekommen hatte, hatte es ihn am Schlimmsten erwischt. Sein Kopf schmerzte immer noch von der Kollision mit der Steinwand. „Erstens weil wir Freunde sind, jedenfalls versuchen wir dir welche zu sein… und zweitens weil die anderen feige Arschlöcher sind.“, antwortete Hiroaki. Tomoyuki, neben ihm, nickte zustimmend. Wataru musterte beide. Er konnte nichts finden, was darauf schließen ließ, dass sie es nicht ernst meinten. Und wer ließ sich schon auf eine Prügelei ein, wenn er es nicht ernst meinte?! Als er nun in die beiden malträtierten Gesichter blickte und die beiden ihn anlächelten, überkam ihn ein schlechtes Gewissen. Es war für alle klar, dass er ihnen nicht vertraute und trotzdem hatten sie sich für ihn eingesetzt, betrachteten ihn sogar als Freund. „Es tut mir leid…“, meinte er dann. Er meinte es wirklich ernst. „Ich schätze, ich habe euch Unrecht getan.“ Wataru verdrängte die Erinnerung und konzentrierte sich stattdessen wieder auf sein Gespräch mit Yuusuke. Er konnte sich wirklich noch gut an den Moment erinnern, in dem er angefangen hatte Hiroaki und Tomoyuki zu vertrauen. „Nein, du hast recht gehabt. Tohru ist gar nicht so übel. Um ehrlich zu sein, mag ich ihn sogar.“ „Das freut mich wirklich zu hören.“, erwiderte Yuusuke. Auch bei Tohru klingelte das Handy nach dem Essen. Er nahm ab, als er Tomoyukis Nummer erkannte. „Hi! Wie geht’s?“, wollte Tohru wissen. „Gut und dir? Noch gut nach Hause gekommen?“, erwiderte der andere. „Ja, wobei ich mich nicht wirklich daran erinnere. Bin heute Morgen neben Wataru im Lovehotel aufgewacht, das war schon ein Schock!“, lachte Tohru. Inzwischen kam ihm die Erinnerung an ihr Erwachen heute Morgen ziemlich schräg und lustig vor. Er hörte ein Lachen am anderen Ende: „Das glaub ich dir gerne! Wir haben uns noch Sorgen gemacht, aber dann kam von Wataru eine SMS, dass ihr jetzt schlafen geht und wir dachten, dass ist alles in Ordnung.“ „Und ihr seid auch gut nach Hause gekommen?“, wollte Tohru dann wissen. „Ja, Hiro und ich haben Yuusuke noch nach Hause begleitet und dann sind wir zu ihm gefahren. Soll dich auch schön von ihm grüßen, er sitzt neben mir.“, antwortete Tomoyuki. Im Hintergrund war Hiroakis Stimme zu hören, der Tohru grüßte. „Grüß zurück. Wataru hat mich heute mit zu sich nach Hause genommen.“, meinte er dann und konnte nicht verhindern, dass ihm anzuhören war, dass er sich darüber sehr gefreut hatte. Am anderen Ende pfiff Tomoyuki leise durch die Zähne: „Nicht schlecht! Wir haben dir doch gesagt, dass er nur ein wenig Zeit braucht.“ Dann lachte er: „Hiro und ich mussten uns erst für ihn prügeln, bevor er dran gedacht hat uns zu vertrauen“ „Echt?“, fragte Tohru etwas ungläubig. Andererseits sprachen sie über Wataru, was es nicht mehr ganz so abwegig erschienen ließ. „Ja, das war wirklich so. Yuusuke hat uns zwar miteinander bekannt gemacht, aber Wataru war das mehr als unangenehm. Damals hatte ihn eine Gruppe Mitschüler wegen seiner Mutter geärgert, sie wollten ihn einfach provozieren, so dass er die Prügelei anfängt. Bevor sie ihn dann aber verprügelt haben, konnten wir ihm helfen.“, führte Tomoyuki aus. „Also hat er sich damals noch etwas aus seiner Mutter gemacht?“, erkundigte sich der Jüngere. „Hat er dir erzählt, dass er seine Mutter schon ein paar Jahre lang nicht mehr gesehen hat?“, kam die Gegenfrage. Tomoyuki nahm an, dass es klar war, dass es nicht das Misstrauen war, dass aus ihm sprach, sondern, dass er nicht einfach etwas preisgeben wollte, was Wataru noch nicht getan hatte. „Ja, aber nicht genau wieso. Ich hatte nur deshalb den Eindruck, dass er sich nicht mehr viel aus ihr macht und war deshalb überrascht.“, antwortete er. „Er gibt sich auch Mühe, dass es so aussieht. Aber glaub mir, tief in seinem Herzen, macht er sich immer noch Sorgen um sie. Dass er so lange keinen Kontakt mehr mit ihr hatte und dass er versucht sich einzureden, dass sie ihm egal ist, ist reiner Selbstschutz. Ich hoffe, du verstehst, dass ich dir leider nicht genau erzählen kann, was los ist. Aber wenn er dir das schon anvertraut hat, ist es ein gutes Zeichen.“, erläuterte Tomoyuki. „Schon klar, das versteh ich. Ich würde das auch nicht einfach erzählen. Aber ich habe sowieso den Eindruck, dass Wataru sich mehr Sorgen um andere macht, als er zugibt.“, entgegnete Tohru. „Richtig!“, lachte sein Freund am anderen Ende. Er war froh, dass dieser Wataru durchschauen konnte. Am nächsten Tag in der Schule hatten alle fünf gemeinsam Japanisch Unterricht. Wataru langweilte sich allem Anschein nach schrecklich, wie Tohru feststellte, denn er sah die ganze Zeit aus dem Fenster. Dort klatschten dicke Regentropfen gegen die Scheibe. Tohru hätte eine Menge dafür gegeben, wenn er gewusst hätte, was jetzt im Kopf des anderen vorging. Doch das würde er wohl nicht erfahren. Dafür hatte er gestern eine Menge über ihn erfahren. Er hatte mit den anderen kurz darüber geredet, dass er gestern bei ihm gewesen war, als Wataru noch nicht zum Unterricht aufgetaucht was. Alle drei waren sehr erstaunt, aber auch erleichtert gewesen. Plötzlich klopfte es an der Tür zu ihrem Klassenraum und die Sekretärin kam herein. „Entschuldigen sie vielmals die Störung Sensei, aber es handelt sich um einen Notfall. Miyawaki-san sollte mit mir ins Lehrerzimmer kommen.“, erklärte sie und verbeugte sich. Als er seinen Namen hörte, sah Wataru auf. Er war verwirrt, wieso sollte er ins Lehrerzimmer kommen? Er hatte doch nichts angestellt. „Miyawaki-kun, damit entlasse ich sie erstmal aus dem Unterricht.“, meinte seine Lehrerin. Etwas zögerlich, da er immer noch verwirrt war, stand Wataru auf und folgte der Sekretärin aus dem Klassenraum. Er merkte wie das neugierige Getuschel losging, schließlich war es nicht normal, dass man mitten aus dem Unterricht geholt wurde. Seine Freunde warfen ihm einen fragenden Blick zu, den er auf die selber Weise erwiderte. Er hatte keine Ahnung, was hier los war. Als sie auf dem Flur waren, wandte sich die Sekretärin an ihn: „Es tut mir leid, dass wir dich aus dem Unterricht holen müssen, aber dein Vater hat angerufen. Er sagte es sei sehr wichtig und dass du ins Krankenhaus kommen sollst.“ „Ist… ist ihm etwas passiert?“, erkundigte er sich besorgt. „Nein, er sagte, es ginge um deine Mutter. Mehr kann ich dir nicht sagen. Aber er klang, als wenn es sehr dringend war.“, erwiderte sie. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hier nun mal wieder ein neues How about thruth Kapitel! Hoffe es gefällt euch! Vielen Dank für die Favos und Kommis, gilt das gleich wie beim letzten Mal... guter Geschmack ne?! ^.~ lg Miya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)